Download (PDF) - Österreichischer Bergrettungsdienst
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Wenn große<br />
Höhen locken<br />
Text und Foto: Martin Hasibeter<br />
Trekking, Aufenthalte in großen oder größten Höhen sowie<br />
auch Expeditionen spielen in Bergrettungskreisen eine immer<br />
wichtigere Rolle. Dies veranlasst mich zur Verfassung eines kurzen<br />
Überblicks über die wichtigsten Inhalte der Höhen-und Expeditionsmedizin<br />
sowie die wichtigsten höhenbedingten Erkrankungen.<br />
Weiters wird in einer der nächsten Ausgaben ein Beispiel<br />
einer möglichen Höhenapotheke veröffentlicht. Zuerst ist<br />
es wichtig, allgemeine Kenntnisse über den Körper und dessen<br />
Reaktion auf die Höhe zu erlangen; dies stellt die Basis für das<br />
Verständnis der Erkrankungen in der Höhe dar. Alle bekannten<br />
medizinischen Grundlagen aus den Bergrettungskursen haben<br />
natürlich auch auf hohen Bergen Geltung.<br />
physiologie in der höhe<br />
Allgemein kann gelten, dass die Lufttemperatur pro 100 Meter<br />
Anstieg um 0,5 bis 1 Grad Celsius sinkt. Zu bedenken ist auch<br />
der so genannte Windchill. Dieser beschreibt den Unterschied<br />
zwischen gemessener und gefühlter Lufttemperatur abhängig<br />
von der Windgeschwindigkeit. Der Luftdruck nimmt mit zunehmender<br />
Höhe ebenso ab, sodass auf einer Höhe von 5500 m nur<br />
noch der halbe, auf 10.000m nur noch ein Viertel des Druckes auf<br />
Meereshöhe herrscht. Der Sauerstoffanteil der Atemluft (21 Vol%)<br />
bleibt bis auf 10.000m konstant, nur der Sauerstoffpartialdruck<br />
sinkt proportional zum Luftdruck ab. Der Atemantrieb in der<br />
Höhe resultiert hauptsächlich durch Abfall des erwähnten Sauerstoffpartialdruckes<br />
der Atemluft, es kommt zu vertiefter und beschleunigter<br />
Atmung (so genannter Hyperventilation). Der Sauerstoffdruckabfall<br />
führt zu einer Engstellung der Lungengefäße (so<br />
genannter Lungenhochdruck), dadurch wird die Sauerstoffaufnahmefähigkeit<br />
verbessert. Natürlich stellt dieser Mechanismus<br />
auch den Ausgangspunkt schwerer Lungenerkrankungen in der<br />
Höhe dar. Weiters haben auch Stress, verschiedene Hormone,<br />
Emotionen, Temperatur oder Schmerz Einfluss auf die Atemregulation.<br />
Schlafmittel, Alkohol und auch Schmerzmittel haben einen<br />
dämpfenden Einfluss auf den Atemantrieb. Dies sollte einem<br />
vor der Verwendung derselben bewusst sein. Ein Aufenthalt in der<br />
MEdiziN<br />
Höhe wird erst durch die Fähigkeit zu intensiver Hyperventilation<br />
möglich, bereits ab einer Höhe von 1500m setzt ein verstärkter<br />
Atemantrieb ein.<br />
höhere herzfrequenz<br />
Parallel zur Atmung kommt es auch zu Anpassungsvorgängen<br />
in anderen Bereichen des Körpers: Die Herzfrequenz erhöht sich<br />
(so genannte Tachycardie), weiters steigt das so genannte Herzminutenvolumen,<br />
das ist die pro Minute ausgeworfene Menge<br />
Blut. Bei Verbleib auf gleicher Höhe kommt es innerhalb von drei<br />
bis fünf Tagen wieder zu einer Annäherung der Herzfrequenz an<br />
den Ausgangswert, dieser Effekt geht jedoch ab einer Höhe von<br />
ca. 7000m verloren.<br />
Alles bisher Gesagte setzt natürlich einen gesunden Gesamtorganismus<br />
voraus, nur in einem solchen können aller erwähnten<br />
Vorgänge ungestört ablaufen! Der pH-Wert des Blutes steigt aufgrund<br />
der vermehrten Abatmung von CO , das Blutplasmavolu-<br />
2<br />
men sinkt in der Höhe ab. Störungen des Flüssigkeitshaushaltes<br />
und Verschiebungen der Elektrolyte können bei mangelnder Flüssigkeitszufuhr<br />
auftreten: Daher kann gelten, dass bei Aufenthalt<br />
in großen und extremen Höhen täglich vier bis sechs Liter/24<br />
Stunden notwendig erscheinen, auf entsprechenden ausgewogenen<br />
Elektrolytersatz ist zu achten.<br />
Die Nahrung in großer Höhe sollte unbedingt kohlehydratreich<br />
sein (50 – 65 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr), allgemein<br />
kann gelten: Iss so viel du kannst, egal was! Hauptsache es sind<br />
Kalorien! Falls es dir schmeckt, bevorzuge Kohlehydrate. Vergiss<br />
nicht, ausreichend zu trinken. Es ist wichtig, sich aktiv an der<br />
Planung der Expeditionsnahrung zu beteiligen.<br />
Der Abfall des Sauerstoffpartialdruckes führt weiters im Gehirn<br />
zur Weitstellung der Gefäße, die Durchblutung des Gehirns wird<br />
dadurch gesteigert, ab ca. 4000m tritt eine leichte Gehirnschwellung<br />
auf. Dies ist der Ausgangspunkt für mögliche ernst zu nehmende<br />
Erkrankungen des Gehirns in großer Höhe.<br />
Im nächsten Magazin werde ich mögliche Erkrankungen in der<br />
Höhe präsentieren. <br />
Steiermark<br />
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