Download PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
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Nr. Nr 3 Septmber 2009<br />
DAS RECHT DER TIERE<br />
BUNDESTAGS-<br />
WAHL 2009<br />
WELCHEN STELLENWERT<br />
HAT DER TIERSCHUTZ<br />
FÜR DIE PARTEIEN?<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />
FORTSCHRITTE IM TIER-<br />
HEIM KISKUNHALAS<br />
ERFOLGREICH<br />
bmt-BAUMARKT-<br />
KAMPAGNE GEGEN<br />
KLEINTIERVERKAUF<br />
BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
2<br />
I NHALT<br />
INHALT<br />
EDITORIAL 3<br />
BUNDESTAGSWAHL 2009 4<br />
Was die Parteien zum Tierschutz sagen<br />
Für Ihre Entscheidung: Die Wahlprüfsteine des bmt<br />
AKTUELL 8<br />
Pa<strong>der</strong>born: Kastrationspflicht für Katzen eingeführt<br />
RECHTSSPRECHUNG 9<br />
Auch Haustiere können gepfändet werden<br />
TIERSCHUTZPOLITIK I 10<br />
Was Sie über die neue Kosmetikrichtlinie wissen sollten<br />
ESSAY 14<br />
Von Ingolf Bossenz (ND)<br />
“Das Dilemma <strong>der</strong> menschlichen Seite “<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ 16<br />
Karsten Plücker über Fortschritte im Tierheim Kiskunhalas<br />
Vermittlung von Auslandshunden und Reisekrankheiten<br />
TIERE IN NOT 20-25<br />
Hier finden Sie einen Freund fürs Leben<br />
TIERSCHUTZPOLITIK II 26<br />
Warum sterben Deutschlands Singvögel?<br />
bmt protestiert <strong>gegen</strong> Exporterstattungen nach Libyen<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
Gst Issum Eine Familie findet ihren Traumhund 27<br />
TH Wau-Mau-Insel Immer mehr Kaninchen abgegeben 28<br />
TSZ Pfullingen Cindys wahre Tierheimgeschichten 30<br />
TH Köln-Dellbrück Übler Fall von Tierquälerei 32<br />
LETZTE MELDUNG: BRASOV/RUMÄNIEN 33<br />
Bürgermeister will mit Tierschützern zusammenarbeiten<br />
ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />
VERMISCHTES 35<br />
Hund bei Hitze im Auto gelassen<br />
Agentur “lodgiNG” spendet für Franziskus-Tierheim Hamburg<br />
Beitrittserklärung 36<br />
Impressum<br />
DAS RECHT DER TIERE Nr. 3/2009<br />
Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />
Redaktion:<br />
Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Torsten Schmidt<br />
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />
Artgerchte Offenstallhaltung<br />
Seite 4<br />
<strong>Bund</strong>estagswahl 2009<br />
Was die Parteien zum Tierschutz<br />
sagen<br />
Seite 8<br />
Freigängerkatzen<br />
Pa<strong>der</strong>born macht Kastration zur<br />
Pflicht!<br />
Seite 16<br />
Tierheim Kiskunhalas<br />
Ehrenamtliche bauen die neue<br />
Quarantäne<br />
Seite 28<br />
Baumarkt-Kampagne<br />
Aktionstag in Berlin<br />
Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />
Titelbild: Zwergkaninchen“Lasco”, bmt-Tierheim “Wau-Mau-Insel”<br />
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Auflage: 45.000 Exemplare
AUF EIN WORT…<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />
E DITORIAL<br />
Am 27. September ist <strong>Bund</strong>estagswahl. Sie halten daher in kurzer Folge auf<br />
das letzte RdT die neue Ausgabe in Ihren Händen, in <strong>der</strong> wir uns im<br />
Schwerpunktthema mit den Positionen <strong>der</strong> fünf großen Volksparteien zu<br />
wichtigen Tierschutzthemen befassen. Wie stehen die Parteien zur bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />
tierschutzrechtliche Verbandsklage, zum Patent auf Lebewesen, zum Verbot <strong>der</strong><br />
Haltung von Wildtieren in Zirkussen o<strong>der</strong> zur Kennzeichnung für tierische Produkte nach den<br />
Haltungskriterien, wollten wir wissen. Uns interessierte die Position <strong>der</strong> Parteien zum Einsatz von Primaten,<br />
Hunden, Katzen und Wildfängen zu Tierversuchen wie auch <strong>der</strong>en Einschätzung zur Novellierung des<br />
Tierschutzgesetzes. Die Zusammenfassung <strong>der</strong> Antworten finden Sie auf den nächsten Seiten, die<br />
vollständigen Aussagen auf unserer Homepage unter www.bmt-tierschutz.de. Entscheiden Sie selbst,<br />
selbst, ob und welche Wahlaussagen Sie überzeugen können.<br />
Im RdT 2/09 hatten wir Ihnen unsere Plakat-Kampagne <strong>gegen</strong> den Verkauf von <strong>Tiere</strong>n in Baumärkten<br />
vorgestellt. Im letzten Monat wurden Hun<strong>der</strong>te dieser Plakate in Hamburg, Köln, Frankfurt, München und<br />
Berlin aufgehängt. Begleitet wurde die Kampagne mit Aktionen <strong>der</strong> bmt-Geschäftsstellen. Die Resonanz<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit war sehr erfreulich. Viele Baumarktbesucher zeigten sich mit unserer For<strong>der</strong>ung<br />
solidarisch und waren begeistert von den Plakatmotiven und <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> "Einkaufstüte".<br />
Schwieriger erwies sich die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Baumarktleitern. Hier mangelte es oft an <strong>der</strong><br />
Einsicht, dass <strong>Tiere</strong> nicht in das Sortiment zwischen Baumaterialien und Haushaltswaren passen.<br />
Wir werden diese zeitlich unbegrenzte Kampagne weiter fortsetzen, um die Öffentlichkeit für das Thema<br />
zu sensibilisieren.<br />
Weitaus mutiger als die Baumarktbetreiber zeigte sich die Stadt Pa<strong>der</strong>born: Mit <strong>der</strong> Kastrationspflicht für<br />
Freigänger setzt die Stadt ein deutliches Zeichen <strong>gegen</strong> die Verelendung von Katzen und für den<br />
Tierschutz. An solchen positiven Entwicklungen richten wir uns auf und aus! Mit Druck und Beharrlichkeit<br />
kommt man oftmals doch zum Ziel, das zunächst in weiter Ferne zu sein scheint.<br />
So steht auch in Brasov (Rumänien) scheinbar das Ende <strong>der</strong> Tötung <strong>der</strong> Hunde in <strong>der</strong> City Hall unmittelbar<br />
bevor. Eine Entwicklung, an <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> konsequente Auslandstierschutz unter Petra Zipp seinen Anteil hat.<br />
Meine herzliche Bitte an Sie: Unterstützen Sie uns auf diesem Weg, denn nur aus vielen einzelnen Tropfen<br />
wird ein kraftvoller Strom, <strong>der</strong> Hin<strong>der</strong>nisse beseitigen kann.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei <strong>der</strong> Lektüre des aktuellen Tierschutz-Magazins.<br />
Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />
Ihr<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
3
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
4<br />
UNSERE FRAGEN:<br />
Werden Sie sich dafür einsetzen,<br />
dass <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esratsbeschluss (BR<br />
Drs.595/03) hinsichtlich eines<br />
grundsätzlichen Nachstellverbots<br />
für Affen, Großbären und Elefanten<br />
für mobile Zirkusunternehmen<br />
umgesetzt wird?<br />
Unterstützen Sie die For<strong>der</strong>ung<br />
des bmt und vieler an<strong>der</strong>er Tierschutzverbände<br />
nach Überarbeitung<br />
des 13 Jahre alten Gutachtens<br />
über Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Haltung von Säugetieren?<br />
Mit einer Kennzeichnungspflicht<br />
für tierische Produkte könnten<br />
Verbraucher Kaufhinweise über<br />
Produktionsmethoden (z.B. tiergerechte<br />
Haltungsbedingungen,<br />
artgerechtes Futter) erhalten. Wie<br />
bewerten Sie diese Maßnahme?<br />
Stichwort Überarbeitung <strong>der</strong> EU-<br />
Tierversuchsrichtlinie:<br />
Halten Sie ein generelles Verbot<br />
des Einsatzes von Primaten, Hunden<br />
und Katzen sowie <strong>der</strong> Verwendung<br />
von Wildfängen in Tierversuchen<br />
für notwendig und möglich?<br />
Sollte sich dieses (das Zirkusregister)<br />
als nicht ausreichend zur Sicherung<br />
des Tierschutzes in Zirkusunternehmen<br />
herausstellen, so<br />
werden wir dann das Zurschaustellungsverbot<br />
erneut (...) prüfen.<br />
… Insofern befürworten wir eine<br />
Überarbeitung des Säugetiergutachtens.<br />
Die CDU setzt sich für eine klare<br />
Kennzeichnung von Lebensmitteln<br />
und Produkten ein. …Dabei setzen<br />
wir vorrangig auf freiwillige Siegel.<br />
Dazu gehört auch eine positive<br />
Tierschutzkennzeichnung zur sachgerechtenVerbraucherinformation.<br />
Tierversuche mit höheren Wirbeltieren,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Primaten,<br />
müssen beson<strong>der</strong>s sorgfältig abgewogen<br />
werden. Ein vollständiges,<br />
vorab festgelegtes Verbot halten<br />
wir jedoch nicht für sinnvoll,<br />
viel mehr eine sehr strenge Prüfung<br />
im Einzelfall.<br />
BUNDES<br />
UND WIE STEH<br />
Am 27. September wird <strong>der</strong> neue<br />
<strong>Bund</strong>estag gewählt. Neben Fragen<br />
zur sozialen Sicherheit, zum<br />
Arbeitsmarkt, zur Gesundheitsund<br />
Rentenpolitik interessieren<br />
uns Tierschützer beson<strong>der</strong>s auch<br />
die Positionen zum Tierschutz.<br />
Die SPD wird sich … für die Erarbeitung<br />
einer Positivliste für domestizierte<br />
Tierarten einsetzen, die in<br />
Zirkusunternehmen gehalten werden<br />
dürfen.<br />
Das Säugetiergutachten bedarf<br />
dringend einer Anpassung an die<br />
neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.<br />
Die SPD strebt die Einführung eines<br />
Tierschutzlabels für Produkte an,<br />
die nach speziellen Tierschutzkriterien<br />
produziert wurden … .<br />
Die Einführung des Tierschutz-TÜVs<br />
wird hierzu den erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Grundstein legen.<br />
Wir treten nachdrücklich für ein<br />
vollständiges Verbot <strong>der</strong> Versuche<br />
an Menschenaffen ein und werden<br />
dafür sowohl im Rat als auch im<br />
neuen Europäischen Parlament um<br />
eine breite Unterstützung werben.
TAGSWAHL 2009<br />
EN DIE PARTEIEN ZUM TIERSCHUTZ?<br />
Der bmt hat aus diesem Anlass den fünf Parteien Fragen zu aktuellen Tierschutzthemen vorgelegt.<br />
Nachfolgend finden Sie die von uns für das Magazin zusammengefassten Kernaussagen.<br />
Aus den Aussagen geht hervor, wie die einzelnen Parteien bestimmte Tierschutzthemen einschätzen,<br />
wo sie dringenden Handlungsbedarf sehen und wann den Status Quo für akzeptabel<br />
halten. Wir hoffen, dass Ihnen die Antworten <strong>der</strong> fünf Parteien bei Ihrer Wahlentscheidung hilfreich<br />
sein werden. Die ungekürzten Antworten haben wir für Sie auf unserer homepage<br />
www.bmt-tierschutz.de eingestellt.<br />
Gegen die Haltung von wildlebenden<br />
<strong>Tiere</strong>n in Zirkussen spricht sich<br />
die FDP seit langem aus.<br />
Keine Antwort<br />
Dieser auf Freiwilligkeit basierende<br />
Ansatz (Werbung für Produkte) bietet<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft die Möglichkeit, entsprechende<br />
Marktlücken zu erschließen.<br />
Die Verbraucher können durch<br />
den Kauf bestimmter Produkte die<br />
gewünschte Haltungsform in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft gezielt unterstützen.<br />
Die FDP hat …ein beson<strong>der</strong>es Interesse<br />
daran, dass in den laufenden<br />
Verhandlungen ein ausgewogener<br />
Kompromiss gefunden wird, um hohe<br />
Schutzstandards bei Tierversuchen<br />
bei gleichzeitiger Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Belange von Industrie und<br />
Forschung EU-weit zu etablieren.<br />
Ein Haltungsverbot bestimmter<br />
nicht domestizierter Arten ist aus<br />
grüner Sicht dringend erfor<strong>der</strong>lich,<br />
da eine tiergerechte Haltung unter<br />
den Bedingungen eines mobilen-<br />
Unternehmens grundsätzlich als<br />
problematisch anzusehen ist.<br />
Die For<strong>der</strong>ung nach Überarbeitung<br />
des Säugetiergutachtens<br />
unterstützen wir Grüne voll und<br />
ganz.<br />
Sie (= artgerechte Tierhaltung) bedeutet<br />
nicht nur mehr Tierschutz, son<strong>der</strong>n auch<br />
mehr Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen.<br />
Im Rahmen eines Nachhaltigkeitssiegels<br />
wollen wir eine Tierschutzkennzeichnung<br />
für alle Lebensmittel, um<br />
den VerbraucherInnen die Möglichkeit<br />
zu geben, sich bewusst für Produkte aus<br />
tiergerechter Haltung zu entscheiden.<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verfolgen<br />
das Ziel, Tierversuche mittel- bis langfristig<br />
abzuschaffen und durch tierversuchfreie<br />
Methoden zu ersetzen. Wir<br />
unterstützen ein vollständiges Verbot <strong>der</strong><br />
Versuche an Primaten. Wir setzen uns<br />
außerdem ein für den Stopp des Einfangens<br />
von wildlebenden <strong>Tiere</strong>n für Tierversuche.<br />
Versuche, die an <strong>Tiere</strong>n, die<br />
aus <strong>der</strong> Natur entnommen worden sind,<br />
halten wir für ethisch nicht vertretbar.<br />
W AHLPRÜFSTEINE<br />
DIE LINKE sieht die Haltung von<br />
Wildtieren in Zirkussen grundsätzlich<br />
kritisch, weil tierschutzgerechte<br />
Haltungsbedingungen nicht gesichert<br />
sind.<br />
Bereits seit längerer Zeit for<strong>der</strong>n<br />
wir die komplette Überarbeitung<br />
des überalterten Säugetiergutachtens.<br />
Die Kennzeichnungspflicht für tierische<br />
Produkte ist ein wichtiges<br />
Mittel, um den Verbraucherinnen<br />
und Verbrauchern die Wahl zwischen<br />
Produkten die tiergerecht<br />
und eben nicht tiergerecht produziert<br />
wurden zu ermöglichen.<br />
Generell setzt sich DIE LINKE für eine Paradigmenwechsel<br />
bei Tierversuchen ein.<br />
Tierversuche sollen demnach grundsätzlich<br />
verboten und nur in Ausnahmefällen<br />
gestattet werden. Ein erster Schritt<br />
bei <strong>der</strong> Überarbeitung <strong>der</strong> EU-RL ist das<br />
Verbot, Affen, Hunde und Katzen für den<br />
Einsatz in Versuchen einzusetzen. Die<br />
an<strong>der</strong>en Tierarten müssen folgen. Die<br />
Verwendung von Wildfängen für Tierversuche<br />
ist grundsätzlich zu verbieten.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
5
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
6<br />
W AHLPRÜFSTEINE<br />
Zurzeit erarbeitet die EU-Kommission<br />
eine Tierschutzschlachtverordnung.<br />
Hierdurch kann sich in<br />
Deutschland <strong>der</strong> Schutz von<br />
Schlachttieren verschlechtern. Wäre<br />
es Ihres Erachtens geboten, dass<br />
Deutschland EU-weit mit gutem<br />
Beispiel vorangeht und bestehende<br />
Rechtsvorschriften zum Schutz <strong>der</strong><br />
<strong>Tiere</strong> zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Tötung<br />
weiterentwickelt, auch wenn dies<br />
im Einzelfall über eine 1:1-Umsetzung<br />
hinausgehen würde?<br />
Für die meisten in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
gehaltenen Tierarten existieren<br />
keine verbindlichen Haltungsvorschriften.<br />
Bei einigen Haltungsformen<br />
ist bekannt, dass sie mit erheblichen<br />
Leiden und Schmerzen<br />
für die <strong>Tiere</strong> verbunden sind, bspw.<br />
in <strong>der</strong> intensiven Putenhaltung und<br />
-zucht. Werden Sie sich dieser Problematik<br />
annehmen?<br />
Wie stehen Sie zur Frage, ob <strong>Tiere</strong>,<br />
die mit Hilfe patentierter Genanalyse<br />
gezüchtet wurden, unter<br />
Patentschutz fallen?<br />
Unterstützen Sie in <strong>der</strong> kommenden<br />
Legislaturperiode eine Novellierung<br />
des Tierschutzgesetzes?<br />
Insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die<br />
Einführung einer Elektrokurzzeitbetäubung<br />
beim religiös begründeten<br />
betäubungslosen Schlachten<br />
o<strong>der</strong> das Verbot <strong>der</strong> betäubungslosen<br />
Kastration von Ferkeln?<br />
Um den Vollzug bestehen<strong>der</strong> Gesetze<br />
zu verbessern, for<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />
bmt die Einführung <strong>der</strong> tierschutzrechtlichen<br />
Verbandsklage<br />
ein. Wie stehen Sie dazu?<br />
Wir haben uns erfolgreich dafür<br />
eingesetzt, dass wir die hohen<br />
deutschen Anfor<strong>der</strong>ungen weiterhin<br />
anwenden dürfen.<br />
Von den noch nicht speziell geregelten<br />
Bereichen sehen wir Vorschriften<br />
für Mastkaninchen als dringlich an.<br />
Hier werden wir Tierschutzanfor<strong>der</strong>ungen<br />
formulieren. Zur tiergerechten<br />
Mastputenhaltung gibt es bereits<br />
bundeseinheitliche Eckwerte. ..<br />
Wir wenden uns <strong>gegen</strong> Patente auf<br />
<strong>Tiere</strong> und Pflanzen. Die Zucht von<br />
landwirtschaftlichen Nutztieren<br />
durch Kreuzung und Selektion<br />
muss patentfrei bleiben.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass sehr restriktiv<br />
mit solchen Ausnahmeregelungen<br />
(gemeint ist die Ausnahme von <strong>der</strong><br />
Betäubungspflicht) umgegangen wird<br />
und tierschutzsichernde Auflagen erteilt<br />
werden. Gesetzliche Regelungen stoßen<br />
… auf erhebliche verfassungsrechtliche<br />
Bedenken. Wir wollen keine Kastration<br />
von Ferkeln mehr ohne Schmerzbehandlung….<br />
Unser Ziel bleibt zudem<br />
<strong>der</strong> völlige Verzicht auf die Kastration.<br />
Ein Verbandsklagerechts für Tierschutzorganisationen<br />
halten wir<br />
nicht für notwendig o<strong>der</strong> zielführend.<br />
<strong>Bund</strong>estagswa<br />
WIE STEHEN DI<br />
ZUM TIERS<br />
Deutschland hat sich am Ende in<br />
den Verhandlungen durchgesetzt,<br />
so dass die hohen nationalen<br />
Standards beibehalten werden<br />
können. Wichtig ist jetzt, dass die<br />
an<strong>der</strong>en EU-Mitgliedsstaaten ihre<br />
Standards anheben müssen.<br />
Eine Überarbeitung <strong>der</strong> Haltungsvorschriften<br />
für Puten sollte in <strong>der</strong><br />
nächsten Legislaturperiode zusammen<br />
mit Vertretern <strong>der</strong> Kontrollbehörden,<br />
aber auch des Tierschutzes<br />
angegangen werden.<br />
Das lehnen wir ab. Wir brauchen<br />
ein klares Verbot von Patenten auf<br />
<strong>Tiere</strong> und Pflanzen und auf konventionelle<br />
Züchtungsverfahren.<br />
Die SPD unterstützt grundsätzlich ein<br />
Verbot <strong>der</strong> betäubungslosen Kastration<br />
von Ferkeln. … Ein Verbot läuft jedoch<br />
dann ins Leere, wenn die Handlungsoptionen<br />
für die landwirtschaftlichen Betriebe<br />
nicht praxistauglich o<strong>der</strong> nicht<br />
wirtschaftlich tragfähig sind… Erhebliche<br />
verfassungsrechtliche Bedenken lassen<br />
die Än<strong>der</strong>ung des Tierschutzgesetzes<br />
mit dem Ziel das betäubungslose<br />
Schlachten zu verbieten, <strong>gegen</strong>wärtig<br />
nicht zu.<br />
Das Verbandsklagerecht hat sich im<br />
Bereich des Umweltschutzes bewährt.<br />
Daher steht die SPD einer<br />
analogen Regelung im Bereich des<br />
Tierschutzes positiv <strong>gegen</strong>über.
hl 2009<br />
E PARTEIEN<br />
CHUTZ?<br />
Die FDP hat …ein beson<strong>der</strong>es Interesse<br />
daran, dass in den laufenden Verhandlungen<br />
ein ausgewogener Kompromiss<br />
gefunden wird, um hohe Schutzstandards<br />
bei Tierversuchen bei gleichzeitiger<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> Belange von<br />
Industrie und Forschung EU-weit zu etablieren.<br />
Deshalb tritt die FDP grundsätzlich<br />
für eine EU-einheitliche Umsetzung<br />
von Verordnungen und Richtlinien ein.<br />
Nationale Alleingänge bergen die Gefahr<br />
von Wettbewerbsverzerrungen. Zudem<br />
kann auch <strong>der</strong> gewünschte höhere<br />
Tierschutz durch entsprechende Verlagerungen<br />
in benachbarten EU-Mitgliedstaaten<br />
mit niedrigerem Tierschutzniveau<br />
unterlaufen werden.<br />
Nach Auffassung <strong>der</strong> FDP muss die<br />
kommerzielle Käfighaltung von Kaninchen<br />
in absehbarer Zeit beendet werden.<br />
… Dazu müssen ausreichende wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse zur<br />
Verfügung stehen, um eine artgerechte<br />
Haltung von Kaninchen zu sichern.<br />
Die FDP wendet sich <strong>gegen</strong> die Patentierung<br />
von <strong>Tiere</strong>n, die für die<br />
landwirtschaftliche Tierhaltung von<br />
Bedeutung sind.<br />
Verbesserungen in den Bereichen Kastration<br />
und Amputation sollten, wie<br />
auch in an<strong>der</strong>en Bereichen, EU-weit angestrebt<br />
werden, um ein Optimum an<br />
Tierschutz zu gewährleisten und Wettbewerbsverzerrungen<br />
zu Lasten <strong>der</strong> heimischen<br />
Wirtschaft zu vermeiden. .. .<br />
Ziel ist es, gänzlich auf die Kastration zu<br />
verzichten, sobald ein praxistaugliches<br />
Verfahren zur Verfügung steht.<br />
Die FDP hat sich bislang keine abschließende<br />
Meinung zu dieser Frage<br />
gebildet.<br />
Wir Grüne setzen uns schon seit langem<br />
für strengere Schutzvorschriften bei <strong>der</strong><br />
Schlachtung ein. Falls sich dies nicht im<br />
Rahmen einer europäischen Regelung<br />
verwirklichen lässt, sprechen wir Grünen<br />
uns nachdrücklich dafür aus, dass<br />
Deutschland eine Vorreiterrolle im Tierschutz<br />
einnimmt und diese Regelungen<br />
national umsetzt.<br />
Die so genannte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />
(TSchNutztV) muss erweitert<br />
werden und verbindliche Haltungsvorschriften<br />
für alle Tierarten<br />
festlegen, die landwirtschaftlich genutzt<br />
werden. … Jegliche Käfighaltung von<br />
Legehennen muss ausnahmslos verboten<br />
werden. Außerdem werden wir uns<br />
dafür einsetzen, dass die Zucht von Puten<br />
und an<strong>der</strong>en Masttieren, bei <strong>der</strong> bekannt<br />
ist, dass sie zu Leiden und<br />
Schmerzen <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> führt, entsprechend<br />
dem Qualzuchtparagrafen des Tierschutzgesetzes<br />
geprüft und ggf. verboten<br />
wird.<br />
Patente auf <strong>Tiere</strong> und Pflanzen lehnen<br />
wir grundsätzlich ab.<br />
Das Schlachten von <strong>Tiere</strong>n ohne Betäubung<br />
ist aus Tierschutzsicht absolut untragbar<br />
und wird von uns abgelehnt.<br />
Darüber hinaus sind wir <strong>der</strong> Ansicht,<br />
dass die Elektrokurzzeitbetäubung eine<br />
gangbare Lösung ist, die den beiden<br />
Staatszielen Tierschutz und Religionsfreiheit<br />
gleichermaßen Geltung verschaffen<br />
kann.<br />
Zur Verwirklichung eines effektiven Tierschutzes<br />
im Sinne des Verfassungsgutes<br />
Tierschutz und einer Stärkung <strong>der</strong> Rechte<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> ist … ein Klagerecht für Tierschutzorganisationen<br />
auf <strong>Bund</strong>esebene<br />
unentbehrlich.<br />
W AHLPRÜFSTEINE<br />
DIE LINKE for<strong>der</strong>t umfassende Verbesserungen<br />
des Tierschutzes auf Schlachthöfen.<br />
In <strong>der</strong> jetzigen Form stellt <strong>der</strong> Entwurf<br />
für eine neue EU weite<br />
Schlachtverordnung einen Rückschritt<br />
<strong>gegen</strong>über geltendem nationalem Recht<br />
dar. Deshalb ist er in dieser Form abzulehnen.<br />
Zu den <strong>Tiere</strong>n, bei denen beson<strong>der</strong>s<br />
häufig Defizite festgestellt werden,<br />
gehören die Zucht- und Mastkaninchen<br />
und die Puten. Deshalb for<strong>der</strong>t DIE LIN-<br />
KE eine entsprechende Än<strong>der</strong>ung des<br />
Tierschutzgesetzes und Haltungsvorschriften<br />
für alle landwirtschaftlichen<br />
<strong>Tiere</strong>. Darüber hinaus for<strong>der</strong>t DIE LINKE<br />
auch die Überarbeitung <strong>der</strong> bestehenden<br />
Haltungsvorschriften nach den Kriterien<br />
eines wirklichen Tierschutzes weg<br />
von <strong>der</strong> Nutztierhaltung in industriellen<br />
Strukturen.<br />
DIE LINKE lehnt Biopatente jeglicher<br />
Art und damit auch die darauf<br />
basierenden Züchtungen ab.<br />
Bei rituellen Schlachtmethoden strebt<br />
DIE LINKE eine einvernehmliche Regelung<br />
mit den Vertretern <strong>der</strong> Kirchen und<br />
Religionsgemeinschaften auf <strong>der</strong><br />
Grundlage <strong>der</strong> Elektrokurzzeitbekämpfung<br />
an. Bezüglich <strong>der</strong> betäubungslosen<br />
Kastration von Ferkeln will DIE LINKE<br />
ein Verbot <strong>der</strong> chirurgischen Kastration.<br />
Sie hält die Kastration mit Betäubung<br />
und nachträglicher Wundbehandlung<br />
für ebenso fragwürdig, wie die Kastration<br />
<strong>der</strong> Ferkel ohne Betäubung.<br />
Auch DIE LINKE setzte sich seit Jahren<br />
für die Einführung <strong>der</strong> tierschutzrechtlichen<br />
Verbandsklage<br />
ein. Sie lehnt die Feststellungsklage<br />
als Alternative ab.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
7
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
8<br />
A KTUELL<br />
KASTRATION VON FREIGÄNGERKATZEN<br />
DIE ... UNTERLAUFEN STADT PADERBORN DEN TIERSCHUTZ<br />
GEHT EINEN KONSEQUENTEN WEG<br />
Zur Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> weiteren<br />
unkontrollierten Vermehrung<br />
von Katzen geht die Stadt Pa<strong>der</strong>born<br />
seit Februar 2009 einen<br />
mutigen und konsequenten<br />
Weg: Sie ordnet die Kastration<br />
von Katzen und Katern an, die<br />
älter als 5 Monate sind und die<br />
Möglichkeit zum Freigang haben.<br />
Gleichzeitig unterliegen<br />
diese <strong>Tiere</strong> <strong>der</strong> Kennzeichnungspflicht<br />
mittels Tätowierung o<strong>der</strong><br />
Mikrochip. Die Stadt zieht damit<br />
die Notbremse, um einer weiteren<br />
Verelendung <strong>der</strong> Katzen vorzubeugen.<br />
Von den meisten Katzenhaltern<br />
wird die neue<br />
Verordnung befürwortet.<br />
Im Kreis Pa<strong>der</strong>born leben schätzungsweise<br />
40.000 Katzen. Unkastriert sorgen<br />
sie für eine Nachwuchsschwemme,<br />
die kaum zu bewältigen ist. Immer<br />
häufiger wurden halb verhungerte Katzen<br />
im örtlichen Tierheim abgeben, bis<br />
die Aufnahmekapazitäten überschritten<br />
waren und keine <strong>Tiere</strong> mehr aufgenommen<br />
werden konnten.<br />
Auch die über 1.000 Kastrationen, die<br />
durch die Tierschutzvereine vor Ort<br />
jährlich vorgenommen wurden, konnten<br />
an <strong>der</strong> Situation grundlegend nichts<br />
än<strong>der</strong>n. Zu groß war <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unkastrierten<br />
Katzen, die sich im Rahmen<br />
des Freigangs paarten und so für weiteren<br />
Nachwuchs sorgten.<br />
An<strong>der</strong>s als viele Amtstierärzte ignorierte<br />
Dr. Ralf Lang, <strong>der</strong> für Tierschutz zu-<br />
ständige Veterinär des Kreises Pa<strong>der</strong>born,<br />
das Problem nicht und trug überzeugend<br />
vor, dass in diesem beson<strong>der</strong>en<br />
Fall ein Eingriff in das Privatrecht<br />
von Katzenhaltern gerechtfertigt sei.<br />
Dr. Ralf Lang: "Die Katze ist das einzige<br />
Haustier, von dem viele Halter glau-<br />
Wer in Pa<strong>der</strong>born frei lebende Katzen füttert, muss nach <strong>der</strong><br />
neuen städtischen Verordnung auch für <strong>der</strong>en Kastration sorgen.<br />
ben, sie müssten sich nicht um die<br />
Nachkommen sorgen. Es kann nicht<br />
angehen, dass zum einen immer mehr<br />
Katzenelend produziert wird, das wir<br />
tierschutzrechtlich nicht haben wollen,<br />
und dass zum an<strong>der</strong>en, wenn <strong>der</strong><br />
Nachwuchs aufgegriffen und ins Tierheim<br />
gebracht wird, <strong>der</strong> Steuerzahler<br />
dafür aufkommen soll."<br />
Einstimmig wurde die Kastrationspflicht<br />
für Freigängerkatzen per Verordnung<br />
am 22. September 2008 erlassen. Seit<br />
Februar 2009 gilt in Pa<strong>der</strong>born die Kastrations-<br />
und Kennzeichnungspflicht<br />
für alle Freigängerkatzen ab einem Alter<br />
von fünf Monaten.<br />
Auf Antrag ausgenommen sind nur<br />
Katzenzüchter, sofern eine Kontrolle<br />
und Versorgung <strong>der</strong> Nachzucht glaubhaft<br />
dargelegt wird. Da<strong>gegen</strong> müssen<br />
Tierfreunde, die wildlebende Katzen<br />
füttern, laut Verordnung für die Kastration<br />
Sorge tragen.<br />
Mit <strong>der</strong> Verordnung hat die Stadt Pa<strong>der</strong>born<br />
eine For<strong>der</strong>ung umgesetzt, die<br />
von Tierschutzseite seit Jahren immer<br />
wie<strong>der</strong> formuliert wurde. Nur mit <strong>der</strong><br />
flächendeckenden Kastration <strong>der</strong> Freigängerkatzen<br />
ist dem Katzenelend<br />
nachhaltig zu begegnen!<br />
Das Interesse an<strong>der</strong>er Kommunen an<br />
<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Verordnung ist<br />
groß. Selbst aus dem Ausland kamen<br />
Anfragen. Der bmt dankt <strong>der</strong> Stadt Pa<strong>der</strong>born<br />
für diesen mutigen Schritt und<br />
hofft, dass viele weitere Kommunen<br />
dem Vorbild <strong>der</strong> Stadt folgen werden.<br />
Text: Dr. Jörg Styrie
SIND HAUSTIERE DOCH PFÄNDBAR?<br />
§ 811c ZPO bestimmt, dass Haustiere, die im<br />
häuslichen Bereich und nicht zu Erwerbszwecken<br />
gehalten werden, nicht gepfändet werden dürfen.<br />
Allerdings lässt die Vorschrift Ausnahmen zu,<br />
wenn das Haustier von hohem Wert ist und die<br />
Unpfändbarkeit für den Gläubiger eine ungerechtfertigte<br />
Härte bedeuten würde.<br />
Das Landgericht Berlin hat mit Beschluss vom<br />
16.03.2007, 81 T 859/06 demgemäß entschieden,<br />
dass wertvolle Haustiere unter Umständen gepfändet<br />
werden können, wenn <strong>der</strong> Schuldner sich<br />
hartnäckig weigert, Zahlungen zu leisten.<br />
Im konkreten Fall handelte es sich bei<br />
den <strong>Tiere</strong>n um Koi-Karpfen und Papageien,<br />
die das einzige pfändbare Vermögen<br />
des Schuldners darstellten. Die<br />
von <strong>der</strong> Schuldnerin dargelegte emotionale<br />
Bindung an die Fische und Vögel<br />
hat dahinter zurückzustehen. Der<br />
RdT: Wann hat ein Tier einen<br />
"hohen Wert"?<br />
RA Frank Richter: Einen verbindlichen<br />
Richtwert gibt es hier nicht, allerdings<br />
werden in <strong>der</strong> Kommentarliteratur 250<br />
Euro als Untergrenze angesetzt.<br />
RdT: Können alle Haustiere gepfändet<br />
werden, selbst Hunde,<br />
denen man eine höhere Bindungsfähigkeit<br />
an den Menschen<br />
vergleichsweise<br />
hohe Wert ist auch gegeben, wenn die<br />
vom Gläubiger vorgetragenen Beträge<br />
nicht erreichbar sein sollten.<br />
Eine Rechtsschutzversicherung kann<br />
die nicht unerheblichen Prozessrisiken,<br />
unterstellt als z.B. Fischen (wie im<br />
Urteil geschehen)?<br />
RA Frank Richter: Die Regelung des<br />
Abs. 2 ist eine Ausnahmeregelung.<br />
Wenn ein hoher Wert gegeben ist, muss<br />
das Gericht die berechtigten Interessen<br />
des Schuldners berücksichtigen, also<br />
insbeson<strong>der</strong>e seine Bindung an das<br />
Tier.<br />
RdT: Können auch Mischlinge<br />
gepfändet werden, die (sicher)<br />
weniger materiellen als ideellen<br />
Wert für ihre Besitzer haben?<br />
RA Frank Richter: Grundsätzlich ja,<br />
wenn die o.g. Voraussetzungen erfüllt<br />
sind.<br />
RdT: Werden die Mischlinge durch<br />
ihre Ausbildung (z.B. Suchhund<br />
etc.) wertvoller im Sinne des Gesetzes<br />
und damit ebenfalls<br />
pfändbar?<br />
RA Frank Richter: Wertvoll im Sinne des<br />
R ECHTSSPRECHUNG<br />
WENN HUND&CO FÜR SCHULDEN DER BESITZER BEZAHLEN …<br />
die durch die Notwendigkeit von Gutachten<br />
ggf. verschärft werden, abfe<strong>der</strong>n<br />
(...).<br />
Rechtsanwalt Frank Richter (im Bild)<br />
anwalt@richterrecht.com<br />
www.richterrecht.com<br />
KURZINTERVIEW MIT RECHTSANWALT FRANK RICHTER<br />
Auch Mischlinge können grundsätzlich gepfändet werden<br />
Gesetzes sind sie, wenn sie wirtschaftlich<br />
wertvoll sind, also steigt <strong>der</strong> Wert<br />
mit je<strong>der</strong> Leistungsprüfung o<strong>der</strong> Ausbildung.<br />
Das Tier darf aber nicht zu Erwerbszwecken<br />
gehalten werden, sonst<br />
ist es schon kein Haustier. Blindenhunde<br />
bspw. sind zwar recht wertvoll, aber<br />
für ihren (blinden!) Halter auch beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig und daher nicht pfändbar.<br />
RdT: Was passiert mit den gepfändeten<br />
<strong>Tiere</strong>n? Wer verkauft<br />
sie wie und wo? Wer kümmert<br />
sich darum, ob die neue Unterbringung<br />
tiergerecht ist? Kann<br />
<strong>der</strong> ehemalige Besitzer sie u.U.<br />
"zurückkaufen"?<br />
RA Frank Richter: Die <strong>Tiere</strong> werden vom<br />
Gerichtsvollzieher mitgenommen, an<br />
geeigneter Stelle untergebracht und<br />
versteigert. Dort kann je<strong>der</strong> mitbieten,<br />
<strong>der</strong> die nötige Barschaft vorweisen<br />
kann.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
9
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
10<br />
I NTERVIEW<br />
RdT: Für ein Verbot von Tierversuchen<br />
für Kosmetika in Europa<br />
haben Tierschützer lange gekämpft...<br />
Dr. Ursula Sauer: Das ist richtig.<br />
Dieses Tierversuchsverbot wurde 2003<br />
nach jahrelangem Hin und Her verabschiedet.<br />
Es steht in <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kosmetikrichtlinie. Aber dieses Gesetz<br />
ist reichlich kompliziert, Zeichen für den<br />
damals mühsam ausgehandelten<br />
Kompromiss...<br />
Um das Tierversuchsverbot zu erläutern,<br />
will ich erst mal einige Begriffe erklären:<br />
Das Gesetz unterscheidet zwischen<br />
kosmetischen Produkten, also<br />
den fertigen Seifen, Cremes, Lippen-<br />
NACHGEFRAGT:<br />
“Wie ist das jetzt mit Seife,<br />
stiften etc., und den so genannten kosmetischen<br />
Inhaltsstoffen und Gemischen<br />
von Inhaltsstoffen, also den Bestandteilen<br />
fertiger Kosmetika.<br />
Weiterhin unterscheidet das Gesetz<br />
zwischen einem Testverbot, also dem<br />
Verbot, einen Tierversuch durchzuführen,<br />
und einem Vermarktungsverbot,<br />
also dem Verbot, ein kosmetisches Produkt<br />
zu verkaufen, wenn dafür ein Tierversuch<br />
durchgeführt wurde.<br />
RdT: Warum die gesetzliche<br />
Unterscheidung zwischen Testund<br />
Vermarktungsverbot?<br />
Dr. Ursula Sauer: Die EU kann nur<br />
innerhalb <strong>der</strong> EU die Durchführung eines<br />
Tierversuchs verbieten, also das<br />
Testverbot aussprechen, nicht aber in<br />
Län<strong>der</strong>n außerhalb <strong>der</strong> EU. Und damit<br />
eben bei uns keine Kosmetika mehr<br />
verkauft werden dürfen, die außerhalb<br />
<strong>der</strong> EU an Tierversuchen getestet wurden,<br />
gibt es zusätzlich zum Testverbot<br />
das Vermarktungsverbot.<br />
RdT: … klingt nach konsequentem<br />
Vorgehen. Wo liegt nun das Problem?<br />
Dr. Ursula Sauer: Kompliziert wird<br />
es durch Ausnahmeregelungen und<br />
zeitlich differierendes Inkrafttreten <strong>der</strong><br />
TIERVERSUCHSFREIE KOSMETIK<br />
Tierversuche für Kosmetika sind in <strong>der</strong> gesamten<br />
Europäischen Union verboten. Doch<br />
für Verbraucher hat sich damit nicht viel geän<strong>der</strong>t,<br />
denn es ist nach wie vor schwierig,<br />
tierversuchsfreie Kosmetik auf dem Markt<br />
zu bekommen. Wer Produkte kaufen möchte,<br />
die nicht im Tierversuch getestet wurden,<br />
muss weiterhin die Positivliste des Deutschen<br />
Tierschutzbundes zu Rate ziehen.<br />
Was das Gesetz so kompliziert<br />
macht, erklärt Dr. Ursula Sauer<br />
im Gespräch mit dem RdT.<br />
Die promovierte Tierärztin<br />
beschäftigt sich seit über 17 Jahren mit Alternativen zu Tierversuchen und arbeitet als<br />
selbständige Wissenschaftliche Beraterin in diesem Themenbereich.<br />
unterschiedlichen Verbote: So dürfen<br />
seit dem 11. September 2004 in <strong>der</strong><br />
Europäischen Union keine Tierversuche<br />
für fertige kosmetische Produkte<br />
mehr durchgeführt werden. Aber das<br />
Testverbot für kosmetische Inhaltsstoffe<br />
trat lei<strong>der</strong> erst dieses Jahr, nämlich am<br />
11. März 2009, in Kraft.<br />
Das Vermarktungsverbot hin<strong>gegen</strong> tritt<br />
sogar nur schrittweise in Kraft: Ebenfalls<br />
erst seit diesem Jahr, dem 11.<br />
März 2009, ist es verboten, in <strong>der</strong> EU<br />
Kosmetika zu verkaufen, wenn ihre Inhaltsstoffe<br />
o<strong>der</strong> ihre fertige Zusammensetzung<br />
in Tierversuchen getestet<br />
wurden. Und das Vermarktungsverbot<br />
ab diesem Termin gilt sogar<br />
nur für bestimmte Tierversuche, nämlich<br />
die, in denen z.B. untersucht wird,<br />
ob die Stoffe giftig sind, wenn sie Versuchstieren<br />
ein einziges Mal gegeben<br />
werden o<strong>der</strong> wenn sie auf die Haut aufgetragen<br />
o<strong>der</strong> in die Augen eingeträufelt<br />
werden.<br />
Der Verkauf von Kosmetika, <strong>der</strong>en Zusammensetzung<br />
o<strong>der</strong> Inhaltsstoffe in<br />
bestimmten an<strong>der</strong>en Tierversuchen getestet<br />
wurde, wird hin<strong>gegen</strong> erst in vier<br />
Jahren, am 11. März 2013, verboten.<br />
Und das sind gerade die Versuche, in<br />
denen die <strong>Tiere</strong> über längere Zeit leiden:<br />
Die Tests, in denen untersucht
Creme und Lippenstift?”<br />
IST WEITER NUR SCHWIERIG ZU BEKOMMEN<br />
wird, ob die Stoffe giftig sind, wenn sie<br />
den <strong>Tiere</strong>n immer wie<strong>der</strong> gegeben werden,<br />
und die, in denen überprüft wird,<br />
ob die Nachkommen <strong>der</strong> Versuchstiere<br />
Vergiftungserscheinungen zeigen.<br />
Auch <strong>der</strong> Verkauf von Kosmetika, zu<br />
denen im Tier untersucht wurde, wie<br />
die Stoffe und Kosmetika vom Körper<br />
aufgenommen, im Körper verteilt und<br />
wie<strong>der</strong> ausgeschieden werden, wird<br />
erst im März 2013 verboten.<br />
RdT: So lässt die Kosmetikrichtlinie<br />
also mehrere Hintertürchen<br />
für die Industrie offen…<br />
Corina Gericke et. al.<br />
“WAS SIE SCHON IMMER ÜBER TIERVER-<br />
SUCHE WISSEN WOLLTEN”<br />
Daten und Fakten<br />
Ob für Schulreferate,<br />
als<br />
Nachschlagewerk<br />
o<strong>der</strong> Diskussionsgrundlage<br />
- das Buch<br />
ist eine unentbehrliche<br />
Grundlage zum<br />
Thema Tierversuche.<br />
In 74 Fragen und 74 klaren, prägnanten<br />
Antworten wird <strong>der</strong> Themenkomplex<br />
umfassend dargestellt. Die Autoren<br />
machen Schluss mit <strong>der</strong> Behauptung, es<br />
gehe nicht ohne Versuche.<br />
Dr. Ursula Sauer: Richtig. So gilt die<br />
Kosmetikrichtlinie zum Beispiel nur für<br />
solche Stoffe, die unmittelbar in Kosmetika<br />
verwendet werden. Stoffe, die<br />
die Industrie z.B. zunächst für Farben<br />
o<strong>der</strong> Lacke entwickelt und erst nach ihrer<br />
Markteinführung für Kosmetika verwenden<br />
möchte, fallen unter die Chemikalienverordnung.<br />
Und dort ist<br />
vorgeschrieben, dass sie in Tierversuchen<br />
getestet werden müssen.<br />
RdT: Das heißt in letzter Konsequenz:<br />
Wer sicher gehen will,<br />
dass seine Produkte nicht am Tier<br />
getestet wurden, muss wie bisher<br />
auf Kosmetika zurückgreifen, die<br />
vom Deutschen Tierschutzbund<br />
als "tierversuchsfrei" eingestuft<br />
wurden?<br />
Dr. Ursula Sauer: Unbedingt. Dies<br />
gilt umso mehr, weil solche Kosmetika<br />
auch auf weiteres Tierleid verzichten:<br />
Sie enthalten keine Stoffe, wie Bärengalle,<br />
Moschus, Schildkrötenöl o<strong>der</strong><br />
Seidenpulver, <strong>der</strong>en Gewinnung mit<br />
Tierquälerei, dem Töten von <strong>Tiere</strong>n<br />
o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Ausrottung von Tierarten<br />
verbunden ist. Zusätzlich dürfen Rohstoffe,<br />
die von toten <strong>Tiere</strong>n gewonnen<br />
werden, gar nicht verwendet werden,<br />
und Rohstoffe von lebenden <strong>Tiere</strong>n, wie<br />
Milch, Eigelb und Honig, sollen aus<br />
ökologischer Tierhaltung stammen.<br />
RdT: Ihre Aussagen lassen Zweifel<br />
aufkommen, ob das europäische<br />
Tierversuchsverbot überhaupt<br />
etwas bewirkt?<br />
Dr. Ursula Sauer: Doch, auf jeden<br />
Fall! Das Tierversuchsverbot in <strong>der</strong> Kosmetikrichtlinie<br />
ist ein wichtiges politisches<br />
Signal. Zumindest in diesem Bereich<br />
hat die Europäische Union eine<br />
Kehrtwende weg vom Tierversuch eingeleitet.<br />
Außerdem ist ganz eindeutig<br />
zu erkennen, dass das Tierversuchsverbot<br />
dazu geführt hat, dass vermehrt<br />
tierversuchsfreie Verfahren entwickelt<br />
werden. Die düsteren Prophezeiungen,<br />
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T IERSCHUTZPOLITIK I<br />
die uns Tierschützern ent<strong>gegen</strong>geschallt<br />
sind, als wir für das Tierversuchsverbot<br />
gekämpft haben, sind in<br />
keiner Weise eingetreten: Die Erforschung<br />
neuer Kosmetika ist durch das<br />
Tierversuchsverbot nicht zum Erliegen<br />
gekommen, son<strong>der</strong>n hat <strong>der</strong> Forschung<br />
im Gegenteil einen wichtigen<br />
Impuls gegeben.<br />
RdT: Wie geht es jetzt weiter?<br />
Dr. Ursula Sauer: Wir Tierschützer<br />
machen weiter, bis Tierversuche in allen<br />
Forschungsbereichen verboten<br />
sind. Wie gesagt, die Entwicklung von<br />
Kosmetika ist eng mit <strong>der</strong> Chemikaliengesetzgebung<br />
verbunden.<br />
Erst wenn auch für Chemikalien mo<strong>der</strong>ne<br />
- und zuverlässigere! - Prüfstrategien<br />
mit tierversuchsfreien Verfahren<br />
anstelle <strong>der</strong> veralteten Tierversuche<br />
verankert sind, sind alle Kosmetika<br />
wirklich tierversuchsfrei - zugunsten<br />
von Mensch und Tier.<br />
Umgekehrt können tierversuchsfreie<br />
Verfahren, die für die Kosmetiktestung<br />
entwickelt werden, zumeist auch für die<br />
Chemikalienprüfung eingesetzt werden.<br />
So dient jede Erforschung tierversuchsfreier<br />
Verfahren <strong>der</strong> Vermeidung<br />
vieler verschiedener Tierversuche.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
11
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
12<br />
Foto: Sophia Bossenz<br />
VON INGOLF BOSSENZ:<br />
Das RdT veröffentlicht diesen Artikel mit freundlicher<br />
Genehmigung des Autors. Erstveröffentlicht<br />
im “Neuen Deutschland” am 4.7.2009<br />
Über ein System, in dem es Milliarden<br />
Opfer gibt, aber keine Täter<br />
Während sich Japans Öffentlichkeit um das<br />
Überleben einer Wasserschildkröte bemüht, ...<br />
Namen können schützen. Wenn Menschen <strong>Tiere</strong>n einen "persönlichen"<br />
Namen geben, werden diese von abstrakten Objekten<br />
zu individuellen Wesen. Sie haben dann gute Chancen,<br />
gehegt, gepflegt, ver- und umsorgt zu werden.<br />
"Yu" hatte dieses Glück. Die Meeresschildkröte war bei einem<br />
Hai-Angriff schwer verletzt und mit versehrten Vor<strong>der</strong>paddeln<br />
vor <strong>der</strong> Südwestküste Japans gefunden worden. Fürsorgliche<br />
Menschen gaben ihr den Namen "Yu". Nun sollen Prothesen<br />
<strong>der</strong> weiblichen Karettschildkröte ihre Schwimmfähigkeit zurückgeben.<br />
Die Vereinigung zum Schutz <strong>der</strong> Wasserschildkröten<br />
rief eigens eine Stiftung ins Leben, um Geld für die<br />
Herstellung <strong>der</strong> Prothesen einzuwerben. Diese sollen vom<br />
größten Prothesenhersteller Japans, Kawamura Gishi, in <strong>der</strong><br />
Präfektur Osaka gefertigt werden. Eine Sprecherin <strong>der</strong> Firma<br />
nannte das Vorhaben eine "schwierige Herausfor<strong>der</strong>ung".<br />
Aber die Leidenschaft <strong>der</strong> Tierschützer sei so bewegend gewesen,<br />
"dass wir uns entschlossen, das Projekt zu unterstützen".<br />
“DAS DILEMMA DER MENSCHLI<br />
Zur selben Zeit, als diese Meldung um die Welt ging, wurden<br />
700 Kilometer südlich <strong>der</strong> japanischen Hauptstadt Tokio Tausende<br />
Delfine massakriert. Mit Haken, Harpunen und Messern<br />
fielen die Treibjäger über ihre wehrlose Beute her, <strong>der</strong>en<br />
Blut das Wasser in <strong>der</strong> Bucht von Taiji rot färbte. Als<br />
zivilisatorischer Firnis für das alljährliche Massentöten dient<br />
<strong>der</strong> Verweis auf die japanische Esskultur. Trotz <strong>der</strong> Hun<strong>der</strong>te<br />
von Walen, die Japans Flotte jedes Jahr zu "wissenschaftlichen"<br />
Zwecken umbringt, besteht zusätzlicher Bedarf nach<br />
<strong>der</strong>lei Delikatessen.<br />
Solchen asiatisch-barbarischen Zuständen setzt Europa seine<br />
dem Geist <strong>der</strong> Aufklärung verpflichtete Ordnung ent<strong>gegen</strong>:<br />
Die Ordnung des Schlachthauses. Rund fünf Milliarden<br />
<strong>Tiere</strong> (ohne Wassertiere) werden in <strong>der</strong> EU jedes Jahr für den<br />
Verzehr geschlachtet. Darunter sind beispielsweise Hun<strong>der</strong>te<br />
Millionen Schweine<br />
- die Delfinen an<br />
Intelligenz und sozialem<br />
Verhalten<br />
kaum nachstehen.<br />
"Schlachten per<br />
Fließband, Schweinefleischgewinnung<br />
mittels angewandter<br />
Mathematik",<br />
schrieb <strong>der</strong> Schrift-<br />
... bleibt das alljährliche Delfin-<br />
Massaker im Land unbeachtet<br />
steller Upton Sinclair (1878-1968) vor gut 100 Jahren über<br />
die Chicagoer Schlachthöfe und konstatierte: "Dennoch<br />
konnte selbst <strong>der</strong> unsentimentalste Mensch nicht umhin, an<br />
die <strong>Tiere</strong> zu denken. Sie waren so arglos, trotteten so vertrauens<br />
selig herbei, wirkten in ihrem Protest so menschlich<br />
- und waren mit ihm so im Recht!"<br />
Indes: "An die <strong>Tiere</strong> zu denken" hat bis heute nicht<br />
viel gebracht. Die Conditio sine qua non für die immer<br />
wie<strong>der</strong> propagierte "Humanisierung" des<br />
Schlachtens ist und bleibt dessen Abschaffung.<br />
Denn die industrielle "Produktion" von Fleisch gehört<br />
auch im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t zum Schaurigsten<br />
und Abstoßendsten, was sich auf Erden abspielt.<br />
Dieses unlösbare Dilemma zeigt die neue Schlachttier-Verordnung<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union.
CHEN SEITE”<br />
Ziel ist die "Minimierung von Leid und Vermeidung von<br />
Schmerzen im Verlauf des gesamten Schlachtvorgangs",<br />
heißt es in bester Bürokratensprache.<br />
Gar einen "Tierschutzbeauftragten" sollen Schlachthöfe ernennen.<br />
"Tierschutz", wenn Hühner im Elektrobad zu Tode gebracht<br />
und Schweine in speziellen Kabinen ver-, Pardon, begast<br />
werden? Das erinnert dann doch sehr an den Priester,<br />
<strong>der</strong> einem den Tod wegredet, um einen Ausspruch von Elias<br />
Canetti (1905-1994) zu gebrauchen, mit dem <strong>der</strong> Dichter bei<br />
einer Schlachthausbesichtigung auf den dortigen Gebrauch<br />
des Wortes "human" reagierte.<br />
Erst 2013 soll die neue Verordnung in Kraft treten. Kein Problem.<br />
Ist doch <strong>der</strong> "Verbraucher" über 140 Jahre nach Eröffnung<br />
<strong>der</strong> Union Stock Yards von Chicago und dem folgenden<br />
Siegeszug <strong>der</strong> Massentötung am Fließband ausreichend<br />
domestiziert, auch ohne ausdrückliche "Minimierung von<br />
Leid" die Profite <strong>der</strong> Fleischindustrie zu realisieren. Wie die<br />
Zentralgenossenschaft des deutschen Fleischergewerbes dieser<br />
Tage mitteilte, sind ungeachtet aller Krisenpropaganda<br />
die Marktverhältnisse "stabil und in Teilbereichen von<br />
Wachstum geprägt". Die mehr als 150 000 Arbeitsplätze im<br />
Fleischerhandwerk erwiesen sich als "äußerst stabil", hieß es.<br />
Doch was sind für die veröffentlichte Meinung Millionen<br />
Schweine <strong>gegen</strong> eine Fliege, wenn sie nur PR-gerecht erschlagen<br />
wird! Gibt man bei <strong>der</strong> Internet-Suchmaschine<br />
Google die Begriffe "Obama Abrüstung" ein, erscheinen rund<br />
100 000 Treffer. Die Kombination "Obama Fliege" erzielt indes<br />
bis zum Dreifachen dieser Zahl. Selbst die Seiten abgerechnet,<br />
die sich nicht direkt auf die bizarre Begebenheit im<br />
Weißen Haus in <strong>der</strong> vorvergangenen Woche beziehen, zeigt<br />
dieses beeindruckende Ergebnis,<br />
dass ein<br />
noch<br />
E SSAY<br />
so banaler Vorgang die Weihen des Spektakulären erhält,<br />
wenn nur ein entsprechend prominenter Zeitgenosse darin<br />
involviert ist.<br />
Das mediale Echo<br />
auf das eigenhändige<br />
Erschlagen einer<br />
Fliege durch<br />
den mächtigsten<br />
Mann <strong>der</strong> Welt vor<br />
laufenden Fernsehkameras<br />
war nicht<br />
weniger enthüllend<br />
als <strong>der</strong> Akt selbst.<br />
US-Präsident erschlägt Fliege<br />
Kommentare in<br />
den US-Medien ("Wow", "Toll, was unsere Präsidenten für Reflexe<br />
haben") zeigten das übliche Schranzengehabe, mit dem<br />
man sich für den gönnerhaften Umgang <strong>der</strong> Obrigkeit mit<br />
<strong>der</strong> "Vierten Gewalt" revanchiert. Die deutsche Presse wartete<br />
mit den gängigen Kalauern auf. Bei <strong>der</strong> Nachrichtenagentur<br />
dpa wurde ein "Störenfried" "zur Strecke gebracht".<br />
Spiegel-online sah den US-Präsidenten "dynamisch, skrupellos,<br />
entschlossen" beweisen, "dass er durchaus kein liberales<br />
Weichei ist". Die "Augsburger Allgemeine" faselte von "Killerinstinkt".<br />
Immerhin hat auch das Banale seine tieferen Schichten. Vor<br />
einigen Jahren sprach ich mit dem US-amerikanischen Philosophen<br />
Tom Regan (geb. 1938) von <strong>der</strong> North Carolina State<br />
University in Raleigh. Regans Spezialdisziplin ist die Philosophie<br />
<strong>der</strong> Tierrechte. Sein Buch "The Case for Animal Rights"<br />
ist ein Standardwerk <strong>der</strong> Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung.<br />
Auf meine Bemerkung, <strong>der</strong> Begriff Tierrechte sei<br />
sehr pauschal, da es schließlich Affen wie Ameisen gebe und<br />
eine Menge dazwischen, antwortete Regan: "Natürlich fällt<br />
uns die Entscheidung darüber leichter bei <strong>Tiere</strong>n, die uns als<br />
Menschen näherstehen, wie es bei den Primaten <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Aber es geht hier um allgemeine moralische Grundsätze.<br />
Und <strong>der</strong>en Anwendung ist zunächst einmal unabhängig<br />
davon, ob ein Tier groß o<strong>der</strong> klein ist. Wenn wir uns<br />
darüber erst einmal im Klaren sind, wird beispielsweise<br />
auch das achtlose Töten von Insekten in einem<br />
an<strong>der</strong>en Licht erscheinen."<br />
Es war <strong>der</strong> große Humanist Albert Schweitzer<br />
(1875-1965), <strong>der</strong> ebenfalls die Ansicht vertrat,<br />
dass sich <strong>der</strong> von Tom Regan postulierte "moralische<br />
Grundsatz" symbolisch - aber nicht nur - an<br />
einem Insekt festmachen lässt. Der Theologe,<br />
Philosoph und Mediziner wählte bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />
nicht explizit die "großen <strong>Tiere</strong>", um seine uni-<br />
"Siegeszug <strong>der</strong> Massentötung am Fließband" - in <strong>der</strong> EU<br />
werden pro Jahr fünf Milliarden <strong>Tiere</strong> (ohne Meerestiere) geschlachtet!<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
13
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
14<br />
INGOLF BOSSENZ:<br />
versale Ethik <strong>der</strong> "Ehrfurcht vor dem Leben" zu veranschaulichen.<br />
"Indem ich einem Insekt aus <strong>der</strong> Not helfe, tue ich<br />
nichts an<strong>der</strong>es, als dass ich versuche, etwas von <strong>der</strong> immer<br />
"Immer neue Schuld des Menschen an <strong>der</strong> Kreatur"<br />
neuen Schuld des Menschen an <strong>der</strong> Kreatur abzutragen",<br />
schrieb er. In "Mein Wort an die Menschen" betonte Schweitzer,<br />
diese Ethik mache "keinen Unterschied zwischen wertvollerem<br />
und weniger wertvollem, höherem und nie<strong>der</strong>em<br />
Leben". Denn: "Die Konsequenz dieser Unterscheidung ist<br />
dann die Ansicht, dass es wertloses Leben gebe, dessen Vernichtung<br />
o<strong>der</strong> Beeinträchtigung erlaubt sei."<br />
Albert Schweitzer formulierte zugleich eine zentrale Tatsache<br />
im Bewusstsein <strong>der</strong> Menschen: "Ich bin Leben, das leben will,<br />
inmitten von Leben, das leben will." Der Mensch muss also<br />
zwangsläufig an<strong>der</strong>es Leben beeinträchtigen, stören, einengen,<br />
auch vernichten.<br />
Das ist aber nur die eine, in <strong>der</strong> Regel betonte und überbetonte<br />
Seite dieser Sentenz. Die unbequeme, vernachlässigte<br />
und verdrängte Seite ist das an<strong>der</strong>e "Leben, das leben<br />
will", die daraus erwachsende ethische For<strong>der</strong>ung nach<br />
Rücksichtnahme, Mitfühlen und Mitleiden. Wo die Umsetzung<br />
dieser For<strong>der</strong>ung beginnt, welche Lebewesen sie einschließt<br />
und welche sie ausgrenzt und aus welchen Gründen,<br />
ist ein Gradmesser für das, was als humanitas<br />
bezeichnet wird, als Humanität. "Allein schon ein Abblasen<br />
<strong>der</strong> Milliarden von <strong>Tiere</strong>n verbrauchenden Tierversuche",<br />
betont <strong>der</strong> Kultur- philosoph Hubertus Mynarek (geb.<br />
1929), "wäre eine fühlbare, geradezu ›kosmische Erleichterung‹<br />
für die geschundene Kreatur."<br />
“Das Dilemma <strong>der</strong> menschlichen Seite” - Über ein System,<br />
Im Mai 2005 hielt <strong>Bund</strong>esentwicklungsministerin Heidemarie<br />
Wieczorek-Zeul eine Rede auf <strong>der</strong> Gedenkfeier zum 60.<br />
Jahrestag <strong>der</strong> Befreiung des Konzentrationslagers Dachau.<br />
Dabei erinnerte sie an einen <strong>der</strong> Überlebenden dieses KZ, an<br />
Edgar Kupfer-Koberwitz (1906-1991). Der Dichter und<br />
Schriftsteller wurde bekannt durch seine "Dachauer Tagebücher",<br />
die eine wichtige Informationsquelle über das Dasein<br />
in den Lagerhöllen <strong>der</strong> Nazis sind.<br />
Was indes weit weniger bekannt ist: Kupfer-Koberwitz schrieb<br />
aus seinen schmerzvollen Erfahrungen heraus auch das Buch<br />
"Die Tierbrü<strong>der</strong>". Einer <strong>der</strong> Texte in diesem Werk beschäftigt<br />
sich mit dem Angeln. Allerdings nicht mit dem - "Petrijüngern"<br />
zufolge angeblich gar nicht existenten - Leiden <strong>der</strong> an Wi<strong>der</strong>haken<br />
zappelnden Fische, son<strong>der</strong>n mit dem Mensch und Tier<br />
-versteinerte Verhältnisse?<br />
Leiden des sogenannten Kö<strong>der</strong>s: "Der Wurm in seiner Qual<br />
windet sich auf dem Haken. Unvorstellbarer Schmerz - grässlicher,<br />
langsamer Tod! Wäre er ein Mensch, würde er sicherlich<br />
verzweifelt fragen, ob es möglich sei, dass die Gottheit<br />
solches geschehen lasse. ... Der Angler aber sitzt am Wasser,<br />
... lauscht dem Gesang <strong>der</strong> Vögel und freut sich, dass diese<br />
kleinen Sänger heute in unseren Gegenden ein sicheres, geschütztes<br />
Leben haben, frei von Nachstellungen durch den<br />
Menschen, dank einer Gesellschaft, zu <strong>der</strong> auch er als anerkannt<br />
wertvolles Mitglied gehört: dem Tierschutzverein."<br />
Mitleid mit einem Wurm?! Undenkbar, dass diese Ausführungen<br />
bei einer offiziellen Feierlichkeit zitiert würden. Indes<br />
legen gerade sie den Urgrund eines universalen Humanismus,<br />
eines Mitleidens mit allem Lebendigen auf eine überraschende<br />
und faszinierende Weise frei. Auch seinen Vegetarismus<br />
begründete<br />
Kupfer-Koberwitz<br />
mit dem Verweis<br />
auf<br />
sein
in dem es Milliarden Opfer gibt, aber keine Täter<br />
Schicksal: "Ich esse keine <strong>Tiere</strong>, weil ich mich nicht von dem<br />
Leiden und Tode an<strong>der</strong>er Geschöpfe ernähren will - denn ich<br />
habe selbst so viel gelitten, dass ich fremdes Leid empfinden<br />
kann, eben vermöge meines eigenen Leides." Ethisch motivierte<br />
Opposition <strong>gegen</strong> strukturelle Schlachthausgewalt.<br />
Eine <strong>der</strong> neuesten und zugleich bemerkenswertesten Veröffentlichungen<br />
zu diesem Thema stammt von dem US-amerikanischen<br />
Philosophen Mark Rowlands (geb. 1962).* Er lebte<br />
elf Jahre mit einem Wolf zusammen, den er als Welpen<br />
gekauft und aufgezogen hatte. Diese lange Symbiose eines<br />
Menschen mit einem "wilden" Tier führten bei Rowlands zu<br />
Überlegungen, wie <strong>Tiere</strong> in gesellschaftsvertraglichen Auffassungen<br />
von Moral ihren Platz finden können. Der Philosophieprofessor<br />
gelangte zu <strong>der</strong> Überzeugung, dass bei einem<br />
<strong>der</strong>artigen Gesellschaftsvertrag Vegetarismus, besser<br />
noch Veganismus - also <strong>der</strong> Verzicht auf alle tierlichen Produkte<br />
-, ein Grundzug <strong>der</strong> menschlichen Lebensweise sein<br />
müsse: "Das vitale Interesse von <strong>Tiere</strong>n, ein elendes Leben<br />
und einen grässlichen Tod zu vermeiden, wiegt erheblich<br />
schwerer als das recht triviale Interesse von Menschen an ihren<br />
Gaumenfreuden."<br />
Der tschechische Schriftsteller Milan Kun<strong>der</strong>a (geb. 1929)<br />
schrieb in seinem Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des<br />
Seins": "Die wahre moralische Prüfung <strong>der</strong> Menschheit, die<br />
elementarste Prüfung (die so tief im Innern verankert ist, dass<br />
sie sich unserem Blick entzieht) äußert sich in <strong>der</strong> Beziehung<br />
<strong>der</strong> Menschen zu denen, die ihnen ausgeliefert sind: zu den<br />
<strong>Tiere</strong>n. Und gerade hier ist es zum grundlegenden Versagen<br />
des Menschen gekommen, zu einem so grundlegenden Versagen,<br />
dass sich alle an<strong>der</strong>en aus ihm ableiten lassen." Zweifellos<br />
zeigt die Art und Weise <strong>der</strong> Behandlung von Macht-und<br />
Hilflosen, wofür <strong>Tiere</strong> prädestinierte Kandidaten sind, am<br />
meisten über einen Menschen.<br />
Doch diese "Behandlung" ist in <strong>der</strong> Industriegesellschaft -<br />
von Haustieren abgesehen - so separiert und arbeitsteilig<br />
aufgesplittert, dass sich Schuldgefühle<br />
ebenso wie Schuldzuweisungen im endlosen<br />
Herrschaftsraum des "Man" verlieren. "Man"<br />
isst Fleisch, "man" lässt schlachten, "man"<br />
kann ohnehin nichts än<strong>der</strong>n. "Man" hat<br />
selbst saubere Hände.<br />
Rowlands bemerkt, "dass <strong>der</strong> größte<br />
Teil des von Menschen bewirkten Bösen<br />
nicht von Heimtücke, son<strong>der</strong>n von<br />
dem Unwillen herrührt, seine moralische<br />
und epistemische Pflicht zu erfüllen".<br />
"Leben, das leben will" - <strong>der</strong> Mensch stellt sich seiner<br />
ethischen Verantwortung <strong>gegen</strong>über seinen Mit-Lebewesen nicht!<br />
Die Philosophie versteht unter epistemischer Pflicht (Epistemologie<br />
= Erkenntnistheorie) die Aufgabe, Überzeugungen<br />
einer kritischen Prüfung zu unterziehen, ob sie aufgrund des<br />
verfügbaren Beweis-und Indizienmaterials weiter gerechtfertigt<br />
sind. Beispielsweise durch die Frage, ob <strong>der</strong> Verzicht auf<br />
Fleisch bei sich selbst und an<strong>der</strong>en Wesen Leiden erzeugen<br />
würde, die größer wären als die Qualen <strong>der</strong> gemetzelten<br />
<strong>Tiere</strong>.<br />
Schon sehen besorgte<br />
Journalisten<br />
eine neue Weltkrise<br />
durch den massenhaften<br />
Anbau von<br />
Soja für die Herstellung<br />
von Tofu-Produktenheraufdämmern<br />
(TAZ: "Tofu in<br />
<strong>der</strong> Kulturkritik").<br />
An<strong>der</strong>e beklagen<br />
bereits jetzt das<br />
drohende Aussterben von "Nutztieren". Bewährte Methoden,<br />
eine Entwicklung, die bislang - lei<strong>der</strong> - gerade einmal in Ansätzen<br />
zu beobachten ist, zum Katastrophenszenario auszuweiten<br />
und dabei die tagtägliche Katastrophe auszublenden,<br />
die durch exzessive Viehzucht und -haltung nicht zuletzt ökologisch<br />
und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Dritten Welt stattfindet. Und<br />
zur Sorge um den künftigen Bestand von <strong>Tiere</strong>n, die zu nichts<br />
an<strong>der</strong>em existieren, als verspeist zu werden, fand <strong>der</strong> Berner<br />
Philosophieprofessor Klaus Petrus den treffenden Satz: "Lasst<br />
sie in Würde aussterben."<br />
Die Etablierung und Akzeptanz des Schlachthaussystems hat<br />
zu dem Paradox geführt, dass es Jahr für Jahr Milliarden von<br />
Opfern gibt, aber keine Täter. Denn die in "äußerst stabilen"<br />
Arbeitsverhältnissen stehenden 150 000 Beschäftigten im<br />
deutschen Fleischerhandwerk agieren schließlich im "gesellschaftlichen<br />
Auftrag". Somit sind es die Anonymität <strong>der</strong> "Verbraucher"<br />
und die Namenlosigkeit <strong>der</strong> "Verbrauchten", die eine<br />
fatale, tödliche, gleichwohl organische Einheit bilden.<br />
Aufbrechen kann diese Einheit letztlich nur eine Seite: die<br />
menschliche.<br />
*Mark Rowlands: Der Philosoph und <strong>der</strong> Wolf. Was ein wildes Tier<br />
uns lehrt. Aus dem Amerikanischen von Bernd Rullkötter. Roger &<br />
Bernhard bei Zweitausendeins. 285 S., geb., 19,90 Euro.<br />
http://www.neues-deutschland.de/artikel/<br />
151609.das-dilemma-<strong>der</strong>-menschlichen-seite.html<br />
E SSAY<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
15
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
16<br />
U NGARN<br />
RdT: Wie viel Hunde können Sie<br />
maximal in <strong>der</strong> Quarantäne<br />
unterbringen?<br />
Karsten Plücker: 20 Hunde, weil<br />
wir verträgliche <strong>Tiere</strong> zusammen in einen<br />
Zwinger setzen.<br />
RdT: Mit <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> Quarantäne<br />
verfolgen Sie (noch) ein<br />
Ziel, nämlich die Schließung <strong>der</strong><br />
nahe gelegenen Hundefängeranlage.<br />
Karsten Plücker: Richtig, obwohl es<br />
im Augenblick nicht danach aussieht.<br />
Denn gleichzeitig mit unseren Arbeiten<br />
Fortschritte im Tierheim Kisku<br />
"Endlich!", sagt Karsten Plücker erleichtert,<br />
als er nach langem Warten im Mai<br />
2009 die offizielle Genehmigung <strong>der</strong><br />
Gemeinde zum Bau <strong>der</strong> Quarantäne<br />
auf seinem Tierheimgelände in Kiskunhalas<br />
erhält. Zügig wird mit den Vorarbeiten<br />
wie dem Ausbau <strong>der</strong> Grube begonnen.<br />
In einer Bravourleistung bauen Karsten<br />
Plücker und sein bewährtes ehrenamt-<br />
In nur drei Tagen baut das ehrenamtliche Team um Karsten<br />
liches Team aus Kassel in nur drei Tagen<br />
bei hochsommerlichen Juli-Temperaturen<br />
über 35 Grad die Quarantäne auf. Hinter <strong>der</strong><br />
kleinen Tierklinik stehen nun zehn Zwinger, jeweils<br />
12 Quadratmeter groß, mit isolierten Hundehütten<br />
eingerichtet und eigenem Freilauf versehen, sowie<br />
drei Wohncontainer mit Wasser- und Stromanschluss.<br />
Darin können Welpen und Katzen in Quarantäne<br />
genommen werden.<br />
Vielen Dank für diesen<br />
großartigen Einsatz an das Team!<br />
bmt-Auslandstierschutz<br />
... UND WARUM UNGARISCHE HUNDE KEINE TREPPEN<br />
an <strong>der</strong> Quarantäne<br />
wurde die städtische<br />
Hundefängeranlage<br />
um mehrere Zwinger<br />
erweitert. Unglücklicherweise<br />
stehen die Elemente<br />
auch noch in praller<br />
Sonne, ohne Schutz- o<strong>der</strong><br />
Rückzugsmöglichkeiten für die<br />
Hunde. Abgesehen vom mangelhaften<br />
Witterungsschutz war diese Erweiterung<br />
überflüssig und kostenintensiv,<br />
denn unser Angebot, die Hunde gleich<br />
im Tierheim aufzunehmen und sie bei<br />
uns die vorgeschriebene Quarantänefrist<br />
durchlaufen zu lassen, ist ja durch<br />
die Fertigstellung <strong>der</strong> Quarantäne umsetzbar<br />
geworden.<br />
RdT: Genügend Vorstöße in den<br />
letzten Monaten haben Sie ja<br />
diesbezüglich an die Gemeinde<br />
Kiskunhalas gemacht. Wie wollen<br />
Sie nun, nach dem überraschenden<br />
Erweiterungsbau an <strong>der</strong> alten<br />
Hundefängeranlage, vorgehen?<br />
Karsten Plücker: Ende September<br />
werden wir auf dem Tierheimgelände<br />
den Bauabschluss<br />
<strong>der</strong> Quarantäne feiern und<br />
den Bürgermeister von Kiskunhalas<br />
persönlich einladen und im Tierheim<br />
herumführen. Die Gespräche hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Schließung <strong>der</strong> Hundefängeranlage<br />
werden allerdings meine ungarischen<br />
Freunde führen, denn nach<br />
unserer Erfahrung nehmen Entscheidungsträger<br />
Argumente ihrer Landsleute<br />
eher auf als von Auslän<strong>der</strong>n.<br />
RdT: Sind Sie zuversichtlich, dass<br />
sich <strong>der</strong> Bürgermeister eines Tages<br />
entschließen wird, die Hundefängeranlage<br />
dicht zu machen?<br />
Karsten Plücker: Ja, es gibt deutli-
nhalas ...<br />
STEIGEN<br />
PECS<br />
che Fortschritte in diese Richtung.<br />
Als wir 2004 das Tierheim<br />
aufbauten, war die Hundefängeranlage<br />
noch die<br />
Endstation für gefangene Hunde.<br />
Entwe<strong>der</strong> verhungerten die<br />
<strong>Tiere</strong>, brachten sich <strong>gegen</strong>seitig um<br />
o<strong>der</strong> wurden nach 14 Tagen vom Hundefänger<br />
getötet. Die Kadaver haben<br />
wir immer wie<strong>der</strong> in den Mülltonnen<br />
auf dem Gelände gefunden.<br />
Heute haben die Hunde ordentliche<br />
Zwinger (bis auf den oben erwähnten<br />
fehlenden Witterungsschutz), werden<br />
getränkt, gefüttert und nach <strong>der</strong> gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Frist von<br />
zwei Wochen zu uns ins Tierheim gebracht.<br />
Welpen und kranke Hunde<br />
dürfen wir vorab aufnehmen. Zum<br />
Hundefänger besteht ein guter Kontakt;<br />
nur so können wir gewährleisten,<br />
dass er mit den <strong>Tiere</strong>n fair umgeht und<br />
uns alles über die Hunde sagt, was uns<br />
für spätere Vermittlungen nützt.<br />
RdT: Gibt es beson<strong>der</strong>e Aspekte,<br />
die bei <strong>der</strong> Aufnahme eines "Ungarn"<br />
beachtet werden müssen?<br />
BUDAPEST<br />
UNGA R N<br />
KISKUNHALAS<br />
Plücker die zehn Zwinger für die Quarantäne in Kiskunhalas auf<br />
Auf diesem Bild sehen Sie<br />
die kleine Tierklinik,<br />
dahinter die neue<br />
Quarantäne<br />
Karsten Plücker: Das ist abhängig<br />
davon, wie er vorher gelebt<br />
hat. Isoliert gehaltene <strong>Tiere</strong>,<br />
wie Ketten- o<strong>der</strong> Zwingerhunde,<br />
bringen kaum Sozialverträglichkeit<br />
mit - das ist die erste große<br />
Überraschung für Interessenten.<br />
Sie denken, dass alle Auslandshunde<br />
per se sozialverträglich<br />
sind, aber das gilt natürlich hauptsächlich<br />
für die meist in Rudeln lebenden<br />
Straßenhunde, die es, an<strong>der</strong>s<br />
als in Rumänien o<strong>der</strong><br />
Spanien etc., in Ungarn kaum<br />
(noch) gibt.<br />
Ein ungarischer Wachhund, angepflockt<br />
o<strong>der</strong> gekettet an einen<br />
Pfahl in <strong>der</strong> Erde, hat keine Kontakte<br />
zu Artgenossen...er hat genug<br />
mit seinem Überleben zu tun,<br />
dass ihm ohne ausreichendes Futter<br />
und fehlende Schutzmaßnahmen<br />
wie zum Beispiel einer Hundehütte<br />
schwer genug fällt.<br />
RdT: Was sind das dann für<br />
Hunde, die <strong>der</strong> Hundefänger<br />
aufgreift?<br />
Karsten Plücker: Oft sind es<br />
ausgesetzte, "unbrauchbar" gewordene<br />
ehemalige Wachhunde<br />
o<strong>der</strong> ausgebüchste <strong>Tiere</strong>. Denn<br />
manche Hofbesitzer lassen ihre<br />
Ketten- und Zwingerhunde am<br />
Abend frei laufen, damit sie sich<br />
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
K URZÜBERSICHT:<br />
IMPORTIERTE PARASITOSEN<br />
BABESIOSE<br />
Erreger beim Hund: Babesia canis (Hunde-<br />
Malaria), B. vogeli, B.gibsoni, B. rossi<br />
Übertragung: Blutsaugende Zecken<br />
Endemiegebiete: Babesia canis: Nordafrika,<br />
Mittelmeerraum, Südeuropa bis Nordfrankreich,<br />
Zentral- und Südungarn, Polen,<br />
fokal in Holland. Herde in Deutschland:<br />
Saarland, Münchner-, Regenburger-, Freiburger-Raum,<br />
Rheinebene, Münsterland,<br />
Siegerland, fokal entlang <strong>der</strong> Mosel<br />
Babesia vogeli: Nordafrika, Mittelmeerraum,<br />
Südeuropa, Frankreich. Deutschland:<br />
Nachgewiesen im Raum Berlin und Elbtal.<br />
Für Babesia gibsoni und B. rossi Vorkommen<br />
in Europa fraglich.<br />
Klinik: Ab 5. - 28. Tag treten unspezifische<br />
klinische Erscheinungen (Fieber, Apathie,<br />
Appetitlosigkeit) auf, Anämie folgt, Ikterus,<br />
massive Hämoglobinurie im Harn - Tier<br />
wird als Notfall eingestuft!<br />
Chronische Infektion: Über Monate Mattigkeit,<br />
intermittierendes Fieber, Anämie,<br />
Abmagerung.<br />
Inkubationszeit: 5 bis 28 Tage. Die Erreger<br />
bleiben lebenslang im Blut nachweisbar.<br />
LEISHMANIOSE<br />
Erreger: Leismania infantum (in Europa)<br />
Übertragung: Blutsaugende Sandmücken<br />
Endemiegebiete: Alle Anrainerstaaten des<br />
Mittelmeers. Deutschland: Entlang des<br />
Rheingrabens, Baden-Württemberg. Nachgewiesen<br />
in Gehrweiler (Rheinland-Pfalz).<br />
Vermutet wird, dass Leishmanien auch in D.<br />
übertragen werden können.<br />
Klinik: Monate bis Jahre asymptomatisch<br />
Symptombeginn: Lymphadenopathie, Hautverän<strong>der</strong>ungen<br />
an Ohrrän<strong>der</strong>n, Nasenspiegel,<br />
Brillenbildung um Augen<br />
Chronische Infektion: reduzierte Belastbarkeit,<br />
Gewichtsverlust, Lymphadenopathie,<br />
schuppigen (nicht juckenden) Hautverän<strong>der</strong>ungen,<br />
Augenverän<strong>der</strong>ung<br />
Inkubationszeit: Wochen bis Monate<br />
Die Erreger können beim Auftreten von<br />
Symptomen zum Beispiel aus Hautläsionen<br />
sofort nachgewiesen werden.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
17
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
18<br />
U NGARN<br />
Bewegung verschaffen können. Das Risiko,<br />
dass <strong>der</strong> Hund auf Nimmerwie<strong>der</strong>sehen<br />
verschwinden könnte, kalkulieren<br />
sie ein - einen neuen, in ihren<br />
Augen sogar "funktionstüchtigeren"<br />
(jünger, gesün<strong>der</strong>, leistungsstärker, aufmerksamer,<br />
verteidigungsbereiter etc.)<br />
Wachhund bekommen sie an je<strong>der</strong><br />
Straßenecke.<br />
RdT: Dann kennen diese Hunde<br />
vermutlich keine Leine?<br />
Karsten Plücker: Nein, daran gewöhnen<br />
wir sie erst im Tierheim. Zwar<br />
scheint sich das Spazierengehen mit<br />
seinem - wohlgemerkt - Rassehund an<br />
<strong>der</strong> Leine inzwischen auch in den ungarischen<br />
Städten einzubürgern, aber<br />
auf dem flachen Land gibt es solche<br />
Gepflogenheiten nicht. Hunde sollen<br />
einzig ihre Aufgabe, Haus und Gelände<br />
zu bewachen, erfüllen, und wenn sie<br />
ihre Funktion als Alarmanlage nicht<br />
mehr ausüben können, werden sie ausgetauscht.<br />
Ungarische Hunde kennen übrigens<br />
ebenfalls keine Treppen. Erstens sind<br />
die meistens Häuser auf dem Land<br />
ebenerdig und zweitens gestatten Ungarn<br />
ihren Hunden nicht, das Wohnhaus<br />
zu betreten. Weil ihnen dieses<br />
Verbot oft mit Schlägen<br />
eingetrichtert wird, traut sich<br />
ein ungarischer Hund in<br />
Deutschland selten, eine<br />
Türschwelle zu<br />
übertreten.<br />
An diese<br />
neuen<br />
Lebens-<br />
um<br />
Die Hundefängeranlage<br />
ständegewöhnen sich die<br />
"Auslän<strong>der</strong>"<br />
aber sehr<br />
schnell, problematischer<br />
da<strong>gegen</strong> kann es sein,<br />
wenn die neuen Besitzer dem "armem<br />
Kerl" mit zu viel Mitleid und Nachgiebigkeit<br />
begegnen.<br />
RdT: Aber ist es nicht nachvollziehbar,<br />
dass die Hunde ihrer<br />
neuen Familie aufgrund ihrer<br />
Vergangenheit leid tun können<br />
und sie ihnen alles Gute dieser<br />
Welt zu Pfoten legen möchte?<br />
Karsten Plücker: Aus menschlicher<br />
Sicht bestimmt, aber wichtig ist, welche<br />
Signale Sie damit für den Hund setzen.<br />
Auch ein Auslandshund, egal woher er<br />
kommt und was er durchgemacht hat,<br />
braucht eine liebevolle, aber eben<br />
doch sehr konsequente Bezugsperson.<br />
Gerade bei allein stehenden Frauen<br />
haben wir es schon einige Male erlebt,<br />
dass <strong>der</strong> Hund einen ausgeprägten Beschützerinstinkt<br />
entwickelte, nachdem<br />
ihm alles gestattet wurde. Natürlich beginnt<br />
<strong>der</strong> Hund seine Stellung zu genießen<br />
- vermutlich erfährt er das erste<br />
Mal in seinem Leben, was es heißt, geliebt<br />
und versorgt zu werden. Diesen<br />
Status wird er halten wollen und, je<br />
nach Veranlagung, auch vehementer<br />
verteidigen. Ganz wichtig, beson<strong>der</strong>s<br />
in den ersten drei Monaten: Klare Regeln<br />
setzen, Überschreitungen unterbinden<br />
und dem Hund ein souveräner<br />
Partner sein - das ist auch ein Ausdruck<br />
Ihrer Liebe zum neuen Familienmitglied.<br />
RdT: Neben "ausrangierten<br />
Wachhunden" versorgt Ihr Tierheimteam<br />
in Kiskunhalas die<br />
ganze Palette <strong>der</strong> Notfälle: Ehemalige<br />
Zuchthündinnen, ausgesetzte<br />
Welpen, Hunde<br />
aus Beschlagnahmungen und<br />
auch privat abgegebene <strong>Tiere</strong>,<br />
mit denen die Besitzer nicht<br />
(mehr) zurechtkommen. Was<br />
können Sie über diese Hunde<br />
hinsichtlich ihres Verhaltens und<br />
ihrer Gesundheit in <strong>der</strong> Regel in<br />
Erfahrung bringen?<br />
Karsten Plücker: Hilfreich sind die<br />
ersten Infos vom Hundefänger, wenn<br />
wir Hunde vom ihm bekommen o<strong>der</strong><br />
übernommen haben. Wo hat er die<br />
<strong>Tiere</strong> aufgegriffen, in welchem Zustand<br />
waren sie o<strong>der</strong> wer hat sie ihm gebracht,<br />
aus welchen Gründen, mit welchen<br />
Verletzungen, welcher Vorgeschichte<br />
etc. - das sind schon einmal<br />
wichtige Hinweise für uns.<br />
Bei Abgabehunden können wir, an<strong>der</strong>s<br />
als bei Fundhunden, natürlich vieles erfragen:<br />
Alter, bekannte Erkrankungen,<br />
Verletzungen, Ängste, Vorlieben, Verhalten<br />
und so weiter.<br />
Wie sich (grundsätzlich verträgliche)<br />
Hunde mit ihren Artgenossen arrangieren,<br />
zeigen sie uns im Tierheim,<br />
auch, ob sie den Umgang mit Kin<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> Katzen gewöhnt sind. Jedes Wochenende<br />
kommen Gassigänger ins<br />
Tierheim, mittlerweile gibt es ca. 30 Ehrenamtliche,<br />
die mit den Hunden spazieren<br />
gehen und sich mit ihnen beschäftigen.<br />
Bezogen auf mögliche Erkrankungen:<br />
Wir behandeln im Tierheim Kiskunhalas<br />
jeden Hund zwei Wochen lang prophylaktisch<br />
mit dem Antibiotikum Imizol<br />
(Babesiose) und dem Mikrofilarizid<br />
Advocate (<strong>gegen</strong> Filarien).<br />
Die Vorteile <strong>der</strong> Prophylaxe liegen auf<br />
<strong>der</strong> Hand: Weil oft erst nach einem halben<br />
Jahr Antikörper <strong>gegen</strong> Erreger im<br />
Blut nachweisbar sind, müssten wir in<br />
längeren Abständen Tests durchführen<br />
lassen - und auch sie wären nur bedingt<br />
aussagekräftig. Denn nach Kontakt<br />
mit einem Erreger ist <strong>der</strong> Titer im<br />
Körper lebenslang nachweisbar; nur<br />
wenn er extrem hoch ist, wissen wir,<br />
dass es sich um eine akute Infektion<br />
handelt (siehe Kästen S.17 und S.19).
Farah<br />
Durch unsere konsequent durchgeführte<br />
prophylaktische Behandlung<br />
sind alle Hunde, die wir vermitteln,<br />
clean - darüber hinaus ist <strong>der</strong> Hygienestandard<br />
in unserem Tierheim so<br />
hoch, dass wir im letzten Jahr gerade<br />
mal drei Hunde verloren haben. Einer<br />
erlag seinen Verletzungen und zwei<br />
Welpen waren schon zu geschwächt,<br />
um zu überleben.<br />
RdT: Welche Erkrankungen kommen<br />
in Ungarn vor?<br />
Karsten Plücker: Die so genannten<br />
Reisekrankheiten Babesiose, Anaplasmose,<br />
Ehrlichiose und Dirofilaria repens.<br />
Sie werden durch Zecken übertragen,<br />
Filarien durch Stechmücken (s.<br />
Kasten).<br />
Aber ganz wichtig dabei: Diese Infektionen<br />
kommen auch in Deutschland<br />
vor. Doch noch immer kann es passieren,<br />
dass deutsche Hunde mit klinischen<br />
Symptomen nicht sofort getestet<br />
werden, weil sie ja aus Deutschland<br />
kommen und/o<strong>der</strong> die Besitzer mit<br />
dem Tier nicht im Ausland waren. Wir<br />
haben kürzlich Notfälle mit chronischer<br />
Anaplasmose behandeln müssen, weil<br />
in <strong>der</strong> Tierarztpraxis keine entsprechenden<br />
Blutuntersuchungen durchgeführt<br />
wurden.<br />
Da<strong>gegen</strong> wird aber fast jedem Besitzer<br />
eines Auslandshundes geraten, erst<br />
einmal auf Reisekrankheiten testen zu<br />
lassen, ohne dass überhaupt Symptome<br />
vorliegen … das scheint mir nicht<br />
sehr logisch zu sein!<br />
Wichtig: Die Reisekrankheitentests<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Notfall aus unserem ungarischen<br />
Partnertierheim Kiskunhalas<br />
ist die mittelgroße Mischlingshün-<br />
din Farah (ca. 8 Jahre). Sie kam<br />
bereits 2007 ins Tierheim und ließ<br />
sich zu diesem Zeitpunkt nicht anfassen<br />
und reagierte ängstlich bis<br />
panisch auf alles Fremde. Ende<br />
2008 durfte sie auf eine Pflegestelle<br />
in eine nette Pflegefamilie umziehen<br />
und hat dort erstaunliche<br />
Fortschritte gemacht: Sie ist mitt-<br />
lerweile sehr aufgetaut und hat sich zu einer freundlichen, neugierigen und<br />
anhänglichen Hündin entwickelt. Wir suchen für Farah ein dauerhaftes Zuhause<br />
bei einfühlsamen Menschen, die ihr Sicherheit und Vertrauen vermitteln.<br />
Eine tolle Hündin, die es endlich verdient hat, ein glückliches Hundeleben<br />
zu führen!<br />
NOTFALL!<br />
müssen län<strong>der</strong>spezifisch sein. Es<br />
gibt in Spanien an<strong>der</strong>e Erreger als<br />
z.B. in Ungarn o<strong>der</strong> Griechenland.<br />
Die meisten Labore bieten inzwischen<br />
diese genauen Tests an. Es<br />
macht keinen Sinn einen Hund aus<br />
Ungarn auf spanische Erreger zu<br />
testen, die in Ungarn nicht vorkommen.<br />
Das Tierheim Kiskunhalas hat<br />
Karsten Plücker, Tierheimleiter<br />
<strong>der</strong> Wau-Mau-Insel in Kassel,<br />
weitgehend aus eigenen Mitteln<br />
finanziert.<br />
Dass die Arbeiten auf dem Gelände<br />
so kostengünstig wie möglich<br />
gehalten werden können,<br />
liegt auch an seinem verlässlichen,<br />
hochmotivierten ehrenamtlichen<br />
Team um Norbert<br />
Herzog und Hartmut Wöhner.<br />
Mit dabei bei dem aktuellen<br />
Einsatz waren außerdem Heiko<br />
Jung, Gerhard Schönfel<strong>der</strong><br />
und Ildiko Dirlewanger - vielen<br />
Dank für die großartige Arbeit.<br />
Wenn Sie das Tierheims Kiskunhalas<br />
mit Spenden<br />
unterstützen möchten, freuen<br />
wir uns sehr.<br />
Spendenkonto:<br />
KASSELER Sparkasse,<br />
Kto. 70700, BLZ 52050353<br />
homepage TH Kiskunhalas<br />
www.halasi-tierheim.repage6.de<br />
EHRLICHIOSE/ANAPLASMOSE<br />
U NGARN<br />
Fortsetzung von Seite 17<br />
Erreger: Ehrlichia canis (braune Hundezecke<br />
Überträger), Anaplasma phagocytophilum<br />
(Holzbock Überträger)<br />
Endemiegebiete: Ehrlichia canis: von Zentralfrankreich<br />
südwärts, alle Anrainerstaaten<br />
des Mittelmeers (inkl. Portugal, Kanaren)<br />
Anaplasma phagocytophilum: Schweden,<br />
Norwegen, Dänemark, England, Deutschland,<br />
Polen, Ungarn, Österreich, Nie<strong>der</strong>lande,<br />
Schweiz, Tschechien, Slowenien, Kroatien,<br />
Bulgarien, Frankreich, Nordspanien,<br />
Norditalien<br />
Klinik (bei beiden Infektionen):<br />
Akute Phase: 1.- 3. Woche: unspezifische,<br />
milde Symptomatik, möglich sind auch Fieberschübe<br />
bis 41 Grad, Lethargie, Anorexie,<br />
Nasen- und Augenausfluss<br />
Subklinische Phase: häufig über Monate<br />
dauernde milde Symptomatik, möglich jedoch<br />
ernsthafte Komplikationen wie Anämie,<br />
Gewichtsverlust, Blutungsneigung (Nasenbluten)<br />
Chronische Phase: In ca. 50% <strong>der</strong> Fälle<br />
kommt es zu Spontanblutungen (z.T. in die<br />
Schleimhäute), inneren Blutungen bedingt<br />
durch eine Thrombozytopenie<br />
Zusätzlich bei Anaplasmose: ZNS-Symptome<br />
als Folge von Blutungen, Lahmheiten<br />
durch Polyarthritis und Gelenkschwellungen<br />
DIROFILARIA REPENS<br />
In Europa sind fünf Filarienarten bekannt.<br />
Die Parasiten siedeln sich in <strong>der</strong> rechten<br />
Herzkammer an, von dort in den Arterien,<br />
die bis in die Lunge führen. Hunde, Füchse<br />
und Katzen sind Endwirte, Zwischenwirte<br />
sind Stechmücken<br />
Übertragung: Blutsaugende Stechmücken<br />
Endemiegebiete für Dorofilaria repens: Mediterraner<br />
Raum, Portugal, Kanaren, Balkan,<br />
sehr häufig Ungarn und Ukraine. Ein<br />
Fall für Deutschland beschrieben<br />
Klinik: Es können schmerzlose subkutane<br />
Knoten auftreten, die durch Anwesenheit von<br />
Adultwürmern verursacht werden (in seltenen<br />
Fällen nisten die A. auch in den Augen)<br />
Inkubationszeit: 1- 6 Monate<br />
Infos: "LABOKLIN aktuell" (Labor f. klinische<br />
Diagnostik, Bad Kissingen; www.laboklin.de)<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
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T IERE IN N OT<br />
Diese <strong>Tiere</strong> suchen ein schönes Zuhause<br />
Vor einiger Zeit wurden Bogi<br />
und Oliver als Notfälle aus unserem<br />
Partnertierheim Pecs<br />
nach Köln-Dellbrück gebracht.<br />
Tierheimleiter Bernd Schinzel<br />
sah die beiden alten Freunde,<br />
die fast ihr gesamtes Leben im<br />
ungarischen Tierheim verbracht<br />
hatten, und sagte spontan: "Und<br />
wie<strong>der</strong> sind zwei Hunde dem<br />
Glück ein Stück näher!"<br />
Wie schnell die <strong>Tiere</strong> ihr Glück<br />
dann wirklich mit Pfötchen greifen<br />
können, hängt immer auch<br />
von Ihnen ab. Sie sind diejenigen,<br />
auf die wir bauen; Sie kommen<br />
in unsere Tierheime - und<br />
Sie entscheiden, einem Tier ein<br />
neues Zuhause und einen Platz<br />
in Ihrem Herzen zu schenken.<br />
Toll, dass es Menschen wie Sie<br />
gibt!<br />
Henriette<br />
Sanfte Hündin mit harter Vergangenheit<br />
Henriette (5 Jahre) wurde aus <strong>der</strong> Tötungsanstalt in<br />
Brasov/Rumänien gerettet. Sie ist extrem anspruchslos<br />
und bescheiden, nimmt aber mit großer Dankbarkeit<br />
die kleinen Annehmlichkeiten ihres jetzigen Lebens,<br />
wie z.B. ein weiches Körbchen, an. Henriette mussten<br />
einige Zähne gezogen werden, und möglicherweise<br />
hat sie eine alte Schussverletzung in einem Bein. Sie ist<br />
eine ruhige, stille und beson<strong>der</strong>s liebe Hündin, die sehr<br />
verträglich und verspielt mit ihren Artgenossen ist. Wir<br />
wünschen uns für Henriette ein ruhiges Zuhause, in<br />
dem sie für alles, was sie bisher durchmachen musste,<br />
entschädigt wird. Kontakt: Mechthild Sody, s. unten.<br />
Von Welpenzeit an fristete <strong>der</strong> Schäferhundrüde sein Leben an <strong>der</strong> Kette<br />
neben einem Abflussrohr in einer Toreinfahrt. Mittlerweile lebt <strong>der</strong><br />
neunjährige Martin auf einer Pflegestelle im Hunsrück (Bild 2) und genießt<br />
zum ersten Mal das Leben in einer Familie. Er leidet unter einer<br />
chronischen Ohrenentzündung und hat dadurch verdickte Ohren bekommen,<br />
die allerdings in seiner imposanten Mähne gut versteckt<br />
sind. Außerdem hat er<br />
Arthrose, die ihn aber<br />
z.Z. nicht son<strong>der</strong>lich behin<strong>der</strong>t<br />
- im Gegenteil ist<br />
Martin vorher ...<br />
er recht bewegungsfreudig,<br />
flink und sehr gehorsam<br />
an <strong>der</strong> Leine. Für Martin stellen wir uns einen ruhigen Haushalt vor,<br />
gerne mit einer lieben Hündin. Er ist grundsätzlich freundlich zu Artgenossen,<br />
nur unkastrierte dominante Rüden findet er nicht "prickelnd", zu Katzen<br />
sollte er nicht. Martin ist im täglichen Ablauf unkompliziert. Er ist ein<br />
angenehm ruhiger Hund. Der Rüde ist kein Hund für eine Etagenwohnung,<br />
schön wäre es, wenn er in einem Haus mit eingezäuntem Garten leben<br />
könnte. Für den Schäferhund (mit Schutztrieb) sollten sich wirkliche Tierfreunde<br />
melden, die dem Rüden ein dauerhaftes, schönes Zuhause bieten<br />
können. Martin bindet sich mit Hingabe an seine Menschen. Kontakt: ... und nachher<br />
Mechthild Sody, Tel.: 06764-1502, Montag-Donnerstag erst ab 18.00 Uhr<br />
Lag 9 Jahre an <strong>der</strong> Kette!
Charline<br />
Pascha<br />
Die kleine Charline (1 Jahr) kam total verfilzt zu uns und musste erst<br />
einmal geschoren werden. Mittlerweile ist sie aber ein bildhübscher<br />
Wuschel geworden. Charline ist eine beson<strong>der</strong>s herzliche Hündin, die<br />
Fremden <strong>gegen</strong>über zunächst einmal unsicher und misstrauisch ist.<br />
Das macht ihre Vermittlung sehr schwierig, denn die meisten Interessenten<br />
erwarten, dass ein Hund auf sie zukommt. Aber das Gegenteil<br />
ist <strong>der</strong> Fall, sie zieht sich zurück. In ihrer vertrauten Umgebung, mit bekannten<br />
Menschen benimmt sich fast wie ein Welpe, immer auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach Spiel und Spaß mit Mensch und Hund. An ihrer Erziehung<br />
muss noch etwas gearbeitet werden, aber die wichtigsten Benimmregeln<br />
kennt sie. Bei einer fröhlichen temperamentvollen Familie wäre<br />
Charline sicher am besten aufgehoben. Haus und Garten wären<br />
schön, gerne könnte sie auch zu älteren Kin<strong>der</strong>n und als Zweithund gehalten<br />
werden. Wichtig ist nur, dass die neue Familie in <strong>der</strong> Anfangsphase<br />
Geduld aufbringt und die Erwartung an einen "per-<br />
Unsicher bei Fremden, anhänglich bei Freunden<br />
fekten Hund" etwas herunter schraubt. Mechthild Sody,<br />
Tel.: 06764-1502, Montag-Donnerstag erst ab 18.00 Uhr<br />
Kater mit Epilepsie<br />
Pascha (6 Jahre) ist<br />
ein verschmuster,<br />
verträglicher Kater,<br />
<strong>der</strong> Wohnungshaltung<br />
gewöhnt ist.<br />
Der Kater leidet unter<br />
Epilepsie, bekommt<br />
aber unter<br />
medikamentöser<br />
Einstellung nur<br />
noch selten einen<br />
kleineren Anfall.<br />
Kontakt: Tierheim<br />
Arche Noah in<br />
Stuhr (s. Seite 34).<br />
Pascha<br />
Pure Lebensfreude auf vier Pfoten<br />
T IERE IN N OT<br />
Die beiden Freundinnen hängen sehr aneinan<strong>der</strong> und werden<br />
nur gemeinsam vermittelt. Verschmuste, unproblematische<br />
Katzen, die nicht im Tierheim ihr Leben beschließen sollten.<br />
Clarence ist anfänglich ein wenig schüchtern, taut dann<br />
aber sehr schnell auf und bindet sich ebenso eng an ihre Bezugspersonen<br />
wie Vicky. Kontakt: Tierheim Arche Noah in<br />
Stuhr (s. Seite 34).<br />
Vicky Clarence<br />
15 Jahre alt und gesundheitlich fit<br />
Pascha ist 13 Jahre und noch voller Lebensfreude! Der unkastrierte<br />
Rüde verträgt sich mit Hündinnen gut, eignet sich aber besser als<br />
Einzelhund. Pascha hat Spondylose, allerdings beeinträchtigt ihn<br />
das nur wenig beim Laufen. Viel Bewegung braucht <strong>der</strong> sonst rüstige<br />
Senior nicht mehr, kurze Spaziergänge und ein eingezäunter<br />
Garten bei liebevollen Menschen wären genau das Richtige für<br />
ihn. Er ist verträglich mit Kin<strong>der</strong>n, aber nicht mit Katzen - und kann<br />
nicht alleine bleiben!<br />
Kontakt: Tierheim Arche Noah in Stuhr (s. Seite 34).<br />
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T IERE IN N OT<br />
Diese <strong>Tiere</strong> suchen ein schönes Zuhause<br />
Willi ist ein liebenswerter und bescheidener, alter Schäferhundrüde,<br />
<strong>der</strong> als Fundhund in einem sehr schlechten<br />
Zustand in die Wau-Mau-Insel kam. Er sieht und hört<br />
nicht mehr gut, sein Fell war sehr ungepflegt und seine<br />
Liegeschwielen zeugen<br />
davon, dass er sich<br />
nicht in ein kuscheliges<br />
Körbchen, son<strong>der</strong>n vermutlich<br />
auf harten Betonboden<br />
legen musste.<br />
Nach all seinen<br />
Entbehrungen möchte<br />
Willi im neuen Zuhause<br />
die ungeteilte Aufmerksamkeit<br />
seiner Besitzer<br />
genießen dürfen. Idealerweise<br />
ist sein neues<br />
Zuhause ebenerdig und<br />
verfügt über einen eingezäunten<br />
Garten.<br />
Kontakt: Wau-Mau-Insel<br />
Willi in Kassel (s. Seite 34).<br />
Alt, krank und einfach ausgesetzt!<br />
Barabella<br />
Chameur auf vier Pfoten<br />
Jackson ist ein äußerst liebenswerter und freundlicher<br />
Mischlingsrüde, <strong>der</strong> unter den Folgen eines<br />
alten Beckenbruchs zu leiden hat. Jackson hat glücklicherweise<br />
keine Schmerzen, aber es wird eine<br />
Weile dauern, bis er wie<strong>der</strong> belastungsfähig ist.<br />
Zur Zeit fallen seine Spaziergänge eher kurz aus.<br />
Seine zukünftigen Besitzer sollten darauf achten,<br />
dass er nicht überbelastet wird. Jackson eignet sich<br />
nicht für sehr sportliche Menschen, die mit ihrem<br />
vierbeinigen Begleiter an Marathonläufen o<strong>der</strong><br />
ähnlichen Aktivitäten teilnehmen wollen. Es ist bei<br />
Jackson davon auszugehen, dass er später unter<br />
Arthrosen leiden wird. Wir suchen aus diesem<br />
Grund für unseren Charmeur auf vier Pfoten ein<br />
ebenerdiges Zuhause mit möglichst wenigen Stufen.<br />
Kontakt: Wau-Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />
Bezaubernde Barabella<br />
mit Handicap<br />
sucht Menschen,<br />
die sie<br />
glücklich machen<br />
darf!<br />
Barabella ist eine<br />
reizende, freundliche<br />
Hündin, die recht jung und noch lange nicht ausgewachsen<br />
ist. Barabella kam mit einer deformierten Vor<strong>der</strong>pfote auf<br />
die Welt. Sehr wahrscheinlich muss ihr das Vor<strong>der</strong>bein amputiert<br />
werden, dies wird zur Zeit medizinisch abgeklärt. Wir suchen<br />
für Barabella ein ebenerdiges Zuhause bei Menschen, die<br />
idealerweise über ein Haus mit Garten verfügen und ihr ein<br />
weitestgehend ‚normales' Hundeleben ermöglichen. Das Hundeeinmaleins<br />
muss sie noch lernen. Kontakt: Wau-Mau-Insel in<br />
Kassel (s. Seite 34).<br />
Kam mit deformiertem Pfötchen auf die Welt<br />
Jackson
Jessi<br />
Blacky<br />
Pudelliebhaber aufgepasst<br />
Hat lange im Tierheim getrauert<br />
Jessi wurde als Welpe angeschafft und im Alter im Tierheim abgegeben.<br />
Sie ist eine entzückende Pudeldame, die einfach nur<br />
nett und unkompliziert ist. Sie versteht sich bestens mit Artgenossen<br />
und könnte sich auch mit Katzen im neuen Zuhause anfreunden.<br />
Lei<strong>der</strong> war Jessi medizinisch völlig unversorgt, als sie<br />
zu uns kam und hatte nicht einmal einen Impfausweis. Nun<br />
sucht die fidele Hundedame ein neues Zuhause bei Pudelliebhabern,<br />
die mit ihr durch Dick und Dünn gehen. Kontakt: Wau-<br />
Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />
Die Katze ist zu uns ins Tierheim<br />
gekommen, weil ihr Besitzer verstorben<br />
ist. Blacky hat sehr lange<br />
getrauert und sehnt sich nun nach<br />
einem liebevollen und eher ruhigen<br />
Zuhause bei einfühlsamen<br />
Katzenfreunden. Blacky benötigt<br />
etwas Zeit zur Eingewöhnung, hat<br />
man jedoch einmal ihr Herz erobert,<br />
zeigt sie sich nach anfänglicher<br />
Schüchternheit zutraulich<br />
und verschmust. Kontakt: Wau-<br />
Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />
Rosalia<br />
Langzeitinsassin mit eigenwilligem Charakter<br />
T IERE IN N OT<br />
Hopi ist eine liebenswürdige, etwas hochbeinige<br />
Dackelhündin, die schon etwas betagter, aber<br />
durchaus noch munter und aktiv ist. Hopi würde<br />
sich über ein ruhiges Zuhause bei Menschen freuen,<br />
die gemütliche Spaziergänge Gewaltsmärschen<br />
vorziehen. Eine nette Hundedame mit einem reizenden<br />
Wesen! Kontakt: Wau-Mau-Insel in Kassel<br />
(s. Seite 34).<br />
Hopi<br />
Rüstige Hundeseniorin<br />
Rosalia ist eigenwillige Katzendame mit sprödem Charme,<br />
die sich bei Fremden zurückhaltend verhält und erobert werden<br />
möchte. Rosalia wünscht sich ein Zuhause bei Menschen,<br />
die ihr Zeit und Geduld ent<strong>gegen</strong>bringen und bereit<br />
sind, sie so nehmen, wie sie ist. Eine echte Charakterkatze<br />
eben! Wenn ihr im neuen Heim die Möglichkeit geboten wird,<br />
auf Entdeckungstour durch den eigenen und Nachbars' Garten<br />
zu gehen, wird auch Rosalia endlich wie<strong>der</strong> glücklich<br />
sein! Kontakt: Wau-Mau-Insel in Kassel (s. Seite 34).<br />
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T IERE IN N OT<br />
Diese <strong>Tiere</strong> suchen ein schönes Zuhause<br />
Eine Seele von Hund<br />
Chippy<br />
Ivana<br />
Die super liebe an<strong>der</strong>thalbjährige<br />
Mischlingshündin Ivana ist eine Seele<br />
von Hund. Lei<strong>der</strong> verletzte sie sich<br />
bei einem Unfall am rechten Auge so<br />
stark, dass es entfernt werden muss,<br />
wenn die Entzündung abgeklungen<br />
ist. Außerdem leidet sie noch an Arthrose<br />
im Knie. Auch da ist zu geeigneter<br />
Zeit eine Arthroskopie nötig, um<br />
die Ablagerungen zu entfernen und<br />
Ivana ein schmerzfreies Laufen zu ermöglichen.<br />
Nun suchen wir für diese<br />
liebe Hündin aufgrund ihres eingeschränkten<br />
Gesichtsfeldes und ihrer<br />
Knieprobleme ein ruhiges und liebevolles<br />
Zuhause. Kontakt: Tierschutzzentrum<br />
(s. Seite 34).<br />
Chippy, <strong>der</strong> große<br />
schwarze Mischlingsrüde<br />
ist gerade mal ein<br />
halbes Jahr alt und hat<br />
schon so viel Schlimmes<br />
erfahren müssen. Durch<br />
einen Unfall wurde sein linkes Vor<strong>der</strong>bein schwer verletzt. Chippy versuchte, sich<br />
auf dem versehrten Unterschenkel beim Laufen abzustützen. Dadurch entstanden<br />
offene Wunden, und die Gefahr einer Infektion war sehr groß. Zudem hätte sich<br />
bei dieser unnatürlichen Haltung Chippys Knochenbau auf Dauer völlig deformiert.<br />
Das verletzte Bein wurde hier in Deutschland vollständig amputiert. Der junge<br />
Rüde kommt schon wenige Tage nach <strong>der</strong> Operation sehr gut damit zurecht. Wir<br />
suchen für den total verschmusten und liebebedürftigen Chippy ein liebevolles,<br />
ebenerdiges Zuhause. Ein eingezäunter Garten am Haus wäre das Tüpfelchen<br />
auf dem i. Kontakt: Tierschutzzentrum (s. Seite 34).<br />
Dreibeiner Hund mit großer Lebensfreude<br />
Der heute fünf Monate alten Hündin wurde bei einem<br />
Unfall auf Rumäniens Straßen <strong>der</strong> linke Hinterlauf ausgekugelt.<br />
Auch hier konnte nur durch eine Operation eine<br />
lebenswerte Zukunft ermöglicht werden.<br />
Aufgrund ihrer schlimmen Erfahrungen ist Goldfee immer<br />
noch sehr schüchtern. Deshalb suchen wir für die<br />
liebe kleine Hündin verständnisvolle und geduldige<br />
Tierfreunde mit viel Zeit, ebenerdiger Wohnung und<br />
eingezäuntem Garten.<br />
Von einem freundlichen Ersthund könnte Goldfee viel<br />
lernen.<br />
Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen (s. Seite 34).<br />
Unzertrennliche Freunde<br />
Die beiden Hunde kamen vor ca. einem Jahr ins<br />
Tierheim und haben sich schnell angefreundet. Die<br />
Zuneigung zueinan<strong>der</strong> geht soweit, dass einer das<br />
Futter verweigert, wenn <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e spazieren geführt<br />
wird. Der Rüde Jack ist neun Jahre alt und die<br />
Hündin Laika fünf. Weil die beiden so sehr aneinan<strong>der</strong><br />
hängen, vermitteln wir die Hund nur gemeinsam<br />
in ein gutes, neues Zuhause.<br />
Kontakt: TH Hage (s. Seite 34).<br />
Autounfall auf Rumäniens Straßen<br />
Jack & Laika<br />
Goldfee
Tammy<br />
Misu<br />
Läuft gerne am Fahrrad<br />
Will die Welt entdecken<br />
Anton<br />
Der agile Deutsch-Drahthaarrüde sitzt lei<strong>der</strong> schon länger im Tierheim<br />
und wurde schon mehrmals als Nottier vorgestellt! Das ist sehr bedauerlich,<br />
denn Anton ist ein bewegungsfreudiger, an seiner Umgebung sehr<br />
interessierter Hund, <strong>der</strong> eine optimale Bereicherung für eine aktive,<br />
sportliche Familie wäre. Der Rüde ist 5,5 Jahre alt und wurde abgegeben,<br />
weil seine Besitzerin erkrankte. Anton wird nur in hundeerfahrene<br />
Hände vermittelt. Kontakt: Tierheim Hage (s. Seite 34).<br />
Tammy (2,5 Jahre) ist eine aktive<br />
und temperamentvolle (ca. kniehohe)<br />
Schäfermixündin. Sie ist<br />
temperamentvoll, agil und sehr<br />
lernwillig - beste Voraussetzungen<br />
für eine unternehmungslustige<br />
Familie, die sich eine Bereicherung<br />
durch einen Hund in<br />
ihrem Leben vorstellen könnte.<br />
Tammy sollte mit ihren neuen<br />
Menschen die Hundeschule besuchen,<br />
um noch einige Kleinigkeiten<br />
zu lernen. Die Hündin<br />
bleibt ungerne alleine und wird<br />
nur in Haushalte mit schon älteren<br />
Kin<strong>der</strong>n vermittelt. Kontakt:<br />
Tierheim Hage (s. Seite 34).<br />
Tolle Hündin, mag aber keine Kin<strong>der</strong> und Kleintiere<br />
T IERE IN N OT<br />
Aus Bibis (2,5 Jahre) Vergangenheit wissen wir<br />
wenig: Die überaus ängstliche Hündin kommt<br />
aus Rumänien und ist im Tierheim noch sehr<br />
zurückhaltend und scheu. Doch Bibi profitiert<br />
mittlerweile schon von <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>der</strong> Hundetrainerin<br />
und könnte als Zweithündin gehalten<br />
werden. Die neuen Besitzer sollten mit<br />
sehr viel Einfühlungsvermögungen an Bibi<br />
herantreten und ihr genügend Zeit zur Entwikklung<br />
lassen.<br />
Kontakt: Tierheim Hage (s. Seite 34).<br />
Bibi<br />
Misu ist eine sehr sportliche, intelligente<br />
Hündin, die aktive Menschen mit viel<br />
Ängstliche Junghündin<br />
Hundeerfahrung sucht. Sie ist sehr lieb<br />
und anhänglich und kann auch mal eine<br />
Stunde alleine bleiben, fährt gerne Auto und gehorcht sehr gut. Eigentlich<br />
ist sie ein Malinois im Kleinformat, hat großen Spaß beim Hundesport und<br />
zeigt sich da sehr talentiert.<br />
Misu ist lei<strong>der</strong> nicht mit jedem Hund verträglich, und wenn sie ohne Leine läuft,<br />
muss man sie genau im Auge haben.<br />
Mit einem souveränen Rüden könnte sie gut zusammenleben. Eine beson<strong>der</strong>e<br />
Schwäche hat die Hündin für Wasser. Vielleicht hat da ja auch mal ein Neufundlän<strong>der</strong><br />
eine Rolle gespielt...?<br />
Kontakt: Franziskus-Tierheim in Hamburg (s. Seite 34)<br />
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T IERSCHUTZPOLITIK II<br />
STUMMER FRÜHLING IN DEUTSCHLAND<br />
... UNTERLAUFEN DEN TIERSCHUTZ<br />
SCHON JEDE ACHTE VOGELART VOM AUSSTERBEN BEDROHT<br />
Deutschlands Vögeln geht es<br />
nicht gut. Von den 260 heimischen<br />
Vogelarten stehen rund<br />
110 Arten bereits auf <strong>der</strong> Roten<br />
Liste <strong>der</strong> Brutvögel Deutschlands,<br />
rund jede achte Art ist<br />
gar vor dem Aussterben bedroht.<br />
Die Hauptursachen des Artenrückgangs<br />
sind hinreichend bekannt:<br />
eine intensiv betriebene<br />
Landwirtschaft und ein anhaltend<br />
hoher Flächenverbrauch.<br />
Einen unverkennbaren Einfluss auf die<br />
Artenzusammensetzung hat auch <strong>der</strong><br />
zunehmend spürbare globale Klimawandel.<br />
So konnte eine Langzeitstudie<br />
des Max-Planck-Instituts für Ornithologie<br />
in Radolfzell zeigen, dass beispielsweise<br />
Singvogelbestände aufgrund <strong>der</strong><br />
klimatischen Verän<strong>der</strong>ungen rund um<br />
den Bodensee deutlich zurückgehen.<br />
Beson<strong>der</strong>s beunruhigt waren Tierfreunde,<br />
als im Mai dieses Jahres deutsch-<br />
Das <strong>Bund</strong>eslandwirtschaftsministerium kündigte Anfang Juli<br />
nicht ohne Stolz an, dass Libyen seinen Markt für deutsche<br />
Rin<strong>der</strong> und Rindfleischprodukte<br />
öffnen werde. Die Veterinärdienste<br />
bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> hätten bereits entsprechende<br />
Vereinbarungen getroffen.<br />
Mag diese Maßnahme für eine bestimmte<br />
Klientel aus wirtschaftlichen<br />
Gründen erwägenswert sein<br />
- für die lebend transportierten<br />
Rin<strong>der</strong> bedeutet dies einen qualvollen<br />
tage- und wochenlangen<br />
Transport, <strong>der</strong> mit einer betäubungslosen<br />
Schlachtung <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
in Libyen endet!<br />
landweit einige Zehntausend Singvögel,<br />
zumeist Grünfinken, an künstlichen<br />
Futterstellen starben. Die Ursache<br />
des Massensterbens war bald<br />
gefunden: Die Vögel verendeten an Trichomonaden,<br />
also einzelligen Geißeltierchen.<br />
Diese Form <strong>der</strong> Erkrankung ist<br />
bei Greifvögeln und Tauben als "Gelber<br />
Knopf" bekannt und kann zu großen<br />
Verlusten führen.<br />
Für die Singvögel kommt als Trichomo-<br />
naden-Infektionsquelle neben dem direkten<br />
Kontakt <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> untereinan<strong>der</strong><br />
vor allem Trinkwasser an Futterstellen<br />
in Frage. Da an solchen Sammelpunkten<br />
<strong>der</strong> Vögel die Gefahr <strong>der</strong> Krankheitsübertragung<br />
beson<strong>der</strong>s groß ist,<br />
kann Tierfreunden nur geraten werden,<br />
Vogeltränken im heimischen Garten regelmäßig<br />
zu reinigen, das Wasser täglich<br />
auszutauschen o<strong>der</strong> die Tränken<br />
vorerst gänzlich zu entfernen.<br />
Ilse Aigner will deutsche Rin<strong>der</strong> auf Langzeit-<br />
Transporte nach Libyen schicken !<br />
bmt KRITISIERT ANKÜNDIGUNG DER BUNDESLANDWIRTSCHAFTSMINISTERIN SCHARF<br />
Damit rückt die <strong>Bund</strong>esregierung von ihrer tierschutzfreundlichen<br />
Marschroute ab, Langzeittransporte zu vermeiden. Bereits<br />
2002 hat <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />
Ausschuss <strong>der</strong> EU-Kommission<br />
für Tiergesundheit und Tierschutz<br />
festgestellt, dass aus Tierschutzgründen<br />
Transportzeiten so kurz<br />
wie möglich gehalten werden sollten,<br />
weil das Wohlbefinden <strong>der</strong><br />
<strong>Tiere</strong> umso mehr abnehme, je länger<br />
die Reise dauere.<br />
Der bmt hat umgehend Landwirtschaftsministerin<br />
Aigner aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
die Vereinbarung mit Libyen<br />
zu korrigieren.<br />
Text: Torsten Schmidt
Glücklich vermittelt ...<br />
Wie Kater Tiger <strong>der</strong> beste Freund von Jacky wurde<br />
Hündin aus rumänischer<br />
Tötungsstation gerettet ...<br />
Als <strong>der</strong> Hundefänger die Hündin in den Straßen von Brasov aufgriff und in <strong>der</strong> städtischen Tötungsstation<br />
ablieferte, schien ihr Schicksal besiegelt - so wie vor ihr Tausende Hunde ihr Leben in <strong>der</strong> "City Hall"<br />
beschlossen hatten, weil ihr einziger Fehler darin bestand, ein Straßenhund zu sein…<br />
Dass Jacky die Tötungsstation lebend verlassen konnte, ist<br />
<strong>der</strong> engagierten Arbeit des Teams von Cristina Lapis und<br />
dem bmt zu verdanken. Regelmäßig kontrolliert das Tierheim<br />
in Brasov die "City-Hall-Hunde", versorgt sie mit Futter<br />
und Wasser und kann viele Hunde durch Aufnahme ins<br />
Tierheim retten.<br />
So auch Jacky. Die ca. fünf Jahre alte Hündin wurde vom<br />
bmt u.a. für die Vermittlung<br />
in Deutschland ausgewählt<br />
und reiste mit klopfendem<br />
Herzen Richtung Ruhrgebiet.<br />
Hier hatte Dagmar<br />
Weist, Leiterin <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
Issum, einen<br />
Pflegeplatz für Jacky ausfindig<br />
gemacht.<br />
Und während die Hündin<br />
diese aufregenden Stationen<br />
durchlief, wurde bei<br />
Waltraud Wählisch in Viersen<br />
ein Wunsch immer<br />
stärker: Einem Hund zu<br />
helfen, <strong>der</strong> Schreckliches<br />
erlebt hatte. Sieben herren-<br />
lose Katzen hatten die<br />
65jährige Rentnerin und<br />
ihr Mann bereits bei sich<br />
aufgenommen, doch <strong>der</strong> Traum, das Katzenrudel durch einen<br />
netten Hund zu ergänzen, war bislang nicht in die Tat<br />
umgesetzt worden. Zu groß die Furcht, dass sich <strong>der</strong> Hund<br />
als nicht katzenverträglich herausstellen und die Harmonie<br />
unter den Samtpfötchen empfindlich stören<br />
würde.<br />
Sie besprach sich mit Dagmar Weist, mit <strong>der</strong><br />
sie sich im Forum von "Tier TV" angefreundet<br />
hatte - und die Geschäftsstellenleiterin kam<br />
sofort auf ihren Neuzugang, die sanfte und<br />
verträgliche Hündin Jacky.<br />
Waltraud Wählisch und ihr Mann haben sich mit<br />
<strong>der</strong> geretteten Hündin Jacky ihren Traum erfüllt<br />
G ST I SSUM<br />
Und sie schien recht zu behalten: Mutig nahm die Hündin<br />
den Garten in Augenschein und ignorierte die Katzen, die<br />
ihrerseits die "Neue" aus sicherem Abstand begutachteten.<br />
Eine größere Herausfor<strong>der</strong>ung war indes das Hausinnere<br />
für Jacky: Ängstlich mied sie die Küche, die Treppen und<br />
war partout nicht zu überreden, das Haus durch die Eingangstür<br />
zu verlassen….bis Waltraud Wählisch auf die Idee<br />
kam, durch die Garagentür<br />
zu gehen.<br />
Inzwischen sind über drei<br />
Monate vergangen und die<br />
Nachbarn sprechen Waltraud<br />
Wählisch immer wie<strong>der</strong><br />
auf Jackys erstaunliche<br />
Entwicklung an. Schlich sie<br />
noch die ersten Tage mit<br />
eingezogener Rute geduckt<br />
neben ihrem Frauchen die<br />
Straße entlang, läuft sie<br />
heute entspannt und freudig<br />
neben ihr her. Vor Autos<br />
und beson<strong>der</strong>s Lkw´s hat<br />
sie weiter großen Respekt -<br />
eine <strong>der</strong> prägenden Erfahrungen<br />
von Straßenhunden,<br />
für die Wachsamkeit<br />
im Verkehr lebensrettend ist.<br />
Zu ihren besten Freunden gehört Tiger. Der rote Kater hatte<br />
sich angewöhnt, die Hündin überschwänglich zu begrüßen,<br />
wenn sie die gefürchteten Autofahrten überstanden<br />
hatte. "Das war für beide wie Weihnachten", sagt Waltraud<br />
Wählisch lächelnd, "vermutlich nahm Jacky bei unseren ersten<br />
Ausflügen an, dass sie fortgebracht werden sollte - darum<br />
diese riesige Freude beim Heimkommen." Aber mittlerweile<br />
hat Jacky auch diese Angst abgelegt: Sie ist nicht<br />
nur für Kater Tiger zu einem unentbehrlichen Familienmitglied<br />
geworden.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
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Löwenkopf-Mix Gerrit<br />
Von Claudia Bioly, Tierheim Wau-Mau-Insel in Kassel<br />
Die Kleintierproblematik in deutschen Tierheimen nimmt drastische Ausmaße an. Alleine das Kasseler<br />
Veterinäramt stellte im ersten Halbjahr 2009 insgesamt 194 <strong>Tiere</strong> sicher, davon 176 Kleintiere, 5 Hunde<br />
und 13 Katzen. Zuletzt wurden im Juni im Rahmen einer Wohnungsräumung 25 Zwergkaninchen und<br />
zwei Kleinpapageien sichergestellt.<br />
Im Juli kamen noch einmal 8 Zwergkaninchen,<br />
2 Nymphensittiche und ein<br />
einsames Chinchilla-Weibchen hinzu.<br />
Die Tierhalterin Petra S. hatte diese <strong>Tiere</strong><br />
vor den Behörden versteckt und zum<br />
Teil bei Bekannten untergebracht bzw.<br />
in einem Koffer herumgetragen. Der<br />
Kasseler Amtsveterinär erteilte nun<br />
auch Petra S. ein Tierhalteverbot. Da<strong>gegen</strong><br />
möchte Frau S. allerdings juristisch<br />
vorgehen mit <strong>der</strong> Begründung,<br />
dass sie nicht verheiratet und die <strong>Tiere</strong><br />
für sie Kin<strong>der</strong>ersatz seien.<br />
Dass sich die <strong>Tiere</strong> in einem verwahrlosten<br />
Allgemeinzustand befanden,<br />
zahlreiche Bissverletzungen aufwiesen<br />
und das Fell insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Langhaar-<br />
und Angorakaninchen voller,<br />
zum Teil handtellergroßer, Filzplatten<br />
war, wurde von <strong>der</strong> Halterin nicht wahrgenommen.<br />
Die Kleintiere wurden in einem 1-Zimmer-Appartment<br />
gehalten. Weil keines<br />
kastriert war, kam es zu heftigen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
unter den geschlechtsreifen<br />
<strong>Tiere</strong>n. Auch im Tierheim<br />
mussten wir einzelne <strong>Tiere</strong> aus<br />
Kleingruppen herausnehmen, da sie<br />
sich mit ihren Artgenossen nicht vertrugen.<br />
Dieser Fall zeigt nur allzu deutlich, wohin<br />
vermeintliche Tierliebe führen<br />
kann. Bei Petra S. folgte ein Tier dem<br />
nächsten, so dass schließlich alle in be-<br />
engten und nicht artgerechten Verhältnissen<br />
leben mussten. Die Halterin war<br />
mental und finanziell nicht mehr in <strong>der</strong><br />
Lage, den <strong>Tiere</strong>n eine ausreichende<br />
medizinische Versorgung zukommen<br />
zu lassen...<br />
Die hohe Anzahl <strong>der</strong> in Kassel sichergestellten<br />
<strong>Tiere</strong> verdeutlicht, dass die<br />
Zahl <strong>der</strong> in Not geratenen <strong>Tiere</strong> gerade<br />
unter den Kleintieren noch einmal<br />
deutlich angestiegen ist - und tendenziell<br />
noch weiter ansteigen wird. In Zeiten,<br />
in denen in Baumärkten <strong>Tiere</strong> wie<br />
Angorakaninchen Anastasia<br />
ein Satz Schraubendreher verkauft<br />
o<strong>der</strong> von nicht geschultem Personal in<br />
Zoofachgeschäften an unwissende<br />
Tierbesitzer abgegeben o<strong>der</strong> über die<br />
Zeitung bzw. Internet verschenkt werden,<br />
rücken die Bedürfnisse <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> in<br />
den Hintergrund, und <strong>der</strong> Tierschutzaspekt<br />
bleibt völlig außer Acht. Für die<br />
<strong>Tiere</strong> ist letztendlich eine Sicherstellung<br />
durch Amtsveterinäre oft Rettung in<br />
allerletzter Sekunde.<br />
Immer mehr abgegebene Kleintiere in<br />
WENN AUS TIERLIEBE<br />
TIERQUÄLEREI WIRD<br />
Wid<strong>der</strong>kaninchen Hagman<br />
Für die Tierheime bedeuten Sicherstellungen<br />
in diesen Größenordnungen eine<br />
enorme zusätzliche Belastung, denn<br />
häufig bleiben die Tierschützer auf ihren<br />
zahlreichen Schützlingen "sitzen".<br />
Und selbstverständlich beanspruchen<br />
<strong>der</strong> Pflegeaufwand und die medizinische<br />
Versorgung dieser häufig kranken<br />
<strong>Tiere</strong> sehr viel Zeit seitens des knappen<br />
Tierheimpersonals, das nun noch mehr<br />
<strong>Tiere</strong> im Arbeitsalltag versorgen muss -<br />
übrigens Zeit, die an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>n abhanden<br />
geht.<br />
Umso wichtiger ist es, dass dieses Thema<br />
stärker in die Öffentlichkeit getragen<br />
wird und Konsequenzen gefor<strong>der</strong>t<br />
werden. Entsprechend hat <strong>der</strong> bmt im<br />
August 2009 seine Kampagne für ein<br />
Verkaufsverbot von Kleintieren in Baumärkten<br />
ins Leben gerufen. Ein Großteil<br />
<strong>der</strong> in den Tierheimen abgegebenen<br />
<strong>Tiere</strong> stammt aus Baumärkten.<br />
Wer einen Blick in den Anzeigenteil <strong>der</strong>
mt-Tierheimen<br />
Lokalzeitung wirft, sieht mit Schrecken,<br />
wie häufig Haustiere o<strong>der</strong> auch Exoten<br />
samt Zubehör zu Dumpingpreisen den<br />
Besitzer wechseln. Oft werden sie sogar<br />
an den Nächstbesten verschenkt.<br />
Der Hessische Tierschutzpreis, <strong>der</strong> jedes<br />
Jahr von dem Hessischen Umweltministerium<br />
an Privatinitiativen verliehen<br />
wird, wird in diesem Jahr an den<br />
Verein Kaninchenrettung e.V. überreicht<br />
- auch dies kann als Hinweis auf die zunehmende<br />
Kleintierproblematik im<br />
deutschen Tierschutz gedeutet werden.<br />
Unsere Kaninchen-Notfälle:<br />
Langhaar-Mix Floh, männlich, kastriert,<br />
Sicherstellung. Lei<strong>der</strong> war sein<br />
Allgemeinzustand nicht sehr gut. Floh<br />
wies zahlreiche Bissverletzungen auf,<br />
ein Auge musste ihm entfernt werden.<br />
Floh kommt mit dieser Behin<strong>der</strong>ung jedoch<br />
gut zurecht und sucht nun ein Zuhause<br />
bei Kaninchenfreunden und in<br />
Gesellschaft eines netten Kaninchenmädchens.<br />
Zwergkaninchen Tammy, weiblich,<br />
Sicherstellung. Tammy ist eine attraktive<br />
Kaninchendame, die nach vielen<br />
Entbehrungen nun ein Zuhause bei<br />
Kaninchenfreunden und in Gesellschaft<br />
eines kastrierten Kaninchenbocks<br />
sucht.<br />
Löwenkopf-Mix Gerrit, männlich,<br />
kastriert, Sicherstellung. Gerrit ist ein<br />
freundlicher und zutraulicher Kaninchenbock,<br />
<strong>der</strong> sich im neuen Zuhause<br />
über die Gesellschaft eines netten Kaninchenmädels<br />
freuen würde.<br />
Wid<strong>der</strong>kaninchen Hagman,<br />
männlich, kastriert, Abgabekaninchen.<br />
Hagman ist zusammen mit seinem Bru<strong>der</strong><br />
Payman abgegeben worden, nachdem<br />
die Kin<strong>der</strong> das Interesse an dem<br />
als Kin<strong>der</strong>spielzeug angeschafften Nager<br />
verloren hatten. Lei<strong>der</strong> fristeten die<br />
beiden noch längere Zeit ein trauriges<br />
Dasein ohne Zuwendung, so dass die<br />
Folgen noch heute bei Hagman zu spüren<br />
sind, denn er kann es nicht leiden,<br />
angefasst zu werden und beißt in Be-<br />
drängnis<br />
zu. Hagmanwürde<br />
sich<br />
Langhaar-Mix Floh<br />
über ein<br />
Zuhause bei kaninchenerfahrenen<br />
Menschen freuen, die über ein großes<br />
Außengehege verfügen.<br />
Angorakaninchen Anastasia,<br />
weiblich, Sicherstellung. Anastasia ist<br />
eine liebenswerte Kaninchendame, die<br />
bisher kein schönes Leben hatte. Anastasia<br />
leidet unter einer Hornhautver-<br />
BUNDESWEITE bmt-KAMPAGE<br />
FÜR EIN VERKAUFSVERBOT VON<br />
KLEINTIEREN IN BAUMÄRKTEN!<br />
Am 3. August startete <strong>der</strong> bmt mit<br />
seiner Plakatkampagne. Die drei<br />
Motivposter wurden jeweils für zwei<br />
Die Aktion des LV Bayern auf dem<br />
Viktualienmarkt in München<br />
Wochen in fünf deutschen Städten<br />
ausgestellt. Hamburg, Berlin, Frankfurt,<br />
Köln und München waren vom<br />
bmt als Demonstrationsstandorte<br />
ausgewählt worden. Die Geschäftsstellen<br />
und Tierheime begleiteten die<br />
Plakatierung mit eigenen Aktionen,<br />
u.a. auf ihren Tierheimfesten. So demonstrierte<br />
zum Beispiel <strong>der</strong> Landesverband<br />
Bayern mit seiner Leiterin<br />
Ewa Gara und ihrer Mitarbeiterin Dr.<br />
Anja Reißberg im Juli auf dem Viktu-<br />
TH WAU-MAU-INSEL<br />
Zwergkaninchen Tammy<br />
letzung an beiden Augen. In ihrem<br />
neuen Zuhause wünscht sie sich einen<br />
freundlichen Bock als Partner.<br />
alienmarkt<br />
in München.<br />
Hier bmt-Plakat in Hamburg<br />
verkauft<br />
<strong>der</strong> ansässige Baumarkt noch Kleintiere.<br />
Das Team des Landesverbandes<br />
gab die zur Kampagne gehörenden<br />
Tüten "Spontankauf kommt bei<br />
<strong>Tiere</strong>n nicht in die Tüte" an Passanten<br />
weiter. Die Aktion kam sehr gut an,<br />
die bmt-Mitarbeiter erhielten viel Zustimmung.<br />
Ende August wie<strong>der</strong>holte<br />
Dr. Jörg Styrie mit seinem Landesverband<br />
Berlin die Aktion in Berlin-Reinickendorf.<br />
Ehrenamtliche unterstützen die Kampagne<br />
in Berlin<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
29
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
30<br />
T IERSCHUTZZENTRUM<br />
Als Cindy noch als namenlose Hündin auf<br />
Rumäniens Straßen unterwegs war, ahnte<br />
sie noch nicht, welche Lebensaufgabe auf<br />
sie im fernen Deutschland warten würde.<br />
Seit Monaten kommentiert Cindy nun alles,<br />
was im Tierschutzzentrum so vor sich geht:<br />
Sie freut sich für ihre Artgenossen, wenn sie<br />
ein schönes Zuhause gefunden haben und<br />
begrüßt alle tierischen Neuzugänge mit<br />
dem ihr eigenen Charme.<br />
“Hundeglück auf acht Pfoten”<br />
Mein Leben in Pfullingen und Lichtenstein ist wirklich sehr<br />
spannend. Tagsüber habe ich meinen Job im Tierheim, <strong>der</strong><br />
mich vollkommen ausfüllt. Abends freue ich mich auf mein<br />
kuscheliges Plätzchen zu Hause, meinen vollen Napf, jede<br />
Menge Streicheleinheiten und die Balgereien mit Sheila (Anmerkung<br />
<strong>der</strong> Redaktion: Tierheimleiterin Petra Zipp hat Cindy<br />
bei sich aufgenommen). Wir sind übrigens die besten<br />
Freunde geworden, aber das dauerte seine Zeit. Nun ist es<br />
auch ganz sicher, dass ich von dort nie mehr weg muss.<br />
Ich wurde kurz nach meiner Ankunft im neuen Zuhause ziemlich<br />
krank. Ständig war ich müde und schlapp und meine<br />
Haare konnte Frauchen büschelweise rausziehen. Ich wollte<br />
einfach nur meine Ruhe. Doch gutes Futter<br />
und eine leckere Vitaminpaste halfen<br />
mir allmählich wie<strong>der</strong> auf die Beine. Ich<br />
schlief mich regelrecht gesund.<br />
Als meine Lebensgeister zurückgekehrt<br />
waren, hielt es mich nicht länger als notwendig<br />
im Büro. Es war meine Pflicht,<br />
mich endlich den an<strong>der</strong>en Vierbeinern<br />
im Tierheim vorzustellen und dabei<br />
gleichzeitig so ganz nebenbei zu erwäh-<br />
nen, dass ich eine Security-Ich-AG gegründet<br />
hatte. Mein Job war es von nun<br />
an, zu schauen, dass alles "im grünen<br />
Bereich" war, wie Frauchen immer sagt.<br />
Ich wackelte also so oft es ging hinüber ins Tierheim und sah<br />
nach dem Rechten. Dabei traf ich auch alte Bekannte aus Rumänien<br />
wie<strong>der</strong>. Zwei von ihnen waren Fleur und Frodo, kleine<br />
Rumixrüden. Sie wollen wissen, was ein Rumix ist? Na, ein<br />
rumänischer Mischling, ist doch klar. Während unserer<br />
“Pressehündin”<br />
... WIE FLEUR, FRODO, PAULCHEN UND WUS<br />
Gabriele Rudolph, Mitarbeiterin im Tier- Bei ihrer Aufnahme im Tierheim: Fleur und Frodo ...<br />
schutzzentrum, hat Cindys Geschichten aufgeschrieben.<br />
Einmal soll - und natürlich nur<br />
mit Einverständnis <strong>der</strong> Pekinesenmixhündin - aus den bezaubernden, realen Storys<br />
ein Büchlein werden. Einen Vorgeschmack geben wir Ihnen auf diesen Seiten.<br />
... und jetzt ein unzertrennliches<br />
Team mit Familie Hermann!<br />
Unterhaltung verrieten sie mir, dass es ihnen<br />
hier viel besser ging, als in unserer alten<br />
Heimat. Das konnte ich nur bestätigen.<br />
Fleur und Frodo waren nicht mehr<br />
die Jüngsten, und bisher hatte sich niemand<br />
für sie interessiert. Sie schwärmten<br />
von ihren Gassigehern, doch noch viel lieber<br />
hätten sie ein richtiges Zuhause mit Menschen<br />
für sich ganz allein. Beide hatten sich aufgrund<br />
ihres gemeinsamen Schicksals angefreundet. Und<br />
deswegen hatte Frauchen beschlossen, sie zusammen in eine<br />
Pflegefamilie zu geben. Na wenigstens etwas.<br />
Doch stellen Sie sich vor, manchmal geschehen noch Wun<strong>der</strong>.<br />
Da kommen Menschen ins Tierheim und suchen speziell<br />
nach solchen Pechvögeln, die vorher<br />
keiner wollte. Diesen Menschen ist es<br />
egal, ob <strong>der</strong> Hund alt o<strong>der</strong> vielleicht sogar<br />
behin<strong>der</strong>t ist. Ist das nicht toll?<br />
Und solch ein Wun<strong>der</strong> geschah auch<br />
hier in Pfullingen. Die Tür ging auf und<br />
zwei strahlende Gesichter fragten, ob es<br />
solche Hunde hier auch gäbe. Uns allen<br />
blieb das Herz vor Freude stehen. Unser<br />
Tierarzt stellte den netten Zweibeinern<br />
Fleur und Frodo vor.<br />
"Gehen Sie doch einfach ein Stück mit<br />
ihnen spazieren."<br />
Nach einiger Zeit öffnete sich erneut die Tierheimtür. Nur<br />
diesmal konnte man in vier strahlende Gesichter blicken.<br />
"Das passt! Wir nehmen sie beide. Und am liebsten würden<br />
wir sie gleich mit nach Hause nehmen." Frodo und Fleur<br />
konnten ihr Glück kaum fassen. Aber sie hatten geduldig<br />
darauf gewartet.
Cindy erzählt ...<br />
EL EIN NEUES ZUHAUSE FANDEN<br />
“Pressehündin”<br />
Cindy<br />
Paulchen und Wusel traurig im Tierheim ...<br />
Liebe Leser, die folgende<br />
Geschichte zwingt die Skeptiker<br />
unter Ihnen vielleicht zu<br />
einem Stirnrunzeln - nein,<br />
ich veräpple Sie keinesfalls.<br />
Es ist wirklich geschehen, ich<br />
war Zeuge.<br />
Anfang April wurden zwei Katzen in<br />
unserem Tierheim abgegeben, Paulchen<br />
und Wusel, sieben und fünf Jahre alt. Es gibt<br />
immer wie<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>, die im Tierheim extrem leiden, an<strong>der</strong>e<br />
finden sich besser damit ab.<br />
Paulchen und Wusel gehörten zur ersten Gruppe und dort zu<br />
den beson<strong>der</strong>s schweren Fällen.<br />
Die Beiden wollten keinen Kontakt, we<strong>der</strong> zu ihren vierbeinigen<br />
Mitbewohnern, noch zu den zweibeinigen Dosenöffnern.<br />
Entwe<strong>der</strong> saßen sie apathisch in einer Ecke, o<strong>der</strong> was häufiger<br />
geschah, sie verkrochen sich auf dem Dach des Freigeheges.<br />
Von dort ließen sich das rote Paulchen und Wusel we<strong>der</strong><br />
durch gutes Zureden noch durch Leckerbissen<br />
herunterlocken.<br />
Für Paulchen war das Leben im Tierheim so schlimm, dass er<br />
nach einigen Wochen einen schweren psychischen Zusammenbruch<br />
erlitt. Keiner von uns hatte<br />
noch einen Funken Hoffnung.<br />
Mit weit aufgerissenen Augen und gebrochenem<br />
Herzen lag er eines Tages<br />
schwer atmend da und nahm von seiner<br />
Umgebung nichts mehr wahr. In Gedanken<br />
verabschiedeten wir uns schon<br />
traurig von ihm. Doch unsere Tierärztin<br />
entschied: Paulchen bekommt eine<br />
”Daaaaaa gibts Fressen .... !”<br />
“Die Wie<strong>der</strong>auferstehung<br />
des Herrn P. !”<br />
P FULLINGEN<br />
... und glücklich im neuen Zuause!<br />
Chance! Täglich kam sie ein- bis zweimal, um nach ihm zu<br />
sehen. Auch alle an<strong>der</strong>en Zweibeiner kümmerten sich rührend<br />
um ihn. Paulchen wurde in einer geräumigen Box jeden<br />
Tag auf die Terrasse getragen, damit er frische Luft schnappen<br />
konnte. Eine nette Zweibeinerin setzte sich davor und verwöhnte<br />
ihn mit Streicheleinheiten. Und Paulchen begann,<br />
sich wie<strong>der</strong> für seine Umwelt zu interessieren.<br />
Nach fünf Tagen voller Bangen und Hoffen stellte ihn die Tierärztin<br />
kurzerhand auf den Boden. Und siehe da - Paulchen<br />
machte die ersten wackligen Schritte. Er hatte sich entschieden,<br />
uns doch noch nicht zu verlassen.<br />
Für sein geschwächtes Herz gab es eine Medizin. Doch nachdem<br />
die Ernährung aus <strong>der</strong> Spritze abgesetzt wurde, stellte<br />
Paulchen die Tierpfleger erneut vor ein Problem - er wollte<br />
selbständig nichts fressen. Nun gab es nur eins, Paulchen<br />
brauchte schnellstens eine zweibeinige Familie, die ihn liebevoll<br />
wie<strong>der</strong> aufpäppelte. Und wir fanden sie!<br />
Am glücklichsten war natürlich Wusel. Denn als es Paulchen<br />
besser ging, durften sie gemeinsam in eine Pflegestelle umziehen.<br />
Von dort erreichen uns bereits Berichte (Paulchen und<br />
Wusel treten dort als Herr P. und Frau W. auf), die belegen,<br />
wie gut Herr P. in <strong>der</strong> Zwischenzeit wie<strong>der</strong> auf den Pfoten ist.<br />
Nachdem er im Tierheim sogar Hühnchenfleisch und Rin<strong>der</strong>herz<br />
konsequent abgelehnt hatte,<br />
konnte er dem überaus köstlichen Tatar,<br />
das die neuen Dosenöffner in seinen<br />
Napf füllten, nicht wi<strong>der</strong>stehen.<br />
Nun ist endlich Paulchens und Wusels<br />
großer Taum in Erfüllung gegangen. Sie<br />
habe ihre ganz eigene Familie, und wie<br />
wohl sich die beiden fühlen, sieht man<br />
auf den Fotos…<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
31
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
32<br />
TH KÖLN-DELLBRÜCK<br />
Übler Fall von Tierquälerei<br />
Wie Lucky gerade<br />
noch einmal mit dem<br />
Leben davonkam ...<br />
Lucky - das bedeutet glücklich. Mit dieser Bedeutung<br />
Lucky im neuen Zuhause<br />
konnte <strong>der</strong> Labrador-Mischling Lucky bis zur letzten<br />
Woche allerdings noch nicht sehr viel anfangen, denn in den fünf Monaten seines Lebens hatte er vom<br />
Glück noch nicht viel gesehen.<br />
Lucky wurde Opfer schlimmster Tierquälerei. Man hatte ihn Anfang August im wahrsten Sinne geknebelt<br />
und gefesselt und an einem Kölner Friedhof ausgesetzt.<br />
Als man ihn<br />
fand, trug er einen<br />
engen<br />
Hierin sollte Lucky ersticken<br />
Maulkorb und<br />
saß auf zwei<br />
Plastiktüten, in<br />
denen er zuvor<br />
"verpackt" worden<br />
war. Welch<br />
ein Glück, dass<br />
er sich aus ihnen<br />
befreien<br />
konnte. Nicht<br />
auszudenken, was passiert wäre, wenn er in <strong>der</strong> Mittagshitze<br />
immer noch in den Tüten eingesperrt gewesen wäre.<br />
Lucky befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Er war bis<br />
auf die Rippen abgemagert, hatte lange Krallen und stand<br />
kurz vor dem Verdursten. Wir brachten das Häufchen Elend<br />
sofort zu unserer Tierärztin, die ihn an den Tropf legte. Zu diesem<br />
Zeitpunkt waren wir nicht sicher, ob er es überhaupt<br />
schaffen würde.<br />
Aber <strong>der</strong> kleine Mann war unglaublich stark und schon nach<br />
24 Stunden kehrten seine Lebensgeister zurück. Er sprang an<br />
<strong>der</strong> Leine herum und freute sich des Lebens. Dank seines gesegneten<br />
Appetits hatte er nach ein paar Tagen auch schon<br />
wie<strong>der</strong> ein wenig Speck auf den Rippen.<br />
Kaum hatte er sich hier im Tierheim eingewöhnt, da drehte<br />
sich sein Leben schon wie<strong>der</strong> um 180 Grad. Denn es gab jemanden,<br />
dem <strong>der</strong> schwarze Hund nicht mehr aus dem Kopf<br />
gegangen war.<br />
Seine Fin<strong>der</strong>in, Frau Fischer, hat das Schicksal von Lucky einfach<br />
nicht mehr losgelassen. Bereits als sie ihn hier abgab,<br />
deutete sie an, dass sie ihn gerne übernehmen würde. Nur<br />
wenige Tage später machte sie Ernst und holte ihn zu sich<br />
nach Hause.<br />
Das war <strong>der</strong> Startschuss in Luckys neues Leben. Binnen weniger<br />
Stunden hatte er mit Zweithund Susi Freundschaft geschlossen<br />
und auch seine zweibeinigen Besitzer in Windeseile<br />
um seine schwarzen Pfoten gewickelt. Mittlerweile hat er<br />
Bekanntschaft mit allen Nachbarshunden gemacht, Frauchen<br />
auf die Arbeit begleitet und sich sogar schon einen Platz im<br />
Bett ergaunert.<br />
Jetzt gerade, nur ein paar Tage nach seinem Einzug, liegen<br />
Susi und er zusammen auf einer Decke im Garten und genießen<br />
den sonnigen Spätsommer.<br />
Und man mag meinen, es wäre nie etwas Schlimmes passiert.<br />
Lucky - das heißt glücklich. Jetzt kennt er die Bedeutung dieses<br />
Wortes.<br />
Eben erfahren wir, dass es einen Tatverdächtigen geben soll!<br />
Der betreffende Mann hatte bereits 2008 einen Dobermann<br />
im Tierheim Köln-Dellbrück abgegeben, <strong>der</strong> in einem ähnlich<br />
schlechten Gesundheitszustand war. Das Strafverfahren ist<br />
schon eingeleitet worden.<br />
Text: Sylvia Hemmerling<br />
Foto oben: Christian Ohlig<br />
Gleich nach <strong>der</strong> Rettung: Versorgung beim Tierarzt
Aktuelle Meldung<br />
Bürgermeister im rumänischen Brasov lenkt ein!<br />
ENDLICH HOFFNUNG FÜR<br />
DIE HUNDE VON BRASOV!<br />
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns diese gute Nachricht, die wir unbedingt an Sie weiter geben<br />
möchten: Endlich gibt es Hoffnung für die Straßenhunde von Brasov.<br />
Der Bürgermeister sicherte uns zu, keine Fangaktionen von<br />
Straßenhunden außerhalb <strong>der</strong> Stadt mehr durchzuführen.<br />
Gleichfalls sterben keine Hunde mehr in <strong>der</strong> städtischen<br />
Tötungsanlage - auch hier sind alle Tötungsaktionen sofort<br />
gestoppt worden.<br />
Darüber hinaus haben die Mitarbeiter <strong>der</strong> rumänischen<br />
Tierschutzorganisation von "Millions of Friends" (Brasov)<br />
und des bmt innerhalb <strong>der</strong> Tötungsstation<br />
ungehin<strong>der</strong>ten Zugang<br />
zu allen Hunden. Damit<br />
Sie sehen, in welchem Umfang<br />
Hilfe nötig ist, die Zahlen aus<br />
dem August: 151 Hunde hat das<br />
Tierheim Brasov allein in diesem<br />
einen Monat aus <strong>der</strong> Tötungsstation<br />
aufnehmen können -<br />
100 warten noch in <strong>der</strong> städtischen<br />
Anlage, bis Plätze im Tierheim<br />
frei werden.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Hunde werden nur dann noch auf Anfor<strong>der</strong>ung aus <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
von den Mitarbeitern <strong>der</strong> Stadtverwaltung eingefangen.<br />
Weil viele Hunde sich bei Verkehrsunfällen<br />
schwere Verletzungen zuziehen, an denen sie ohne tiermedizinische<br />
Versorgung oft sterben, dient diese Maßgabe<br />
dem Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>.<br />
Das Tierheim kann außerdem bei Notfalleinsätzen ein<br />
Team <strong>der</strong> Stadtverwaltung anfor<strong>der</strong>n.<br />
Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Bürgermeister, in<br />
denen es um die Schließung <strong>der</strong> Tötungsanlage und die<br />
Zusammenarbeit mit "Millions of Friends" in einem gemeinsamen<br />
Tierheim geht.<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Tierschützer: Ein fester Vertrag mit <strong>der</strong> Stadt,<br />
in <strong>der</strong> die jetzige Vorgehensweise bindend festgehalten<br />
und das gemeinsame Tierheimprojekt als Ziel verankert<br />
wird.<br />
Unsere große Bitte<br />
an Sie!<br />
Liebe Tierfreunde, wir benötigen<br />
jetzt dringend Ihre<br />
Hilfe! Das Tierheim Brasov<br />
steht vor einer großen<br />
Aufgabe: Zu seinen 220<br />
Gerettete Hunde im Tierheim Brasov<br />
In den nächsten Tagen<br />
sollen noch einmal 100<br />
Hunde aus <strong>der</strong> städtischen<br />
Anlage ins Tierheim umziehen<br />
- und dann im<br />
Schnitt 20 bis 30 Hunde pro<br />
Woche. Ohne Ihre Unterstützung,<br />
wie durch Spenden<br />
und/o<strong>der</strong> die Aufnahme<br />
eines Hundes, können<br />
wir diese Mammutaufgabe<br />
kaum bewältigen!<br />
A USLANDSTIERSCHUTZ<br />
Ausgezerrter Junghund<br />
Retten<strong>der</strong> Abtransport<br />
Hunden hat es in den letzten<br />
Wochen 310 Hunde aus <strong>der</strong><br />
Tötungsstation aufgenommen.<br />
Viele sind sehr abgemagert,<br />
krank und benötigen tierärztliche<br />
Versorgung und gutes<br />
Futter. Außerdem müssen sie<br />
geimpft und kastriert werden.<br />
Sofortversorgung im Tierheim<br />
Brasov durch Dr. Uwe Wagner<br />
und Kerstin Nowitzke (bmt)<br />
Spendenkonto<br />
Ausland, Stichwort “Hunde Brasov”<br />
Frankfurter Sparkasse<br />
Konto 847 275, BLZ 500 502 01<br />
Mehr Infos: www.bmt-auslandstierschutz.de<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
33
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
34<br />
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />
VORSTAND<br />
1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />
Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -23, Fax (07121) 820 17 -18<br />
<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />
Bernd Stephan, Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />
61348 Bad Homburg<br />
Tel. (06172) 138 80 26, Fax (06172) 23 691<br />
<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />
LANDESVERBÄNDE<br />
B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />
MIT 10 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />
Leiterin (TH): Petra Zipp<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />
Leiterin: Ewa Gara<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />
Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />
Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />
„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />
Leiter (TH): Frank Weber<br />
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />
(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />
Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />
Leiter (TH): Christian Werner<br />
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />
2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />
Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />
Leiter (TH): Karsten Plücker<br />
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />
Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />
Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />
Rumänien und Ungarn<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />
LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />
(www.tierheim-arche-noah.de)<br />
Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />
Leiter (TH): Stefan Kirchhof,<br />
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />
2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />
Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />
Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenverwaltung durch das<br />
Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel<br />
3. Geschäftsstelle Norden<br />
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />
LV NRW<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />
Leiterin: Dagmar Weist<br />
Drosselweg 15, 47661 Issum<br />
Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />
Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />
WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />
Mike Ruckelshaus<br />
(mike.ruckelshaus@web.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />
Torsten Schmidt<br />
(torsten.schmidt@bmt-tierschutz.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, An <strong>der</strong> Kirsebek 3,<br />
24376 Kappeln, Tel. (04642) 922 407, Fax (04642) 922 714<br />
Claudia Lotz (Redakteurin)<br />
(lotzcl@nexgo.de)<br />
Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />
Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />
(huglichterfeld@gmx.de)<br />
Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />
Tel. (02045) 23 54<br />
www.bmt-tierschutz.de
Hunde bei 53 Grad<br />
im Auto eingesperrt<br />
Für die Polizei ging es<br />
nicht um "Leben und<br />
Tod"<br />
Für Werner Wolf aus Waiblingen<br />
ein klarer Notfall:<br />
Seit ca. 1,5 Stunden sind<br />
Hunde in einem sonnenerhitzten<br />
Auto eingesperrt,<br />
die Fenster einen kleinen<br />
Spalt geöffnet. Sein erster<br />
Notruf erfolgt bei <strong>der</strong> Polizei<br />
<strong>gegen</strong> 14.00 Uhr am<br />
25. April 2009, den zweiten Anruf tätigt er bereits zehn Minuten<br />
später, weil er Lebensgefahr für die vermutlich dehydrierten<br />
Hunde vermutet. Und zu Recht: 53 Grad Spitzentemperatur<br />
misst <strong>der</strong> herbeigerufene Tierarzt im Innenraum<br />
des Wagens.<br />
Werner Wolf erbittet ein<br />
"beschleunigtes Anfahren",<br />
doch für die Polizei geht es,<br />
laut eigener Aussage, trotz<br />
<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Umstände<br />
nicht um "Leben o<strong>der</strong> Tod"<br />
und trifft schließlich 45 Minuten<br />
nach dem ersten<br />
Notrufein. Das Zerschlagen<br />
<strong>der</strong> Scheibe, als Maßnahme<br />
gedacht, den <strong>Tiere</strong>n<br />
schnell zu helfen,<br />
untersagt die Polizei am Telefon mit Hinweis auf Sachbeschädigung.<br />
Die tatsächlich stark dehydrierten Hunde überlebten nach<br />
Einschätzung des Tierarztes diese Strapazen nur, weil sie<br />
jung und in guter Allgemeinverfassung waren. Der bmt hat<br />
vom Polizeipräsidenten <strong>der</strong> Stadt Ulm eine Erklärung zu diesem<br />
Vorfall erbeten.<br />
Die spätere Beschwerde von Werner Wolf an den Polizeipräsidenten<br />
<strong>der</strong> Stadt Ulm wird zurückgewiesen. Zitat: "Von<br />
den Beamten wurde festgestellt, dass an dem Fahrzeug ein<br />
Fenster leicht geöffnet war, die eingesperrten Hunde Wasser<br />
hatten und offensichtlich wohl auf waren (…)."<br />
KATALOG UND INFOS<br />
Katalogbestellung und Infos zu<br />
Ferienhäusern, Buchungen<br />
und vielem mehr:<br />
Agentur lodgiNG<br />
Natalie Leneweit,<br />
Fasanenweg 6, 24616 Brokstedt<br />
Tel: 04324/8827-80, Fax: 81<br />
und unter: www.urlaubshund.de, info@urlaubshund.de<br />
Z U GUTER L ETZT<br />
URLAUB MACHEN UND<br />
TIEREN HELFEN!<br />
Reiseagentur lodgiNG<br />
unterstützt Franziskus-Tierheim<br />
Könnte es sein, dass Ihr Hund urlaubsreif ist? Sich den Ostseewind<br />
um die Nase wehen lassen möchte o<strong>der</strong> doch die<br />
Almwan<strong>der</strong>ungen durch Österreichs Bergwelt vorzieht?<br />
Für alle (menschlichen und tierischen) Bedürfnisse hat<br />
Natalie Leneweit einen Katalog mit Ferienhäusern zusammengestellt,<br />
die sie mit ihrem Bearded-Collie u.a. auf<br />
Hundetauglichkeit testet. Higgins nimmt seine Aufgabe<br />
dabei sehr ernst, schließlich sollen sich seine Artgenossen<br />
in den Ferien genauso wohl fühlen wie <strong>der</strong>en Besitzer.<br />
Für Zwei- und Vierbeiner das Optimum schaffen, das ist<br />
das Motto <strong>der</strong> Inhaberin von lodgiNG. Die kleine Reiseagentur<br />
in Brokstedt (bei Hamburg) kümmert sich mit viel<br />
persönlichem Engagement darum, dass die "schönsten<br />
Wochen" des Jahres auch wirklich zu den schönsten für<br />
Hund und Frauchen/Herrchen werden - in ihrem neuen<br />
Katalog haben Urlauber denn auch die Qual <strong>der</strong> Wahl:<br />
Reetdachhäuser auf Rügen, rustikale Blockhütten in Österreich,<br />
Bauernhäuser in Nie<strong>der</strong>sachsen und zauberhafte<br />
Ferienhäuser an den weitläufigen, oft einsamen Stränden<br />
Dänemarks.<br />
Agentur-Mitarbeiter Higgins steuert die Infos zum Wohlbefinden<br />
für seine Kumpels bei: Gibt es Hundestrände,<br />
Auslaufgebiete, Möglichkeiten zum Schwimmen und zum<br />
Stelldichein mit an<strong>der</strong>en Hunden? O<strong>der</strong> für die nicht ganz<br />
so kontaktfreudigen Vierbeiner auch weniger frequentierte<br />
Strandabschnitte, Wan<strong>der</strong>wege durch Feldmark und<br />
Wäl<strong>der</strong>?<br />
Natalie Leneweit ist nicht nur die Inhaberin dieser ganz beson<strong>der</strong>en<br />
Reiseagentur - sie ist auch überzeugte<br />
Tierfreundin. Schon 2008 hat sie mit einer Spendenaktion<br />
den bmt unterstützt und die Aktion in<br />
diesem Jahr wie<strong>der</strong>holt: Vom 1. Juni bis 31. Juli<br />
gingen 5 Euro von je<strong>der</strong> Buchung an den bmt. Dieses<br />
Mal zugunsten des Franziskus-Tierheims in<br />
Hamburg, das gerade den Bau mehrerer zusätzlicher<br />
Hundezwinger fertig gestellt hat und sich<br />
über die tolle Unterstützung von 450 Euro sehr<br />
freut. Herzlichen Dank!<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2009<br />
35
„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />
<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />
Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />
Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />
UNSERE KANINCHEN BRAUCHEN FREUNDE - UNSERE KANINCHEN BRAUCHEN SIE!<br />
Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />
ÜBERREICHT VON:<br />
Im Rahmen unserer Baumarkt-Kampagne<br />
möchten wir Ihnen noch einmal die vielen<br />
Kleintiere ans Herz legen, die in unseren<br />
Tierheimen auf ein neues und liebevolles Zuhause<br />
warten.<br />
Bitte schauen Sie in unseren Tierheimen<br />
(Adressen s. Seite 34) vorbei und lassen Sie<br />
sich von unseren Mitarbeitern über die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> kleinen Nager beraten.<br />
Die Übernahme eines <strong>Tiere</strong>s aus einem Tierheim<br />
ist zudem ein aktiver Beitrag zum Tierschutz.<br />
Herzlichen Dank!<br />
werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />
(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />
Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />
spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />
Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />
PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />
Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />
Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />
(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)<br />
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.