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38. Sitzung - Bayerischer Landtag

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Plenarprotokoll 13/38 v. 30.01.96 <strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong> · 13. Wahlperiode 2643<br />

kann man durchaus einräumen, daß wir ernste Situationen<br />

erleben und jetzt auch durchleben müssen. Aber es kann<br />

doch wohl nicht so sein, daß wir einäugig - um nicht zu<br />

sagen, fast schon blind - durch das Leben laufen. Ich weiß<br />

nicht, ob Sie mit Ihren Kollegen aus der Kommunalpolitik<br />

keine Verbindungen mehr haben; denn eine Reihe von<br />

Bürgermeistern und Oberbürgermeistern diskutieren das<br />

Thema Umsatzsteuer ganz und gar nicht so, wie Sie das<br />

hier geschildert haben.<br />

(Zurufe des Abgeordneten Dr. Kaiser (SPD))<br />

Haben Sie eigentlich schon gehört, daß wir bei der<br />

Umsatzsteuer die Möglichkeit haben, den Vorsteuerabzug<br />

geltend zu machen?<br />

(Dr. Kaiser (SPD): Aber der Bürger muß es<br />

doch bezahlen!)<br />

Haben Sie eigentlich schon gehört, daß dadurch Geld<br />

gespart werden kann? Man muß eben einmal rechnen,<br />

aber das möchten Sie wohl gar nicht; denn sonst würde ja<br />

Ihre Argumentation zusammenfallen.<br />

Sehr unfair finde ich es, wenn man hier von den 13 Millionen<br />

DM Grundstückskosten bei der Fachhochschule in<br />

Aschaffenburg redet. Meine Damen und Herren können<br />

Sie eigentlich nicht verstehen, daß hier auch noch 200<br />

Millionen DM für den Bau und die gesamten Folgekosten<br />

vom Freistaat übernommen werden, daß die Stadt<br />

Aschaffenburg dadurch einen erheblichen Schub in der<br />

Entwicklung ihrer Infrastruktur bekommt? Ich bin der<br />

Meinung, daß sie dafür doch wohl auch einen geringen<br />

Beitrag von 13 Millionen DM erbringen kann.<br />

(Max von Heckel (SPD): Einen geringen Beitrag?)<br />

- In Beziehung zu 200 Millionen DM Baukosten und zu<br />

den Folgekosten, Herr Kollege. Natürlich ist das eine<br />

ganze Menge, aber Sie verstehen es wahrscheinlich<br />

wirklich nicht, mit Geld umzugehen.<br />

(Beifall bei der CSU - Widerspruch bei der<br />

SPD)<br />

Frau Kollegin Kellner, mit „Tempo 30“ und mit Stolperschwellen<br />

werden Sie die Wirtschaft mit Sicherheit nicht<br />

ankurbeln.<br />

(Zuruf der Frau Abgeordneten Kellner<br />

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))<br />

Das, was wir wollen, ist, die Situation im Bauhandwerk<br />

gemeinsam mit den Kommunen zu verändern. Das Bauhandwerk<br />

ist ein wesentlicher Aspekt dabei, daß wir die<br />

Wirtschaft wieder mit entsprechender Kaufkraft versorgen;<br />

Handel und Industrie brauchen das. Kritisch muß ich muß<br />

allerdings auch folgendes sagen. Ich halte es für keine<br />

gute Geschichte, daß wir zur Zeit über 200 000 arbeitslose<br />

Bauhandwerker haben, andererseits aber Tausende von<br />

ausländischen Bauhandwerkern hier in unserem Bereich<br />

arbeiten. Hier sind wir alle gefordert. Davon nehme ich<br />

niemanden aus. Hier muß etwas<br />

geschehen, weil ich meine, daß wir zunächst einmal<br />

unsere Bauhandwerker wieder unterbringen müssen.<br />

(Beifall bei der CSU)<br />

Meine Damen und Herren, wir haben eine Reihe von<br />

guten Ansätzen, und man sollte das Licht nicht unter den<br />

Scheffel stellen. Wir haben Vorleistungen wie zum Beispiel<br />

beim Genehmigungsfreistellungsverfahren erbracht.<br />

Ich darf darauf hinweisen, daß das viel mehr genutzt<br />

werden sollte, als das bisher der Fall ist. Auch bei der<br />

Vereinfachung von Investitionen können wir noch das eine<br />

oder andere tun. Wir sind hier aber schon auf dem besten<br />

Weg.<br />

Wenn man etwas über den Tellerrand hinausschaut, wenn<br />

man zum Beispiel sieht, wie das in Augsburg erfolgt ist,<br />

wo 46 Gemeinden zusammen eine Bauleitplanung<br />

abgestimmt haben, oder wie das in Haßberge im Maintal<br />

geschehen ist, wo die Gemeinde Knetzgau ein 160 Hektar<br />

umfassendes Gelände als Gewerbegebiet über die<br />

Gemeindegrenze von Knetzgau hinaus gemeinsam für<br />

den gesamten Landkreis entwickelt, dann sind das<br />

Modellvorhaben, die eine hervorragende interkommunale<br />

Zusammenarbeit widerspiegeln.<br />

Wir meinen, daß wir uns bei der immer noch höchsten<br />

lnvestitionsquote mit 25,6 % im Land Bayern gegenüber<br />

17,8 % im übrigen Bundesgebiet sehen lassen können.<br />

Wir schauen hier durchaus zuversichtlich in die Zukunft.<br />

Wir wollen gemeinsam mit den Kommunen die wesentlichen<br />

weiteren Schritte gehen. Wir wollen die Kommunen<br />

nicht bevormunden, wir wollen hier als Partner etwas tun,<br />

um den Wirtschaftsstandort Bayern auch über die<br />

Maßnahmen der Kommunen zu erhalten und zu sichern.<br />

(Beifall bei der CSU)<br />

Präsident Böhm: Als nächster Redner hat Herr Kollege<br />

Hering das Wort.<br />

Hering (SPD) (vom Redner nicht autorisiert): Herr Präsident,<br />

meine sehr verehrten Damen und Herren! Dieses<br />

Thema ist für die Kommunen im Grenzland und im ehemaligen<br />

Grenzland - für die Gemeinden und Städte - ein<br />

Schlag ins Gesicht. Herr Kempfler, Sie haben hier sehr<br />

sachlich die Situationen aufgezeigt, aber leider nur in<br />

bezug auf das Gebiet des ehemaligen Speckgürtels von<br />

München, und Sie haben Ihr Augenmerk nicht auf die<br />

Situation bei uns im ehemaligen Grenzland gerichtet.<br />

Wenn Sie, Herr Minister, davon sprechen, daß Herr Kaiser<br />

und auch Frau Kellner Horrorvisionen aufgezeigt hätten,<br />

dann sieht man, daß Sie eigentlich die ganze Situation in<br />

dieser Richtung immer nur rosarot sehen und nicht die<br />

Tatsachen erkennen wollen, wie sie in Wirklichkeit sind.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Man muß auch hier ganz klar feststellen, daß sich die<br />

Bayerische Staatsregierung aus der Verantwortung<br />

gegenüber den Kommunen, den Städten und Gemeinden,<br />

zieht und daß statt einer Entlastung immer neue

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