38. Sitzung - Bayerischer Landtag
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Plenarprotokoll 13/38 v. 30.01.96 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode 2647<br />
einen Leistungswettbewerb zwischen den kommunalen<br />
Gebietskörperschaften zulassen, sowie eine breite Nutzung<br />
der neuen Medien werden die moderne Kommunalverwaltung<br />
von morgen prägen. Das digitale Rathaus<br />
wird zur selbstverständlichen Voraussetzung einer bürgerfreundlichen<br />
Verwaltung werden. Fazit: Erstens müssen<br />
wir durch ein anderes Denken zu einem anderen<br />
Verwalten kommen, und zweitens muß nicht nur beim<br />
Staat, sondern auch bei den Kommunen die Erkenntnis<br />
greifen, daß weniger mehr sein kann.<br />
(Beifall bei der CSU)<br />
Präsident Böhm: Als nächstem Redner erteile ich Herrn<br />
Abgeordneten Güller das Wort.<br />
Güller (SPD): Herr Präsident, Kolleginnen und Kollegen!<br />
Ich gebe der CSU recht: In den nächsten Monaten und<br />
Jahren ist es notwendig, die Kommunen massiv dazu zu<br />
ermutigen, Arbeitsplätze zu schaffen, zu sichern und zu<br />
erhalten. Dies muß im Mittelpunkt jeglicher kommunalpolitischen<br />
Arbeit stehen.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />
Verwundert bin ich allerdings darüber, daß Kollege Dr.<br />
Kempfler zu Beginn der Aktuellen Stunde sagte, seine<br />
Fraktion wolle Denkanstöße sammeln, auf welche Weise<br />
die Kommunen unterstützt werden können. Die damit<br />
gestellten Fragen sind doch längst beantwortet. Schon seit<br />
langem gibt es ein Bündel von Maßnahmen, deren<br />
Umsetzung von uns immer wieder eingefordert worden ist.<br />
Nur Sie weigern sich, diese Maßnahmen umzusetzen.<br />
(Beifall bei der SPD - Dr. Weiß (CSU): Weil<br />
es die falschen Vorschläge sind!)<br />
Das A und 0 muß sein, Zuschüsse in Bayern fair zu verteilen.<br />
Die Verteilung darf sich nicht dananch richten, wer<br />
von der CSU und in welchem Regierungsbezirk gerade<br />
die Macht und bei den Bezirkskonferenzen die Mehrheit<br />
hat. Ausschlaggebend muß sein, welche Region das Geld<br />
aus strukturpolitischen Gründen notwendig braucht, das<br />
heißt zum Beispiel, wo die Arbeitslosigkeit besonders<br />
stark steigt. So gesehen ist es ein Witz, daß der<br />
Regierungsbezirk Schwaben, der mit 7,4 % Arbeitslosenquote<br />
in Bayern eine traurige Spitzenstellung hat,<br />
aus der ersten Tranche der Privatisierungserlöse nur 4 %<br />
erhalten hat. Von fairer Verteilung seitens der<br />
Staatsregierung kann keine Rede sein.<br />
(Beifall bei der SPD - Walter Engelhardt<br />
(SPD): Wenn dann noch die fränkischen Zahlen<br />
hinzukommen, ist das Desaster komplett!)<br />
Herr Kempfler, auf Ihre Frage: „Was können wir tun?“<br />
kann ich nur antworten: Ermöglichen Sie den Kommunen<br />
endlich Investitionen, machen Sie den Weg frei für vorzeitige<br />
Baufreigaben. Es gibt zig fertige Pläne, die nur auf<br />
die Freigabe der Staatsregierung warten, zum Beispiel für<br />
Kindergärten, Schulen und Gemeindehäuser.<br />
Hier ließen sich sofort Arbeitsplätze schaffen. Es tut sich<br />
aber überhaupt nichts.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />
Sinngemäß das gleiche gilt für Vereine und Verbände:<br />
Feuerwehrgerätehäuser - Anträge zuhauf, vorzeitige<br />
Baufreigaben - Fehlanzeige. Und im Sportstättenbau<br />
stehen wir vor einem millionenschweren Förderstau, wenn<br />
der SPD-Antrag auf Sonderzuweisung aus der zweiten<br />
Tranche der Privatisierungserlöse nicht greift. Mit<br />
vorzeitigen Baufreigaben würden sich auch kommunal<br />
eine Menge Mittel mobilisieren lassen. Jede Mark, die der<br />
Staat zum Beispiel im Sportstättenbau gibt, verfünffacht<br />
sich durch die Mittel der anderen Beteiligten.<br />
(Beifall bei Abgordneten der SPD)<br />
Setzen Sie sich auch für regionale lnfrastrukturmaßnahmen<br />
ein. Kämpfen Sie zum Beispiel mit den Schwaben<br />
zusammen dafür, daß der ICE nicht an Augsburg vorbeifährt,<br />
sondern daß neben der Strecke über Ingolstadt, die<br />
beschlossen wurde, auch Augsburg stündlich bedient<br />
wird, wie es die Deutsche Bahn versprochen hat. Diese<br />
lnfrastrukturmaßnahme würde Ihnen die Region danken.<br />
(Beifall des Abgeordneten Herbert Müller<br />
(SPD))<br />
Setzen Sie sich dafür ein, daß die neue Eisenbahntransversale<br />
München - Zürich von der Staatsregierung endlich<br />
zur Kenntnis genommen wird, und räumen Sie ein, daß<br />
auch Regionen einmal recht haben können; denn die<br />
damit in Zusammenhang stehenden Forderungen sind<br />
auch vom Regierungspräsidenten und vom Bezirkstagspräsidenten<br />
von Schwaben und von der Industrie- und<br />
Handelskammer Schwaben mit erhoben worden. Wenn<br />
Sie immer nur abblocken, sind Sie auf dem falschen Gleis.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />
Zu denken geben sollte, daß die Industrie- und Handelskammer<br />
in einer Presseerklärung mittlerweile von der<br />
Region Augsburg als wirtschaftlichem Notstandsgebiet<br />
spricht. Setzen Sie sich endlich mit uns zusammen dafür<br />
ein, daß die B 17 von Klosterlechfeld auch auf oberbayerischem<br />
Gebiet bis zur A 96 weiter ausgebaut wird. Entwickeln<br />
Sie mit uns zusammen für den Raum Augsburg,<br />
der immerhin mehr als eine halbe Million Menschen<br />
umfaßt, ein Nahverkehrskonzept, in dessen Rahmen ein<br />
Verbund mit dem Herzstück Schiene von Donauwörth<br />
über Augsburg nach Bobingen und Schwabmünchen<br />
sowie von Aichach/Friedberg über Augsburg in Richtung<br />
Gessertshausen, Fischach, Dinkelscherben realisiert<br />
werden kann.<br />
Ich kann es Ihnen nicht ersparen: Sie werden an Taten<br />
gemessen und nicht an den beweihräuchernden Reden,<br />
die Sie heute gehalten haben.<br />
(Beifall bei der SPD)