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Partizipation als Schlüssel für Bildung und Demokratie – Die ...

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Vortrag Prof. Dr. Raingard Knauer<br />

Symposion „Basiskompetenzen Zuhören <strong>und</strong> Sprechen“<br />

25. Februar 2011, 12:00 Uhr<br />

Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Kinder mitentscheiden können, mit welchen Themen sie<br />

sich beschäftigen, wenn es gelingt den Kindern <strong>Bildung</strong>sanregungen in der „Zone der nächsten Entwicklung“<br />

(Wygotsky) zu eröffnen <strong>und</strong> wenn Erwachsene <strong>und</strong> Kinder „gemeinsam denken“ 3 . Dazu<br />

müssen die pädagogischen Fachkräfte systematisch klären: Mit welchen Themen beschäftigt sich das<br />

einzelne Kind auf welche Art <strong>und</strong> Weise?<br />

Wenn man <strong>Bildung</strong> <strong>als</strong> Aneignung des Subjekts begreift <strong>und</strong> befördern will, muss man die Vielfalt der<br />

Kinder mit ihren Differenzerfahrungen beachten <strong>und</strong> auch die familialen, sozialen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Lebensverhältnisse der Kinder berücksichtigen. Dazu müssen die Fachkräfte etwas über die <strong>Bildung</strong>sinteressen<br />

<strong>und</strong> -prozesse der Kinder erfahren. Das gelingt ihnen am besten, wenn sie ihnen zuhören.<br />

Wollen Kitas individuelle <strong>Bildung</strong>sprozesse fördern, braucht das die Beteiligung der Kinder selbst.<br />

Dialogisches Zuhören (<strong>als</strong> Teil von <strong>Partizipation</strong>) ist eine Voraussetzung gelingender <strong>Bildung</strong>sförderung.<br />

Im Konzept „<strong>Die</strong> Kinderstube der <strong>Demokratie</strong>“ konnten wir immer wieder beobachten, wie durch<br />

eine systematische Beteiligung der Kinder <strong>Bildung</strong>sprozesse ausgelöst wurden, die alle erstaunten.<br />

„Zwei Kinder möchten „Kino machen“. Sie überzeugen andere Kinder von dieser Idee. <strong>Die</strong> pädagogischen<br />

Fachkräfte, die dies beobachten, finden den Vorschlag ebenfalls gut <strong>und</strong> stellen sich bereits vor,<br />

wie die Kinder mit der gerade erworbenen Video-Kamera einen Film drehen. <strong>Die</strong> Erzieherinnen halten<br />

sich aber zurück, stellen offene Fragen <strong>und</strong> überlassen es den Kindern, die nächsten Schritte zu gehen.<br />

<strong>Die</strong> Kinder verbinden mit „Kino machen“ andere Ideen: Das Wichtigste im Kino ist es, in langen Reihen<br />

vor der Kasse zu stehen <strong>und</strong> Eintrittskarten zu kaufen. Da<strong>für</strong> müssen Kinokarten <strong>und</strong> Geld gebastelt<br />

werden. Dann gibt es im Kino Popcorn, das in dreieckigen(!) Tüten verkauft wird. Auch diese müssen<br />

hergestellt werden. Als nächstes organisieren die Kinder ein Bilderbuchkino. Sie bauen ihre Bücher vor<br />

einer senkrecht gestellten Matratze <strong>–</strong> der Leinwand <strong>–</strong> auf <strong>und</strong> erzählen dem Publikum ihre Geschichten<br />

zu den Bildern. Dabei wechseln sich die Kinder in ihren Rollen ab.<br />

Bald werden die Bücher durch eigene Zeichnungen ersetzt, zu denen die Kinder Geschichten erfinden.<br />

„Aber im Kino bewegen sich die Bilder doch!“, moniert die vierjährige Melina. Daraufhin kommen die<br />

Kinder auf die Idee, die gemalten Bilder mit Wäscheklammern an langen Bändern aufzuhängen <strong>und</strong> sie<br />

während der Vorstellung um die Matratze herumzuziehen.“ 4<br />

<strong>Die</strong> <strong>Bildung</strong>sprozesse, die hier deutlich werden, wurden eben nicht durch ein „Belehren“ unterstützt<br />

sondern dadurch, dass sich die pädagogischen Fachkräfte zurückhielten <strong>und</strong> behutsam den <strong>Bildung</strong>sprozessen<br />

der Kinder folgten. Damit blieben die Kinder im gesamten <strong>Bildung</strong>sprozess die Handelnden.<br />

Dass über <strong>Partizipation</strong> sowohl <strong>Bildung</strong>sprozesse in Bezug auf das Thema „<strong>Demokratie</strong>“ <strong>als</strong> auch<br />

allgemeine <strong>Bildung</strong>sprozesse angeregt werden, zeigt eine erste Evaluation in Nordrhein-Westfalen. 5<br />

2. Dialogisches Zuhören <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong><br />

<strong>Die</strong> Förderung von Zuhören geschieht nicht durch punktuelle Zuhör-Projekte oder Zuhör-Angebote.<br />

Eine solche Förderung braucht vielmehr die Entwicklung einer „Kultur des Zuhörens“. <strong>Die</strong>se wiederum<br />

entsteht vor allem dann, wenn es in Kindertageseinrichtungen gelingt, eine „Kultur der Beteili-<br />

3<br />

Vgl. Textor 2007 a.a.o.<br />

4<br />

Hansen, Rüdiger; Knauer, Raingard; Sturzenhecker, Benedikt 2011: <strong>Partizipation</strong> in Kindertageseinrichtungen. So gelingt<br />

<strong>Demokratie</strong>bildung mit Kindern!, Weimar, Berlin.<br />

5<br />

Vgl. Sturzenhecker, Benedikt; Knauer, Raingard; Richter, Lisa; Rehmann, Yvonne 2010: <strong>Partizipation</strong> in der Kita. Evaluation<br />

demokratischer Praxis mit Vorschulkindern. Abschlussbericht, Hamburg.<br />

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