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38. Sitzung - Bayerischer Landtag

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Plenarprotokoll 13/38 v. 30.01.96 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode 2639<br />

dann bekommt sie auch die Fachhochschule nicht. So<br />

haben Sie Neu-Ulm gegen Deggendorf und Aschaffenburg<br />

gegen Weiden ausgespielt.<br />

Jetzt ist es an der Zeit, daß Sie von dieser Politik abkehren<br />

und zu einer kommunalfreundlichen und einer regional-<br />

und dialogorientierten Wirtschaftspolitik kommen. Wir<br />

haben Ihren Appell auf Gemeinsamkeit sehr gut verstanden.<br />

Herr Kollege Kempfler, Sie reden so viel von Gemeinsamkeit.<br />

Dann aber sollten Sie im Kommunalwahlkampf<br />

führende Sozialdemokraten nicht mit einem der größten<br />

Verbrecher der neuzeitlichen Geschichte, nämlich mit<br />

Stalin, auf ein Plakat bringen.<br />

(Lebhafter Beifall bei der SPD)<br />

Präsident Böhm: Herr Kollege Kaiser, Ihre Redezeit ist<br />

schon längst überschritten.<br />

Dr. Kaiser (SPD): Nur noch einen Satz, Herr Präsident.<br />

Herr Kollege Söder kann anschließend noch reden; er hat<br />

sich, glaube ich, zu Wort gemeldet. Herr Kollege Söder,<br />

ich erwarte von Ihnen als JU-Vorsitzendem, daß Sie sich<br />

von diesem Rednerpult aus bei der SPD für diese üble<br />

Entgleisung entschuldigen.<br />

(Lebhafter Beifall bei der SPD)<br />

Wer solche Politschweinerei zu verantworten hat, soll<br />

nicht von Gemeinsamkeiten reden.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Präsident Böhm: Als nächste hat Frau Kollegin Kellner<br />

das Wort. - Wer Zehn-Minuten-Beiträge bringt, sollte sich<br />

besonders exakt an die Zeit halten.<br />

Frau Kellner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident,<br />

meine Damen und Herren! Die bayerischen Kommunen<br />

leisten auch ohne diese Aktuelle Stunde der CSU<br />

vom Typ Wahlkampfgetöse ihren Beitrag zur Erhaltung<br />

des Wirtschaftsstandortes. Schließlich ist die Gewerbesteuer<br />

neben dem Anteil an der Einkommensteuer die<br />

wichtigste Einnahmequelle der Kommunen. Hier verhalten<br />

Sie sich aber auch kontraproduktiv. Sie sind für die<br />

Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer und eine weitere<br />

Aushöhlung der Gewerbeertragssteuer. Das kann natürlich<br />

dazu führen, daß das Interesse an Ansiedlungen<br />

zurückgeht.<br />

(Dr. Bernhard (CSU): Betriebsbezogener<br />

Ausgleich, Frau Kollegin!)<br />

- Herr Bernhard, über diesen Ausgleich ist noch längst<br />

nicht das letzte Wort geredet. Wir alle wissen genau,<br />

worüber im Bund verhandelt wird.<br />

Diese Themenwahl der CSU ist auch deshalb absurd, weil<br />

gerade sie die Kommunen zuerst bis auf den letzten<br />

Knochen abgefieselt haben, wie es so schon auf bayrisch<br />

heißt; jetzt verlangt sie von den Kommunen, denen es<br />

wirklich nur mehr um das nackte Überleben geht, daß sie<br />

auch noch den Wirtschaftsstandort Bayern retten sollen.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN -<br />

Maurer (CSU): Das glauben Sie doch selbst<br />

nicht, was Sie erzählen!)<br />

- Doch, Herr Maurer, ich glaube es schon. Zwar gibt es ein<br />

paar Speckgürtelgemeinden. Aber Gemeinden wie<br />

Grünwald und ähnliche muß ich außen vor lassen. Wenn<br />

Sie hier etwas tun wollten, müßten Sie eine Abundanz-<br />

Umlage einführen, dann hätten Sie das Problem der<br />

Speckgürtelgemeinden auch gelöst.<br />

Wir müssen uns nur die Entscheidungen der letzten Jahre<br />

vergegenwärtigen. Hier hat sich vor allem Ihr Parteifreund<br />

Waigel in Bonn damit hervorgetan, daß er auf die<br />

Kommunen immer neue Aufgaben verlagert hat, um<br />

seinen maroden Haushalt zu entlasten. Die Kommunen<br />

haben keine finanziellen Zuweisungen für diese ständig<br />

neu übertragenen Aufgaben bekommen. Zusätzlich fällt<br />

ihm immer noch etwas Neues ein, was er nach unten<br />

abdrücken will. Sie merken es doch schon selber, jetzt will<br />

er auch noch in die Steuertöpfe der Länder eingreifen,<br />

damit er von seinem Schuldenberg herunterkommt.<br />

Die traurige Tatsache ist, daß vielerorts notwendige Bauunterhaltsmaßnahmen<br />

in den Kommunen nicht mehr<br />

durchgeführt werden können. Das wissen alle die, die in<br />

Gemeinderäten und Stadträten sind. In Landshut mußten<br />

die Bauunterhaltsmittel um 23 % gekürzt werden. Wir von<br />

den GRÜNEN waren dagegen, aber Ihre Freunde von der<br />

CSU haben dafür gestimmt. Das bedeutet, daß Schulen<br />

und Ämtergebäude in einem erbärmlichen Zustand sind.<br />

(Kobler (CSU): Das glauben Sie doch selber<br />

nicht!)<br />

Die notwendigen Reparaturen werden nicht ausgeführt.<br />

Am Schluß wird alles noch teurer, das ist doch klar.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Ich führe Sie gerne einmal in verschiedenen kommunalen<br />

Gebäuden herum, dann werden Ihnen die Augen<br />

aufgehen; vielleicht tropfen sie Ihnen auch.<br />

(Dr. Weiß (CSU): Das kann nur dort sein, wo<br />

die GRÜNEN in der Verantwortung sind!)<br />

Ihrem Parteifreund Waigel fällt nichts weiter ein, als jetzt<br />

noch einmal die Arbeitslosenhilfe zu kürzen, damit die<br />

Kommunen die Sozialhilfeausgaben noch einmal erhöhen<br />

müssen. Wer würde sonst für die Arbeitslosen aufkommen?<br />

(Kobler (CSU): Ihr wollt doch die Arbeit nur<br />

noch mehr belasten!)<br />

Den Letzten beißen immer die Hunde, und die Kommunen<br />

müssen diese Lasten auch noch übernehmen. Sie aber<br />

spielen sich hier auf und fordern, daß die Kommunen<br />

ihren Beitrag leisten.

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