10.10.2013 Aufrufe

Innovationspreis - BOA - Baden-Württembergisches Online-Archiv

Innovationspreis - BOA - Baden-Württembergisches Online-Archiv

Innovationspreis - BOA - Baden-Württembergisches Online-Archiv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ausgangslage<br />

Die Elektronenoptik ist zur Zeit noch weit davon<br />

entfernt, das durch die kurze Wellenlänge der<br />

Elektronenstrahlen prinzipiell mögliche hohe Leistungspotential<br />

zu realisieren und für entsprechende<br />

Anwendungen nutzbar zu machen. Der Grund dafür<br />

liegt in der außerordentlich schlechten optischen<br />

Qualität der Elektronenlinsen. Da magnetische Felder<br />

auf Elektronenstrahlen wie ein brechendes Medium<br />

wirken, werden Elektronenlinsen mit Hilfe geeignet<br />

geformter zylindersymmetrischer Magnetfelder<br />

realisiert. Diese sog. Rundlinsen wurden seit dem Beginn<br />

der Elektronenoptik stetig optimiert und seit<br />

rund zwei Jahrzehnten ist ein Endstand erreicht. Dies<br />

deshalb, weil selbst die besten Konstruktionen aufgrund<br />

physikalischer Prinzipien unvermeidbar hohe<br />

Linsenfehler (Aberrationen) aufweisen.<br />

Seit der Veröffentlichung von Prof. Scherzer im Jahr<br />

1936 (!) ist bekannt, dass man in der Elektronenoptik<br />

die inhärent vorhandenen Abbildungsfehler, die<br />

sphärische und die chromatische Aberration, nicht<br />

durch eine geeignete Linsenkombination - wie in der<br />

Lichtoptik üblich - korrigieren kann.<br />

Die in der Lichtoptik benutzte Technik der geeigneten<br />

Kombination von Linsen zur Kompensation von<br />

Linsenfehlern ist in der Elektronenoptik nicht anwendbar,<br />

weil es prinzipiell nicht möglich ist, auf der<br />

Basis üblicher elektromagnetischer Rundlinsen die<br />

für ein fehlerkompensierendes System erforderliche<br />

Zerstreuungslinse zu bauen. Scherzer hat 1947 in<br />

einer theoretischen Arbeit gezeigt, dass dies jedoch<br />

grundsätzlich möglich sein sollte, wenn das Linsensystem<br />

unrunde Elemente, das heißt Multipollinsen<br />

enthält.<br />

Eine Fehlerkorrektur mit Hilfe von Multipollinsen ist<br />

seit den Siebzigerjahren mehrfach versucht worden.<br />

Allerdings sind sämtliche Versuche, die Korrektur<br />

mit Quadrupol-Oktupol-Systemen durchzuführen,<br />

gescheitert. Die Gründe dafür lagen darin, dass die<br />

Systeme aus unbeherrschbar vielen Elementen bestanden,<br />

deren Felder extrem stabil sein mussten.<br />

Hinzu kam, dass die Systeme nicht hinreichend genau<br />

justiert werden konnten, weil es kein Diagnoseverfahren<br />

gab, mit dessen Hilfe man den Justierzustand<br />

eindeutig und genügend schnell bestimmen und in<br />

definierter Weise verändern konnte. Aufgrund dieser<br />

Schwierigkeiten und der Misserfolge aller Korrekturversuche<br />

bildete sich während der Achtzigerjahre in<br />

Fachkreisen die Meinung, dass die Korrektur technisch<br />

kaum jemals zu realisieren sei und selbst wenn<br />

sie jemals gelingen sollte, wäre der Aufwand so groß,<br />

dass der Korrektor niemals in einem kommerziellen<br />

Routinegerät eingesetzt werden könnte.<br />

Die Innovation<br />

Infolge der rapiden technologischen Fortschritte, war<br />

es der Firma CEOS möglich, eine Reihe der<br />

Probleme, die frühere Ansätze hatten scheitern lassen,<br />

zu lösen. Außerdem gelang es, einen wesentlich<br />

einfacheren Korrektor zu berechnen, der es erlaubte,<br />

den Öffnungsfehler (sphärische Aberration) der<br />

Objektivlinse eines kommerziellen Transmissionselektronenmikroskops<br />

(TEM) zu beseitigen. Das Ziel<br />

war dabei von vornherein, ein für die Materialforschung<br />

direkt einsetzbares korrigiertes Elektronenmikroskop<br />

zu bauen, um damit zu zeigen:<br />

1. dass in der Elektronenoptik Aberrationskorrektur<br />

grundsätzlich möglich ist,<br />

2. dass die entsprechende Technik kompatibel mit<br />

kommerziellen Geräten konstruiert und gefertigt<br />

werden kann und<br />

3. dass die Vorteile der Korrektur unmittelbar<br />

durch herausragende Resultate bei der<br />

Anwendung auf reale Forschungsprobleme<br />

gezeigt werden können.<br />

Dieses oben skizzierte Ziel wurde voll und ganz<br />

erreicht.<br />

Das Unternehmen<br />

Die CEOS GmbH wurde im Sommer 1996 von den<br />

beiden Geschäftsführern Dr. M. Haider und Dr. J.<br />

Zach und zwei weiteren Anteilseignern gegründet.<br />

Von den damals 4 Mitarbeitern hat sich die Firma auf<br />

heute 24 vergrößert. Damit einher ging der Bau eines<br />

eigenen Firmengebäudes mit eigenen Werkstätten<br />

und 4 Labors, um den 4 Elektronenmikroskop-Herstellern,<br />

die es weltweit gibt (JEOL, Hitachi, FEI und<br />

ZEISS), die Entwicklung von speziellen Korrektoren<br />

anbieten und später auch die Korrektoren produzieren<br />

und liefern zu können. Heute hat das Unternehmen<br />

mit allen vier Herstellern von Elektronenmikroskopen<br />

vertraglich abgesicherte Geschäftsbeziehungen<br />

und ist außerdem auch vom Department of Energy<br />

der USA beauftragt worden, einen Korrektor, der<br />

sowohl die sphärische als auch die chromatische<br />

Aberration korrigiert für ein neues hochauflösendes<br />

TEM zu entwickeln und mehrfach zu bauen.<br />

<strong>Innovationspreis</strong> des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!