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4 | nOtIzen books nr. 1/2013<br />

Notizen<br />

marius leutenegger<br />

2009 stellte der bulgaris<strong>ch</strong>e Grafiker Yanko Tsvetkov eine satiris<strong>ch</strong>e Karte auf<br />

seine Website. Sie zeigte ein Europa der Vorurteile – Russland wurde darauf<br />

zum Beispiel mit «Paranoides Öl-Imperium» bes<strong>ch</strong>riftet, die EU mit «Subventionierte<br />

Bauern-Union», Island mit «Björk». Bald zirkulierte die lustige Karte<br />

im Internet. Tsvetkov bes<strong>ch</strong>loss, weitere Karten zu produzieren – und s<strong>ch</strong>nell<br />

wurde aus einem Geheimtipp ein weltweit bea<strong>ch</strong>tetes Phänomen. Britis<strong>ch</strong>e<br />

Zeitungen beri<strong>ch</strong>teten über die originelle Idee und druckten Tsvetkovs Werke<br />

ab. Nun sind die Karten, die der «Stern» <strong>als</strong> «Satire des Jahres 2011» würdigte,<br />

endli<strong>ch</strong> in einem Bu<strong>ch</strong> greifbar. Der «Atlas der Vorurteile» ist bei Knesebeck<br />

ers<strong>ch</strong>ienen. Es beginnt mit «Die Welt aus der Si<strong>ch</strong>t der alten Grie<strong>ch</strong>en», rei<strong>ch</strong>t<br />

über «Die S<strong>ch</strong>eibenwelt aus der Si<strong>ch</strong>t von US-Republikanern» oder «Die Welt<br />

aus der Si<strong>ch</strong>t von Frankrei<strong>ch</strong>/Deuts<strong>ch</strong>land/Grossbritannien» bis zu thematis<strong>ch</strong>en<br />

Karten: «Europa aus der Si<strong>ch</strong>t von s<strong>ch</strong>wulen Männern» oder «Europa<br />

aus der Si<strong>ch</strong>t der Zukunft 2020». Viele Si<strong>ch</strong>tweisen sind lustig, man<strong>ch</strong>es nur so<br />

knapp na<strong>ch</strong>vollziehbar – aber alles ma<strong>ch</strong>t Spass.<br />

«um über einen Ort zu spre<strong>ch</strong>en, bleibt<br />

man am besten zu Hause», ist der Franzose<br />

und selbsternannte «sesshafte reisende»<br />

pierre Bayard überzeugt. denn es gäbe bessere<br />

Formen für die Begegnung mit anderen<br />

kulturen <strong>als</strong> die des physis<strong>ch</strong>en Ortswe<strong>ch</strong>sels,<br />

die oft nur in enttäus<strong>ch</strong>ung mündeten.<br />

wie man sesshaft reist, zeigt Bayard im<br />

Bu<strong>ch</strong> «wie man über Orte spri<strong>ch</strong>t, an denen<br />

man ni<strong>ch</strong>t gewesen ist», ers<strong>ch</strong>ienen bei antje<br />

kunstmann. wie in seinem früheren Bestseller<br />

«wie man über Bü<strong>ch</strong>er spri<strong>ch</strong>t, die<br />

man ni<strong>ch</strong>t ge<strong>lesen</strong> hat», der au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on mit<br />

vielen klis<strong>ch</strong>ees aufräumte, führt uns der<br />

literaturprofessor und psy<strong>ch</strong>oanalytiker<br />

vor augen, dass es ganz normal ist, über ein<br />

thema zu s<strong>ch</strong>wadronieren, von dem wir keine<br />

ahnung haben. marco polo, karl may<br />

oder Jules verne folgten zum Beispiel mit<br />

viel einflussrei<strong>ch</strong>tum der s<strong>ch</strong>önen devise<br />

«se non è vero, è ben trovato» – und prägten<br />

damit unsere eins<strong>ch</strong>ätzung der welt. der<br />

Bildungsbürger Bayard s<strong>ch</strong>öpft mit so viel<br />

intellektueller s<strong>ch</strong>ärfe und subtilem witz<br />

aus seinem riesigen wissenss<strong>ch</strong>atz, dass<br />

man liebend gern im lesesessel hocken<br />

bleibt: eine sol<strong>ch</strong>e meditation über das reisen,<br />

das <strong>lesen</strong> und das s<strong>ch</strong>reiben ist zweifellos<br />

s<strong>ch</strong>öner <strong>als</strong> die meisten modernen rudeltrips<br />

rund um die welt.<br />

J.R. Moehringer ist ein Tausendsassa:<br />

Als Journalist gewann er den<br />

renommierten Pulitzer-Preis für<br />

eine Reportage über eine Kleinstadt.<br />

2009 verfasste er zusammen mit<br />

Andre Agassi dessen Autobiografie<br />

«Open». Und mit dem Entwicklungsroman<br />

«Tender Bar», in dem<br />

er seine Kinder- und Jugendjahre<br />

bes<strong>ch</strong>rieb, gelang ihm ein internationaler<br />

literaris<strong>ch</strong>er Grosserfolg.<br />

Jetzt liegt ein neues Bu<strong>ch</strong> von ihm<br />

vor: «Knapp am Herz vorbei»,<br />

ers<strong>ch</strong>ienen bei S. Fis<strong>ch</strong>er. Wieder<br />

erzählt der New Yorker eine wahre<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Hauptfigur ist der<br />

sympathis<strong>ch</strong>ste aller Kriminellen,<br />

Willie Sutton. Er überfiel 100<br />

Banken, ohne einen einzigen S<strong>ch</strong>uss<br />

abzufeuern. Aus<br />

dem Gefängnis<br />

entlassen, begibt<br />

si<strong>ch</strong> Sutton mit<br />

einem Journalisten<br />

und einem<br />

Fotografen an<br />

jene Orte, die sein<br />

Leben prägten.<br />

Er erzählt davon,<br />

wie er immer<br />

wieder versu<strong>ch</strong>te,<br />

einen geraden Weg einzus<strong>ch</strong>lagen,<br />

aber wie ihn die Verhältnisse und<br />

seine eigenen Talente immer wieder<br />

zum Bankräuber ma<strong>ch</strong>ten. Vor<br />

allem aber beri<strong>ch</strong>tet er von Bess,<br />

seiner grossen Liebe, die ihm das<br />

Herz bra<strong>ch</strong> ... Au<strong>ch</strong> wenn wir bei<br />

«<strong>Books</strong>» Anglizismen vermeiden,<br />

hier ist einer angebra<strong>ch</strong>t – s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

spielt «Knapp am Herz vorbei»<br />

ja au<strong>ch</strong> in den USA: Das Bu<strong>ch</strong> ist ein<br />

e<strong>ch</strong>ter Pageturner, lei<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>rieben,<br />

stets berührend und do<strong>ch</strong><br />

hö<strong>ch</strong>st unterhaltsam. Eine besondere<br />

Stärke von Moehringer ist die<br />

Figurenzei<strong>ch</strong>nung: Starke Charaktere<br />

begleiten die Leserinnen und<br />

Leser dur<strong>ch</strong> eine ganz starke<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

alle bü<strong>ch</strong>er finden sie au<strong>ch</strong> auf<br />

Was <strong>lesen</strong> Sie<br />

gerade?<br />

Hanspeter Müller-Drossaart,<br />

S<strong>ch</strong>auspieler und Kabarettist:<br />

«I<strong>ch</strong> lese gerade, wie bei mir übli<strong>ch</strong>, drei<br />

Bü<strong>ch</strong>er parallel: Peter Bi<strong>ch</strong>sel berührt<br />

mi<strong>ch</strong> mit seinem Kolumnen-Band ‹Im<br />

Hafen von Bern im Frühling› einmal<br />

mehr. Seine wie beiläufig notierten<br />

Betra<strong>ch</strong>tungen zur Welt und unseren<br />

Lebenshaltungen sind innig, man<strong>ch</strong>mal<br />

kratzbürstig und von grosser poetis<strong>ch</strong>er<br />

Eindringli<strong>ch</strong>keit. Mit Bi<strong>ch</strong>sel im Januar-<br />

Blues unterwegs zu sein, bedeutet mir<br />

vertiefende, geistige Nahrung.<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Haneke habe i<strong>ch</strong> vor Jahren bei<br />

den Dreharbeiten zu «Bennys Video›<br />

kennengelernt. I<strong>ch</strong> war dam<strong>als</strong> s<strong>ch</strong>on<br />

fasziniert von seiner <strong>ch</strong>arismatis<strong>ch</strong>en<br />

Im Hafen von<br />

Bern im<br />

Frühling<br />

Peter biChsel<br />

190 seiten<br />

CHF 28.90<br />

radius<br />

Intelligenz und gedankli<strong>ch</strong>en Unerbittli<strong>ch</strong>keit.<br />

Im Bu<strong>ch</strong> ‹Nahaufnahme Mi<strong>ch</strong>ael<br />

Haneke: Gesprä<strong>ch</strong>e mit Thomas Assheuer›<br />

geniesse i<strong>ch</strong> zurzeit seine konzisen<br />

Überlegungen und Einsi<strong>ch</strong>ten in die<br />

ethis<strong>ch</strong>en und künstleris<strong>ch</strong>en Grundlagen<br />

seiner Filmarbeit. Es ist hö<strong>ch</strong>st spannend<br />

zu <strong>lesen</strong>, wie Haneke die mündige<br />

Autonomie des Zus<strong>ch</strong>auers definiert, si<strong>ch</strong><br />

voreiligen Antworten zum Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-<br />

Abgründigen enthält und klar bes<strong>ch</strong>reibt,<br />

wel<strong>ch</strong>e Fragen ihn bes<strong>ch</strong>äftigen.<br />

Als Krimi-Habitué kann i<strong>ch</strong> mir natürli<strong>ch</strong><br />

das neueste Werk des s<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>en<br />

Grossmeisters Håkan Nesser ni<strong>ch</strong>t<br />

entgehen lassen: ‹Am Abend des Mordes›.<br />

Nessers psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>es Einfühlungsvermögen<br />

und seine differenzierte Spra<strong>ch</strong>kraft<br />

beflügeln au<strong>ch</strong> diesmal seinen<br />

ho<strong>ch</strong>dramatis<strong>ch</strong>en Plot. I<strong>ch</strong> habe zum<br />

Beispiel selten eine so bewegende<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung wie die des persönli<strong>ch</strong>en<br />

Dramas seines neuen Kommissars<br />

Barbarotti ge<strong>lesen</strong>.<br />

nahaufnahme<br />

mi<strong>ch</strong>ael Haneke:<br />

gesprä<strong>ch</strong>e mit<br />

thomas<br />

assheuer<br />

MiChael haNeke<br />

216 seiten<br />

CHF 23.90<br />

alexander<br />

am abend des<br />

mordes<br />

håkaN Nesser<br />

473 seiten<br />

CHF 23.90<br />

btb<br />

nOtIzen | 5<br />

Es klingt unglaubli<strong>ch</strong>: Bis<br />

heute wurden insgesamt<br />

1,2 Milliarden Knaur-<br />

Tas<strong>ch</strong>enbü<strong>ch</strong>er verkauft.<br />

Diese Zahl bleibt au<strong>ch</strong> dann<br />

eindrückli<strong>ch</strong>, wenn man<br />

weiss, dass si<strong>ch</strong> diese Gesamtauflage<br />

auf 15’000<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Titel und über<br />

einen Zeitraum von genau<br />

50 Jahren verteilt. Zu den<br />

grössten Erfolgen der Marke<br />

zählen die Romane von<br />

Johannes Mario Simmel,<br />

«Der Medicus» von Noah<br />

Gordon oder «Die weisse<br />

Massai». Anlässli<strong>ch</strong> des<br />

50-Jahr-Jubiläums präsentiert<br />

Knaur Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> das<br />

«8 x 1 des Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong>s» in<br />

Form von a<strong>ch</strong>t exklusiven<br />

Originalausgaben. Die neuen<br />

Werke von Sebastian Fitzek,<br />

Tanja Kinkel, Markus Heitz<br />

und anderen sind geradezu<br />

festli<strong>ch</strong> ausgestattet – und<br />

werden die imposanten Verkaufszahlen<br />

garantiert no<strong>ch</strong><br />

einmal deutli<strong>ch</strong> erhöhen.

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