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Weinbauliches Gutachten - Balthasar Ress

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in den feinen Restaurants Kopenhagens ausgeschenkt. Dänemark wird mehr und mehr ein<br />

Land von Weintrinkern. Ob es auch ein respektiertes Land von Weinerzeugern wird? Olesen<br />

glaubt daran: »Der Wein wird jedes Jahr besser.« Im vergangenen Oktober wurden die<br />

Trauben bei 20 Grad gelesen, sie waren so reif wie noch nie.<br />

Lars Hagerman spricht mit seinen Reben, als wären sie seine Kinder<br />

Von Kopenhagen führt die Küstenstraße nach Helsingør in Nordseeland. Nordseeland gilt als<br />

die Boomregion des dänischen Weines. In die vielen Schlösser der Öresund-Küste, auch<br />

dänische Riviera genannt, zogen sich früher die Könige zurück. In Helsingør erhebt sich die<br />

mächtige Festung Kronborg wie ein Schutzwall, hier ließ Shakespeare seinen Hamlet spielen.<br />

Direkt gegenüber liegt das schwedische Helsingborg, nur durch den schmalen Öresund von<br />

der dänischen Küste getrennt. Die Kanonen von Kronborg sind nicht auf Schweden, sondern<br />

auf die Einfahrt der Meeresenge gerichtet, wo die großen Containerschiffe am Horizont<br />

erscheinen.<br />

Aber morgens ist die See noch unberührt, bis der erste Kutter fährt; wie ein Schneepflug im<br />

Neuschnee hinterlässt er seine Spuren. Der Himmel ist ruhelos, entwirft ein spektakuläres<br />

Wolkenbild nach dem anderen und ist trotzdem nie lange damit zufrieden. Das Morgenlicht<br />

ist so fordernd, dass sogar Langschläfer zu Frühaufstehern werden.<br />

In Ålsgårde geht Lars Hagerman in seinem eingezäunten Weinberg sorgenvoll die Rebreihen<br />

ab. Er war einige Tage mit der Familie in der Toskana, aber es fällt ihm jedes Mal schwer,<br />

sein »kleines Paradies« allein zu lassen. Denn wenn er nicht ständig daran arbeitet, verwildert<br />

das Paradies. In den wenigen Tagen, die er weg war, ist das Unkraut zwischen den Rebzeilen<br />

hochgeschossen, was Hagerman peinlich ist. Keine Fotos, bitte! »Wie geht es euch denn? War<br />

alles in Ordnung hier?« Der Winzer spricht mit seinen Reben, als wären sie seine Kinder,<br />

auch wenn er sich dabei »ein klein wenig idiotisch vorkommt«. Schaden kann es ja nicht.<br />

Das Meer ist keinen Kilometer entfernt, man kann bis Schweden sehen. Hagerman musste mit<br />

seinem Fahrrad weit herumfahren, bis er endlich den idealen Hügel für seine Reben fand. Er<br />

ist nach Süden ausgerichtet und geschützt gegen die rauen Ostwinde. Mit ein wenig<br />

Wohlwollen kann man ihn als Steillage durchgehen lassen. Der Boden setzt sich aus Löß und<br />

etwas Lehm zusammen, weiter unten befindet sich Kalkstein. Von Jahr zu Jahr dringen die<br />

Wurzeln der Rebstöcke weiter in die Tiefe, in den Kalkstein, vor. »Dadurch werden die<br />

Weine komplexer und mineralischer«, erklärt Hagerman. Im nahen Wald stehen Buchen und<br />

Birken, Fischreiher zetern um die Wette. Sie nisten dort, hin und wieder kommen sie<br />

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