39. nah dran 03-03 081003 - B. Braun Melsungen AG
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Multitalent mit<br />
Sozialkompetenz<br />
Neue Chefarztverträge –<br />
mit dem Wettbewerb verschärfen sich die Anforderungen<br />
lungen für das medizinisch<br />
Notwendige und wirtschaftlich<br />
Leistbare auch in der<br />
Konkurrenz zu den Inneren<br />
Abteilungen der Nachbarkrankenhäuser<br />
etc. zu entwickeln.<br />
Zudem wurde erwartet,<br />
dass er dabei auch die<br />
sonstigen Leistungserbringer<br />
vor allem im niedergelassenen<br />
Bereich, aber auch etwa<br />
universitäre Einrichtungen,<br />
mit einbezieht.<br />
Den Ausschlag gab die – im<br />
weiteren Gespräch unter<br />
Leitung eines professionellen<br />
Kommunikationsberaters –<br />
auf die Probe gestellte<br />
Dialogfähigkeit des Arztes<br />
und sein Vermögen, glaubhaft<br />
darzustellen, dass er sich den<br />
medizinischen, ethischen und<br />
wirtschaftlichen Herausforderungen<br />
der von ihm zu<br />
leitenden Abteilung zu stellen<br />
weiß. Auf der Strecke blieben<br />
u. a. die Topspezialisten, die<br />
an Großkliniken, z. B. Universitätskliniken,<br />
mit zunehmend<br />
schmalen Erfahrungsbereichen<br />
einen hervorragenden<br />
Namen in der<br />
Wissenschaft zwar erworben,<br />
dabei indessen die sonstigen<br />
Voraussetzungen vernachlässigt<br />
haben, die auf medizinische<br />
Leistungsfunktion zu<br />
richten sind. Übrigens: Nicht<br />
alle Professoren – und nur<br />
solche waren zugelassen –<br />
beherrschen die freie Rede<br />
und die Fähigkeit, eine Folie<br />
nach der anderen aufzulegen<br />
und dabei nicht den Faden zu<br />
verlieren.<br />
Wie wirkt sich das DRG-<br />
System konkret auf die<br />
Vertragsbedingungen aus?<br />
Die Vertragsbedingungen<br />
werden in der Praxis auf der<br />
Grundlage des Vertragsmusters<br />
der DKG, derzeit in<br />
der 6. Auflage aus dem Jahre<br />
2002, von den Krankenhäusern<br />
vorgegeben und<br />
liegen auch meinen Ausführungen<br />
zu Grunde. Der<br />
Einfluss der Chefarztseite auf<br />
der Grundlage des Vertragsmusters<br />
der Arbeitsgemein-<br />
schaft Arztrecht – einem<br />
Organ des Chefarztverbandes<br />
– ist gering. Das neue<br />
Entgeltsystem gibt Veranlassung,<br />
einige grundsätzliche<br />
Positionen des Vertragsmusters<br />
zur Stellung des<br />
Chefarztes und seiner Rechte<br />
und Pflichten im Krankenhaus<br />
neu zu überdenken: Der Chefarztvertrag<br />
ist ungeachtet<br />
seiner häufig gebrauchten<br />
Bezeichnung als "Dienstvertrag"<br />
ein Arbeitsvertrag,<br />
der nach den Vorschriften des<br />
Gesetzes typischerweise unbefristet<br />
abgeschlossen wird<br />
und nach einem halben Jahr<br />
unter das Kündigungsschutzgesetz<br />
(KSchG) fällt. Die<br />
Arbeitsgerichte vermuten<br />
stets, dass mit einer Befristung,<br />
die länger als ein<br />
halbes Jahr dauert, das KSchG<br />
umgangen werden soll. Die<br />
"Auf der Strecke blieben die Topspezialisten ..."<br />
Befristung ist deshalb nur<br />
dann wirksam, wenn für sie<br />
ein sachlicher Grund streitet.<br />
Ein solcher Grund kann in<br />
Vertretungsfällen, der absehbaren<br />
Heraus<strong>nah</strong>me eines<br />
gesamten Krankenhauses<br />
oder einer seiner Abteilungen<br />
aus dem Krankenhausplan<br />
teil 1<br />
und der (Teil-)Kündigung<br />
eines Versorgungsvertrags<br />
bestehen. Dies sind aber eng<br />
begrenzte Aus<strong>nah</strong>metatbestände.<br />
Es fragt sich natürlich,<br />
ob ein Befristungsgrund auch<br />
dann vorliegt, wenn das<br />
künftige Entgeltsystem mit<br />
der herkömmlichen Struktur<br />
eines Krankenhauses Schluss<br />
macht; das Krankenhaus also<br />
nicht abteilungsbezogen (mit<br />
einem abteilungsverantwortlichen<br />
Chefarzt), sondern<br />
fallbezogen organisiert wird<br />
und der einzelne Patient in<br />
der Regel nicht von einer,<br />
sondern mehreren Abteilungen<br />
behandelt wird.<br />
Medizinisch jedenfalls werden<br />
sich die Krankenhäuser fallbezogen<br />
zu organisieren<br />
haben, so dass der einzelne<br />
Patient künftig im "Bauchzentrum",<br />
"Gefäßzentrum",<br />
"Kopfzentrum", also in aller<br />
Regel interdisziplinär und abteilungsübergreifendbehandelt<br />
wird. <br />
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