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(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

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unter ihnen Erich Ollenhauer und Rainer Barzel. 504 Wichtig ist an dieser Stelle <strong>der</strong> Umstand, dass<br />

es die Hauptabteilung IX/11 in ihrer Vorgangs- bzw. Personenkartei vermerkte, wenn eine Person<br />

bereits bei einer an<strong>der</strong>en <strong>MfS</strong>-Diensteinheit erfasst war. 505 Bei 153 Abgeordneten ist in <strong>der</strong><br />

Vorgangskartei (Personenkartei) <strong>der</strong> <strong>MfS</strong>-Hauptabteilung IX/11 festgehalten, dass sie für die<br />

HV A erfasst waren, aber ihre Namen fehlen heute in <strong>der</strong> „Rosenholz“-Kartei. Somit dokumentiert<br />

sich hier eine Überlieferungslücke. In den 153 Fällen hatte die Hauptabteilung IX/11 zumeist<br />

nur die zuständige HVA-Abteilung und die Nummer des vorgangsführenden HVA-Mitarbeiters<br />

in ihrer Kartei eingetragen, nicht aber die Registriernummer. Man kann diese 153 Abgeordneten<br />

deshalb nicht dem jeweiligen Aktenvorgang zuordnen, in dem sie damals erfasst waren. Man<br />

kann nur grundsätzlich feststellen, dass diese 153 Abgeordneten bei <strong>der</strong> HV A erfasst waren.<br />

Wahrscheinlich waren die meisten von ihnen in Objekt- und Sicherungsvorgängen <strong>der</strong> HV A<br />

registriert und wurden nach dem Ende ihrer politischen Laufbahn aus dem jeweiligen Vorgang<br />

gestrichen. Aber es kann im Einzelfall auch an<strong>der</strong>e Gründe für diese Überlieferungslücken gegeben<br />

haben.<br />

In den nachfolgenden Abschnitten wird nun ausführlicher auf die verschiedenen Vorgangsarten<br />

eingegangen.<br />

504 Die <strong>MfS</strong>-Hauptabteilung IX schuf 1965 ein Referat zur „Verfolgung von NS-Verbrechen“, das zunächst<br />

als Referat 10 gebildet wurde und ab 1968 als Referat 11 firmierte. Vgl. Wiedmann: Die Diensteinheiten<br />

des <strong>MfS</strong>, 2012, S. 301. Siehe auch Leide, Henry: NS-Verbrecher und Staatssicherheit. Die geheime Vergangenheitspolitik<br />

<strong>der</strong> <strong>DDR</strong>. Göttingen 2005, S. 156–162. – Auf den Karteikarten F 16/F 16a mehrerer<br />

Abgeordneter (beispielsweise Rainer Barzel (CDU), Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg<br />

(CSU), Elfriede Jaeger (fraktionslos, für die DRP), Liesel Kipp-Kaule (SPD), Harald Koch (SPD), Ernst Majonica<br />

(CDU), Friedhelm Missmahl (SPD), Erich Ollenhauer (SPD) und Rolf Schwedler (SPD)) verzeichnete<br />

das <strong>MfS</strong>, dass sie jeweils für mehrere Wochen das Lager Wilton Park durchlaufen hätten. Über den<br />

SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Ollenhauer vermerkte das <strong>MfS</strong> auf dessen Karteikarte F 16:<br />

„War an <strong>der</strong> Agentenschule Wiltonpark als Berater eingesetzt, kam im Frühjahr 1946 nach Deutschland<br />

zurück.“ Dieser Vermerk drückt das extreme Misstrauen und die Fehleinschätzung des <strong>MfS</strong> gegenüber<br />

dieser Einrichtung aus. Tatsächlich verdankte das in England gelegene Lager Wilton Park seine<br />

Entstehung maßgeblich dem SPD-Politiker Waldemar von Knoeringen, <strong>der</strong> während des Kriegs im<br />

englischen Exil lebte und sich gleich nach Kriegsende für die Einrichtung dieser „Kriegsgefangenen-<br />

Universität“ einsetzte. Knoeringen gewann aus dem Kreis <strong>der</strong> linken Sozialdemokraten im Exil einige<br />

Dozenten. Ab Ende 1945 absolvierten jeweils rund 300 Hörer die sechs- bis achtwöchigen Kurse, ab<br />

1947 auch Zivilisten aus Deutschland, darunter auch Frauen. Wilton Park entsprach auch den Umerziehungsideen<br />

<strong>der</strong> britischen Militäradministration. Ausführlich hierzu Mehringer, Hartmut: Waldemar<br />

von Knoeringen. Eine politische Biographie. Der Weg vom revolutionären Sozialismus zur sozialen<br />

Demokratie. München u. a. 1989, S. 251–259 u. 461 (darin Anm. 117). Knoeringen gehörte dem<br />

<strong>Bundestag</strong> von 1949 bis zum 3.4.1951 an, um dann in die bayerische Landespolitik zu wechseln.<br />

505 Zur Vorgangs- bzw. Personenkartei <strong>der</strong> <strong>MfS</strong>-Hauptabteilung IX/11 siehe Anm. 1087; siehe auch Leide:<br />

NS-Verbrecher, 2005, S. 160 f. Exemplarisch ist auf S. 168 die Karteikarte zu Herbert Wehner aus <strong>der</strong><br />

Vorgangskartei abgebildet.<br />

167

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