Download (PDF) - Österreichischer Bergrettungsdienst
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eschrieb, dass solche Schwachschichten auf nördlich exponierten<br />
Hängen vorhanden sein konnten.<br />
Lawinenbericht und Wetterdaten<br />
Es stellt sich nun die Frage, ob diese Situation bzw. die Gefahrenstelle<br />
hatten erkennbar sein können. Die Fakten: Dass die<br />
Leeseite an diesem Tag der nördliche Sektor sein würde, war bekannt<br />
und aus Lawinenlagebericht und Wetterdaten ablesbar. Der<br />
Wind kam aus südwestlicher Richtung, war jedoch am Unfallort<br />
in 1600m Seehöhe kaum spürbar. Lediglich auf den umliegenden<br />
Gipfeln und in Kammlagen konnte man Schneefahnen beobachten.<br />
Die Temperaturen bewegten sich um die Null Grad Celsius bis<br />
hin zu einigen Plusgraden. Der Temperaturanstieg in der Nacht<br />
war sehr markant! Auch das ging aus den Wetterdaten hervor. Die<br />
Erwärmung war spürbar und der Schnee fiel sehr rasch und nass<br />
von den Bäumen. Gleitschneemäuler und Gleitlawinen waren<br />
auf steilen, südseitig exponierten Hängen zu beobachten. Die<br />
Geländeform am Unglücksort wies weder eine Kammlage noch<br />
einen Sattel oder eine Mulde auf. Es handelte sich um einen relativ<br />
steilen Böschungshang (40°), der nach oben hin bald flacher<br />
wurde (36°) und eine Länge von ca. 20 bis 25m aufwies. Der ganze<br />
Hang war ca. 50 bis 60m breit. Der Hang wies leichten Bewuchs<br />
und vereinzelt kleine Bäume auf.<br />
Ob die massive Triebschneeansammlung sichtbar war, kann<br />
nach dem Lawinenabgang nicht mehr vollständig beurteilt werden.<br />
Begutachtet man den Anriss, so dürfte es zumindest keine<br />
Wechtenbildung gegeben haben. Somit war das Gefahrenzeichen<br />
„Wechte“ nicht gegeben. Auch die große, horizontal gelegene,<br />
niedrig bewachsene und fast ebene Fläche oberhalb der Böschung<br />
war von der Forststraße aus nicht einsehbar. Somit konnte man<br />
nicht erkennen, dass diese fast schneefrei war und der Schnee<br />
offenbar vom Wind verblasen und am leeseitigen Böschungshang<br />
abgelagert worden war. Der Unglücksort befindet sich in einem<br />
Kessel, der links und rechts von Bergen mit einer Höhe von über<br />
2000m umgeben ist.<br />
Auslöser nicht eindeutig<br />
Um die Auslösung eines Schneebrettes zu verursachen, muss<br />
die Schwachschicht gestört werden. Diese muss dabei großflächig<br />
und zusammenhängend bestehen und mit gebundenem Schnee<br />
überlagert sein. Die Aufstiegsspur auf der Straße war ca. 30cm tief<br />
eingetreten und verfestigt. Ein weiteres Einsinken beim Gehen<br />
InFO-TAG Für TOurenGeher<br />
Text: Hannes Hösl | Foto: Kurt Krimberger<br />
Sondierübung mit den Teilnehmern.<br />
aNalySE<br />
Wir untersuchten die Anrissstelle der Lawine, nachdem alle am Unfall Beteiligten versorgt waren.<br />
war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr spürbar, weil der Schnee<br />
in der Spur bereits feucht und komprimiert war. Ob die Gruppe<br />
durch das Gehen und die dabei entstehenden Kräfte und Vibrationen<br />
die Auslösung verursachte oder ob es eine Selbstauslösung<br />
war, lässt sich wohl nicht klären.<br />
Wie nach dem Abgang ersichtlich, war der Anriss auf einer<br />
Länge von ca. 5 bis 7m sehr hoch (1,2m). Die restliche Anrisshöhe<br />
betrug lediglich zwischen 0,2 und 0,4m. Der Schnee an<br />
der Oberfläche war feucht komprimiert (1 Finger) und schwer.<br />
Diese Zusatzlast in Verbindung mit der Steilheit von 36 Grad<br />
im Anrissbereich übte natürlich Kräfte auf die darunterliegende<br />
Schwachschicht aus. Eine Selbstauslösung wäre daher in diesem<br />
Fall durchaus auch eine denkbare Möglichkeit.<br />
Die Lawinenwarnstufe in dieser Höhenlage betrug 2 (mäßig)<br />
und dies würde nach der Methode „stop or go“ eine Begehung<br />
von Hängen unter 40 Grad im Spurbereich noch zulassen. Die<br />
Forststraße machte in diesem Bereich einen sicheren Eindruck,<br />
da weder eine große Rinne noch ein langer kahler Baumschlag<br />
sie kreuzte. Auch die vorhandene Spur ließ hier eine sichere Begehung<br />
vermuten. Der Böschungshang war zwar im unteren Teil<br />
sehr steil (40 Grad), verflachte sich aber nach oben hin sehr rasch.<br />
Der Großteil des Hanges war nicht steiler als 36 Grad. Würde<br />
man diese Stelle als unsicher einstufen, so wäre es richtig, die<br />
Gruppe zu stoppen und die Passage auf einer Länge von ca. 70m<br />
einzeln zu begehen. Diese Maßnahme setzt jedoch voraus, dass<br />
man den Ernst der Lage erkennt, sprich die mächtige Triebschneeablagerung<br />
sieht. Aufgrund der oben angeführten Umstände und<br />
Gegebenheiten dürfte die Situation jedoch schwierig erkennbar<br />
und somit schwer zu beurteilen gewesen sein und folglich war ein<br />
nicht eindeutig kalkulierbares Restrisiko gegeben. <br />
Sicherheitsinteressierte Tourengeher konnten sich im Jänner auf der<br />
Planneralm über alle Fragen rund ums Thema Lawine informieren. Die<br />
Bergrettung Stainach brachte den 55 Teilnehmern an vier Stationen die<br />
wichtigsten Aspekte näher: Interpretieren des Lawinenlageberichtes,<br />
VS-Kontrolle vor der Tour; richtiges Suchen mit dem LVS mittels Search<br />
Trainer; V-förmige Schaufelrotation mit richtigem Bergen (Atemhöhle<br />
etc.); der Lawinenkegel und das richtige Sondieren.<br />
Die Teilnehmer waren mit vollem Eifer dabei. Trotz Schneefalls und teils<br />
stürmischen Winds und eiskalter Temperaturen hielten sie das gesamte<br />
Programm mit der Dauer von sechs Stunden durch.<br />
Steiermark<br />
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