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Nr. Nr 3 Septmber 2009<br />

DAS RECHT DER TIERE<br />

BUNDESTAGS-<br />

WAHL 2009<br />

WELCHEN STELLENWERT<br />

HAT DER TIERSCHUTZ<br />

FÜR DIE PARTEIEN?<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />

FORTSCHRITTE IM TIER-<br />

HEIM KISKUNHALAS<br />

ERFOLGREICH<br />

bmt-BAUMARKT-<br />

KAMPAGNE GEGEN<br />

KLEINTIERVERKAUF<br />

BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

2<br />

I NHALT<br />

INHALT<br />

EDITORIAL 3<br />

BUNDESTAGSWAHL 2009 4<br />

Was die Parteien zum Tierschutz sagen<br />

Für Ihre Entscheidung: Die Wahlprüfsteine des bmt<br />

AKTUELL 8<br />

Pa<strong>der</strong>born: Kastrationspflicht für Katzen eingeführt<br />

RECHTSSPRECHUNG 9<br />

Auch Haustiere können gepfändet werden<br />

TIERSCHUTZPOLITIK I 10<br />

Was Sie über die neue Kosmetikrichtlinie wissen sollten<br />

ESSAY 14<br />

Von Ingolf Bossenz (ND)<br />

“Das Dilemma <strong>der</strong> menschlichen Seite “<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ 16<br />

Karsten Plücker über Fortschritte im Tierheim Kiskunhalas<br />

Vermittlung von Auslandshunden und Reisekrankheiten<br />

TIERE IN NOT 20-25<br />

Hier finden Sie einen Freund fürs Leben<br />

TIERSCHUTZPOLITIK II 26<br />

Warum sterben Deutschlands Singvögel?<br />

bmt protestiert <strong>gegen</strong> Exporterstattungen nach Libyen<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Gst Issum Eine Familie findet ihren Traumhund 27<br />

TH Wau-Mau-Insel Immer mehr Kaninchen abgegeben 28<br />

TSZ Pfullingen Cindys wahre Tierheimgeschichten 30<br />

TH Köln-Dellbrück Übler Fall von Tierquälerei 32<br />

LETZTE MELDUNG: BRASOV/RUMÄNIEN 33<br />

Bürgermeister will mit Tierschützern zusammenarbeiten<br />

ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />

VERMISCHTES 35<br />

Hund bei Hitze im Auto gelassen<br />

Agentur “lodgiNG” spendet für Franziskus-Tierheim Hamburg<br />

Beitrittserklärung 36<br />

Impressum<br />

DAS RECHT DER TIERE Nr. 3/2009<br />

Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />

Redaktion:<br />

Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Torsten Schmidt<br />

Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />

Artgerchte Offenstallhaltung<br />

Seite 4<br />

<strong>Bund</strong>estagswahl 2009<br />

Was die Parteien zum Tierschutz<br />

sagen<br />

Seite 8<br />

Freigängerkatzen<br />

Pa<strong>der</strong>born macht Kastration zur<br />

Pflicht!<br />

Seite 16<br />

Tierheim Kiskunhalas<br />

Ehrenamtliche bauen die neue<br />

Quarantäne<br />

Seite 28<br />

Baumarkt-Kampagne<br />

Aktionstag in Berlin<br />

Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />

Titelbild: Zwergkaninchen“Lasco”, bmt-Tierheim “Wau-Mau-Insel”<br />

Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Auflage: 45.000 Exemplare


AUF EIN WORT…<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />

E DITORIAL<br />

Am 27. September ist <strong>Bund</strong>estagswahl. Sie halten daher in kurzer Folge auf<br />

das letzte RdT die neue Ausgabe in Ihren Händen, in <strong>der</strong> wir uns im<br />

Schwerpunktthema mit den Positionen <strong>der</strong> fünf großen Volksparteien zu<br />

wichtigen Tierschutzthemen befassen. Wie stehen die Parteien zur bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />

tierschutzrechtliche Verbandsklage, zum Patent auf Lebewesen, zum Verbot <strong>der</strong><br />

Haltung von Wildtieren in Zirkussen o<strong>der</strong> zur Kennzeichnung für tierische Produkte nach den<br />

Haltungskriterien, wollten wir wissen. Uns interessierte die Position <strong>der</strong> Parteien zum Einsatz von Primaten,<br />

Hunden, Katzen und Wildfängen zu Tierversuchen wie auch <strong>der</strong>en Einschätzung zur Novellierung des<br />

Tierschutzgesetzes. Die Zusammenfassung <strong>der</strong> Antworten finden Sie auf den nächsten Seiten, die<br />

vollständigen Aussagen auf unserer Homepage unter www.bmt-tierschutz.de. Entscheiden Sie selbst,<br />

selbst, ob und welche Wahlaussagen Sie überzeugen können.<br />

Im RdT 2/09 hatten wir Ihnen unsere Plakat-Kampagne <strong>gegen</strong> den Verkauf von <strong>Tiere</strong>n in Baumärkten<br />

vorgestellt. Im letzten Monat wurden Hun<strong>der</strong>te dieser Plakate in Hamburg, Köln, Frankfurt, München und<br />

Berlin aufgehängt. Begleitet wurde die Kampagne mit Aktionen <strong>der</strong> bmt-Geschäftsstellen. Die Resonanz<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit war sehr erfreulich. Viele Baumarktbesucher zeigten sich mit unserer For<strong>der</strong>ung<br />

solidarisch und waren begeistert von den Plakatmotiven und <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> "Einkaufstüte".<br />

Schwieriger erwies sich die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Baumarktleitern. Hier mangelte es oft an <strong>der</strong><br />

Einsicht, dass <strong>Tiere</strong> nicht in das Sortiment zwischen Baumaterialien und Haushaltswaren passen.<br />

Wir werden diese zeitlich unbegrenzte Kampagne weiter fortsetzen, um die Öffentlichkeit für das Thema<br />

zu sensibilisieren.<br />

Weitaus mutiger als die Baumarktbetreiber zeigte sich die Stadt Pa<strong>der</strong>born: Mit <strong>der</strong> Kastrationspflicht für<br />

Freigänger setzt die Stadt ein deutliches Zeichen <strong>gegen</strong> die Verelendung von Katzen und für den<br />

Tierschutz. An solchen positiven Entwicklungen richten wir uns auf und aus! Mit Druck und Beharrlichkeit<br />

kommt man oftmals doch zum Ziel, das zunächst in weiter Ferne zu sein scheint.<br />

So steht auch in Brasov (Rumänien) scheinbar das Ende <strong>der</strong> Tötung <strong>der</strong> Hunde in <strong>der</strong> City Hall unmittelbar<br />

bevor. Eine Entwicklung, an <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> konsequente Auslandstierschutz unter Petra Zipp seinen Anteil hat.<br />

Meine herzliche Bitte an Sie: Unterstützen Sie uns auf diesem Weg, denn nur aus vielen einzelnen Tropfen<br />

wird ein kraftvoller Strom, <strong>der</strong> Hin<strong>der</strong>nisse beseitigen kann.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei <strong>der</strong> Lektüre des aktuellen Tierschutz-Magazins.<br />

Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />

Ihr<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

3


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

4<br />

UNSERE FRAGEN:<br />

Werden Sie sich dafür einsetzen,<br />

dass <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esratsbeschluss (BR<br />

Drs.595/03) hinsichtlich eines<br />

grundsätzlichen Nachstellverbots<br />

für Affen, Großbären und Elefanten<br />

für mobile Zirkusunternehmen<br />

umgesetzt wird?<br />

Unterstützen Sie die For<strong>der</strong>ung<br />

des bmt und vieler an<strong>der</strong>er Tierschutzverbände<br />

nach Überarbeitung<br />

des 13 Jahre alten Gutachtens<br />

über Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Haltung von Säugetieren?<br />

Mit einer Kennzeichnungspflicht<br />

für tierische Produkte könnten<br />

Verbraucher Kaufhinweise über<br />

Produktionsmethoden (z.B. tiergerechte<br />

Haltungsbedingungen,<br />

artgerechtes Futter) erhalten. Wie<br />

bewerten Sie diese Maßnahme?<br />

Stichwort Überarbeitung <strong>der</strong> EU-<br />

Tierversuchsrichtlinie:<br />

Halten Sie ein generelles Verbot<br />

des Einsatzes von Primaten, Hunden<br />

und Katzen sowie <strong>der</strong> Verwendung<br />

von Wildfängen in Tierversuchen<br />

für notwendig und möglich?<br />

Sollte sich dieses (das Zirkusregister)<br />

als nicht ausreichend zur Sicherung<br />

des Tierschutzes in Zirkusunternehmen<br />

herausstellen, so<br />

werden wir dann das Zurschaustellungsverbot<br />

erneut (...) prüfen.<br />

… Insofern befürworten wir eine<br />

Überarbeitung des Säugetiergutachtens.<br />

Die CDU setzt sich für eine klare<br />

Kennzeichnung von Lebensmitteln<br />

und Produkten ein. …Dabei setzen<br />

wir vorrangig auf freiwillige Siegel.<br />

Dazu gehört auch eine positive<br />

Tierschutzkennzeichnung zur sachgerechtenVerbraucherinformation.<br />

Tierversuche mit höheren Wirbeltieren,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Primaten,<br />

müssen beson<strong>der</strong>s sorgfältig abgewogen<br />

werden. Ein vollständiges,<br />

vorab festgelegtes Verbot halten<br />

wir jedoch nicht für sinnvoll,<br />

viel mehr eine sehr strenge Prüfung<br />

im Einzelfall.<br />

BUNDES<br />

UND WIE STEH<br />

Am 27. September wird <strong>der</strong> neue<br />

<strong>Bund</strong>estag gewählt. Neben Fragen<br />

zur sozialen Sicherheit, zum<br />

Arbeitsmarkt, zur Gesundheitsund<br />

Rentenpolitik interessieren<br />

uns Tierschützer beson<strong>der</strong>s auch<br />

die Positionen zum Tierschutz.<br />

Die SPD wird sich … für die Erarbeitung<br />

einer Positivliste für domestizierte<br />

Tierarten einsetzen, die in<br />

Zirkusunternehmen gehalten werden<br />

dürfen.<br />

Das Säugetiergutachten bedarf<br />

dringend einer Anpassung an die<br />

neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.<br />

Die SPD strebt die Einführung eines<br />

Tierschutzlabels für Produkte an,<br />

die nach speziellen Tierschutzkriterien<br />

produziert wurden … .<br />

Die Einführung des Tierschutz-TÜVs<br />

wird hierzu den erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Grundstein legen.<br />

Wir treten nachdrücklich für ein<br />

vollständiges Verbot <strong>der</strong> Versuche<br />

an Menschenaffen ein und werden<br />

dafür sowohl im Rat als auch im<br />

neuen Europäischen Parlament um<br />

eine breite Unterstützung werben.


TAGSWAHL 2009<br />

EN DIE PARTEIEN ZUM TIERSCHUTZ?<br />

Der bmt hat aus diesem Anlass den fünf Parteien Fragen zu aktuellen Tierschutzthemen vorgelegt.<br />

Nachfolgend finden Sie die von uns für das Magazin zusammengefassten Kernaussagen.<br />

Aus den Aussagen geht hervor, wie die einzelnen Parteien bestimmte Tierschutzthemen einschätzen,<br />

wo sie dringenden Handlungsbedarf sehen und wann den Status Quo für akzeptabel<br />

halten. Wir hoffen, dass Ihnen die Antworten <strong>der</strong> fünf Parteien bei Ihrer Wahlentscheidung hilfreich<br />

sein werden. Die ungekürzten Antworten haben wir für Sie auf unserer homepage<br />

www.bmt-tierschutz.de eingestellt.<br />

Gegen die Haltung von wildlebenden<br />

<strong>Tiere</strong>n in Zirkussen spricht sich<br />

die FDP seit langem aus.<br />

Keine Antwort<br />

Dieser auf Freiwilligkeit basierende<br />

Ansatz (Werbung für Produkte) bietet<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft die Möglichkeit, entsprechende<br />

Marktlücken zu erschließen.<br />

Die Verbraucher können durch<br />

den Kauf bestimmter Produkte die<br />

gewünschte Haltungsform in <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft gezielt unterstützen.<br />

Die FDP hat …ein beson<strong>der</strong>es Interesse<br />

daran, dass in den laufenden<br />

Verhandlungen ein ausgewogener<br />

Kompromiss gefunden wird, um hohe<br />

Schutzstandards bei Tierversuchen<br />

bei gleichzeitiger Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Belange von Industrie und<br />

Forschung EU-weit zu etablieren.<br />

Ein Haltungsverbot bestimmter<br />

nicht domestizierter Arten ist aus<br />

grüner Sicht dringend erfor<strong>der</strong>lich,<br />

da eine tiergerechte Haltung unter<br />

den Bedingungen eines mobilen-<br />

Unternehmens grundsätzlich als<br />

problematisch anzusehen ist.<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach Überarbeitung<br />

des Säugetiergutachtens<br />

unterstützen wir Grüne voll und<br />

ganz.<br />

Sie (= artgerechte Tierhaltung) bedeutet<br />

nicht nur mehr Tierschutz, son<strong>der</strong>n auch<br />

mehr Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen.<br />

Im Rahmen eines Nachhaltigkeitssiegels<br />

wollen wir eine Tierschutzkennzeichnung<br />

für alle Lebensmittel, um<br />

den VerbraucherInnen die Möglichkeit<br />

zu geben, sich bewusst für Produkte aus<br />

tiergerechter Haltung zu entscheiden.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verfolgen<br />

das Ziel, Tierversuche mittel- bis langfristig<br />

abzuschaffen und durch tierversuchfreie<br />

Methoden zu ersetzen. Wir<br />

unterstützen ein vollständiges Verbot <strong>der</strong><br />

Versuche an Primaten. Wir setzen uns<br />

außerdem ein für den Stopp des Einfangens<br />

von wildlebenden <strong>Tiere</strong>n für Tierversuche.<br />

Versuche, die an <strong>Tiere</strong>n, die<br />

aus <strong>der</strong> Natur entnommen worden sind,<br />

halten wir für ethisch nicht vertretbar.<br />

W AHLPRÜFSTEINE<br />

DIE LINKE sieht die Haltung von<br />

Wildtieren in Zirkussen grundsätzlich<br />

kritisch, weil tierschutzgerechte<br />

Haltungsbedingungen nicht gesichert<br />

sind.<br />

Bereits seit längerer Zeit for<strong>der</strong>n<br />

wir die komplette Überarbeitung<br />

des überalterten Säugetiergutachtens.<br />

Die Kennzeichnungspflicht für tierische<br />

Produkte ist ein wichtiges<br />

Mittel, um den Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern die Wahl zwischen<br />

Produkten die tiergerecht<br />

und eben nicht tiergerecht produziert<br />

wurden zu ermöglichen.<br />

Generell setzt sich DIE LINKE für eine Paradigmenwechsel<br />

bei Tierversuchen ein.<br />

Tierversuche sollen demnach grundsätzlich<br />

verboten und nur in Ausnahmefällen<br />

gestattet werden. Ein erster Schritt<br />

bei <strong>der</strong> Überarbeitung <strong>der</strong> EU-RL ist das<br />

Verbot, Affen, Hunde und Katzen für den<br />

Einsatz in Versuchen einzusetzen. Die<br />

an<strong>der</strong>en Tierarten müssen folgen. Die<br />

Verwendung von Wildfängen für Tierversuche<br />

ist grundsätzlich zu verbieten.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

5


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

6<br />

W AHLPRÜFSTEINE<br />

Zurzeit erarbeitet die EU-Kommission<br />

eine Tierschutzschlachtverordnung.<br />

Hierdurch kann sich in<br />

Deutschland <strong>der</strong> Schutz von<br />

Schlachttieren verschlechtern. Wäre<br />

es Ihres Erachtens geboten, dass<br />

Deutschland EU-weit mit gutem<br />

Beispiel vorangeht und bestehende<br />

Rechtsvorschriften zum Schutz <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong> zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Tötung<br />

weiterentwickelt, auch wenn dies<br />

im Einzelfall über eine 1:1-Umsetzung<br />

hinausgehen würde?<br />

Für die meisten in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

gehaltenen Tierarten existieren<br />

keine verbindlichen Haltungsvorschriften.<br />

Bei einigen Haltungsformen<br />

ist bekannt, dass sie mit erheblichen<br />

Leiden und Schmerzen<br />

für die <strong>Tiere</strong> verbunden sind, bspw.<br />

in <strong>der</strong> intensiven Putenhaltung und<br />

-zucht. Werden Sie sich dieser Problematik<br />

annehmen?<br />

Wie stehen Sie zur Frage, ob <strong>Tiere</strong>,<br />

die mit Hilfe patentierter Genanalyse<br />

gezüchtet wurden, unter<br />

Patentschutz fallen?<br />

Unterstützen Sie in <strong>der</strong> kommenden<br />

Legislaturperiode eine Novellierung<br />

des Tierschutzgesetzes?<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die<br />

Einführung einer Elektrokurzzeitbetäubung<br />

beim religiös begründeten<br />

betäubungslosen Schlachten<br />

o<strong>der</strong> das Verbot <strong>der</strong> betäubungslosen<br />

Kastration von Ferkeln?<br />

Um den Vollzug bestehen<strong>der</strong> Gesetze<br />

zu verbessern, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />

bmt die Einführung <strong>der</strong> tierschutzrechtlichen<br />

Verbandsklage<br />

ein. Wie stehen Sie dazu?<br />

Wir haben uns erfolgreich dafür<br />

eingesetzt, dass wir die hohen<br />

deutschen Anfor<strong>der</strong>ungen weiterhin<br />

anwenden dürfen.<br />

Von den noch nicht speziell geregelten<br />

Bereichen sehen wir Vorschriften<br />

für Mastkaninchen als dringlich an.<br />

Hier werden wir Tierschutzanfor<strong>der</strong>ungen<br />

formulieren. Zur tiergerechten<br />

Mastputenhaltung gibt es bereits<br />

bundeseinheitliche Eckwerte. ..<br />

Wir wenden uns <strong>gegen</strong> Patente auf<br />

<strong>Tiere</strong> und Pflanzen. Die Zucht von<br />

landwirtschaftlichen Nutztieren<br />

durch Kreuzung und Selektion<br />

muss patentfrei bleiben.<br />

Wir setzen uns dafür ein, dass sehr restriktiv<br />

mit solchen Ausnahmeregelungen<br />

(gemeint ist die Ausnahme von <strong>der</strong><br />

Betäubungspflicht) umgegangen wird<br />

und tierschutzsichernde Auflagen erteilt<br />

werden. Gesetzliche Regelungen stoßen<br />

… auf erhebliche verfassungsrechtliche<br />

Bedenken. Wir wollen keine Kastration<br />

von Ferkeln mehr ohne Schmerzbehandlung….<br />

Unser Ziel bleibt zudem<br />

<strong>der</strong> völlige Verzicht auf die Kastration.<br />

Ein Verbandsklagerechts für Tierschutzorganisationen<br />

halten wir<br />

nicht für notwendig o<strong>der</strong> zielführend.<br />

<strong>Bund</strong>estagswa<br />

WIE STEHEN DI<br />

ZUM TIERS<br />

Deutschland hat sich am Ende in<br />

den Verhandlungen durchgesetzt,<br />

so dass die hohen nationalen<br />

Standards beibehalten werden<br />

können. Wichtig ist jetzt, dass die<br />

an<strong>der</strong>en EU-Mitgliedsstaaten ihre<br />

Standards anheben müssen.<br />

Eine Überarbeitung <strong>der</strong> Haltungsvorschriften<br />

für Puten sollte in <strong>der</strong><br />

nächsten Legislaturperiode zusammen<br />

mit Vertretern <strong>der</strong> Kontrollbehörden,<br />

aber auch des Tierschutzes<br />

angegangen werden.<br />

Das lehnen wir ab. Wir brauchen<br />

ein klares Verbot von Patenten auf<br />

<strong>Tiere</strong> und Pflanzen und auf konventionelle<br />

Züchtungsverfahren.<br />

Die SPD unterstützt grundsätzlich ein<br />

Verbot <strong>der</strong> betäubungslosen Kastration<br />

von Ferkeln. … Ein Verbot läuft jedoch<br />

dann ins Leere, wenn die Handlungsoptionen<br />

für die landwirtschaftlichen Betriebe<br />

nicht praxistauglich o<strong>der</strong> nicht<br />

wirtschaftlich tragfähig sind… Erhebliche<br />

verfassungsrechtliche Bedenken lassen<br />

die Än<strong>der</strong>ung des Tierschutzgesetzes<br />

mit dem Ziel das betäubungslose<br />

Schlachten zu verbieten, <strong>gegen</strong>wärtig<br />

nicht zu.<br />

Das Verbandsklagerecht hat sich im<br />

Bereich des Umweltschutzes bewährt.<br />

Daher steht die SPD einer<br />

analogen Regelung im Bereich des<br />

Tierschutzes positiv <strong>gegen</strong>über.


hl 2009<br />

E PARTEIEN<br />

CHUTZ?<br />

Die FDP hat …ein beson<strong>der</strong>es Interesse<br />

daran, dass in den laufenden Verhandlungen<br />

ein ausgewogener Kompromiss<br />

gefunden wird, um hohe Schutzstandards<br />

bei Tierversuchen bei gleichzeitiger<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Belange von<br />

Industrie und Forschung EU-weit zu etablieren.<br />

Deshalb tritt die FDP grundsätzlich<br />

für eine EU-einheitliche Umsetzung<br />

von Verordnungen und Richtlinien ein.<br />

Nationale Alleingänge bergen die Gefahr<br />

von Wettbewerbsverzerrungen. Zudem<br />

kann auch <strong>der</strong> gewünschte höhere<br />

Tierschutz durch entsprechende Verlagerungen<br />

in benachbarten EU-Mitgliedstaaten<br />

mit niedrigerem Tierschutzniveau<br />

unterlaufen werden.<br />

Nach Auffassung <strong>der</strong> FDP muss die<br />

kommerzielle Käfighaltung von Kaninchen<br />

in absehbarer Zeit beendet werden.<br />

… Dazu müssen ausreichende wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse zur<br />

Verfügung stehen, um eine artgerechte<br />

Haltung von Kaninchen zu sichern.<br />

Die FDP wendet sich <strong>gegen</strong> die Patentierung<br />

von <strong>Tiere</strong>n, die für die<br />

landwirtschaftliche Tierhaltung von<br />

Bedeutung sind.<br />

Verbesserungen in den Bereichen Kastration<br />

und Amputation sollten, wie<br />

auch in an<strong>der</strong>en Bereichen, EU-weit angestrebt<br />

werden, um ein Optimum an<br />

Tierschutz zu gewährleisten und Wettbewerbsverzerrungen<br />

zu Lasten <strong>der</strong> heimischen<br />

Wirtschaft zu vermeiden. .. .<br />

Ziel ist es, gänzlich auf die Kastration zu<br />

verzichten, sobald ein praxistaugliches<br />

Verfahren zur Verfügung steht.<br />

Die FDP hat sich bislang keine abschließende<br />

Meinung zu dieser Frage<br />

gebildet.<br />

Wir Grüne setzen uns schon seit langem<br />

für strengere Schutzvorschriften bei <strong>der</strong><br />

Schlachtung ein. Falls sich dies nicht im<br />

Rahmen einer europäischen Regelung<br />

verwirklichen lässt, sprechen wir Grünen<br />

uns nachdrücklich dafür aus, dass<br />

Deutschland eine Vorreiterrolle im Tierschutz<br />

einnimmt und diese Regelungen<br />

national umsetzt.<br />

Die so genannte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

(TSchNutztV) muss erweitert<br />

werden und verbindliche Haltungsvorschriften<br />

für alle Tierarten<br />

festlegen, die landwirtschaftlich genutzt<br />

werden. … Jegliche Käfighaltung von<br />

Legehennen muss ausnahmslos verboten<br />

werden. Außerdem werden wir uns<br />

dafür einsetzen, dass die Zucht von Puten<br />

und an<strong>der</strong>en Masttieren, bei <strong>der</strong> bekannt<br />

ist, dass sie zu Leiden und<br />

Schmerzen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> führt, entsprechend<br />

dem Qualzuchtparagrafen des Tierschutzgesetzes<br />

geprüft und ggf. verboten<br />

wird.<br />

Patente auf <strong>Tiere</strong> und Pflanzen lehnen<br />

wir grundsätzlich ab.<br />

Das Schlachten von <strong>Tiere</strong>n ohne Betäubung<br />

ist aus Tierschutzsicht absolut untragbar<br />

und wird von uns abgelehnt.<br />

Darüber hinaus sind wir <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass die Elektrokurzzeitbetäubung eine<br />

gangbare Lösung ist, die den beiden<br />

Staatszielen Tierschutz und Religionsfreiheit<br />

gleichermaßen Geltung verschaffen<br />

kann.<br />

Zur Verwirklichung eines effektiven Tierschutzes<br />

im Sinne des Verfassungsgutes<br />

Tierschutz und einer Stärkung <strong>der</strong> Rechte<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ist … ein Klagerecht für Tierschutzorganisationen<br />

auf <strong>Bund</strong>esebene<br />

unentbehrlich.<br />

W AHLPRÜFSTEINE<br />

DIE LINKE for<strong>der</strong>t umfassende Verbesserungen<br />

des Tierschutzes auf Schlachthöfen.<br />

In <strong>der</strong> jetzigen Form stellt <strong>der</strong> Entwurf<br />

für eine neue EU weite<br />

Schlachtverordnung einen Rückschritt<br />

<strong>gegen</strong>über geltendem nationalem Recht<br />

dar. Deshalb ist er in dieser Form abzulehnen.<br />

Zu den <strong>Tiere</strong>n, bei denen beson<strong>der</strong>s<br />

häufig Defizite festgestellt werden,<br />

gehören die Zucht- und Mastkaninchen<br />

und die Puten. Deshalb for<strong>der</strong>t DIE LIN-<br />

KE eine entsprechende Än<strong>der</strong>ung des<br />

Tierschutzgesetzes und Haltungsvorschriften<br />

für alle landwirtschaftlichen<br />

<strong>Tiere</strong>. Darüber hinaus for<strong>der</strong>t DIE LINKE<br />

auch die Überarbeitung <strong>der</strong> bestehenden<br />

Haltungsvorschriften nach den Kriterien<br />

eines wirklichen Tierschutzes weg<br />

von <strong>der</strong> Nutztierhaltung in industriellen<br />

Strukturen.<br />

DIE LINKE lehnt Biopatente jeglicher<br />

Art und damit auch die darauf<br />

basierenden Züchtungen ab.<br />

Bei rituellen Schlachtmethoden strebt<br />

DIE LINKE eine einvernehmliche Regelung<br />

mit den Vertretern <strong>der</strong> Kirchen und<br />

Religionsgemeinschaften auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Elektrokurzzeitbekämpfung<br />

an. Bezüglich <strong>der</strong> betäubungslosen<br />

Kastration von Ferkeln will DIE LINKE<br />

ein Verbot <strong>der</strong> chirurgischen Kastration.<br />

Sie hält die Kastration mit Betäubung<br />

und nachträglicher Wundbehandlung<br />

für ebenso fragwürdig, wie die Kastration<br />

<strong>der</strong> Ferkel ohne Betäubung.<br />

Auch DIE LINKE setzte sich seit Jahren<br />

für die Einführung <strong>der</strong> tierschutzrechtlichen<br />

Verbandsklage<br />

ein. Sie lehnt die Feststellungsklage<br />

als Alternative ab.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

7


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

8<br />

A KTUELL<br />

KASTRATION VON FREIGÄNGERKATZEN<br />

DIE ... UNTERLAUFEN STADT PADERBORN DEN TIERSCHUTZ<br />

GEHT EINEN KONSEQUENTEN WEG<br />

Zur Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> weiteren<br />

unkontrollierten Vermehrung<br />

von Katzen geht die Stadt Pa<strong>der</strong>born<br />

seit Februar 2009 einen<br />

mutigen und konsequenten<br />

Weg: Sie ordnet die Kastration<br />

von Katzen und Katern an, die<br />

älter als 5 Monate sind und die<br />

Möglichkeit zum Freigang haben.<br />

Gleichzeitig unterliegen<br />

diese <strong>Tiere</strong> <strong>der</strong> Kennzeichnungspflicht<br />

mittels Tätowierung o<strong>der</strong><br />

Mikrochip. Die Stadt zieht damit<br />

die Notbremse, um einer weiteren<br />

Verelendung <strong>der</strong> Katzen vorzubeugen.<br />

Von den meisten Katzenhaltern<br />

wird die neue<br />

Verordnung befürwortet.<br />

Im Kreis Pa<strong>der</strong>born leben schätzungsweise<br />

40.000 Katzen. Unkastriert sorgen<br />

sie für eine Nachwuchsschwemme,<br />

die kaum zu bewältigen ist. Immer<br />

häufiger wurden halb verhungerte Katzen<br />

im örtlichen Tierheim abgeben, bis<br />

die Aufnahmekapazitäten überschritten<br />

waren und keine <strong>Tiere</strong> mehr aufgenommen<br />

werden konnten.<br />

Auch die über 1.000 Kastrationen, die<br />

durch die Tierschutzvereine vor Ort<br />

jährlich vorgenommen wurden, konnten<br />

an <strong>der</strong> Situation grundlegend nichts<br />

än<strong>der</strong>n. Zu groß war <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unkastrierten<br />

Katzen, die sich im Rahmen<br />

des Freigangs paarten und so für weiteren<br />

Nachwuchs sorgten.<br />

An<strong>der</strong>s als viele Amtstierärzte ignorierte<br />

Dr. Ralf Lang, <strong>der</strong> für Tierschutz zu-<br />

ständige Veterinär des Kreises Pa<strong>der</strong>born,<br />

das Problem nicht und trug überzeugend<br />

vor, dass in diesem beson<strong>der</strong>en<br />

Fall ein Eingriff in das Privatrecht<br />

von Katzenhaltern gerechtfertigt sei.<br />

Dr. Ralf Lang: "Die Katze ist das einzige<br />

Haustier, von dem viele Halter glau-<br />

Wer in Pa<strong>der</strong>born frei lebende Katzen füttert, muss nach <strong>der</strong><br />

neuen städtischen Verordnung auch für <strong>der</strong>en Kastration sorgen.<br />

ben, sie müssten sich nicht um die<br />

Nachkommen sorgen. Es kann nicht<br />

angehen, dass zum einen immer mehr<br />

Katzenelend produziert wird, das wir<br />

tierschutzrechtlich nicht haben wollen,<br />

und dass zum an<strong>der</strong>en, wenn <strong>der</strong><br />

Nachwuchs aufgegriffen und ins Tierheim<br />

gebracht wird, <strong>der</strong> Steuerzahler<br />

dafür aufkommen soll."<br />

Einstimmig wurde die Kastrationspflicht<br />

für Freigängerkatzen per Verordnung<br />

am 22. September 2008 erlassen. Seit<br />

Februar 2009 gilt in Pa<strong>der</strong>born die Kastrations-<br />

und Kennzeichnungspflicht<br />

für alle Freigängerkatzen ab einem Alter<br />

von fünf Monaten.<br />

Auf Antrag ausgenommen sind nur<br />

Katzenzüchter, sofern eine Kontrolle<br />

und Versorgung <strong>der</strong> Nachzucht glaubhaft<br />

dargelegt wird. Da<strong>gegen</strong> müssen<br />

Tierfreunde, die wildlebende Katzen<br />

füttern, laut Verordnung für die Kastration<br />

Sorge tragen.<br />

Mit <strong>der</strong> Verordnung hat die Stadt Pa<strong>der</strong>born<br />

eine For<strong>der</strong>ung umgesetzt, die<br />

von Tierschutzseite seit Jahren immer<br />

wie<strong>der</strong> formuliert wurde. Nur mit <strong>der</strong><br />

flächendeckenden Kastration <strong>der</strong> Freigängerkatzen<br />

ist dem Katzenelend<br />

nachhaltig zu begegnen!<br />

Das Interesse an<strong>der</strong>er Kommunen an<br />

<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Verordnung ist<br />

groß. Selbst aus dem Ausland kamen<br />

Anfragen. Der bmt dankt <strong>der</strong> Stadt Pa<strong>der</strong>born<br />

für diesen mutigen Schritt und<br />

hofft, dass viele weitere Kommunen<br />

dem Vorbild <strong>der</strong> Stadt folgen werden.<br />

Text: Dr. Jörg Styrie


SIND HAUSTIERE DOCH PFÄNDBAR?<br />

§ 811c ZPO bestimmt, dass Haustiere, die im<br />

häuslichen Bereich und nicht zu Erwerbszwecken<br />

gehalten werden, nicht gepfändet werden dürfen.<br />

Allerdings lässt die Vorschrift Ausnahmen zu,<br />

wenn das Haustier von hohem Wert ist und die<br />

Unpfändbarkeit für den Gläubiger eine ungerechtfertigte<br />

Härte bedeuten würde.<br />

Das Landgericht Berlin hat mit Beschluss vom<br />

16.03.2007, 81 T 859/06 demgemäß entschieden,<br />

dass wertvolle Haustiere unter Umständen gepfändet<br />

werden können, wenn <strong>der</strong> Schuldner sich<br />

hartnäckig weigert, Zahlungen zu leisten.<br />

Im konkreten Fall handelte es sich bei<br />

den <strong>Tiere</strong>n um Koi-Karpfen und Papageien,<br />

die das einzige pfändbare Vermögen<br />

des Schuldners darstellten. Die<br />

von <strong>der</strong> Schuldnerin dargelegte emotionale<br />

Bindung an die Fische und Vögel<br />

hat dahinter zurückzustehen. Der<br />

RdT: Wann hat ein Tier einen<br />

"hohen Wert"?<br />

RA Frank Richter: Einen verbindlichen<br />

Richtwert gibt es hier nicht, allerdings<br />

werden in <strong>der</strong> Kommentarliteratur 250<br />

Euro als Untergrenze angesetzt.<br />

RdT: Können alle Haustiere gepfändet<br />

werden, selbst Hunde,<br />

denen man eine höhere Bindungsfähigkeit<br />

an den Menschen<br />

vergleichsweise<br />

hohe Wert ist auch gegeben, wenn die<br />

vom Gläubiger vorgetragenen Beträge<br />

nicht erreichbar sein sollten.<br />

Eine Rechtsschutzversicherung kann<br />

die nicht unerheblichen Prozessrisiken,<br />

unterstellt als z.B. Fischen (wie im<br />

Urteil geschehen)?<br />

RA Frank Richter: Die Regelung des<br />

Abs. 2 ist eine Ausnahmeregelung.<br />

Wenn ein hoher Wert gegeben ist, muss<br />

das Gericht die berechtigten Interessen<br />

des Schuldners berücksichtigen, also<br />

insbeson<strong>der</strong>e seine Bindung an das<br />

Tier.<br />

RdT: Können auch Mischlinge<br />

gepfändet werden, die (sicher)<br />

weniger materiellen als ideellen<br />

Wert für ihre Besitzer haben?<br />

RA Frank Richter: Grundsätzlich ja,<br />

wenn die o.g. Voraussetzungen erfüllt<br />

sind.<br />

RdT: Werden die Mischlinge durch<br />

ihre Ausbildung (z.B. Suchhund<br />

etc.) wertvoller im Sinne des Gesetzes<br />

und damit ebenfalls<br />

pfändbar?<br />

RA Frank Richter: Wertvoll im Sinne des<br />

R ECHTSSPRECHUNG<br />

WENN HUND&CO FÜR SCHULDEN DER BESITZER BEZAHLEN …<br />

die durch die Notwendigkeit von Gutachten<br />

ggf. verschärft werden, abfe<strong>der</strong>n<br />

(...).<br />

Rechtsanwalt Frank Richter (im Bild)<br />

anwalt@richterrecht.com<br />

www.richterrecht.com<br />

KURZINTERVIEW MIT RECHTSANWALT FRANK RICHTER<br />

Auch Mischlinge können grundsätzlich gepfändet werden<br />

Gesetzes sind sie, wenn sie wirtschaftlich<br />

wertvoll sind, also steigt <strong>der</strong> Wert<br />

mit je<strong>der</strong> Leistungsprüfung o<strong>der</strong> Ausbildung.<br />

Das Tier darf aber nicht zu Erwerbszwecken<br />

gehalten werden, sonst<br />

ist es schon kein Haustier. Blindenhunde<br />

bspw. sind zwar recht wertvoll, aber<br />

für ihren (blinden!) Halter auch beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig und daher nicht pfändbar.<br />

RdT: Was passiert mit den gepfändeten<br />

<strong>Tiere</strong>n? Wer verkauft<br />

sie wie und wo? Wer kümmert<br />

sich darum, ob die neue Unterbringung<br />

tiergerecht ist? Kann<br />

<strong>der</strong> ehemalige Besitzer sie u.U.<br />

"zurückkaufen"?<br />

RA Frank Richter: Die <strong>Tiere</strong> werden vom<br />

Gerichtsvollzieher mitgenommen, an<br />

geeigneter Stelle untergebracht und<br />

versteigert. Dort kann je<strong>der</strong> mitbieten,<br />

<strong>der</strong> die nötige Barschaft vorweisen<br />

kann.<br />

Text: Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

9


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

10<br />

I NTERVIEW<br />

RdT: Für ein Verbot von Tierversuchen<br />

für Kosmetika in Europa<br />

haben Tierschützer lange gekämpft...<br />

Dr. Ursula Sauer: Das ist richtig.<br />

Dieses Tierversuchsverbot wurde 2003<br />

nach jahrelangem Hin und Her verabschiedet.<br />

Es steht in <strong>der</strong> Europäischen<br />

Kosmetikrichtlinie. Aber dieses Gesetz<br />

ist reichlich kompliziert, Zeichen für den<br />

damals mühsam ausgehandelten<br />

Kompromiss...<br />

Um das Tierversuchsverbot zu erläutern,<br />

will ich erst mal einige Begriffe erklären:<br />

Das Gesetz unterscheidet zwischen<br />

kosmetischen Produkten, also<br />

den fertigen Seifen, Cremes, Lippen-<br />

NACHGEFRAGT:<br />

“Wie ist das jetzt mit Seife,<br />

stiften etc., und den so genannten kosmetischen<br />

Inhaltsstoffen und Gemischen<br />

von Inhaltsstoffen, also den Bestandteilen<br />

fertiger Kosmetika.<br />

Weiterhin unterscheidet das Gesetz<br />

zwischen einem Testverbot, also dem<br />

Verbot, einen Tierversuch durchzuführen,<br />

und einem Vermarktungsverbot,<br />

also dem Verbot, ein kosmetisches Produkt<br />

zu verkaufen, wenn dafür ein Tierversuch<br />

durchgeführt wurde.<br />

RdT: Warum die gesetzliche<br />

Unterscheidung zwischen Testund<br />

Vermarktungsverbot?<br />

Dr. Ursula Sauer: Die EU kann nur<br />

innerhalb <strong>der</strong> EU die Durchführung eines<br />

Tierversuchs verbieten, also das<br />

Testverbot aussprechen, nicht aber in<br />

Län<strong>der</strong>n außerhalb <strong>der</strong> EU. Und damit<br />

eben bei uns keine Kosmetika mehr<br />

verkauft werden dürfen, die außerhalb<br />

<strong>der</strong> EU an Tierversuchen getestet wurden,<br />

gibt es zusätzlich zum Testverbot<br />

das Vermarktungsverbot.<br />

RdT: … klingt nach konsequentem<br />

Vorgehen. Wo liegt nun das Problem?<br />

Dr. Ursula Sauer: Kompliziert wird<br />

es durch Ausnahmeregelungen und<br />

zeitlich differierendes Inkrafttreten <strong>der</strong><br />

TIERVERSUCHSFREIE KOSMETIK<br />

Tierversuche für Kosmetika sind in <strong>der</strong> gesamten<br />

Europäischen Union verboten. Doch<br />

für Verbraucher hat sich damit nicht viel geän<strong>der</strong>t,<br />

denn es ist nach wie vor schwierig,<br />

tierversuchsfreie Kosmetik auf dem Markt<br />

zu bekommen. Wer Produkte kaufen möchte,<br />

die nicht im Tierversuch getestet wurden,<br />

muss weiterhin die Positivliste des Deutschen<br />

Tierschutzbundes zu Rate ziehen.<br />

Was das Gesetz so kompliziert<br />

macht, erklärt Dr. Ursula Sauer<br />

im Gespräch mit dem RdT.<br />

Die promovierte Tierärztin<br />

beschäftigt sich seit über 17 Jahren mit Alternativen zu Tierversuchen und arbeitet als<br />

selbständige Wissenschaftliche Beraterin in diesem Themenbereich.<br />

unterschiedlichen Verbote: So dürfen<br />

seit dem 11. September 2004 in <strong>der</strong><br />

Europäischen Union keine Tierversuche<br />

für fertige kosmetische Produkte<br />

mehr durchgeführt werden. Aber das<br />

Testverbot für kosmetische Inhaltsstoffe<br />

trat lei<strong>der</strong> erst dieses Jahr, nämlich am<br />

11. März 2009, in Kraft.<br />

Das Vermarktungsverbot hin<strong>gegen</strong> tritt<br />

sogar nur schrittweise in Kraft: Ebenfalls<br />

erst seit diesem Jahr, dem 11.<br />

März 2009, ist es verboten, in <strong>der</strong> EU<br />

Kosmetika zu verkaufen, wenn ihre Inhaltsstoffe<br />

o<strong>der</strong> ihre fertige Zusammensetzung<br />

in Tierversuchen getestet<br />

wurden. Und das Vermarktungsverbot<br />

ab diesem Termin gilt sogar<br />

nur für bestimmte Tierversuche, nämlich<br />

die, in denen z.B. untersucht wird,<br />

ob die Stoffe giftig sind, wenn sie Versuchstieren<br />

ein einziges Mal gegeben<br />

werden o<strong>der</strong> wenn sie auf die Haut aufgetragen<br />

o<strong>der</strong> in die Augen eingeträufelt<br />

werden.<br />

Der Verkauf von Kosmetika, <strong>der</strong>en Zusammensetzung<br />

o<strong>der</strong> Inhaltsstoffe in<br />

bestimmten an<strong>der</strong>en Tierversuchen getestet<br />

wurde, wird hin<strong>gegen</strong> erst in vier<br />

Jahren, am 11. März 2013, verboten.<br />

Und das sind gerade die Versuche, in<br />

denen die <strong>Tiere</strong> über längere Zeit leiden:<br />

Die Tests, in denen untersucht


Creme und Lippenstift?”<br />

IST WEITER NUR SCHWIERIG ZU BEKOMMEN<br />

wird, ob die Stoffe giftig sind, wenn sie<br />

den <strong>Tiere</strong>n immer wie<strong>der</strong> gegeben werden,<br />

und die, in denen überprüft wird,<br />

ob die Nachkommen <strong>der</strong> Versuchstiere<br />

Vergiftungserscheinungen zeigen.<br />

Auch <strong>der</strong> Verkauf von Kosmetika, zu<br />

denen im Tier untersucht wurde, wie<br />

die Stoffe und Kosmetika vom Körper<br />

aufgenommen, im Körper verteilt und<br />

wie<strong>der</strong> ausgeschieden werden, wird<br />

erst im März 2013 verboten.<br />

RdT: So lässt die Kosmetikrichtlinie<br />

also mehrere Hintertürchen<br />

für die Industrie offen…<br />

Corina Gericke et. al.<br />

“WAS SIE SCHON IMMER ÜBER TIERVER-<br />

SUCHE WISSEN WOLLTEN”<br />

Daten und Fakten<br />

Ob für Schulreferate,<br />

als<br />

Nachschlagewerk<br />

o<strong>der</strong> Diskussionsgrundlage<br />

- das Buch<br />

ist eine unentbehrliche<br />

Grundlage zum<br />

Thema Tierversuche.<br />

In 74 Fragen und 74 klaren, prägnanten<br />

Antworten wird <strong>der</strong> Themenkomplex<br />

umfassend dargestellt. Die Autoren<br />

machen Schluss mit <strong>der</strong> Behauptung, es<br />

gehe nicht ohne Versuche.<br />

Dr. Ursula Sauer: Richtig. So gilt die<br />

Kosmetikrichtlinie zum Beispiel nur für<br />

solche Stoffe, die unmittelbar in Kosmetika<br />

verwendet werden. Stoffe, die<br />

die Industrie z.B. zunächst für Farben<br />

o<strong>der</strong> Lacke entwickelt und erst nach ihrer<br />

Markteinführung für Kosmetika verwenden<br />

möchte, fallen unter die Chemikalienverordnung.<br />

Und dort ist<br />

vorgeschrieben, dass sie in Tierversuchen<br />

getestet werden müssen.<br />

RdT: Das heißt in letzter Konsequenz:<br />

Wer sicher gehen will,<br />

dass seine Produkte nicht am Tier<br />

getestet wurden, muss wie bisher<br />

auf Kosmetika zurückgreifen, die<br />

vom Deutschen Tierschutzbund<br />

als "tierversuchsfrei" eingestuft<br />

wurden?<br />

Dr. Ursula Sauer: Unbedingt. Dies<br />

gilt umso mehr, weil solche Kosmetika<br />

auch auf weiteres Tierleid verzichten:<br />

Sie enthalten keine Stoffe, wie Bärengalle,<br />

Moschus, Schildkrötenöl o<strong>der</strong><br />

Seidenpulver, <strong>der</strong>en Gewinnung mit<br />

Tierquälerei, dem Töten von <strong>Tiere</strong>n<br />

o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Ausrottung von Tierarten<br />

verbunden ist. Zusätzlich dürfen Rohstoffe,<br />

die von toten <strong>Tiere</strong>n gewonnen<br />

werden, gar nicht verwendet werden,<br />

und Rohstoffe von lebenden <strong>Tiere</strong>n, wie<br />

Milch, Eigelb und Honig, sollen aus<br />

ökologischer Tierhaltung stammen.<br />

RdT: Ihre Aussagen lassen Zweifel<br />

aufkommen, ob das europäische<br />

Tierversuchsverbot überhaupt<br />

etwas bewirkt?<br />

Dr. Ursula Sauer: Doch, auf jeden<br />

Fall! Das Tierversuchsverbot in <strong>der</strong> Kosmetikrichtlinie<br />

ist ein wichtiges politisches<br />

Signal. Zumindest in diesem Bereich<br />

hat die Europäische Union eine<br />

Kehrtwende weg vom Tierversuch eingeleitet.<br />

Außerdem ist ganz eindeutig<br />

zu erkennen, dass das Tierversuchsverbot<br />

dazu geführt hat, dass vermehrt<br />

tierversuchsfreie Verfahren entwickelt<br />

werden. Die düsteren Prophezeiungen,<br />

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T IERSCHUTZPOLITIK I<br />

die uns Tierschützern ent<strong>gegen</strong>geschallt<br />

sind, als wir für das Tierversuchsverbot<br />

gekämpft haben, sind in<br />

keiner Weise eingetreten: Die Erforschung<br />

neuer Kosmetika ist durch das<br />

Tierversuchsverbot nicht zum Erliegen<br />

gekommen, son<strong>der</strong>n hat <strong>der</strong> Forschung<br />

im Gegenteil einen wichtigen<br />

Impuls gegeben.<br />

RdT: Wie geht es jetzt weiter?<br />

Dr. Ursula Sauer: Wir Tierschützer<br />

machen weiter, bis Tierversuche in allen<br />

Forschungsbereichen verboten<br />

sind. Wie gesagt, die Entwicklung von<br />

Kosmetika ist eng mit <strong>der</strong> Chemikaliengesetzgebung<br />

verbunden.<br />

Erst wenn auch für Chemikalien mo<strong>der</strong>ne<br />

- und zuverlässigere! - Prüfstrategien<br />

mit tierversuchsfreien Verfahren<br />

anstelle <strong>der</strong> veralteten Tierversuche<br />

verankert sind, sind alle Kosmetika<br />

wirklich tierversuchsfrei - zugunsten<br />

von Mensch und Tier.<br />

Umgekehrt können tierversuchsfreie<br />

Verfahren, die für die Kosmetiktestung<br />

entwickelt werden, zumeist auch für die<br />

Chemikalienprüfung eingesetzt werden.<br />

So dient jede Erforschung tierversuchsfreier<br />

Verfahren <strong>der</strong> Vermeidung<br />

vieler verschiedener Tierversuche.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

11


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

12<br />

Foto: Sophia Bossenz<br />

VON INGOLF BOSSENZ:<br />

Das RdT veröffentlicht diesen Artikel mit freundlicher<br />

Genehmigung des Autors. Erstveröffentlicht<br />

im “Neuen Deutschland” am 4.7.2009<br />

Über ein System, in dem es Milliarden<br />

Opfer gibt, aber keine Täter<br />

Während sich Japans Öffentlichkeit um das<br />

Überleben einer Wasserschildkröte bemüht, ...<br />

Namen können schützen. Wenn Menschen <strong>Tiere</strong>n einen "persönlichen"<br />

Namen geben, werden diese von abstrakten Objekten<br />

zu individuellen Wesen. Sie haben dann gute Chancen,<br />

gehegt, gepflegt, ver- und umsorgt zu werden.<br />

"Yu" hatte dieses Glück. Die Meeresschildkröte war bei einem<br />

Hai-Angriff schwer verletzt und mit versehrten Vor<strong>der</strong>paddeln<br />

vor <strong>der</strong> Südwestküste Japans gefunden worden. Fürsorgliche<br />

Menschen gaben ihr den Namen "Yu". Nun sollen Prothesen<br />

<strong>der</strong> weiblichen Karettschildkröte ihre Schwimmfähigkeit zurückgeben.<br />

Die Vereinigung zum Schutz <strong>der</strong> Wasserschildkröten<br />

rief eigens eine Stiftung ins Leben, um Geld für die<br />

Herstellung <strong>der</strong> Prothesen einzuwerben. Diese sollen vom<br />

größten Prothesenhersteller Japans, Kawamura Gishi, in <strong>der</strong><br />

Präfektur Osaka gefertigt werden. Eine Sprecherin <strong>der</strong> Firma<br />

nannte das Vorhaben eine "schwierige Herausfor<strong>der</strong>ung".<br />

Aber die Leidenschaft <strong>der</strong> Tierschützer sei so bewegend gewesen,<br />

"dass wir uns entschlossen, das Projekt zu unterstützen".<br />

“DAS DILEMMA DER MENSCHLI<br />

Zur selben Zeit, als diese Meldung um die Welt ging, wurden<br />

700 Kilometer südlich <strong>der</strong> japanischen Hauptstadt Tokio Tausende<br />

Delfine massakriert. Mit Haken, Harpunen und Messern<br />

fielen die Treibjäger über ihre wehrlose Beute her, <strong>der</strong>en<br />

Blut das Wasser in <strong>der</strong> Bucht von Taiji rot färbte. Als<br />

zivilisatorischer Firnis für das alljährliche Massentöten dient<br />

<strong>der</strong> Verweis auf die japanische Esskultur. Trotz <strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>te<br />

von Walen, die Japans Flotte jedes Jahr zu "wissenschaftlichen"<br />

Zwecken umbringt, besteht zusätzlicher Bedarf nach<br />

<strong>der</strong>lei Delikatessen.<br />

Solchen asiatisch-barbarischen Zuständen setzt Europa seine<br />

dem Geist <strong>der</strong> Aufklärung verpflichtete Ordnung ent<strong>gegen</strong>:<br />

Die Ordnung des Schlachthauses. Rund fünf Milliarden<br />

<strong>Tiere</strong> (ohne Wassertiere) werden in <strong>der</strong> EU jedes Jahr für den<br />

Verzehr geschlachtet. Darunter sind beispielsweise Hun<strong>der</strong>te<br />

Millionen Schweine<br />

- die Delfinen an<br />

Intelligenz und sozialem<br />

Verhalten<br />

kaum nachstehen.<br />

"Schlachten per<br />

Fließband, Schweinefleischgewinnung<br />

mittels angewandter<br />

Mathematik",<br />

schrieb <strong>der</strong> Schrift-<br />

... bleibt das alljährliche Delfin-<br />

Massaker im Land unbeachtet<br />

steller Upton Sinclair (1878-1968) vor gut 100 Jahren über<br />

die Chicagoer Schlachthöfe und konstatierte: "Dennoch<br />

konnte selbst <strong>der</strong> unsentimentalste Mensch nicht umhin, an<br />

die <strong>Tiere</strong> zu denken. Sie waren so arglos, trotteten so vertrauens<br />

selig herbei, wirkten in ihrem Protest so menschlich<br />

- und waren mit ihm so im Recht!"<br />

Indes: "An die <strong>Tiere</strong> zu denken" hat bis heute nicht<br />

viel gebracht. Die Conditio sine qua non für die immer<br />

wie<strong>der</strong> propagierte "Humanisierung" des<br />

Schlachtens ist und bleibt dessen Abschaffung.<br />

Denn die industrielle "Produktion" von Fleisch gehört<br />

auch im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t zum Schaurigsten<br />

und Abstoßendsten, was sich auf Erden abspielt.<br />

Dieses unlösbare Dilemma zeigt die neue Schlachttier-Verordnung<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union.


CHEN SEITE”<br />

Ziel ist die "Minimierung von Leid und Vermeidung von<br />

Schmerzen im Verlauf des gesamten Schlachtvorgangs",<br />

heißt es in bester Bürokratensprache.<br />

Gar einen "Tierschutzbeauftragten" sollen Schlachthöfe ernennen.<br />

"Tierschutz", wenn Hühner im Elektrobad zu Tode gebracht<br />

und Schweine in speziellen Kabinen ver-, Pardon, begast<br />

werden? Das erinnert dann doch sehr an den Priester,<br />

<strong>der</strong> einem den Tod wegredet, um einen Ausspruch von Elias<br />

Canetti (1905-1994) zu gebrauchen, mit dem <strong>der</strong> Dichter bei<br />

einer Schlachthausbesichtigung auf den dortigen Gebrauch<br />

des Wortes "human" reagierte.<br />

Erst 2013 soll die neue Verordnung in Kraft treten. Kein Problem.<br />

Ist doch <strong>der</strong> "Verbraucher" über 140 Jahre nach Eröffnung<br />

<strong>der</strong> Union Stock Yards von Chicago und dem folgenden<br />

Siegeszug <strong>der</strong> Massentötung am Fließband ausreichend<br />

domestiziert, auch ohne ausdrückliche "Minimierung von<br />

Leid" die Profite <strong>der</strong> Fleischindustrie zu realisieren. Wie die<br />

Zentralgenossenschaft des deutschen Fleischergewerbes dieser<br />

Tage mitteilte, sind ungeachtet aller Krisenpropaganda<br />

die Marktverhältnisse "stabil und in Teilbereichen von<br />

Wachstum geprägt". Die mehr als 150 000 Arbeitsplätze im<br />

Fleischerhandwerk erwiesen sich als "äußerst stabil", hieß es.<br />

Doch was sind für die veröffentlichte Meinung Millionen<br />

Schweine <strong>gegen</strong> eine Fliege, wenn sie nur PR-gerecht erschlagen<br />

wird! Gibt man bei <strong>der</strong> Internet-Suchmaschine<br />

Google die Begriffe "Obama Abrüstung" ein, erscheinen rund<br />

100 000 Treffer. Die Kombination "Obama Fliege" erzielt indes<br />

bis zum Dreifachen dieser Zahl. Selbst die Seiten abgerechnet,<br />

die sich nicht direkt auf die bizarre Begebenheit im<br />

Weißen Haus in <strong>der</strong> vorvergangenen Woche beziehen, zeigt<br />

dieses beeindruckende Ergebnis,<br />

dass ein<br />

noch<br />

E SSAY<br />

so banaler Vorgang die Weihen des Spektakulären erhält,<br />

wenn nur ein entsprechend prominenter Zeitgenosse darin<br />

involviert ist.<br />

Das mediale Echo<br />

auf das eigenhändige<br />

Erschlagen einer<br />

Fliege durch<br />

den mächtigsten<br />

Mann <strong>der</strong> Welt vor<br />

laufenden Fernsehkameras<br />

war nicht<br />

weniger enthüllend<br />

als <strong>der</strong> Akt selbst.<br />

US-Präsident erschlägt Fliege<br />

Kommentare in<br />

den US-Medien ("Wow", "Toll, was unsere Präsidenten für Reflexe<br />

haben") zeigten das übliche Schranzengehabe, mit dem<br />

man sich für den gönnerhaften Umgang <strong>der</strong> Obrigkeit mit<br />

<strong>der</strong> "Vierten Gewalt" revanchiert. Die deutsche Presse wartete<br />

mit den gängigen Kalauern auf. Bei <strong>der</strong> Nachrichtenagentur<br />

dpa wurde ein "Störenfried" "zur Strecke gebracht".<br />

Spiegel-online sah den US-Präsidenten "dynamisch, skrupellos,<br />

entschlossen" beweisen, "dass er durchaus kein liberales<br />

Weichei ist". Die "Augsburger Allgemeine" faselte von "Killerinstinkt".<br />

Immerhin hat auch das Banale seine tieferen Schichten. Vor<br />

einigen Jahren sprach ich mit dem US-amerikanischen Philosophen<br />

Tom Regan (geb. 1938) von <strong>der</strong> North Carolina State<br />

University in Raleigh. Regans Spezialdisziplin ist die Philosophie<br />

<strong>der</strong> Tierrechte. Sein Buch "The Case for Animal Rights"<br />

ist ein Standardwerk <strong>der</strong> Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung.<br />

Auf meine Bemerkung, <strong>der</strong> Begriff Tierrechte sei<br />

sehr pauschal, da es schließlich Affen wie Ameisen gebe und<br />

eine Menge dazwischen, antwortete Regan: "Natürlich fällt<br />

uns die Entscheidung darüber leichter bei <strong>Tiere</strong>n, die uns als<br />

Menschen näherstehen, wie es bei den Primaten <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Aber es geht hier um allgemeine moralische Grundsätze.<br />

Und <strong>der</strong>en Anwendung ist zunächst einmal unabhängig<br />

davon, ob ein Tier groß o<strong>der</strong> klein ist. Wenn wir uns<br />

darüber erst einmal im Klaren sind, wird beispielsweise<br />

auch das achtlose Töten von Insekten in einem<br />

an<strong>der</strong>en Licht erscheinen."<br />

Es war <strong>der</strong> große Humanist Albert Schweitzer<br />

(1875-1965), <strong>der</strong> ebenfalls die Ansicht vertrat,<br />

dass sich <strong>der</strong> von Tom Regan postulierte "moralische<br />

Grundsatz" symbolisch - aber nicht nur - an<br />

einem Insekt festmachen lässt. Der Theologe,<br />

Philosoph und Mediziner wählte bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />

nicht explizit die "großen <strong>Tiere</strong>", um seine uni-<br />

"Siegeszug <strong>der</strong> Massentötung am Fließband" - in <strong>der</strong> EU<br />

werden pro Jahr fünf Milliarden <strong>Tiere</strong> (ohne Meerestiere) geschlachtet!<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

13


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

14<br />

INGOLF BOSSENZ:<br />

versale Ethik <strong>der</strong> "Ehrfurcht vor dem Leben" zu veranschaulichen.<br />

"Indem ich einem Insekt aus <strong>der</strong> Not helfe, tue ich<br />

nichts an<strong>der</strong>es, als dass ich versuche, etwas von <strong>der</strong> immer<br />

"Immer neue Schuld des Menschen an <strong>der</strong> Kreatur"<br />

neuen Schuld des Menschen an <strong>der</strong> Kreatur abzutragen",<br />

schrieb er. In "Mein Wort an die Menschen" betonte Schweitzer,<br />

diese Ethik mache "keinen Unterschied zwischen wertvollerem<br />

und weniger wertvollem, höherem und nie<strong>der</strong>em<br />

Leben". Denn: "Die Konsequenz dieser Unterscheidung ist<br />

dann die Ansicht, dass es wertloses Leben gebe, dessen Vernichtung<br />

o<strong>der</strong> Beeinträchtigung erlaubt sei."<br />

Albert Schweitzer formulierte zugleich eine zentrale Tatsache<br />

im Bewusstsein <strong>der</strong> Menschen: "Ich bin Leben, das leben will,<br />

inmitten von Leben, das leben will." Der Mensch muss also<br />

zwangsläufig an<strong>der</strong>es Leben beeinträchtigen, stören, einengen,<br />

auch vernichten.<br />

Das ist aber nur die eine, in <strong>der</strong> Regel betonte und überbetonte<br />

Seite dieser Sentenz. Die unbequeme, vernachlässigte<br />

und verdrängte Seite ist das an<strong>der</strong>e "Leben, das leben<br />

will", die daraus erwachsende ethische For<strong>der</strong>ung nach<br />

Rücksichtnahme, Mitfühlen und Mitleiden. Wo die Umsetzung<br />

dieser For<strong>der</strong>ung beginnt, welche Lebewesen sie einschließt<br />

und welche sie ausgrenzt und aus welchen Gründen,<br />

ist ein Gradmesser für das, was als humanitas<br />

bezeichnet wird, als Humanität. "Allein schon ein Abblasen<br />

<strong>der</strong> Milliarden von <strong>Tiere</strong>n verbrauchenden Tierversuche",<br />

betont <strong>der</strong> Kultur- philosoph Hubertus Mynarek (geb.<br />

1929), "wäre eine fühlbare, geradezu ›kosmische Erleichterung‹<br />

für die geschundene Kreatur."<br />

“Das Dilemma <strong>der</strong> menschlichen Seite” - Über ein System,<br />

Im Mai 2005 hielt <strong>Bund</strong>esentwicklungsministerin Heidemarie<br />

Wieczorek-Zeul eine Rede auf <strong>der</strong> Gedenkfeier zum 60.<br />

Jahrestag <strong>der</strong> Befreiung des Konzentrationslagers Dachau.<br />

Dabei erinnerte sie an einen <strong>der</strong> Überlebenden dieses KZ, an<br />

Edgar Kupfer-Koberwitz (1906-1991). Der Dichter und<br />

Schriftsteller wurde bekannt durch seine "Dachauer Tagebücher",<br />

die eine wichtige Informationsquelle über das Dasein<br />

in den Lagerhöllen <strong>der</strong> Nazis sind.<br />

Was indes weit weniger bekannt ist: Kupfer-Koberwitz schrieb<br />

aus seinen schmerzvollen Erfahrungen heraus auch das Buch<br />

"Die Tierbrü<strong>der</strong>". Einer <strong>der</strong> Texte in diesem Werk beschäftigt<br />

sich mit dem Angeln. Allerdings nicht mit dem - "Petrijüngern"<br />

zufolge angeblich gar nicht existenten - Leiden <strong>der</strong> an Wi<strong>der</strong>haken<br />

zappelnden Fische, son<strong>der</strong>n mit dem Mensch und Tier<br />

-versteinerte Verhältnisse?<br />

Leiden des sogenannten Kö<strong>der</strong>s: "Der Wurm in seiner Qual<br />

windet sich auf dem Haken. Unvorstellbarer Schmerz - grässlicher,<br />

langsamer Tod! Wäre er ein Mensch, würde er sicherlich<br />

verzweifelt fragen, ob es möglich sei, dass die Gottheit<br />

solches geschehen lasse. ... Der Angler aber sitzt am Wasser,<br />

... lauscht dem Gesang <strong>der</strong> Vögel und freut sich, dass diese<br />

kleinen Sänger heute in unseren Gegenden ein sicheres, geschütztes<br />

Leben haben, frei von Nachstellungen durch den<br />

Menschen, dank einer Gesellschaft, zu <strong>der</strong> auch er als anerkannt<br />

wertvolles Mitglied gehört: dem Tierschutzverein."<br />

Mitleid mit einem Wurm?! Undenkbar, dass diese Ausführungen<br />

bei einer offiziellen Feierlichkeit zitiert würden. Indes<br />

legen gerade sie den Urgrund eines universalen Humanismus,<br />

eines Mitleidens mit allem Lebendigen auf eine überraschende<br />

und faszinierende Weise frei. Auch seinen Vegetarismus<br />

begründete<br />

Kupfer-Koberwitz<br />

mit dem Verweis<br />

auf<br />

sein


in dem es Milliarden Opfer gibt, aber keine Täter<br />

Schicksal: "Ich esse keine <strong>Tiere</strong>, weil ich mich nicht von dem<br />

Leiden und Tode an<strong>der</strong>er Geschöpfe ernähren will - denn ich<br />

habe selbst so viel gelitten, dass ich fremdes Leid empfinden<br />

kann, eben vermöge meines eigenen Leides." Ethisch motivierte<br />

Opposition <strong>gegen</strong> strukturelle Schlachthausgewalt.<br />

Eine <strong>der</strong> neuesten und zugleich bemerkenswertesten Veröffentlichungen<br />

zu diesem Thema stammt von dem US-amerikanischen<br />

Philosophen Mark Rowlands (geb. 1962).* Er lebte<br />

elf Jahre mit einem Wolf zusammen, den er als Welpen<br />

gekauft und aufgezogen hatte. Diese lange Symbiose eines<br />

Menschen mit einem "wilden" Tier führten bei Rowlands zu<br />

Überlegungen, wie <strong>Tiere</strong> in gesellschaftsvertraglichen Auffassungen<br />

von Moral ihren Platz finden können. Der Philosophieprofessor<br />

gelangte zu <strong>der</strong> Überzeugung, dass bei einem<br />

<strong>der</strong>artigen Gesellschaftsvertrag Vegetarismus, besser<br />

noch Veganismus - also <strong>der</strong> Verzicht auf alle tierlichen Produkte<br />

-, ein Grundzug <strong>der</strong> menschlichen Lebensweise sein<br />

müsse: "Das vitale Interesse von <strong>Tiere</strong>n, ein elendes Leben<br />

und einen grässlichen Tod zu vermeiden, wiegt erheblich<br />

schwerer als das recht triviale Interesse von Menschen an ihren<br />

Gaumenfreuden."<br />

Der tschechische Schriftsteller Milan Kun<strong>der</strong>a (geb. 1929)<br />

schrieb in seinem Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des<br />

Seins": "Die wahre moralische Prüfung <strong>der</strong> Menschheit, die<br />

elementarste Prüfung (die so tief im Innern verankert ist, dass<br />

sie sich unserem Blick entzieht) äußert sich in <strong>der</strong> Beziehung<br />

<strong>der</strong> Menschen zu denen, die ihnen ausgeliefert sind: zu den<br />

<strong>Tiere</strong>n. Und gerade hier ist es zum grundlegenden Versagen<br />

des Menschen gekommen, zu einem so grundlegenden Versagen,<br />

dass sich alle an<strong>der</strong>en aus ihm ableiten lassen." Zweifellos<br />

zeigt die Art und Weise <strong>der</strong> Behandlung von Macht-und<br />

Hilflosen, wofür <strong>Tiere</strong> prädestinierte Kandidaten sind, am<br />

meisten über einen Menschen.<br />

Doch diese "Behandlung" ist in <strong>der</strong> Industriegesellschaft -<br />

von Haustieren abgesehen - so separiert und arbeitsteilig<br />

aufgesplittert, dass sich Schuldgefühle<br />

ebenso wie Schuldzuweisungen im endlosen<br />

Herrschaftsraum des "Man" verlieren. "Man"<br />

isst Fleisch, "man" lässt schlachten, "man"<br />

kann ohnehin nichts än<strong>der</strong>n. "Man" hat<br />

selbst saubere Hände.<br />

Rowlands bemerkt, "dass <strong>der</strong> größte<br />

Teil des von Menschen bewirkten Bösen<br />

nicht von Heimtücke, son<strong>der</strong>n von<br />

dem Unwillen herrührt, seine moralische<br />

und epistemische Pflicht zu erfüllen".<br />

"Leben, das leben will" - <strong>der</strong> Mensch stellt sich seiner<br />

ethischen Verantwortung <strong>gegen</strong>über seinen Mit-Lebewesen nicht!<br />

Die Philosophie versteht unter epistemischer Pflicht (Epistemologie<br />

= Erkenntnistheorie) die Aufgabe, Überzeugungen<br />

einer kritischen Prüfung zu unterziehen, ob sie aufgrund des<br />

verfügbaren Beweis-und Indizienmaterials weiter gerechtfertigt<br />

sind. Beispielsweise durch die Frage, ob <strong>der</strong> Verzicht auf<br />

Fleisch bei sich selbst und an<strong>der</strong>en Wesen Leiden erzeugen<br />

würde, die größer wären als die Qualen <strong>der</strong> gemetzelten<br />

<strong>Tiere</strong>.<br />

Schon sehen besorgte<br />

Journalisten<br />

eine neue Weltkrise<br />

durch den massenhaften<br />

Anbau von<br />

Soja für die Herstellung<br />

von Tofu-Produktenheraufdämmern<br />

(TAZ: "Tofu in<br />

<strong>der</strong> Kulturkritik").<br />

An<strong>der</strong>e beklagen<br />

bereits jetzt das<br />

drohende Aussterben von "Nutztieren". Bewährte Methoden,<br />

eine Entwicklung, die bislang - lei<strong>der</strong> - gerade einmal in Ansätzen<br />

zu beobachten ist, zum Katastrophenszenario auszuweiten<br />

und dabei die tagtägliche Katastrophe auszublenden,<br />

die durch exzessive Viehzucht und -haltung nicht zuletzt ökologisch<br />

und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Dritten Welt stattfindet. Und<br />

zur Sorge um den künftigen Bestand von <strong>Tiere</strong>n, die zu nichts<br />

an<strong>der</strong>em existieren, als verspeist zu werden, fand <strong>der</strong> Berner<br />

Philosophieprofessor Klaus Petrus den treffenden Satz: "Lasst<br />

sie in Würde aussterben."<br />

Die Etablierung und Akzeptanz des Schlachthaussystems hat<br />

zu dem Paradox geführt, dass es Jahr für Jahr Milliarden von<br />

Opfern gibt, aber keine Täter. Denn die in "äußerst stabilen"<br />

Arbeitsverhältnissen stehenden 150 000 Beschäftigten im<br />

deutschen Fleischerhandwerk agieren schließlich im "gesellschaftlichen<br />

Auftrag". Somit sind es die Anonymität <strong>der</strong> "Verbraucher"<br />

und die Namenlosigkeit <strong>der</strong> "Verbrauchten", die eine<br />

fatale, tödliche, gleichwohl organische Einheit bilden.<br />

Aufbrechen kann diese Einheit letztlich nur eine Seite: die<br />

menschliche.<br />

*Mark Rowlands: Der Philosoph und <strong>der</strong> Wolf. Was ein wildes Tier<br />

uns lehrt. Aus dem Amerikanischen von Bernd Rullkötter. Roger &<br />

Bernhard bei Zweitausendeins. 285 S., geb., 19,90 Euro.<br />

http://www.neues-deutschland.de/artikel/<br />

151609.das-dilemma-<strong>der</strong>-menschlichen-seite.html<br />

E SSAY<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

15


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

16<br />

U NGARN<br />

RdT: Wie viel Hunde können Sie<br />

maximal in <strong>der</strong> Quarantäne<br />

unterbringen?<br />

Karsten Plücker: 20 Hunde, weil<br />

wir verträgliche <strong>Tiere</strong> zusammen in einen<br />

Zwinger setzen.<br />

RdT: Mit <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> Quarantäne<br />

verfolgen Sie (noch) ein<br />

Ziel, nämlich die Schließung <strong>der</strong><br />

nahe gelegenen Hundefängeranlage.<br />

Karsten Plücker: Richtig, obwohl es<br />

im Augenblick nicht danach aussieht.<br />

Denn gleichzeitig mit unseren Arbeiten<br />

Fortschritte im Tierheim Kisku<br />

"Endlich!", sagt Karsten Plücker erleichtert,<br />

als er nach langem Warten im Mai<br />

2009 die offizielle Genehmigung <strong>der</strong><br />

Gemeinde zum Bau <strong>der</strong> Quarantäne<br />

auf seinem Tierheimgelände in Kiskunhalas<br />

erhält. Zügig wird mit den Vorarbeiten<br />

wie dem Ausbau <strong>der</strong> Grube begonnen.<br />

In einer Bravourleistung bauen Karsten<br />

Plücker und sein bewährtes ehrenamt-<br />

In nur drei Tagen baut das ehrenamtliche Team um Karsten<br />

liches Team aus Kassel in nur drei Tagen<br />

bei hochsommerlichen Juli-Temperaturen<br />

über 35 Grad die Quarantäne auf. Hinter <strong>der</strong><br />

kleinen Tierklinik stehen nun zehn Zwinger, jeweils<br />

12 Quadratmeter groß, mit isolierten Hundehütten<br />

eingerichtet und eigenem Freilauf versehen, sowie<br />

drei Wohncontainer mit Wasser- und Stromanschluss.<br />

Darin können Welpen und Katzen in Quarantäne<br />

genommen werden.<br />

Vielen Dank für diesen<br />

großartigen Einsatz an das Team!<br />

bmt-Auslandstierschutz<br />

... UND WARUM UNGARISCHE HUNDE KEINE TREPPEN<br />

an <strong>der</strong> Quarantäne<br />

wurde die städtische<br />

Hundefängeranlage<br />

um mehrere Zwinger<br />

erweitert. Unglücklicherweise<br />

stehen die Elemente<br />

auch noch in praller<br />

Sonne, ohne Schutz- o<strong>der</strong><br />

Rückzugsmöglichkeiten für die<br />

Hunde. Abgesehen vom mangelhaften<br />

Witterungsschutz war diese Erweiterung<br />

überflüssig und kostenintensiv,<br />

denn unser Angebot, die Hunde gleich<br />

im Tierheim aufzunehmen und sie bei<br />

uns die vorgeschriebene Quarantänefrist<br />

durchlaufen zu lassen, ist ja durch<br />

die Fertigstellung <strong>der</strong> Quarantäne umsetzbar<br />

geworden.<br />

RdT: Genügend Vorstöße in den<br />

letzten Monaten haben Sie ja<br />

diesbezüglich an die Gemeinde<br />

Kiskunhalas gemacht. Wie wollen<br />

Sie nun, nach dem überraschenden<br />

Erweiterungsbau an <strong>der</strong> alten<br />

Hundefängeranlage, vorgehen?<br />

Karsten Plücker: Ende September<br />

werden wir auf dem Tierheimgelände<br />

den Bauabschluss<br />

<strong>der</strong> Quarantäne feiern und<br />

den Bürgermeister von Kiskunhalas<br />

persönlich einladen und im Tierheim<br />

herumführen. Die Gespräche hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Schließung <strong>der</strong> Hundefängeranlage<br />

werden allerdings meine ungarischen<br />

Freunde führen, denn nach<br />

unserer Erfahrung nehmen Entscheidungsträger<br />

Argumente ihrer Landsleute<br />

eher auf als von Auslän<strong>der</strong>n.<br />

RdT: Sind Sie zuversichtlich, dass<br />

sich <strong>der</strong> Bürgermeister eines Tages<br />

entschließen wird, die Hundefängeranlage<br />

dicht zu machen?<br />

Karsten Plücker: Ja, es gibt deutli-


nhalas ...<br />

STEIGEN<br />

PECS<br />

che Fortschritte in diese Richtung.<br />

Als wir 2004 das Tierheim<br />

aufbauten, war die Hundefängeranlage<br />

noch die<br />

Endstation für gefangene Hunde.<br />

Entwe<strong>der</strong> verhungerten die<br />

<strong>Tiere</strong>, brachten sich <strong>gegen</strong>seitig um<br />

o<strong>der</strong> wurden nach 14 Tagen vom Hundefänger<br />

getötet. Die Kadaver haben<br />

wir immer wie<strong>der</strong> in den Mülltonnen<br />

auf dem Gelände gefunden.<br />

Heute haben die Hunde ordentliche<br />

Zwinger (bis auf den oben erwähnten<br />

fehlenden Witterungsschutz), werden<br />

getränkt, gefüttert und nach <strong>der</strong> gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Frist von<br />

zwei Wochen zu uns ins Tierheim gebracht.<br />

Welpen und kranke Hunde<br />

dürfen wir vorab aufnehmen. Zum<br />

Hundefänger besteht ein guter Kontakt;<br />

nur so können wir gewährleisten,<br />

dass er mit den <strong>Tiere</strong>n fair umgeht und<br />

uns alles über die Hunde sagt, was uns<br />

für spätere Vermittlungen nützt.<br />

RdT: Gibt es beson<strong>der</strong>e Aspekte,<br />

die bei <strong>der</strong> Aufnahme eines "Ungarn"<br />

beachtet werden müssen?<br />

BUDAPEST<br />

UNGA R N<br />

KISKUNHALAS<br />

Plücker die zehn Zwinger für die Quarantäne in Kiskunhalas auf<br />

Auf diesem Bild sehen Sie<br />

die kleine Tierklinik,<br />

dahinter die neue<br />

Quarantäne<br />

Karsten Plücker: Das ist abhängig<br />

davon, wie er vorher gelebt<br />

hat. Isoliert gehaltene <strong>Tiere</strong>,<br />

wie Ketten- o<strong>der</strong> Zwingerhunde,<br />

bringen kaum Sozialverträglichkeit<br />

mit - das ist die erste große<br />

Überraschung für Interessenten.<br />

Sie denken, dass alle Auslandshunde<br />

per se sozialverträglich<br />

sind, aber das gilt natürlich hauptsächlich<br />

für die meist in Rudeln lebenden<br />

Straßenhunde, die es, an<strong>der</strong>s<br />

als in Rumänien o<strong>der</strong><br />

Spanien etc., in Ungarn kaum<br />

(noch) gibt.<br />

Ein ungarischer Wachhund, angepflockt<br />

o<strong>der</strong> gekettet an einen<br />

Pfahl in <strong>der</strong> Erde, hat keine Kontakte<br />

zu Artgenossen...er hat genug<br />

mit seinem Überleben zu tun,<br />

dass ihm ohne ausreichendes Futter<br />

und fehlende Schutzmaßnahmen<br />

wie zum Beispiel einer Hundehütte<br />

schwer genug fällt.<br />

RdT: Was sind das dann für<br />

Hunde, die <strong>der</strong> Hundefänger<br />

aufgreift?<br />

Karsten Plücker: Oft sind es<br />

ausgesetzte, "unbrauchbar" gewordene<br />

ehemalige Wachhunde<br />

o<strong>der</strong> ausgebüchste <strong>Tiere</strong>. Denn<br />

manche Hofbesitzer lassen ihre<br />

Ketten- und Zwingerhunde am<br />

Abend frei laufen, damit sie sich<br />

A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

K URZÜBERSICHT:<br />

IMPORTIERTE PARASITOSEN<br />

BABESIOSE<br />

Erreger beim Hund: Babesia canis (Hunde-<br />

Malaria), B. vogeli, B.gibsoni, B. rossi<br />

Übertragung: Blutsaugende Zecken<br />

Endemiegebiete: Babesia canis: Nordafrika,<br />

Mittelmeerraum, Südeuropa bis Nordfrankreich,<br />

Zentral- und Südungarn, Polen,<br />

fokal in Holland. Herde in Deutschland:<br />

Saarland, Münchner-, Regenburger-, Freiburger-Raum,<br />

Rheinebene, Münsterland,<br />

Siegerland, fokal entlang <strong>der</strong> Mosel<br />

Babesia vogeli: Nordafrika, Mittelmeerraum,<br />

Südeuropa, Frankreich. Deutschland:<br />

Nachgewiesen im Raum Berlin und Elbtal.<br />

Für Babesia gibsoni und B. rossi Vorkommen<br />

in Europa fraglich.<br />

Klinik: Ab 5. - 28. Tag treten unspezifische<br />

klinische Erscheinungen (Fieber, Apathie,<br />

Appetitlosigkeit) auf, Anämie folgt, Ikterus,<br />

massive Hämoglobinurie im Harn - Tier<br />

wird als Notfall eingestuft!<br />

Chronische Infektion: Über Monate Mattigkeit,<br />

intermittierendes Fieber, Anämie,<br />

Abmagerung.<br />

Inkubationszeit: 5 bis 28 Tage. Die Erreger<br />

bleiben lebenslang im Blut nachweisbar.<br />

LEISHMANIOSE<br />

Erreger: Leismania infantum (in Europa)<br />

Übertragung: Blutsaugende Sandmücken<br />

Endemiegebiete: Alle Anrainerstaaten des<br />

Mittelmeers. Deutschland: Entlang des<br />

Rheingrabens, Baden-Württemberg. Nachgewiesen<br />

in Gehrweiler (Rheinland-Pfalz).<br />

Vermutet wird, dass Leishmanien auch in D.<br />

übertragen werden können.<br />

Klinik: Monate bis Jahre asymptomatisch<br />

Symptombeginn: Lymphadenopathie, Hautverän<strong>der</strong>ungen<br />

an Ohrrän<strong>der</strong>n, Nasenspiegel,<br />

Brillenbildung um Augen<br />

Chronische Infektion: reduzierte Belastbarkeit,<br />

Gewichtsverlust, Lymphadenopathie,<br />

schuppigen (nicht juckenden) Hautverän<strong>der</strong>ungen,<br />

Augenverän<strong>der</strong>ung<br />

Inkubationszeit: Wochen bis Monate<br />

Die Erreger können beim Auftreten von<br />

Symptomen zum Beispiel aus Hautläsionen<br />

sofort nachgewiesen werden.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

17


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

18<br />

U NGARN<br />

Bewegung verschaffen können. Das Risiko,<br />

dass <strong>der</strong> Hund auf Nimmerwie<strong>der</strong>sehen<br />

verschwinden könnte, kalkulieren<br />

sie ein - einen neuen, in ihren<br />

Augen sogar "funktionstüchtigeren"<br />

(jünger, gesün<strong>der</strong>, leistungsstärker, aufmerksamer,<br />

verteidigungsbereiter etc.)<br />

Wachhund bekommen sie an je<strong>der</strong><br />

Straßenecke.<br />

RdT: Dann kennen diese Hunde<br />

vermutlich keine Leine?<br />

Karsten Plücker: Nein, daran gewöhnen<br />

wir sie erst im Tierheim. Zwar<br />

scheint sich das Spazierengehen mit<br />

seinem - wohlgemerkt - Rassehund an<br />

<strong>der</strong> Leine inzwischen auch in den ungarischen<br />

Städten einzubürgern, aber<br />

auf dem flachen Land gibt es solche<br />

Gepflogenheiten nicht. Hunde sollen<br />

einzig ihre Aufgabe, Haus und Gelände<br />

zu bewachen, erfüllen, und wenn sie<br />

ihre Funktion als Alarmanlage nicht<br />

mehr ausüben können, werden sie ausgetauscht.<br />

Ungarische Hunde kennen übrigens<br />

ebenfalls keine Treppen. Erstens sind<br />

die meistens Häuser auf dem Land<br />

ebenerdig und zweitens gestatten Ungarn<br />

ihren Hunden nicht, das Wohnhaus<br />

zu betreten. Weil ihnen dieses<br />

Verbot oft mit Schlägen<br />

eingetrichtert wird, traut sich<br />

ein ungarischer Hund in<br />

Deutschland selten, eine<br />

Türschwelle zu<br />

übertreten.<br />

An diese<br />

neuen<br />

Lebens-<br />

um<br />

Die Hundefängeranlage<br />

ständegewöhnen sich die<br />

"Auslän<strong>der</strong>"<br />

aber sehr<br />

schnell, problematischer<br />

da<strong>gegen</strong> kann es sein,<br />

wenn die neuen Besitzer dem "armem<br />

Kerl" mit zu viel Mitleid und Nachgiebigkeit<br />

begegnen.<br />

RdT: Aber ist es nicht nachvollziehbar,<br />

dass die Hunde ihrer<br />

neuen Familie aufgrund ihrer<br />

Vergangenheit leid tun können<br />

und sie ihnen alles Gute dieser<br />

Welt zu Pfoten legen möchte?<br />

Karsten Plücker: Aus menschlicher<br />

Sicht bestimmt, aber wichtig ist, welche<br />

Signale Sie damit für den Hund setzen.<br />

Auch ein Auslandshund, egal woher er<br />

kommt und was er durchgemacht hat,<br />

braucht eine liebevolle, aber eben<br />

doch sehr konsequente Bezugsperson.<br />

Gerade bei allein stehenden Frauen<br />

haben wir es schon einige Male erlebt,<br />

dass <strong>der</strong> Hund einen ausgeprägten Beschützerinstinkt<br />

entwickelte, nachdem<br />

ihm alles gestattet wurde. Natürlich beginnt<br />

<strong>der</strong> Hund seine Stellung zu genießen<br />

- vermutlich erfährt er das erste<br />

Mal in seinem Leben, was es heißt, geliebt<br />

und versorgt zu werden. Diesen<br />

Status wird er halten wollen und, je<br />

nach Veranlagung, auch vehementer<br />

verteidigen. Ganz wichtig, beson<strong>der</strong>s<br />

in den ersten drei Monaten: Klare Regeln<br />

setzen, Überschreitungen unterbinden<br />

und dem Hund ein souveräner<br />

Partner sein - das ist auch ein Ausdruck<br />

Ihrer Liebe zum neuen Familienmitglied.<br />

RdT: Neben "ausrangierten<br />

Wachhunden" versorgt Ihr Tierheimteam<br />

in Kiskunhalas die<br />

ganze Palette <strong>der</strong> Notfälle: Ehemalige<br />

Zuchthündinnen, ausgesetzte<br />

Welpen, Hunde<br />

aus Beschlagnahmungen und<br />

auch privat abgegebene <strong>Tiere</strong>,<br />

mit denen die Besitzer nicht<br />

(mehr) zurechtkommen. Was<br />

können Sie über diese Hunde<br />

hinsichtlich ihres Verhaltens und<br />

ihrer Gesundheit in <strong>der</strong> Regel in<br />

Erfahrung bringen?<br />

Karsten Plücker: Hilfreich sind die<br />

ersten Infos vom Hundefänger, wenn<br />

wir Hunde vom ihm bekommen o<strong>der</strong><br />

übernommen haben. Wo hat er die<br />

<strong>Tiere</strong> aufgegriffen, in welchem Zustand<br />

waren sie o<strong>der</strong> wer hat sie ihm gebracht,<br />

aus welchen Gründen, mit welchen<br />

Verletzungen, welcher Vorgeschichte<br />

etc. - das sind schon einmal<br />

wichtige Hinweise für uns.<br />

Bei Abgabehunden können wir, an<strong>der</strong>s<br />

als bei Fundhunden, natürlich vieles erfragen:<br />

Alter, bekannte Erkrankungen,<br />

Verletzungen, Ängste, Vorlieben, Verhalten<br />

und so weiter.<br />

Wie sich (grundsätzlich verträgliche)<br />

Hunde mit ihren Artgenossen arrangieren,<br />

zeigen sie uns im Tierheim,<br />

auch, ob sie den Umgang mit Kin<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> Katzen gewöhnt sind. Jedes Wochenende<br />

kommen Gassigänger ins<br />

Tierheim, mittlerweile gibt es ca. 30 Ehrenamtliche,<br />

die mit den Hunden spazieren<br />

gehen und sich mit ihnen beschäftigen.<br />

Bezogen auf mögliche Erkrankungen:<br />

Wir behandeln im Tierheim Kiskunhalas<br />

jeden Hund zwei Wochen lang prophylaktisch<br />

mit dem Antibiotikum Imizol<br />

(Babesiose) und dem Mikrofilarizid<br />

Advocate (<strong>gegen</strong> Filarien).<br />

Die Vorteile <strong>der</strong> Prophylaxe liegen auf<br />

<strong>der</strong> Hand: Weil oft erst nach einem halben<br />

Jahr Antikörper <strong>gegen</strong> Erreger im<br />

Blut nachweisbar sind, müssten wir in<br />

längeren Abständen Tests durchführen<br />

lassen - und auch sie wären nur bedingt<br />

aussagekräftig. Denn nach Kontakt<br />

mit einem Erreger ist <strong>der</strong> Titer im<br />

Körper lebenslang nachweisbar; nur<br />

wenn er extrem hoch ist, wissen wir,<br />

dass es sich um eine akute Infektion<br />

handelt (siehe Kästen S.17 und S.19).


Farah<br />

Durch unsere konsequent durchgeführte<br />

prophylaktische Behandlung<br />

sind alle Hunde, die wir vermitteln,<br />

clean - darüber hinaus ist <strong>der</strong> Hygienestandard<br />

in unserem Tierheim so<br />

hoch, dass wir im letzten Jahr gerade<br />

mal drei Hunde verloren haben. Einer<br />

erlag seinen Verletzungen und zwei<br />

Welpen waren schon zu geschwächt,<br />

um zu überleben.<br />

RdT: Welche Erkrankungen kommen<br />

in Ungarn vor?<br />

Karsten Plücker: Die so genannten<br />

Reisekrankheiten Babesiose, Anaplasmose,<br />

Ehrlichiose und Dirofilaria repens.<br />

Sie werden durch Zecken übertragen,<br />

Filarien durch Stechmücken (s.<br />

Kasten).<br />

Aber ganz wichtig dabei: Diese Infektionen<br />

kommen auch in Deutschland<br />

vor. Doch noch immer kann es passieren,<br />

dass deutsche Hunde mit klinischen<br />

Symptomen nicht sofort getestet<br />

werden, weil sie ja aus Deutschland<br />

kommen und/o<strong>der</strong> die Besitzer mit<br />

dem Tier nicht im Ausland waren. Wir<br />

haben kürzlich Notfälle mit chronischer<br />

Anaplasmose behandeln müssen, weil<br />

in <strong>der</strong> Tierarztpraxis keine entsprechenden<br />

Blutuntersuchungen durchgeführt<br />

wurden.<br />

Da<strong>gegen</strong> wird aber fast jedem Besitzer<br />

eines Auslandshundes geraten, erst<br />

einmal auf Reisekrankheiten testen zu<br />

lassen, ohne dass überhaupt Symptome<br />

vorliegen … das scheint mir nicht<br />

sehr logisch zu sein!<br />

Wichtig: Die Reisekrankheitentests<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Notfall aus unserem ungarischen<br />

Partnertierheim Kiskunhalas<br />

ist die mittelgroße Mischlingshün-<br />

din Farah (ca. 8 Jahre). Sie kam<br />

bereits 2007 ins Tierheim und ließ<br />

sich zu diesem Zeitpunkt nicht anfassen<br />

und reagierte ängstlich bis<br />

panisch auf alles Fremde. Ende<br />

2008 durfte sie auf eine Pflegestelle<br />

in eine nette Pflegefamilie umziehen<br />

und hat dort erstaunliche<br />

Fortschritte gemacht: Sie ist mitt-<br />

lerweile sehr aufgetaut und hat sich zu einer freundlichen, neugierigen und<br />

anhänglichen Hündin entwickelt. Wir suchen für Farah ein dauerhaftes Zuhause<br />

bei einfühlsamen Menschen, die ihr Sicherheit und Vertrauen vermitteln.<br />

Eine tolle Hündin, die es endlich verdient hat, ein glückliches Hundeleben<br />

zu führen!<br />

NOTFALL!<br />

müssen län<strong>der</strong>spezifisch sein. Es<br />

gibt in Spanien an<strong>der</strong>e Erreger als<br />

z.B. in Ungarn o<strong>der</strong> Griechenland.<br />

Die meisten Labore bieten inzwischen<br />

diese genauen Tests an. Es<br />

macht keinen Sinn einen Hund aus<br />

Ungarn auf spanische Erreger zu<br />

testen, die in Ungarn nicht vorkommen.<br />

Das Tierheim Kiskunhalas hat<br />

Karsten Plücker, Tierheimleiter<br />

<strong>der</strong> Wau-Mau-Insel in Kassel,<br />

weitgehend aus eigenen Mitteln<br />

finanziert.<br />

Dass die Arbeiten auf dem Gelände<br />

so kostengünstig wie möglich<br />

gehalten werden können,<br />

liegt auch an seinem verlässlichen,<br />

hochmotivierten ehrenamtlichen<br />

Team um Norbert<br />

Herzog und Hartmut Wöhner.<br />

Mit dabei bei dem aktuellen<br />

Einsatz waren außerdem Heiko<br />

Jung, Gerhard Schönfel<strong>der</strong><br />

und Ildiko Dirlewanger - vielen<br />

Dank für die großartige Arbeit.<br />

Wenn Sie das Tierheims Kiskunhalas<br />

mit Spenden<br />

unterstützen möchten, freuen<br />

wir uns sehr.<br />

Spendenkonto:<br />

KASSELER Sparkasse,<br />

Kto. 70700, BLZ 52050353<br />

homepage TH Kiskunhalas<br />

www.halasi-tierheim.repage6.de<br />

EHRLICHIOSE/ANAPLASMOSE<br />

U NGARN<br />

Fortsetzung von Seite 17<br />

Erreger: Ehrlichia canis (braune Hundezecke<br />

Überträger), Anaplasma phagocytophilum<br />

(Holzbock Überträger)<br />

Endemiegebiete: Ehrlichia canis: von Zentralfrankreich<br />

südwärts, alle Anrainerstaaten<br />

des Mittelmeers (inkl. Portugal, Kanaren)<br />

Anaplasma phagocytophilum: Schweden,<br />

Norwegen, Dänemark, England, Deutschland,<br />

Polen, Ungarn, Österreich, Nie<strong>der</strong>lande,<br />

Schweiz, Tschechien, Slowenien, Kroatien,<br />

Bulgarien, Frankreich, Nordspanien,<br />

Norditalien<br />

Klinik (bei beiden Infektionen):<br />

Akute Phase: 1.- 3. Woche: unspezifische,<br />

milde Symptomatik, möglich sind auch Fieberschübe<br />

bis 41 Grad, Lethargie, Anorexie,<br />

Nasen- und Augenausfluss<br />

Subklinische Phase: häufig über Monate<br />

dauernde milde Symptomatik, möglich jedoch<br />

ernsthafte Komplikationen wie Anämie,<br />

Gewichtsverlust, Blutungsneigung (Nasenbluten)<br />

Chronische Phase: In ca. 50% <strong>der</strong> Fälle<br />

kommt es zu Spontanblutungen (z.T. in die<br />

Schleimhäute), inneren Blutungen bedingt<br />

durch eine Thrombozytopenie<br />

Zusätzlich bei Anaplasmose: ZNS-Symptome<br />

als Folge von Blutungen, Lahmheiten<br />

durch Polyarthritis und Gelenkschwellungen<br />

DIROFILARIA REPENS<br />

In Europa sind fünf Filarienarten bekannt.<br />

Die Parasiten siedeln sich in <strong>der</strong> rechten<br />

Herzkammer an, von dort in den Arterien,<br />

die bis in die Lunge führen. Hunde, Füchse<br />

und Katzen sind Endwirte, Zwischenwirte<br />

sind Stechmücken<br />

Übertragung: Blutsaugende Stechmücken<br />

Endemiegebiete für Dorofilaria repens: Mediterraner<br />

Raum, Portugal, Kanaren, Balkan,<br />

sehr häufig Ungarn und Ukraine. Ein<br />

Fall für Deutschland beschrieben<br />

Klinik: Es können schmerzlose subkutane<br />

Knoten auftreten, die durch Anwesenheit von<br />

Adultwürmern verursacht werden (in seltenen<br />

Fällen nisten die A. auch in den Augen)<br />

Inkubationszeit: 1- 6 Monate<br />

Infos: "LABOKLIN aktuell" (Labor f. klinische<br />

Diagnostik, Bad Kissingen; www.laboklin.de)<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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T IERE IN N OT<br />

Diese <strong>Tiere</strong> suchen ein schönes Zuhause<br />

Vor einiger Zeit wurden Bogi<br />

und Oliver als Notfälle aus unserem<br />

Partnertierheim Pecs<br />

nach Köln-Dellbrück gebracht.<br />

Tierheimleiter Bernd Schinzel<br />

sah die beiden alten Freunde,<br />

die fast ihr gesamtes Leben im<br />

ungarischen Tierheim verbracht<br />

hatten, und sagte spontan: "Und<br />

wie<strong>der</strong> sind zwei Hunde dem<br />

Glück ein Stück näher!"<br />

Wie schnell die <strong>Tiere</strong> ihr Glück<br />

dann wirklich mit Pfötchen greifen<br />

können, hängt immer auch<br />

von Ihnen ab. Sie sind diejenigen,<br />

auf die wir bauen; Sie kommen<br />

in unsere Tierheime - und<br />

Sie entscheiden, einem Tier ein<br />

neues Zuhause und einen Platz<br />

in Ihrem Herzen zu schenken.<br />

Toll, dass es Menschen wie Sie<br />

gibt!<br />

Henriette<br />

Sanfte Hündin mit harter Vergangenheit<br />

Henriette (5 Jahre) wurde aus <strong>der</strong> Tötungsanstalt in<br />

Brasov/Rumänien gerettet. Sie ist extrem anspruchslos<br />

und bescheiden, nimmt aber mit großer Dankbarkeit<br />

die kleinen Annehmlichkeiten ihres jetzigen Lebens,<br />

wie z.B. ein weiches Körbchen, an. Henriette mussten<br />

einige Zähne gezogen werden, und möglicherweise<br />

hat sie eine alte Schussverletzung in einem Bein. Sie ist<br />

eine ruhige, stille und beson<strong>der</strong>s liebe Hündin, die sehr<br />

verträglich und verspielt mit ihren Artgenossen ist. Wir<br />

wünschen uns für Henriette ein ruhiges Zuhause, in<br />

dem sie für alles, was sie bisher durchmachen musste,<br />

entschädigt wird. Kontakt: Mechthild Sody, s. unten.<br />

Von Welpenzeit an fristete <strong>der</strong> Schäferhundrüde sein Leben an <strong>der</strong> Kette<br />

neben einem Abflussrohr in einer Toreinfahrt. Mittlerweile lebt <strong>der</strong><br />

neunjährige Martin auf einer Pflegestelle im Hunsrück (Bild 2) und genießt<br />

zum ersten Mal das Leben in einer Familie. Er leidet unter einer<br />

chronischen Ohrenentzündung und hat dadurch verdickte Ohren bekommen,<br />

die allerdings in seiner imposanten Mähne gut versteckt<br />

sind. Außerdem hat er<br />

Arthrose, die ihn aber<br />

z.Z. nicht son<strong>der</strong>lich behin<strong>der</strong>t<br />

- im Gegenteil ist<br />

Martin vorher ...<br />

er recht bewegungsfreudig,<br />

flink und sehr gehorsam<br />

an <strong>der</strong> Leine. Für Martin stellen wir uns einen ruhigen Haushalt vor,<br />

gerne mit einer lieben Hündin. Er ist grundsätzlich freundlich zu Artgenossen,<br />

nur unkastrierte dominante Rüden findet er nicht "prickelnd", zu Katzen<br />

sollte er nicht. Martin ist im täglichen Ablauf unkompliziert. Er ist ein<br />

angenehm ruhiger Hund. Der Rüde ist kein Hund für eine Etagenwohnung,<br />

schön wäre es, wenn er in einem Haus mit eingezäuntem Garten leben<br />

könnte. Für den Schäferhund (mit Schutztrieb) sollten sich wirkliche Tierfreunde<br />

melden, die dem Rüden ein dauerhaftes, schönes Zuhause bieten<br />

können. Martin bindet sich mit Hingabe an seine Menschen. Kontakt: ... und nachher<br />

Mechthild Sody, Tel.: 06764-1502, Montag-Donnerstag erst ab 18.00 Uhr<br />

Lag 9 Jahre an <strong>der</strong> Kette!


Charline<br />

Pascha<br />

Die kleine Charline (1 Jahr) kam total verfilzt zu uns und musste erst<br />

einmal geschoren werden. Mittlerweile ist sie aber ein bildhübscher<br />

Wuschel geworden. Charline ist eine beson<strong>der</strong>s herzliche Hündin, die<br />

Fremden <strong>gegen</strong>über zunächst einmal unsicher und misstrauisch ist.<br />

Das macht ihre Vermittlung sehr schwierig, denn die meisten Interessenten<br />

erwarten, dass ein Hund auf sie zukommt. Aber das Gegenteil<br />

ist <strong>der</strong> Fall, sie zieht sich zurück. In ihrer vertrauten Umgebung, mit bekannten<br />

Menschen benimmt sich fast wie ein Welpe, immer auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Spiel und Spaß mit Mensch und Hund. An ihrer Erziehung<br />

muss noch etwas gearbeitet werden, aber die wichtigsten Benimmregeln<br />

kennt sie. Bei einer fröhlichen temperamentvollen Familie wäre<br />

Charline sicher am besten aufgehoben. Haus und Garten wären<br />

schön, gerne könnte sie auch zu älteren Kin<strong>der</strong>n und als Zweithund gehalten<br />

werden. Wichtig ist nur, dass die neue Familie in <strong>der</strong> Anfangsphase<br />

Geduld aufbringt und die Erwartung an einen "per-<br />

Unsicher bei Fremden, anhänglich bei Freunden<br />

fekten Hund" etwas herunter schraubt. Mechthild Sody,<br />

Tel.: 06764-1502, Montag-Donnerstag erst ab 18.00 Uhr<br />

Kater mit Epilepsie<br />

Pascha (6 Jahre) ist<br />

ein verschmuster,<br />

verträglicher Kater,<br />

<strong>der</strong> Wohnungshaltung<br />

gewöhnt ist.<br />

Der Kater leidet unter<br />

Epilepsie, bekommt<br />

aber unter<br />

medikamentöser<br />

Einstellung nur<br />

noch selten einen<br />

kleineren Anfall.<br />

Kontakt: Tierheim<br />

Arche Noah in<br />

Stuhr (s. Seite 34).<br />

Pascha<br />

Pure Lebensfreude auf vier Pfoten<br />

T IERE IN N OT<br />

Die beiden Freundinnen hängen sehr aneinan<strong>der</strong> und werden<br />

nur gemeinsam vermittelt. Verschmuste, unproblematische<br />

Katzen, die nicht im Tierheim ihr Leben beschließen sollten.<br />

Clarence ist anfänglich ein wenig schüchtern, taut dann<br />

aber sehr schnell auf und bindet sich ebenso eng an ihre Bezugspersonen<br />

wie Vicky. Kontakt: Tierheim Arche Noah in<br />

Stuhr (s. Seite 34).<br />

Vicky Clarence<br />

15 Jahre alt und gesundheitlich fit<br />

Pascha ist 13 Jahre und noch voller Lebensfreude! Der unkastrierte<br />

Rüde verträgt sich mit Hündinnen gut, eignet sich aber besser als<br />

Einzelhund. Pascha hat Spondylose, allerdings beeinträchtigt ihn<br />

das nur wenig beim Laufen. Viel Bewegung braucht <strong>der</strong> sonst rüstige<br />

Senior nicht mehr, kurze Spaziergänge und ein eingezäunter<br />

Garten bei liebevollen Menschen wären genau das Richtige für<br />

ihn. Er ist verträglich mit Kin<strong>der</strong>n, aber nicht mit Katzen - und kann<br />

nicht alleine bleiben!<br />

Kontakt: Tierheim Arche Noah in Stuhr (s. Seite 34).<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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T IERE IN N OT<br />

Diese <strong>Tiere</strong> suchen ein schönes Zuhause<br />

Willi ist ein liebenswerter und bescheidener, alter Schäferhundrüde,<br />

<strong>der</strong> als Fundhund in einem sehr schlechten<br />

Zustand in die Wau-Mau-Insel kam. Er sieht und hört<br />

nicht mehr gut, sein Fell war sehr ungepflegt und seine<br />

Liegeschwielen zeugen<br />

davon, dass er sich<br />

nicht in ein kuscheliges<br />

Körbchen, son<strong>der</strong>n vermutlich<br />

auf harten Betonboden<br />

legen musste.<br />

Nach all seinen<br />

Entbehrungen möchte<br />

Willi im neuen Zuhause<br />

die ungeteilte Aufmerksamkeit<br />

seiner Besitzer<br />

genießen dürfen. Idealerweise<br />

ist sein neues<br />

Zuhause ebenerdig und<br />

verfügt über einen eingezäunten<br />

Garten.<br />

Kontakt: Wau-Mau-Insel<br />

Willi in Kassel (s. Seite 34).<br />

Alt, krank und einfach ausgesetzt!<br />

Barabella<br />

Chameur auf vier Pfoten<br />

Jackson ist ein äußerst liebenswerter und freundlicher<br />

Mischlingsrüde, <strong>der</strong> unter den Folgen eines<br />

alten Beckenbruchs zu leiden hat. Jackson hat glücklicherweise<br />

keine Schmerzen, aber es wird eine<br />

Weile dauern, bis er wie<strong>der</strong> belastungsfähig ist.<br />

Zur Zeit fallen seine Spaziergänge eher kurz aus.<br />

Seine zukünftigen Besitzer sollten darauf achten,<br />

dass er nicht überbelastet wird. Jackson eignet sich<br />

nicht für sehr sportliche Menschen, die mit ihrem<br />

vierbeinigen Begleiter an Marathonläufen o<strong>der</strong><br />

ähnlichen Aktivitäten teilnehmen wollen. Es ist bei<br />

Jackson davon auszugehen, dass er später unter<br />

Arthrosen leiden wird. Wir suchen aus diesem<br />

Grund für unseren Charmeur auf vier Pfoten ein<br />

ebenerdiges Zuhause mit möglichst wenigen Stufen.<br />

Kontakt: Wau-Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />

Bezaubernde Barabella<br />

mit Handicap<br />

sucht Menschen,<br />

die sie<br />

glücklich machen<br />

darf!<br />

Barabella ist eine<br />

reizende, freundliche<br />

Hündin, die recht jung und noch lange nicht ausgewachsen<br />

ist. Barabella kam mit einer deformierten Vor<strong>der</strong>pfote auf<br />

die Welt. Sehr wahrscheinlich muss ihr das Vor<strong>der</strong>bein amputiert<br />

werden, dies wird zur Zeit medizinisch abgeklärt. Wir suchen<br />

für Barabella ein ebenerdiges Zuhause bei Menschen, die<br />

idealerweise über ein Haus mit Garten verfügen und ihr ein<br />

weitestgehend ‚normales' Hundeleben ermöglichen. Das Hundeeinmaleins<br />

muss sie noch lernen. Kontakt: Wau-Mau-Insel in<br />

Kassel (s. Seite 34).<br />

Kam mit deformiertem Pfötchen auf die Welt<br />

Jackson


Jessi<br />

Blacky<br />

Pudelliebhaber aufgepasst<br />

Hat lange im Tierheim getrauert<br />

Jessi wurde als Welpe angeschafft und im Alter im Tierheim abgegeben.<br />

Sie ist eine entzückende Pudeldame, die einfach nur<br />

nett und unkompliziert ist. Sie versteht sich bestens mit Artgenossen<br />

und könnte sich auch mit Katzen im neuen Zuhause anfreunden.<br />

Lei<strong>der</strong> war Jessi medizinisch völlig unversorgt, als sie<br />

zu uns kam und hatte nicht einmal einen Impfausweis. Nun<br />

sucht die fidele Hundedame ein neues Zuhause bei Pudelliebhabern,<br />

die mit ihr durch Dick und Dünn gehen. Kontakt: Wau-<br />

Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />

Die Katze ist zu uns ins Tierheim<br />

gekommen, weil ihr Besitzer verstorben<br />

ist. Blacky hat sehr lange<br />

getrauert und sehnt sich nun nach<br />

einem liebevollen und eher ruhigen<br />

Zuhause bei einfühlsamen<br />

Katzenfreunden. Blacky benötigt<br />

etwas Zeit zur Eingewöhnung, hat<br />

man jedoch einmal ihr Herz erobert,<br />

zeigt sie sich nach anfänglicher<br />

Schüchternheit zutraulich<br />

und verschmust. Kontakt: Wau-<br />

Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />

Rosalia<br />

Langzeitinsassin mit eigenwilligem Charakter<br />

T IERE IN N OT<br />

Hopi ist eine liebenswürdige, etwas hochbeinige<br />

Dackelhündin, die schon etwas betagter, aber<br />

durchaus noch munter und aktiv ist. Hopi würde<br />

sich über ein ruhiges Zuhause bei Menschen freuen,<br />

die gemütliche Spaziergänge Gewaltsmärschen<br />

vorziehen. Eine nette Hundedame mit einem reizenden<br />

Wesen! Kontakt: Wau-Mau-Insel in Kassel<br />

(s. Seite 34).<br />

Hopi<br />

Rüstige Hundeseniorin<br />

Rosalia ist eigenwillige Katzendame mit sprödem Charme,<br />

die sich bei Fremden zurückhaltend verhält und erobert werden<br />

möchte. Rosalia wünscht sich ein Zuhause bei Menschen,<br />

die ihr Zeit und Geduld ent<strong>gegen</strong>bringen und bereit<br />

sind, sie so nehmen, wie sie ist. Eine echte Charakterkatze<br />

eben! Wenn ihr im neuen Heim die Möglichkeit geboten wird,<br />

auf Entdeckungstour durch den eigenen und Nachbars' Garten<br />

zu gehen, wird auch Rosalia endlich wie<strong>der</strong> glücklich<br />

sein! Kontakt: Wau-Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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T IERE IN N OT<br />

Diese <strong>Tiere</strong> suchen ein schönes Zuhause<br />

Eine Seele von Hund<br />

Chippy<br />

Ivana<br />

Die super liebe an<strong>der</strong>thalbjährige<br />

Mischlingshündin Ivana ist eine Seele<br />

von Hund. Lei<strong>der</strong> verletzte sie sich<br />

bei einem Unfall am rechten Auge so<br />

stark, dass es entfernt werden muss,<br />

wenn die Entzündung abgeklungen<br />

ist. Außerdem leidet sie noch an Arthrose<br />

im Knie. Auch da ist zu geeigneter<br />

Zeit eine Arthroskopie nötig, um<br />

die Ablagerungen zu entfernen und<br />

Ivana ein schmerzfreies Laufen zu ermöglichen.<br />

Nun suchen wir für diese<br />

liebe Hündin aufgrund ihres eingeschränkten<br />

Gesichtsfeldes und ihrer<br />

Knieprobleme ein ruhiges und liebevolles<br />

Zuhause. Kontakt: Tierschutzzentrum<br />

(s. Seite 34).<br />

Chippy, <strong>der</strong> große<br />

schwarze Mischlingsrüde<br />

ist gerade mal ein<br />

halbes Jahr alt und hat<br />

schon so viel Schlimmes<br />

erfahren müssen. Durch<br />

einen Unfall wurde sein linkes Vor<strong>der</strong>bein schwer verletzt. Chippy versuchte, sich<br />

auf dem versehrten Unterschenkel beim Laufen abzustützen. Dadurch entstanden<br />

offene Wunden, und die Gefahr einer Infektion war sehr groß. Zudem hätte sich<br />

bei dieser unnatürlichen Haltung Chippys Knochenbau auf Dauer völlig deformiert.<br />

Das verletzte Bein wurde hier in Deutschland vollständig amputiert. Der junge<br />

Rüde kommt schon wenige Tage nach <strong>der</strong> Operation sehr gut damit zurecht. Wir<br />

suchen für den total verschmusten und liebebedürftigen Chippy ein liebevolles,<br />

ebenerdiges Zuhause. Ein eingezäunter Garten am Haus wäre das Tüpfelchen<br />

auf dem i. Kontakt: Tierschutzzentrum (s. Seite 34).<br />

Dreibeiner Hund mit großer Lebensfreude<br />

Der heute fünf Monate alten Hündin wurde bei einem<br />

Unfall auf Rumäniens Straßen <strong>der</strong> linke Hinterlauf ausgekugelt.<br />

Auch hier konnte nur durch eine Operation eine<br />

lebenswerte Zukunft ermöglicht werden.<br />

Aufgrund ihrer schlimmen Erfahrungen ist Goldfee immer<br />

noch sehr schüchtern. Deshalb suchen wir für die<br />

liebe kleine Hündin verständnisvolle und geduldige<br />

Tierfreunde mit viel Zeit, ebenerdiger Wohnung und<br />

eingezäuntem Garten.<br />

Von einem freundlichen Ersthund könnte Goldfee viel<br />

lernen.<br />

Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen (s. Seite 34).<br />

Unzertrennliche Freunde<br />

Die beiden Hunde kamen vor ca. einem Jahr ins<br />

Tierheim und haben sich schnell angefreundet. Die<br />

Zuneigung zueinan<strong>der</strong> geht soweit, dass einer das<br />

Futter verweigert, wenn <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e spazieren geführt<br />

wird. Der Rüde Jack ist neun Jahre alt und die<br />

Hündin Laika fünf. Weil die beiden so sehr aneinan<strong>der</strong><br />

hängen, vermitteln wir die Hund nur gemeinsam<br />

in ein gutes, neues Zuhause.<br />

Kontakt: TH Hage (s. Seite 34).<br />

Autounfall auf Rumäniens Straßen<br />

Jack & Laika<br />

Goldfee


Tammy<br />

Misu<br />

Läuft gerne am Fahrrad<br />

Will die Welt entdecken<br />

Anton<br />

Der agile Deutsch-Drahthaarrüde sitzt lei<strong>der</strong> schon länger im Tierheim<br />

und wurde schon mehrmals als Nottier vorgestellt! Das ist sehr bedauerlich,<br />

denn Anton ist ein bewegungsfreudiger, an seiner Umgebung sehr<br />

interessierter Hund, <strong>der</strong> eine optimale Bereicherung für eine aktive,<br />

sportliche Familie wäre. Der Rüde ist 5,5 Jahre alt und wurde abgegeben,<br />

weil seine Besitzerin erkrankte. Anton wird nur in hundeerfahrene<br />

Hände vermittelt. Kontakt: Tierheim Hage (s. Seite 34).<br />

Tammy (2,5 Jahre) ist eine aktive<br />

und temperamentvolle (ca. kniehohe)<br />

Schäfermixündin. Sie ist<br />

temperamentvoll, agil und sehr<br />

lernwillig - beste Voraussetzungen<br />

für eine unternehmungslustige<br />

Familie, die sich eine Bereicherung<br />

durch einen Hund in<br />

ihrem Leben vorstellen könnte.<br />

Tammy sollte mit ihren neuen<br />

Menschen die Hundeschule besuchen,<br />

um noch einige Kleinigkeiten<br />

zu lernen. Die Hündin<br />

bleibt ungerne alleine und wird<br />

nur in Haushalte mit schon älteren<br />

Kin<strong>der</strong>n vermittelt. Kontakt:<br />

Tierheim Hage (s. Seite 34).<br />

Tolle Hündin, mag aber keine Kin<strong>der</strong> und Kleintiere<br />

T IERE IN N OT<br />

Aus Bibis (2,5 Jahre) Vergangenheit wissen wir<br />

wenig: Die überaus ängstliche Hündin kommt<br />

aus Rumänien und ist im Tierheim noch sehr<br />

zurückhaltend und scheu. Doch Bibi profitiert<br />

mittlerweile schon von <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>der</strong> Hundetrainerin<br />

und könnte als Zweithündin gehalten<br />

werden. Die neuen Besitzer sollten mit<br />

sehr viel Einfühlungsvermögungen an Bibi<br />

herantreten und ihr genügend Zeit zur Entwikklung<br />

lassen.<br />

Kontakt: Tierheim Hage (s. Seite 34).<br />

Bibi<br />

Misu ist eine sehr sportliche, intelligente<br />

Hündin, die aktive Menschen mit viel<br />

Ängstliche Junghündin<br />

Hundeerfahrung sucht. Sie ist sehr lieb<br />

und anhänglich und kann auch mal eine<br />

Stunde alleine bleiben, fährt gerne Auto und gehorcht sehr gut. Eigentlich<br />

ist sie ein Malinois im Kleinformat, hat großen Spaß beim Hundesport und<br />

zeigt sich da sehr talentiert.<br />

Misu ist lei<strong>der</strong> nicht mit jedem Hund verträglich, und wenn sie ohne Leine läuft,<br />

muss man sie genau im Auge haben.<br />

Mit einem souveränen Rüden könnte sie gut zusammenleben. Eine beson<strong>der</strong>e<br />

Schwäche hat die Hündin für Wasser. Vielleicht hat da ja auch mal ein Neufundlän<strong>der</strong><br />

eine Rolle gespielt...?<br />

Kontakt: Franziskus-Tierheim in Hamburg (s. Seite 34)<br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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T IERSCHUTZPOLITIK II<br />

STUMMER FRÜHLING IN DEUTSCHLAND<br />

... UNTERLAUFEN DEN TIERSCHUTZ<br />

SCHON JEDE ACHTE VOGELART VOM AUSSTERBEN BEDROHT<br />

Deutschlands Vögeln geht es<br />

nicht gut. Von den 260 heimischen<br />

Vogelarten stehen rund<br />

110 Arten bereits auf <strong>der</strong> Roten<br />

Liste <strong>der</strong> Brutvögel Deutschlands,<br />

rund jede achte Art ist<br />

gar vor dem Aussterben bedroht.<br />

Die Hauptursachen des Artenrückgangs<br />

sind hinreichend bekannt:<br />

eine intensiv betriebene<br />

Landwirtschaft und ein anhaltend<br />

hoher Flächenverbrauch.<br />

Einen unverkennbaren Einfluss auf die<br />

Artenzusammensetzung hat auch <strong>der</strong><br />

zunehmend spürbare globale Klimawandel.<br />

So konnte eine Langzeitstudie<br />

des Max-Planck-Instituts für Ornithologie<br />

in Radolfzell zeigen, dass beispielsweise<br />

Singvogelbestände aufgrund <strong>der</strong><br />

klimatischen Verän<strong>der</strong>ungen rund um<br />

den Bodensee deutlich zurückgehen.<br />

Beson<strong>der</strong>s beunruhigt waren Tierfreunde,<br />

als im Mai dieses Jahres deutsch-<br />

Das <strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerium kündigte Anfang Juli<br />

nicht ohne Stolz an, dass Libyen seinen Markt für deutsche<br />

Rin<strong>der</strong> und Rindfleischprodukte<br />

öffnen werde. Die Veterinärdienste<br />

bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> hätten bereits entsprechende<br />

Vereinbarungen getroffen.<br />

Mag diese Maßnahme für eine bestimmte<br />

Klientel aus wirtschaftlichen<br />

Gründen erwägenswert sein<br />

- für die lebend transportierten<br />

Rin<strong>der</strong> bedeutet dies einen qualvollen<br />

tage- und wochenlangen<br />

Transport, <strong>der</strong> mit einer betäubungslosen<br />

Schlachtung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

in Libyen endet!<br />

landweit einige Zehntausend Singvögel,<br />

zumeist Grünfinken, an künstlichen<br />

Futterstellen starben. Die Ursache<br />

des Massensterbens war bald<br />

gefunden: Die Vögel verendeten an Trichomonaden,<br />

also einzelligen Geißeltierchen.<br />

Diese Form <strong>der</strong> Erkrankung ist<br />

bei Greifvögeln und Tauben als "Gelber<br />

Knopf" bekannt und kann zu großen<br />

Verlusten führen.<br />

Für die Singvögel kommt als Trichomo-<br />

naden-Infektionsquelle neben dem direkten<br />

Kontakt <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> untereinan<strong>der</strong><br />

vor allem Trinkwasser an Futterstellen<br />

in Frage. Da an solchen Sammelpunkten<br />

<strong>der</strong> Vögel die Gefahr <strong>der</strong> Krankheitsübertragung<br />

beson<strong>der</strong>s groß ist,<br />

kann Tierfreunden nur geraten werden,<br />

Vogeltränken im heimischen Garten regelmäßig<br />

zu reinigen, das Wasser täglich<br />

auszutauschen o<strong>der</strong> die Tränken<br />

vorerst gänzlich zu entfernen.<br />

Ilse Aigner will deutsche Rin<strong>der</strong> auf Langzeit-<br />

Transporte nach Libyen schicken !<br />

bmt KRITISIERT ANKÜNDIGUNG DER BUNDESLANDWIRTSCHAFTSMINISTERIN SCHARF<br />

Damit rückt die <strong>Bund</strong>esregierung von ihrer tierschutzfreundlichen<br />

Marschroute ab, Langzeittransporte zu vermeiden. Bereits<br />

2002 hat <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Ausschuss <strong>der</strong> EU-Kommission<br />

für Tiergesundheit und Tierschutz<br />

festgestellt, dass aus Tierschutzgründen<br />

Transportzeiten so kurz<br />

wie möglich gehalten werden sollten,<br />

weil das Wohlbefinden <strong>der</strong><br />

<strong>Tiere</strong> umso mehr abnehme, je länger<br />

die Reise dauere.<br />

Der bmt hat umgehend Landwirtschaftsministerin<br />

Aigner aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

die Vereinbarung mit Libyen<br />

zu korrigieren.<br />

Text: Torsten Schmidt


Glücklich vermittelt ...<br />

Wie Kater Tiger <strong>der</strong> beste Freund von Jacky wurde<br />

Hündin aus rumänischer<br />

Tötungsstation gerettet ...<br />

Als <strong>der</strong> Hundefänger die Hündin in den Straßen von Brasov aufgriff und in <strong>der</strong> städtischen Tötungsstation<br />

ablieferte, schien ihr Schicksal besiegelt - so wie vor ihr Tausende Hunde ihr Leben in <strong>der</strong> "City Hall"<br />

beschlossen hatten, weil ihr einziger Fehler darin bestand, ein Straßenhund zu sein…<br />

Dass Jacky die Tötungsstation lebend verlassen konnte, ist<br />

<strong>der</strong> engagierten Arbeit des Teams von Cristina Lapis und<br />

dem bmt zu verdanken. Regelmäßig kontrolliert das Tierheim<br />

in Brasov die "City-Hall-Hunde", versorgt sie mit Futter<br />

und Wasser und kann viele Hunde durch Aufnahme ins<br />

Tierheim retten.<br />

So auch Jacky. Die ca. fünf Jahre alte Hündin wurde vom<br />

bmt u.a. für die Vermittlung<br />

in Deutschland ausgewählt<br />

und reiste mit klopfendem<br />

Herzen Richtung Ruhrgebiet.<br />

Hier hatte Dagmar<br />

Weist, Leiterin <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

Issum, einen<br />

Pflegeplatz für Jacky ausfindig<br />

gemacht.<br />

Und während die Hündin<br />

diese aufregenden Stationen<br />

durchlief, wurde bei<br />

Waltraud Wählisch in Viersen<br />

ein Wunsch immer<br />

stärker: Einem Hund zu<br />

helfen, <strong>der</strong> Schreckliches<br />

erlebt hatte. Sieben herren-<br />

lose Katzen hatten die<br />

65jährige Rentnerin und<br />

ihr Mann bereits bei sich<br />

aufgenommen, doch <strong>der</strong> Traum, das Katzenrudel durch einen<br />

netten Hund zu ergänzen, war bislang nicht in die Tat<br />

umgesetzt worden. Zu groß die Furcht, dass sich <strong>der</strong> Hund<br />

als nicht katzenverträglich herausstellen und die Harmonie<br />

unter den Samtpfötchen empfindlich stören<br />

würde.<br />

Sie besprach sich mit Dagmar Weist, mit <strong>der</strong><br />

sie sich im Forum von "Tier TV" angefreundet<br />

hatte - und die Geschäftsstellenleiterin kam<br />

sofort auf ihren Neuzugang, die sanfte und<br />

verträgliche Hündin Jacky.<br />

Waltraud Wählisch und ihr Mann haben sich mit<br />

<strong>der</strong> geretteten Hündin Jacky ihren Traum erfüllt<br />

G ST I SSUM<br />

Und sie schien recht zu behalten: Mutig nahm die Hündin<br />

den Garten in Augenschein und ignorierte die Katzen, die<br />

ihrerseits die "Neue" aus sicherem Abstand begutachteten.<br />

Eine größere Herausfor<strong>der</strong>ung war indes das Hausinnere<br />

für Jacky: Ängstlich mied sie die Küche, die Treppen und<br />

war partout nicht zu überreden, das Haus durch die Eingangstür<br />

zu verlassen….bis Waltraud Wählisch auf die Idee<br />

kam, durch die Garagentür<br />

zu gehen.<br />

Inzwischen sind über drei<br />

Monate vergangen und die<br />

Nachbarn sprechen Waltraud<br />

Wählisch immer wie<strong>der</strong><br />

auf Jackys erstaunliche<br />

Entwicklung an. Schlich sie<br />

noch die ersten Tage mit<br />

eingezogener Rute geduckt<br />

neben ihrem Frauchen die<br />

Straße entlang, läuft sie<br />

heute entspannt und freudig<br />

neben ihr her. Vor Autos<br />

und beson<strong>der</strong>s Lkw´s hat<br />

sie weiter großen Respekt -<br />

eine <strong>der</strong> prägenden Erfahrungen<br />

von Straßenhunden,<br />

für die Wachsamkeit<br />

im Verkehr lebensrettend ist.<br />

Zu ihren besten Freunden gehört Tiger. Der rote Kater hatte<br />

sich angewöhnt, die Hündin überschwänglich zu begrüßen,<br />

wenn sie die gefürchteten Autofahrten überstanden<br />

hatte. "Das war für beide wie Weihnachten", sagt Waltraud<br />

Wählisch lächelnd, "vermutlich nahm Jacky bei unseren ersten<br />

Ausflügen an, dass sie fortgebracht werden sollte - darum<br />

diese riesige Freude beim Heimkommen." Aber mittlerweile<br />

hat Jacky auch diese Angst abgelegt: Sie ist nicht<br />

nur für Kater Tiger zu einem unentbehrlichen Familienmitglied<br />

geworden.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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Löwenkopf-Mix Gerrit<br />

Von Claudia Bioly, Tierheim Wau-Mau-Insel in Kassel<br />

Die Kleintierproblematik in deutschen Tierheimen nimmt drastische Ausmaße an. Alleine das Kasseler<br />

Veterinäramt stellte im ersten Halbjahr 2009 insgesamt 194 <strong>Tiere</strong> sicher, davon 176 Kleintiere, 5 Hunde<br />

und 13 Katzen. Zuletzt wurden im Juni im Rahmen einer Wohnungsräumung 25 Zwergkaninchen und<br />

zwei Kleinpapageien sichergestellt.<br />

Im Juli kamen noch einmal 8 Zwergkaninchen,<br />

2 Nymphensittiche und ein<br />

einsames Chinchilla-Weibchen hinzu.<br />

Die Tierhalterin Petra S. hatte diese <strong>Tiere</strong><br />

vor den Behörden versteckt und zum<br />

Teil bei Bekannten untergebracht bzw.<br />

in einem Koffer herumgetragen. Der<br />

Kasseler Amtsveterinär erteilte nun<br />

auch Petra S. ein Tierhalteverbot. Da<strong>gegen</strong><br />

möchte Frau S. allerdings juristisch<br />

vorgehen mit <strong>der</strong> Begründung,<br />

dass sie nicht verheiratet und die <strong>Tiere</strong><br />

für sie Kin<strong>der</strong>ersatz seien.<br />

Dass sich die <strong>Tiere</strong> in einem verwahrlosten<br />

Allgemeinzustand befanden,<br />

zahlreiche Bissverletzungen aufwiesen<br />

und das Fell insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Langhaar-<br />

und Angorakaninchen voller,<br />

zum Teil handtellergroßer, Filzplatten<br />

war, wurde von <strong>der</strong> Halterin nicht wahrgenommen.<br />

Die Kleintiere wurden in einem 1-Zimmer-Appartment<br />

gehalten. Weil keines<br />

kastriert war, kam es zu heftigen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

unter den geschlechtsreifen<br />

<strong>Tiere</strong>n. Auch im Tierheim<br />

mussten wir einzelne <strong>Tiere</strong> aus<br />

Kleingruppen herausnehmen, da sie<br />

sich mit ihren Artgenossen nicht vertrugen.<br />

Dieser Fall zeigt nur allzu deutlich, wohin<br />

vermeintliche Tierliebe führen<br />

kann. Bei Petra S. folgte ein Tier dem<br />

nächsten, so dass schließlich alle in be-<br />

engten und nicht artgerechten Verhältnissen<br />

leben mussten. Die Halterin war<br />

mental und finanziell nicht mehr in <strong>der</strong><br />

Lage, den <strong>Tiere</strong>n eine ausreichende<br />

medizinische Versorgung zukommen<br />

zu lassen...<br />

Die hohe Anzahl <strong>der</strong> in Kassel sichergestellten<br />

<strong>Tiere</strong> verdeutlicht, dass die<br />

Zahl <strong>der</strong> in Not geratenen <strong>Tiere</strong> gerade<br />

unter den Kleintieren noch einmal<br />

deutlich angestiegen ist - und tendenziell<br />

noch weiter ansteigen wird. In Zeiten,<br />

in denen in Baumärkten <strong>Tiere</strong> wie<br />

Angorakaninchen Anastasia<br />

ein Satz Schraubendreher verkauft<br />

o<strong>der</strong> von nicht geschultem Personal in<br />

Zoofachgeschäften an unwissende<br />

Tierbesitzer abgegeben o<strong>der</strong> über die<br />

Zeitung bzw. Internet verschenkt werden,<br />

rücken die Bedürfnisse <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> in<br />

den Hintergrund, und <strong>der</strong> Tierschutzaspekt<br />

bleibt völlig außer Acht. Für die<br />

<strong>Tiere</strong> ist letztendlich eine Sicherstellung<br />

durch Amtsveterinäre oft Rettung in<br />

allerletzter Sekunde.<br />

Immer mehr abgegebene Kleintiere in<br />

WENN AUS TIERLIEBE<br />

TIERQUÄLEREI WIRD<br />

Wid<strong>der</strong>kaninchen Hagman<br />

Für die Tierheime bedeuten Sicherstellungen<br />

in diesen Größenordnungen eine<br />

enorme zusätzliche Belastung, denn<br />

häufig bleiben die Tierschützer auf ihren<br />

zahlreichen Schützlingen "sitzen".<br />

Und selbstverständlich beanspruchen<br />

<strong>der</strong> Pflegeaufwand und die medizinische<br />

Versorgung dieser häufig kranken<br />

<strong>Tiere</strong> sehr viel Zeit seitens des knappen<br />

Tierheimpersonals, das nun noch mehr<br />

<strong>Tiere</strong> im Arbeitsalltag versorgen muss -<br />

übrigens Zeit, die an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>n abhanden<br />

geht.<br />

Umso wichtiger ist es, dass dieses Thema<br />

stärker in die Öffentlichkeit getragen<br />

wird und Konsequenzen gefor<strong>der</strong>t<br />

werden. Entsprechend hat <strong>der</strong> bmt im<br />

August 2009 seine Kampagne für ein<br />

Verkaufsverbot von Kleintieren in Baumärkten<br />

ins Leben gerufen. Ein Großteil<br />

<strong>der</strong> in den Tierheimen abgegebenen<br />

<strong>Tiere</strong> stammt aus Baumärkten.<br />

Wer einen Blick in den Anzeigenteil <strong>der</strong>


mt-Tierheimen<br />

Lokalzeitung wirft, sieht mit Schrecken,<br />

wie häufig Haustiere o<strong>der</strong> auch Exoten<br />

samt Zubehör zu Dumpingpreisen den<br />

Besitzer wechseln. Oft werden sie sogar<br />

an den Nächstbesten verschenkt.<br />

Der Hessische Tierschutzpreis, <strong>der</strong> jedes<br />

Jahr von dem Hessischen Umweltministerium<br />

an Privatinitiativen verliehen<br />

wird, wird in diesem Jahr an den<br />

Verein Kaninchenrettung e.V. überreicht<br />

- auch dies kann als Hinweis auf die zunehmende<br />

Kleintierproblematik im<br />

deutschen Tierschutz gedeutet werden.<br />

Unsere Kaninchen-Notfälle:<br />

Langhaar-Mix Floh, männlich, kastriert,<br />

Sicherstellung. Lei<strong>der</strong> war sein<br />

Allgemeinzustand nicht sehr gut. Floh<br />

wies zahlreiche Bissverletzungen auf,<br />

ein Auge musste ihm entfernt werden.<br />

Floh kommt mit dieser Behin<strong>der</strong>ung jedoch<br />

gut zurecht und sucht nun ein Zuhause<br />

bei Kaninchenfreunden und in<br />

Gesellschaft eines netten Kaninchenmädchens.<br />

Zwergkaninchen Tammy, weiblich,<br />

Sicherstellung. Tammy ist eine attraktive<br />

Kaninchendame, die nach vielen<br />

Entbehrungen nun ein Zuhause bei<br />

Kaninchenfreunden und in Gesellschaft<br />

eines kastrierten Kaninchenbocks<br />

sucht.<br />

Löwenkopf-Mix Gerrit, männlich,<br />

kastriert, Sicherstellung. Gerrit ist ein<br />

freundlicher und zutraulicher Kaninchenbock,<br />

<strong>der</strong> sich im neuen Zuhause<br />

über die Gesellschaft eines netten Kaninchenmädels<br />

freuen würde.<br />

Wid<strong>der</strong>kaninchen Hagman,<br />

männlich, kastriert, Abgabekaninchen.<br />

Hagman ist zusammen mit seinem Bru<strong>der</strong><br />

Payman abgegeben worden, nachdem<br />

die Kin<strong>der</strong> das Interesse an dem<br />

als Kin<strong>der</strong>spielzeug angeschafften Nager<br />

verloren hatten. Lei<strong>der</strong> fristeten die<br />

beiden noch längere Zeit ein trauriges<br />

Dasein ohne Zuwendung, so dass die<br />

Folgen noch heute bei Hagman zu spüren<br />

sind, denn er kann es nicht leiden,<br />

angefasst zu werden und beißt in Be-<br />

drängnis<br />

zu. Hagmanwürde<br />

sich<br />

Langhaar-Mix Floh<br />

über ein<br />

Zuhause bei kaninchenerfahrenen<br />

Menschen freuen, die über ein großes<br />

Außengehege verfügen.<br />

Angorakaninchen Anastasia,<br />

weiblich, Sicherstellung. Anastasia ist<br />

eine liebenswerte Kaninchendame, die<br />

bisher kein schönes Leben hatte. Anastasia<br />

leidet unter einer Hornhautver-<br />

BUNDESWEITE bmt-KAMPAGE<br />

FÜR EIN VERKAUFSVERBOT VON<br />

KLEINTIEREN IN BAUMÄRKTEN!<br />

Am 3. August startete <strong>der</strong> bmt mit<br />

seiner Plakatkampagne. Die drei<br />

Motivposter wurden jeweils für zwei<br />

Die Aktion des LV Bayern auf dem<br />

Viktualienmarkt in München<br />

Wochen in fünf deutschen Städten<br />

ausgestellt. Hamburg, Berlin, Frankfurt,<br />

Köln und München waren vom<br />

bmt als Demonstrationsstandorte<br />

ausgewählt worden. Die Geschäftsstellen<br />

und Tierheime begleiteten die<br />

Plakatierung mit eigenen Aktionen,<br />

u.a. auf ihren Tierheimfesten. So demonstrierte<br />

zum Beispiel <strong>der</strong> Landesverband<br />

Bayern mit seiner Leiterin<br />

Ewa Gara und ihrer Mitarbeiterin Dr.<br />

Anja Reißberg im Juli auf dem Viktu-<br />

TH WAU-MAU-INSEL<br />

Zwergkaninchen Tammy<br />

letzung an beiden Augen. In ihrem<br />

neuen Zuhause wünscht sie sich einen<br />

freundlichen Bock als Partner.<br />

alienmarkt<br />

in München.<br />

Hier bmt-Plakat in Hamburg<br />

verkauft<br />

<strong>der</strong> ansässige Baumarkt noch Kleintiere.<br />

Das Team des Landesverbandes<br />

gab die zur Kampagne gehörenden<br />

Tüten "Spontankauf kommt bei<br />

<strong>Tiere</strong>n nicht in die Tüte" an Passanten<br />

weiter. Die Aktion kam sehr gut an,<br />

die bmt-Mitarbeiter erhielten viel Zustimmung.<br />

Ende August wie<strong>der</strong>holte<br />

Dr. Jörg Styrie mit seinem Landesverband<br />

Berlin die Aktion in Berlin-Reinickendorf.<br />

Ehrenamtliche unterstützen die Kampagne<br />

in Berlin<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

29


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

30<br />

T IERSCHUTZZENTRUM<br />

Als Cindy noch als namenlose Hündin auf<br />

Rumäniens Straßen unterwegs war, ahnte<br />

sie noch nicht, welche Lebensaufgabe auf<br />

sie im fernen Deutschland warten würde.<br />

Seit Monaten kommentiert Cindy nun alles,<br />

was im Tierschutzzentrum so vor sich geht:<br />

Sie freut sich für ihre Artgenossen, wenn sie<br />

ein schönes Zuhause gefunden haben und<br />

begrüßt alle tierischen Neuzugänge mit<br />

dem ihr eigenen Charme.<br />

“Hundeglück auf acht Pfoten”<br />

Mein Leben in Pfullingen und Lichtenstein ist wirklich sehr<br />

spannend. Tagsüber habe ich meinen Job im Tierheim, <strong>der</strong><br />

mich vollkommen ausfüllt. Abends freue ich mich auf mein<br />

kuscheliges Plätzchen zu Hause, meinen vollen Napf, jede<br />

Menge Streicheleinheiten und die Balgereien mit Sheila (Anmerkung<br />

<strong>der</strong> Redaktion: Tierheimleiterin Petra Zipp hat Cindy<br />

bei sich aufgenommen). Wir sind übrigens die besten<br />

Freunde geworden, aber das dauerte seine Zeit. Nun ist es<br />

auch ganz sicher, dass ich von dort nie mehr weg muss.<br />

Ich wurde kurz nach meiner Ankunft im neuen Zuhause ziemlich<br />

krank. Ständig war ich müde und schlapp und meine<br />

Haare konnte Frauchen büschelweise rausziehen. Ich wollte<br />

einfach nur meine Ruhe. Doch gutes Futter<br />

und eine leckere Vitaminpaste halfen<br />

mir allmählich wie<strong>der</strong> auf die Beine. Ich<br />

schlief mich regelrecht gesund.<br />

Als meine Lebensgeister zurückgekehrt<br />

waren, hielt es mich nicht länger als notwendig<br />

im Büro. Es war meine Pflicht,<br />

mich endlich den an<strong>der</strong>en Vierbeinern<br />

im Tierheim vorzustellen und dabei<br />

gleichzeitig so ganz nebenbei zu erwäh-<br />

nen, dass ich eine Security-Ich-AG gegründet<br />

hatte. Mein Job war es von nun<br />

an, zu schauen, dass alles "im grünen<br />

Bereich" war, wie Frauchen immer sagt.<br />

Ich wackelte also so oft es ging hinüber ins Tierheim und sah<br />

nach dem Rechten. Dabei traf ich auch alte Bekannte aus Rumänien<br />

wie<strong>der</strong>. Zwei von ihnen waren Fleur und Frodo, kleine<br />

Rumixrüden. Sie wollen wissen, was ein Rumix ist? Na, ein<br />

rumänischer Mischling, ist doch klar. Während unserer<br />

“Pressehündin”<br />

... WIE FLEUR, FRODO, PAULCHEN UND WUS<br />

Gabriele Rudolph, Mitarbeiterin im Tier- Bei ihrer Aufnahme im Tierheim: Fleur und Frodo ...<br />

schutzzentrum, hat Cindys Geschichten aufgeschrieben.<br />

Einmal soll - und natürlich nur<br />

mit Einverständnis <strong>der</strong> Pekinesenmixhündin - aus den bezaubernden, realen Storys<br />

ein Büchlein werden. Einen Vorgeschmack geben wir Ihnen auf diesen Seiten.<br />

... und jetzt ein unzertrennliches<br />

Team mit Familie Hermann!<br />

Unterhaltung verrieten sie mir, dass es ihnen<br />

hier viel besser ging, als in unserer alten<br />

Heimat. Das konnte ich nur bestätigen.<br />

Fleur und Frodo waren nicht mehr<br />

die Jüngsten, und bisher hatte sich niemand<br />

für sie interessiert. Sie schwärmten<br />

von ihren Gassigehern, doch noch viel lieber<br />

hätten sie ein richtiges Zuhause mit Menschen<br />

für sich ganz allein. Beide hatten sich aufgrund<br />

ihres gemeinsamen Schicksals angefreundet. Und<br />

deswegen hatte Frauchen beschlossen, sie zusammen in eine<br />

Pflegefamilie zu geben. Na wenigstens etwas.<br />

Doch stellen Sie sich vor, manchmal geschehen noch Wun<strong>der</strong>.<br />

Da kommen Menschen ins Tierheim und suchen speziell<br />

nach solchen Pechvögeln, die vorher<br />

keiner wollte. Diesen Menschen ist es<br />

egal, ob <strong>der</strong> Hund alt o<strong>der</strong> vielleicht sogar<br />

behin<strong>der</strong>t ist. Ist das nicht toll?<br />

Und solch ein Wun<strong>der</strong> geschah auch<br />

hier in Pfullingen. Die Tür ging auf und<br />

zwei strahlende Gesichter fragten, ob es<br />

solche Hunde hier auch gäbe. Uns allen<br />

blieb das Herz vor Freude stehen. Unser<br />

Tierarzt stellte den netten Zweibeinern<br />

Fleur und Frodo vor.<br />

"Gehen Sie doch einfach ein Stück mit<br />

ihnen spazieren."<br />

Nach einiger Zeit öffnete sich erneut die Tierheimtür. Nur<br />

diesmal konnte man in vier strahlende Gesichter blicken.<br />

"Das passt! Wir nehmen sie beide. Und am liebsten würden<br />

wir sie gleich mit nach Hause nehmen." Frodo und Fleur<br />

konnten ihr Glück kaum fassen. Aber sie hatten geduldig<br />

darauf gewartet.


Cindy erzählt ...<br />

EL EIN NEUES ZUHAUSE FANDEN<br />

“Pressehündin”<br />

Cindy<br />

Paulchen und Wusel traurig im Tierheim ...<br />

Liebe Leser, die folgende<br />

Geschichte zwingt die Skeptiker<br />

unter Ihnen vielleicht zu<br />

einem Stirnrunzeln - nein,<br />

ich veräpple Sie keinesfalls.<br />

Es ist wirklich geschehen, ich<br />

war Zeuge.<br />

Anfang April wurden zwei Katzen in<br />

unserem Tierheim abgegeben, Paulchen<br />

und Wusel, sieben und fünf Jahre alt. Es gibt<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>, die im Tierheim extrem leiden, an<strong>der</strong>e<br />

finden sich besser damit ab.<br />

Paulchen und Wusel gehörten zur ersten Gruppe und dort zu<br />

den beson<strong>der</strong>s schweren Fällen.<br />

Die Beiden wollten keinen Kontakt, we<strong>der</strong> zu ihren vierbeinigen<br />

Mitbewohnern, noch zu den zweibeinigen Dosenöffnern.<br />

Entwe<strong>der</strong> saßen sie apathisch in einer Ecke, o<strong>der</strong> was häufiger<br />

geschah, sie verkrochen sich auf dem Dach des Freigeheges.<br />

Von dort ließen sich das rote Paulchen und Wusel we<strong>der</strong><br />

durch gutes Zureden noch durch Leckerbissen<br />

herunterlocken.<br />

Für Paulchen war das Leben im Tierheim so schlimm, dass er<br />

nach einigen Wochen einen schweren psychischen Zusammenbruch<br />

erlitt. Keiner von uns hatte<br />

noch einen Funken Hoffnung.<br />

Mit weit aufgerissenen Augen und gebrochenem<br />

Herzen lag er eines Tages<br />

schwer atmend da und nahm von seiner<br />

Umgebung nichts mehr wahr. In Gedanken<br />

verabschiedeten wir uns schon<br />

traurig von ihm. Doch unsere Tierärztin<br />

entschied: Paulchen bekommt eine<br />

”Daaaaaa gibts Fressen .... !”<br />

“Die Wie<strong>der</strong>auferstehung<br />

des Herrn P. !”<br />

P FULLINGEN<br />

... und glücklich im neuen Zuause!<br />

Chance! Täglich kam sie ein- bis zweimal, um nach ihm zu<br />

sehen. Auch alle an<strong>der</strong>en Zweibeiner kümmerten sich rührend<br />

um ihn. Paulchen wurde in einer geräumigen Box jeden<br />

Tag auf die Terrasse getragen, damit er frische Luft schnappen<br />

konnte. Eine nette Zweibeinerin setzte sich davor und verwöhnte<br />

ihn mit Streicheleinheiten. Und Paulchen begann,<br />

sich wie<strong>der</strong> für seine Umwelt zu interessieren.<br />

Nach fünf Tagen voller Bangen und Hoffen stellte ihn die Tierärztin<br />

kurzerhand auf den Boden. Und siehe da - Paulchen<br />

machte die ersten wackligen Schritte. Er hatte sich entschieden,<br />

uns doch noch nicht zu verlassen.<br />

Für sein geschwächtes Herz gab es eine Medizin. Doch nachdem<br />

die Ernährung aus <strong>der</strong> Spritze abgesetzt wurde, stellte<br />

Paulchen die Tierpfleger erneut vor ein Problem - er wollte<br />

selbständig nichts fressen. Nun gab es nur eins, Paulchen<br />

brauchte schnellstens eine zweibeinige Familie, die ihn liebevoll<br />

wie<strong>der</strong> aufpäppelte. Und wir fanden sie!<br />

Am glücklichsten war natürlich Wusel. Denn als es Paulchen<br />

besser ging, durften sie gemeinsam in eine Pflegestelle umziehen.<br />

Von dort erreichen uns bereits Berichte (Paulchen und<br />

Wusel treten dort als Herr P. und Frau W. auf), die belegen,<br />

wie gut Herr P. in <strong>der</strong> Zwischenzeit wie<strong>der</strong> auf den Pfoten ist.<br />

Nachdem er im Tierheim sogar Hühnchenfleisch und Rin<strong>der</strong>herz<br />

konsequent abgelehnt hatte,<br />

konnte er dem überaus köstlichen Tatar,<br />

das die neuen Dosenöffner in seinen<br />

Napf füllten, nicht wi<strong>der</strong>stehen.<br />

Nun ist endlich Paulchens und Wusels<br />

großer Taum in Erfüllung gegangen. Sie<br />

habe ihre ganz eigene Familie, und wie<br />

wohl sich die beiden fühlen, sieht man<br />

auf den Fotos…<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

32<br />

TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />

Übler Fall von Tierquälerei<br />

Wie Lucky gerade<br />

noch einmal mit dem<br />

Leben davonkam ...<br />

Lucky - das bedeutet glücklich. Mit dieser Bedeutung<br />

Lucky im neuen Zuhause<br />

konnte <strong>der</strong> Labrador-Mischling Lucky bis zur letzten<br />

Woche allerdings noch nicht sehr viel anfangen, denn in den fünf Monaten seines Lebens hatte er vom<br />

Glück noch nicht viel gesehen.<br />

Lucky wurde Opfer schlimmster Tierquälerei. Man hatte ihn Anfang August im wahrsten Sinne geknebelt<br />

und gefesselt und an einem Kölner Friedhof ausgesetzt.<br />

Als man ihn<br />

fand, trug er einen<br />

engen<br />

Hierin sollte Lucky ersticken<br />

Maulkorb und<br />

saß auf zwei<br />

Plastiktüten, in<br />

denen er zuvor<br />

"verpackt" worden<br />

war. Welch<br />

ein Glück, dass<br />

er sich aus ihnen<br />

befreien<br />

konnte. Nicht<br />

auszudenken, was passiert wäre, wenn er in <strong>der</strong> Mittagshitze<br />

immer noch in den Tüten eingesperrt gewesen wäre.<br />

Lucky befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Er war bis<br />

auf die Rippen abgemagert, hatte lange Krallen und stand<br />

kurz vor dem Verdursten. Wir brachten das Häufchen Elend<br />

sofort zu unserer Tierärztin, die ihn an den Tropf legte. Zu diesem<br />

Zeitpunkt waren wir nicht sicher, ob er es überhaupt<br />

schaffen würde.<br />

Aber <strong>der</strong> kleine Mann war unglaublich stark und schon nach<br />

24 Stunden kehrten seine Lebensgeister zurück. Er sprang an<br />

<strong>der</strong> Leine herum und freute sich des Lebens. Dank seines gesegneten<br />

Appetits hatte er nach ein paar Tagen auch schon<br />

wie<strong>der</strong> ein wenig Speck auf den Rippen.<br />

Kaum hatte er sich hier im Tierheim eingewöhnt, da drehte<br />

sich sein Leben schon wie<strong>der</strong> um 180 Grad. Denn es gab jemanden,<br />

dem <strong>der</strong> schwarze Hund nicht mehr aus dem Kopf<br />

gegangen war.<br />

Seine Fin<strong>der</strong>in, Frau Fischer, hat das Schicksal von Lucky einfach<br />

nicht mehr losgelassen. Bereits als sie ihn hier abgab,<br />

deutete sie an, dass sie ihn gerne übernehmen würde. Nur<br />

wenige Tage später machte sie Ernst und holte ihn zu sich<br />

nach Hause.<br />

Das war <strong>der</strong> Startschuss in Luckys neues Leben. Binnen weniger<br />

Stunden hatte er mit Zweithund Susi Freundschaft geschlossen<br />

und auch seine zweibeinigen Besitzer in Windeseile<br />

um seine schwarzen Pfoten gewickelt. Mittlerweile hat er<br />

Bekanntschaft mit allen Nachbarshunden gemacht, Frauchen<br />

auf die Arbeit begleitet und sich sogar schon einen Platz im<br />

Bett ergaunert.<br />

Jetzt gerade, nur ein paar Tage nach seinem Einzug, liegen<br />

Susi und er zusammen auf einer Decke im Garten und genießen<br />

den sonnigen Spätsommer.<br />

Und man mag meinen, es wäre nie etwas Schlimmes passiert.<br />

Lucky - das heißt glücklich. Jetzt kennt er die Bedeutung dieses<br />

Wortes.<br />

Eben erfahren wir, dass es einen Tatverdächtigen geben soll!<br />

Der betreffende Mann hatte bereits 2008 einen Dobermann<br />

im Tierheim Köln-Dellbrück abgegeben, <strong>der</strong> in einem ähnlich<br />

schlechten Gesundheitszustand war. Das Strafverfahren ist<br />

schon eingeleitet worden.<br />

Text: Sylvia Hemmerling<br />

Foto oben: Christian Ohlig<br />

Gleich nach <strong>der</strong> Rettung: Versorgung beim Tierarzt


Aktuelle Meldung<br />

Bürgermeister im rumänischen Brasov lenkt ein!<br />

ENDLICH HOFFNUNG FÜR<br />

DIE HUNDE VON BRASOV!<br />

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns diese gute Nachricht, die wir unbedingt an Sie weiter geben<br />

möchten: Endlich gibt es Hoffnung für die Straßenhunde von Brasov.<br />

Der Bürgermeister sicherte uns zu, keine Fangaktionen von<br />

Straßenhunden außerhalb <strong>der</strong> Stadt mehr durchzuführen.<br />

Gleichfalls sterben keine Hunde mehr in <strong>der</strong> städtischen<br />

Tötungsanlage - auch hier sind alle Tötungsaktionen sofort<br />

gestoppt worden.<br />

Darüber hinaus haben die Mitarbeiter <strong>der</strong> rumänischen<br />

Tierschutzorganisation von "Millions of Friends" (Brasov)<br />

und des bmt innerhalb <strong>der</strong> Tötungsstation<br />

ungehin<strong>der</strong>ten Zugang<br />

zu allen Hunden. Damit<br />

Sie sehen, in welchem Umfang<br />

Hilfe nötig ist, die Zahlen aus<br />

dem August: 151 Hunde hat das<br />

Tierheim Brasov allein in diesem<br />

einen Monat aus <strong>der</strong> Tötungsstation<br />

aufnehmen können -<br />

100 warten noch in <strong>der</strong> städtischen<br />

Anlage, bis Plätze im Tierheim<br />

frei werden.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Hunde werden nur dann noch auf Anfor<strong>der</strong>ung aus <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

von den Mitarbeitern <strong>der</strong> Stadtverwaltung eingefangen.<br />

Weil viele Hunde sich bei Verkehrsunfällen<br />

schwere Verletzungen zuziehen, an denen sie ohne tiermedizinische<br />

Versorgung oft sterben, dient diese Maßgabe<br />

dem Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>.<br />

Das Tierheim kann außerdem bei Notfalleinsätzen ein<br />

Team <strong>der</strong> Stadtverwaltung anfor<strong>der</strong>n.<br />

Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Bürgermeister, in<br />

denen es um die Schließung <strong>der</strong> Tötungsanlage und die<br />

Zusammenarbeit mit "Millions of Friends" in einem gemeinsamen<br />

Tierheim geht.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Tierschützer: Ein fester Vertrag mit <strong>der</strong> Stadt,<br />

in <strong>der</strong> die jetzige Vorgehensweise bindend festgehalten<br />

und das gemeinsame Tierheimprojekt als Ziel verankert<br />

wird.<br />

Unsere große Bitte<br />

an Sie!<br />

Liebe Tierfreunde, wir benötigen<br />

jetzt dringend Ihre<br />

Hilfe! Das Tierheim Brasov<br />

steht vor einer großen<br />

Aufgabe: Zu seinen 220<br />

Gerettete Hunde im Tierheim Brasov<br />

In den nächsten Tagen<br />

sollen noch einmal 100<br />

Hunde aus <strong>der</strong> städtischen<br />

Anlage ins Tierheim umziehen<br />

- und dann im<br />

Schnitt 20 bis 30 Hunde pro<br />

Woche. Ohne Ihre Unterstützung,<br />

wie durch Spenden<br />

und/o<strong>der</strong> die Aufnahme<br />

eines Hundes, können<br />

wir diese Mammutaufgabe<br />

kaum bewältigen!<br />

A USLANDSTIERSCHUTZ<br />

Ausgezerrter Junghund<br />

Retten<strong>der</strong> Abtransport<br />

Hunden hat es in den letzten<br />

Wochen 310 Hunde aus <strong>der</strong><br />

Tötungsstation aufgenommen.<br />

Viele sind sehr abgemagert,<br />

krank und benötigen tierärztliche<br />

Versorgung und gutes<br />

Futter. Außerdem müssen sie<br />

geimpft und kastriert werden.<br />

Sofortversorgung im Tierheim<br />

Brasov durch Dr. Uwe Wagner<br />

und Kerstin Nowitzke (bmt)<br />

Spendenkonto<br />

Ausland, Stichwort “Hunde Brasov”<br />

Frankfurter Sparkasse<br />

Konto 847 275, BLZ 500 502 01<br />

Mehr Infos: www.bmt-auslandstierschutz.de<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

33


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

34<br />

HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />

VORSTAND<br />

1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />

Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -23, Fax (07121) 820 17 -18<br />

<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />

Bernd Stephan, Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />

61348 Bad Homburg<br />

Tel. (06172) 138 80 26, Fax (06172) 23 691<br />

<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />

Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />

Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />

LANDESVERBÄNDE<br />

B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />

MIT 10 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />

LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />

Leiterin (TH): Petra Zipp<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />

Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />

LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />

Leiterin: Ewa Gara<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />

LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />

Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />

LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />

Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />

„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />

Leiter (TH): Frank Weber<br />

Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />

Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />

LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />

(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />

Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />

Leiter (TH): Christian Werner<br />

“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />

2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />

Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />

Leiter (TH): Karsten Plücker<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />

Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />

Rumänien und Ungarn<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />

LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />

(www.tierheim-arche-noah.de)<br />

Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />

Leiter (TH): Stefan Kirchhof,<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />

2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />

Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />

Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />

Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenverwaltung durch das<br />

Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel<br />

3. Geschäftsstelle Norden<br />

Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />

Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />

Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />

LV NRW<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />

(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />

Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />

Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />

2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />

Leiterin: Dagmar Weist<br />

Drosselweg 15, 47661 Issum<br />

Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />

Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />

WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />

Mike Ruckelshaus<br />

(mike.ruckelshaus@web.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />

Torsten Schmidt<br />

(torsten.schmidt@bmt-tierschutz.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, An <strong>der</strong> Kirsebek 3,<br />

24376 Kappeln, Tel. (04642) 922 407, Fax (04642) 922 714<br />

Claudia Lotz (Redakteurin)<br />

(lotzcl@nexgo.de)<br />

Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />

Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />

Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />

(huglichterfeld@gmx.de)<br />

Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />

Tel. (02045) 23 54<br />

www.bmt-tierschutz.de


Hunde bei 53 Grad<br />

im Auto eingesperrt<br />

Für die Polizei ging es<br />

nicht um "Leben und<br />

Tod"<br />

Für Werner Wolf aus Waiblingen<br />

ein klarer Notfall:<br />

Seit ca. 1,5 Stunden sind<br />

Hunde in einem sonnenerhitzten<br />

Auto eingesperrt,<br />

die Fenster einen kleinen<br />

Spalt geöffnet. Sein erster<br />

Notruf erfolgt bei <strong>der</strong> Polizei<br />

<strong>gegen</strong> 14.00 Uhr am<br />

25. April 2009, den zweiten Anruf tätigt er bereits zehn Minuten<br />

später, weil er Lebensgefahr für die vermutlich dehydrierten<br />

Hunde vermutet. Und zu Recht: 53 Grad Spitzentemperatur<br />

misst <strong>der</strong> herbeigerufene Tierarzt im Innenraum<br />

des Wagens.<br />

Werner Wolf erbittet ein<br />

"beschleunigtes Anfahren",<br />

doch für die Polizei geht es,<br />

laut eigener Aussage, trotz<br />

<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Umstände<br />

nicht um "Leben o<strong>der</strong> Tod"<br />

und trifft schließlich 45 Minuten<br />

nach dem ersten<br />

Notrufein. Das Zerschlagen<br />

<strong>der</strong> Scheibe, als Maßnahme<br />

gedacht, den <strong>Tiere</strong>n<br />

schnell zu helfen,<br />

untersagt die Polizei am Telefon mit Hinweis auf Sachbeschädigung.<br />

Die tatsächlich stark dehydrierten Hunde überlebten nach<br />

Einschätzung des Tierarztes diese Strapazen nur, weil sie<br />

jung und in guter Allgemeinverfassung waren. Der bmt hat<br />

vom Polizeipräsidenten <strong>der</strong> Stadt Ulm eine Erklärung zu diesem<br />

Vorfall erbeten.<br />

Die spätere Beschwerde von Werner Wolf an den Polizeipräsidenten<br />

<strong>der</strong> Stadt Ulm wird zurückgewiesen. Zitat: "Von<br />

den Beamten wurde festgestellt, dass an dem Fahrzeug ein<br />

Fenster leicht geöffnet war, die eingesperrten Hunde Wasser<br />

hatten und offensichtlich wohl auf waren (…)."<br />

KATALOG UND INFOS<br />

Katalogbestellung und Infos zu<br />

Ferienhäusern, Buchungen<br />

und vielem mehr:<br />

Agentur lodgiNG<br />

Natalie Leneweit,<br />

Fasanenweg 6, 24616 Brokstedt<br />

Tel: 04324/8827-80, Fax: 81<br />

und unter: www.urlaubshund.de, info@urlaubshund.de<br />

Z U GUTER L ETZT<br />

URLAUB MACHEN UND<br />

TIEREN HELFEN!<br />

Reiseagentur lodgiNG<br />

unterstützt Franziskus-Tierheim<br />

Könnte es sein, dass Ihr Hund urlaubsreif ist? Sich den Ostseewind<br />

um die Nase wehen lassen möchte o<strong>der</strong> doch die<br />

Almwan<strong>der</strong>ungen durch Österreichs Bergwelt vorzieht?<br />

Für alle (menschlichen und tierischen) Bedürfnisse hat<br />

Natalie Leneweit einen Katalog mit Ferienhäusern zusammengestellt,<br />

die sie mit ihrem Bearded-Collie u.a. auf<br />

Hundetauglichkeit testet. Higgins nimmt seine Aufgabe<br />

dabei sehr ernst, schließlich sollen sich seine Artgenossen<br />

in den Ferien genauso wohl fühlen wie <strong>der</strong>en Besitzer.<br />

Für Zwei- und Vierbeiner das Optimum schaffen, das ist<br />

das Motto <strong>der</strong> Inhaberin von lodgiNG. Die kleine Reiseagentur<br />

in Brokstedt (bei Hamburg) kümmert sich mit viel<br />

persönlichem Engagement darum, dass die "schönsten<br />

Wochen" des Jahres auch wirklich zu den schönsten für<br />

Hund und Frauchen/Herrchen werden - in ihrem neuen<br />

Katalog haben Urlauber denn auch die Qual <strong>der</strong> Wahl:<br />

Reetdachhäuser auf Rügen, rustikale Blockhütten in Österreich,<br />

Bauernhäuser in Nie<strong>der</strong>sachsen und zauberhafte<br />

Ferienhäuser an den weitläufigen, oft einsamen Stränden<br />

Dänemarks.<br />

Agentur-Mitarbeiter Higgins steuert die Infos zum Wohlbefinden<br />

für seine Kumpels bei: Gibt es Hundestrände,<br />

Auslaufgebiete, Möglichkeiten zum Schwimmen und zum<br />

Stelldichein mit an<strong>der</strong>en Hunden? O<strong>der</strong> für die nicht ganz<br />

so kontaktfreudigen Vierbeiner auch weniger frequentierte<br />

Strandabschnitte, Wan<strong>der</strong>wege durch Feldmark und<br />

Wäl<strong>der</strong>?<br />

Natalie Leneweit ist nicht nur die Inhaberin dieser ganz beson<strong>der</strong>en<br />

Reiseagentur - sie ist auch überzeugte<br />

Tierfreundin. Schon 2008 hat sie mit einer Spendenaktion<br />

den bmt unterstützt und die Aktion in<br />

diesem Jahr wie<strong>der</strong>holt: Vom 1. Juni bis 31. Juli<br />

gingen 5 Euro von je<strong>der</strong> Buchung an den bmt. Dieses<br />

Mal zugunsten des Franziskus-Tierheims in<br />

Hamburg, das gerade den Bau mehrerer zusätzlicher<br />

Hundezwinger fertig gestellt hat und sich<br />

über die tolle Unterstützung von 450 Euro sehr<br />

freut. Herzlichen Dank!<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />

35


„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />

Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />

Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />

UNSERE KANINCHEN BRAUCHEN FREUNDE - UNSERE KANINCHEN BRAUCHEN SIE!<br />

Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />

ÜBERREICHT VON:<br />

Im Rahmen unserer Baumarkt-Kampagne<br />

möchten wir Ihnen noch einmal die vielen<br />

Kleintiere ans Herz legen, die in unseren<br />

Tierheimen auf ein neues und liebevolles Zuhause<br />

warten.<br />

Bitte schauen Sie in unseren Tierheimen<br />

(Adressen s. Seite 34) vorbei und lassen Sie<br />

sich von unseren Mitarbeitern über die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> kleinen Nager beraten.<br />

Die Übernahme eines <strong>Tiere</strong>s aus einem Tierheim<br />

ist zudem ein aktiver Beitrag zum Tierschutz.<br />

Herzlichen Dank!<br />

werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />

(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />

Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />

spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />

Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />

PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />

Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />

Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />

(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)<br />

Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.

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