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20 | gartenBÜCHer books nr. 1/2013<br />

Es spriesst !<br />

Die Lust am Pflanzen und Ernten gedeiht in unseren Breitengraden wieder gut: Immer mehr Stadtbewohner<br />

kultivieren allein oder in Gruppen Balkone, Rabatten und Familiengärten. Für sie sind<br />

re<strong>ch</strong>tzeitig zum Anbru<strong>ch</strong> der Vegetationszeit s<strong>ch</strong>öne neue Bü<strong>ch</strong>er rund ums Gärtnern ers<strong>ch</strong>ienen.<br />

Wenn die Tage länger und wärmer werden,<br />

wenn es na<strong>ch</strong> feu<strong>ch</strong>ter Erde zu rie<strong>ch</strong>en<br />

beginnt und aus der braun-grünen Wiese<br />

die ersten S<strong>ch</strong>neeglöck<strong>ch</strong>en stossen, dann<br />

zieht es viele Mens<strong>ch</strong>en ins Freie. Ni<strong>ch</strong>t<br />

nur die eigene Wohnung will dann aufgeräumt<br />

und geputzt werden, sondern au<strong>ch</strong><br />

Balkone, Gärten und Rabatten rufen na<strong>ch</strong><br />

Pflege. Uns befällt das s<strong>ch</strong>einbar tief verwurzelte<br />

Verlangen, die Reste des Winters<br />

zusammenzure<strong>ch</strong>en, in der dunklen Erde<br />

zu wühlen und Blumen oder gar Gemüse<br />

zu pflanzen.<br />

sehnsu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> natur<br />

Es s<strong>ch</strong>eint, dass immer mehr Mens<strong>ch</strong>en in<br />

unserer urbanisierten, dur<strong>ch</strong> und dur<strong>ch</strong><br />

gestalteten und organisierten Lebenswelt<br />

das Anlegen eines Pflanzflecks <strong>als</strong> Zei<strong>ch</strong>en<br />

der persönli<strong>ch</strong>en Entfaltung und Freiheit<br />

sehen. Das Bedürfnis, <strong>als</strong> Intellektueller<br />

au<strong>ch</strong> ein wenig Bauer zu bleiben, ist gar<br />

Benjamin gygax<br />

ni<strong>ch</strong>t so neu. Viele Literaten haben darüber<br />

ges<strong>ch</strong>rieben, so zum Beispiel Marcus Tullius<br />

Cicero: «Wenn du einen Garten und<br />

dazu no<strong>ch</strong> eine Bibliothek hast, wird es dir<br />

an ni<strong>ch</strong>ts fehlen.» Hermann Hesse, Elisabeth<br />

von Arnim und viele andere Autoren<br />

waren bekennende Gartenliebhaber. Wer<br />

die Hände für die Gartenarbeit frei haben<br />

will, kann das neu ers<strong>ch</strong>ienene Hörbu<strong>ch</strong><br />

«Blütenherz & Zaubergarten» mit Texten<br />

von Goethe, Hesse, von Arnim und<br />

vielen weiteren mit Kopfhörer geniessen.<br />

Do<strong>ch</strong> hier soll es ni<strong>ch</strong>t so sehr um die literaris<strong>ch</strong>e<br />

Verarbeitung von Gartenerlebnissen<br />

und Naturs<strong>ch</strong>wärmerei gehen, sondern<br />

um handfeste Arbeit im Freien! Wer<br />

si<strong>ch</strong> dafür begeistern kann, findet in diesem<br />

Frühling ein paar passende Neuers<strong>ch</strong>einungen.<br />

na<strong>ch</strong> lust und laune<br />

Sabine Reber lebt und gärtnert auf dem<br />

Tessenberg oberhalb des Bielersees und<br />

hat s<strong>ch</strong>on viele Gartenbü<strong>ch</strong>er ges<strong>ch</strong>rieben.<br />

Jetzt präsentiert sie «Gärtnern – die neue<br />

Freiheit!». In ihrem s<strong>ch</strong>ön gestalteten<br />

Bu<strong>ch</strong> will sie die Gartenarbeit von Vorurteilen<br />

befreien und <strong>als</strong> Ausglei<strong>ch</strong>, Kreativobjekt<br />

und soziales Vergnügen bes<strong>ch</strong>reiben.<br />

Die rund 200 Seiten sind eingeteilt in die<br />

Kapitel «Gärtnern gegen alle Regeln», «Befreite<br />

Gärten», «Befreite Pflanzen», «Gärtnern<br />

befreit uns», «Der grüne Bau<strong>ch</strong>laden»,<br />

«Geteilter Garten, doppelter Garten».<br />

Wen diese Übers<strong>ch</strong>riften ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on davon<br />

überzeugen, zum Spaten zu greifen,<br />

den befällt spätestens na<strong>ch</strong> dem Betra<strong>ch</strong>ten<br />

der Fotos die Lust auf Gartenarbeit. Die<br />

Autorin lässt es aber ni<strong>ch</strong>t bei der Motivation<br />

bewenden, sondern gibt ihren Leserinnen<br />

und Lesern viele praktis<strong>ch</strong>e Tipps.<br />

Häufig geht es darin um den Aufruf, etwas<br />

zu wagen, ni<strong>ch</strong>t alles immer so zu tun, wie<br />

es im Lehrbu<strong>ch</strong> steht. Damit eignet si<strong>ch</strong><br />

das Bu<strong>ch</strong> wohl ni<strong>ch</strong>t <strong>als</strong> Na<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>lagewerk<br />

für routinierte Hobbygärtner, sondern<br />

eher <strong>als</strong> Einsteigerbu<strong>ch</strong> – und um neue<br />

Ideen in einen lustlos gepflegten Garten zu<br />

bringen.<br />

gegen die armut<br />

Nun lebt die Mehrheit unter uns ni<strong>ch</strong>t in<br />

idyllis<strong>ch</strong>er Natur, sondern in di<strong>ch</strong>t bebauten<br />

Städten. Das ist einer der Gründe, weshalb<br />

seit einigen Jahren Themen wie «Urban<br />

Gardening» oder «Guerilla Gardening»<br />

populär wurden. Seinen Ursprung hat der<br />

urbane Gartenbau zwar au<strong>ch</strong> in einem anderen<br />

Kontext: Die rasante Verstädterung<br />

stellt Entwicklungs- und S<strong>ch</strong>wellenländer<br />

vor grosse soziale und ökologis<strong>ch</strong>e Probleme.<br />

Die kleinräumige Nutzung städtis<strong>ch</strong>er<br />

Bra<strong>ch</strong>en soll in Zeiten der Landflu<strong>ch</strong>t die<br />

Armut bekämpfen, Mens<strong>ch</strong>en mit gesunder<br />

Nahrung versorgen und Transportprobleme<br />

ents<strong>ch</strong>ärfen. So hat zum Beispiel die<br />

Welternährungsorganisation FAO der UNO<br />

2001 das interdisziplinäre Programm<br />

alle bü<strong>ch</strong>er finden sie au<strong>ch</strong> auf<br />

«Growing greener Cities» lanciert. Sie unterstützt<br />

damit Projekte und S<strong>ch</strong>ulungen in<br />

zahlrei<strong>ch</strong>en Ländern, vor allem in Afrika<br />

und Südamerika.<br />

mit anar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>em potenzial<br />

Bei uns liegen die Interessen etwas anders.<br />

Au<strong>ch</strong> hier geht es darum, einen Beitrag zu<br />

einer na<strong>ch</strong>haltigen Welt zu leisten und gesundes,<br />

fris<strong>ch</strong>es Gemüse zu essen. Aber in<br />

der industrialisierten Welt wollen wir uns<br />

und unseren Kindern einen Bezug zur Natur<br />

s<strong>ch</strong>affen – und irgendwie hat Urban<br />

Gardening do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ein anar<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>es Po-<br />

«Wenn du einen<br />

Garten und dazu<br />

no<strong>ch</strong> eine Bibliothek<br />

hast, wird<br />

es dir an ni<strong>ch</strong>ts<br />

fehlen.»<br />

tenzial in unseren zugepflasterten Stadtlands<strong>ch</strong>aften.<br />

Wir holen uns ein Stück Boden<br />

zurück, das wir ni<strong>ch</strong>t der Tiefbau- und<br />

Grünanlagenbehörde oder si<strong>ch</strong> selbst<br />

überlassen, sondern in Eigenregie gestalten.<br />

Zum Thema Urban Gardening sind<br />

gerade zwei neue Bü<strong>ch</strong>er ers<strong>ch</strong>ienen. Beide<br />

stammen von deuts<strong>ch</strong>en Autorinnen<br />

und Autoren, und beide stellen Beispiele<br />

und Projekte aus Deuts<strong>ch</strong>land vor. Do<strong>ch</strong><br />

die Themen sind universell, und die Beispiele<br />

reizen zur Na<strong>ch</strong>ahmung.<br />

so vielfältig wie die pflanzenwelt<br />

«Das ist Urban Gardening!» von Karen<br />

Meyer-Rebentis<strong>ch</strong> geht kurz auf die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

des öffentli<strong>ch</strong>en Grüns in der<br />

Stadt und auf jene des Urban Gardening<br />

ein. Do<strong>ch</strong> der Hauptteil des Bu<strong>ch</strong>s präsentiert<br />

das Phänomen in seinen spannendsten<br />

Formen: Gemüseanbau auf dem ehemaligen<br />

Berliner Flughafen Tempelhof,<br />

interkulturelle Gärten, in denen Migranten<br />

und Alteingesessene einander begegnen<br />

und si<strong>ch</strong> austaus<strong>ch</strong>en, Imker in der Stadt<br />

und umweltpädagogis<strong>ch</strong>e Projekte. Viel-<br />

lei<strong>ch</strong>t findet si<strong>ch</strong> unter diesen vielfältigen<br />

Beispielen eines, das si<strong>ch</strong> für die Na<strong>ch</strong>ahmung<br />

in der eigenen Stadt eignet? Ein kleines<br />

biss<strong>ch</strong>en weniger hübs<strong>ch</strong>, dafür mehr<br />

auf praktis<strong>ch</strong>e Tipps ausgeri<strong>ch</strong>tet ist «Vom<br />

Gärtnern in der Stadt» von Martin Rasper.<br />

Der Autor präsentiert zum Beispiel<br />

eine Liste von guten Ideen, wie man zu einem<br />

geeigneten Pflanzfleck kommt: ob am<br />

Stadtrand gemietet, dur<strong>ch</strong> Ans<strong>ch</strong>luss an<br />

eine bestehende Initiative oder dur<strong>ch</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Wohnsiedlungen, Kindergärten<br />

oder Altersheimen. Einige Abs<strong>ch</strong>nitte<br />

sind den Themen Bodenqualität<br />

und S<strong>ch</strong>adstoffe gewidmet. Wer dieses<br />

Bu<strong>ch</strong> ge<strong>lesen</strong> hat, ist bereit für die Landnahme<br />

im Stadtds<strong>ch</strong>ungel.<br />

erde wie im regenwald<br />

Etwas weiter weg führt ein interessantes<br />

neues Bu<strong>ch</strong> von Ute S<strong>ch</strong>eub und ihren Co-<br />

Autoren. «Terra Preta» lautet der Titel –<br />

das ist die portugiesis<strong>ch</strong>e Bezei<strong>ch</strong>nung für<br />

eine besonders fru<strong>ch</strong>tbare Erde. Das Bu<strong>ch</strong><br />

stellt eine Methode zur Herstellung von<br />

S<strong>ch</strong>warzerde vor, die si<strong>ch</strong> bis in den Regenwald<br />

Südamerikas zurückverfolgen lässt.<br />

Die Rezeptur ist erstaunli<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong>: Es<br />

brau<strong>ch</strong>t dazu nur Kü<strong>ch</strong>en- oder Gartenabfälle,<br />

Holzkohle und Regenwürmer. Terra<br />

Preta kann man auf jedem Balkon und in<br />

jedem Kleingarten selbst herstellen. Das<br />

Bu<strong>ch</strong> liefert darüber hinaus eine fundierte<br />

Erklärung zu Klimafarming und Kreislaufwirts<strong>ch</strong>aft<br />

sowie ein flammendes Plädoyer<br />

gegen Kunstdünger und Gente<strong>ch</strong>nik.<br />

Im garten mit kindern<br />

Wer si<strong>ch</strong> ernsthaft mit dem Gedanken befasst,<br />

in der Stadt Blumen und Gemüse zu<br />

kultivieren, brau<strong>ch</strong>t viellei<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> die Bereits<strong>ch</strong>aft<br />

der Kinder, si<strong>ch</strong> an diesem grossen<br />

Abenteuer zu beteiligen. Ausserdem ist<br />

es ja immer au<strong>ch</strong> ein Anliegen, Stadtkindern<br />

einen sinnli<strong>ch</strong>eren und gesünderen<br />

Alltag zu bieten. Wer <strong>als</strong>o seine Sprösslinge<br />

für ein Gartenprojekt begeistern will, kann<br />

mit ihnen erst einmal ein Bilderbu<strong>ch</strong> ans<strong>ch</strong>auen:<br />

«Unser Garten mitten in der<br />

Stadt» von Parastu Karimi erzählt, wie<br />

drei Kinder ein Bra<strong>ch</strong>gelände entdecken<br />

und dort die Idee eines eigenen Gartens<br />

realisieren. Die wilden, bunten Bilder werden<br />

den Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s s<strong>ch</strong>nell für die Idee<br />

begeistern!<br />

gartenBÜCHer | 21<br />

Blütenherz & zaubergarten<br />

– der s<strong>ch</strong>riftsteller im<br />

garten seiner träume<br />

280 minuten<br />

CHF 33.90<br />

dHv der Hörverlag<br />

gärtnern – die neue<br />

Freiheit!<br />

sabiNe reber<br />

192 seiten<br />

CHF 44.90<br />

Blv Bu<strong>ch</strong>verlag<br />

das ist urban gardening!<br />

kareN Meyer-rebeNtisCh<br />

176 seiten<br />

CHF 31.90<br />

Blv Bu<strong>ch</strong>verlag<br />

vom gärtnern in der stadt<br />

MartiN rasPer<br />

206 seiten<br />

CHF 31.90<br />

oekom<br />

terra preta – die s<strong>ch</strong>warze<br />

revolution aus dem regenwald<br />

ute sCheub<br />

208 seiten<br />

CHF 29.90<br />

oekom<br />

unser garten mitten in der<br />

stadt<br />

Parastu kariMi<br />

32 seiten<br />

CHF 24.90<br />

atlantis

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