10.10.2013 Aufrufe

(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2. „Rosenholz“: <strong>Bundestag</strong>sabgeordnete in <strong>der</strong> zentralen Kartei <strong>der</strong> <strong>MfS</strong>-<br />

Auslandsspionage<br />

Für die Fragestellung des vorliegenden Gutachtens kommt den sogenannten Rosenholz-<br />

Unterlagen eine wesentliche Bedeutung zu.<br />

Bevor die Inhalte dieser Unterlagen beschrieben und analysiert werden, soll zunächst erläutert<br />

werden, worum es sich bei den „Rosenholz“-Unterlagen handelt.<br />

2.1. Zur Struktur <strong>der</strong> „Rosenholz“-Unterlagen<br />

Unter dem Begriff „Rosenholz“-Unterlagen werden drei verschiedene Karteien <strong>der</strong> HV A zusammengefasst:<br />

Die Personenkartei F 16, die Vorgangskartei F 22 sowie Statistikbögen. 487<br />

Auf <strong>der</strong> Karteikarte F 16 wurden Grunddaten (Name, Anschrift, Geburtsdatum, Beruf, Arbeitsstelle)<br />

einer Personen eingetragen, ferner Angaben über die fe<strong>der</strong>führende Diensteinheit des <strong>MfS</strong>,<br />

den zuständigen Mitarbeiter (<strong>MfS</strong>-Offizier, <strong>der</strong> die Akte führte), das Datum, an dem die Kartei<br />

angelegt wurde, sowie manchmal eine Archivnummer und – rechts oben auf <strong>der</strong> Karteikarte –<br />

die Registrier- o<strong>der</strong> Vorgangsnummer. Dem BStU liegen rund 290 000 solcher Karteikarten F 16<br />

<strong>der</strong> HV A vor. Der Grund für die Registrierung wurde auf <strong>der</strong> Karteikarte F 16 nicht angegeben.<br />

So kann man einer Karteikarte F 16 nicht entnehmen, ob sie beispielsweise zu einem IM, zu einer<br />

Person aus seinem Umfeld o<strong>der</strong> zu einer überwachten Person angelegt wurde. Häufig tragen<br />

mehrere Karteikarten F 16 die gleiche Registriernummer. Sie gehören dann alle zu ein und demselben<br />

Vorgang, über den die Karteikarte F 22 nähere Auskunft gibt.<br />

Die Karteikarte(n) F 16 und die dazugehörige Karteikarte F 22 (mit dem Grund <strong>der</strong> Erfassung)<br />

tragen dieselbe Registriernummer. Auf <strong>der</strong> Karteikarte F 22, von <strong>der</strong> rund 57 000 Stück vorliegen,<br />

sind nähere Angaben zu dem jeweiligen Vorgang enthalten. Insbeson<strong>der</strong>e ist dort vermerkt, um<br />

welche Art von Vorgang es sich handelt, etwa um einen IM-Vorgang, um einen Objektvorgang<br />

o<strong>der</strong> um eine Operative Personenkontrolle (OPK). Auf den Karteikarten F 22 wurden keine Klarnamen<br />

o<strong>der</strong> persönliche Daten eingetragen. Nur über die Registriernummer lässt sich die Verbindung<br />

zu den entsprechenden Karteikarten F 16 herstellen. Sofern die Registriernummer auf<br />

<strong>der</strong> Karteikarte F 16 auf einen IM-Vorgang <strong>der</strong> Kartei F 22 verweist, bedeutet das im Prinzip, dass<br />

die HV A zu <strong>der</strong> entsprechenden Person eine IM-Akte führte. Wenn jedoch mehrere Personen<br />

unter <strong>der</strong>selben Registriernummer auf Karteikarten F 16 erfasst sind, war meistens nur eine von<br />

ihnen als IM tätig, die übrigen wurden hingegen als Umfeld-Personen des IM erfasst. Ein Problem<br />

– neben an<strong>der</strong>en – besteht dann regelmäßig darin herauszufinden, wer <strong>der</strong> IM und wer nur<br />

eine Person seines Umfeldes war.<br />

Auf den Karteikarten F 22 sind die Namen <strong>der</strong> Führungsoffiziere (vorgangsführende Mitarbeiter)<br />

eingetragen. Ebenso ist dort nachgewiesen, wie viele Aktenbände (Personal- und Arbeitsakten)<br />

zu dem Vorgang angelegt wurden. Die Anzahl <strong>der</strong> Arbeitsakten (Berichtsakten) ist in <strong>der</strong><br />

Regel ein Hinweis darauf, wie viel Informationen in dem Vorgang zusammengetragen worden<br />

sind. Innerhalb des elektronischen Datenbanksystems <strong>der</strong> HV A, <strong>der</strong> „SIRA“-Datenbank, entspricht<br />

die SIRA-Teildatenbank 21 <strong>der</strong> Vorgangskartei F 22, das heißt, die SIRA-Teildatenbank 21<br />

enthält im Wesentlichen die gleichen Daten wie die Karteikarten F 22. 488<br />

487 Die nachfolgende Beschreibung von F 16, F 22 und Statistikbögen ist entsprechenden BStU-<br />

Darstellungen entnommen, etwa dem Flyer „Die Rosenholz-Dateien“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Internetseite des BStU<br />

http://www.bstu.bund.de/DE/Wissen/Aktenfunde/Rosenholz/rosenholz_node.html (Stand: 23.11.2011).<br />

Vertiefend siehe die in Anm. 489 und 490 angeführten Veröffentlichungen zu Rosenholz.<br />

488 Markante Unterschiede bestehen darin, dass in <strong>der</strong> SIRA-Teildatenbank 21 nur selten die Anzahl <strong>der</strong><br />

angelegten Aktenbände nachgewiesen ist. Auf den Karteikarten F 22 fehlt hingegen häufig <strong>der</strong> Deckname<br />

des jeweiligen Vorgangs.<br />

162

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!