10.10.2013 Aufrufe

(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nur aus dem sogenannten Ausgangsmaterial hervor, in diesem Falle einer zehn Seiten umfassenden,<br />

wörtlichen Abhörmitschrift <strong>der</strong> <strong>MfS</strong>-Hauptabteilung III, die im Archiv des BStU ebenfalls<br />

vorliegt. 356 Aus Gründen des Schutzes <strong>der</strong> Persönlichkeitsrechte können die Abhörprotokolle für<br />

zeitgeschichtliche Forschungen nur sehr eingeschränkt verwendet werden. Es ist deshalb kaum<br />

möglich, die Dimension <strong>der</strong> Telefonüberwachung zu ermessen. 357<br />

Die Abteilung VII <strong>der</strong> HV A, die die eintreffenden Informationen auszuwerten hatte und auch die<br />

Daten in die SIRA-Teildatenbank 12 eingab, schätzte die Abhörinformationen (Quelle „Friedrich“)<br />

als wichtig ein, sah aber auch die Notwendigkeit, diese Informationen durch Berichte aus<br />

an<strong>der</strong>en Quellen zu ergänzen. In einer Stellungnahme <strong>der</strong> HVA-Abteilung VII vom 10. Februar<br />

1988 hieß es hierzu:<br />

106<br />

„Die Informationen <strong>der</strong> Quelle ‚Friedrich’ haben für die Auswertungsarbeit einen wichtigen<br />

Stellenwert. Sie werden aufgrund ihrer Authentizität in relativ hoher Zahl in Informationen,<br />

Einschätzungen, Übersichtsmeldungen, Biografien sowie an<strong>der</strong>en Formen <strong>der</strong> Auswertungstätigkeit<br />

mitverwandt. Sie ergänzen und bestätigen vorliegende Informationen. [...] Als alleinige<br />

Grundlage für Einzelinformationen o<strong>der</strong> Meldungen sind die Informationen <strong>der</strong> Quelle<br />

‚Friedrich’ wenig geeignet, da sie vielfach nur fragmentarische Angaben enthalten und ihre<br />

Aussagen erst in Verbindung mit an<strong>der</strong>en Informationen verwertbar sind.“ 358<br />

Entgegen dieser Stellungnahme kam es dennoch vereinzelt vor, dass die HV A alleine aufgrund<br />

von abgehörten Telefongesprächen Informationsberichte verfasste und diese an die Staats- o<strong>der</strong><br />

Parteiführung schickte. 359<br />

In die SIRA-Datenbank wurden Informationen aus <strong>der</strong> Telefonüberwachung erst seit 1978<br />

eingegeben.<br />

1.2.8.4. Informationen von Geheimdiensten verbündeter Län<strong>der</strong><br />

Am Ende <strong>der</strong> folgenden Tabelle ist dokumentiert, wie viele Informationen mit Bezug zum Deutschen<br />

<strong>Bundestag</strong> die HV A von ihren Verbündeten erhielt. We<strong>der</strong> quantitativ noch qualitativ<br />

fallen diese Informationen sehr ins Gewicht. Sie wirken zufällig ausgewählt, und in den meisten<br />

Fällen ist anzunehmen, dass sie für das <strong>MfS</strong> keinen großen Neuigkeitswert besaßen. Häufig handelten<br />

die Berichte von Wahlkampfstrategien <strong>der</strong> im <strong>Bundestag</strong> vertretenen Parteien o<strong>der</strong><br />

übermittelten allgemeine Einschätzungen zur Lage innerhalb einer Partei o<strong>der</strong> Fraktion. Am<br />

interessantesten scheinen die Informationen <strong>der</strong> tschechoslowakischen Kollegen gewesen zu<br />

sein. Sie informierten die HV A am 14.4.1982 über „Pläne <strong>der</strong> FDP, den Koalitionspartner nach<br />

den Wahlen 1984 zu wechseln“, was die HV A mit <strong>der</strong> Note 2 bewertete. 360 Mit <strong>der</strong> seltenen Note<br />

1 schätzte die HV A einen Bericht aus Prag vom Mai 1980 ein, in dem es um eine Reise von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des <strong>Bundestag</strong>s-Unterausschusses für Abrüstung und Rüstungskontrolle nach Wien<br />

ging. 361 Ein Organisations- und Geschäftsverteilungsplan <strong>der</strong> SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktion mit 37<br />

Blatt Umfang vom Januar 1986 hatte für die HV A zwar nur durchschnittlichen Wert (Note 3), er<br />

356 BStU, <strong>MfS</strong>, HA III, 10099, Bl. 213–226.<br />

357 Zu den datenschutzrechtlichen Aspekten siehe unten, S. 289.<br />

358 [HV A, Abt. VII:] Informationseinschätzung HA III (Quelle „Friedrich“), 10.2.1988; BStU, <strong>MfS</strong>, HA III<br />

11674, Bl. 4. Zu den <strong>MfS</strong>-internen Regelungen, wie die Informationen aus <strong>der</strong> Funkaufklärung ausgewertet<br />

werden sollten, siehe auch Schmidt: Hauptabteilung III, 2010, S. 101–104.<br />

359 In <strong>der</strong> SIRA-Teildatenbank 12 sind 3 Informationsberichte (Ausgangsinformationen) mit unmittelbarem<br />

<strong>Bundestag</strong>sbezug nachweisbar, die die HV A ausschließlich auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Telefonüberwachung<br />

erstellte und an die Staats- o<strong>der</strong> Parteiführung schickte. BStU, <strong>MfS</strong>, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12,<br />

SA8472407 v. 18.6.1984 (über Äußerungen eines SPD-MdB über seinen Aufenthalt in <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> im Juni<br />

1984), SA8480114 v. 1.8.1984 (zu Überlegungen, Wehrdienstverweigerern den Zugang nach Westberlin<br />

zu erschweren), SA8672819 v. 8.12.1986 (zu „Auswirkungen <strong>der</strong> Diskussion um das Newsweek-<br />

Interview Kohls auf den <strong>Bundestag</strong>swahlkampf“). Empfänger dieser Berichte war jeweils das <strong>DDR</strong>-<br />

Außenministerium, in einem Fall auch <strong>der</strong> KGB.<br />

360 BStU, <strong>MfS</strong>, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SE8203852.<br />

361 Siehe oben, Anm. 113.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!