Im Blickpunkt Juli 2006 - Burgenländischen Gebietskrankenkasse
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<strong>Im</strong><br />
<strong>Blickpunkt</strong><br />
Eine Information der <strong>Burgenländischen</strong> <strong>Gebietskrankenkasse</strong><br />
15. Jahrgang Nr. 2/<strong>Juli</strong> <strong>2006</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
m Arznei & Vernunft Osteoporose<br />
Leitlinien neu – was ist neu<br />
m Der therapeutische Umgang mit Schmerzpflastern<br />
m Polypragmasie<br />
m Mit allen Mitteln: Märkte und Strategien<br />
m Benchmarking: Messen – Vergleichen – Lernen<br />
m Neuer Apothekergesamtvertrag –<br />
Auswirkungen für Vertragsärzte<br />
m Betrifft Antihistaminika-Artikel in der<br />
Ausgabe /<strong>2006</strong><br />
Therapien<br />
Medikamente<br />
Kosten<br />
Arznei & Vernunft Osteoporose<br />
Leitlinien neu – was ist neu?<br />
I N I T I A T I V E<br />
Vernünftiger Umgang mit Medikamenten<br />
Die im Oktober 1999 im Rahmen der Initiative Arznei<br />
& Vernunft publizierten Leitlinien zum Thema<br />
Osteoporose wurden aufgrund der zwischenzeitlich<br />
geänderten und erweiterten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse überarbeitet und im Oktober<br />
2005 als Update publiziert. Daraus auszugsweise<br />
die wichtigsten Neuerungen:<br />
Definition der Osteoporose<br />
Neueinführung des Begriffes der Knochenfestigkeit<br />
(bone strength).<br />
Osteoporose wird nunmehr definiert als Skeletterkrankung,<br />
charakterisiert durch eine beeinträchtigte Knochenfestigkeit,<br />
die zu einem erhöhten Frakturrisiko<br />
prädisponiert. Die Knochenfestigkeit reflektiert primär<br />
die Knochendichte und die Knochenqualität.<br />
Neben der Einteilung der Osteoporose nach dem<br />
T-score wird auch auf die Beachtung des Fraktur- und<br />
Sturzrisikos hingewiesen (z.B. Alter, Begleiterkrankungen<br />
etc.).<br />
Indikationen zur Knochendichtemessung<br />
Eine Knochendichtemessung ist bei folgenden Personen<br />
sinnvoll:<br />
m Frauen ab dem 65. Lebensjahr<br />
m Postmenopausale Frauen ab dem 60. Lebensjahr,<br />
wenn Risikofaktoren vorliegen<br />
m Männer ab dem 70. Lebensjahr<br />
m Erwachsene mit einer Fragilitätsfraktur<br />
m Erwachsene mit Erkrankungen, welche mit niedriger<br />
Knochendichte oder raschem Knochendichteverlust<br />
assoziiert sind
m Erwachsene, welche Medikamente einnehmen<br />
müssen, die den Knochenverlust beschleunigen<br />
Hinweis: Bei radiologisch eindeutig diagnostizierter<br />
manifester Osteoporose ist eine Knochendichtemessung<br />
nicht unbedingt erforderlich (z.B. bei osteoporotischen<br />
Wirbelkörperfrakturen).<br />
Der Abstand zwischen den Knochendichtemessungen<br />
sollte drei bis fünf Jahre betragen, außer es sprechen<br />
besondere Gründe – z.B. eine Therapieänderung – für<br />
einen früheren Zeitpunkt.<br />
Medikamentöse Therapieoptionen<br />
Die Hormonersatztherapie ist aufgrund der aktu-<br />
2<br />
Der therapeutische Umgang<br />
mit „Schmerzpflastern“<br />
Andreas Sandner-Kiesling,<br />
Univ. Klinik f. Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Grundsätzliches<br />
Der Einsatz von opioidhaltigen transdermalen therapeutischen<br />
Systemen (TTS oder TDS) ist für uns<br />
zur alltäglichen Routine geworden. Zwei völlig unterschiedliche<br />
Medikamente stehen uns im Alltag dafür<br />
zur Verfügung, jedes auf seine Weise hochwirksam und<br />
therapeutisch wertvoll: Der reine µ-Opioidrezeptoragonist<br />
Fentanyl, ein synthetischer Morphinabkömmling,<br />
und das am µ-Rezeptor partiell agonistisch, am<br />
κ-Rezeptor antagonistisch wirkende Buprenorphin,<br />
ein Thebain-Abkömmling wie das rein antagonistisch<br />
wirkende Naloxon. Beide Medikamente befinden sich<br />
seit mehr als 20 Jahren auf dem europäischen Markt.<br />
Mit Fentanyl, einem klinisch vielfach eingesetzten<br />
Opioid, wurde bisher viel an Erfahrung gesammelt.<br />
<strong>Im</strong> Gegensatz dazu besitzen wir wenig klinische Erfahrung<br />
im Umgang mit Buprenorphin. Dementsprechend<br />
groß ist die Verunsicherung oder das Zögern<br />
im Einsatz dieser Substanz.<br />
Transdermale therapeutische Systeme bieten dem<br />
Patienten einen hohen Therapiekomfort ohne die Notwendigkeit<br />
einer oralen Einnahme. Erst nach 3–4 Tagen<br />
muss der Patient an einen Wechsel des Systems<br />
denken. Konstante Substanzspiegel werden im Körper<br />
durch eine kontinuierliche Abgabe erreicht. Dieser<br />
pharmakokinetische Vorteil stellt jedoch gleichzeitig<br />
ellen Datenlage und der Neubewertung des Nutzen<br />
– Risikoverhältnisses derzeit für die Therapie<br />
der Osteoporose nicht zugelassen.<br />
Medikamente Neu:<br />
m Forsteo (PTH -34 (Teriparatid): im EKO RE (dunkelgelber<br />
Bereich) mit Regel<br />
m Protelos 2 g (Strontiumranelat) im EKO RE<br />
kelgelber Bereich ) mit Regel<br />
(dun-<br />
m Alendronsäure rtp Tabl 70mg x wöchentlich<br />
m Alendronstad Tabl. 70mg x wöchentlich<br />
Wir ersuchen um Beachtung dieser neuen Leitlinien<br />
insbesonders hinsichtlich des Zeitpunktes einer ersten<br />
Knochendichtemessung.<br />
auch den Nachteil dar. Das System ist therapeutisch<br />
träge. Dosisänderungen werden erst nach 2– 4<br />
Stunden wirksam. Durchbruchschmerzen können mit<br />
einem TTS alleine nicht therapiert werden. Daher sind<br />
diese Systeme zur Therapie akuter Schmerzen wie<br />
z.B. dem postoperativen Schmerz ungeeignet, teilweise<br />
sogar patientengefährdend.<br />
Ein Vergleich beider Systeme<br />
Das Fentanyl TTS erreicht nach einer Neuanlage seinen<br />
ersten Wirkspiegel binnen 2–24 Stunden, das<br />
Buprenorphin TDS erst nach 24 Stunden. Ebenso lange<br />
bleiben beide Medikamente nach der Entfernung<br />
der TTS wirksam bzw. „nebenwirksam“. Für das Fentanyl<br />
TTS wird ein stabiler Wirkspiegel für drei Tage<br />
garantiert, für das Buprenorphin TDS neuerdings für<br />
vier Tage. In einer rezenten Publikation von Sittl und<br />
Mitarbeitern konnten retrospektiv an ca. 900 Patienten<br />
mit Tumorschmerzen bzw. nichtmalignen Schmerzen<br />
(Rückenschmerz, Osteoporose, Osteoarthrose) gezeigt<br />
werden, dass über einen Therapiezeitraum von<br />
230–300 Tagen die Toleranzentwicklung bei Fentanyl<br />
TTS signifikant größer war als bei Buprenorphin<br />
TDS [ , 2]. Die Autoren beschreiben hier eine klinisch<br />
oft beobachtete Tatsache: Patienten unter einer Fentanyl-Therapie<br />
benötigen kürzere Intervalle bis zum<br />
Wechsel der TTS, ein schnelleres Steigern auf höhere<br />
Dosen bzw. zuletzt prozentuell deutlich höhere Enddosen<br />
als beim Buprenorphin TDS. Demnach scheint<br />
der optimale Patientennutzen für das Buprenorphin<br />
TDS höher zu sein.
Einsatz der TTS<br />
zur Schmerztherapie<br />
Gemäß der IND (siehe Erstattungskodex) darf ein TTS<br />
erst bei chronischen Schmerzen eingesetzt werden,<br />
die durch starke orale Opioide nicht mehr beherrscht<br />
werden. Trotz des Leidensdrucks des Patienten empfiehlt<br />
sich die Einstellung nach der Regel: „Start low,<br />
go slow“, um das sonst sichere Auftreten von Nebenwirkungen<br />
zu vermeiden (was meistens gleichzeitig<br />
den Abbruch der Opioidtherapie durch den Patienten<br />
bedeutet) bzw. um eine optimale analgetische Einstellung<br />
zu ermöglichen. Gerade die erste „Pflaster“-<br />
Größe ist für den Patienten meist zu stark. Optimal<br />
sind die 2 µg/h beim Fentanyl TTS bzw. die 7,5 µg/h<br />
beim Buprenorphin TDS (= ein halbiertes 35µg/h TDS).<br />
Nach ein bis zwei Klebephasen kann meist komplikationslos<br />
auf die nächsthöhere Dosis gesteigert werden.<br />
Beim Buprenorphin TDS sind Steigerungen in<br />
7,5µg/h-Schritten vorgegeben. Beim Fentanyl-TTS<br />
sind abhängig von der Schmerzstärke Steigerungen<br />
in 2µg/h-Schritten zu bevorzugen.<br />
An Nebenwirkungen können in den ersten Tagen der<br />
Neuanlage bzw. Steigerung Übelkeit oder Erbrechen<br />
auftreten. Hier empfiehlt sich prophylaktisch die Gabe<br />
von Antiemetika in einer großzügigen Dosierung<br />
für maximal zwei Wochen. Die Obstipation, so sie<br />
auftritt, benötigt eine Dauertherapie. Miktions- oder<br />
Potenzprobleme können den Patienten belasten,<br />
ebenso wie Juckreiz. Bei zu rascher Steigerung oder<br />
zu hohen Dosen, speziell bei älteren Patienten, treten<br />
Verwirrtheitszustände, Müdigkeit, Sedierung bis hin<br />
zur Atemdepression auf, die eine Reduktion, einen<br />
Abbruch oder einen Wechsel auf ein anderes Opioid<br />
nötig machen. Durch die Kombination mit nichtsteroidalen<br />
Antirheumatika (NSAR) bzw. Koanalgetika<br />
(z.B. Antidepressiva und Antikonvulsiva beim neuropathischen<br />
Schmerz) können diese Nebenwirkungen<br />
minimiert werden.<br />
Beim neuropathischen Schmerz ist der Einsatz<br />
von Fentanyl alleine sinnlos, da es in diesem Falle zu<br />
schwach wirksam ist [3, 4]. Buprenorphin scheint hier<br />
besser zu wirken und sein Einsatz sinnvoller zu sein<br />
[5, 6].<br />
Zur Therapie der Durchbruchschmerzen werden<br />
beim Tumorschmerz unretardierte, starke Opioide<br />
verwendet: Morphin, Hydromorphon oder Oxycodon.<br />
Andere Opioidkombinationen wie z.B. mit Tramadol,<br />
Codein oder retardierten Opioiden sind nicht sinnvoll,<br />
davon wird abgeraten! Die Dosis dieser unretardierten<br />
Opioide ist abhängig von der verwendeten Pflastergröße<br />
und entsprechend aliquot zu verschreiben.<br />
So benötigt z.B. ein Patient mit einem Fentanyl TTS<br />
zu 50µg/h oder einem Buprenorphin TDS zu 70µg/h<br />
entweder 0–20 mg orales Morphin, ,3–2,6 mg Hydromorphon<br />
oder 5– 0 mg Oxycodon bis zu 4mal<br />
täglich bei Schmerzspitzen. Beim Buprenorphin TDS<br />
könnte man orales unretardiertes Buprenorphin verwenden<br />
und würde so Buprenorphin mit Buprenorphin<br />
kombinieren. Leider besitzt diese Substanz eine<br />
Anschlagzeit von einer Stunde sowie eine Wirkdauer<br />
von ca. acht Stunden. Dies entspricht nicht unserem<br />
Verständnis eines rasch und kurz wirksamen Akut-<br />
Analgetikums, daher wird diese Kombination wenig<br />
eingesetzt.<br />
Beim nichtmalignen Schmerz wird aufgrund des<br />
erhöhten Risikos einer Suchtentwicklung vom Einsatz<br />
unretardierter Opioide generell abgeraten. Hier<br />
empfiehlt sich die Optimierung der retardierten Basistherapie,<br />
die Ausreizung der Co-Analgetika, lokal<br />
der Einsatz nichtmedikamentöser Verfahren wie z.B.<br />
TENS, Wärme/Kälte oder die Verwendung von z.B.<br />
Metamizol-Tropfen.<br />
Vorsicht ist beim Durchschneiden der TTS geboten.<br />
Nur Matrixsysteme dürfen durchschnitten werden,<br />
nicht die Depot-„Pflaster“. Sowohl das Fentanyl TTS<br />
als auch das Buprenorphin TDS besitzen ein Matrix-<br />
System. Vor kurzem wurden drei neue Fentanyl-TTS<br />
in den Erstattungskodex aufgenommen. Zwei davon<br />
basieren auf der Depot-Technik. Ebenso können noch<br />
vereinzelt „alte“ Fentanyl-Depotsysteme in den Patientenapotheken<br />
zu Hause vorhanden sein.<br />
Zusammenfassung:<br />
Sowohl mit Fentanyl als auch Buprenorphin stehen<br />
uns zwei hochwirksame und effektive Substanzen als<br />
transdermale therapeutische Systeme zur Verfügung.<br />
Burpenorphin zeigt weniger Toleranzentwicklung<br />
(= Bedarf an einer Steigerung der Dosis), die Wirkung<br />
wird um einen Tag länger garantiert als beim Fentanyl.<br />
Unretardierte, starke Opioide sollen nur bei malignen<br />
Durchbruchschmerzen dosisaliquot verwendet werden,<br />
nicht jedoch bei nicht-malignen Schmerzen wegen<br />
der erhöhten Suchtgefahr.<br />
Reference:<br />
. Sittl, R., M. Nuijten, and B.P. Nautrup, Changes in the prescribed daily<br />
doses of transdermal fentanyl and transdermal buprenorphine during<br />
treatment of patients with cancer and noncancer pain in Germany: results<br />
of a retrospective cohort study. Clin Ther, 2005. 27(7): p. 022-3 .<br />
2. Sittl, R., R. Likar, and B.P. Nautrup, Equipotent doses of transdermal fentanyl<br />
and transdermal buprenorphine in patients with cancer and noncancer<br />
pain: results of a retrospective cohort study. Clin Ther, 2005. 27(2): p. 225-<br />
37.<br />
3. Bleeker, C.P., et al., Inefficacy of high-dose transdermal fentanyl in a patient<br />
with neuropathic pain, a case report. Eur J Pain, 200 . 5(3): p. 325-9.<br />
4. Dworkin, R.H., et al., Advances in neuropathic pain: diagnosis, mechanisms,<br />
and treatment recommendations. Arch Neurol, 2003. 60( ): p. 524-<br />
34.<br />
5. Kouya, P.F., J.X. Hao, and X.J. Xu, Buprenorphine alleviates neuropathic<br />
pain-like behaviors in rats after spinal cord and peripheral nerve injury. Eur<br />
J Pharmacol, 2002. 450( ): p. 49-53.<br />
6. Likar, R. and R. Sittl, Transdermal buprenorphine for treating nociceptive<br />
and neuropathic pain: four case studies. Anesth Analg, 2005. 00(3): p.<br />
78 -5, table of contents.<br />
Conflicts of interest: Vortragstätigkeit des Autors für beide Firmen<br />
3
Präparateübersicht der TTS:<br />
Versorgungsdaten zur Therapie mit Opiatpflastern aus<br />
den Abrechnungsdaten der KV-Träger<br />
Auf Grundlage der Abrechnungsdaten von sieben<br />
SV-Trägern (BGKK, KGKK, NÖGKK, OÖGKK, StGKK,<br />
TGKK, WGKK) soll an Hand mehrerer Parameter die<br />
tatsächliche Versorgung mit Schmerzpflastern dargestellt<br />
werden. Datengrundlage ist das Jahr 2005.<br />
Die Daten von 22.643 Patienten mit zumindest einer<br />
rezeptierten Packung Durogesic oder Transtec in der<br />
Apothekenabrechnung konnten in die Analyse inkludiert<br />
werden.<br />
Patientenalter<br />
74 % aller Patienten mit Opiatpflastern sind zwischen<br />
60 und 89 Jahre alt. Die meisten Patienten sind zwischen<br />
80 und 89 Jahre alt und es unterscheidet sich<br />
die Altersverteilung der Patienten in Abhängigkeit von<br />
der Substanz Buprenorphin oder Fentanyl nicht.<br />
Zieldosis bzw. Maximaldosis<br />
Um die Zieldosis zu bestimmen, wurde die maximale<br />
Wirkstärke des Opiatpflasters im Analysenzeitraum<br />
gefiltert. Um falsch niedrige Werte durch Neueinstellungen<br />
und Therapiewechsler zu minimieren, wurden<br />
Therapiewechsler (ca. 5 % der Patienten) exkludiert<br />
und die Analyse auf jene Patienten eingeschränkt, die<br />
zumindest drei Packungen eines Schmerzpflasters erhalten<br />
haben.<br />
4<br />
Wirkstoff Präparat ATC-Code<br />
Substanz<br />
Max. von<br />
Wirkstärke<br />
Patienten<br />
Anteil an<br />
Patienten<br />
Buprenorphin 35 mcg .87 57%<br />
Buprenorphin 52 mcg 727 22%<br />
Buprenorphin 70 mcg 703 2 %<br />
Fentanyl 25 mcg 3.686 32%<br />
Fentanyl 50 mcg 3.804 33%<br />
Fentanyl 75 mcg .905 6%<br />
Fentanyl 00 mcg 2.237 9%<br />
Für 3.30 Patienten, die mit Buprenorphin behandelt<br />
wurden, ergibt das eine durchschnittliche Maximaldosis<br />
von 46,2 mcg und eine mediane von 35 mcg. Für<br />
.632 Patienten, die mit Fentanyl behandelt wurden,<br />
ergibt das eine durchschnittliche Maximaldosis von<br />
55,8 mcg und eine mediane von 50 mcg. Das heißt,<br />
Boxenzugehörigkeit<br />
(Juni <strong>2006</strong>)<br />
Kassen-<br />
zeichen<br />
Fentanyl Durogesic Depotpflaster N02AB03 G IND<br />
Fentanyl „Hexal“ Depotpflaster N02AB03 G IND<br />
Fentanyl „ a Pharma“ Depotpflaster N02AB03 G IND<br />
Fentoron transderm. Pflaster N02AB03 G IND<br />
Buprenorphin Transtec transdermales Pflaster. N02AE0 G IND<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Um die Problematik der Umstellung<br />
von Durogesic auf<br />
ein anderes Fentanyl-TTS<br />
zu umgehen, empfehlen wir<br />
Ihnen, bei Neueinstellungen<br />
gleich von Beginn an auf die<br />
kostengünstigen Nachfolgepräparate<br />
zurückzugreifen.<br />
Bei den anderen im Artikel<br />
genannten Wirkstoffen erlauben<br />
wir uns, auf den Erstattungskodex<br />
zu verweisen.<br />
dass die Hälfte der Patienten mit 35 mcg Buprenorphin<br />
bzw. maximal 50 mcg Fentanyl behandelt wird.<br />
Die regionale Streuung in Abhängigkeit vom KV-Träger<br />
ist vernachlässigbar gering. Die unter Fentanyltherapie<br />
erforderlichen höheren Maximaldosen, auf<br />
die a.o. Univ.-Prof. Dr. Sandner-Kiesling in seinem<br />
Artikel hingewiesen hat, werden durch die vorliegende<br />
Analyse bestätigt.<br />
Begleittherapie mit Tramadol, Codein<br />
oder retardierten Morphinen<br />
Die Kombinationstherapie eines Opiatpflasters mit<br />
Tramadol, Dihydrocodein oder einem retardierten<br />
Morphin wird als nicht sinnvoll angesehen. In der<br />
Analyse wurden nur jene Begleittherapien berücksichtigt,<br />
die zumindest zweimal in das gleiche Abrechnungsmonat<br />
fielen, sodass mit einer gewissen<br />
Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann,<br />
dass die Therapieprinzipien parallel gelaufen sind. Da<br />
diese Kombinationen immer wieder verordnet wurden,<br />
muss hier auf ein Verbesserungspotenzial in der<br />
Versorgungsqualität hingewiesen werden: Die Begleittherapie<br />
mit Tramadol oder Dihydrocodein ist aus<br />
pharmakologischen Gründen nicht empfehlenswert<br />
und bringt in der Kombination mit einem Opiatpflaster<br />
keinen analgetischen Zusatznutzen. Die Begleittherapie<br />
mit einem retardierten Morphin ist weder für den<br />
Durchbruchschmerz geeignet, noch macht es vom<br />
Therapieprinzip Sinn.<br />
Substanzwahl in Abhängigkeit von<br />
Grunderkrankung<br />
Der Altersvergleich zwischen Patienten mit Fentanylpflastertherapie<br />
und jenen mit Buprenorphinpflastertherapie<br />
liefert keinen Hinweis für einen unterschiedlichen<br />
Einsatz der beiden Substanzen. Gibt es einen<br />
Unterschied in der Auswahl der transdermalen Systeme<br />
bei benignen oder malignen Erkrankungen? Auch<br />
dieser Analysenansatz liefert keinen Hinweis auf eine<br />
Differentialthapie, 9,5 % bzw. 2,2 % der Patienten<br />
haben eine entsprechende Therapie im extramuralen<br />
Bereich, die auf maligne Erkrankung hinweist.
Polypragmasie<br />
Bearbeitung eines in Arzneimitteltherapie 1 ) veröffentlichten Artikels<br />
Polypragmasie (auch Polypharmazie oder Polypharmakotherapie)<br />
wird bei mindestens 30 % der medikamentös<br />
behandelten PatientInnen praktiziert und<br />
steigt weiter an. Unter geringfügiger Polypharmakotherapie<br />
versteht man die tägliche Einnahme von<br />
zwei bis drei Medikamenten, unter moderater die<br />
Einnahme von drei bis vier Medikamenten, und bei<br />
der massiven Polypharmakotherapie werden täglich<br />
mehr als fünf Medikamente eingenommen. Vor<br />
allem bei den Fällen von massiver Polypragmasie<br />
ist eine ausgeprägte Zunahme zu verzeichnen.<br />
Ursachen und Auswirkungen<br />
Die zunehmende Zahl an Medikamenten lässt sich einerseits<br />
durch das steigende Lebensalter, andererseits<br />
durch die verbesserten diagnostischen Möglichkeiten<br />
und das größer werdende Angebot an Pharmaka erklären.<br />
Oft ist Polypharmakotherapie auch die Folge<br />
der fehlenden Koordination zwischen verschiedenen<br />
verordnenden ÄrztInnen. Die wachsende Begehrlichkeit<br />
der PatientInnen spielt sicherlich auch eine Rolle.<br />
Paradoxerweise bedeutet die Einnahme vieler Tabletten<br />
täglich eine erhebliche emotionale Belastung für<br />
die PatientInnen und die Compliance sinkt: Die PatientInnen<br />
setzen die Dosierung selbständig herab oder<br />
brechen die Einnahme sogar zur Gänze ab. Weitere<br />
Folgen der Polypragmasie sind schwerwiegende Nebenwirkungen,<br />
welche sich durch die verschiedenen<br />
Medikamente addieren oder potenzieren können. Sie<br />
sind für bis zu 5 % der stationären internistischen<br />
Aufnahmen unter Notfallbedingungen verantwortlich.<br />
Bei folgenden Erkrankungen ist Polypragmasie am<br />
häufigsten zu verzeichnen:<br />
m Herzinsuffizienz<br />
m Diabetes mellitus<br />
m Hypertonie<br />
m Koronare Herzkrankheit und<br />
m chronisch obstruktive Lungenerkrankungen<br />
Gerade bei PatientInnen mit kardiovaskulären Erkrankungen<br />
findet man im unter den Verordnungen auch<br />
jene von Analgetika, Antiasthmatika, Antirheumatika<br />
und Magenschutzpräparaten, Antidepressiva und anderen<br />
Psychopharmaka sowie Antidiabetika.<br />
Vor allem bei älteren und multimorbiden PatientInnen<br />
ist Polypharmakotherapie oft die Folge einer leitliniengetreuen<br />
Evidenz-basierten Therapie. Bei zahlreichen<br />
kardiovaskulären Indikationen wurde der Nutzen einer<br />
Polypharmakotherapie ja auch durch Studien nachgewiesen.<br />
Die schmale Gratwanderung zwischen<br />
leitlinienkonformer Therapie und risikoträchtiger Polypragmasie<br />
ist somit oft ein Kunststück der ärztlichen<br />
Behandlung.<br />
Polypharmakotherapie lässt sich zwar nicht gänzlich<br />
vermeiden, aber auf ein vernünftiges Maß reduzieren.<br />
Die Erfahrungen der Autoren haben gezeigt, dass das<br />
Maximum fünf verschiedene Medikamente pro Tag<br />
sein sollten.<br />
Tipps zur Vermeidung von Polypragmasie:<br />
m Therapeutische Prioritäten festlegen – dabei nicht<br />
nur auf die einzelne medizinischen Indikation achten,<br />
sondern auf das gesamte Krankheitsspektrum<br />
der PatientInnen<br />
m Zahl der Medikamente auf das notwendige Maß<br />
beschränken – eventuell nichtmedikamentöse<br />
Therapiebestandteile wie Diätmaßnahmen oder<br />
Lebensstil-Modifikationen in Betracht ziehen<br />
m Praktische Umsetzbarkeit beachten<br />
m Nach Möglichkeit Kombinationspräparate und Retardformen<br />
einsetzen<br />
m Laufende Erfassung der zusätzlichen Einnahme<br />
von Arzneimitteln und Überprüfung der Kompatibilität<br />
m PatientInnen oder Betreuer über Sinn und Notwendigkeit<br />
der Therapie fortlaufend informieren<br />
m Halbwertszeit der Medikamente beachten: Präparate<br />
mit langer Halbwertszeit erhöhen das Interaktionsrisiko<br />
In den nächsten Ausgaben wollen wir praktische Beispiele<br />
von Polypragmasie aus unserem Alltag sowie<br />
mögliche Verbesserungsvorschläge für Sie aufbereiten.<br />
Statintherapie, die teuren Alternativen<br />
Die Statintherapie ist in Österreich mit allen international<br />
verfügbaren Wirkstoffen und in allen gängigen<br />
Wirkstärken auf Kassenkosten möglich. Es gibt allerdings<br />
einige Präparate, die grundsätzlich nicht<br />
auf Kassenkosten abgegeben werden können:<br />
m Zocord 40mg, das pro Therapiejahr um 1 600,–<br />
mehr kostet als kassenfreies generisches Simvastatin<br />
40 mg<br />
m Selipran 20 mg und Pravachol 40 mg, die pro<br />
Therapiejahr um 1 80,– bis 1 500,– mehr kosten<br />
als generisches Pravastatin 20 mg bzw. 40 mg<br />
Warum erhalten die SV-Träger täglich Dutzende<br />
Anträge für die Erstattung dieser Präparate? Trotz<br />
routinemäßiger Ablehnungen haben die SV-Träger<br />
im Jahr 2005 unter Druck der Verordner und der<br />
betroffenen Patienten über 1 50.000,– für diese<br />
Präparate ausgegeben. Die idente Substanz in<br />
identer Wirkstärke und zum Teil aus der gleichen<br />
Produktion wäre mit einem anderen Überkarton um<br />
1 0.000,– günstiger und kassenfrei verfügbar.<br />
Sollten wir diese 1 0.000,– nicht sinnvoller investieren?<br />
Gibt es denn keine sinnvollere Ressourcennutzung?<br />
5
6<br />
Mit allen Mitteln: Märkte und Strategien<br />
Kampf auf dem Pharmamarkt zwischen Originalpräparaten und Generika:<br />
Das jüngste Beispiel: Osteoporose-Medikamente (Bisphosphonate)<br />
Dr. Claudia Wild<br />
Institutsleiterin, Ludwig Boltzmann-Institut<br />
für Health Technology Assessment<br />
1090 – Garnisongasse 7/ Top 20<br />
+43 1 236 81 19<br />
claudia.wild@hta.lbg.ac.at<br />
<br />
<br />
Seit September 2005 sind für die umsatzstarken<br />
Bisphosphonate (der Markt in Österreich war 2005<br />
56,2 Mio Euro/774 Mio ATS groß) Generika verfügbar.<br />
Seit Mai <strong>2006</strong> sind sie auch in der „Grünen<br />
Box“ des Erstattungskodex und damit auf Kassenkosten<br />
frei verschreibbar. Seitdem wird von den<br />
Originalpräparate-Herstellern mit allen „wissenschaftlichen“<br />
Mitteln versucht, die Generika zu<br />
desavouieren. Es geht immerhin um mögliche Umsatzeinbußen<br />
von über 10 Mio Euro/140 Mio ATS.<br />
Die bevorzugte Strategie ist es dabei – wie auch<br />
schon bei früheren Generikaeinführungen –, die<br />
Aussagen zu verbreiten, die Nachfolgeprodukte<br />
hätten stärkere Nebenwirkungen. Die dafür vorgelegten<br />
„wissenschaftlichen“ Beweise sind allerdings<br />
ohne wissenschaftliche Aussagekraft.<br />
Die medizinische Fragestellung: Bei Osteoporose<br />
führt eine reduzierte Knochendichte zu erhöhter Brüchigkeit<br />
und Frakturgefahr. Bisphosphonate werden<br />
neben anderen Präparaten (selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulatoren/SERM;<br />
Parathyroide Hormone)<br />
zur Therapie der postmenopausalen Osteoporose<br />
eingesetzt. Knochendichte wird als (Surrogat-) Parameter<br />
für die Wirksamkeit verschiedener Präparate<br />
herangezogen. Ein signifikanter Anstieg der Knochendichte<br />
und damit eine Reduktion des Risikos gilt als<br />
Nachweis für die Wirksamkeit der Präparate. Bisphosphonate<br />
mindern den Abbau und Umsatz des<br />
Knochens durch die Hemmung der Osteoklasten.<br />
Der spezielle Wirkstoff der Alendronsäure gehört zur<br />
Gruppe der Bisphosphonate und hat eine knochenre-<br />
sorptionshemmende Wirkung und zeigte eine Risikoreduktion<br />
sowohl bei vertebralen wie nicht-vertebralen<br />
Frakturen. Nach 6- bis 2monatiger Einnahme der<br />
Präparate ist ein Knochendichtezuwachs von bis 2<br />
% zu verzeichnen, was statistisch signifikant ist.<br />
Wirksamkeit und Kosten-Effektivität: Bisphosphonate<br />
gelten als „hoch“-wirksam, da bei Frauen mit<br />
manifester Osteoporose das Risiko für neue (klinisch<br />
stumme) Wirbelbrüche signifikant sinkt. Die klinische<br />
Relevanz in bezug auf symptomatische Frakturen<br />
durch Steigerung der Knochendichte wird allerdings<br />
auch kritisch diskutiert (Arznei-Telegramm 2000, diverse<br />
internationale HTAs). Die unterschiedlichen<br />
Osteotherapeutika zeigen gleiche Wirksamkeit – entsprechend<br />
einer rezenten Vergleichsstudie/Assessment<br />
(NICE 2005). Die Kosteneffektivität ist allerdings<br />
in Abhängigkeit von PatientInnennalter, Substanzwahl<br />
und vorheriger Fraktur sehr unterschiedlich. Unzureichend<br />
ist die Datenlage bei sehr alten PatientInnen,<br />
zur Kosteneffektivität von Teriparatid und zum Einfluss<br />
von Raloxifen auf Brustkrebs und kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen.<br />
Nebenwirkungen: Alle Bisphosphonate tragen das<br />
Nebenwirkungsrisiko von Reizungen/Verätzungen<br />
und Speiseröhrenulzera in sich, weshalb im Beipacktext<br />
explizit angeführt ist, dass die Tabletten stehend<br />
(nicht liegend) mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr<br />
morgens auf nüchternen Magen und halbstündigem<br />
Intervall zwischen der Medikamenteneinnahme und<br />
Nahrungsaufnahme einzunehmen sind. Diese Komplikationsträchtigkeit<br />
von Alendronat wurde erst in der<br />
Postmarketingphase offensichtlich, die Beipacktexte<br />
nachträglich verändert. Aufmerksam macht auch,<br />
dass in den klinischen Studien zu Risedronat die Abbruchrate<br />
40 % betrug, bei Alendronat „nur“ 5 %.<br />
Dass die „Compliance“ unter realen Bedingungen<br />
deutlich unter der von klinischen Versuchbedingungen<br />
liegt, ist allseits bekannt.<br />
Der Osteoporose-Präparate Markt: Insgesamt ist<br />
der Markt aller oralen Osteoporose-Präparate groß<br />
(Österreich: 56,2 Mio Euro/774 Mio ATS) und nimmt<br />
Rang 3 unter den Gesamtausgaben für Arzneimittel<br />
ein. Die Alendronsäure-Bisphosphonate machen<br />
davon 33,8 Mio Euro/465 Mio ATS (= 60 %) aus. Die<br />
Firma MSD ist mit Fosamax/Alendronat Marktführer<br />
und nimmt mit der 70 mg einmal wöchentlich Form<br />
92 % des österreichischen Alendronsäure-Marktes
ein (= 33,8 Mio Euro/465 Mio ATS Umsatz). Derzeit<br />
werden etwa 80.000 PatientInnen mit Bisphosphonaten<br />
behandelt. Eine Behandlung kostet 360,– bis<br />
480,– Euro/4.950 bis 6.600 ATS (mit Originär Alendronsäure<br />
oder Risendronat) oder 280,– Euro/3.850<br />
ATS (mit Generikum) pro Jahr. Ein weiteres Wachstum<br />
des Bisphosphonate Marktes wird prognostiziert.<br />
Seit 2005 sind nun zwei generische Bisphosphonate,<br />
nämlich Alendronsäure ratiopharm und Alendronstad,<br />
zugelassen, seit Mai <strong>2006</strong> auch in der „Grünen Box“<br />
des Erstattungskodex (frei verschreibbar).<br />
Marktstrategien: Pünktlich zur Aufnahme der generischen<br />
Produkte in die „Grüne Box“ begann eine<br />
offensive Kampagne – nicht nur in Österreich – gegen<br />
die frei verschreibbaren Generika. Die Generika werden<br />
mit Vorwürfen der verstärkten Nebenwirkungen<br />
konfrontiert. Es geht also um die Galenik, um Unterschiede<br />
im „Auflöseverhalten“ der Tabletten.<br />
m 1. Vorwurf – zu späte Auflösung (schlechtere<br />
Wirksamkeit)<br />
–> späte Auflösung, die erst im Darm stattfindet,<br />
führt zu eingeschränkter Resorption und dadurch<br />
verminderter Wirksamkeit,<br />
m 2. Vorwurf – zu rasche Auflösung (schlechtere<br />
Verträglichkeit)<br />
–> zu rasche Auflösung führt zu lokalen Entzündungen<br />
der Speiseröhre.<br />
Der Vorwurf verstärkter Nebenwirkungen wird nachvollziehbar<br />
bei jedem neuen Generikum erhoben.<br />
Generika werden aber vor ihrer Zulassung auf „Bioäquivalenz“<br />
und Bioverfügbarkeit geprüft. <strong>Im</strong> Falle der<br />
Alendronsäure liegen drei Bioäquivalenzstudien vor,<br />
die unisono aussagen, dass Alendronsäure gleichwertig<br />
in Wirksamkeit und Sicherheit ist.<br />
Evidenz zu Vorwürfen: <strong>Im</strong> Mittelpunkt steht der<br />
Tabelle: Osteotherapeutika<br />
Einstufung Produktname Wirkstoff Zulassung Vertrieb<br />
Originär Didronel Etidronat 994 Sanofi-Aventis<br />
Originär Evista Raloxifen 998 Eli Lilly<br />
Originär Actonel Risedronat 2000 Sanofi-Aventis<br />
Originär Fosamax Alendronat 200 MSD<br />
Originär Forsteo Teriparatid 2003 Eli Lilly<br />
Generikum Alendronsäure rtp Alendronsäure 2005 Ratiopharm<br />
Generikum Alendronstad Alendronsäure 2005 Stada<br />
Vorwurf, dass die unterschiedliche Galenik zu unterschiedlichem<br />
„Disintegrations“verhalten (zu schnell,<br />
zu langsam) führt. Dieser Vorwurf wird durch eine<br />
In-Vitro-Studie mit südamerikanischen Generika „belegt“,<br />
als zusätzlicher Beweis für die schlechtere Verträglichkeit<br />
wurde ein präklinischer Tierversuch mit<br />
israelischen Generika (n = 9) durchgeführt. Aus den<br />
angeblich unterschiedlichen Zerfallszeiten werden<br />
zwei Schlussfolgerungen abgeleitet:<br />
m Disintegration (= schlechtere Wirksamkeit)<br />
m Ösophagus-Reizung (= schlechtere Verträglichkeit)<br />
Beide „Studien“ (zusammengefasst in Epstein 2005)<br />
haben also gemein, dass sie nicht mit in Österreich<br />
erhältlichen Generika (Disintegration: südamerikanische<br />
Generika Neobon, Regenesis und Ostenan;<br />
Ösophagus-Studie: israelisches Generikum) durchgeführt<br />
wurden und dass sie nicht als Nachweis für die<br />
schlechtere Wirksamkeit oder Verträglichkeit der in<br />
Österreich erhältlichen Präparate herangezogen werden<br />
können. Allein aufgrund der Fallzahl, aber auch<br />
aufgrund minderer Qualität (keine Realbedingungen,<br />
Ungenauigkeiten im Protokoll) sind die Studien für die<br />
Fragestellung wertlos. Darüberhinaus handelt es sich<br />
nicht um einen Humanversuche, sondern um einen<br />
präklinischen (Kaninchen und Hunde) Tierversuch.<br />
Conclusio: Wenn Unsicherheit bezüglich der Nebenwirkungen<br />
besteht, eine Diskussion, die im übrigen<br />
bei allen „neuen“ Generika geführt wird, dann können<br />
die vorgelegten Studien jedenfalls nicht als Nachweis<br />
für die schlechtere Wirksamkeit herangezogen<br />
werden. Um diese Unsicherheit zu beseitigen, müssten<br />
größere wissenschaftlich adäquate und tunlichst<br />
unabhängige Studien durchgeführt werden. <strong>Im</strong>merhin<br />
geht es nicht nur um Umsatzeinbußen von rund<br />
0 Mio Euro/ 40 Mio ATS nur für MSD, sondern auch<br />
um ein Einsparvolumen von mindestens 2,3 Mio Euro/32<br />
Mio ATS (bei 40%igem Generikaanteil nur bei<br />
7
Alendronsäure). Nachdem die Präparate jedenfalls<br />
bereits bezahlt werden: Was hindert führende OsteologInnen<br />
eigentlich daran, eine von Interessensgruppen-unabhängige<br />
Vergleichstudie zu machen?<br />
Nachbemerkung: Beobachtet man die (immer gleichen)<br />
Strategien, Generika am Markt zu verhindern,<br />
war diese Strategie vorauszuahnen. Aus wissenschaftlicher<br />
Sicht ist auf jeden Fall einzufordern, dass<br />
Originalhersteller, die solche Vorwürfe erheben, wissenschaftliche<br />
Nachweise mit hohem Evidenzgrad<br />
erbringen müssen.<br />
Die Frage drängt sich auf: Steht hier wirklich der/die<br />
8<br />
Benchmarking:<br />
Messen – Vergleichen – Lernen<br />
Benchmarking ist ein formalisiertes Konzept,<br />
um Verbesserungsmöglichkeiten durch den<br />
Vergleich von Leistungsmerkmalen mehrerer<br />
vergleichbarer Objekte, Prozesse oder<br />
Programme zu finden. Dieses kann auch im<br />
Gesundheitsbereich eingesetzt werden, um<br />
Unterschiede aufzuzeigen, die z.B. für die<br />
Versorgungsqualität, die Umsetzung von<br />
vorgegeben Rahmenbedingungen oder die<br />
Optimierung der Ressourcenallokation wichtig<br />
sein können. Es ist allerdings meist sehr<br />
schwierig, Messparameter zu definieren, die<br />
einerseits die Zielsetzung einer guten Versorgungsqualität<br />
valide abbilden können und<br />
andererseits auch verfügbar sind. Meist sind<br />
mehrere Messparameter notwendig, um die<br />
Versorgungsqualität in akzeptabler Näherung<br />
abbilden zu können.<br />
Messen verändert<br />
Aufgabe der Mitarbeiter der Abteilungen für Behandlungs-<br />
und Heilmittelökonomie bei den SV-Trägern<br />
ist nicht nur das Aufzeigen von medizinisch gleichwertigen<br />
kostengünstigeren Alternativen und Be-<br />
Kontaktadresse:<br />
PatientIn im Mittelpunkt oder geht es einfach um Verdrängungskämpfe<br />
am Markt?<br />
Es geht um viel Geld: Solidarisches Geld, das woanders<br />
fehlt. Ich gebe zu bedenken, dass das Geld<br />
im Hospizbereich, in der Palliativmedizin, in Pflegeheimen<br />
– also in Institutionen mit hohem Personaleinsatz,<br />
die würdevolles Sterben ermöglichen, fehlt!<br />
Conflict of interest statement: Ich schreibe diese<br />
Stellungnahme als kritische Beobachterin und habe<br />
keine Honorare oder andere Vergünstigungen von<br />
Generikaherstellern oder Sozialversicherungen oder<br />
irgendjemand anderem erhalten.<br />
handlungspfaden, die das Maß des Notwendigen ...,<br />
sondern auch die Durchführung von Versorgungsanalysen.<br />
Denn auch wenn die Beurteilung, ob in<br />
einem Bereich eine Unter- oder eine Überversorgung<br />
besteht, nicht möglich ist, so sollten große Unterschiede<br />
in der Versorgung doch aufgezeigt werden,<br />
um unterschiedliche Trends aufzuzeigen, die zu einer<br />
Ungleichbehandlung der Patienten führen. Mit der Erwartungshaltung,<br />
dass bereits das Messen verändert<br />
oder zumindest zur Diskussion anregt, wird beispielhaft<br />
mit ganz unterschiedlichen Messparametern auf<br />
Unterschiede in der Medikamentenversorgung hingewiesen.<br />
Verordnungsanteil des Grünen Bereichs<br />
des EKO<br />
Der EKO ist eine Positivliste und die überwiegende<br />
Mehrzahl der Verordnungen entfallen auf den grünen<br />
Bereich. Außerhalb der Positivliste darf die Kostenübernahme<br />
durch die SV-Träger nur in begründeten<br />
patientenbezogenen Ausnahmefällen erfolgen. Wie<br />
verteilen sich die Heilmittelverordnungen auf den Grünen<br />
Bereich und wie oft gibt es „Ausnahmen“ von der<br />
Positivliste?<br />
Dr. Silvia Eder, Dr. Werner Krischka<br />
Chefärztlicher Dienst der <strong>Burgenländischen</strong> <strong>Gebietskrankenkasse</strong><br />
Telefon: 02682/608, Kl. 050, E-Mail: silvia.eder@bgkk.sozvers.at und werner.krischka@bgkk.sozvers.at<br />
DI Berthold Reichardt, Heilmittelökonomie<br />
Telefon: 02682/608, Kl. 405, E-Mail: berthold.reichardt@bgkk.sozvers.at
Tabelle 1: Verordnungen in % an den Gesamtverordnungen<br />
im November 2005 aus dem Grünen Bereich<br />
und außerhalb des EKO<br />
KV-Träger<br />
Grüner<br />
Bereich<br />
außerhalb<br />
des EKO<br />
GKK Wien 95,6 % ,2 %<br />
GKK Niederösterreich 96,8 % 0,8 %<br />
GKK Burgenland 97,3 % 0,8 %<br />
GKK Oberösterreich 95,8 % ,6 %<br />
GKK Steiermark 97,0 % 0,8 %<br />
GKK Kärnten 96,3% ,3 %<br />
GKK Salzburg 96,2 % ,4 %<br />
GKK Tirol 95,5% ,4 %<br />
GKK Vorarlberg 9 ,2 % 6,0 %<br />
In einigen Bundesländern ist nur jede 30. Verordnung<br />
nicht im Grünen Bereich, in anderen ist jede 5. Verordnung<br />
mit einer Dokumentation oder einer Vorgenehmigung<br />
verbunden.<br />
Statintherapie, Verordnungen pro<br />
Anspruchsberechtigter<br />
Die Rahmenbedingungen für die Erstattung der Statine<br />
sind bundesweit einheitlich im EKO festgehalten.<br />
Der altersstandardisierte Versorgungsvergleich<br />
zeigt deutliche regionale Unterschiede in der Verordnungshäufigkeit.<br />
Trotz rechnerischer Eliminierung der<br />
Unterschiede in der Altersstruktur schwankt die Verordnungshäufigkeit<br />
der Statine im Analysenzeitraum<br />
. Halbjahr 2005 je nach KV-Träger von 29 bis zu 203<br />
Packungen je .000 Anspruchsberechtigte, ein Unterschied<br />
von über 50 %!<br />
Tabelle 2: Packungen pro Anspruchsberechtigte im<br />
1. Halbjahr 2005, altersstandardisiert:<br />
KV-Träger<br />
Packungen pro 1.000<br />
Anspruchsberechtigte<br />
GKK Wien 202<br />
GKK Niederösterreich 202<br />
GKK Burgenland 203<br />
GKK Oberösterreich 29<br />
GKK Steiermark 56<br />
GKK Kärnten 40<br />
GKK Salzburg 37<br />
GKK Tirol 9<br />
GKK Vorarlberg 69<br />
Quelle: Pegasus, Statistik HVB und eigene Berechnungen<br />
Statintherapie, Substanzwahl<br />
Über drei Mio. Verordnungen eines Statins wurden<br />
2005 mit den SV-Trägern abgerechnet. Es sind derzeit<br />
sechs Substanzen verfügbar. Die Rahmenbedingungen<br />
für die Statinversorgung haben sich in den<br />
letzten Jahren stark geändert:<br />
m Simvastatin, Pravastatin und Lovastatin wurden<br />
generisch verfügbar. Der Preisvorteil von generischem<br />
Simvastatin 20 mg liegt im Februar <strong>2006</strong><br />
noch immer bei über 20 %.<br />
m Simvastatin 40 mg und Pravastatin 40 mg sind nur<br />
generisch auf Kosten eines SV-Trägers verfügbar.<br />
m Atorvastatin und Rosuvastatin sind mit Tagestherapiekosten,<br />
die ca. doppelt so hoch sind wie für<br />
Simvastatin 40 mg, nur noch als second-line-Therapie<br />
erstattungsfähig.<br />
m Pravastatin ist ab Februar <strong>2006</strong> nur generisch erstattungsfähig.<br />
Für das . Halbjahr 2005 ergibt sich eine unterschiedliche<br />
regionale Verteilung der Statinverordnungen.<br />
Der Verordnungsanteil für Pravastatin schwankt um<br />
bis zu 00 %, die Unterschiede bei Atorvastatin sind<br />
in ähnlicher Größenordnung. Was bedeutet das für<br />
die Versorgungsqualität? Sind die Statine gleichwertig<br />
und können daher längerfristig alle Hochpreispräparate<br />
durch kostengünstigere Generika substituiert<br />
werden? Welcher Generikaanteil sollte bei den Statinen<br />
nicht überschritten werden, um eine gewisse<br />
Substanzvariabilität zu erhalten, 60 % oder 90 % oder<br />
95 %?<br />
Die Frage wird individuell wahrscheinlich sehr unterschiedlich<br />
beantwortet; das Ergebnis ist für unser Gesundheitssystem<br />
wichtig: In die Statintherapie werden<br />
pro Jahr über 70 Mio. Euro investiert. Daher ist es<br />
wichtig zu wissen, wie oft die Einzelverordnung 7,85<br />
Euro (Simvastatin 40 mg) kosten darf oder z.B. 30,40<br />
Euro (Atorvastatin 0 mg) kosten soll.<br />
Epoetintherapie bei Tumoranämie,<br />
Substanzwahl<br />
Die Rahmenbedingungen für die Erstattung der Epoetine<br />
ist bundesweit einheitlich im EKO festgehalten.<br />
<strong>Im</strong> grünen Bereich sind jene Wirkstärken angeführt,<br />
die bei onkologischer Indikation gegeben werden.<br />
Da diese Therapie meist von den onkologischen Zentren<br />
initiiert wird und ein Teil der Therapie im stationären<br />
Bereich erfolgt, könnten regionale Versorgungsunterschiede<br />
aus der unterschiedlichen Therapiedauer<br />
und Kostenübernahme im stationären Bereich lie-<br />
9
Tabelle 3: Verordnungsverteilung der Statine<br />
GKK<br />
gen. Ein Vergleich der Verordnungen aus dem grünen<br />
Bereich zeigt für die Epoetine bemerkenswerte Unterschiede.<br />
Ist die Versorgungsqualität bei einem Marktanteil für<br />
Darbepoetin alfa von 5 % genauso gut wie bei einem<br />
Verordnungsanteil von 4 %? Sind die Substanzen<br />
gleichwertig und gegenseitig austauschbar? In der<br />
amerikanischen Fachinformation ist sogar eine Umrechnungstabelle<br />
angeführt. Dann sollte man sich<br />
anschauen, ob auch die Kosten pro Patient gleich<br />
sind.<br />
0<br />
Epoetintherapie bei Tumoranämie,<br />
Kosten pro Patient<br />
Da die Monatstherapiekosten von Aranesp in der<br />
Dosierung 50 mcg pro Woche und von Erypo und<br />
Neorecormon in der Dosierung 3x 0.000I.E. bzw.<br />
x30.000I.E. pro Woche de facto ident sind, sollten<br />
auch die Therapiekosten pro Patient ident sein. Um<br />
keinen Bias durch eine mögliche Differentialtherapie<br />
bei unterschiedlichen Tumorentitäten einzubringen,<br />
werden Patientengruppen nach ihrer onkologischen<br />
Begleittherapie definiert.<br />
Tabelle 4: Verordnungsanteile der Epoetine des Grünen Bereichs im 1. Halbjahr 2005<br />
Epoetin alfa Epoetin beta Darbepoetin alfa<br />
GKK Wien 3 % 29 % 4 %<br />
GKK Niederösterreich 24 % 4 % 35 %<br />
GKK Burgenland 25 % 49 % 26 %<br />
GKK Oberösterreich 2 % 59 % 29 %<br />
GKK Steiermark 22 % 5 % 27 %<br />
GKK Kärnten 9 % 52 % 39 %<br />
GKK Salzburg 30 % 42 % 28 %<br />
GKK Tirol 62 % 33 % 5 %<br />
GKK Vorarlberg 63% 32 % 5 %<br />
Quelle: Pegasus, eigene Berechnungen<br />
Verordnungsanteil<br />
Simva statin Lova statin Prava statin Fluva statin Atorva statin Rosuva statin<br />
GKK Wien 42 % % 0 % 9 % 36 % %<br />
GKK Niederösterreich 4 % % 4 % 4 % 29 % %<br />
GKK Burgenland 52 % 0 % % % 25 % %<br />
GKK Oberösterreich 5 % % 2 % 6 % 20 % %<br />
GKK Steiermark 46 % 0 % 2 % % 29 % %<br />
GKK Kärnten 4 % % 9 % 9 % 30 % %<br />
GKK Salzburg 43 % % 7 % 8 % 20 % 0 %<br />
GKK Tirol 53 % % % 2 % 2 % %<br />
GKK Vorarlberg 45 % 0% 2 % 4 % 9 % %<br />
Quelle: Pegasus
Tabelle 5: Kosten der Medikamentenkosten Epoetin pro Patient, Analysenzeitraum 1. Halbjahr 2005<br />
Begleittherapie<br />
(Patientenanzahl)<br />
Die Medikamentenkosten der SV-Träger für gleichpreisige<br />
Präparate können durch folgende Faktoren<br />
beeinflusst werden:<br />
m Unterschiedliche partielle Kostenübernahme durch<br />
die Krankenhäuser. Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich,<br />
dass die Krankenhäuser einen größeren<br />
Teil der Therapie mit Epoetin alfa und beta zahlen<br />
als von Darbepoetin alfa.<br />
m Differentialtherapie in Abhängigkeit von der Tumorentität.<br />
Um dies auszuschließen, wurden die<br />
Patienten nach Begleittherapie gruppiert, die die<br />
mögliche Hauptdiagnose sehr einschränkt.<br />
m Unterschiedliche Therapiedauer. Diese könnte aus<br />
unterschiedlichen Abbruchraten wegen Nichtansprechens<br />
oder aus einer Therapieverlängerung<br />
bzw. Dosissteigerung wegen verzögerten Ansprechens<br />
resultieren. Für Unterschiede in den Responderraten<br />
gibt es in der medizinischen Literatur<br />
allerdings keine validen Belege.<br />
m Unterschiedliche Dosierung. Diese könnte aus unterschiedlichen<br />
Responderraten resultieren.<br />
m Differentialtherapie nach Schweregrad der Anämie.<br />
Dies wäre eine Abkehr von der IND-Regel des<br />
EKO, bei einem Hb-Wert von 0g/dl die Therapie<br />
zu beginnen und ein Therapieziel von 2g/dl zu erreichen.<br />
Diese Regelung wird durch die Therapieempfehlung<br />
vieler onkologischer Gesellschaften<br />
untermauert und steht derzeit auch nicht in Diskussion.<br />
Warum sind die realen Therapiekosten für die Therapie<br />
der Tumoranämie so unterschiedlich?<br />
Antidepressiva bei Kindern<br />
Die Diskussion über die Gefahr der Antidepressiva<br />
für Kinder wurde bereits vor Jahren gestartet und hat<br />
Medikamentenkosten Epoetin<br />
Epoetin alfa Epoetin beta Darbepoetin alfa<br />
Antiestrogene ( 3) .459,6 .956,63 2. 70,76<br />
Aromatasehemmer ( 36) . 33,43 2.6 2,2 2.740,86<br />
Pyrimidin-Analoga (2 7) .990,77 2.634, 9 3.258,8<br />
LHRH-Analoga ( 52) .64 ,34 .952,79 2.347,8<br />
Quelle: FOKO-Daten von 7 SV-Trägern, eigene Berechnungen<br />
zu zusätzlichen Warnhinweisen und Hervorhebung<br />
der Kontraindikation geführt. Wurden Antidepressiva<br />
ohne Zulassung bei Kindern daher 2005 nicht mehr<br />
eingesetzt?<br />
Tabelle 6: Verordnungen ausgewählter Antidepressiva<br />
bei Kindern:<br />
Substanz Packungen<br />
Fluoxetin 9 2<br />
Citalopram 696<br />
Paroxetin 426<br />
Fluvoxamin 38<br />
Escitalopram 424<br />
Mirtazapin 228<br />
Venlafaxin 75<br />
Milnacipran 29<br />
Reboxetin 6<br />
Welche Daten bei Kindern gibt es für Substanzen wie<br />
Escitalopram oder Venlafaxin, die den Einsatz rechtfertigen?<br />
Die Publikation der Messergebnisse wird auch Kritik<br />
hervorrufen! Sollen wir deshalb nicht messen oder die<br />
Messergebnisse zensurieren? Stellen wir uns der Diskussion,<br />
um valide Messparamter zu definieren und<br />
die Versorgungsqualität für die Patienten zu verbessern!
Der Anbieter von Aerius, eines Antihistaminikums,<br />
weist im Schreiben vom 3. 2. <strong>2006</strong> darauf hin, dass<br />
in unserer Vertragspartnerzeitung die Tagestherapiekosten<br />
von Aerius nicht exakt dargestellt wurden und<br />
auch der Vergleich mit anderen Antihistaminika nicht<br />
zulässig sei. Seitens der Sozialversicherungsträger<br />
erfolgt die Stellungnahme wie folgt:<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Die Tagestherapiekosten für Aerius wurden mit 1 0,5<br />
dargestellt. Dabei wurde der im Warenverzeichnis Oktober<br />
2005 angeführte Preis ohne Berücksichtigung<br />
der Refaktie angegeben. Die Tagestherapiekosten<br />
können alternativ unter Berücksichtigung der Refaktie<br />
lt. Warenverzeichnis Oktober 2005 mit 1 0,48 oder<br />
unter Berücksichtigung der Refaktie-Vereinbarung mit<br />
dem HVB mit 1 0,38 angegeben werden. <strong>Im</strong> Vergleich<br />
zu den Tagestherapiekosten von generischem Loratadin<br />
entspricht das nunmehr einem Preisaufschlag von<br />
82 % oder nach dem alternativen Modell 30 % und<br />
nicht wie ursprünglich ableitbar von 43 %. Wunschgemäß<br />
können wir die Vertragspartner informieren,<br />
dass Aerius „nur“ um 82 % teurer ist als generisches<br />
Loratadin.<br />
2<br />
Neuer Apothekergesamtvertrag –<br />
Auswirkungen für Vertragsärzte<br />
Apotheken kontrollieren bei Arzneispezialitäten, die<br />
an den Patienten abgegeben werden sollen, nicht<br />
mehr die Einholung der chef- und kontrollärztlichen<br />
Bewilligung durch den verschreibenden Arzt. Diese<br />
Änderung ist eine notwendige Konsequenz des Arzneimittel-Bewilligungs-Services<br />
in Zusammenhang<br />
mit der „Chefarztpflicht neu“. Somit liegt neben der<br />
medizinischen auch die finanzielle Verantwortung<br />
ausschließlich beim verschreibenden Arzt.<br />
Unverändert überprüft der Apotheker die Kriterien<br />
eines korrekt ausgestellten Kassenrezeptes. Nur<br />
wenn ein Privatrezept ausgestellt wird, ist sichergestellt,<br />
dass die Sozialversicherung keine Kosten trägt.<br />
Die SV-Träger werden sich bemühen, die Vertragspartner,<br />
wenn erforderlich über mögliche „Fallstricke“,<br />
die aus der neuen Regelung entstehen könnten, zu<br />
informieren.<br />
Eine weitere wesentliche Änderung ist die Verlängerung<br />
der Gültigkeitsdauer von Kassenrezepten von<br />
bisher 4 Tagen auf nunmehr einen Monat. Auch ist<br />
der Name und Betriebsort des Dienstgebers eines<br />
unselbständig erwerbstätigen Versicherten nicht mehr<br />
auf dem Rezept zu vermerken.<br />
Betrifft Antihistaminika-Artikel in der Ausgabe 1/<strong>2006</strong><br />
Medizinisch-therapeutische<br />
Vergleichbarkeit<br />
Dass der Vergleich unterschiedlicher Antihistaminika<br />
nach medizinisch-therapeutischen Beurteilungen zulässig<br />
ist, wird in der internationalen Literatur bestätigt<br />
( ,2,3).<br />
Information an die Vertragspartner<br />
Die Information der Vertragspartner zur ökonomischen<br />
Verschreibweise zählt zu den Aufgaben der SV-Träger<br />
und wird vom gemeinsamen Redaktionskomitee<br />
regelmäßig umgesetzt. Das Redaktionskomitee als<br />
gemeinsame Plattform mehrerer SV-Träger ist neben<br />
der Druckfreigabe durch Experten bei den SV-Trägern<br />
Garant der Qualitätssicherung.<br />
Literatur<br />
( ) pharma-kritik Jahrgang 23, Nr. 7<br />
http://www.infomed.org/pharma-kritik/pk 7a-0 .html (Zugriff<br />
am 6.2.<strong>2006</strong>)<br />
(2) Pharmainformation Jahrgang 8/ Nr. 2<br />
http://www.uibk.ac.at/c/c5/c5 5/info/info 8-2.html#patent<br />
(Zugriff am 6.2.<strong>2006</strong>)<br />
(3) Arzneiverordnungsreport 2005