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Trebuchet

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Zeitreise ins Mittelalter<br />

Vom Holzstoß bis zum schussbereiten <strong>Trebuchet</strong><br />

Es war in der siebten Klasse, als wir im Geschichtsunterricht einen Film<br />

über den Bau von zwei Katapulten anschauten. In diesem Film wurde<br />

der realistische Nachbau von zwei so genannten „<strong>Trebuchet</strong>s“ gezeigt.<br />

Das war sehr beeindruckend. Damals fasste ich den Plan, eine solche<br />

Schleudermaschine im Maßstab 1 : 1 oder 1 : 2 nachzubauen.<br />

Zur Erklärung des Wortes „<strong>Trebuchet</strong>“ und dessen Geschichte:<br />

Während Katapulte und Ballisten in ihren verschiedenartigen<br />

Ausformungen von der Antike bis ins Mittelalter hinein im Gebrauch<br />

waren und sich hier die Überlieferung des Konstruktionsprinzips recht<br />

eindeutig nachweisen lässt, stellte die Blide (Abb. 1) für den Bereich des<br />

mittelalterlichen Handwerks eine eigenständige Innovation dar.<br />

Dieses große Wurfgeschütz, in den Quellen häufig auch als „Tribock“<br />

oder romanisiert als „<strong>Trebuchet</strong>“ bezeichnet, beruhte auf einem völlig<br />

anderen physikalischen Prinzip.<br />

Das physikalische Prinzip des <strong>Trebuchet</strong>s:<br />

Das Prinzip beruht auf der Ausnutzung einer Verbindung von<br />

Hebelgesetz und Schwerkraft. Die Konstruktion bestand aus einem<br />

großen, massiven Balkengestell, in dem auf einer hoch angebrachten<br />

Querachse ein langer, sich zum hinteren Ende verjüngender Holzbalken<br />

beweglich gelagert war. Diese Anordnung machte aus dem Balken einen<br />

zweiarmigen Hebel, der am vorderen, dicken Ende mit einem schweren<br />

Gewicht, oftmals in Form eines hölzernen Korbes oder Kastens zur<br />

Aufnahme von Steinen oder Erdreich versehen wurde. Am Ende des<br />

wesentlich längeren und schmäleren Hebelarms befand sich eine aus<br />

Tauwerk geflochtene, im Mittelteil für ein Geschoss verbreiterte Schlinge.<br />

Nach dem Auslösen des herab gebundenen Wurfarms bewirkte das<br />

schnelle Absinken des großen Gewichts am kürzeren Hebel eine mit<br />

hoher Beschleunigung erfolgende Schleuderfunktion für das Geschoss<br />

am Ende des längeren Hebelarms. Die erste uns bekannte, detaillierte<br />

Beschreibung einer solchen Hebelwurfmaschine stammt von Aegidio<br />

Colonna, dem Erzbischof von Bourges in Frankreich, aus dem Jahre<br />

1280. Er bezeichnet die Blide als die wirksamste Belagerungswaffe<br />

seiner Zeit.


Zusammen mit meinem Vater machte ich mich an die Arbeit.<br />

Unterstützung erhielten wir von meinem Geschichtslehrer Herrn Dr.<br />

Schromm, der Ansichten und Beschreibungen von entsprechenden<br />

Maschinen aus verschiedenen Büchern beisteuerte. Außerdem bekam<br />

ich handwerkliche Hilfe von Herrn Seiler, der von Beruf Schmied ist.<br />

Grundsätzlich wollte ich die Blide so originalgetreu wie möglich<br />

nachbauen, das heißt mit den gleichen Materialen und Methoden wie im<br />

Mittelalter. Es zeigte sich aber, dass dieser Vorsatz nicht immer<br />

durchzuhalten war.<br />

Abbildung. 1:


Der Bau unseres <strong>Trebuchet</strong>s<br />

Wie alles begann:<br />

Dann haben wir<br />

angefangen, die<br />

Hauptbalken für die<br />

parallele Verbindung<br />

vorzubereiten, indem<br />

wir Löcher aushoben.<br />

Je drei Stück pro<br />

Hauptbalken.


Dann haben wir<br />

die Querbalken<br />

zurecht-<br />

geschnitten,<br />

sodass die Enden<br />

genau<br />

in die<br />

vorgefertigten<br />

Löcher passten.<br />

Dann kam der Tag des<br />

Zusammenbaus und die<br />

Hauptbalken wurden mit den<br />

drei Querbalken verbunden.<br />

Da war reine Männerkraft nötig, aber wofür hat<br />

man denn einen Vater?!<br />

Und am Ende dieses Tages hatten wir unser<br />

„Sandwich“!


Nun brauchte unser Katapult aber auch noch Räder, denn wir waren sicher,<br />

dass es am Schluss der Bauarbeiten locker<br />

über 100 kg wiegen würde.<br />

Also nahmen wir diese<br />

kleinen Vollholz-Scheiben, beschlugen sie<br />

mit Metallbändern<br />

und befestigten sie an<br />

unserem Sandwich. Das sah dann so aus:<br />

Nun war der<br />

schwierigste Teil<br />

dran: Wir mussten<br />

die schweren<br />

Seitenteile genau<br />

in den in den<br />

Hauptbalken<br />

vorbereiteten<br />

Löchern<br />

befestigen.


Aber seht selbst:<br />

Es funktionierte.<br />

Das ist eines der<br />

zwei Seitenteile <br />

Dann steckten wir die Seitenteile in das fertige Untergestell:


Nun mussten wir nur noch den Arm und den Gewichtskasten befestigen, aber<br />

vorher galt es, Achse und Halterung des Wurfarmes in aufwändiger Weise zu<br />

konstruieren und bauen. Seht selbst:<br />

So sah der Wurfarm<br />

aus. Er hat eine<br />

Gesamtlänge von 3 m.<br />

Beim Bau der Halterung des<br />

Wurfarms erhielten wir<br />

tatkräftige Unterstützung<br />

von Herrn Seiler (siehe<br />

unten).<br />

Hier kommt<br />

„High Tech“<br />

zum Einsatz!


Dann kam der Tag der Anbringung der Aufhängung<br />

Und schon war er dran:<br />

der Wurfarm in seiner<br />

Halterung!


So jetzt fehlt unserem Meisterwerk nur noch der Gewichtskasten.<br />

Also an die Arbeit!


Unser <strong>Trebuchet</strong>:<br />

So! Jetzt ist die Wurfmaschine nach gut eineinhalb Jahren Bauzeit endlich<br />

fertig und wir könnten auch schon schießen, würde das Wetter besser sein.<br />

Mehr Informationen bekommt ihr unter der Adresse<br />

www.trebuchet.com oder bei unserem Lehrer Herr<br />

Dr. Arnold Schromm<br />

unter der e-mail-Adresse: arnoldschromm@yahoo.de<br />

In den nächsten Monaten werdet ihr noch mehr Bilder und die originalen<br />

Baupläne sehen.<br />

Euer Baumeister Christian Gebauer

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