39. nah dran 03-03 081003 - B. Braun Melsungen AG
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All diese Mobbingaktivitäten<br />
haben zum Ziel,<br />
■ die zwischenmenschliche<br />
Kommunikation des<br />
Schikanierten verkümmern<br />
zu lassen,<br />
■ die Zusammenarbeit in<br />
Richtung Null zu vermindern,<br />
■ soziale Beziehungen abzublocken<br />
und das soziale<br />
und berufliche Ansehen<br />
nachhaltig zu schädigen<br />
sowie<br />
■ die finanzielle Schädigung<br />
des Opfers bzw. die nachhaltige<br />
Irritation der finanziellen<br />
Basis des Opfers<br />
und seiner Familie herbeizuführen.<br />
Ergebnis der Schikanen:<br />
Identitäts- und Kompetenzverlust<br />
bei den Betroffenen<br />
Dies alles geschieht offensichtlich<br />
mit der Absicht, dass<br />
sich der Geschädigte schließlich<br />
zermürbt zurückzieht und<br />
von sich aus den Arbeitsplatz<br />
verlässt. Die Betroffenen<br />
berichteten auch von einer<br />
schleichenden, systematischen<br />
Zerstörung der chirurgischen<br />
Identität des Arztes,<br />
die nicht selten in Krankheit<br />
mündete. Durch das Operationsverbot<br />
werden operative<br />
und manuelle Fähigkeiten der<br />
Opfer mangels Ausübung der<br />
Tätigkeit gemindert, womit<br />
sich natürlich auch seine<br />
künftigen Chancen auf dem<br />
Arbeitsmarkt reduzieren. Die<br />
Betroffenen sind in solchen<br />
Fällen gut beraten, die Möglichkeiten<br />
eines Schadensersatzprozesses<br />
auf Grund der<br />
Minderung der operativen<br />
Fähigkeiten durch den verweigerten<br />
Einsatz im OP und<br />
bei sonstigen Tätigkeiten zu<br />
prüfen. In solchen Fällen wäre<br />
zudem Beistand durch die<br />
Fachgesellschaften gefragt;<br />
an erster Stelle genannt sei<br />
hier die renommierte Deutsche<br />
Gesellschaft für Chirurgie,<br />
deren Mitglieder zu den<br />
Opfern und leider auch zu den<br />
Tätern gehören. Angesprochen<br />
sind auch der Bund<br />
Deutscher Chirurgen, die<br />
Bundesärztekammer und der<br />
Marburger Bund. Die Berufsordnung<br />
für Ärzte in Baden-<br />
Württemberg enthält nur sehr<br />
allgemeine Hinweise zu derlei<br />
Phänomenen, deshalb ist im<br />
Grunde auch der Gesetzgeber<br />
in der Pflicht.<br />
Verschwendung von<br />
Arbeitskraft und finanziellen<br />
Mitteln<br />
Eine offene Frage bleibt darüber<br />
hinaus, wie sich die<br />
Kostenträger bzw. deren Aufsichtsbehörde<br />
(auch in Anbetracht<br />
der angespannten<br />
finanziellen Situation im<br />
Gesundheitswesen) ange-<br />
sichts einer solchen Verschwendung<br />
von Arbeitskraft<br />
und damit dem unökonomischen<br />
Einsatz von finanziellen<br />
Mitteln durch das<br />
Krankenhaus verhalten, denn<br />
letztlich handelt es sich um<br />
das Geld der Versicherten. Von<br />
den Kostenträgern ist zu prüfen,<br />
ob damit implizit Pflegesatzverhandlungen<br />
nicht zu<br />
ihren Ungunsten ausgegangen<br />
sind und Schadensersatz<br />
zu leisten ist (die Bruttokosten<br />
eines Chirurgischen<br />
Facharztes belaufen sich<br />
bspw. für das Krankenhaus<br />
auf ca. 80.000 €, die eines<br />
Oberarztes auf ca. 100.000 €<br />
pro Jahr). Die am Arbeitsplatz<br />
verbrachte Zeit nimmt einen<br />
Großteil des täglichen Lebens<br />
ein. Arbeit ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Identität<br />
sowie Existenz des Individuums,<br />
und Menschen definieren<br />
sich durch und über<br />
ihre Arbeit. Die Arbeitskultur<br />
ist ein Spiegel der sie<br />
umgebenden Gesellschaft und<br />
bildet somit auch bestimmte<br />
Aspekte des kulturellen Ist-<br />
Zustandes einer Nation ab.<br />
Bleibt die Frage, ob Werte,<br />
Ethik und Moral, Würde und<br />
Gewissen in einer der<br />
am höchsten entwickelten<br />
Wissensgesellschaften dieser<br />
Welt auf die beschriebene Art<br />
und Weise verloren gehen und<br />
dem Dogma von permanenter<br />
Arbeitsverdichtung, wirtschaftlichen<br />
Interessen und<br />
finanziellem Gewinn geopfert<br />
werden dürfen.<br />
Als Trost für die Betroffenen<br />
ist festzuhalten, dass jede<br />
Gefahr viel von ihrem Schrecken<br />
verliert, wenn ihre Ursachen<br />
erst erkannt sind – und<br />
man sich dagegen wehren<br />
kann. Lassen Sie mich<br />
schließen mit einem Konrad<br />
Lorenz-Zitat, der in seinem<br />
von mir geschätzten Büchlein<br />
"Die acht Todsünden der<br />
zivilisierten Menschheit" folgendes<br />
feststellt:<br />
”<br />
Gesagt ist noch nicht<br />
gehört, gehört ist noch<br />
nicht verstanden,<br />
verstanden ist noch nicht<br />
akzeptiert, akzeptiert ist<br />
noch nicht gewollt,<br />
gewollt ist noch nicht<br />
getan, getan ist noch<br />
nicht beibehalten.<br />
”<br />
* Aus verständlichen Gründen haben<br />
alle Ärzte darum gebeten, nicht<br />
beim Namen genannt zu werden.<br />
Die ausschließliche Verwendung<br />
der männlichen Form liegt darin<br />
begründet, dass es sich bei allen<br />
Betroffenen um männliche Personen<br />
handelt.<br />
<br />
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