Familienpflege und Erwerbstätigkeit - Beruf & Familie gGmbH
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Soll die Auseinandersetzung mit dem Thema in den Betrieben gefördert werden, sind<br />
weitere Informationen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung notwendig. Der betriebliche<br />
Nutzen familienfre<strong>und</strong>licher <strong>und</strong> damit auch „pflegefre<strong>und</strong>licher“ Maßnahmen muss<br />
weiter herausgestellt werden. Die notwendige politische Öffentlichkeitsarbeit zur Erhöhung<br />
der Handlungsbereitschaft der Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen hat zwar bereits<br />
begonnen, muss jedoch unter Einbeziehung der Pflegethematik weiter intensiviert werden.<br />
Für Unternehmen sollten weitere Möglichkeiten geschaffen werden, sich imagewirksam<br />
mit ihrer familien- <strong>und</strong> „pflegefre<strong>und</strong>lichen“ Personalpolitik präsentieren zu können.<br />
Wettbewerbe, Rankinglisten, Konferenzen, Kongresse, Presseberichte <strong>und</strong> Unternehmenspräsentationen<br />
sind hier geeignete Maßnahmen.<br />
Insbesondere eine stärkere Regionalisierung dieser Öffentlichkeitsarbeit steht bisher<br />
noch zu wenig im Fokus politischer Anstrengungen. Damit auch kleinere Unternehmen in<br />
ihrem Einzugsgebiet <strong>und</strong> Wirkungskreis Vorteile durch ihre <strong>Familie</strong>nfre<strong>und</strong>lichkeit erzielen<br />
können, sind Maßnahmen auf regionaler Ebene notwendig. Zwar können diese Unternehmen<br />
auch an Initiativen <strong>und</strong> Aktionen auf B<strong>und</strong>esebene partizipieren, aber damit keine<br />
Aufmerksamkeit bei K<strong>und</strong>en, Partnern <strong>und</strong> Konkurrenten in der Region vor Ort erwecken.<br />
Hierzu sind Pressearbeit <strong>und</strong> Veranstaltungen mit regionalem Bezug notwendig. Auch die<br />
politisch Verantwortlichen in den Gemeinden vor Ort müssen informiert <strong>und</strong> engagiert mit<br />
dem Thema umgehen, Anstrengungen in ihren Gemeinden honorieren <strong>und</strong> so die Wertschätzung<br />
des Themas herausstellen. Nur so kann das Thema in die Realität <strong>und</strong> Praxis<br />
kleinerer Betriebe vordringen <strong>und</strong> in deren kleineren Netzwerken Bedeutung erlangen.<br />
● Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Besonders<br />
relevant für die Arbeitgeberseite dürften der immense Zeitdruck <strong>und</strong> der organisatorische<br />
Aufwand sein, dem sich Pflegende oftmals gegenübersehen. Der Tag ist straff durchorganisiert<br />
<strong>und</strong> lässt keinen Raum für Zeitpuffer, die helfen, Engpässe auszugleichen. Unvorhergesehene<br />
Zwischenfälle im Privatbereich wirken sich deshalb häufig in Form von Unpünktlichkeit,<br />
Arbeitsunterbrechungen <strong>und</strong> eingeschränkter Flexibilität direkt auf den Arbeitsplatz<br />
aus. Die Erwerbstätigen berichten aber auch von Konzentrationsmängeln <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen, die die Arbeitsleistung negativ beeinflussen. Es wäre<br />
allerdings falsch, Pflegende als Risikogruppe wahrzunehmen, die es nicht lohnt weiterzubeschäftigen.<br />
Alle Befragten zeichnen sich durch hohe Arbeitsmotivation <strong>und</strong> Engagement<br />
aus. Sie bemühen sich sehr darum, ihre berufliche Tätigkeit von pflegebedingten<br />
Störungen frei zu halten. Wo dies nicht möglich ist, wird außerhalb der Arbeitszeiten versucht,<br />
Arbeitsausfälle durch Vor- oder Nacharbeit zu kompensieren.<br />
Es ist darauf hinzuarbeiten, dass die Pflegenden als wertvolle Beschäftigtengruppe erkannt<br />
werden, die sich durch eine hohe Arbeitsmotivation <strong>und</strong> Leistungsbereitschaft auszeichnen<br />
<strong>und</strong> beim Vorliegen entsprechender Unterstützungsangebote sehr loyal zum Unternehmen<br />
sind.<br />
Damit die Arbeitnehmer <strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen aufgr<strong>und</strong> der mangelnden Erholungsphasen<br />
nicht „ausbrennen“ oder wegen Vereinbarkeitsproblemen vorzeitig aus dem Erwerbsleben<br />
ausscheiden, sollten Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitgeberinnen dazu motiviert werden,<br />
verstärkt Unterstützungsangebote für Erwerbstätige mit pflegebedürftigen Angehörigen<br />
zu entwickeln oder mit externen Stellen zusammenzuarbeiten. So könnten „Zeitmanagement“-Workshops<br />
speziell für Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen konzipiert<br />
werden, die den Pflegenden helfen, den Tag zu strukturieren <strong>und</strong> auch wertvolle Erholungsphasen<br />
einzuplanen. Zum anderen könnten die Erwerbstätigen in diesen Kursen<br />
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