Innovationspreis - BOA - Baden-Württembergisches Online-Archiv
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Ausgangslage<br />
Das Herstellungsverfahren von Solarzellen war früher<br />
geprägt durch einzelne Produktionsschritte, die nicht<br />
direkt miteinander in einer Maschine ausgeführt wurden.<br />
Die unterschiedlichen Bearbeitungsschritte<br />
machten es notwendig, die Zellen immer wieder<br />
manuell zu bündeln, zu transportieren und in den<br />
nächsten Prozess einzuspeisen. Bisher gelang es wichtige<br />
Prozesse wie das Sägeschadenätzen, Texturieren<br />
und Diffundieren der Solarwafer durch die Vereinzelung<br />
der Wafer auf Rollentransportstrecken zu prozessieren<br />
und somit einen Teil der Fertigung zu automatisieren<br />
(s. Foto). Der folgende Prozessschritt - das<br />
traditionelle Plasmaätzen - war bislang nicht über die<br />
Technik der Rollentransporte lösbar. Für das Plasmaätzen<br />
mussten die einzelnen Solarzellen aus der<br />
Durchlaufanlage entnommen und gestapelt werden,<br />
um durch das Ätzen im Stapel zum gewünschten<br />
Ergebnis zu kommen. Danach wurden die Wafer wieder<br />
vereinzelt, um den nächsten Prozess zu fahren.<br />
Dies bedeutete eine Unterbrechung in der Produktionsautomatisierung,<br />
sowie hohe Bruchraten der<br />
Zellen durch das Ätzverfahren im Stapel unter<br />
hohem Druck. Ziel war, diesen Produktionsschritt<br />
durch einen nasschemischen Prozess über Rollentransporte<br />
zu ersetzen, um somit die Produktionslinie<br />
erheblich effizienter zu gestalten.<br />
Die Innovation<br />
Die Zellen werden nach dem neuen Verfahren horizontal<br />
in parallelen Reihen auf Rollentransportstrecken<br />
durch Chemikalienbäder befördert. Im Bereich<br />
des neuen Prozesses Kantenätzen werden die komplette<br />
Unterseite des Wafers sowie die Seiten im<br />
Chemiebad geätzt, solange bis die n-dotierte Siliziumschicht<br />
- 1 µm dick - total entfernt ist. Dies stellt<br />
die elektrische Isolierung zwischen n-dotierter oberer<br />
Seite und p-dotierter Unterseite der Zelle sicher. Die<br />
obere Seite des Wafers darf bei diesem Vorgang auf<br />
keinen Fall mit der Ätzflüssigkeit im Bad in<br />
Berührung kommen. Hier muss die diffundierte<br />
Oberfläche unbeschädigt bleiben. Nur durch die absolut<br />
präzise Flüssigkeits- und Prozesskontrolle bleibt<br />
die Oberfläche des Wafers trocken, während die Unterseite<br />
geätzt wird. So wird sichergestellt, dass der<br />
Emitter nicht beschädigt wird. Nach dem Ätzvorgang<br />
werden die Zellen gereinigt und getrocknet.<br />
Mit dieser Innovation ist es RENA gelungen einen<br />
wichtigen Prozess in der Produktionslinie der Solarzellenherstellung<br />
über die Durchlaufanlage zu automatisieren.<br />
Die Integration von Kantenätzen zusammen<br />
mit dem Oxidätzenprozess in einer Durchlaufanlage<br />
macht den Transport zwischen den zwei Prozessschritten<br />
unnötig und erlaubt eine ideale Integration<br />
des Prozesses in die Produktionslinie. Dies ist ein<br />
weiterer Schritt zu einer vollautomatisierten Zellenfertigung<br />
und minimiert die Bruchrate, die durch das<br />
Stapeln oder das manuelle Handling des Wafers verursacht<br />
wird.<br />
Die ersten Ergebnisse der Innovation wurden letztes<br />
Jahr auf der Solar-Weltkonferenz in Paris von RENA<br />
vorgestellt. Inzwischen ist der Prozess erfolgreich in<br />
die industrielle Produktion eingeführt und wird von<br />
führenden Solarzellenherstellern eingesetzt. Aufgrund<br />
der Verknappung des Ausgangsmaterials und<br />
damit einhergehenden Verteuerung (60 % der Gesamtherstellungskosten<br />
einer Solarzelle werden allein<br />
durch die Kosten des gereinigten Siliziums verursacht)<br />
geht der Trend zu wesentlich dünneren Scheiben.<br />
Mit diesem neuen Prozess ist man auch hier<br />
zukünftig dem Wettbewerb voraus. Im Gesamten bedeutet<br />
dies eine immense Einsparung an Rohstoffkosten.<br />
Erfahrungen als Problemlöser für nasschemische<br />
Applikationen in der Halbleiterbranche führten hier<br />
zur Innovation und zum Markteintritt in der Solarbranche.<br />
Die Innovation der nasschemischen Prozessierung<br />
von Solarzellen und damit einhergehenden<br />
Vorteile erforderte zum einen eine markt- und kundennahe<br />
Entwicklung, zum anderen jedoch eine<br />
Grundlagenentwicklung zur Weichenstellung für<br />
zukünftige Solar-Standardanlagen. Weiterhin öffnete<br />
man sich vertrauensvoll anderen Partnern um gemeinsam<br />
den Lösungsansatz wissenschaftlich zu<br />
unterlegen. Kooperationen mit der Universität Konstanz<br />
und dem Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme<br />
(ISE) wurden geschlossen. Testreihen wurden<br />
gefahren. Das Patent ist angemeldet.<br />
Das Unternehmen<br />
Die RENA Sondermaschinen GmbH bietet kundenspezifische<br />
Lösungen und Standardanlagen für<br />
Nasschemieprozesse unter Reinraumbedingungen.<br />
Der Name RENA steht für Reinraum Equipment<br />
Nasschemie Automatisierung. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden wird der Anlagentyp spezifiziert,<br />
mit dem der jeweils größtmögliche Kundennutzen<br />
für Projekte aus den vier Bereichen Ätzen, Reinigen,<br />
Galvanik und Trocknen erzielt wird. Die Firmen-<br />
Zentrale befindet sich in herrlicher Aussichtslage<br />
1.000 m über dem Meeresspiegel. Den „Space for<br />
Reflection“ - den „Freiraum zum Denken“ - den diese<br />
Umgebung bietet, nützt das Schwarzwälder Spezialisten-Team<br />
zur Gestaltung innovativer Lösungen.<br />
Die Firma wurde vor 12 Jahren mit 10 Mitarbeitern<br />
gegründet und beschäftigt heute 150 Mitarbeiter. Das<br />
international agierende Unternehmen zählt Firmen<br />
aus der Halbleiter- und Solarindustrie, aber auch aus<br />
der Mikrostruktur- und Medizintechnik zu seinem<br />
Kundenstamm.<br />
<strong>Innovationspreis</strong> des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
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