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Österreich Sport Nr. 4/2011 - BSO

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kOMMEnTaR<br />

sport kritisch<br />

von Josef „Joe“ Metzger<br />

Lange genug mussten (spitzen-)sportler mit dem Vorurteil leben, das hirn<br />

in den Wadeln zu haben, also brutal formuliert: sport-trotteln zu sein, deren<br />

horizont bei Bällen, toren, Metern und sekunden endet. Akademiker<br />

oder selfmade-erfolgsmenschen unter ihnen galten bis in die 60er-Jahre als Ausnahmen,<br />

die diese regel nur bestätigten. Welch trugschluss einer falsch informierten<br />

oder ebenso determinierten Gesellschaft, die ob sport(lern) und üblem<br />

schweiß(geruch) die Nase rümpften. Mens sana in corpore sano? soziales wie<br />

kulturelles establishment tat so, als hätte es nie etwas vom klassischen prinzip<br />

(der römer) gehört, es sei denn, man stellte sich mit siegern in die erste<br />

reihe oder Auslage. Gottlob gehen inzwischen die Uhren längst anders, auch<br />

wenn´s ewiggestrige mitunter noch immer nicht wahrhaben wollen. inzwischen<br />

wimmelt´s nur so vor Magistern, Doktoren und anderen Akademikern im heimischen<br />

sport, ja sogar hochschulrektoren wie Walter schleger, Gott hab ihn selig,<br />

oder WU-Granden wie ex-rapidler roland Gareis, hat er hierzulande hervorgebracht.<br />

Nicht nur Koryphäen wie schleger, Allround-Kicker (WM-Dritter 1954)<br />

und Veterinär-Wissenschaftler, wie Fußball- und stadion-Architekt Gerhard hanappi,<br />

wie Adler-Geburtshelfer Baldur preiml und dessen Vorzugsschüler Karl<br />

schnabl (primarius in Klagenfurt) und toni innauer oder Wassersportler wie Gerold<br />

holzer (Kraulmeister, Uni-professor orthopädie) und Markus rogan stehen<br />

als beispielhafte Beweise für die trendwende, was sozialen stellenwert von sport<br />

und sportler betrifft. Mittlerweile hat sich auch die Wissenschaft dieses themas<br />

angenommen, um mit den Mitteln und Möglichkeiten von heute den klassischen<br />

Mens-sana-in-corpore-sano-spruch zu überprüfen. Und was glauben sie, kam<br />

bei diesem test heraus, den eine schwedische Gruppe an Jungsoldaten vor gut<br />

zwei Jahrzehnten bei der Musterung vorgenommen und später mehrfach kontrolliert<br />

hatte? erraten! All jene, die damals die besten körperlichen Ausdauerwerte<br />

verzeichnet hatten, verzeichneten Jahre später nicht nur die höheren iQ-Werte,<br />

sondern machten dank ihrer intellektuellen Fähigkeiten auch die besten Karrieren!<br />

Damit wurde erstmals wissenschaftlich die these erhärtet, dass Bewegung nicht<br />

nur den Körper in Schwung hält, sondern auch den Geist erst richtig fit für die<br />

wachsenden herausforderungen macht. Womit wir bei einem weiteren thema<br />

sind, das niemand leugnen oder wegdiskutieren kann. Das Anforderungsprofil<br />

im heutigen spitzensport ist durch die enorme Dichte nicht nur unvergleichlich<br />

diffiziler als ehedem, es verlangt vom Training bis zum Wettkampf sowohl größere<br />

Anpassungs- und Aufnahmefähigkeit, aber auch einfühlungs- und Umsetzungsvermögen.<br />

Andersrum gesagt hat die durch viel Geld und high-tech im<br />

spiel geradezu galoppierende, dramatische entwicklung in den letzten 20 Jahren<br />

auch alles auf den Kopf gestellt, was einstellung und einschätzung von sport wie<br />

sportlern betrifft. heutzutage sind mehr oder wenige begnadete instinktsportler<br />

nur noch die Ausnahme von der regel, dass es guter bis bester intellektueller<br />

Voraussetzungen bedarf, um bestehen oder gar gewinnen zu können. Und niemand<br />

kann mehr den sport samt protagonisten für dumm verkaufen.<br />

16 <strong>Österreich</strong> sport

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