38. Sitzung - Bayerischer Landtag
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Nur wenn Sie dies umsetzen, können Sie behaupten, daß<br />
Sie Regionalpolitik ernstnehmen.<br />
Ich meine jedoch: Das beste Wirtschaftsförderungsprogramm<br />
des Freistaats Bayern wäre eine neue Staatsregierung.<br />
(Beifall und Heiterkeit bei der SPD - Herbert<br />
Müller (SPD): Wo er recht hat, hat er recht!)<br />
Präsident Böhm: Das Wort hat Herr Staatssekretär<br />
Spitzner.<br />
Staatssekretär Spitzner (Wirtschaftsministerium): Herr<br />
Präsident. meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach<br />
der Polemik wieder zurück zur Sachlichkeit.<br />
(Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN)<br />
- Herr Kollege, wir können uns glücklich schätzen, daß wir<br />
in Bayern überhaupt noch über Zuschüsse streiten<br />
können. In anderen Ländern können die Parlamentarier<br />
nicht mehr über Zuschüsse streiten, weil kein Geld da ist<br />
(Beifall bei der CSU)<br />
Minister Wiesheu wird morgen zum Wirtschaftsstandort<br />
Bayern eine Regierungserklärung abgeben.<br />
(Max von Heckel (SPD): Darauf warten wir<br />
schon!)<br />
Ich möchte heute in aller Kürze aus meinen tagtäglichen<br />
Gesprächen mit vielen Kommunalpolitikern, auch Ihrer<br />
Couleur, mit Vertretern der Betriebsräte, Gewerkschaften<br />
und Verantwortlichen vor Ort bewußt nur ein Thema<br />
ansprechen. Staat und Kommunen stehen in der Wirtschaftspolitik<br />
in einer Wechselbeziehung. Alle Anstrengungen<br />
der Kommunen bleiben erfolglos, wenn die<br />
gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht stimmen.<br />
Für die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
sind die Bundes- und Landespolitik und die Tarifparteien<br />
zuständig.<br />
(Zuruf des Abgeordneten Dr. Kaiser (SPD))<br />
- Ich bitte, bei diesem ernsten Thema nicht zu polemisieren.<br />
Die besten Rahmenbedingungen führen nicht zu<br />
Investitionen, wenn die Unternehmen vor Ort auf Desinteresse<br />
und Verhinderung stoßen. Dafür nenne ich eine<br />
Reihe von Beispielen.<br />
Erstens. In der Kreisstadt Neumarkt beabsichtigt die Firma<br />
Pfleiderer eine Investition in Höhe von rund einer<br />
Viertelmilliarde DM zu tätigen. Seit Jahren verzögert sich<br />
die Investition; eine Bürgerinitiative, eine kleine Minderheit<br />
hat sich gebildet. Auch Mitglieder Ihrer Partei, die<br />
Gewerkschaftler und die Arbeiter kochen vor Wut. Ich<br />
meine, vor Ort kann und darf es keine Gemeinsamkeit der<br />
großen demokratischen Parteien mit diesen Bürgerinitiativen<br />
geben.<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode Plenarprotokoll 13/38 v. 30.01.96<br />
Ich nenne ein weiteres Beispiel. Im Vorjahr war ich im<br />
Stimmkreis meines Kollegen Vollkommer.<br />
(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wer<br />
stellt den Landrat in Neumarkt?)<br />
- Es geht nicht darum, wer den Landrat stellt, sondern<br />
darum, ob diese Minderheiten von Vertretern der großen<br />
politischen Parteien noch unterstützt werden sollen. Das<br />
darf in einem solchen Fall nicht sein. Ich stimme der Forderung<br />
des DGB Neumarkt voll und ganz zu, der dies<br />
genauso sieht wie ich.<br />
Ich besuchte mit Kollegen Vollkommer einen Betrieb. Ein<br />
Schreinereiunternehmer, elftes Kind einer dreizehnköpfigen<br />
Familie. hat in den letzten zwanzig Jahren - -<br />
(Heiterkeit und Unruhe)<br />
- Ich bitte um mehr Sachlichkeit: Fasching ist erst in drei<br />
Wochen<br />
(Maget (SPD): Die Frage ist noch nicht<br />
beantwortet, wer das ist!)<br />
Der Unternehmer hat im Laufe von zwanzig Jahren einen<br />
Betrieb mit fünfzig Leuten aufgebaut. den er um weitere<br />
vierzig bis fünfzig neue Arbeitsplätze erweitern will. Der<br />
Betrieb befindet sich in Misteldorf im Landkreis Bamberg.<br />
Der Unternehmer will nur im Anschluß an das Wohngebiet<br />
seine Schreinerei erweitern. Was geschieht? Sofort erfolgt<br />
Widerstand. All diejenigen, die in wunderschöner Lage<br />
wohnen, leisten Widerstand, weil sie in ihrer unmittelbaren<br />
Nähe nicht einen Betrieb haben wollen, der krachen und<br />
stinken könnte. Die Leute sagen sich: Wir haben unseren<br />
sicheren Arbeitsplatz beim Staat oder an der Universität<br />
Bamberg und brauchen deswegen keine Erweiterung der<br />
Schreinerei. - Es hat Jahre gedauert, bis der Betrieb<br />
letztlich die Erweiterung vornehmen kann.<br />
Ich nenne ein drittes Beispiel. In Regenstauf will eine<br />
Spedition in einem Gewerbegebiet eine Investition von 40<br />
Millionen DM tätigen und dabei 150 Arbeitsplätze<br />
schaffen. Sofort wendet sich eine Bürgerinitiative gegen<br />
das Vorhaben, wohl aus dem einzigen Grund, weil den<br />
Leuten dann der freie Ausblick auf die Naab genommen<br />
ist<br />
(Wahnschaffe (SPD): Das ist der Regen, nicht<br />
die Naab!)<br />
Meine Damen und Herren, das sind keine Einzelfälle. Ich<br />
könnte noch eine Stunde lang weitere Beispiele bringen.<br />
Gerade wir, die Vertreter der großen politischen Parteien,<br />
müssen dafür sorgen, daß es in diesen Fällen keinerlei<br />
Verbindungen mit solchen Bürgerinitiativen geben darf. Ich<br />
sage das klar und deutlich.<br />
(Maget (SPD): Herr Staatssekretär, es wird<br />
behauptet, es handelt sich um den Regen<br />
und nicht um die Naab!)<br />
- Herr Kollege, vielleicht verwechseln Sie es mit dem<br />
Radetzky-Marsch. Dann ist es eben der Regen.