Organsysteme 1
Organsysteme 1
Organsysteme 1
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<strong>Organsysteme</strong> und<br />
sportliches Training<br />
1. Muskulatur<br />
2. Autonomes Nervensystem<br />
3. Zentralnervensystem<br />
4. Sinnessystem<br />
5. Herz-Kreislauf-System<br />
6. Immunsystem<br />
7. Atmungssystem<br />
8. Passiver Bewegungsapparat<br />
9. Hormone
<strong>Organsysteme</strong> und<br />
sportliches Training<br />
1. Muskulatur<br />
2. Autonomes Nervensystem<br />
3. Zentralnervensystem<br />
4. Sinnessystem<br />
5. Herz-Kreislauf-System<br />
6. Immunsystem<br />
7. Atmungssystem<br />
8. Passiver Bewegungsapparat<br />
9. Hormone
Strukturelemente der Zelle (modifiziert nach Badtke 1995, 8)<br />
(Sarkolemm)<br />
(sarkoplasmatisches R.,SR)<br />
(Kraftwerke; Fähigkeit zur<br />
Vergrößerung u. Vermehrung)<br />
(Zelleinlagerungen)<br />
(enthält das genetische Material; Fähigkeit zur identischen Verdopplung;<br />
Steuerung der Stoffwechselprozesse der Zelle; Kern + Ribosomen<br />
ermöglichen Hypertrophie)<br />
(Grundsubstanz, 70% des Zellraums;<br />
Glykolyse, Glykogenauf- u. -abbau)<br />
- ca. 100 Billionen Körperzellen<br />
- Zellmembran: selektiv permeabel,<br />
komplex, hochspezialisiert<br />
- im Zellplasma sind das Metaplasma, die<br />
Zellorganellen u. das Paraplasma<br />
eingelagert<br />
- das endoplasmatische Retikulum (ER)<br />
erstreckt sich über das gesamte Zellplasma u.<br />
fungiert als intrazelluläres Transportsystem;<br />
das ER u. Ribosomen bilden den Ort der<br />
Proteinsynthese; das SR ist wichtig bei der<br />
elektromechanischen Kopplung<br />
- der Zellkern ermöglicht mit den Ribosomen<br />
die Vermehrung der Eiweißstrukturen<br />
- in den Mitochondrien findet die oxidative<br />
Verbrennung energiereicher Substrate u.<br />
die oxidative Phosphorylierung u.<br />
Energiegewinnung statt; Enzyme des<br />
Zitratzyklus u. der Atmungskette
Schematische Darstellung eines<br />
(angeschnittenen) Mitochondriums)<br />
(aus Weineck 2004, 36)
(aus Weineck 2004, 38)<br />
Struktur des Skelettmuskels<br />
§Muskelzelle = Muskelfaser<br />
§Muskelfaserlänge bis zu 18cm<br />
§zahlreiche Zellkerne innerhalb einer Faser<br />
§mehrere 100 bis mehrere 1000 Myofibrillen<br />
bilden eine Muskelfaser<br />
§Fibrillen, Mitochondrien u. Kerne liegen im<br />
Sarkoplasma<br />
§Myofibrillen bestehen aus den Muskelfilamenten<br />
Aktin (dünn) u. Myosin (dick)<br />
(kontraktile Eiweiße)<br />
§die Filamente sind hochgradig geordnet: 6<br />
Aktinfilamente umgeben ein Myosinfilament<br />
§das Sarkomer (Z-Scheibe → Z-Scheibe) als<br />
kleinste kontraktile Einheit des Muskels<br />
§„Muskelkater“: Zerreißung der<br />
Sarkomerstrukturen (Mikrotraumatisierung)
Darstellung der fibrillären Struktur der Muskelfaser<br />
(aus Wiemann u.a. 1998, 114)<br />
„Tertiäre“ Filamente:<br />
§ Intermediäre Filamente umspinnen die Sarkomere längs u. im Bereich Z-Scheiben ringförmig (→<br />
mechanischer Schutz in transversaler Richtung)<br />
• Nebulinfilamente verlaufen parallel zu den Aktinfilamenten und sind an den Z-Scheiben befestigt (Stabilisierung<br />
der Aktinfilamente)<br />
• Filamentöse / globuläre Proteine verbinden das Aktin mit dem Integrin (Ig) (Dystrohin, Talin, Vinculin) sowie das<br />
Integrin mit Kollagenfilamenten der Faserhüllen und Sehnen (Fibromectin, Laminin)<br />
• Titinfilamente sind zwischen den Z- u. M-Scheiben ausgespannt und heften sich an die freien Enden der<br />
Myosinfilamente (6 Titinfilamente umgeben ein Myosinfilament)
„fine tuning“ durch<br />
PEVK-Region<br />
Bedeutung der Titinfilamente<br />
(aus Klee u. Wiemann 2001, 2)<br />
Titinfilamente haben die Funktion hochelastischer molekularer Federn in longitudinaler<br />
Richtung und ziehen die Sarkomere nach Dehnung wieder in ihre Ausgangslage zursammen<br />
und sind für die Ruhespannung des Muskels verantwortlich<br />
Da jeweils 6 Titinfilamente ein Myosinfilament umgeben, nimmt die Ruhespannung mit<br />
steigender Hypertrophie (Vermehrung der Myosin- u. Titinfilamente) des Muskels zu
Die Aufgabe der „tertiären“ Filamente ist es,<br />
die strukturelle Einheit und Organisation<br />
innerhalb der Muskelfaser zu sichern und<br />
äußere und innere Spannungen transversal<br />
und longitudinal zu übertragen. Bei einer<br />
muskulären Überbeanspruchung kommt es<br />
zur Schädigung bzw. Teilzerreißung<br />
(Weineck 2004, 41)
Struktur der kontraktilen Eiweißmoleküle<br />
(mit ATPase)<br />
(aus Weineck 2004, 39)
Aktin-/Myosinfilament im<br />
Ruhezustand: der Muskel ist<br />
erschlafft; die Querbrücken sind<br />
nicht geknüpft; zwischen<br />
Myosinkopf u. Aktinfilament<br />
besteht keine Verbindung<br />
(aus de Marrées u. Mester 1991, 52)<br />
Kontraktionsvorgang<br />
Einleitung der Kontraktion:<br />
die Myosinköpfe haben sich an<br />
das Aktinfilament angeheftet.<br />
Für diesen Vorgang wird keine<br />
Energie benötigt, sondern er<br />
wird durch „Affinitäten“<br />
zwischen Aktin- u. Myosinmolekülen<br />
verursacht<br />
Kontraktion des Sarkomers:<br />
die Myosinköpfe haben sich<br />
nach dem Anheften an das<br />
Aktinfilament gekippt. Dadurch<br />
wird mechanisch eine Spannung<br />
am Myosinhals erzeugt, die<br />
bewirkt, dass das Aktinfilament<br />
über das Myosinfilament<br />
hinweggleitet
„Freischaltung“ des Aktinfilaments<br />
Gelöste Querbrücke:<br />
Die Tropomyosinfäden sind so eng an<br />
das Aktinfilament angelagert, dass<br />
sich das Anheften der Myosinköpfe<br />
verhindern.<br />
Geknüpfte Querbrücke:<br />
Calcium-Ionen binden sich an das<br />
Troponin und lassen die Tropomyosinfäden<br />
in das Innere der<br />
Aktinfäden gleiten. Die Anheftestelle<br />
für den Myosinkopf ist frei<br />
gemacht. Zudem aktiviert das<br />
Calcium die ATPase in den Myosinköpfchen.
Einbettung der Sarkomere in das<br />
sarkoplasmatische Retikulum<br />
(aus Schmidt u. Thews 1997, 68)
Schema der elektromechanischen Kopplung<br />
Depolarisation Repolarisation<br />
(aus Schmidt u. Thews 1997, 73)
Der komplexe Vorgang der Erregungsleitung im T-<br />
System (induziert durch Aktionspotentiale der<br />
entsprechenden Nerven), der Kalziumfreisetzung<br />
aus dem L-System, der damit verbundenen<br />
Entblockierung der Troponin-Tropomyosin-Sperre<br />
sowie die Querbrückenbildung mit nachfolgendem<br />
Kontraktionsvorgang wird als elektromechanische<br />
Kopplung bezeichnet.
Der Kontraktionsvorgang über die<br />
Ruderbewegungen kann nur ablaufen,<br />
wenn die Bindungsstellen für die<br />
Myosinköpfe durch eine bestimmte<br />
Kalziumkonzentration freigegeben<br />
sind und wenn am Myosinkopf ATP als<br />
Energiequelle zur Verfügung steht-
Die Freisetzung der<br />
Kaliumionen induziert<br />
am dünnen<br />
Aktinfilament im<br />
Bereich des<br />
Troponins/Tropomyo-<br />
sinkomplexes eine<br />
Konfigurationsveränderung,<br />
welche die<br />
bis dahin blockierte<br />
Bindungsstelle am<br />
Aktinfilament für die<br />
Myosinköpfe freigibt<br />
4 wichtige Funktionen des Kalziums<br />
Kalzium aktiviert das in<br />
den Myosinköpfchen<br />
befindliche Enzym<br />
ATPase, so dass durch<br />
die enzymatische<br />
Spaltung des ATPs<br />
Energie für die<br />
Kippbewegung der<br />
Myosinköpfe frei wird<br />
Kalzium aktiviert zudem<br />
das Enzym<br />
Muskelphosphorylase,<br />
das in der Muskelzelle<br />
den Abbau der<br />
Glykogenspeicher<br />
(Freisetzung von<br />
Glukose) reguliert und<br />
somit Mechnismen in<br />
Gang setzt, die an der<br />
Nachlieferung von ATP<br />
beteiligt sind<br />
Die Entfernung von Kalzium<br />
aus der Mikroumgebung der<br />
Filamente zur neuerlichen<br />
Blockierung der<br />
Anlagestellen am<br />
Aktinfilament durch die<br />
Regulatorproteine Troponin<br />
und Tropomyosin: das<br />
Sarkomer erzeugt keine<br />
weitere Spannung mehr, die<br />
Entspannung der<br />
Muskelzelle stellt sich ein.
Die Energiequelle für die Kontraktion: ATP<br />
§ Als primäre Energiequelle steht<br />
Adenosintriphosphat (ATP) zur Verfügung.<br />
ATP ist eine energiereiche Verbindung, aus<br />
der durch Abspaltung von Phosphat Energie<br />
freigesetzt wird. Diese sog. Freie Energie<br />
wird u.a. bei der Muskelkontraktion<br />
verbraucht.<br />
§ ATP wird für die Kippbewegung der<br />
Myosinköpfe benötigt.<br />
§ ATP wird ebenfalls für das Lösen der<br />
Querbrücken gebraucht<br />
(→ Weichmacherwirkung)<br />
§ Weiterhin dient ATP der Aufrechterhaltung<br />
von Membraneigenschaften (u.a. Natrium-<br />
Kalium-Pumpe) oder im Baustoffwechsel<br />
(Transportfunktion)
Anaerobe alaktazide Energiegewinnung<br />
Myosin-ATPase<br />
1. ATP-Vorrat in der Muskelzelle (6 mmol/kg Muskelfeuchtgewicht): ATP ADP + P + E (→1-2s bei Fmax);<br />
Stimulierung der Atmung bis zur 100fachen Steigerung durch anfallendes ADP+ anorganisches P (hochgradige<br />
Aktivierung des Muskelstoffwechsels), ATP hemmt Atmung ( „Atmungskontrolle durch Energiebedarf“)<br />
Kreatinkinase<br />
2. KP + ADP Kreatin + ATP (zellulärer Kreatinphosphatspeicher beträgt 20-30 mmol/kg Muskelfeuchtmasse);<br />
Gesamtarbeitszeit bei maximaler Belastung durch die energiereichen Phosphate von 5-7s (Erwachsene) bzw. 3-5s<br />
(Kinder)<br />
• Die Energiegewinnung durch die energiereichen Phosphate wird als anaerob alaktazid bezeichnet.<br />
(vgl. Leyk u.a. 1997, 18)
Enzyme der anaeroben<br />
Energiegewinnung<br />
Anaerobe laktazide Energiegewinnung<br />
• Glukose 2 ATP + Milchsäure (Laktat)<br />
• die Glykolyse stellt bei allen intensiven Belastungen, bei denen die Sauerstoff-Versorgung unzureichend ist, den<br />
bevorzugten Energiegewinnungsprozess dar; das Maximum der Glykolyse liegt etwa bei 45s maximale Belastung ;<br />
als Brennstoff dient ausschließlich Glukose<br />
• Laktat entsteht als Endprodukt der Glykolyse (max. bis zu 25-30 mmol/l Blut u. bis zu 30 mmol/kg Muskel) und wirkt<br />
sich auf den Stoffwechsel aus:<br />
• Gewebeübersäuerung (Azidose) mit einem stark herabgesetzten<br />
pH-Wert von 6,4 (Muskel) bzw. 6,8 (Blut) anstatt von 7,4 (Normalwert)<br />
führt zum Abbruch der Glykolyse und zur Enzymhemmung (→<br />
Selbstschutz vor zu starker Übersäuerung mit folgender Zerstörung<br />
intrazellulärer Eiweiße)<br />
• in der Erholungsphase nach erschöpfenden Belastungen normalisiert<br />
sich die Azidose innerhalb von 30-60min (abhängig vom Trainingszustand!);<br />
Laktat wird abgebaut durch Leber, Herzmuskel, Niere u. die<br />
nicht arbeitende Skelettmuskulatur selbst (Wiederaufbau zu Glykogen)<br />
• die Laktateliminierungsrate aus dem Blut beträgt etwa 0,5 mmol/l pro<br />
Minute; leichte körperliche Aktivität in der Erholungsphase beschleunigt<br />
die Normalisierung der Stoffwechselsituation →<br />
Laktateliminierung durch<br />
„Auslaufen“<br />
(aus Weineck 2004, 46)
Anaerobe Energiegewinnung:<br />
Sauerstoffmehraufnahme nach Belastungsende<br />
• Sauerstoffschuld: der Organismus arbeitet solange anaerob, bis entweder der Belastung abgebrochen oder die<br />
Intensität so weit reduziert werden muss, dass eine ökonomische oxidative Substratverbrennung möglich ist; er geht<br />
somit initial eine Sauerstoffschuld ein, die nach Belastungsende wieder abgetragen werden muss<br />
• Regeneration von arteriellem, kapillarem u. venösem Blut zur normalen Sauerstoffsättigung<br />
• vermehrter Sauerstoffbedarf der Herz-, Arbeits- u. Atemmuskulatur (15% der Gesamtaufnahme bei 150l/min)<br />
• vermehrter Sauerstoffbedarf der Gewebe als Folge einer erhöhten Körpertemperatur (Aktivierung des gesamten<br />
Stoffechsels) und eines erhöhten Katecholaminspiegels (eine erhöhte Adrenalinausschüttung induziert eine<br />
Steigerung oxidativer Prozesse)<br />
• Myoglobinspeicher: Myoglobin ist in der Muskelzelle für den<br />
Sauerstofftransport zu den Mitochondrien zuständig; Myoglobin<br />
ist sowohl Überträger als auch Speicher (500 ml Sauerstoff beim<br />
erwachsenen Sportler) des Sauerstoffs; in den ersten Sekunden<br />
einer hochintensiven Arbeit verbraucht der Organismus die an<br />
das Myoglobin gebundenen Sauerstoffvorräte<br />
(nach Badtke 1998, 324)<br />
← Der Sauerstofftransport vom<br />
Blutgefäß durch die Zellmembran<br />
zum Mitochondrium mit Hilfe des<br />
Myoglobins
Aerobe Energiegewinnung<br />
• bei Belastungen > 1min gewinnt die aerobe Energiebereitstellung an Bedeutung<br />
Enzyme der aeroben<br />
Energiebereitsstellung<br />
• Glukose ATP + CO2 + H2O • neben Kohlenhydraten können auch Fette (Freie Fettsäuren) und in Ausnahmefällen auch Eiweiße (Aminosäuren)<br />
verstoffwechselt werden<br />
• die Intensität der Muskelarbeit und somit die Kontraktionsgeschwindigkeit<br />
der Muskelfaser ist abhängig vom Energieträger;<br />
dies hat seine Ursache in den verschiedenen Flussraten der<br />
Phosphatäquivalente: sollen hohe Intensitäten und damit hohe<br />
Energieumsätze erzielt werden, so müssen größere Flussraten<br />
einbezogen werden<br />
Die Kontraktionsgeschwindigkeit des Muskels in<br />
Abhängigkeit von der Energiegewinnung bzw. den<br />
damit verbundenen energetischen Flussraten<br />
(aus Weineck 2004, 47)<br />
← Anteil der verschiedenen energieliefernden Substrate<br />
an der Energiebereitstellung (n. Keul u.a. 1969, 38)
Stoffwechselwege der energieliefernden Nahrungsstoffe
• Typ I – Faser<br />
• rot, dünn, „langsam“<br />
• ST-Faser (slow twitch = langsam<br />
zuckend)<br />
• für ausdauernde u. weniger intensive<br />
Muskelarbeit<br />
reich an Enzymen des aeroben<br />
Stoffwechsels<br />
• reich an großen Mitochondrien u.<br />
Glykogen<br />
Muskelfasertypen<br />
• Typ II – Faser<br />
• weiß (hell),dick, „schnell“<br />
• FT-Faser (fast twitch = schnell<br />
zuckend)<br />
• für schnellkräftige u. intensive<br />
Muskelaktionen<br />
• reich an energiereichen Phosphaten u.<br />
Glykogen<br />
• reich an Enzymen des anaeroben<br />
Stoffwechsels<br />
ST- u. FT-Faserverteilung (histochemisch eingefärbt) im Bereich der seitlichen Oberschenkelmuskulatur (m.<br />
vastus lateralis) eines Radrennfahrers (links) und eines Sprinters (rechts); FT-Fasern = hell, ST = dunkel<br />
(n. Howald 1984, 89)
Darstellung unterschiedlicher<br />
motorischer Einheiten sowie<br />
tabellarischer Zusammenfassung<br />
relevanter morphologischer<br />
u. funktioneller<br />
Parameter<br />
(EC Entladungscharakteristik, MEP<br />
motorische Endplatte, MF<br />
Muskelfaser, MN Motoneuronen,<br />
NF Nervenfaser (Axon), SK<br />
Synaptische Kontakte)<br />
(nach Tidow u. Wiemann 1993, 14)
Muskelfasern<br />
§ Die Anlage bzw. der prozentuale Anteil der verschiedenen Muskelfasern ist genetisch<br />
festgelegt<br />
§ Es ist anzunehmen, dass auch die unbewusste Neigung hinsichtlich Schnellkraft- bzw.<br />
Ausdauerdisziplinen mit dieser erbbedingten Faserverteilung in Zusammenhang<br />
gebracht werden kann<br />
§ Durch Training ist die ererbte Verteilung an FT- bzw. ST-Fasern nicht oder nur unter<br />
Extrembedingungen zu verändern<br />
§ Im Sitzensport wird von einer Umwandlung von FT- zu ST-Fasern berichtet, eine<br />
Umwandlung von ST- zu FT-Fasern ist hingegen unmöglich, da die Schnelligkeit nicht<br />
über vergleichbar lange Trainingseinwirkungszeiten mit verändertem Impulsmuster<br />
trainiert werden kann wie die Ausdauer (vgl. Howald 1984, 12)<br />
§ Nach Abbruch des Ausdauertrainings kehrt allerdings auch hier die umgewandelte<br />
Muskelfaser wieder zu ihrem ursprünglichen Fasertyp zurück<br />
§ Muskelfasern passen sich bis zu einem gewissen Grad an die jeweilige Trainingsform<br />
an (Kraft-, Schnelligkeits-, Ausdauer-, Beweglichkeits- oder Koordinationstraining)
Muskelkrämpfe<br />
Prinzipiell kann jeder Muskel von Krämpfen<br />
befallen werden, mit Abstand am häufigsten<br />
sind jedoch Muskelgruppen der distalen<br />
unteren Extremitäten betroffen, und hier in<br />
besonderem Maße die Wadenmuskulatur.
Häufige Ursachen von Muskelkrämpfen im Sport<br />
§ Elektrolytstörungen<br />
Insbesondere bei hochintensiven u. langandauernden Belastungen bei<br />
Hitzebdingungen, die mit hohem Schweißverlusten verbunden sind, treten gehäuft<br />
Krämpfe auf. Es ist hier auf die Substitution von Salz, Kalzium, Magnesium, Kalium<br />
etc. zu achten<br />
§ Medikamente<br />
Zu nennen sind sportunspezifische Medikamente wie z.B. orale Kontrazeptiva, Anti-<br />
Hypertonica/Diuretika oder Laxantien sowie leistungssteigernde Medikamente wie z.B.<br />
anabole Steroide oder Kreatin<br />
§ Orthopädische Gründe<br />
Beinlängendifferenzen, gestörte Fußmechanik, Senkfüße, andere Fußdeformitäten<br />
§ Neurogen ausgelöste Krämpfe<br />
durch Reizung der peripheren motorischen Nervenfasern (Vorderhorn bis Endplatte)<br />
mit wiederholter Deplarisation der Muskelfasern (Einklemmungsneuropathien )
„Muskelkater“<br />
(Delayed Onset of Muscle Soreness – DOMS)<br />
Muskelschäden nach exzentrischer Belastung<br />
(elektronenmikroskopische Aufnahme)<br />
Prophylaxe:<br />
Verbesserung der Koordination, Aufwärmen<br />
Therapie:<br />
Vermeiden hoher Kräfte beim Training; leichte(s) Dehnen,<br />
konzentrische Arbeit (regenerationsfördernd); Wärme;<br />
Nichtsteroidale Antiphlogistika; Proteasen<br />
Ursachen:<br />
§ Mikroverletzungen der Sarkomere<br />
durch Überdehnung bei hohen<br />
mechanischen Kräften (besonders<br />
exzentrische Kontraktionen)<br />
§ Sarkomerschäden (auch<br />
Mitochondrien, SR, Zellmembran)<br />
bei erschöpfendem Stoffwechsel<br />
(Marathon) durch unbekannte<br />
Mechanismen<br />
Sekundärreaktionen:<br />
§ Ödemisierung durch Autolyse oder<br />
Entzündung, Mangeldurchblutung,<br />
Verspannung<br />
§ Retardierte Schmerzentwicklung<br />
durch extrazelluläre Rezeptoren,<br />
Autolyse u. Enzündungsmediatoren<br />
(aus Böning 2002, B298)
<strong>Organsysteme</strong> und<br />
sportliches Training<br />
1. Muskulatur<br />
2. Autonomes Nervensystem<br />
3. Zentralnervensystem<br />
4. Sinnessystem<br />
5. Herz-Kreislauf-System<br />
6. Immunsystem<br />
7. Atmungssystem<br />
8. Passiver Bewegungsapparat<br />
9. Hormone
Autonomes Nervensystem<br />
§ das Autonome bzw. vegetative Nervensystem (AN) ist neben<br />
dem hormonellen System das zweite Kommunikationssystem für<br />
den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Organen<br />
des Körpers<br />
§ das AN innerviert die glatte Muskulatur aller Organe und –<br />
systeme sowie das Herz u. die verschiedenen Drüsen; es ist von<br />
entscheidender Bedeutung für die Regelung der Funktionen der<br />
Atmung, des Kreislaufs, der Verdauung, des Stoffwechsels, der<br />
Drüsensekretion u. der Fortpflanzung<br />
§ das AN passt die Funktionen des Körpers den Notwendigkeiten<br />
der Außenwelt an
Aufbau und Wirkungsweise des<br />
Autonomen Nervensystems (AN)<br />
Sympathikus Parasymphatikus Darmnervensystem<br />
§ ein Großteil der sympathischen Ganglien ist<br />
paravertebral angeordnet (li./re. Grenzstrang)<br />
§ Erfolgsorgane: glatte Muskelfasern aller Organe<br />
(z.B. der Gefäße, der Eingeweide, der<br />
Ausscheidungs- u. Sexualorgane etc.), die<br />
Herzmuskelfasern u. ein Teil der Drüsen (z.B.<br />
Verdauungsdrüsen)<br />
§ zudem Innervation der Fett- u. Leberzellen, der<br />
Nierentubuli, der lymphatischen Gewebe<br />
(Thymus, Milz u. Lymphknoten)<br />
§ wirkt erregend (ergotrop)<br />
§ überwiegt bei körperlicher Aktivität (Sport)<br />
§ auch Vagusnerv<br />
§ Gegenspieler des<br />
Sympathikus<br />
§ wirkt hemmend (trophotrop)<br />
§ keine Innervation die glatte<br />
Gefäßmuskulatur in den<br />
Arterien u. Venen sowie die<br />
Schweißdrüsen<br />
§ überwiegt in Ruhezuständen<br />
§ dient der Kontrolle u.<br />
Koordination einer Vielzahl<br />
von Effektorsystemen des<br />
Magen-Darmtraktes<br />
§ stellt das eigentliche AN<br />
dar, weil es auch<br />
unabhängig von der<br />
Beeinflussung von<br />
Sympathikus u.<br />
Parasympathikus<br />
„funktioniert“
Ursprung u. Aufbau des Autonomen Nervensystems<br />
(n. Birbaumer u. Schmidt 1999, 148)
Auswirkungen sportlichen Trainings auf das AN<br />
§ regelmäßiges Sporttreiben – insbesondere Ausdauertraining - führt zu einer<br />
zunehmenden Dominanz des Parasympathikus<br />
§ Umschaltung auf Erholung<br />
§ Allgemeine Stoffwechselökonomisierung<br />
§ Psychische Dämpfung im Sinne einer „inneren Ruhe“ und Ausgeglichenheit<br />
§ zudem erhöhen die vom Sympathikus stimulierten <strong>Organsysteme</strong> ihre<br />
Leistungskapazitäten → Erhöhung der allgemeinen psychophysischen<br />
Leistungsfähigkeit<br />
§ Drüsen des Hormonsystems, die Leistungshormone wie Adrenalin,<br />
Noradrenalin produzieren, passen sich sowohl morphologisch (Hypertrophie)<br />
als auch funktionell (Ökonomisierung aller Stoffwechselvorgänge) an
Übertrainingssyndrom<br />
Das Übertrainingssyndrom entsteht durch ein<br />
chronisches Missverhältnis zwischen hohen<br />
Leistungsanforderungen in Training u. Wettkampf und<br />
im Verhältnis dazu relativ geringerem<br />
Leistungsvermögen bzw. geringerer Belastbarkeit.<br />
Hauptsymptom ist die verminderte körperliche<br />
Leistungsfähigkeit ohne krankhaften Organbefund mit<br />
nur teilweise bestehenden objektivierbaren Anzeichen.<br />
(de Marées 2003, 660)
Sympathikotones<br />
Übertrainingssyndrom (SÜS)<br />
§ häufig bei jugendlichen Sportlern,<br />
Unerfahrenen u. Freizeitsportlern durch<br />
fehlerhaftes Training (Kraft- u. Schnellkraftdisziplinen)<br />
§ Erregungszustände stehen im Vordergrund<br />
§ erhöhte Herzfrequenz (Hf) in Ruhe<br />
§ verzögerter Rückgang der Hf auf den<br />
Ruhewert nach einer Belastung<br />
§ gesteigerter Energieumsatz<br />
§ herabgesetzter Appetit<br />
§ Gewichtsabnahme<br />
§ leichte Erregbarkeit u. Gereiztheit<br />
§ Schlafstörungen<br />
§ Verstärkung durch berufliche/private Konflikte<br />
sowie leichte Erkrankungen<br />
§ Verringerung des Trainingsumfangs, „aktive<br />
Erholung“, Maßnahmen der physikalischen<br />
Therapie<br />
Parasympathikotones<br />
Übertrainingssyndrom (PSÜS)<br />
§ im Leistungssport häufiger<br />
§ leichte Ermüdbarkeit mit verminderter Belastbarkeit<br />
§ oft ausgeprägte Erniedrigung der Ruhe-Hf ( → Bradykardie)<br />
§ deutlich verschlechterte Koordination, besonders bei<br />
höheren Belastungsintensitäten<br />
§ Leistungsminderung, insbesondere bei hohen<br />
Belastungsintensitäten und bei Spurts<br />
§ Steigerung der Belastungsintensität löst ein PSÜS eher aus<br />
als die Steigerung des –umfangs<br />
§ vegetative Fehlsteuerung durch häufig sehr ausgeprägte<br />
anaerobe Energiebereitstellung mit rel. starker Ausschüttung<br />
von Katecholaminen → Überbeanspruchung der<br />
sympathischen Aktivität → Glykolytische Leistungsfähigkeit<br />
u. Laktatproduktion lassen nach (20-30%) →<br />
Leistungsminderung in Sportarten mit hohen anaeroben<br />
Energiebereitstellungsanteilen<br />
§ Reduzierung von Trainingsintensität u. –umfang,<br />
Maßnahmen der physikalischen Therapie
Indikatoren für ein Übertrainingssyndrom<br />
§ ansteigende Serumkonzentration für Harnstoff, dem<br />
Endprodukt des Eiweißstoffwechsels („Baseline“<br />
ermitteln!)<br />
§ Anstieg von Kreatinkinase (Enzym der anaeroben<br />
alaktaziden Energiegewinnung)<br />
§ Abfall der Herzfrequenzvariabilität (HRV = Heart Rate<br />
Variability)
<strong>Organsysteme</strong> und<br />
sportliches Training<br />
1. Muskulatur<br />
2. Autonomes Nervensystem<br />
3. Zentralnervensystem<br />
4. Sinnessystem<br />
5. Herz-Kreislauf-System<br />
6. Immunsystem<br />
7. Atmungssystem<br />
8. Passiver Bewegungsapparat<br />
9. Hormone
Das Gehirn stellt ein Kontrollsystem für den<br />
gesamten menschlichen Organismus dar, unter<br />
Parallelschaltung funktioneller Elemente wie<br />
Triebe und Emotionen, unterschiedlicher<br />
Gedächtnisleistungen (Kurzzeit-, Mittelzeit- und<br />
Langzeitgedächtnis) und der Fähigkeit zum<br />
Analysieren, Erkennen, Synthetisieren und<br />
kreativem Schaffen.<br />
Analysevermögen, Originalität und Gedächtnisleistungsfähigkeit<br />
verbinden sich in dem Begriff<br />
„Intelligenz“<br />
(Hollmann u.a. in Weineck 2004, 60)
Allgemeines<br />
§ das Gehirn beinhaltet ca. 100 Milliarden Nervenzellen (Neurone)<br />
§ die Großhirnrinde (Cortex) eines Erwachsenen birgt ca. 13 Milliarden Neurone, die miteinander durch eine<br />
Billiarde Synapsen verbunden sind<br />
§ je nach Gehirnabschnitt hat die Großhirnrinde eine Dicke von 1,3 bis 4,5 mm, besteht aus Nervengewebe<br />
und bildet die äußere Schicht beider Großhirnhälften (entfaltete Fläche: 47 x 47 cm)<br />
§ das Hirngewicht gesunder Menschen beträgt 1000 bis 2230 Gramm<br />
§ das weibliche Gehirn ist um ca. 10% kleiner als das männliche, besitzt jedoch eine vergleichbare<br />
Neuronenzahl (größere Dichte)<br />
§ spezifische Adaptabilität des Gehirngewichts durch zerebrale (In-) Aktivität: Möglichkeit der funktionellen<br />
bzw. morphologischen Hypertrophie bzw. Atrophie<br />
§ großer Sauerstoffbedarf des Gehirns (20% des in Ruhe aufgenommenen 0 2): bereits Unterbrechungen der<br />
0 2-Zufuhr von 10s führen zur Bewusstlosigkeit u. evtl. zu Hirnschäden<br />
§ Muskelaktivität erhöht die Gehirndurchblutung: 25 / 100 Watt Fahrradergometrie führt zu einer regionalen<br />
Durchblutungserhöhung von 15 / 25-40%<br />
§ sensorische Leistungen (sehen/hören) sowie Erinnern bzw. Nachdenken steigern die Durchblutung um ca.<br />
20 (regional) bzw. 10% (generell)<br />
§ das Gehirn ist auf Glukose als Energiequelle angewiesen; Glukosebedarf bei tätigen Gehirnzellen ist größer<br />
als bei Nervenzellen im Ruhezustand; Hypoglykämie führt zur Beeinträchtigung der zerebralen<br />
Leistungsfähigleit
Insgesamt lässt sich das Gehirn als die<br />
Denk-, Kontroll- und Befehlszentrale des<br />
Menschen bezeichnen, das auf der Basis<br />
externer und interner Informationen mit<br />
Hilfe des Gedächtnisses aktuelle und<br />
vergangene Vorgänge steuert<br />
(Weineck 2004, 61)
Das Zentralnervensystem macht es als<br />
übergeordnete Instanz möglich, dass aus<br />
dem unbegrenztem Potential an möglichen<br />
Einzelbewegungen zielorientierte und<br />
aufeinander abgestimmte Bewegungen<br />
entstehen können<br />
(Weineck 2004, 61)
Die menschliche Bewegungsfähigkeit basiert auf der Vielfältigkeit im<br />
Kontraktions- und Erschlaffungsvermögen einiger 100 Muskeln, von<br />
denen jeder einzelne über viele Tausende von Muskelfasern verfügt.<br />
Die zentralnervöse Steuerung lässt das gewaltige Reservoir an<br />
Einzelbewegungsmöglichkeiten zu einem sinnvollen Ganzen werden<br />
Der willentlich entstandene Bewegungsplan verbindet Agonisten und<br />
Antagonisten zu zielgerichteter Aktivität (Bewegungskoordination).<br />
Nervale Erregungs- und Hemmungsprozesse sind hieran wesentlich<br />
beteiligt. Die Übung eines Bewegungsablaufs verbessert die Koordination<br />
und führt zur Geschicklichkeit (Feinmotorik) und Gewandtheit<br />
(Gesamtmotorik).<br />
(aus Hollmann u. Hettinger 1980 in Weineck 2004, 61)
(Perikaryon)<br />
(aus Weineck 2004, 62)<br />
Aufbau einer Nervenzelle (Neuron)<br />
§ Grundeinheit des ZNS<br />
§ der Raum zwischen Nervenzellen wird durch Gliazellen ausgefüllt<br />
(→ stützen Netzwerkstruktur der Neurone und tragen zur<br />
Ernährung der Nervenzelle bei)<br />
§ Neuriten lassen sich unterscheiden in markscheidenhaltige,<br />
schnell leitende – z.B. motorische Fasern (bis zu 120m/s) – und<br />
marklose, langsam leitende, z.B. Schmerz signalisierende Fasern<br />
§ mehrere Neuriten bilden einen Nerv (bindegewebige Hülle)<br />
§ die Dendriten modulieren zusammen mit der Zelloberfläche durch<br />
Integration der verschiedenen Erregungen u. Hemmungen die<br />
Aktivität der Nervenzelle<br />
§ Fortpflanzung des elektrischen Nervensignals durch<br />
Depolarisation der Zellmembran (Natriumeinstrom: 70mV →<br />
30mV); der Kaliumausstrom stellt eine 1000stel Sekunde später<br />
das Ruhepotential wieder her; Natrium-Kalium-Pumpen (ca. 1<br />
Million/Neuron) sorgen nach Reizweiterleitung für die<br />
Wiederherstellung des ursprünglichen Konzentrationsgefälles
Markhaltige Nervenfasern<br />
§ markscheidenhaltige Nervenfasern sind von einer<br />
isolierenden Hülle (Myelinhülle) umgeben, die aus<br />
fettartigen Molekülen besteht und in regelmäßigen<br />
Abständen durch die Ranvier´schen Schnürringe<br />
unterbrochen wird<br />
§ das Nervensignal springt von Schnürring zu<br />
Schnürring (→ saltatorische Erregungsleitung)<br />
§ Die Erregungsleitungsgeschwindigkeit ist abhängig<br />
von<br />
– der Dicke des Axons (je dicker, desto schneller)<br />
– der Dicke der Markscheide (je dicker, desto<br />
schneller – bessere Isolation)<br />
– der Länge der Internodien (je länger, desto<br />
schneller – weniger Schnürringe)<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 105)
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 106)<br />
Synapsen<br />
§ funktionelles Bindeglied in der Reizübertragung im ZNS sind<br />
die Synapsen<br />
§ sie ermöglichen die Kommunikation der Neurone<br />
untereinander und damit den Ablauf komplizierter nervöser<br />
Schaltkreise<br />
§ Arten von Synapsen:<br />
– Interneuronale Synapsen<br />
– Effektorsynapsen (Endaufzweigung eines Neuriten:<br />
Verbindung zu Drüsenzellen, Muskelfasern)<br />
– Rezeptorsynapsen (Systeme der Reizaufnahme stehen<br />
in Verbinung zu einem Dendriten: Propriozeptoren)<br />
§ Transmitter (Überträgerstoffe) realisieren den Signaltransport<br />
– erregend: Acetylcholin, Dopamin, Noradrenalin,<br />
Serotonin<br />
– hemmend: Glyzin, Gamma-Aminobuttersäure (GABA)<br />
§ der Dopaminspiegel ist bei Kindern am größten<br />
(alterstypischer Bewegungsdrang); Abnahme um 10% pro<br />
Lebensdekade (Abnahme des Bewegungsdrangs); durch<br />
körperl. Aktivität bzw. Training lässt sich dieser Prozess<br />
verzögern!
§ die Gesamtheit der von einer motorischen<br />
Vorderhornzelle innervierten Muskelfasern<br />
wird als motorische Einheit (ME)<br />
bezeichnet<br />
§ je differenzierter bzw. feinabgestufter die<br />
Arbeit eines Muskels ist, desto mehr<br />
motorische Einheiten besitzt er: äußerer<br />
Augenmuskel (1740 ME), 2-köpfiger<br />
Armmuskel (774 ME)<br />
§ die Zahl der von einer Nervenfaser<br />
innervierten Muskelfasern ist bei<br />
feinmotorischen Muskeln geringer als bei<br />
grobmotorischen: äußerer Augenmuskel<br />
(1:13), 2-köpfiger Armmuskel (1:750), 2köpfiger<br />
Wadenmuskel (1:1600)<br />
§ Unterschiede in der Maximalkraft: äußerer<br />
Augenmuskel (Fmax/ME 0,1 p), 2-köpfiger<br />
Armmuskel (Fmax/ME 50 p)<br />
Motorische Einheit<br />
(aus Weineck 2004, 64)
Abstufung der Kontraktionsstärke und –geschwindigkeit<br />
der Skelettmuskulatur wird moduliert durch:<br />
„Hennemansche Prinzip“<br />
(aus Weineck 2004, 65)<br />
§ Feinabstufung: erfolgt über die Steigerung der<br />
Entladungsfrequenz des zugehörigen Motoneurons und die<br />
Größe der jeweils aktivierten motorischen Einheiten;<br />
gewöhnlich zuerst die langsam arbeitenden u. langsam<br />
ermüdenden ME<br />
§ Grobabstufung: erfolgt über die Veränderung der Zahl der<br />
ME (Rekrutierung); Fmax wird durch die Aktivierung aller in<br />
einem Muskel vorhandenen ME und ihre kurzzeitige<br />
synchronisierte Tätigkeit erreicht<br />
§ Variation der Bewegungsgeschwindigkeit: erfolgt durch<br />
die Aktivierung spezieller ME (FT-, ST-Fasern; kleine u.<br />
große Einheiten) aufgrund der unterschiedlichen<br />
Reizschwelle der verschiedenen Motoneurone: die großen<br />
α-Motoneurone mit höherer Impulsentladungsfrequenz und<br />
geringerer Erregbarkeit werden den FT-Fasern, die<br />
kleineren mit geringer Entladungsfrequenz und höherer<br />
Erregbarkeit den ST-Fasern zugeordnet
Kontraktionsverhalten von Muskelfasern<br />
§ bei explosiver Kraftentwicklung beginnen alle<br />
Muskelfasern gleichzeitig zu „feuern“, aber es kommen<br />
zuerst diejenigen ME zum Einsatz, die am schnellsten<br />
ihr Kraftmaximum erreichen<br />
§ die schnellsten und größten ME (ME1) haben zwar<br />
den steilsten Kraftanstieg, aber mit der Zeit auch den<br />
ausgeprägtesten Kraftabfall (und umgekehrt- ME3)<br />
§ Kontraktionszeiten:<br />
– schnelle Fasern Typ-IIb: etwa 60 ms<br />
– schnelle Fasern Typ-IIa: etwa 80 ms<br />
– schnelle Fasern Typ-IIc: etwa 100 ms<br />
– langsame Fasern Typ-I: etwa 140 ms<br />
§ bei schnellen ballistischen Bewegungen beginnen alle<br />
beteiligten Muskelfasertypen zum gleichen Zeitpunkt<br />
mit der Kontraktion, aber sie erreichen zu<br />
unterschiedlichen Zeitpunkten ihr<br />
Kontraktionsmaximum<br />
§ durch Training ist eine intramuskuläre<br />
Koordinationsverbesserung zu erreichen<br />
Kraftanstieg<br />
Kraftverlauf
Makrostrukturelle Aspekte des motorischen Systems<br />
- intermuskuläre Koordination<br />
Aufgaben des ZNS zur Sicherung der strukturierten Interaktion<br />
verschiedenster zentralnervöser Steuermechanismen:<br />
§ Erstellung von Bewegungsprogrammen und Auflösung der<br />
konzipierten Projekte<br />
§ räumlich-zeitliche Gliederung und affektive Ausgestaltung der<br />
Bewegung<br />
§ Kontrolle und Abstimmung der Muskeltätigkeit auf die situativen<br />
Notwendigkeiten mittels peripherer Rückmeldeinformationen<br />
(Reafferenzen) über die Analysatoren
Pyramidalmotorisches (PMS) u.<br />
extrapyramidalmotorisches System (EPMS)<br />
§ Stützmotorik<br />
§ Feedback<br />
§ Zielmotorik
Die Bedeutung des Motorcortex für die<br />
menschliche bzw. sportliche Motorik:<br />
1. Anlaufpunkt für zentrale, willens-<br />
gesteuerte Programme (z.B.: „Ich will<br />
den Ball vor das Tor flanken!“) und<br />
somit als ein Kettenglied an der<br />
Initiierung einer Bewegung beteiligt<br />
2. Kontrolle und Korrektur von<br />
Willensbewegungen (sensorischer<br />
Input und motorischer Output werden<br />
differenziert aufeinander abgestimmt)
Der „motorische Homunculus“ ist in der vorderen<br />
zentralen Hirnwindung repräsentiert (gyrus präcentralis)<br />
In allen motosensorischen Arealen<br />
werden topographische (landkartenähnliche)<br />
Gliederungen für die verschiedenen<br />
Anteile der Körpermuskulatur<br />
gefunden. Durch figürliche,<br />
menschenähnliche Umriss-Skizzen der<br />
Areale (sog. Homunculi) wird dies<br />
veranschaulicht<br />
Die Muskeln sind je nach ihrer Funktion<br />
in entsprechender Ausdehnung auf der<br />
Rinde repräsentiert. Den größten Raum<br />
nehmen dabei Projektionen jener<br />
Muskeln ein, die zu den feinsten<br />
Bewegungen befähigt sind.
Aufbau des Zentralnervensystems<br />
1 = Endhirn; 2 = Zwischenhirn; 3 = Mittelhirn; 4 = Brückenhirn; 5 = Kleinhirn; 6 = verlängertes<br />
Rückenmark; 7 = Rückenmark
Rückenmark<br />
(„Hauptleitungskabel Rückenmarksstrang“)<br />
§ Das Rückenmark führt einige Millionen Nervenfasern (∅ je einige<br />
Tausendstel mm).<br />
§ Neben der Leitung sensorisch afferenter und motorisch efferenter<br />
Impulse besteht die Hauptaufgabe des Rückenmarks in der<br />
Ausführung einfacher Haltungs- u. Bewegungsmuster, deren<br />
Ausführung von den supraspinalen Strukturen des Nervensystems<br />
weitgehend unabhängig ist<br />
§ Der funktionelle Baustein dieser Rückenmarks(Spinal)-Motorik ist<br />
der Reflex<br />
§ Ein Reflex stellt die unmittelbare Aufeinanderfolge von<br />
Reizaufnahme (über einen Rezeptor), Erregungsleitung und<br />
Reizbeantwortung (über einen Effetor) dar.<br />
§ Der Reflex basiert auf einem Reflexbogen, der aus einer<br />
sensorischen (afferenten) Nervenzelle), einer oder mehrer<br />
Schaltzellen (Synapsen) und einer motorischen (efferenten)<br />
Nervenzelle besteht.<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 111)
Rezeptor u. Effektor<br />
liegen im selben Organ<br />
(Patellasehnenreflex);<br />
monosynaptisch<br />
Darstellung des Eigen- u. Fremdreflexes<br />
Rezeptor (z.B.<br />
Haut/Propriozeptoren)<br />
und Effektor<br />
(Muskel) liegen in<br />
unterschiedlichen<br />
Organen; durch<br />
Einschaltung von<br />
Interneuronen<br />
polysynaptisch
der monosynaptische Muskeldehnungsreflex als wichtigster<br />
Reflex für die motorische Steuerung; die Muskelspindeln<br />
dienen dabei als Dehnungsrezeptoren
Muskelspindeln (MS)<br />
§ Anzahl der MS pro Muskel hängt von seiner Größe und Funktion ab (n = 40 kleine<br />
Handmuskeln bis n = 500 im m. triceps brachii); insgesamt besitzt der Mensch ca.<br />
20.000 MS.<br />
§ Die Anzahl der MS pro Gramm Muskelgewebe ist besonders hoch in kleinen<br />
Muskeln, die an Feinbewegungen beteiligt sind, wie die kleinen Handmuskeln (bis zu<br />
130 MS/g), während große, rumpfnahe Muskeln < 1 MS/g aufweisen.<br />
§ Afferente Impulse können von den MS auf zweierlei Art ausgelöst werden:<br />
1. Über die Dehnung, d.h. die Längenzunahme der extrafusalen Arbeitsmuskulatur<br />
2. Über die gamma-motorische (fusimotorische) Innervation der intrafusalen<br />
Muskelfasern, d.h. ohne Längenzunahme der extrafusalen Muskelfasern<br />
§ Eine gleichzeitige Dehnung der extrafusalen und Kontraktion der intrafusalen Fasern<br />
bewirkt eine sehr starke Erregung des Dehnungsrezeptors; die parallele extrafusale<br />
Kontraktion und intrafusale Erschlaffung führt hingegen zur Entspannung des<br />
Dehnungsrezeptors und folglich zur Abnahme der afferenten Impulsgebung.<br />
§ Kälte- bzw. Wärmereize beeinflussen den Muskeltonus über das gammamotorische<br />
System.
Sehnenspindeln (SS)<br />
(aus Appell u. Stang-Voss 1996, 115)<br />
§ Die SS ergänzen die Arbeit der MS.<br />
§ Durch die Spannungsrezeptoren der SS<br />
(Golgi-Organe) wird bei zu starker Dehnung<br />
(SS später als MS) oder zu starker aktiver<br />
Kontraktion des Muskels eine Hemmung<br />
der entsprechenden Alpha-Motoneurone<br />
ausgelöst und so die Gefahr eines Muskelbzw.<br />
Sehnenschadens vermieden<br />
Über die Spindelafferenzen wird ein „Kräftesignal“ hervorgebracht, dessen hemmende<br />
Wirkung mit der erregenden Wirkung des „Längensignals“ aus den MS-Afferenzen bei<br />
aktiv gespanntem Muskel „verrechnet“ wird → Koordination<br />
Durch Training wird die Feinabstimmung aller reflektorischen Mechanismen optimiert.<br />
Der durch mangelndes Training eintretende Übungsverlust ist u.a. auf die abnehmende<br />
Einstellschärfe der reflektorischen Regulationsmechanismen zurückzuführen.
Beugereflex mit gekreuztem Streckreflex als<br />
Fremdreflex (polysynaptisch, mehrsegmental, bilateral)<br />
(aus Schmidt u. Thews 1997, 102)
Darstellung der unterschiedlichen Reaktionsweise der<br />
Muskelinnervation auf Schmerzstimuli im Weichteil-Muskel-<br />
Bereich (li.) und auf arthrogene Reize (re.)<br />
(aus Spring u.a. 1990, 19)
Entwicklung der dynamischen Maximalkraft (60°/s; in Nm) der Kniestreck-<br />
(Ext) und der –beugemuskulatur (Flx) am Beispiel eines Fußballspielers<br />
(22 J., ml) nach OP einer vorderen Kreuzbandruptur li. Knie<br />
(1.Test = 14.Wo.p.op.; Test/Retest-Intervall: 7 Tage)<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Test<br />
Ext/betroffen Flx/betroffen Ext/gesund Flx/gesund
Beteiligte Hirnstruktur Funktion<br />
Limbisches System u. andere<br />
Motivationsareale ↓<br />
Assoziationsfelder des Endhirns<br />
Kleinhirn u. Basalganglien (hauptsächlich<br />
bestehend aus der<br />
Endhirn-struktur des Striatiums<br />
bzw. der Zwischenhirnstruktur des<br />
Pallidums) ↓<br />
↓<br />
Entscheidungsinstanz für den Abruf von<br />
gespeicherten Programmentwürfen, die<br />
in räumlich-zeitlich gegliederte Bewegungshandlungen umgesetzt,<br />
Motorische Rindenfelder<br />
dem Motorcortex als Exekutivorgan für die Ausführung des Bewegungs-<br />
Bewegungsprogramms<br />
zugeleitet werden. Über efferente Bahnen gelangen die<br />
↓<br />
differenzierten Bewegungsengramme (Bewegungsschemata etc.)<br />
Hirnstamm<br />
↓<br />
bei angepasster Stützmotorik (sie schafft über die situationsgemäße<br />
Anpassung der Körperhaltung die Voraussetzung für die zielmotorische<br />
Bewegung) über den Hirnstamm<br />
Rückenmark ↓ zu den motorischen Vorderhornzellen des Rückenmarks, wo sie auf die Alpha-<br />
Motoneurone umgeschaltet werden, die über<br />
Skelettmuskulatur die Zahl der innervierten motorischen Einheiten bzw. die vorliegende<br />
Impulsfrequenz der aktivierten Muskeln zu abgestuften Muskellängen und –<br />
kraft- änderungen und damit zu einer Bewegung oder Haltungsänderung<br />
führen
Das Prinzip der hierarchischen Ordnung und der<br />
Vermaschung organismischer Regelkreise, gezeigt am<br />
Dehnungsrezeptor Muskelspindel
Die Optimierung der Verkopplung der verschiedenen an der Bewegungssteuerung<br />
beteiligten Systeme ist Inhalt des motorischen Lernprozesses<br />
Im Verlauf des motorischen Lernprozesses wird das Zusammenspiel<br />
der verschiedenen Steuerungsebenen präzisiert, ökonomisiert und neu<br />
strukturiert. Bewegungen, die zu Beginn des Lernprozesses über eine<br />
(höchste Konzentration erfordernde) bewusste Kontrolle der räumlichen,<br />
zeitlichen und dynamischen Bewegungskomponenten realisiert<br />
werden, erfahren eine zunehmende Automatisierung. Automatisierte<br />
Bewegungen werden auf tieferer Ebene und damit unbewusst und<br />
ohne Großhirnkontrolle abgewickelt. Damit wird die Großhirnrinde entlastet<br />
und kann sich anderen, mit der Bewegungsausführung verbundenen<br />
Rahmenaufgaben zuwenden
Die EEG-Ableitungen bei Sportlern verschiedener Qualifikationen. Mit zunehmender<br />
Leistungsfähigkeit kommt es zu einer Konzentration der Erregungen auf die für die<br />
durchgeführte Bewegung spezifischen motorischen Rindengebiete<br />
§ Charakteristisch für eine noch nicht ausreichend ökonomisierte und damit feinregulierte<br />
Bewegung – Grobform – sind die beim Anfänger zumeist feststellbaren überschüssigen<br />
und räumlich-zeitlich schlecht koordinierten Mitbewegungen.<br />
§ Das innere Bewegungsmodell ist noch nicht ausreichend präzisiert und auf die<br />
wesentlichen Elemente der Bewegung – Fein- und Feinstform – reduziert (Irradiation<br />
der Reizprozesse).<br />
§ Der Trainings- u. Lernprozess führt zu einer Konzentration der Erregungen auf die für die<br />
jeweiligen Bewegungen notwendigen Erregungsprozesse.
Visuelles (Auge)<br />
Verbales (Hörorgan)<br />
Kinästhetisches<br />
(Muskelspindeln)<br />
Taktiles (Haut)<br />
Vestibuläres<br />
(Gleichgewichtsorgan)<br />
Schema des Behaltensvorgangs<br />
Lernangebot<br />
Sensorisches System<br />
z.B. Photorezeptoren<br />
Kapazität: hoch (visuell:<br />
1.7x10 6 bit/s)<br />
Projektionszentren<br />
des Cortex u.<br />
Limbisches System<br />
Sensorischer<br />
Kognitiver<br />
Kurzzeitspeicher Kurzzeitspeicher<br />
Speicherarreale z.B.<br />
Assoziationscortex,<br />
Basalganglien, Kleinhirn<br />
Langzeitspeicher<br />
niedrig (8 – 14 bit/s) sehr hoch<br />
Dauer: 250 – 500 ms 12 – 20 s Minuten – Jahre<br />
Zugriff: sehr schnell (durch<br />
Aufnahmegeschwindigk<br />
eit begrenzt)<br />
Organisation: Nachklingen des<br />
physikalischen Reizes<br />
sehr schnell Schnell<br />
zeitlich geordnet (z.B.<br />
Vorstellung)<br />
weitgehend unbekannt
Abriss der Entwicklung des motorischen Lernens:<br />
1. Phase der Grobform der Bewegung<br />
Der Lernende hat noch nicht alle Phasen<br />
der Bewegung voll gespeichert. Einige<br />
Elemente sind noch nicht klar in der<br />
Vorstellung vorhanden. Daraus resultiert<br />
eine technisch fehlerhafte Ausführung<br />
des Bewegungsablaufs.<br />
Motorischer Anteil:<br />
Sensorischer Anteil:<br />
§ Dieser Anteil beruht speziell auf<br />
unvollständigem, undifferenzierten<br />
visuellen und verbalen<br />
Eindrücken.<br />
§ Es besteht nur eine geringe<br />
Ausprägung des „Bewegungsgefühls“,<br />
das sich aus den<br />
Afferenzen von Muskelspindeln,<br />
Golgi-Organen, Gelenkrezeptoren<br />
etc. bildet.<br />
§ Während der Ausführung der Bewegung entstehen viele überflüssige Mitbewegungen.<br />
§ Es ist nur eine sehr grobe Gliederung der räumlich-zeitl. Struktur des Bewegungsablaufs vorhanden.<br />
§ Durch die Aktivierung von antagonistisch wirkenden Muskeln entstehen hemmende Einflüsse.<br />
§ Der Energie- u. Konzentrationsaufwand ist sehr hoch.<br />
(aus de Marrées u. Mester 1991, 136)
Abriss der Entwicklung des motorischen Lernens:<br />
2. Phase der Feinform der Bewegung<br />
Die einzelnen Elemente des Bewegungsab-<br />
laufs sind „klar“. Er hat die verschiedenen<br />
Teilverlagerungen voll gespeichert und ist in<br />
der Lage, den Bewegungsablauf in der Feinform<br />
auszuführen. Allerdings hat sich die Bewegung<br />
noch nicht voll stabilisiert, so dass<br />
sie noch Störungen unterworfen ist.<br />
Motorischer Anteil:<br />
§ Die Koordination der Teilbewegungen verbessert sich.<br />
§ Es besteht noch eine relativ große Störanfälligkeit durch äußere Einflüsse.<br />
§ Der Energie- u. Konzentrationsaufwand verringert sich.<br />
Sensorischer Anteil:<br />
§ Es entwickelt sich eine Differenzierung<br />
der visuellen u. verbalen<br />
Eindrücke.<br />
§ Das „Bewegungsgefühl“ ver-<br />
bessert sich, d.h. es findet eine<br />
– wenn auch noch sehr unvollständige<br />
– Speicherung kinästhetischer,<br />
taktiler und verstibulärer<br />
Erfahrungen (Rückmeldungen)<br />
statt.<br />
(aus de Marrées u. Mester 1991, 136)
Abriss der Entwicklung des motorischen Lernens:<br />
3. Phase der Automatisation der Bewegung<br />
In dieser Phase sind die visuellen u. verbalen<br />
Eindrücke weitgehend zurückgedrängt. Für den<br />
Lernenden reicht die Begriffsbildung<br />
„Vorhand“ für die Ausführung des Bewegungsablaufs<br />
aus. Die Bewegung hat sich automatisiert<br />
und ist gegen störende äußere Einflüsse<br />
weitgehend unempfindlich.<br />
Motorischer Anteil:<br />
§ Es vollzieht sich eine optimale Koordination der Teilbewegungen.<br />
§ Der Energie- u. Konzentrationsaufwand ist gering.<br />
Sensorischer Anteil:<br />
§ Die visuellen u. verbalen<br />
Eindrücke werden zugunsten<br />
der Differenzierung des<br />
„Bewegungsgefühls“ ver-<br />
ringert.<br />
§ Der Bewegungsablauf zeigt<br />
nur eine geringe Störanfälligkeit<br />
(aus de Marrées u. Mester 1991, 136)
Vereinfachtes Modell zur Bewegungskoordination<br />
(nach Meinel u. Schnabel 1998, 42)
Gedächtnisbildung und damit auch das Bewegungslernen<br />
lassen sich auf neuronale Stoffwechselvorgänge zurückführen,<br />
Umbau von 15.000 Eiweißmolekülen/s in<br />
jeder Zelle des Gehirns bei normaler<br />
geistiger Tätigkeit (z.B. Bewegungslernen)<br />
§ die letztlich bleibende Veränderungen der synaptischen<br />
Membranen und damit eine unterschiedliche Durchlässigkeit<br />
für verschiedene Erregungszuflüsse kodierte<br />
Informationen bewirken<br />
Nichtgebrauch von Synapsen führt zu einer Abnahme ihrer<br />
Funktionsfähigkeit. Erhöhte lebensbegleitende geistige<br />
bzw. sportliche Aktivitäten stellen demnach die Grundvoraussetzungen<br />
für eine Steigerung bzw. den Erhalt der<br />
neuronalen Leistungsfähigkeit dar:<br />
Training führt ...<br />
• zu einer Zunahme der Zahl u. der Größe der<br />
präsynaptischen aktiven Zonen,<br />
• zu einer gesteigerten präsynaptischen Transmitterfreisetzung,<br />
• zu einer vermehrten synaptischen Vermaschung und<br />
• zu einer Aktivierung der neuronalen Proteinbiosynthese<br />
(Steigerung der Synthese von RNS der Neurone).
Die Theorie der „langen Schleifen“ (long loops)<br />
Lernen induziert die Herausbildung und<br />
Fixierung lerninhaltsspezifischer<br />
„Neuronenschleifen“, die über spezielle<br />
Gedächtnismechanismen für eine mehr<br />
oder weniger lange Zeit gespeichert<br />
werden und damit abrufbar sind. Der<br />
Ausdruck „ eine Bewegung einschleifen“<br />
erhält unter diesem Aspekt eine sinnfällige<br />
physiologische Dimension.<br />
Verlernen bedeutet das Verschwinden<br />
einer zuvor angelegten Schleife.<br />
Umlernen ist gekennzeichnet durch den<br />
Ersatz einer fixierten Schleife durch eine<br />
unter Umständen ähnliche, aber letztlich<br />
doch neue Schleife
Bewegungslernen und Wahrnehmung sind<br />
abhängig von ...<br />
§ Lernbereitschaft, Vigilanz und Wachheitsgrad.<br />
§ Lob, Tadel und Lernstress.<br />
§ der Intensität und Dauer des Lernimpulses: je stärker der<br />
Lernimpuls und je länger die Einwirkungsdauer, desto höher ist<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass der Lernvorgang fixiert wird.<br />
§ Emotionen u. Motivationen: stark emotional geladene Lerninhalte<br />
führen zu einer eigenständigen reproduzierenden Wiederholung<br />
und prägen sich daher besonders gut ein.<br />
§ der genetischen Disposition („Bewegungstalent“).
Gedächtnisverstärker<br />
§ Bestimmte Neurohormone verstärken oder hemmen den Lernvorgang und die<br />
Gedächtnisleistung.<br />
§ Die „Positiv-Verstärker“ verstärken die Gedächtnisprozesse oder verhindern, dass<br />
Gedächtnisspuren verschwinden; sie etablieren das Kurzzeitgedächtnid und<br />
modulieren die Folgeprozesse, die zum Langzeitgedächtnis führen:<br />
§ Peptide (Eiweißkörper) mit hirnspezifischer Wirkung, die aus dem Hypophysenvorder-<br />
(z.B. ACTH), -mittel- (z.B. Alpha-MSH) und –hinterlappen (z.B. Vasopressin) stammen.<br />
§ Differenzierung nach Wirkungsdauer: Stunden (ACTH), Tage (DS (DS1-15) ) oder Wochen<br />
(Vasopressin).<br />
§ Fehlen diese Neurohormone oder sind sie in unzureichender Menge vorhanden,<br />
verschlechtert sich die Lernleistung.<br />
Die individuellen Unterschiede in der Gedächtnis- u. damit Lernleistungsfähigkeit<br />
können wahrscheinlich auf die unterschiedliche Präsenz dieser Stoffe und die damit<br />
gekoppelte veränderte Syntheseleistung zurückgeführt werden.<br />
Leistungssteigerung durch stark verbesserte Lernleistungen infolge der Einnahme<br />
synthetisch hergestellter „Gedächtnisverstärker“?
Bewegungslernen und Wahrnehmung sind<br />
abhängig von ...<br />
§ Lernbereitschaft, Vigilanz und Wachheitsgrad.<br />
§ Lob, Tadel und Lernstress.<br />
§ der Intensität und Dauer des Lernimpulses: je stärker der<br />
Lernimpuls und je länger die Einwirkungsdauer, desto höher ist<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass der Lernvorgang fixiert wird.<br />
§ Emotionen u. Motivationen: stark emotional geladene Lerninhalte<br />
führen zu einer eigenständigen reproduzierenden Wiederholung<br />
und prägen sich daher besonders gut ein.<br />
§ der genetischen Disposition („Bewegungstalent“).<br />
§ bisher gemachten Bewegungserfahrungen.
Nervenzellen und ihre Faserverbindungen im Verlauf der Kindheitsentwicklung;<br />
von links: Neugeborenes, 10 Tage, 10 Monate, 2 Jahre<br />
altes Kind<br />
§ Dem Kleinkind müssen ausreichende Bewegungsreize zum Ausbau seiner Vernetzungsstrukturen<br />
und damit zur plastischen Ausgestaltung seiner hochgradig adaptationsfähigen<br />
Hirnareale gegeben werden. Potentielle Strukturen werden zu funktionellen ausgebildet.<br />
§ Unterbleiben derartige Förderreize oder werden sie nicht in ausreichender Menge geboten,<br />
dann kommt es zu einer qualitativ verschlechterten Infraarchitektur der Neuronenverbände<br />
bzw. zu einer geringeren funktionellen Ausreifung.
Bewegungsdrang und zerebrales<br />
Belohnungssystem<br />
§ Das Gehirn beherbergt verschiedene „lustauslösende“ Zentren (Hypothalamus,<br />
Hirnstamm, Brückenhirn, verlängertes Rückenmark), die als Belohnungssystem<br />
bezeichnet werden.<br />
§ Überträgerstoffe dieser Zellen sind Dopamin/Noradrenalin (Überschuss im Kindesalter).<br />
§ Reizungen dieser Zentren bewirken muskuläre Tonusveränderungen, die mit der<br />
Freisetzung von besonders intensiven Lustgefühlen verbunden sind.<br />
§ Der Sinn liegt darin, einen Anreiz zu funktionellen und muskulären Belastungen zu<br />
schaffen, die ihrerseits strukturelle morphologische Anpassungserscheinungen<br />
hinsichtlich einer zunehmenden körperlichen Leistungsfähigkeit zur Folge haben.<br />
Der Spieltrieb bzw. der Bewegungsdrang der Kinder besitzt aus dieser Sicht<br />
die Funktion, die dem kindlichen Organismus innewohnenden Leistungsmöglichkeiten<br />
zur vollen Entfaltung zu bringen.
Bewegungslernen und Wahrnehmung sind<br />
abhängig von ...<br />
§ Lernbereitschaft, Vigilanz und Wachheitsgrad.<br />
§ Lob, Tadel und Lernstress.<br />
§ der Intensität und Dauer des Lernimpulses: je stärker der<br />
Lernimpuls und je länger die Einwirkungsdauer, desto höher ist<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass der Lernvorgang fixiert wird.<br />
§ Emotionen u. Motivationen: stark emotional geladene Lerninhalte<br />
führen zu einer eigenständigen reproduzierenden Wiederholung<br />
und prägen sich daher besonders gut ein.<br />
§ der genetischen Disposition („Bewegungstalent“).<br />
§ bisher gemachten Bewegungserfahrungen.<br />
§ Zeitpunkt und Grad der sportartspezifischen<br />
Spezialisierung.
Besonderheiten in der räumlichen Synchronisation der<br />
Rindenpotentiale bei Muskelarbeit unterschiedlichen Charakters:<br />
a = zyklische Arbeit (Laufen), b = azyklische Kraftarbeit (Stoßen der Hantel); azyklische<br />
Schnellkraftarbeit (Salto rückwärts); d = azyklische situationsabhängige Arbeit (Fechten);<br />
e = azyklische Arbeit in Form des Zielens (Schießen); f = statische Arbeit (Turnübungen)
<strong>Organsysteme</strong> und<br />
sportliches Training<br />
1. Muskulatur<br />
2. Autonomes Nervensystem<br />
3. Zentralnervensystem<br />
4. Sinnessystem<br />
5. Herz-Kreislauf-System<br />
6. Immunsystem<br />
7. Atmungssystem<br />
8. Passiver Bewegungsapparat<br />
9. Hormone
Vereinfachtes Modell zur Bewegungskoordination<br />
(nach Meinel u. Schnabel 1998, 42)
Analysatoren des afferenten Sets<br />
§ der optische Analysator<br />
§ der akustische Analysator<br />
§ der vestibuläre (statico-dynamische) Analysator<br />
§ der taktile Analysator<br />
§ der kinästhetische Analysator
der optische Analysator<br />
§ für das Bewegungslernen u. zur Bewegungskontrolle von höchster Bedeutung; je nach<br />
Sportart werden bis zu 95 % der Bewegungen durch das Auge koordiniert<br />
§ unscharfe optische Wahrnehmung kann die sportliche Leistungsfähigkeit in starkem Maße<br />
ungünstig beeinflussen (Spiel- u. Schießsportarten)<br />
§ Die Korrektur der fehlsichtigen Sportler sollte durch eine Sportbrille oder durch geeignete<br />
Kontaktlinsen erfolgen<br />
§ Vorsicht vor intensiver Licht- u. Sonneneinstrahlung (Verlust von Endothelzellen der<br />
Hornhaut); Sonnenschutz bei Freiluft- und alpinen Sportarten<br />
§ Hell- ( Zapfen als Photorzeptoren im Zentrum) – photopisches Sehen - u. Dunkelsehen<br />
(Stäbchen in der Peripherie der Netzhaut) – skotopisches Sehen<br />
§ Zentrales u. Peripheres Sehen; im Netzhautzentrum besteht die größte Sehschärfe aufgrund<br />
der dicht gelagerten schmalen Zapfen; das „Scharfstellen“ von Gegenständen<br />
(Akkomodationsfähigkeit nimmt mit dem Alter ab)
das periphere Sehen am Beispiel des<br />
sogenannten „fünffachen Blicks“<br />
Periphere Gesichtsfeldausfälle<br />
führen zu deutlicheren<br />
Leistungseinbußen als zentrale
der optische Analysator<br />
§ für das Bewegungslernen u. zur Bewegungskontrolle von höchster Bedeutung; je nach<br />
Sportart werden bis zu 95 % der Bewegungen durch das Auge koordiniert<br />
§ unscharfe optische Wahrnehmung kann die sportliche Leistungsfähigkeit in starkem Maße<br />
ungünstig beeinflussen (Spiel- u. Schießsportarten)<br />
§ Die Korrektur der fehlsichtigen Sportler sollte durch eine Sportbrille oder durch geeignete<br />
Kontaktlinsen erfolgen<br />
§ Vorsicht vor intensiver Licht- u. Sonneneinstrahlung (Verlust von Endothelzellen der<br />
Hornhaut); Sonnenschutz bei Freiluft- und alpinen Sportarten<br />
§ Hell- ( Zapfen als Photorzeptoren im Zentrum) – photopisches Sehen - u. Dunkelsehen<br />
(Stäbchen in der Peripherie der Netzhaut) – skotopisches Sehen<br />
§ Zentrales u. Peripheres Sehen; im Netzhautzentrum besteht die größte Sehschärfe aufgrund<br />
der dicht gelagerten schmalen Zapfen; das „Scharfstellen“ von Gegenständen<br />
(Akkomodationsfähigkeit nimmt mit dem Alter ab)<br />
§ Statisches und Dynamisches Sehen; um bewegte Objekte (z.B. Bälle, Personen) scharf zu<br />
sehen, müssen sie durch entsprechende Augen- u. Kopfbewegungen möglichst ständig im<br />
Bereich des schärfsten Sehens gehalten und dort abgebildet werden
Höhere dynamische Sehschärfen sind nur durch die<br />
Kombination von Folgebewegungen und Blicksprung<br />
(Sakkaden) realisierbar<br />
Die dynamische Sehschärfe<br />
(als maximale<br />
Ortungsgeschwindigkeit in<br />
°/s) in verschiedenen<br />
Sportarten bzw. bei speziell<br />
trainierten Personen
Anpassung des optischen Analysators an<br />
sportliches Training<br />
§ Das Gesichtsfeld des Sportlers (speziell Spielsportler) erfährt eine Erweiterung<br />
(verbessertes peripheres Sehen)<br />
§ Bei Ballsportlern liegt eine höhere statische Sehschärfe vor (korreliert positiv mit der<br />
Wurfleistung im Basketball)<br />
§ Sportler verbessern das dynamische Raumsehen<br />
§ Training d. opt. Analysators erhöht die Schnelligkeit der sensorischen Verarbeitung<br />
und verbessert so die Reaktionsleistung<br />
§ Durch Training wird der opt. Analysator befähigt, im oft sehr weiträumigen und<br />
komplexen sensorischen Feld (z.B. Spielfeld) die entscheidenden,<br />
handlungsrelevanten Signale zielgerichtet u. schnell aus der Gesamtheit vorhandener<br />
Informationen herauszufiltern; ein erfahrener Spieler „liest“ u. interpretiert das Spiel<br />
zielgerichteter als ein Spielanfänger
§ Optimierung des Bewegungslernens<br />
der akustische Analysator<br />
– Aufnahme verbaler Informationen im Rahmen des motorischen Lernprozesses<br />
– Einschränkung des akustischen Sinnessystems führt zu einer verringerten Lernfähigkeit bzw. zu<br />
einem verzögerten Lernprozess (Untersuchungen an sprach- u. hörgeschädigten Kindern)<br />
§ Optimierung der Bewegungsdifferenzierung<br />
– bewegungsbegleitende Geräusche werden zur motorischen Steuerung u. Regelung genutzt und<br />
tragen auf diese Art zur Optimierung der sportlichen Leistungsfähigkeit bei (z.B. Skifahren auf<br />
unterschiedlichen Belägen, Eintauchen der Ruderblätter, Treffpunktermittlung in Ball- u.<br />
Rückschlagspielen)<br />
– je eingeschränkter die Leistungsfähigkeit des optischen Analysators ist, desto mehr gewinnen der<br />
akustische und die übrigen Analysatoren an Bedeutung (z.B. Skifahren im Nebel)<br />
§ Optimierung der koordinativen Fähigkeit – „Rhythmisierungsfähigkeit“<br />
– in speziellen Sportarten wird die Bewegungsfolge direkt vom Rhythmus der Musik bestimmt (z.B.<br />
Tanz, Rhythm. Sportgymnastik, Eiskunstlauf)<br />
– akustische Signale (durch Trainer, Sportlehrer) spielen beim Erlernen einer rhythmischen Bewegung<br />
eine wichtige Rolle
der akustische Analysator<br />
§ Optimierung der des taktischen Verständnisses<br />
– Rufe („geh“) bzw. externe taktische Hinweise aller Art (z.B. durch Trainer oder Mitspieler) dienen<br />
oftmals der Optimierung des Wettkampfverhaltens, speziell in Spielsportarten<br />
§ Optimierung der Richtungs-Ortung und der Entfernung von Schallquellen<br />
– in verschiedenen Disziplinen - z.B. im Eiskunstlauf, im Geräteturnen, im Wasserspringen – kann<br />
dem Sportler über Zuruf eine Hilfe zur räumlichen Orientierung bei mehrfach geschraubten/<br />
gedrehten Sprüngen (z.B. rechtzeitiges „Öffnen“) gegeben werden<br />
§ Optimierung der Motivation zur Bewegung
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das<br />
akustische Sinnessystem beim Bewegungslernen bzw. in<br />
den musikabhängigen Sportarten eine außergewöhnlich<br />
wichtige u. kaum zu kompensierende Rolle spielt,<br />
ansonsten aber – je nach Sportart - eine nur mehr oder<br />
wenige wichtige Informationsquelle bei der Durchführung<br />
sportlicher Bewegungen darstellt, die insgesamt die<br />
sportliche Handlung bzw. Handlungsfähigkeit optimieren<br />
kann.
der vestibuläre (statico-dynamische) Analysator<br />
§ der Vestibularapparat (im Innenohr) dient in enger anatomischer u. funktioneller Verknüpfung<br />
mit dem Kleinhirn, dem Mittelhirn einschl. der Augenmuskelkerne der Raumorientierung u.<br />
der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts innerhalb der Umwelt durch Einwirkung auf die<br />
Blick- und Stützmotorik<br />
§ die Orientierung im Raum ist von den Informationen von vier unterschiedlichen<br />
Sinneswahrnehmungen – vestibuläre, optische, kinästhetische (Tiefensinn) und exterozeptive<br />
– abhängig; diese vier Gruppen von Informationen werden auf kortikalem Niveau zu einem<br />
Gesamtbild der räumlichen Lage des Individuums integriert<br />
§ je nach sportlicher Aktivität erfolgt eine spezifische Stimulierung der jeweils zuständigen<br />
Sinnesrezeptoren, die einer allgemeinen u. sportartspezifischen regelmäßigen Habituierung<br />
bedürfen, um sportliche Höchstleistungen zu ermöglichen<br />
§ beachte: nach längeren Trainingspausen gehen die Effekte der Gewöhnung wieder verloren<br />
und es kommt zu einem Wiederanstieg vestibulo-okulärer Reaktionen; der deutliche<br />
Rückgang erzielter Habituationseffekte schon nach relativ kurzer Trainingspause<br />
unterstreicht die Notwendigkeit, Übungselemente, die auf vestibuläre Habituation zielen,<br />
kontinuierlich in die tägliche Trainingspraxis einzubeziehen
Optimierung der Ziel- und<br />
Stützmotorik durch<br />
sensomotorische<br />
Steuerung und Regelung
der taktile Analysator<br />
§ der Tastsinn unterstützt den kinästhetischen Analysator,<br />
indem er Hautkontakte, Erschütterungen, Vibrationen u.<br />
Beschleunigungen aufnimmt und zur Verarbeitung und<br />
Wertung weiterleitet<br />
§ die Rezeptoren des taktilen Analysators sind Exterozeptoren<br />
§ seine Ausprägung ist von Sportart zu Sportart verschieden;<br />
bei Mannschaftsspielen mit direktem Körperkontakt zum<br />
Gegner (Fußball, Handball, Basketball etc.) ermöglicht er es,<br />
die Aktionen des Gegenspielers wahrzunehmen und sein<br />
eigenes Handeln danach auszurichten; bei<br />
Rückschlagspielen (Tennis, Badminton, T-Tennis) erhält der<br />
Spieler bspw. Informationen über die Art der Griffhaltung und<br />
kann dementsprechend noch auf die zu erwartende neue<br />
Situation reagieren<br />
(aus Bizzini 2000, 34)
der kinästhetische Analysator<br />
§ Muskelspindeln (MS)<br />
§ Sehnenspindeln (SS)<br />
§ Mechanorezeptoren (MR):<br />
– Typ 1: Ruffini-Körperchen<br />
– Typ 2: Vater-Pacini-Lamellen-Körperchen<br />
– Typ 3: Artikuläre Golgi-Sehnenorgane<br />
– Typ 4: freie Nervenendigungen<br />
umfasst drei Qualitäten:<br />
• Stellungssinn (MR)<br />
• Kraftsinn (SS)<br />
• Muskel-Körpersinn (Bewegungssinn) (MS)<br />
freie Nervenendigungen (Typ 4) unter dem<br />
Mikroskop<br />
(aus Bizzini 2000, 37)
Verletzungsprävention durch „Feed-forward-Strategien<br />
(aus Bizzini 2000, 36)