Magazin als pdf lesen. - Books.ch
Magazin als pdf lesen. - Books.ch
Magazin als pdf lesen. - Books.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
50 | kOlumne books nr. 1/2013<br />
S<strong>ch</strong>weizer Autorinnen und<br />
Autoren erzählen in «<strong>Books</strong>»,<br />
warum sie s<strong>ch</strong>reiben.<br />
Heute: Thomas Meyer<br />
I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe, weil i<strong>ch</strong> muss. Damit meine<br />
i<strong>ch</strong> keine selbstauferlegte Pfli<strong>ch</strong>t, sondern<br />
eine der Seele, die leidet, wenn i<strong>ch</strong> dieser<br />
Aufgabe ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>gehe, und die jubiliert,<br />
wenn i<strong>ch</strong> sie erfülle. Es gibt ni<strong>ch</strong>ts, was i<strong>ch</strong><br />
lieber ma<strong>ch</strong>e, <strong>als</strong> zu s<strong>ch</strong>reiben, und i<strong>ch</strong><br />
wäre bereit, alles dafür zu geben. Bloss<br />
mein Sohn ist mir no<strong>ch</strong> lieber <strong>als</strong> das<br />
S<strong>ch</strong>reiben.<br />
Diese Radikalität ist sehr angenehm, denn<br />
sie befreit mi<strong>ch</strong> von diversen Fragen. Beispielsweise<br />
von jener, was no<strong>ch</strong> aus mir<br />
werden soll. Darüber muss i<strong>ch</strong> mir s<strong>ch</strong>on<br />
lang keine Gedanken mehr ma<strong>ch</strong>en. Wie<br />
au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t darüber, wie i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> mit den<br />
unsägli<strong>ch</strong>en Launen arrangieren soll, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Leute jeden Tag in die Büros dieser<br />
Stadt hineintragen. Denn i<strong>ch</strong> arbeite seit<br />
se<strong>ch</strong>s Jahren selbstständig und damit ausserhalb<br />
jegli<strong>ch</strong>er energetis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ussdistanz.<br />
I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe aber ni<strong>ch</strong>t, um meine Ruhe zu<br />
haben. Die Ruhe ist bloss ein s<strong>ch</strong>öner Nebeneffekt<br />
des S<strong>ch</strong>reibens, das in meinem<br />
Empfinden keine Reaktion sein kann auf<br />
die Unzulängli<strong>ch</strong>keit der Welt und der<br />
Mens<strong>ch</strong>en, obs<strong>ch</strong>on diese <strong>als</strong> Thema wiederum<br />
bestens taugt. S<strong>ch</strong>reiben ist au<strong>ch</strong><br />
keine Ents<strong>ch</strong>eidung, die man rational trifft.<br />
Vielmehr ist es ganz einfa<strong>ch</strong> und wie s<strong>ch</strong>on<br />
gesagt ein Auftrag, den einem das Innerste<br />
erteilt. Viellei<strong>ch</strong>t ist das Wort Berufung so<br />
gemeint: Man wird innerli<strong>ch</strong> zu einer Tätigkeit<br />
berufen.<br />
Dieser Ruf ist anfangs no<strong>ch</strong> leise und undeutli<strong>ch</strong>,<br />
ein seltenes Flüstern bloss. Wohl<br />
habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> immer für Spra<strong>ch</strong>en interessiert,<br />
aber ein Interesse ist no<strong>ch</strong> keine Berufung.<br />
Erst mit etwa 20 Jahren, wenn es<br />
um eine Berufswahl geht, meldet si<strong>ch</strong> die<br />
Seele ernsthaft zu Wort und empört si<strong>ch</strong>,<br />
wenn der junge Mens<strong>ch</strong> sie etwa an die<br />
Universität s<strong>ch</strong>leppt: Was soll das, was<br />
ma<strong>ch</strong>st du hier, was willst du da, ruft die<br />
Seele dann, do<strong>ch</strong> weil der junge Mens<strong>ch</strong><br />
keine Alternative hat zur juristis<strong>ch</strong>en Laufbahn,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für Angewandte<br />
Psy<strong>ch</strong>ologie na<strong>ch</strong> einem teuren<br />
Prüfverfahren <strong>als</strong> den idealen Weg empfohlen<br />
hat, trägt er die Seele eben weiterhin<br />
in die entspre<strong>ch</strong>enden Vorlesungen, wo<br />
sie empört herumnörgelt.<br />
Dieses Nörgeln, das nur erklingt, wenn<br />
man etwas tut, das ni<strong>ch</strong>t zu einem passt,<br />
muss man ernst nehmen. Die Klänge, die<br />
in einem entstehen, sollten stets freudige,<br />
helle und lei<strong>ch</strong>te sein, ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>were und<br />
finstere. Ob es nun um die Wahl eines Berufs<br />
oder eines Partners oder au<strong>ch</strong> nur<br />
s<strong>ch</strong>on um die eines Restaurants geht:<br />
Wenn die Seele na<strong>ch</strong>her s<strong>ch</strong>impft, hat man<br />
danebengegriffen und sollte weitergehen.<br />
Es wird Leute geben, die ein Verhalten, das<br />
si<strong>ch</strong> allein na<strong>ch</strong> dem Klang der Seele ri<strong>ch</strong>tet,<br />
für launis<strong>ch</strong> und unstet halten, und sie<br />
haben re<strong>ch</strong>t. Do<strong>ch</strong> wer die Arbeit finden<br />
will, die für ihn vorgesehen ist, muss dem<br />
Ruf der Seele, eben der Berufung zuhören.<br />
Und das hat nun einmal zur Folge, dass<br />
man immer wieder weitergeht – bis man<br />
dort gelandet ist, wo man hingehört. An<br />
einem Ort, der keine Alternativen mehr offerieren<br />
kann. In einem Wort: am Ziel.<br />
Darum s<strong>ch</strong>reibe i<strong>ch</strong>. Weil i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
anders kann. Und das ist gut so.<br />
Do<strong>ch</strong> wie alle Berufungen, die diesen Namen<br />
verdienen, ist au<strong>ch</strong> diese umfassend.<br />
I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe immer. Wenn i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gerade<br />
etwas in den Computer tippe, denke i<strong>ch</strong> an<br />
Sätzen und Themen herum. Liege i<strong>ch</strong> am<br />
Strand, überlege i<strong>ch</strong>, wie i<strong>ch</strong> den Sand bes<strong>ch</strong>reiben<br />
würde; wandere i<strong>ch</strong> in den Bergen,<br />
sind diese das Objekt zahlrei<strong>ch</strong>er<br />
spontaner Formulierungen.<br />
Es wird Leute geben, die sagen, dass man<br />
mit einem sol<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t zusammen<br />
sein könne, weil er bereits verheiratet<br />
sei, und zwar mit seiner Arbeit. Au<strong>ch</strong> sie<br />
haben re<strong>ch</strong>t. Die Liebe gilt zuerst dem<br />
S<strong>ch</strong>reiben und erst dann einer Frau. Der<br />
Autor findet si<strong>ch</strong> irgendwann damit ab.<br />
Aber erklären Sie das mal einer Frau.<br />
thoMas Meyer<br />
Thomas Meyer, 1974 in Züri<strong>ch</strong> geboren,<br />
arbeitet seit 2006 selbstständig <strong>als</strong> Autor<br />
und Texter. Zuvor war er in Redaktionen<br />
und Werbeagenturen tätig. 2012 ers<strong>ch</strong>ien<br />
sein Debütroman, der für den S<strong>ch</strong>weizer<br />
Bu<strong>ch</strong>preis 2012 nominiert wurde:<br />
wolkenbru<strong>ch</strong>s wunderli<strong>ch</strong>e reise in<br />
die arme einer s<strong>ch</strong>ickse<br />
261 seiten<br />
CHF 35.90<br />
salis<br />
UNSERE BUCHHANDLUNGEN<br />
ZÜRICH<br />
KRAMHOF<br />
Füsslistrasse 4, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00<br />
AM BELLEVUE<br />
Theaterstrasse 8, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00<br />
THE BOOKSHOP<br />
Bahnhofstrasse 70, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
MO – FR: 09.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 18.00<br />
FLUGHAFEN<br />
Airport Center, 8060 Züri<strong>ch</strong>-Flughafen<br />
MO – SO: 08.00 – 21.00<br />
ZÜRICH HAUPTBAHNHOF<br />
Shopville, Halle Landesmuseum, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
MO – FR: 07.00 – 21.00 | SA : 08.00 – 21.00<br />
SO: 09.00 – 20.00<br />
BAHNHOF STADELHOFEN<br />
Stadelhoferstrasse 8, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
MO – FR: 08.00 – 20.00 | SA: 09.00 – 19.00<br />
SO: 10.00 – 18.00<br />
ORELL FÜSSLI IM FRANZ CARL WEBER<br />
Bahnhofstrasse 62, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
MO – MI: 09.00 – 18.30 | DO / FR: 09.00 – 20.00<br />
SA: 09.00 – 18.00<br />
WINTERTHUR<br />
MARKTGASSE<br />
Marktgasse 3, 8400 Winterthur<br />
MO – MI / FR: 09.00 – 18.30 | DO: 09.00 – 21.00<br />
SA: 09.00 – 17.00<br />
ROSENBERG<br />
Einkaufszentrum Rosenberg<br />
S<strong>ch</strong>affhauserstrasse 152<br />
8400 Winterthur<br />
MO – FR: 08.30 – 20.00 | SA: 08.00 – 18.00<br />
7MIO. ARTIKEL<br />
JETZT ONLINE<br />
VERFÜGBAR<br />
ST.GALLEN<br />
RÖSSLITOR BÜCHER<br />
Multergasse 1– 3, 9001 St.Gallen<br />
MO – MI / FR: 09.00 – 18.30 | DO: 09.00 – 21.00<br />
SA: 09.00 – 17.00<br />
BAHNHOF ST.GALLEN<br />
Poststrasse 28, 9000 St.Gallen<br />
MO – FR: 08.00 – 21.00 | SA / SO : 10.00 – 20.00<br />
FRAUENFELD<br />
PASSAGE<br />
Einkaufszentrum Passage<br />
Bahnhofstrasse 70 / 72, 8500 Frauenfeld<br />
MO – DO: 08.00 – 19.00 | FR: 08.00 – 20.00<br />
SA: 08.00 – 17.00<br />
BERN<br />
WESTSIDE<br />
Einkaufszentrum Westside<br />
Gilberte-de-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern<br />
MO – DO: 09.00 – 20.00 | FR: 09.00 – 22.00<br />
SA: 08.00 – 17.00<br />
BASEL<br />
BAHNHOF SBB<br />
Passerelle, Güterstrasse 115, 4053 Basel<br />
MO – FR: 07.00 – 21.00 | SA : 08.00 – 21.00<br />
SO: 09.00 – 20.00<br />
KUNDENSERVICECENTER<br />
Telefon: 0848 849 848<br />
Fax: 044 455 56 20<br />
E-Mail: orders@books.<strong>ch</strong><br />
Orell Füssli Bu<strong>ch</strong>handlungs AG<br />
Kundenservicecenter<br />
Dietzingerstrasse 3, Postfa<strong>ch</strong><br />
8036 Züri<strong>ch</strong>