Innovationspreis - BOA - Baden-Württembergisches Online-Archiv
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Ausgangslage<br />
CO 2 dient als Leitsubstanz für die Luftqualität in<br />
Innenräumen. Es wird vom Menschen neben anderen<br />
Substanzen wie Wasser, organischen Geruchsstoffen,<br />
Wärme und evtl. Tabakrauch produziert. Obwohl es<br />
erst ab Konzentrationen von 5 Vol% (50.000 ppm) für<br />
den Menschen giftig ist, kommt es schon bei wesentlich<br />
geringeren Konzentrationen von 800 ppm zu<br />
Befindlichkeitsstörungen wie Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche<br />
und Müdigkeit.<br />
Um unter dem für Innenräume empfohlenen Maximalwert<br />
von 1.000 ppm CO 2 zu bleiben, ist im<br />
Durchschnitt pro Person eine Zufuhr von 9 l Frischluft<br />
pro Sekunde nötig. In fensterbelüfteten Räumen<br />
ist dies nur durch ein ausreichendes Öffnen der<br />
Fenster möglich, was in der Praxis gar nicht so einfach<br />
ist, da die subjektive Wahrnehmung der Luftgüte von<br />
Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ist. Gleichzeitig<br />
steht das Thema „Energiesparen“ bei vielen<br />
Menschen im Vordergrund. Gerade in der Heizperiode<br />
scheuen sie sich, die Fenster zu öffnen. Dabei<br />
vergessen sie, dass „dicke“ Luft die Leistungsfähigkeit<br />
der Anwesenden vermindert. So sind Werte von 3.500<br />
ppm im Klassenzimmer nach einer Schulstunde keine<br />
Seltenheit. Entsprechendes gilt auch und gerade für<br />
Büros. Durch energiesparende Verbesserungen am<br />
Bau nahm die „natürliche“ Lüftung durch Ritzen und<br />
Fugen seit Ende der 70er Jahre um durchschnittlich<br />
ca. 46 % ab. Für ein gleich bleibendes Innenraumklima<br />
muss deshalb heute mehr gelüftet werden als<br />
früher.<br />
Eine „bedarfsgerechte Lüftung“ ist am besten zu erreichen,<br />
wenn sie über den CO 2 -Gehalt der Raumluft<br />
geregelt ist. Dazu ist ein Messsystem erforderlich, das<br />
die CO 2 -Konzentration im Luftgemisch genau und<br />
zuverlässig bestimmt. Dabei sollten möglichst geringe<br />
Investitionskosten anfallen. Die bisher auf dem Markt<br />
erhältlichen Messsysteme für CO 2 sind entweder zu<br />
ungenau, in der Installation zu aufwendig, zu wartungsintensiv,<br />
an ein Belüftungssystem gekoppelt<br />
oder schlichtweg zu teuer.<br />
Die Innovation<br />
Am genauesten und spezifischsten kann man CO 2 im<br />
Luftgemisch mit Infrarotmesssystemen detektieren,<br />
die wie gewöhnliche Zwei-Strahl-Photometer funktionieren.<br />
Dieses Messprinzip kommt bisher hauptsächlich<br />
in teuren Analysegeräten zum Einsatz, da die<br />
dazu benötigte Messküvette sehr groß, empfindlich<br />
und teuer herzustellen ist. Um dieses Messverfahren<br />
für die oben beschriebene Anwendung nutzbar zu<br />
machen, waren folgende Änderungen nötig:<br />
Der Strahlengang ist neuartig und günstiger angeordnet,<br />
die Messküvette neu konstruiert und aus neuartigen<br />
Materialien. Dadurch ist sie wesentlich kleiner,<br />
kompakter, leichter, robuster und kostengünstiger<br />
herzustellen als bisher.<br />
Die Auswertung und Aufbereitung der Messsignale<br />
erfolgen nach einem neuen digitalen Algorithmus,<br />
analog zu dem Prinzip, das sich für die firmeneigenen<br />
Sauerstoffmesssysteme seit Jahren bewährt hat. Die<br />
Berechnung der Messwerte ist dadurch einfacher und<br />
schneller. Zudem ist durch diesen Algorithmus ein<br />
wartungsfreier und selbstüberwachender Betrieb<br />
möglich. Die Kalibrierung ist jetzt elektronisch möglich<br />
und dadurch wesentlich einfacher als bisher.<br />
Aufgrund dieser technischen Neuerungen entstand<br />
ein (mittlerweile patentiertes) Infrarotmesssystem,<br />
das günstig herzustellen, bedienerfreundlich, klein<br />
und leicht ist, und das zudem präzise misst. Die<br />
Inbetriebnahme der Luftgüte-Ampel ist sehr einfach<br />
und erfolgt über den Anschluss des Netzteils an die<br />
Steckdose. Eine Montage durch einen Fachmann ist<br />
nicht mehr notwendig. Teure Kalibrierungen und<br />
Wartungen entfallen ebenfalls.<br />
Das Ablesen der Messwerte ist bewusst so gestaltet,<br />
dass es bereits für Kinder verständlich ist, und funktioniert<br />
nach dem Ampelprinzip: Die grüne LED<br />
zeigt eine gute Luftqualität an (bis 1.000 ppm CO 2 ),<br />
die gelbe eine mittelmäßige (1.000 bis 2.500 ppm<br />
CO 2 ) und die rote eine schlechte (über 2.500 ppm<br />
CO 2 ). Piktogramme von Gesichtern (fröhlich, launisch,<br />
grimmig) unterstützen das einfache Ablesen.<br />
Zudem machen akustische Signale auf eine Änderung<br />
der Luftgüte aufmerksam. Das Messsystem meldet<br />
Fehler in der Hard- und Software durch ein Blinken<br />
der gelben LED.<br />
Das Gerät eignet sich vor allen Dingen für fensterbelüftete<br />
Räume, in denen sich viele Personen aufhalten,<br />
zum Beispiel Schulen, Kindergärten, Wartezimmer,<br />
Büros.<br />
Das Unternehmen<br />
Die Firma J. Dittrich Elektronic besteht seit 1970.<br />
Der Schwerpunkt verschob sich allmählich von der<br />
Auftragsentwicklung und Fertigung elektronischer<br />
Schaltungen und Baugruppen zur Entwicklung und<br />
Herstellung eigener Produkte wie innovative Gasmesssysteme<br />
zur Messung von Sauerstoff, Kohlendioxid,<br />
explosiven und toxischen Gasen und Dämpfen<br />
im Luftgemisch, Grenzwertmelder, die die Messsignale<br />
der Gasmesssysteme auswerten und weiterverarbeiten<br />
sowie Koppler für die digitale Datenverarbeitung<br />
der Messsignale. Der Umsatz eigener<br />
Produkte stieg von 1998 bis 2004 von 38 % auf 61 %,<br />
im selben Zeitraum wuchs der Gesamtumsatz um<br />
375 %. Die Mitarbeiterzahl stieg in den letzten Jahren<br />
stetig, heute sind im Unternehmen über 20<br />
Mitarbeiter fest angestellt. Für viele Bereiche liegen<br />
Patente vor, zudem bestehen Kooperationen mit<br />
Forschungseinrichtungen. Seit Anfang des Jahres existiert<br />
eine ständige Vertretung in Shanghai, China.<br />
<strong>Innovationspreis</strong> des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
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