Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka
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Die Oschatz-Dynastie<br />
1802 heiratete die einzige Tochter des Müllermeisters Nicolaus Gruber, Sophia<br />
Elisabetha Friederika, den Müller August Heinrich Oschatz, genannt Just, aus Tiefurt.<br />
Durch den plötzlichen Tod Meister Grubers im gleichen Jahr wurden Just Oschatz<br />
<strong>und</strong> <strong>seine</strong> Frau, Besitzer der <strong>Berka</strong>er <strong>Mühlen</strong>. Eine wirtschaftlich schwere Lage<br />
begann in dieser Zeit für das Land, unsere Stadt <strong>und</strong> somit auch für die <strong>Mühlen</strong>. Der<br />
Krieg, mit dem Napoleon ganz Europa überzog, brachte Teuerung, Not <strong>und</strong> Elend<br />
für <strong>seine</strong> Bewohner. Besonders die <strong>Mühlen</strong> waren betroffen. Dort vermutete man<br />
Wohlstand <strong>und</strong> Reichtum. Bei Ausschreibungen von Kriegssteuern wurden sie mit<br />
den höchsten Beträgen veranschlagt, ebenso bei Getreide- <strong>und</strong> Futterlieferungen,<br />
Vorspannung für Kriegsfuhren <strong>und</strong> bei den dauernden Einquartierungen von<br />
Soldaten. Kam es zu Plünderungen oder anderen Ausschreitungen, waren die Müller<br />
oft die ersten Opfer. So erzählte man sich in der Familie Oschatz, dass die<br />
Müllersfrau, die Gattin von Just Oschatz, ihr Kind in einem Stall oder Scheune zur<br />
Welt bringen musste. Ihr gesamter Wohnraum war von französischen Soldaten<br />
belegt, Nahrungsmittel <strong>und</strong> persönlicher Besitz entzogen. Sie <strong>und</strong> ihr Kind starben<br />
wenige Tage später. August Heinrich (Just) Oschatz folgte <strong>seine</strong>r Frau ein Jahr<br />
später, 1814, mit 37 Jahren in den Tod - aus Gram <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong> von Nervenfieber.<br />
Zurück blieben zwei unmündige Kinder, der 1811 geborene August Christian<br />
Friedrich Oschatz <strong>und</strong> <strong>seine</strong> ältere Schwester Marie. Beide wurden von ihren<br />
Großeltern in der Mühle in Tiefurt aufgenommen <strong>und</strong> dort erzogen.<br />
Welche <strong>Mühlen</strong> nachfolgend in <strong>Berka</strong> in Betrieb waren, ist nicht eindeutig bekannt.<br />
Noch im Besitz der beiden Erben, August <strong>und</strong> Marie Oschatz, waren sie vermutlich<br />
an fremde Müller verpachtet. So lesen wir in städtischen Akten 1814 <strong>und</strong> 1816 von<br />
einem Pachtmüller Neumann, 1820 <strong>und</strong> 1822 vom Pachtmüller Helbig. Die <strong>Mühlen</strong><br />
selbst wurden aber immer wieder als Oschatz’sche <strong>Mühlen</strong> bezeichnet.<br />
1830 wurde die an der Untermühle befindliche Lohmühle, ein <strong>Mühlen</strong>werk zum<br />
Zerkleinern von Eichenrinde für die Gerber, durch Hochwasser völlig zerstört. Man<br />
konnte sie erst Jahre später wieder aufbauen.<br />
1833 erwarb der junge Müllermeister August Oschatz das Bürgerrecht in <strong>Berka</strong> <strong>und</strong><br />
übernahm <strong>seine</strong>n <strong>und</strong> <strong>seine</strong>r Schwester Besitz. Mit viel Tatendrang <strong>und</strong><br />
Unternehmergeist ging er ans Werk. Zunächst erfolgten umfangreiche<br />
Gr<strong>und</strong>stückserwerbungen aus städtischem <strong>und</strong> privatem Besitz zur Erweiterung<br />
<strong>seine</strong>r <strong>Mühlen</strong>. Ab1838 erschien er als alleiniger Besitzer. Vermutlich durch <strong>seine</strong><br />
Heirat mit der Müllerstochter Ernestine Hage aus Mellingen finanziell gut gestellt,<br />
wurden nun Schleusen <strong>und</strong> Wehre erneuert, der Schleusengraben in den heutigen<br />
Formen ausgebaut <strong>und</strong> die Sägemühle neu errichtet. Ein höherer Wasserstand<br />
sorgte nun für mehr Wasserkraft für die Mühlräder. Die <strong>Mühlen</strong> wurden<br />
leistungsfähiger. Es führte aber auch zu Streit <strong>und</strong> Auseinandersetzungen mit den<br />
Anliegern des Mühlgrabens <strong>und</strong> der Stadt <strong>und</strong> selbst zu mehreren Prozessen. So<br />
machte die Stadt Oschatz verantwortlich für Hochwasser im Bereich des<br />
Mühlgrabens <strong>und</strong> der Mühllache, das nun durch <strong>seine</strong> baulichen Veränderungen<br />
angeblich öfter auftrat. Ein regelrechter Brückenstreit entbrannte. Oschatz sperrte<br />
den uralten Übergang über den Mühlgraben für die Bürger, auch für die auf der<br />
Ilminsel Wohnenden. Er war der Meinung, ihm gehöre der Mühlgraben <strong>und</strong> damit<br />
auch die Brücke. Ebenso untersagte er das Betreten <strong>seine</strong>s Gr<strong>und</strong>stückes zum<br />
Wasserschöpfen oder zum Wässern der Felle durch den Gerber. Die Stadt dagegen<br />
verweigerte ihm die Genehmigung zur Vergrößerung <strong>seine</strong>r Mahlmühle. Oschatz<br />
konterte <strong>und</strong> stellte nun <strong>seine</strong>rseits keine Pferde mehr zum Fahren der Spritze bei<br />
Feueralarm in benachbarte Orte zur Verfügung. Er begründete es damit, dass <strong>seine</strong><br />
Pferde dabei „zu Schande getrieben“ würden. Er habe schon eines verloren. Die