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Franz Stelzhamer (1802-1874)

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Filmbegleitheft zum <strong>Stelzhamer</strong>-Video<br />

Bildungs- und Medienzentrum für Oberösterreich<br />

Reinhard Strauch und Freimut Rosenauer<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> (<strong>1802</strong>-<strong>1874</strong>)<br />

Zwischen Sonne und Schatten<br />

Zum 200. Geburtstag von <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong>,<br />

dem Schöpfer der o.ö.Landeshymne<br />

Laufzeit ca. 20 Minuten auf DVD<br />

1


Einsatzbereich: VS, HS und Unterstufe der AHS<br />

Inhalt des Videos: Das Video will in Form der<br />

Semidokumentation die Sonnen- und Schattenseiten des<br />

o.ö. Mundartdichters schülergerecht vermitteln.<br />

Ausgehend von der echten o.ö. Landtagsdokumentation<br />

1952 soll der Zuseher <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> anhand von<br />

Episoden aus seinem Leben kennen lernen. Die im<br />

<strong>Stelzhamer</strong>-Video vorkommenden Personen werden von<br />

Laienschauspielern der Mettmacher Passionsspiele<br />

dargestellt. Die Namen der Hofbeamten in Wien und<br />

München sind erfunden.<br />

Biographie in Kürze: <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> wurde am<br />

29.11.<strong>1802</strong> als siebtes und letztes Kind im Siebengütl,<br />

Großpiesenham, Pramet, im Bundesland O.Ö. geboren.<br />

Die Eltern Johann und Maria <strong>Stelzhamer</strong>, geb.Hofstetter,<br />

waren ärmliche Kleinhäusler und übten das<br />

Schneiderhandwerk aus. Die Eltern, die Lehrer und der<br />

Pfarrer erkannten bald, dass <strong>Franz</strong> ein äußerst talentiertes<br />

Kind war und schickten ihn zum Studium nach Salzburg.<br />

Er enttäuschte seine Eltern vorerst nicht, er blieb Primus.<br />

Doch nach der unglücklichen Liebe zu Antonie<br />

Nicoladoni in Salzburg ließen seine schulischen<br />

Leistungen nach und die Künstlernatur setzte sich durch.<br />

Er brach mehrmals das Studium ab (Jus in Graz und<br />

Wien, Theologie in Linz ), versuchte sich auch als Maler,<br />

widmete sich aber dann ganz der Literatur.<br />

In all diesen Jahren litt er unter finanziellen<br />

Schwierigkeiten, aber seine Eltern - vornehmlich die<br />

Mutter – standen auch in Notsituationen und<br />

Enttäuschungen zu ihm.<br />

2


1837 wurden die Lieder in obderennsischer<br />

Volksmundart gedruckt, was für ihn den ersten<br />

Durchbruch bedeutete.<br />

Eine unglückliche 1. Ehe (1845) - er verlor Tochter<br />

Caroline und Frau Barbara Reyß, sie starben wohl aus<br />

Kummer und Not - und viele Misserfolge drückten ihn<br />

fast an den Abgrund des Daseins.<br />

Es sei aber hier auch erwähnt, dass damals die<br />

Kindersterblichkeit sehr hoch war und es das heutige<br />

Krankenkassensystem noch nicht gab.<br />

Anerkennung wurde ihm durch Adalbert Stifter (1805-<br />

1868) und Peter Rosegger (1843-1918) zuteil.<br />

Seine dichterische Bedeutung liegt in der Mundart, wo er<br />

Großartiges geleistet hat (Soldat’nveder, A’hnl und<br />

Königin Not). Er schrieb aber auch Hochsprachliches<br />

und Zeitkritisches zum Jahr 1848 und man täte ihm<br />

sicher Unrecht, verbände man seine Dichtung nur mit<br />

sentimentaler Mutter- und Naturliebe und Zechgesängen,<br />

die ihm zwar viel Ruhm und Berühmtheit einbrachten,<br />

aber nicht sein ganzes Geistespotential zeigen.<br />

Im Alter von 66 Jahren ( 1868) heiratete er die Lehrerin<br />

Therese Böhm-Pammer, die ihm noch zwei Kinder<br />

schenkte, Josef Lucian und Rosalia. Der Staat ehrte den<br />

großen Literaten mit einer Künstlerpension.<br />

Seinen Lebensabend verbrachte er in Henndorf bei<br />

Salzburg, wo er auch am 14.7.<strong>1874</strong> verstarb und<br />

begraben wurde.<br />

3


Hintergrundinformationen und Erläuterungen<br />

Wer das landschaftlich reizvolle Innviertel kennen lernen<br />

will, kommt an <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> nicht vorbei. Erst wenn<br />

man seine Werke kennt, versteht man die selbstbewusste<br />

Lebensart und gewinnt Land und Leute zwischen Inn und<br />

Hausruck lieb.<br />

Feste feiern, verbunden mit Theaterspiel und Musizieren,<br />

stehen bei den Innviertlern hoch im Kurs. So lebte auch<br />

der Künstler nach diesem Lebensprinzip und blieb ihm<br />

treu, was ihn aber zeitlebens in Konflikt mit den<br />

Anforderungen der Gesellschaft brachte.<br />

1952 erhob der o.ö. Landtag „Hoamatland“ zur<br />

Landeshymne, der einzigen in Mundart.<br />

In der Zeit seiner höchsten Schaffenskraft war er ständig<br />

unterwegs, vielfach zu Fuß, um Verleger zu finden.<br />

Stuttgart, München und Wien – teure Städte, und<br />

Verleger verkehrten in höherer Gesellschaft und sollten<br />

nicht erkennen, dass er an Geldnot litt. Kurzfristige<br />

Anstellungen als Hauslehrer und Schauspieler halfen<br />

einigermaßen darüber hinweg.<br />

Aber oft schickte er auch Bettelbriefe heim, so z.B. aus<br />

Passau, wo er unverschuldeterweise in Geldnot geraten<br />

war und festgehalten wurde. Sein altes Müaderl ging über<br />

zehn Stunden zu Fuß nach Passau und löste ihn aus. Ihr<br />

hat er auch ein bleibendes Denkmal im Gedicht „Mein<br />

Müaderl“ gesetzt.<br />

4


Adalbert Stifter, der große o.ö. Erzähler, war anfänglich<br />

sein Freund, wie die Szene auch zeigt. Doch alsbald<br />

stellten sich Gegensätze ein. Stifter korrigierte einige<br />

seiner Schriften, und da <strong>Stelzhamer</strong> keine Kritik vertrug,<br />

kühlte ihr Verhältnis ab. Er hätte zu dieser Zeit beste<br />

Chancen gehabt, hoher Landesbeamter zu werden, wenn<br />

sein Lesebuch approbiert worden wäre. Sein Naturell war<br />

aber aufbrausend und er konnte und wollte keine<br />

Änderungen in seinem Entwurf vornehmen.<br />

Dadurch wurde dieses Lesebuch nie herausgegeben.<br />

Adalbert Stifter wurde Landschulrat für O.Ö.- heute<br />

würde man Landesschulinspektor sagen.<br />

Viele Menschen verstanden und verstehen seine<br />

Lebensweise nicht. Verdiente er Geld durch einige<br />

Lesungen, so war es im Nu wieder in seinen Händen<br />

zerronnen.<br />

Als unverantwortlich stellen viele Mitbewohner von<br />

damals wie auch heute seine Lebensweise hin, wenn sie<br />

über seine erste Familie sprechen.<br />

Dem ist entgegenzuhalten, dass ein Künstlerleben nicht<br />

mit einem normalen bürgerlichen Leben zu vergleichen<br />

ist. Hätte z.B. <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> seinem Erstwunsch zu<br />

Folge das Priesterstudium erfolgreich beendet, so wäre er<br />

Pfarrer in O.Ö. geworden, und niemand würde<br />

wahrscheinlich heute seinen Namen kennen. Vielen<br />

großen Künstlern erging es in Geldangelegenheiten<br />

ähnlich wie <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> (z.B. Mozart ..)<br />

Was sein Verhalten bezüglich seiner ersten Familie<br />

betrifft, meint der <strong>Stelzhamer</strong>-Biograph Braumann:„ Wie<br />

oft doch bleiben auf den Spuren mancher Großer ihnen<br />

nahestehende Menschen als Opfer auf der Strecke!“<br />

5


Einige Auszüge aus seinen bekanntesten<br />

Gedichten<br />

Mein Müaderl<br />

I mag wiadáwöll sein,<br />

(= wie auch immer)<br />

I mag wiadáwöll wern,<br />

Mein Müaderl, des alt,<br />

had mi dená nuh gern!<br />

,n Müadern eahn Herz<br />

Is án ewigá Brunn,<br />

Und so warm geht´s dávan<br />

Wiar in Moa vo dá Sunn. (= Mai)<br />

Und wann i mi änder,<br />

Wann i bráv wir und frum:<br />

Zwegn dá Muadá is´s g´schehá,<br />

Sist kehrt mi neamd um.<br />

(= sonst kann mich niemand bessern)<br />

In diesem Gedicht setzte <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> seiner Mutter<br />

ein ewiges Denkmal. Als alte Frau nahm sie den<br />

beschwerlichen Fußmarsch nach Passau auf sich, um<br />

ihren <strong>Franz</strong> aus der schändlichen Schuldhaft zu befreien.<br />

1838 verstarb seine vielgeliebte Mutter, sie wollte im<br />

Sarg auf seinen Briefen gebettet sein<br />

6


Dá blüaháde Kerschbám<br />

Allweil kreuzlusti<br />

Und trauri gar nia,<br />

I steh da wiar á Kerschbám<br />

In ewigá Blüah.<br />

Enk freili wárn d´Kerschen<br />

Schon liaber als d´Blüah,<br />

Aber lost´s, die kloan´ Keferl<br />

Und andern liabn Tier!-<br />

Die wurln und woiseln<br />

(= wimmeln und summen)<br />

Auf mir umádum,<br />

Habn eahn Gscháft und eahn<br />

Kurzweil<br />

Und singán sumsum.<br />

Und eahná Sumsum<br />

Is net gscheidt, is net dumm,<br />

Is net sündt, is net frumm, (= sündhaft)<br />

Aber eahn is halt drum.<br />

Indem sich der Dichter mit einem blühenden Kirschbaum<br />

vergleicht, will er zeigen, dass wunderschöne, aber<br />

scheinbar nutzlose Zeitabschnitte des Lebens ebenso<br />

wichtig sind wie erreichte Ziele.<br />

7


Wissensteil (Grundlage für Schülerarbeitsteil)<br />

<strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong>, geb. 29. Nov. <strong>1802</strong> in Großpiesenham,<br />

Pramet, O.Ö.,besucht auch dort die Volksschule<br />

1804 Österreich wird Kaiserreich, der Doppeladler wird<br />

sein Symbol<br />

1805 Adalbert Stifter (Dichter und Förderer von<br />

F. <strong>Stelzhamer</strong>) wird in Oberplan (Böhmen) geboren<br />

Napoleon in Ried i. I., das 1810 Sitz der französischen<br />

Landesregierung wird.<br />

1810 Metternich Staatskanzler<br />

1810 Tiroler Freiheitsheld Andreas Hofer in Mantua<br />

erschossen.<br />

1814 1. Christbaum in Wien<br />

1818 „ Stille Nacht“ entsteht<br />

1824 Anton Bruckner (Komponist) in Ansfelden geboren<br />

1825- 1832 Bau der Pferdeeisenbahn Linz-Budweis<br />

1825 Walzerkönig Johann Strauß Sohn geboren<br />

(„An der schönen, blauen Donau“)<br />

1826 „Biedermeier“ in Wien, Blütezeit der Kunst<br />

1827 Ludwig v. Beethoven gestorben<br />

8


1828 <strong>Franz</strong> Schubert gestorben<br />

1830 Kaiser <strong>Franz</strong> Joseph geboren<br />

1832 Eröffnung der Pferdeeisenbahn<br />

1835 Kaiser <strong>Franz</strong> II. (I.) gest . Neuer Kaiser Ferdinand I.<br />

1836 <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> verschuldet sich als Schauspieler<br />

in Passau und wird von seiner Mutter, die er<br />

liebevoll Müaderl nennt, ausgelöst.<br />

1838 Johann Peter Schwanthaler d. Jüngere gestorben.<br />

Mit ihm stirbt die berühmte Rieder<br />

Bildhauerfamilie aus.<br />

1839 Erster Brief mit Marke verschickt<br />

1854 Stifter wird Landesschulinspektor von OÖ.<br />

1858 Neue Währung (Silber) eingeführt<br />

(1Gulden = 60 Kreuzer)<br />

1860 Eisenbahnlinie Wien - Linz - Salzburg<br />

durchgehend befahrbar<br />

1869 Eröffnung des Suez-Kanals<br />

1870 Erster Zug von Neumarkt-Kallham nach Braunau<br />

1871 Metermaß und Kilogramm eingeführt<br />

Am 14. Juli <strong>1874</strong> stirbt <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> in Henndorf.<br />

9


Arbeitsteil ( Kopiervorlage)<br />

1. <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> war viel zu Fuß unterwegs.<br />

Die Skizze zeigt das Innviertel, den westlichen Teil von<br />

OÖ, bestehend aus den Bezirken Braunau, Ried i. I. und<br />

Schärding.<br />

a)Vervollständige die Karte und male Flüsse und Seen<br />

blau an!<br />

b) Ziehe die Grenzen der Innviertler Bezirke nach und<br />

markiere die Staatsgrenze rot!<br />

Geschichte des Innviertels<br />

1779 Friede zu Teschen –<br />

Innviertel kommt zu Österreich<br />

1809 Friede zu Schönbrunn –<br />

unter franz. Herrschaft<br />

1810 Pariser Vertrag - zu Bayern<br />

1816 wieder zu Österreich<br />

10


2. Übersetze die Mundart von F. <strong>Stelzhamer</strong> in die<br />

Schriftsprache!<br />

Hoamátland, Hoamátland!<br />

Han di so gern,<br />

Wiar á Kinderl sei Muader,<br />

Á Hünderl sein´ Herrn.<br />

Duri ‘s Tal bin i gláffn,<br />

Áf’n Hechl bin i glegn,<br />

Und dei Sunn hat mi trickert,<br />

Wann mi gnetzt hat dein Regn.<br />

Dáhoam is dáhoam,<br />

Wannst net fort muaßt, so bleib;<br />

Denn d’Hoamát is ehntá<br />

Dá zweit Muadáleib.<br />

A lustige Eicht<br />

Hat dá Herrgott selm gweicht,<br />

Selm gweicht und selm gsegnt,<br />

Ruck ‘n Huat, wann s’dá gegnt.<br />

Ünsá Gegnd<br />

Und so gwürflát rundum<br />

Und so schen is die Gegnd<br />

Áz wanns just ünsá Herrgott<br />

Häd hibroat und gsegnt.<br />

Wia á Bildl láts da-<br />

‘s zeite Troad is sán Gold<br />

Und dá Himme sán Sturz<br />

Und sán Rahm is dá Wold.<br />

11


3. Löse die 2 Rätsel und verwende dazu den<br />

Wissensteil!<br />

a)<br />

4<br />

1<br />

5<br />

2<br />

3<br />

1.Wer wird statt <strong>Stelzhamer</strong> Landesschulinspektor von<br />

Oberösterreich?<br />

2.1814 feiert Wien zum ersten Mal Weihnachten mit<br />

einem besonderen Schmuck.<br />

3. Wo geht <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> in die Volksschule?<br />

4.1818 entsteht das bekannteste Weihnachtslied.<br />

5.1869 wird eine Meeresstraße eröffnet.<br />

12


6<br />

b.) ß = SZ<br />

9<br />

13<br />

10<br />

12<br />

15<br />

7<br />

11<br />

8<br />

14<br />

6. In welchem Dorf ist <strong>Franz</strong> <strong>Stelzhamer</strong> geboren?<br />

7. Wer wurde 1810 Staatskanzler?<br />

8. Wer wird 1835 Nachfolger von Kaiser <strong>Franz</strong> I. ?<br />

9. Wie nennt <strong>Stelzhamer</strong> seine Mutter?<br />

10.Wie heißt das Wechselgeld zum Gulden?<br />

11.Wie heißt die Rieder Bildhauerfamilie?<br />

12.Wo wurde <strong>Stelzhamer</strong> von seiner Mutter ausgelöst?<br />

13.Kunstepoche zur Zeit <strong>Stelzhamer</strong>s<br />

14.Sterbeort von <strong>Stelzhamer</strong><br />

15.Tiroler Freiheitsheld<br />

13


Anhang<br />

Ünsá Gegnd<br />

Bi dort und da gwen<br />

Schon mit Fahrn und mit Gehn,<br />

Und han gsehá, wia d´Gegndn<br />

Hán, wild odá schen.<br />

Und ás häd má schon dert<br />

Hin und wiedá wo gfalln;<br />

Do ám bestn nu allweil<br />

Bo üns, üntá alln.<br />

Schwáre Korn, schene Gerstn,<br />

Án Woaz, wutzlbraun-<br />

Ganze Lándá und Gwándtn-<br />

Is á Lust zon Anschaun!<br />

Und so gwürflát rundum<br />

Und so schen is die Gegnd,<br />

Áz wanns just ünsá Herrgott<br />

Häd hibroat und gsegnt.<br />

Wia á Bildl láts da –<br />

‘s zeite Troad is sán Gold,<br />

Und dá Himme sán Sturz<br />

Und sán Rahm is dá Wold.<br />

14


Worterklärung: Gwàndten-Gelände, lats-liegt, zeite-reife<br />

Bo üns,üntá alln-bei uns,unter allen<br />

Rahm-Rahmen<br />

Wann i lang nimmá bi,<br />

Geht nu´s Gfragát um mi,<br />

Und á Gfragát wird sein,<br />

Eiá mein, eiá mein !<br />

Worterklärung:<br />

Prävenienz<br />

15<br />

Und á Gfragát wird sein<br />

Und á Blangár um mi;<br />

Awá mein, awá mein –<br />

I bin lang schan dáhi!<br />

I bin lang schan dávan<br />

Und kumm schwerli mehr her,<br />

Awer iazt nimm is an,<br />

Wer már antuat án Ehr.<br />

Prävenienz- Vorahnung, Blangár-Verlangen, Sehnsucht<br />

's Heumahdá-G'sang


D' Sengs übá d' Achsl<br />

'n Kumpf áf dá Seit,<br />

Roas már aui áf d' Wiesen,<br />

Mir Heumahdáleut.<br />

Es is nuh nix áf<br />

Als was 's Vögerl und d' Sunn,<br />

Und es gáng nuh koan Seel,<br />

Wann net 's Bácherl vürrunn.<br />

Und 's Vögerl und 's Bácherl<br />

Oans mit den oan' n plauscht,<br />

Und mir wetzen aft d' Sengs,<br />

Dáß dá Klang dávanrauscht.<br />

Wann má d' Sengs á so schwingán<br />

Und d' Mahd umidráhn,<br />

Wißts es, dáß már 'n Taod<br />

Seine G' hilfen aft hán!<br />

Die zaunsperren Ranken<br />

Und d' Bleamel dánebn<br />

Rutengsund und voll Saft<br />

Müassen 's Lebn hergebn.<br />

Worterklärung:<br />

Kumpf-Wetzsteinbehälter<br />

zaunsperren-zaundürr<br />

rutengsund-gesund wie der Fisch(Rute)<br />

iabl-manchmal<br />

zinnliachten Záherl-lichte Tränen<br />

zwia-als wie<br />

dámált-sachte anklopfen<br />

froast-fragst<br />

dákimmt-erschrickt<br />

trest-trösten<br />

Oft iabl á Bleamel<br />

Das stiribt net gern,<br />

Und i glaub, dáß d' ás bitten -<br />

Wanns kinnát - kunntst hern.<br />

Die zinnliachten Záherl<br />

Siagst schwimmár in Augn;<br />

Weil eahm 's Lebn nu so wohl dád<br />

Und 's Blüahn á so taugn! -<br />

Ös Bleamel, ös armá,<br />

Ös habts es zwia mir;<br />

Denn oft, eh más umtraun -<br />

Steht dá Taod vo dá Tür;<br />

Dámált an, und wannst froast:<br />

„Wer is daust?“ soat er: „I!“<br />

Und dássell, das eahm áftuat,<br />

Dákimmt und stürzt hi.<br />

Aber trest már ins ná-<br />

Wird so lang net hergehn,<br />

Stehn már all wieder áf<br />

Und blüahn dreimol so schen!<br />

Dár oanschichtö Mensch<br />

16


Mein' Freundschaft is gstoribn,<br />

Mein' Feindschaft bograbn,<br />

Und dö andern Leut wölln<br />

Mit oan ehntá nix habn.<br />

Mi grüaßt neam, mi bfüat neam,<br />

Wo i kimm odá geh,<br />

Neamd freuts, neamd bodaurts,<br />

Is má wohl odá weh.<br />

Is má wohl odá weh,<br />

Wo i kimm odá geh,<br />

Wo i geh odá kimm,<br />

Áf mi höbt sö koan Stimm.<br />

Mi lobt koans, mi schändt koans<br />

Gehts krump odá grad,<br />

Kimm i liacht odá dámpfi<br />

Hoam, fruah odá spad.<br />

I häd mein oagns Stüberl,<br />

Mein' n Tisch und mein Bött,<br />

Awá ollweil álloan,<br />

Wiar á Taots áfn Brött.<br />

Koan „Gsögnsgott“, koan „Helfgott“,<br />

Wo i iß' odá nias' ;<br />

Und koan "Schlofgsund", wan i hifall<br />

Und d'Augn zuaschliaß'.<br />

I woaß nöt, wias is,<br />

Um án anders geht 's Griß,<br />

Wanns á nu so voschándelt<br />

Und hirnbrándlát is:<br />

Worterklärung:<br />

17<br />

I häd dö gradn Glieder<br />

Und wár á nöt dumm,<br />

Um mi schaut sö dená<br />

Und dnettá koans um.<br />

Koan Hahn kráht mi an,<br />

Koan Hund bellt má nah;<br />

Ja, wurf i koan Schaden,<br />

I wár gar nöt da.<br />

Drum sag i und bhaup:<br />

Áf dá Welt dö greßt Pein<br />

Für án iadwöllign Menschen<br />

Is- 's Oansschichtösein.<br />

Und wann i sollt steribn<br />

Und saili sollt wern,<br />

So klag igs ' n Engeln<br />

Und unsern liabn Herrn;<br />

Und laß nöt nah z' bitten,<br />

Bis s' göbn 'n Bofehl,<br />

Daß oani mit mir geht -<br />

A freundlige Seel,<br />

Dö mi bsögnt, dö mi wöckt,<br />

Dö mi bfüat, dö mi grüaßt,<br />

Dö már 's Löbn in dár Ewikeit<br />

Kürzt und vosüaßt.<br />

Awá sollts má döstwögn<br />

Obn aft nu áso gehn,<br />

Ja, aft z'reiß i mi selm<br />

Und mach aus oan - zwen.


oanschichtö-einsame<br />

liacht-nüchtern<br />

dampfi-angeheitert<br />

Griß-Reißen, Verlangen<br />

hirnbrándlát-verrückt<br />

saili-selig<br />

zwen-zwei(männlich)<br />

Am Schluss des Anhanges der DVD wird die o.ö.<br />

Landeshymne von einem Jugendchor gesungen.<br />

Der Text dazu liegt im Arbeitsteil vor.<br />

18


„<strong>Franz</strong>, dáweilst jung bist<br />

Und weilst dá guat geht,<br />

Denk hinfür áf dö Zeiten,<br />

Wo´s Handweri steht!<br />

Wos steht und wos stockt,<br />

Und koan´Frag und G´riß<br />

Um dán’ Arácht und di<br />

In dá Gögnd mimmer is.<br />

Dá Junge druckt füeri,<br />

Án Oltá bleibt hint,<br />

Und ás froat´n koan Mensch,<br />

Wiar á ‘s Furtkemmá findt.<br />

Drum denk áf dö Zeit,<br />

Wo dá d' Haar von Kopf staubn,<br />

Und sá sparsam und kluag<br />

Und - dáhaus dár á Háubn.<br />

Ja, denk áf dö Zeit,<br />

Wo di d' Gall reißt und sticht,<br />

Daß d' á G'wand hast, á woráms,<br />

Das leichtli nöt bricht - :<br />

Á bockhäudánö Hosen,<br />

Á Joppen von Tua,<br />

À Paar zwirnánö Strumpf,<br />

Zwen guat zwiednáhte Schua,<br />

Und wia öltá dáß d' wirst,<br />

Á wia wengá dáß d' herst,<br />

Und aft woaßt nöt, was d' Leut<br />

Sagn, wannst öbbas bogehrst.<br />

Awá wannst ás á nöt herst,<br />

Wos s' breameln in Bart,<br />

Denk, eahn Breameln hoaßt ollmol<br />

Nix aners, wos - , wart!'<br />

´n Ähnl sánö Lehrn<br />

Von Filz án guatn Huat,<br />

Aft án Lei von Mánschest,<br />

Bist án ang'segná Mann aft,<br />

Wost stehst und wost gehst.<br />

Awer iazt, wia sis habn,<br />

Is nár alls áfn Schein;<br />

Áf á sölli Muntierung,<br />

<strong>Franz</strong>, spreng di nöt ein!<br />

Á G'wand guat und stark<br />

Schützt vo Rögen und Frost,<br />

Und is 's wert, wers vomag,<br />

Wanns á nu so viel kost't. -<br />

Ja, denk áf dö Zeit<br />

's geht 'n Baun wir án Herrn! -<br />

Wo dá d' Zähnd oschenmo,<br />

Hohl und schieferi wern.<br />

Leicht dreimol so hürt<br />

Zimmt di aft 's Rindel Braod,<br />

Und leicht dreimol so schwár<br />

Fällt dár aften dein Naot.<br />

Und wia öltá daß d' wirst,<br />

<strong>Franz</strong>, wia wengá dáß d' siagst,<br />

Und drum trocht' in dá Jügát,<br />

Daß d' hübsch öbbás kriagst!<br />

Aft hat á mi angschaut,<br />

Dá seelguate Mann,<br />

Und hat hinteránand<br />

Zwen toif Amátsa tan;<br />

Und á d' Augn, wia mi zimmt,<br />

Hánt eahm raot worn und naß,<br />

Gel, ös denkts enk, i mirks schan,<br />

Zwögn wos öbbá das? -<br />

19


Und drum hielt is für bössá,<br />

Du richtátst dárs ein,<br />

Dáß 's 'n Leut'n dá Müah gált<br />

Stattn Breameln hübsch - z'schrein!<br />

Ja, denk áf dö Zeit,<br />

Wo dá d' Füaß schan wern schwár,<br />

<strong>Franz</strong>, wia guat aft, wia guat aft<br />

Á Fuhrweri wár!" -<br />

Mein, zwö öbba das? -<br />

Ja, i kanns iazt nöt sagn;<br />

Awá mechts mi denn nöt<br />

In zwoanzg Jahm wiedá fragn?!<br />

20

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