Download (PDF) - Österreichischer Bergrettungsdienst
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März 2013 16<br />
Mitgliedermagazin der Bergrettung Steiermark www.bergrettung-stmk.at P. b.b.<br />
09Z038154M<br />
8010 Graz<br />
Winterübungen<br />
Zwischen Lawineneinsatz und Stationsbetrieb: Bergretterinnen und<br />
Bergretter trainierten für Einsätze während der kalten Jahreszeit.<br />
Alpine Ski-WM<br />
Erfolgreich verlief der Einsatz der Bergrettungskräfte<br />
bei der Weltmeisterschaft in Schladming.
Editorial<br />
Liebe Bergretterinnen und Bergretter!<br />
Nach dem für uns alle überraschenden Rücktritt unseres Landesleiters<br />
Dr. Friedrich Seidl wurde ich vom Vorstand einstimmig<br />
beauftragt, die Funktion des Landesleiters zu übernehmen. Unsere<br />
Statuten bzw. das Vereinsgesetz sehen in diesem Fall keine Ersatzwahl<br />
vor und nach dem Rücktritt eines Funktionärs sind dessen<br />
Tätigkeiten bis zum Ablauf der Funktionsperiode vom jeweiligen Stellvertreter<br />
zu übernehmen. Ich nehme diese Aufgabe an und werde<br />
mich mit voller Unterstützung des gesamten Vorstandes und unserem<br />
Büro in der Landesleitung bemühen, den Weg der steirischen Bergrettung<br />
in gewohnter Weise fortzusetzen. Unserem Landesleiter darf<br />
ich für seinen unermüdlichen Einsatz in den letzten 19 Jahren seiner<br />
Amtstätigkeit danken!<br />
Die Ortsstelle Hohentauern hat heuer die zehnten Winterspiele<br />
der Bergrettung organisiert und wie immer in vorbildlicher Weise<br />
durchgeführt. Zwölf Ortsstellen haben daran teilgenommen und hervorragende<br />
Leistungen erbracht. Ich darf erstmals der Ortsstelle Turnau<br />
zum Gesamtsieg gratulieren. Ein besonderer Dank gilt aber dem<br />
gesamten Team der Ortsstelle Hohentauern mit OL Gregor Reitmaier<br />
an der Spitze für die professionelle Austragung dieser Winterspiele.<br />
Ein Sportereignis der besonderen Art war die Alpine Ski-WM in<br />
Schladming. Die Ortsstellen Schladming und des Gebietes Oberes<br />
Ennstal waren nicht nur während der WM gefordert, sondern hatten<br />
bereits eine intensive Vorbereitungsphase hinter sich. Ich darf daher<br />
dem Gesamtverantwortlichen Hans Jürgen Bacher sowie allen Kameraden<br />
zu dieser großartigen Leistung gratulieren.<br />
Das Jahr 2013 stellt für unser Ausbildungsteam eine große Herausforderung<br />
dar, da insgesamt zwölf Kurse bzw. Koordinierungen<br />
angeboten werden. Für die Gesamtorganisation gilt mein besonderer<br />
Dank unserem Landesausbildungsleiter Andreas Staudacher<br />
mit seinen Stellvertretern Peter Rauscher und Rainer Mansky. Der<br />
Wintergrundkurs und der Hundeführerkurs sind schon zu vollster<br />
Zufriedenheit verlaufen. Erstmals wurden heuer drei GPS-Kurse ins<br />
Ausbildungsprogramm aufgenommen. Hier darf ich unserem GPS-<br />
Beauftragten Andreas Wiltschnigg und seinem Team sehr herzlich<br />
danken. Für den restlichen Winter wünschen wir euch allen noch<br />
schöne und unfallfreie Skitouren.<br />
Michael Miggitsch<br />
Landesleiter<br />
Bergrettung Steiermark<br />
2 Steiermark<br />
Erich Bretterbauer<br />
Pressereferent<br />
Bergrettung Steiermark<br />
Inhalt<br />
6 Kameraden als Lebensretter<br />
Analyse eines Lawinenunfalls, der dank der unmittelbaren<br />
Hilfe der Skitouren-Begleiter glimpflich ausging.<br />
8 Kampf gegen den Lawinentod<br />
Eine Woche lang trainierte die steirische Hundestaffel mit<br />
ihren Vierbeinern für den Ernstfall.<br />
9 Alpine Ski-WM<br />
Erfolgreich verlief der Einsatz der Bergrettungskräfte während<br />
der Weltmeisterschaft in Schladming.<br />
13 Porträt<br />
Neben ihrem Beruf als Geistliche sind Erich Geir, Andreas Lechner<br />
und Anton Herk-Pickl auch als Bergretter aktiv.<br />
17 Medizin<br />
Wenn große Höhen locken: Teil 1 einer dreiteiligen Serie<br />
zur Höhenmedizin.<br />
18 Winterübungen<br />
Zwischen Lawineneinsatz und Stationsbetrieb: Bergretterinnen und<br />
Bergretter trainierten für Einsätze während der kalten Jahreszeit.<br />
19 Eindrücke vom Wintergrundkurs<br />
Insgesamt 51 Bergretterinnen und Bergretter nahmen am Lehrgang in<br />
der Eisenerzer Ramsau teil. Ein Bericht aus der Sicht eines Teilnehmers.<br />
20 Seilbahnübungen<br />
Bergretter trainierten am Kreischberg und auf Einladung der<br />
Kollegen aus Maribor in Slowenien.<br />
21 Reise<br />
Skitouren im marokkanischen Firn: Kärntner Bergretter besteigen<br />
den höchsten Berg Nordafrikas, den Djebel Toubkal (4167m).<br />
Foto Titelseite: Verletztenbergung während der Wintergebietsübung<br />
am Kreischberg. Foto: Hubert Marktler<br />
Impressum<br />
BERGretter – Mitgliedermagazin der Bergrettung Steiermark, März 2013<br />
Herausgeber und Medieninhaber: Bergrettung Steiermark, Radetzkystraße 16, 8020 Graz, Tel.<br />
0316/830102, E-Mail: landesleitung@bergrettung-stmk.at Produktion: Mag. Christa Hofer Medienraum<br />
e.U. Redaktion: Christa Hofer, Michael Miggitsch; Erich Bretterbauer, Martin Hasibeter,<br />
Hannes Hösl, Gottfried Krassnitzer, Hubert Marktler, Bergrettung Murau, Rudi Preimel, Peter<br />
Rauscher, Bergrettung Stainach, Wolfgang Sattler Foto Titelseite: Hubert Marktler Fotos Seite<br />
2: Erich Bretterbauer Lektorat: Verena Koch Grafik: Frisch Grafik Druck: Athesia Druck GmbH,<br />
Exlgasse 20, 6020 Innsbruck Anschrift für alle: Bergrettung Steiermark; Radetzkystraße 16,<br />
8020 Graz, Tel. 0316/830102.<br />
Offenlegung gem. § 25 MedG<br />
Der BERGretter ist das Mitgliedermagazin der Bergrettung Tirol, Kärnten und Steiermark und wird von der<br />
jeweiligen Landesleitung herausgegeben. Medieninhaber der Steiermark-Ausgabe ist die Landesleitung der Bergrettung<br />
Steiermark, Radetzkystraße 16, 8020 Graz, Tel. 0316/830102, E-Mail: landesleitung@bergrettung-stmk.<br />
at. Grundlegende Richtung: Information über Vereinsaktivitäten, -ziele und -arbeit sowie der Kooperationspartner.
laNdESlEitUNG<br />
Dank an einen<br />
leidenschaftlichen Bergretter<br />
Dr. Fritz Seidl lenkte als Landesleiter zwischen 1994 und 2013<br />
die Geschicke der steirischen Bergrettung.<br />
Text: Michael Miggitsch | Fotos: Erich Bretterbauer, Landespressedienst<br />
Völlig überraschend für alle ist Dr. Fritz Seidl im Jänner als Lan-<br />
desleiter der Bergrettung Steiermark zurückgetreten. Fritz Seidl<br />
war am 28. Mai 1994 als Nachfolger von Ing. Willi Jungmeier zum<br />
fünften Landesleiter des Österreichischen <strong>Bergrettungsdienst</strong>es/<br />
Land Steiermark gewählt worden. Seit diesem Zeitpunkt durfte<br />
ich ihn als Stellvertreter begleiten und unterstützen.<br />
Mitglied der Ortsstelle Murau<br />
Fritz Seidl ist seit 1983 Mitglied der Ortsstelle Murau und war in<br />
dieser Zeit in vielen Funktionen der Bergrettung tätig, als Ortsstellenleiter<br />
der Ortsstelle Murau, Gebietsleiter, Landesbergrettungsarzt-Stellvertreter,<br />
Landesbergrettungsarzt und zuletzt für 19 Jahre<br />
als unser Landesleiter. Damit war Fritz Seidl auch der Landesleiter<br />
mit der längsten Amtszeit seit Bestehen der Landesleitung. In<br />
diesen 19 Jahren hat er die steirische Bergrettung mit viel Engagement,<br />
großer Freude und enormem Fachwissen geführt. Dabei<br />
können wir mit Stolz auf viele große Projekt, die unter seiner<br />
Federführung umgesetzt wurden, zurückblicken.<br />
• Ausbildung<br />
Die Ausbildung war immer ein ganz besonderes Thema für Fritz<br />
Seidl. Als Arzt war er bei vielen Kursen mit dabei, um die medizinische<br />
Ausbildung an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Das<br />
Ausbildungsangebot wurde wesentlich erweitert, zum Sommerund<br />
Winterkurs wurden die jeweiligen Fortbildungskurse eingeführt.<br />
Der Einsatzleiterkurs wurde durch ein Führungsseminar<br />
ergänzt und die Canyoning-Rettungsgruppe gegründet. Die Ausbildungsziele<br />
konnten angehoben werden, bei den Grundkursen<br />
wurde eine Erfolgskontrolle eingeführt.<br />
• Flugrettung<br />
Die Flugrettung wurde in der Steiermark viele Jahre vom Österreichischen<br />
Bundesheer/Flugeinsatzstelle Aigen im Ennstal<br />
und dem Bundesministerium für Inneres/Flugeinsatzstelle Graz<br />
durchgeführt. Mit der Übernahme der Flugrettung durch den<br />
ÖAMTC wurden diese beiden Flugeinsatzstellen im Jahr 2001<br />
auch an den neuen Betreiber übertragen. Dabei war es nicht einfach,<br />
den Österreichischen <strong>Bergrettungsdienst</strong> in diesem System<br />
zu verankern. Hier waren es ausschließlich die Bemühungen unseres<br />
Landesleiters, der die anderen Einsatzorganisationen, aber<br />
vor allem den neuen Betreiber überzeugen konnte, unsere Bergretter<br />
als Flugretter bzw. auch als Notfallsanitäter zu respektieren.<br />
Als ehemaliger Flugretter und Notarzt im Rettungshubschrauber<br />
„Christoph“ war ihm das ein großes Anliegen, weshalb er diesen<br />
Bereich bis zuletzt zur Chefsache erklärte.<br />
• Gebietseinteilung<br />
Die ursprüngliche Gebietseinteilung war seit der Gründungszeit<br />
in 17 Gebietseinsatzstellen organisiert. Es war an der Zeit, dieses<br />
Gremium neueren Strukturen analog den Bezirksverwaltungsbehörden<br />
anzupassen. In vielen Gesprächen mit allen Ortsstellen<br />
konnte ein Lösungsvorschlag mit dem jetzt auf zehn Gebiete<br />
reduzierten Einsatzbereich beschlossen und umgesetzt werden.<br />
Steiermark<br />
3
laNdESlEitUNG<br />
Die Verankerung der Bergrettung im Flugrettungsdienst war<br />
Fritz Seidl stets ein großes Anliegen.<br />
• Kontakte zu Politik, Behörden und Einsatzorganisationen<br />
Unmittelbar nach seiner Wahl zum Landesleiter war Fritz Seidl<br />
bemüht, mit den verantwortlichen Politikern, Behördenleitern<br />
und Chefs der Einsatzorganisationen in Kontakt zu treten. Die<br />
Landeshauptleute Dr. Josef Krainer, Waltraud Klasnic und Mag.<br />
Franz Voves haben ihn immer sehr geschätzt und in allen Bereichen<br />
unterstützt. Fritz Seidl kam nie mit Forderungen, wie es<br />
heute üblich ist, sondern konnte Projekte immer mit Argumenten<br />
untermauern und erhielt dafür auch die entsprechende finanzielle<br />
Unterstützung. Ganz wichtig war ihm die gute Zusammenarbeit<br />
mit den anderen Einsatzorganisationen wie Bundesheer,<br />
Polizei (Gendarmerie), Feuerwehr, Rotes Kreuz. Mit deren Leitern<br />
pflegte er einen sehr engen Kontakt und konnte die bereits gute<br />
Zusammenarbeit immer weiter und besser ausbauen.<br />
Den bisherigen Weg fortsetzen<br />
Interview: Christa Hofer | Foto: Erich Bretterbauer<br />
Sie sind Leiter des Landesfeuerwehrinspektorates und Landesbrandschutzbeauftragter<br />
und seit Jänner Landesleiter der Bergrettung<br />
Steiermark. Wie sind Sie zur Bergrettung gekommen?<br />
Michael Miggitsch: Begonnen hat alles beim Bundesheer, wo<br />
ich vor etwa 30 Jahren die Ausbildung zum Hochalpinisten<br />
gemacht habe. Dieses Wissen<br />
wollte ich halten, weshalb ich der<br />
Ortsstelle Graz beigetreten bin.<br />
Sie sind bereits sehr früh in der Landesleitung<br />
aktiv gewesen.<br />
Michael Miggitsch: Ja, ich war<br />
schon bald als stellvertretender<br />
Kassier, dann als Kassier, Gerätewart<br />
und stellvertretender Landesleiter<br />
tätig.<br />
Gibt es nach dem Rücktritt von Fritz<br />
4 Steiermark<br />
Landesleiter Dr. Friedrich Seidl wurde von der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic für<br />
seine Leistungen mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet.<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
Bereits Willi Jungmeier hatte die Idee einer eigenen Bergrettungs-Zeitung<br />
geboren und den „140er“ eingeführt. Fritz Seidl<br />
hat dieses Medium mit unseren Pressereferenten immer wieder<br />
verbessert und zuletzt mit dem Magazin „BERGretter“ zur Topqualität<br />
geführt. Die Kommunikation mit der Basis war ihm dabei<br />
ein besonderes Anliegen.<br />
Vielen Dank und alles Gute für die Zukunft<br />
Nach einem doch überraschenden Wechsel an der Spitze der<br />
steirischen Bergrettung sind wir bemüht, den von Fritz Seidl eingeschlagenen<br />
Weg weiter fortzusetzen. Unserem Landesleiter Dr.<br />
Fritz Seidl dürfen wir ganz besonders für seine Leistungen danken.<br />
Lieber Fritz, vielen Dank und alles Gute für die Zukunft! <br />
Seidl vorgezogene Neuwahlen bzw. welche Regelungen greifen hier?<br />
Michael Miggitsch: Es gibt laut Statuten keine Neuwahl. In<br />
diesem Fall ist vorgesehen, dass der jeweilige Stellvertreter<br />
nachrückt und die Funktion bis zur regulären Neuwahl ausfüllt.<br />
Welche Ziele haben Sie für die Bergrettung Steiermark?<br />
Michael Miggitsch: Wir alle wollen den Weg, der bereits<br />
unter Fritz Seidl eingeschlagen wurde, fortsetzen. Einer dieser<br />
Schwerpunkte ist die Ausbildung. Das Modulsystem ist bereits<br />
gestartet und läuft gut an. Weitere Punkte sind die Erneuerung<br />
der Ausrüstung und die Umstellung auf das digitale<br />
Funksystem. Dieses soll 2016 abgeschlossen sein und wird<br />
uns alle vor finanzielle Herausforderungen stellen, die wir<br />
bewältigen müssen.<br />
Werden Sie neben Ihren Aufgaben in der Landesleitung auch noch<br />
aktiv als Bergretter arbeiten?
Erster GPS-Kurs<br />
für Bergretter<br />
Text: Andreas Steininger | Foto: Andreas Wiltschnigg<br />
Mit den Einsatzmöglichkeiten von GPS-Geräten befassten sich Alpinretter in der Steiermark.<br />
Eine anspruchsvolle Aufgabe hat mit Beginn dieses Jahres<br />
der Mürzzuschlager Andreas Wiltschnigg übernommen:<br />
Er leitet das neu geschaffene GPS-Referat des steirischen Landesverbandes.<br />
Bereits im Jänner gab es das erste Ausbildungsseminar,<br />
unterstützt von der Firma Ortovox. Insgesamt<br />
18 Retter aus der gesamten Steiermark, unter ihnen der Landeseinsatzleiter<br />
und sein Stellvertreter, erarbeiteten gemeinsam die<br />
wesentlichen Möglichkeiten eines professionellen Einsatzes der<br />
GPS-Systeme im <strong>Bergrettungsdienst</strong> (Such- und Hubschraubereinsätze,<br />
Verletztenortung etc.). Das Interesse am neuen Kurs ist so<br />
groß, dass bereits zwei weitere Seminare organisiert wurden. <br />
Michael Miggitsch: Ich möchte das auf jeden Fall, schließlich<br />
ist das die Basis meiner Bergrettungstätigkeit. Wie sich alles<br />
zeitlich ausgehen wird, wird sich herausstellen.<br />
Wenn Sie an Ihre Einsätze zurückdenken: Gibt es spezielle Erinnerungen?<br />
Michael Miggitsch: Eine Canyoningbergung wird mir immer<br />
in Erinnerung bleiben. Damals hatte sich ein Fels gelöst und<br />
war in die Schlucht gestürzt. Während der Bergung hingen<br />
noch einige riesige Brocken über uns. Zum Glück blieben sie<br />
stabil und konnten am darauffolgenden Tag dann gezielt gelöst<br />
werden. Das war eine grenzwertige Situation.<br />
Bleibt Ihnen neben Ihrer Tätigkeit noch Zeit für private Bergtouren?<br />
Michael Miggitsch: Ich gehe sehr gerne in die Natur, auch<br />
weil es ein Ausgleich zu meiner Tätigkeit ist und ich Energie<br />
tanken kann. Meistens bin ich in den heimischen Bergen unterwegs<br />
und in Ecken, die kaum jemand kennt. Das genieße<br />
ich dann. <br />
Fotos: Arcteryx<br />
www.bergfuchs.at<br />
GRAZ - WIEN - ONLINE<br />
Graz: Hans-Resel-Gasse 7<br />
A-8020 Graz<br />
Telefon: 0316/76 33 00<br />
mail: graz@bergfuchs.at<br />
Wien: Kaiserstraße 15 . 1070 Wien<br />
laNdESlEitUNG<br />
Steiermark<br />
5
aNalySE<br />
Analyse eines Lawinenunfalls<br />
Text: Peter Rauscher | Fotos: Peter Rauscher, Paul Sodamin<br />
Nach den vielen Meldungen über Lawinentote in der Win-<br />
tersaison 2012/13 ist es erfreulich, von einem Unfall berichten<br />
zu können, bei dem die Verschütteten aufgrund professioneller<br />
Kameradenrettung lebend geborgen werden konnten. Bei dem Lawinenabgang<br />
im Jänner wurden zwei Frauen auf einer Forststraße<br />
von einem Schneebrett verschüttet. Sie hatten keinen Airbag,<br />
trugen jedoch LVS-Geräte. Die restlichen Mitglieder der Gruppe<br />
setzten einen Notruf ab und begannen mit der LVS-Ortung. Sie<br />
konnten eine Frau trotz einer Verschüttungstiefe von einem Meter<br />
rasch ausgraben. Die zweite Frau wurde teilweise verschüttet.<br />
Auch sie wurde rasch geborgen. Eine weitere Person wurde noch<br />
über den Abhang mitgerissen, blieb jedoch an der Oberfläche.<br />
Die Gruppe hatte nach dem Unfall sehr rasch und effizient gehandelt<br />
und so das Leben der Verschütteten gerettet!<br />
Gemeinsam mit meiner Gruppe, der auch meine Frau Martina<br />
angehörte, traf ich kurz nach dem Unfall auf die verunglückte<br />
Gruppe. Wir benutzten dieselbe Aufstiegsspur auf der Forststraße<br />
wie sie. Die Verschütteten waren bereits ausgegraben. Meine<br />
Frau – sie ist Bergrettungsärztin – und ein weiterer Arzt aus meiner<br />
Gruppe kümmerten sich um die verunfallten Personen. Jene<br />
Frau, die einen Meter verschüttet worden war, hatte sich eine<br />
Knieverletzung zugezogen, die es ihr unmöglich machte, selbst<br />
abzufahren oder eine längere Distanz zu gehen. Sie wurde vom<br />
alarmierten Rettungshubschrauber abtransportiert.<br />
Begutachtung der Lawine<br />
Wir selbst blieben vor Ort, begutachteten die Lawine und gruben<br />
im Anrissbereich einen kleinen Rutschblock von 40x40 cm.<br />
Dieser rutschte bereits beim Ausgraben auf einer glatten Bruchfläche<br />
ab. Als Schwachschicht diente vermutlich eingeschneiter<br />
bzw. mit Schnee überwehter Oberflächenreif, dieser war jedoch<br />
ohne Lupe kaum mehr erkennbar. Die Schwachschicht war großflächig<br />
in 1,2 bis 0,3 Metern Tiefe auf dem ganzen Hang verteilt.<br />
Die gebundene Schicht oberhalb der Schwachschicht war auf<br />
den ersten Zentimetern sehr weich (Faust) und wurde nach oben<br />
6 Steiermark<br />
hin immer härter (bis 1 Finger). Der Grund war die zunehmende<br />
Durchfeuchtung nach oben aufgrund einer massiven Erwärmung<br />
in den vorangegangenen Nachtstunden. Wir hatten Plusgrade am<br />
Unfallort und der Schnee fiel bereits von den Bäumen. Die gebundene<br />
Schicht war filzig und es handelte sich um eine massive<br />
Triebschneeansammlung im gesamten Hang- bzw. Böschungsbereich.<br />
Der Wind aus Südwesten hatte in den vergangenen Tagen<br />
den Schnee massiv auf die Nordseite verfrachtet. Der Böschungshang<br />
war nördlich exponiert und hatte eine Länge von (nur) 20<br />
bis 25 Metern! Oberhalb befand sich eine von der Forststraße aus<br />
nicht einsehbare, fast ebene Fläche mit einer Größe von mehreren<br />
Hektar. Diese Fläche war total abgeblasen und fast aper. Die Anrisshöhe<br />
betrug zwischen 1,2 und 0,3 Meter auf einer Anrisslänge<br />
von ca. 40 Metern. Das Schneebrett war blockig abgerutscht, hatte<br />
die Forststraße überspült und war noch weitere 15 Meter den<br />
Abhang hinunter abgegangen. Die Verschütteten befanden sich<br />
alle im Stauraum am Ende des Kegels unterhalb der Forststraße.<br />
Die bereits vorhandene Spur auf der Forststraße war ca. 30cm tief<br />
und aufgrund der Feuchtigkeit gut eingetreten. Mehrere Personen<br />
waren an diesem Tag bereits hier aufgestiegen und hatten dieselbe<br />
Spur benutzt. Die Lawinenwarnstufe betrug in dieser Höhe<br />
(1620m) noch 2. Erst ab 1800m wurde sie mit 3 angegeben.<br />
Zweiter Blocktest<br />
Wir machten einen weiteren Blocktest außerhalb des Lawinenfeldes<br />
in noch unberührtem, nordseitigen Gelände. Wieder war<br />
eine Schwachschicht vorhanden und ließ den Block in ca. 20cm<br />
Tiefe glatt und leicht brechen. Die darüber liegende Schicht war<br />
filzig gebunden, weich und feucht. Bereits beim Ausgraben kam es<br />
zum Bruch. Auslösung bei geringer Zusatzlast und entsprechender<br />
Steilheit war daher möglich, die Schwachschicht schien auch<br />
großflächig auf dem ganzen Hang vorhanden zu sein. Offenbar<br />
waren hier auf den Schattenhängen Reifschichten entstanden.<br />
Die kalten Tage zuvor, klare Nächte und der plötzliche Temperaturanstieg<br />
würden dafür sprechen. Auch der Lawinenlagebericht
eschrieb, dass solche Schwachschichten auf nördlich exponierten<br />
Hängen vorhanden sein konnten.<br />
Lawinenbericht und Wetterdaten<br />
Es stellt sich nun die Frage, ob diese Situation bzw. die Gefahrenstelle<br />
hatten erkennbar sein können. Die Fakten: Dass die<br />
Leeseite an diesem Tag der nördliche Sektor sein würde, war bekannt<br />
und aus Lawinenlagebericht und Wetterdaten ablesbar. Der<br />
Wind kam aus südwestlicher Richtung, war jedoch am Unfallort<br />
in 1600m Seehöhe kaum spürbar. Lediglich auf den umliegenden<br />
Gipfeln und in Kammlagen konnte man Schneefahnen beobachten.<br />
Die Temperaturen bewegten sich um die Null Grad Celsius bis<br />
hin zu einigen Plusgraden. Der Temperaturanstieg in der Nacht<br />
war sehr markant! Auch das ging aus den Wetterdaten hervor. Die<br />
Erwärmung war spürbar und der Schnee fiel sehr rasch und nass<br />
von den Bäumen. Gleitschneemäuler und Gleitlawinen waren<br />
auf steilen, südseitig exponierten Hängen zu beobachten. Die<br />
Geländeform am Unglücksort wies weder eine Kammlage noch<br />
einen Sattel oder eine Mulde auf. Es handelte sich um einen relativ<br />
steilen Böschungshang (40°), der nach oben hin bald flacher<br />
wurde (36°) und eine Länge von ca. 20 bis 25m aufwies. Der ganze<br />
Hang war ca. 50 bis 60m breit. Der Hang wies leichten Bewuchs<br />
und vereinzelt kleine Bäume auf.<br />
Ob die massive Triebschneeansammlung sichtbar war, kann<br />
nach dem Lawinenabgang nicht mehr vollständig beurteilt werden.<br />
Begutachtet man den Anriss, so dürfte es zumindest keine<br />
Wechtenbildung gegeben haben. Somit war das Gefahrenzeichen<br />
„Wechte“ nicht gegeben. Auch die große, horizontal gelegene,<br />
niedrig bewachsene und fast ebene Fläche oberhalb der Böschung<br />
war von der Forststraße aus nicht einsehbar. Somit konnte man<br />
nicht erkennen, dass diese fast schneefrei war und der Schnee<br />
offenbar vom Wind verblasen und am leeseitigen Böschungshang<br />
abgelagert worden war. Der Unglücksort befindet sich in einem<br />
Kessel, der links und rechts von Bergen mit einer Höhe von über<br />
2000m umgeben ist.<br />
Auslöser nicht eindeutig<br />
Um die Auslösung eines Schneebrettes zu verursachen, muss<br />
die Schwachschicht gestört werden. Diese muss dabei großflächig<br />
und zusammenhängend bestehen und mit gebundenem Schnee<br />
überlagert sein. Die Aufstiegsspur auf der Straße war ca. 30cm tief<br />
eingetreten und verfestigt. Ein weiteres Einsinken beim Gehen<br />
InFO-TAG Für TOurenGeher<br />
Text: Hannes Hösl | Foto: Kurt Krimberger<br />
Sondierübung mit den Teilnehmern.<br />
aNalySE<br />
Wir untersuchten die Anrissstelle der Lawine, nachdem alle am Unfall Beteiligten versorgt waren.<br />
war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr spürbar, weil der Schnee<br />
in der Spur bereits feucht und komprimiert war. Ob die Gruppe<br />
durch das Gehen und die dabei entstehenden Kräfte und Vibrationen<br />
die Auslösung verursachte oder ob es eine Selbstauslösung<br />
war, lässt sich wohl nicht klären.<br />
Wie nach dem Abgang ersichtlich, war der Anriss auf einer<br />
Länge von ca. 5 bis 7m sehr hoch (1,2m). Die restliche Anrisshöhe<br />
betrug lediglich zwischen 0,2 und 0,4m. Der Schnee an<br />
der Oberfläche war feucht komprimiert (1 Finger) und schwer.<br />
Diese Zusatzlast in Verbindung mit der Steilheit von 36 Grad<br />
im Anrissbereich übte natürlich Kräfte auf die darunterliegende<br />
Schwachschicht aus. Eine Selbstauslösung wäre daher in diesem<br />
Fall durchaus auch eine denkbare Möglichkeit.<br />
Die Lawinenwarnstufe in dieser Höhenlage betrug 2 (mäßig)<br />
und dies würde nach der Methode „stop or go“ eine Begehung<br />
von Hängen unter 40 Grad im Spurbereich noch zulassen. Die<br />
Forststraße machte in diesem Bereich einen sicheren Eindruck,<br />
da weder eine große Rinne noch ein langer kahler Baumschlag<br />
sie kreuzte. Auch die vorhandene Spur ließ hier eine sichere Begehung<br />
vermuten. Der Böschungshang war zwar im unteren Teil<br />
sehr steil (40 Grad), verflachte sich aber nach oben hin sehr rasch.<br />
Der Großteil des Hanges war nicht steiler als 36 Grad. Würde<br />
man diese Stelle als unsicher einstufen, so wäre es richtig, die<br />
Gruppe zu stoppen und die Passage auf einer Länge von ca. 70m<br />
einzeln zu begehen. Diese Maßnahme setzt jedoch voraus, dass<br />
man den Ernst der Lage erkennt, sprich die mächtige Triebschneeablagerung<br />
sieht. Aufgrund der oben angeführten Umstände und<br />
Gegebenheiten dürfte die Situation jedoch schwierig erkennbar<br />
und somit schwer zu beurteilen gewesen sein und folglich war ein<br />
nicht eindeutig kalkulierbares Restrisiko gegeben. <br />
Sicherheitsinteressierte Tourengeher konnten sich im Jänner auf der<br />
Planneralm über alle Fragen rund ums Thema Lawine informieren. Die<br />
Bergrettung Stainach brachte den 55 Teilnehmern an vier Stationen die<br />
wichtigsten Aspekte näher: Interpretieren des Lawinenlageberichtes,<br />
VS-Kontrolle vor der Tour; richtiges Suchen mit dem LVS mittels Search<br />
Trainer; V-förmige Schaufelrotation mit richtigem Bergen (Atemhöhle<br />
etc.); der Lawinenkegel und das richtige Sondieren.<br />
Die Teilnehmer waren mit vollem Eifer dabei. Trotz Schneefalls und teils<br />
stürmischen Winds und eiskalter Temperaturen hielten sie das gesamte<br />
Programm mit der Dauer von sechs Stunden durch.<br />
Steiermark<br />
7
laWiNEN- UNd SUCHHUNdEStaFFEl<br />
Kalte Hundeschnauzen im<br />
Kampf gegen den Lawinentod<br />
Text: Erich Bretterbauer | Fotos: Sepp Lederhaas<br />
Die derzeit einzige aktive Hundeführerin der Steiermark: Jenny Scheikl mit ihrem Vierbeiner.<br />
Die Tauplitz war heuer Übungsort der steirischen Lawinen- und<br />
Suchhundestaffel. Insgesamt 30 Hundeführer – darunter eine<br />
Frau – waren mit ihren Vierbeinern vor Ort, um für Einsätze<br />
zu trainieren. Die steirischen Lawinenhunde teilen sich in drei<br />
Gruppen. Die so genannten A-Hunde nehmen erstmals am Kurs<br />
teil. Die B-Hunde haben die Grundschulung bereits absolviert.<br />
Die Königsklasse unter den Lawinenhunden stellen die C-Hunde<br />
dar, die voll ausgebildete Lawinensuchhunde sind.<br />
Bedingungsloses Vertrauen zwischen Hund und Herrl.<br />
8 Steiermark<br />
Dichtes Lernprogramm<br />
Auch heuer überzeugte sich Bundesreferent Sepp Lederhaas von<br />
der Arbeit der steirischen Lawinenhundestaffel und war von den<br />
gezeigten Leistungen der Vierbeiner begeistert. Der Ablauf gestaltete<br />
sich jeden Tag gleich. Von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr waren<br />
verschiedene Gruppen, je nach Ausbildungsstand der Hunde, im<br />
Gelände unterwegs – egal bei welchem Wetter. Der Hund muss<br />
ja auch bei widrigsten Bedingungen seiner „Arbeit“ nachgehen,<br />
denn die meisten Unfälle passieren bekanntlich nicht bei Schönwetter,<br />
sondern bei Sturm, Nebel und sehr oft in der Nacht. Nach<br />
der Rückkehr aus dem Gelände erfolgte eine genaue Analyse des<br />
abgelaufenen Tages und es wurden Verbesserungspotenziale besprochen.<br />
Anschließend gab es Vorträge über Einsatztaktik, Einsatzplanung,<br />
Hundearbeit, GPS, medizinische Erstversorgung,<br />
und, und, und…<br />
Spielerisches Lernen<br />
Interessant zu beobachten ist die Ausbildung der jungen<br />
Hunde: Auf ganz einfache, spielerische Art und Weise wird<br />
ihnen vermittelt, was von ihnen erwartet wird. Alles geschieht<br />
im Zusammenspiel von Ausbildungsleiter Gerhard Herzmaier<br />
und dem jeweiligen Hundeführer. Man spürt die tiefe Verbundenheit<br />
der Hundeführer mit ihren Vierbeinern und auch die<br />
Freude der Hunde an ihrer „Arbeit“. Schon sehr früh zeigt sich<br />
dabei, ob ein Hund für die Ausbildung zum Lawinenhund geeignet<br />
ist.<br />
Neben der Ausbildung ist auch die Zusammenarbeit von Hundeführer<br />
und Hund essentiell. Sie ist wichtig, um im Notfall optimal<br />
helfen zu können.
Die hohe Motivation<br />
aller Beteiligten<br />
war das Schönste<br />
Von 4. bis 17. Februar waren Dutzende Bergrettungskräfte aus sechs Ortsstellen des<br />
Oberen ennstals bei der alpinen Ski-WM in Schladming im einsatz. ein resümee.<br />
Interview: Christa Hofer | Fotos: Hans Jürgen Bacher, Thomas Kaserer, Erich Spieß<br />
Die alpine Ski-WM ist zu Ende. Wie schaut Ihr Resümee aus?<br />
Hans Jürgen Bacher: Wir sind mehr als zufrieden. Das Konzept,<br />
das wir für den Einsatz der Bergrettungskräfte bei der WM<br />
entwickelt haben, hat voll durchgeschlagen. Insgesamt war es<br />
eine tolle Erfahrung. Die Disziplin aller Beteiligten war unvorstellbar.<br />
Selbst wer krank war und nicht mitarbeiten konnte, hat<br />
sich selbst um Ersatz gekümmert. Es war wirklich beeindruckend.<br />
Haben die Vorbereitungen der Bergrettung, die durchgespielten Szenarien<br />
gepasst?<br />
SKi-WM<br />
Hans Jürgen Bacher: Was wir hatten, war eine Punktlandung.<br />
Was wirklich super war, denn so konnten wir mit Herausforderungen<br />
im aktiven Betrieb unproblematisch umgehen. Nur ein<br />
Beispiel: Wenn zwei Bewerbe parallel stattfanden bzw. sich zeitlich<br />
überschnitten, war Flexibilität gefragt. Für die Herrenabfahrt<br />
etwa brauchten wir 53 Bergretter, für die Damenabfahrt waren<br />
47 eingeplant. Das vorhandene Material, etwa die Akjas, und die<br />
Mannschaften mussten dann exakt eingeplant, positioniert und<br />
umorganisiert werden, damit die Versorgung immer gewährleistet<br />
war. Wir haben das so gelöst, indem wir zusätzliche Leute<br />
9
SKi-WM<br />
10<br />
Mannschaftsbild vor einem der Einsatztage.<br />
kurzfristig rekrutiert haben. Wichtig war außerdem, dass alle medizinischen<br />
Einsatzkräfte Sichtkontakt zueinander hatten, um im<br />
Notfall rasch reagieren zu können.<br />
Wie viele Ortsstellen waren bei der alpinen Ski-Weltmeisterschaft im<br />
Einsatz?<br />
Hans Jürgen Bacher: Insgesamt waren es sechs Ortsstellen aus<br />
dem Oberen Ennstal.<br />
Wie viele Einsätze hatten Sie und Ihre Kameraden bei der WM?<br />
Hans Jürgen Bacher: Wir hatten insgesamt elf Bergungen,<br />
darunter jene von Lindsay Vonn. Meist waren es jedoch Läufer,<br />
die später gestartet sind.<br />
Wie schaute der Arbeitsablauf an einem Renntag aus?<br />
Hans Jürgen Bacher: Das war abhängig vom Rennbeginn. War<br />
dieser für 10 Uhr angesetzt, trafen wir einander um 6.45 Uhr auf<br />
unserer Hütte, wo es ein Briefing für alle Beteiligten gab. Es gab<br />
zusätzlich für jedes Training, jeden Wettkampf Einsatzpläne und<br />
ein Info-Blatt für jeden Bergretter. Auf dem war zum Beispiel vermerkt,<br />
wo genau Derjenige steht. Weiters enthielt das Info-Blatt<br />
eine Übersicht über das vorhandene Material und wo es sich<br />
Die Bergrettungskräfte bereiten sich vor ihrer Einsatzzentrale auf ihre Arbeit vor. Elf Mal waren die Mannschaften gefordert, Verletzte zu bergen.
Einsatzleiter Andreas Fischbacher bei der Planung des Tages.<br />
befindet. Es gab aber auch eine Auflistung aller wichtigen Telefonnummern.<br />
Dann rückten alle zum ersten Einsatz aus, evtl. noch<br />
zu einem zweiten oder dritten. Neben unseren Leuten waren noch<br />
13 Rennärzte vor Ort, mit denen wir zusammengearbeitet haben.<br />
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Organisationskomitee und den<br />
anderen Organisationen?<br />
Hans Jürgen Bacher: Super. Wir haben uns alle im Vorfeld<br />
gut abgestimmt, was wichtig war, auch um mit Veränderungen<br />
umgehen zu können, die sich natürlich im Lauf des gesamten Bewerbes<br />
ergeben. Sehr positiv waren die Abstimmungsarbeiten mit<br />
Die Ski-WM, ein Fest der Nationen.<br />
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11
SKi-WM<br />
12<br />
dem Sicherheitsbeauftragten. Wir hatten vor Beginn der Ski-WM<br />
alle möglichen Szenarien durchgespielt. Bis hin zum möglichen<br />
Super-Gau, einem Tribüneneinbruch. Bei derartig großen Events<br />
muss einfach alles in Betracht gezogen werden. Zum Glück haben<br />
wir es nie gebraucht.<br />
Bringen die Erfahrungen der Weltmeisterschaft auch etwas für die<br />
normale Bergrettungsarbeit?<br />
Hans Jürgen Bacher: Ja, auf jeden Fall. Bei der WM waren Bergretter<br />
aus dem gesamten Gebiet zusammen. Man kennt die einzelnen<br />
Leute nun besser. Weiß, wie jeder reagiert, welche Stärken er<br />
hat. Ich glaube, wenn wir jetzt einen Großeinsatz hätten, wären<br />
wir um einiges schlagkräftiger als zuvor, da sich in Folge der Vorbereitungen<br />
und des WM-Einsatzes neue Strukturen entwickelt<br />
haben. Es haben sich aber auch ganz praktische Dinge geändert:<br />
Wir haben die bestehenden Kontaktdaten wie Telefonnummern<br />
Einweisung des Rettungshubschraubers.<br />
und E-Mail-Adressen aktualisieren können, was die Kommunikation<br />
besser, weil direkter macht.<br />
Sie haben während der WM Digitalfunkgeräte verwendet: Wie hat sich<br />
das bewährt?<br />
Hans Jürgen Bacher: Das war eine relativ problemlose Geschichte.<br />
Wir hatten ein Kurzbriefing, das hat gereicht. Das Funken<br />
selbst verändert sich durch den Digitalfunk ja nicht. An die<br />
Kleinigkeiten, die anders waren, hat man sich auch schnell gewöhnt.<br />
Was für mich aber besonders wichtig war und was ich auch eingefordert<br />
hatte, war ein spezieller Funkkreis. Ich wollte, dass alle<br />
– Bergretter, Rennärzte, Hubschraubercrews und Krankenhäuser<br />
– in diesen Kreis eingebunden waren. So konnte jeder mithören<br />
und wusste, was gerade los war und was auf ihn zukommen würde.<br />
Das war absolut positiv und hat sich bewährt.<br />
Was war für Sie das Spannendste oder Schönste der WM?<br />
Hans Jürgen Bacher: Was mich extrem gefreut hat, war die<br />
Motivation der Leute. Bis zum letzten Tag waren alle zu 100 Prozent<br />
da. Es gab nie Unstimmigkeiten oder gar Streitereien. Dies<br />
obwohl wir unter enormem Stress standen. Das gemeinsame Ziel<br />
hat alle hoch motiviert und das hat man gemerkt. Das war wirklich<br />
unglaublich. <br />
Zur perSOn<br />
Hans Jürgen Bacher ist Ortsstellenleiter der Bergrettung Schladming.<br />
Er koordinierte den Einsatz der Bergrettungskräfte während<br />
der alpinen Ski-WM im Februar in Schladming.
Dutzende Bergmessen hat Pater Erich Geir bereits gelesen.<br />
Zwischen Altar und<br />
Berggipfel<br />
neben ihrem Beruf als Geistliche sind erich Geir aus Tirol sowie Andreas Lechner<br />
und Anton herk-pickl aus der Steiermark auch als Bergretter aktiv.<br />
Text: Christa Hofer | Fotos: Franz Höflehner, Anton Herk-Pickl, Thomas Senfter, Peter Veider<br />
„Menschen am Berg sind anders. Sie sind viel aufmerksamer<br />
und offener. Außerdem braucht es Kraft und Anstrengung, um<br />
das Ziel zu erreichen, das ist wie eine Lebensschule.“ Wenn der<br />
Kapuzinerpater Erich Geir über die Berge, das Bergsteigen spricht,<br />
schwingt auch viel Lebensweisheit mit. Von Kindesbeinen an ist<br />
der Tiroler am Berg unterwegs gewesen. Anfangs gleichermaßen<br />
gezwungen, ist er doch auf einem Bergbauernhof in Schmirn auf<br />
1600 Metern Höhe aufgewachsen. „Um in die Schule zu gelangen,<br />
mussten 500 Höhenmeter überwunden werden“, erzählt er. Von<br />
oben, seinem Elternhaus aus, hatte er einen wunderbaren Weitblick<br />
über die Tiroler Berge. Besonders der Olperer im Zillertal,<br />
den er direkt sehen konnte, hatte es ihm angetan.<br />
Gemeinsam am Gipfel des Großglockners: Pfarrer Andreas Lechner und Pfarrer Toni Herk-Pickl (rechts).<br />
PortrÄt<br />
Heute lebt und arbeitet Pater Erich im Zillertal. Seit 2007 ist er<br />
als Seelsorger in der slw-Jugendhilfe in Fügen tätig. Zuvor hatte<br />
ihn sein Beruf durch halb Österreich geführt. „Schon von Kind<br />
auf war mir klar, dass ich Pfarrer werden wollte.“ Früh entstand<br />
der Kontakt zum Kapuzinerorden, dem er schließlich beitrat.<br />
Nach dem Theologiestudium war er als Kaplan in Salzburg und<br />
Oberösterreich tätig, bevor er nach Landeck in Tirol zurückkehrte<br />
und schließlich nach Fügen wechselte.<br />
Ausbildung im Jamtal<br />
Dass er seit den frühen 1990er-Jahren Mitglied der Bergrettung<br />
ist, hat Wurzeln in der Freundschaft zu mehreren Bergrettern der<br />
13
PortrÄt<br />
14<br />
Ortsstelle St. Jodok. „Irgendwann haben sie mich gefragt, ob ich<br />
nicht beitreten will“, schildert er. 1992 hat er dann im Jamtal, wo<br />
sich das Ausbildungszentrum der Bergrettung Tirol befindet, die<br />
Grundausbildung gemacht. „Leicht war es nicht immer. Mitunter<br />
hat es schon einige Kraftanstrengung gebraucht“, schmunzelt er.<br />
Seit damals ist er dabei, darunter auch einige Zeit in der Ortsstelle<br />
Landeck, als er Pfarrer und Dekan in Landeck-Perjen war.<br />
Bis heute versucht er, an Übungen der St. Jodoker Kollegen<br />
teilzunehmen. Aktiv bei Einsätzen dabei zu sein, ist jedoch allein<br />
durch die räumliche Entfernung schwierig. „Von Fügen bis nach<br />
St. Jodok dauert es. Also ist das kaum möglich.“ Trotzdem ist er eng<br />
Erich Geir beim Bau des Klettersteigs im Bergsteigerdorf St. Jodok.<br />
mit seinen Kameraden verbunden. Nimmt an Gemeinschaftstouren<br />
teil und ringt da auch so manchem Kollegen Bewunderung<br />
ab. Vor zwei Jahren ist er bei einem Gemeinschaftsausflug zum<br />
Klettern nach Südtirol gefahren. Dort hat er mit der Gruppe zwei<br />
der Vajolettürme bestiegen. „Ich war der älteste Teilnehmer, aber<br />
das Nachsteigen ist tadellos gelungen, das war ein richtiges Erfolgserlebnis“,<br />
ist er ein bisschen stolz auf sich. Im Vorjahr hat er<br />
beim Bau des Klettersteigs im Bergsteigerdorf St. Jodok geholfen.<br />
„Da habe ich aber gemerkt: ,Erich, jetzt wirst du alt.‘ So springen<br />
wie die Jungen, kann ich nicht mehr.“<br />
unterstützung in Krisenzeiten<br />
Auch wenn er kaum aktiv bei Einsätzen dabei ist, kennt Pater<br />
Erich durchaus die traurigen und tragischen Seiten der Bergrettungsarbeit.<br />
„Da ich im Kriseninterventionsteam des Roten<br />
Kreuzes in Schwaz arbeite, kann ich immer zur Verfügung stehen,<br />
sollte ich einmal gebraucht werden.“ Für ihn ist es wichtig, Seelsorge<br />
nicht nur mit liturgischen Feiern in der Kirche zu verbinden,<br />
sondern den Menschen auch dann beizustehen, wenn sie<br />
aufgrund von dramatischen Ereignissen den Halt verlieren. „Es ist<br />
wichtig, dass Betroffene die Bodenhaftung wiederfinden.“<br />
Seine Arbeit als Seelsorger und Bergretter sorgt aber immer wieder<br />
für schöne Erlebnisse. „Ich hab sicher Dutzende Bergmessen<br />
gelesen und Gipfelkreuze geweiht“, berichtet er. „Einmal hab ich<br />
sogar eine Hochzeit am Berg gefeiert. Das war fast schon kitschig<br />
mit dem Blick ins hintere Zillertal“, lacht er. Bergmessen sind für<br />
ihn aber immer etwas Besonderes. „Sie sind wie ein Blick in den<br />
Himmel“, beschreibt er sie.<br />
Skepsis legte sich bald<br />
Pater Erich Geir ist aber nicht der einzige Geistliche in den<br />
Reihen der Bergrettung. In der Steiermark sind es gleich zwei, die<br />
zwischen Altar und Berggipfel wechseln. Dass Pfarrer Andreas<br />
Lechner der Bergrettung beitreten würde, sei naheliegend gewesen.<br />
„Ich war immer schon gerne in den Bergen unterwegs. Die Fähigkeiten<br />
am Berg und als Bergsteiger für andere einzusetzen, war<br />
daher einer der Beweggründe. Seit Herbst 1996 ist er nun aktives<br />
Bergrettungsmitglied. Ursprünglich in der Ortsstelle Murau, seit<br />
Oktober 2011 in Schladming. Wie die anfänglichen Reaktionen<br />
der Kameraden waren? „Da sie zuvor noch nie von einem Pfarrer
gefragt worden waren, ob er der Bergrettung beitreten kann, gab<br />
es leichte Skepsis. Die hat sich aber bald gelegt“, schildert Pfarrer<br />
Andreas Lechner. In der Folge hat er alle notwendigen Kurse<br />
absolviert, später die Einsatzleiter-Ausbildung gemacht und war<br />
sogar Gebietsleiter. Er schafft es auch, neben seinem Hauptberuf<br />
Pfarrer Andreas Lechner mit Kameraden unterwegs.<br />
bei Übungen und Einsätzen dabei zu sein. „Etwa 50 bis 70 Prozent<br />
kann ich mitmachen“, erklärt er. Was sein Dienstgeber gesagt<br />
hat, als sein Interesse an der Bergrettung bekannt wurde? „Der<br />
Oberste, der liebe Gott, freut sich sicher. Schließlich spielt ja auch<br />
das Gleichnis vom barmherzigen Samariter in einer bergigen Gegend“,<br />
lacht Pfarrer Andreas Lechner. „Der irdische Dienstgeber<br />
hatte auch nichts dagegen. Ich glaube, es wird positiv gesehen,<br />
wenn Kirche auch außerhalb der Kirchenmauern präsent ist“,<br />
erklärt er.<br />
Freude und Schatten<br />
Wenn Andreas Lechner, der 1996 zum Priester geweiht wurde,<br />
an die Bergrettungsarbeit denkt, kommen schöne, aber auch<br />
PortrÄt<br />
traurige Erlebnisse zu Wort. „Lebendbergungen sind etwas ganz<br />
Besonderes“, schildert er. Aber auch er kennt die Schattenseiten.<br />
„Bei der Bergung von zwei Lawinentoten bin ich anschließend<br />
bei den Angehörigen geblieben und wir haben gemeinsam Abschied<br />
genommen. Später habe ich dann Briefe bekommen, die<br />
mir gezeigt haben, dass das gut gepasst hat.“ Ob er als Geistlicher<br />
anders mit tragischen Situationen umgeht? „Der Tod ist tragisch,<br />
das braucht man nicht zu leugnen. Ich finde aber große Kraft im<br />
Glauben. Da gibt es jemanden, der das letzte Wort spricht – und<br />
das ist Leben und nicht Tod.“<br />
Interesse war geweckt<br />
Pfarrer Andreas Lechner ist nicht nur selbst zur Bergrettung<br />
gegangen. Er hat auch in Anton Herk-Pickl das Interesse daran<br />
geweckt. Die beiden kennen sich schon lange, haben gemeinsam<br />
maturiert und studiert. Dass sie auch am Berg, bei<br />
Kletter- und Skitouren zusammen unterwegs waren, war da<br />
eigentlich logisch. Also hat Anton Herk-Pickl das Probejahr<br />
15
PortrÄt<br />
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16<br />
Unterwegs im Ortlergebiet. Pfarrer Anton Herk-Pickl mit der Königsspitze im Hintergrund.<br />
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und die verpflichtenden Kurse absolviert. Seine erste Ortsstelle<br />
war jene in Murau. Inzwischen ist Pfarrer Anton Herk-Pickl<br />
Pfarrer in Weiz und seit einigen Wochen Mitglied der dortigen<br />
Bergrettungs-Ortsstelle. „Ich musste mir nach dem beruflichen<br />
Wechsel erst einen Überblick in der Pfarre verschaffen. Mit der<br />
Bergrettung gab es dann einige Treffen, damit man sich kennen<br />
lernt“, schildert Pfarrer Anton Herk-Pickl die Anfänge in der<br />
neuen Ortsstelle.<br />
Kameradschaft verbindet<br />
Wenn er das Verbindende zwischen seinen zwei Bereichen beschreiben<br />
soll, dann greift Pfarrer Anton Herk-Pickl auf ein Bild<br />
zurück: „Für mich sind Seelsorge und Bergrettungstätigkeit die<br />
beiden Seiten einer Medaille. Beides stellt das Heil des Menschen<br />
in den Mittelpunkt.“ Soweit möglich hat er von Anfang an versucht,<br />
nicht nur an Übungen, sondern auch an Einsätzen teilzunehmen.<br />
„Wobei in Murau der Schwerpunkt im Winter zum<br />
Beispiel im Pistendienst am Kreischberg liegt. Das war langfristig<br />
planbar und dadurch gut möglich“, schildert der Pfarrer. Wie sich<br />
die Situation in Weiz entwickeln wird, müsse man erst abwarten.<br />
Was ihn neben dem Wunsch, Menschen zu helfen, an der Bergrettung<br />
fasziniert? „Das war von Anfang an die Kameradschaft,<br />
das An-einem-Strang-Ziehen für ein gemeinsames Ziel.“ Und das<br />
verbindet nicht nur Pfarrer Anton Herk-Pickl mit der Bergrettung,<br />
sondern auch seine Kollegen. <br />
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Trekking, Aufenthalte in großen oder größten Höhen sowie<br />
auch Expeditionen spielen in Bergrettungskreisen eine immer<br />
wichtigere Rolle. Dies veranlasst mich zur Verfassung eines kurzen<br />
Überblicks über die wichtigsten Inhalte der Höhen-und Expeditionsmedizin<br />
sowie die wichtigsten höhenbedingten Erkrankungen.<br />
Weiters wird in einer der nächsten Ausgaben ein Beispiel<br />
einer möglichen Höhenapotheke veröffentlicht. Zuerst ist<br />
es wichtig, allgemeine Kenntnisse über den Körper und dessen<br />
Reaktion auf die Höhe zu erlangen; dies stellt die Basis für das<br />
Verständnis der Erkrankungen in der Höhe dar. Alle bekannten<br />
medizinischen Grundlagen aus den Bergrettungskursen haben<br />
natürlich auch auf hohen Bergen Geltung.<br />
physiologie in der höhe<br />
Allgemein kann gelten, dass die Lufttemperatur pro 100 Meter<br />
Anstieg um 0,5 bis 1 Grad Celsius sinkt. Zu bedenken ist auch<br />
der so genannte Windchill. Dieser beschreibt den Unterschied<br />
zwischen gemessener und gefühlter Lufttemperatur abhängig<br />
von der Windgeschwindigkeit. Der Luftdruck nimmt mit zunehmender<br />
Höhe ebenso ab, sodass auf einer Höhe von 5500 m nur<br />
noch der halbe, auf 10.000m nur noch ein Viertel des Druckes auf<br />
Meereshöhe herrscht. Der Sauerstoffanteil der Atemluft (21 Vol%)<br />
bleibt bis auf 10.000m konstant, nur der Sauerstoffpartialdruck<br />
sinkt proportional zum Luftdruck ab. Der Atemantrieb in der<br />
Höhe resultiert hauptsächlich durch Abfall des erwähnten Sauerstoffpartialdruckes<br />
der Atemluft, es kommt zu vertiefter und beschleunigter<br />
Atmung (so genannter Hyperventilation). Der Sauerstoffdruckabfall<br />
führt zu einer Engstellung der Lungengefäße (so<br />
genannter Lungenhochdruck), dadurch wird die Sauerstoffaufnahmefähigkeit<br />
verbessert. Natürlich stellt dieser Mechanismus<br />
auch den Ausgangspunkt schwerer Lungenerkrankungen in der<br />
Höhe dar. Weiters haben auch Stress, verschiedene Hormone,<br />
Emotionen, Temperatur oder Schmerz Einfluss auf die Atemregulation.<br />
Schlafmittel, Alkohol und auch Schmerzmittel haben einen<br />
dämpfenden Einfluss auf den Atemantrieb. Dies sollte einem<br />
vor der Verwendung derselben bewusst sein. Ein Aufenthalt in der<br />
MEdiziN<br />
Höhe wird erst durch die Fähigkeit zu intensiver Hyperventilation<br />
möglich, bereits ab einer Höhe von 1500m setzt ein verstärkter<br />
Atemantrieb ein.<br />
höhere herzfrequenz<br />
Parallel zur Atmung kommt es auch zu Anpassungsvorgängen<br />
in anderen Bereichen des Körpers: Die Herzfrequenz erhöht sich<br />
(so genannte Tachycardie), weiters steigt das so genannte Herzminutenvolumen,<br />
das ist die pro Minute ausgeworfene Menge<br />
Blut. Bei Verbleib auf gleicher Höhe kommt es innerhalb von drei<br />
bis fünf Tagen wieder zu einer Annäherung der Herzfrequenz an<br />
den Ausgangswert, dieser Effekt geht jedoch ab einer Höhe von<br />
ca. 7000m verloren.<br />
Alles bisher Gesagte setzt natürlich einen gesunden Gesamtorganismus<br />
voraus, nur in einem solchen können aller erwähnten<br />
Vorgänge ungestört ablaufen! Der pH-Wert des Blutes steigt aufgrund<br />
der vermehrten Abatmung von CO , das Blutplasmavolu-<br />
2<br />
men sinkt in der Höhe ab. Störungen des Flüssigkeitshaushaltes<br />
und Verschiebungen der Elektrolyte können bei mangelnder Flüssigkeitszufuhr<br />
auftreten: Daher kann gelten, dass bei Aufenthalt<br />
in großen und extremen Höhen täglich vier bis sechs Liter/24<br />
Stunden notwendig erscheinen, auf entsprechenden ausgewogenen<br />
Elektrolytersatz ist zu achten.<br />
Die Nahrung in großer Höhe sollte unbedingt kohlehydratreich<br />
sein (50 – 65 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr), allgemein<br />
kann gelten: Iss so viel du kannst, egal was! Hauptsache es sind<br />
Kalorien! Falls es dir schmeckt, bevorzuge Kohlehydrate. Vergiss<br />
nicht, ausreichend zu trinken. Es ist wichtig, sich aktiv an der<br />
Planung der Expeditionsnahrung zu beteiligen.<br />
Der Abfall des Sauerstoffpartialdruckes führt weiters im Gehirn<br />
zur Weitstellung der Gefäße, die Durchblutung des Gehirns wird<br />
dadurch gesteigert, ab ca. 4000m tritt eine leichte Gehirnschwellung<br />
auf. Dies ist der Ausgangspunkt für mögliche ernst zu nehmende<br />
Erkrankungen des Gehirns in großer Höhe.<br />
Im nächsten Magazin werde ich mögliche Erkrankungen in der<br />
Höhe präsentieren. <br />
Steiermark<br />
17
aUS dEN ortSStEllEN<br />
18<br />
Erfolgreiche<br />
Winterübungen<br />
ein Lawinenabgang mit mehreren Verschütteten stellte das Szenario<br />
der Winter-Gebietsübung Ardningalm dar. Am Kreischberg trainierten die<br />
Bergrettungskräfte im Stationsbetrieb.<br />
Text: Bergrettung Stainach, Hubert Marktler | Fotos: Sebastian Fink, Hubert Marktler, Raimund Reiter<br />
Abtransport eines „Verletzten“ mittels Akja.<br />
„Lawinenunfall im Bereich des Bosrucks – mehrere Verschüttete<br />
werden angenommen ...“ So lautete die Alarmierung der Landeswarnzentrale<br />
am Samstag, 19. Jänner. Aufgrund äußerst heikler<br />
Fahrverhältnisse zum Zielgebiet ersuchte die leitende Ortsstelle<br />
Selzthal die Feuerwehr Ardning um Unterstützung. Umgehend<br />
wurde von dieser die Leitzentrale zur Verfügung gestellt, darüber<br />
hinaus übernahm sie den Mannschaftstransport. 25 Minuten<br />
nach der Alarmierung wurde eine zehn Mann starke Voraustrup-<br />
Seiltechnik war bei der Bergung eines „verunglückten Rodelfahrers“ gefragt.<br />
Steiermark<br />
pe abkommandiert, im Laufe der folgenden 35 Minuten waren<br />
insgesamt 54 Einsatzkräfte startbereit. Die Einsatzleitung in der<br />
Feuerwehrzentrale hatte Peter Haas (BRD-Selzthal) inne.<br />
piepssuche und Sondieren<br />
Nach und nach wurden insgesamt vier Gruppen – bestehend<br />
aus den Ortsstellen Admont, Selzthal, Trieben, Rottenmann und<br />
Liezen plus Alpinpolizei – bis zur Ardningalm transportiert, von<br />
wo aus alle zum Zielgebiet am so genannten Rossfeldboden aufbrachen.<br />
Die Vorausgruppe erreichte sehr rasch den Lawinenkegel,<br />
ebenso die Folgegruppen. Dabei zeigte sich, dass vor allem die<br />
Piepssuche keine wirkliche Herausforderung darstellte; auch die<br />
drei eingesetzten Suchhunde erwiesen sich ebenso wie die Sondierungsmannschaften<br />
bestens geschult. Bergung, Versorgung und<br />
Abtransport verliefen lehrbuchmäßig. Eine weitere Gruppe kam<br />
im Zuge einer Nachalarmierung zum Einsatz. Die Aufgabe dieser<br />
zehnköpfigen Mannschaft bestand darin, einen verunglückten<br />
Rodelfahrer aus schwerem Terrain seiltechnisch zu bergen. Gegen<br />
20.30 Uhr rückten die einzelnen Mannschaften zeitversetzt in der<br />
Einsatzzentrale ein, wo die Übungsbesprechung stattfand.<br />
übungen an vier Stationen<br />
Insgesamt 49 Mitglieder der Bergrettungsortsstellen Krakauebene,<br />
Murau, St. Lambrecht und St. Peter am Kammersberg nahmen<br />
am selben Tag am Kreischberg an einer Wintergebietsübung<br />
teil. Für die Vorbereitung zeichnete die Ortsstelle Murau, der<br />
Norbert Krapfl als Leiter vorsteht, verantwortlich. Die Teilnehmer<br />
mussten als Dreiermannschaften an vier Stationen folgende<br />
Übungen absolvieren: 1. Station: Ablassen und Bergen eines<br />
Akjas durch Aufbau der Pro Traxion und Seilrollenflaschenzug.<br />
2. Station: Suche mittels LVS-Geräten und Ausgraben von drei<br />
„Verschütteten“. 3. Station: Anseilen wie bei einer Gletscherbegehung,<br />
anschließend gemeinsames Abfahren durch Richtungstore<br />
und Zwischenstopp mit Knotenkunde. 4. Station: Bergung und<br />
Versorgung eines Verletzten auf Vakuummatratze und danach<br />
Abtransport mit dem Akja und weitere Knotenkunde. Nach der<br />
Übung trafen sich die Bergrettungsmänner des Gebietes Murau<br />
zur Schlussbesprechung und Gebietsleiter Reinhold Siebenhofer<br />
zeigte sich sehr zufrieden.
Schnee- und Lawinenkunde sowie Erste Hilfe bildeteten Schulungsschwerpunkte der Ausbildungswoche.<br />
GrUNdaUSBildUNG<br />
Eindrücke vom Wintergrundkurs<br />
Text: Gottfried Krassnitzer | Fotos: Erich Bretterbauer<br />
Vier Kameraden unserer Ortsstelle Leoben absolvierten den<br />
diesjährigen Wintergrundkurs der steirischen Bergrettung in der<br />
Eisenerzer Ramsau. Die Ausschreibung versprach eine Woche<br />
gefüllt mit einem dichten Programm und unterschiedlichsten<br />
Schulungsinhalten rund um das Thema „Einsatz im Winter“. Die<br />
Anreise verlief unspektakulär, da die Schneelage eigentlich als<br />
dürftig zu bezeichnen war. Zum Glück verhalf uns das Wetter<br />
im Laufe der Woche aber zu einem Meter Neuschnee, sodass die<br />
Bedingungen meist jenen entsprachen, die wir bei unseren Einsätzen<br />
normalerweise vorfinden. Perfekte Voraussetzungen für<br />
ein praxisorientiertes Training also.<br />
Nach der Begrüßung durch Landesausbildungsleiter Andreas<br />
Staudacher wurden die insgesamt 51 Kursteilnehmer (darunter<br />
vier Frauen) in neun Gruppen aufgeteilt. Ab nun erfolgte die<br />
praktische Ausbildung überwiegend in der jeweiligen Gruppe,<br />
teils bei Touren im Gelände, teils im Stationsbetrieb rund um die<br />
Unterkunft. Zu den theoretischen Kurseinheiten trafen wir uns<br />
täglich wieder im Lehrsaal, wo die einzelnen Themenbereiche<br />
von den Ausbildern in Form von Vorträgen und Filmen aufbereitet<br />
wurden.<br />
Die Themenbereiche<br />
Die großen Themenbereiche waren Schnee- und Lawinenkunde,<br />
Risikomanagment (Gruppenführung, Gefahrenbeurteilung,<br />
Entscheidungsfindung), Kameradenrettung, der organisierte Lawineneinsatz<br />
(bei Tag und bei Nacht), der Sucheinsatz (bei Tag<br />
und bei Nacht), die Suche mit dem LVS-Gerät (samt technischem<br />
Hintergrund zu den Geräten), die Suche mittels Sondierung<br />
und Recco-System, erweiterte Erste Hilfe im Winter (Erstuntersuchung,<br />
Versorgung, Abtransport), Pistenrettung (Absicherung,<br />
Versorgung, Akja-Fahren, Hubschraubertransport), Orientierung<br />
mit Karte und Bussole, GPS, Funkwesen u.v.m.<br />
Das Erlernte durften wir am Mittwoch in einer taktischen<br />
Übung (drei Gruppen, drei verschiedene Szenarien) unter Be-<br />
weis stellen. Nachdem wir den Tag am Präbichl verbracht hatten,<br />
um dort alles zum Thema Pistenrettung zu erfahren, trafen<br />
wir uns um 18 Uhr gespannt im Lehrsaal. Unter Einbindung<br />
anderer Einsatzorganisationen galt es, die einzelnen Aufgaben<br />
eigenverantwortlich und organisiert zu bewältigen und die<br />
„Opfer“ schnellstmöglich zu versorgen. Bei der anschließenden<br />
Abschlussbesprechung kommentierten die Ausbilder dann den<br />
Ablauf der Übung.<br />
Lawineneinsatz-übung<br />
Nicht unerwähnt bleiben soll die Übung zum organisierten<br />
Lawineneinsatz am Donnerstag. Diese wurde als so genannte<br />
Phasenübung durchgeführt. Das bedeutet, dass sich – anders als<br />
im Realfall – alle Einsatzkräfte von Beginn an am Lawinenkegel<br />
befinden. Der Einsatz wird in der Folge in einzelne Phasen unterteilt<br />
und durchgespielt. So sieht jeder Teilnehmer den gesamten<br />
Ablauf eines solchen Einsatzes, unabhängig davon, welcher Gruppe<br />
(Stoßtrupp, Hauptkräfte, Sanität, Materialdepot, Sondierung<br />
usw.) er zugeteilt ist. Am Abend vor der abschließenden Überprüfung<br />
trafen wir uns alle zum Kameradschaftsabend im Lehrsaal.<br />
Bei Speis und Trank wurde hier gefeiert, musiziert und diskutiert.<br />
Der Vortrag des Landesleitungsstellvertreters Sepp Ranner war ein<br />
weiteres Highlight dieser Woche.<br />
Am letzten Tag stand dann die Überprüfung des Erlernten auf<br />
dem Tagesprogramm. Dies erfolgte wiederum an einzelnen, von<br />
den Ausbildern betreuten Stationen, an welchen die Teilnehmer,<br />
einzeln oder in Gruppen, noch einmal ihr Können unter Beweis<br />
stellen mussten. Die daraus entstehende Beurteilung war Grundlage<br />
für ein erfolgreiches Absolvieren des Kurses.<br />
Mein persönliches Fazit des Kurses? Die Atmosphäre ist mit<br />
Worten schwer zu beschreiben. Ich jedenfalls bin froh, dabei gewesen<br />
zu sein. Teamgeist, Kameradschaft und die Professionalität<br />
tragen maßgeblich dazu bei, dass ich immer wieder gerne meine<br />
Zeit für solche Ausbildungen investieren werde. <br />
Steiermark<br />
19
SEilBaHNÜBUNGEN<br />
Seilbahnübung in Slowenien<br />
Text: Wolfgang Sattler | Foto: Sepp Lederhaas<br />
Präsident Igor Potocnik (3. v. r.), Ljubo Hansel (Ortsstellenleiter Maribor), Wolfgang Sattler (Ortsstellenleiter Graz), Einsatzleiter-Stellvertreter Moritz Pichler, Andi Trügler und Sepp Lederhaas.<br />
Auf Einladung der slowenischen<br />
Bergrettung nahmen vier Kameraden<br />
der Ortsstelle Graz an einer Seilbahnbergeübung<br />
am Hausberg von Maribor,<br />
dem Mariborsko Pohorje, teil. Die<br />
neue Seilbahn ist ähnlich jener auf<br />
den Schöckl und so konnte die in vielen<br />
Jahren erworbene Fähigkeit auch<br />
Bergeübung am Kreischberg<br />
20 Steiermark<br />
den slowenischen Kameraden präsentiert<br />
werden. Die Methoden der slowenischen<br />
Bergrettung sind unseren<br />
dabei sehr ähnlich, wodurch ein gemeinsames<br />
Arbeiten auf der Seilbahn<br />
möglich und auch sehr erfolgreich war.<br />
Die Übung selbst wurde auch vom slowenischen<br />
Fernsehen dokumentiert.<br />
Bergung vom Sessellift.<br />
Text und Foto: Bergrettung Murau<br />
Während ihres Aufenthalts bei den slowenischen<br />
Kameraden konnte auch ein<br />
Blick in die Ortsstelle Maribor geworfen<br />
werden. Einen Einblick in den hohen<br />
Ausbildungsstandard gaben der Präsident<br />
der slowenischen Bergrettung,<br />
Igor Potocnik, und der Ortsstellenleiter<br />
von Maribor, Ljubo Hansel. <br />
Auf Einladung der Murtal Seilbahnen Betriebs GmbH führte<br />
der <strong>Bergrettungsdienst</strong> des Gebietes Murau die jährliche Bergeübung<br />
durch. Schauplatz waren der Sessellift und die Gondelbahn.<br />
Bei der Übung konnten Geschäftsführer Karl Schmiedhofer<br />
und Betriebsleiter Karl Reinhard insgesamt 27 Bergrettungsmänner<br />
der Ortsstellen Murau, St. Peter am Kammersberg,<br />
St. Lambrecht und Krakauebene sowie Betriebsmitarbeiter der<br />
Murtal-Seilbahnen begrüßen.<br />
Nach entsprechender Erläuterung und Erklärung des vorhandenen<br />
Bergesystems durch Gebietsleiter Reinhold Siebenhofer<br />
wurde die Personenbergung aus der Gondelbahn und vom Sessellift<br />
von Drei-Mann-Teams geübt. Dabei zeigten sich besonders<br />
die Jung-Bergrettungsmänner äußerst motiviert und stachen<br />
durch Beherrschung der Seiltechnik hervor. Insgesamt sind alle<br />
Kameraden bestens auf etwaige Notfälle an Gondelbahn oder<br />
Sessellift vorbereitet. Bei der Schlussbesprechung bedankten sich<br />
Geschäftsführer Karl Schmiedhofer und Gebietsleiter Reinhold<br />
Siebenhofer bei allen Teilnehmern für die reibungslose Durchführung<br />
der Bergeübung.
Skitouren im<br />
marokkanischen Firn<br />
Auf zwei Brettern unterwegs im hohen Atlas: Kärntner Bergretter besteigen<br />
den höchsten Berg nordafrikas, den Djebel Toubkal (4167m).<br />
Text: Rudi Preimel | Fotos: Rudi Preimel, Otmar Striednig<br />
Marokko, nordwestlichstes Land Afrikas, bietet seinen Besu-<br />
chern trotz der relativen geographischen Nähe zu Europa ein<br />
exotisches Erlebnis der Sonderklasse. Wer Marokko hört, der<br />
denkt an Sonne, Wüste und Königsstädte. Doch Marokko bietet<br />
wahrscheinlich die abwechslungsreichste Landschaft Afrikas und<br />
weist ebenfalls einen stark gebirgigen Charakter auf: der Hohe<br />
Atlas, Rückgrat des Landes und höchstes Gebirge Nordafrikas mit<br />
14 Gipfeln über 4000 Meter, prägt nicht nur Landschaft und<br />
Klima, sondern auch Geschichte und Kultur des Landes. Das trockene<br />
Gebirge, an seiner Südseite eine wahre Gebirgswüste, in<br />
der nur vereinzelte Dornenbüsche zwischen dem orangen Gestein<br />
wachsen, ist seit Jahrtausenden Heimat, Lebensraum und<br />
Rückzugsgebiet der Berber. Diese freiheitsliebenden Menschen<br />
haben im Laufe der Jahrhunderte ausgeklügelte Bewässerungssysteme<br />
entwickelt, die ihnen ein Auskommen in dieser unwirtlich<br />
erscheinenden Umgebung ermöglichen. Marokko ist außerdem<br />
der drittgrößte Korkproduzent der Welt. Küsten- und Hochseefischerei<br />
an der Atlantikküste (Sardinen und Schalentiere) sind<br />
bedeutend für den Export.<br />
rEiSE<br />
Am Fuße des hohen Atlas<br />
Das Abenteuer Skibergsteigen in Marokko starteten wir von<br />
Wien aus. Unser Ziel: die 4000 Meter hohen Berge im Hohen Atlas<br />
mit Ski zu besteigen und rassige Skiabfahrten im afrikanischen Firn<br />
Ausflug in die Atlantik-Küstenstadt Essaouira.<br />
Am Gipfel des<br />
Djebel Toubkal (4167m).<br />
Steiermark<br />
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EiSE<br />
Blick auf ein Berberdorf mit seinen terrassenförmig angelegten Feldern.<br />
zu erleben. Nach der Ankunft in Marrakesch war der Besuch des<br />
belebten und weltberühmten Gauklerplatzes Djemaa el Fna ideale<br />
Einstimmung auf die kommenden Tage. Schlangenbeschwörer,<br />
Gaukler, Händler, Wasserträger und ein lebendiges Treiben lassen<br />
uns ins marokkanische Flair eintauchen. Marrakesch, bekannt als<br />
„Perle des Südens“, ist eine Stadt im Südwesten Marokkos mit ca.<br />
920.000 Einwohnern und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.<br />
Marrakesch ist ein Wort aus der Sprache der Berber und bedeutet<br />
möglicherweise „Das Land Gottes“. Eine weitere Erklärung aus der<br />
tifinasch-Berbersprache lautet „Durchzugsland“. Die Stadt liegt<br />
am Fuße des Hohen Atlas und zählt neben Meknes, Fes und Rabat<br />
zu den Königsstädten Marokkos.<br />
Nach einer kurzen Autofahrt nach Imlil, am Fuße des Toubkal<br />
gelegen, treffen wir auf unsere einheimische Begleitmannschaft.<br />
Die Maulesel werden mit dem Gepäck und der Skiausrüstung beladen.<br />
Nach einer dreistündigen Wanderung erreichen wir die<br />
Ortschaft Tacheddirt. Im neu errichteten Hotel Tachdirt in einem<br />
Begegnungen.<br />
22 Steiermark<br />
kleinen typischen Berberdorf im Nordwesten des Toubkal beziehen<br />
wir für zwei Nächte unsere Zimmer. Matratzen am Boden, einfach,<br />
aber sauber. Leider gibt es diesen Winter sehr wenig Schnee und<br />
es ist für Ende Februar ungewöhnlich kalt. Eine Stunde tragen die<br />
Lasttiere unsere Skiausrüstung zum „Schnee“. Über das breite Kar<br />
steigen wir auf einen Sattel zum Tizi Likemt (3562m) auf. Gut, dass<br />
der Schnee hart gefroren ist, sonst wäre eine Abfahrt nicht möglich.<br />
Maulesel als Skiträger<br />
Die Skiausrüstung wird auf die treuen und geduldigen Maulesel<br />
gepackt und wir wechseln ins Toubkal-Tal. An dessen Eingang<br />
übernachten wir in Imlil. Auf der Dachterrasse unserer Unterkunft<br />
bekommen wir ein köstliches Essen serviert. Die marokkanische<br />
Küche wird zu den raffiniertesten der Welt gezählt. Neben<br />
Couscous ist Tajine das beliebteste Essen sowohl der Marokkaner<br />
wie auch der Touristen. Der Tajine ist gleichzeitig ein marokkanisches<br />
Gericht und ein Tongefäß, in dem es zubereitet wird.<br />
Mit Mauleseln wird unser Gepäck transportiert.
Der nächste Tag bringt uns in einem vierstündigen Aufstieg<br />
zur Mufflon-Hütte auf 3175m, am Fuße des Djebel Toubkal. Wir<br />
waren vorgewarnt worden, dass die Hütte feucht und sehr kalt sei.<br />
Es war wirklich so. Wir waren über unsere dicken Daunenschlafsäcke<br />
sehr froh.<br />
Die Ski am Rucksack und mit Steigeisen an den Füßen beginnen<br />
wir bei eisigem Wind den Aufstieg zum höchsten Berg Nordafrikas.<br />
Nach einer steilen Traversierung geht es mit Ski weiter. Der<br />
Schnee ist so hart gefroren, dass die Harscheisen zeitweise nicht<br />
greifen. Am Sattel deponieren wir unsere Ski und es geht zu Fuß<br />
die letzten 300 Höhenmeter hinauf zum Gipfel des Djebel Toubkal<br />
(4167m). Im dichten Nebel und bei starkem Wind erreichen<br />
alle Teilnehmer den Gipfel des höchsten Berges Nordafrikas. Die<br />
Abfahrt ist dann alles andere als genussvoller afrikanischer Firn:<br />
Pickelharter Schnee und einen halben Meter hohe Windgangln<br />
ließen keinen Abfahrts-Spaß aufkommen.<br />
Sonne und klirrende Kälte<br />
Der nächste Tag bringt uns zwar Sonnenschein, aber immer<br />
noch ungewöhnliche Kälte. Bei toller Fernsicht gelingt es uns,<br />
den Timesquida (4089 m) sowie den Ras N’Ouanoukrim (4083m)<br />
zu besteigen. An den Schneeverhältnissen ändert sich auch dieses<br />
Mal nichts. Obwohl das Wetter und die Verhältnisse alles andere<br />
als optimal sind, steigen wir nach Imlil ab und fahren zurück<br />
nach Marrakesch. Wir gönnen uns nach einer heißen Dusche<br />
eine deutschsprachige Stadtführung. Unser Guide zeigt uns die<br />
Sehenswürdigkeiten seiner Heimatstadt. Ein weiterer Ausflug<br />
führt uns in die Atlantik-Küstenstadt Essaouira. Im 18. und 19.<br />
Jahrhundert hatte sie eine wichtige Funktion als Knotenpunkt<br />
im Karawanenhandel und gelangte zu erheblichem Wohlstand.<br />
Abschied am Gauklerplatz<br />
Zurück in Marrakesch ließen Otmar, Udo und ich es uns nicht<br />
nehmen, noch einmal den Djemaa el Fna zu besuchen. Es herrscht<br />
an den Abenden ein wildes Treiben mit Gauklern und Schlangenbeschwörern,<br />
Vorlesern, Wahrsagerinnen sowie Künstlern und<br />
Musikern, ferner gibt es Verkaufsstände, an denen kulinarische<br />
Spezialitäten der Region verkauft werden. Unser Resümee der<br />
letzten Tage: Marokko ist eine Reise wert. Der Hohe Atlas, die stolzen<br />
Berber, Marrakesch und vor allem das gute Essen sind Anlass<br />
genug, dieses Land zu besuchen. <br />
DIe TeILnehMer<br />
Die Skitourenwoche organisierte und leitete Rudi Preimel von<br />
der Ortsstelle Kolbnitz. Ihn begleiteten Otmar Striednig (Landesleiter<br />
der Bergrettung Kärnten), Brigitte Gradnitzer (OS Radenthein),<br />
Franz Hausharter (OS Klagenfurt), Herbert Gruber (OS<br />
Kolbnitz) sowie Sabine Bonah, Petra Morolz, Jürgen Rydzik, Udo<br />
Kröll, Herbert Hoffmeister und Siegfried Dorfer.<br />
Aufstieg zum ersten Gipfel.<br />
Medizinische Zahnversorgung einmal anders: am Gauklerplatz Djemaa el Fna in Marrakesch.<br />
Trockenfrüchte auf dem Markt.<br />
Blick auf die Schneefelder und möglichen Tourenskiziele.<br />
rEiSE<br />
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Kommen wir ins Gespräch.<br />
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