Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka

Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka

09.10.2013 Aufrufe

umfangreich. Zu den schon bekannten Schäden kamen noch der Fachbaum, das Grundwerk wie auch die Herd,- Brust und Seitenmauer, die erneuert werden mussten. Auch die Herstellung von vier neuen Wasserrädern durch den Tonndorfer Müller und Radmacher Veit Latermann war notwendig. Forstmeister Wilhelm Schieferdecker wurde ermahnt, das benötigte Holz anzuweisen, „damit die Mühlennutzung so eher so besser wiederumb befördert werden möge“. Auch die Instandsetzung des durchgebrochenen Mühlgrabens bei Caspar Dehnes Garten wurde mit aufgelistet. Insgesamt kam man auf die stattliche Summe von 300 Gulden, 13 Groschen und 4 Pfennig. Die Mühlenpächter wechseln oft - eine weitere Mühle entsteht Wahrscheinlich hatte man 1637 die Mühle wieder fertig aufgebaut. In jenem Jahr pachtete der Tannrodaer Matthes Schrepffer die Berkaer Amtsmühle auf drei Jahre. Schrepffer betrieb schon in Tannroda eine Mühle und war sicher ein Nachkomme des Berkaers Valten Schreper aus dem Jahre 1618. Auch mit ihm wurde ein umfangreicher Pachtvertrag abgeschlossen. Geändert hatte sich inzwischen die Pachtsumme. Sie betrug nun 260 Gulden im Jahr. Auferlegt wurde ihm weiterhin, den Mühlgraben im Winter eisfrei zu halten und ihn beim Abfischen durch den Schösser (Amtmann) abzulassen. Er selbst musste beim Fischen helfen. Auch hatte er die schriftliche Einwilligung seines Gerichtsherren, des Herrn Rudolf von Bünau in Tannroda, zur Pacht der Berkaer Mühle zu erbringen. Sicher war die Berkaer Amtsmühle kein gutes Pachtobjekt. In den nachfolgenden Jahrzehnten wechselten die Müller immer wieder.1654 erschien Nicol Geyer als Pachtmüller, schon 2 Jahre später Hironimus Weiße. Letzterer beschwerte sich 1662 in einem Schreiben beim Landesherren über den Schneidemüller, der ihm oft das Wasser zum Mahlen entzog. In diesem Dokument ist erstmals von einer weiteren Mühle in Berka die Rede. Es war eine Sägemühle, in der man Bretter und Balken sägte. Betrieben wurde sie vom Schneidemüller Nicol Kühne. War er Eigentümer dieser Mühle oder auch nur Pächter? Wann war sie entstanden? Wo befand sie sich? Die ersten beiden Fragen können wir nicht beantworten, die letztere nur vermuten. Sicher lag die Schneidemühle des Kühne oberhalb des Mühlgrabens am Standort der späteren Obermühle. Behauptete Weiße doch, Kühne entziehe ihm das Wasser „und solches nach seinen gefallen braucht und wenn er viel Bretter und Bloche schneidet“. In seiner Beschwerde führte Weiße weiterhin an, dass auch das Wehr sehr baufällig und undicht sei und er wegen Wassermangel oft nicht mahlen könne und seine Kundschaft verliere. Sich selbst bezeichnete er als armen Mehlmüller, der aus den angeführten Gründen seinen jährlichen Zins (Pacht) von 12 Malter Korn und 2 Speckschweinen nicht zahlen kann. 1673 folgen der Mehlmüller Hans Schmid und der Schneidemüller Leonhard Trübel. Aber schon 1679 der Mahlmüller Fischer, 1699 Georg Gensen und 1701 Meister Georg Paul Eberhardt. Sie alle bezeichneten sich als Fürstliche Pachtmüller. 1713 kam es zum Streit zwischen Berkaer und Hetschburger Müllern. Der Berkaer Pachtmüller Joh. David Koch behauptete in einem Schreiben an den Landesfürsten, dass ihm der Müller Haans Christian Kühn in Hetschburg seine Kunden aus den „Erfurter Dörfern“ (Gutendorf, Meckfeld, Troistedt) abgeworben habe. Er bat um Festlegung, wer wo mahlen müsste und damit um Wiedereinführung des „Mahlzwangs“. Damit sollte seine ehemalige Kundschaft zu ihm zurück gezwungen werden. Der Pachtmüller in Hetschburg wies die Anschuldigung zurück und protestierte gegen die Wiedereinführung des „Mahlzwanges“. Er war der Meinung,

Koch sei selbst schuld. Durch seine Art wie er seine Mahlgäste behandele und wie er mit ihnen umgehe, habe er sie selbst vertrieben. Sägemühle um 1750 mit Blick auf den Gatterkeller und Sägeboden. Die Berkaer Pachtmühle wird Eigentumsmühle Das ist aus einem Bittgesuch des Müllers Georg Paul Eberhardt 1722 an seinen Landesherren zu erfahren. In seinem Schreiben bezeichnete er sich zunächst als „armer Untertan und hiesiger Mahlmüller“. Er habe die Mühle mit allem Zubehör für 4500 Gulden erb– und eigentümlich gekauft und auch bisher 2000 Gulden angezahlt. Nun bat er den Herzog, da ihm seine Beamten dies abgelehnt, dass man ihm die nächsten fälligen Zahlungen stunden möge. Als Grund führte er den dringend notwendigen Mühlwehrbau an. Mit dem Kauf der Mühle vom Weimarer Fürstenhaus war der Müller nun auch Eigentümer des Mühlgrabens, seiner Wehre und Schleusen und musste sie erhalten. Die hohen Kosten dafür hatten ihn in finanzielle Schwierigkeiten getrieben. Noch mehr aber bedrückte ihn eine andere Situation. Wie er schrieb, hatte er seit Wochen vier Soldaten zur Execution (Zwangseinquartierung) erhalten. Täglich müsse er ihnen für 16 Groschen Speise und Trank reichen. Manchmal verlangten sie auch mehr. Tag und Nacht hielten sie sich in seinen Stuben auf, suchten Streit mit dem Gesinde und wollten mit den Frauen anbandeln. Er selbst habe mit seiner Familie und dem Gesinde, insgesamt sieben Personen und fünf unmündigen Kindern, kaum Platz und ausreichend Essen. Er bat, dass ihm die „sehr beschwerliche und geldfressende Execution abgenommen werde“. Gleichzeitig versprach er, dass er dann auch seine Schulden bezahlen könne. Interessante Angaben mit technischen Details über die Mühlen im Ilmtal enthält ein Verzeichnis von 1740. Es befanden sich damals in Tannroda zwei Mühlen, die Ober- und die Untermühle. Beide besaßen zwei Mahlgänge für Getreide, die Obermühle noch einen Mahlgang für Öl. In Hetschburg befand sich eine Mühle mit zwei Gängen für Getreide und einer für Öl. In Buchfart eine Mühle mit drei Getreidegängen. Für Berka wurden angegeben: eine Mühle mit vier Getreidegängen und einem Ölgang sowie eine Schneidemühle. Wie lange die Eberhardts Mühlenbesitzer in Berka waren, ist nicht überliefert. 1752 scheint jedoch wieder ein Besitzerwechsel vor sich gegangen zu sein. Erstmalig wurde in den Ratsrechnungen ein Müller Gruber erwähnt. 1757 erschien Johann Sebastian Gruber als Besitzer der Sägemühle und 1772 der gleiche als Besitzer der Säge- wie auch der Mahlmühle. Anscheinend konnten Grubers ihren Besitz erweitern. 1782 betrieb Nicolaus Gruber, vermutlich ein Sohn, die Untermühle sowie die Sägemühle und eine daneben neu erbaute Mahlmühle, die spätere Obermühle.

umfangreich. Zu den schon bekannten Schäden kamen noch der Fachbaum, das<br />

Gr<strong>und</strong>werk wie auch die Herd,- Brust <strong>und</strong> Seitenmauer, die erneuert werden<br />

mussten. Auch die Herstellung von vier neuen Wasserrädern durch den Tonndorfer<br />

Müller <strong>und</strong> Radmacher Veit Latermann war notwendig. Forstmeister Wilhelm<br />

Schieferdecker wurde ermahnt, das benötigte Holz anzuweisen, „damit die<br />

<strong>Mühlen</strong>nutzung so eher so besser wiederumb befördert werden möge“. Auch die<br />

Instandsetzung des durchgebrochenen Mühlgrabens bei Caspar Dehnes Garten<br />

wurde mit aufgelistet. Insgesamt kam man auf die stattliche Summe von 300<br />

Gulden, 13 Groschen <strong>und</strong> 4 Pfennig.<br />

Die <strong>Mühlen</strong>pächter wechseln oft - eine weitere Mühle entsteht<br />

Wahrscheinlich hatte man 1637 die Mühle wieder fertig aufgebaut. In jenem Jahr<br />

pachtete der Tannrodaer Matthes Schrepffer die <strong>Berka</strong>er Amtsmühle auf drei Jahre.<br />

Schrepffer betrieb schon in Tannroda eine Mühle <strong>und</strong> war sicher ein Nachkomme<br />

des <strong>Berka</strong>ers Valten Schreper aus dem Jahre 1618. Auch mit ihm wurde ein<br />

umfangreicher Pachtvertrag abgeschlossen. Geändert hatte sich inzwischen die<br />

Pachtsumme. Sie betrug nun 260 Gulden im Jahr. Auferlegt wurde ihm weiterhin,<br />

den Mühlgraben im Winter eisfrei zu halten <strong>und</strong> ihn beim Abfischen durch den<br />

Schösser (Amtmann) abzulassen. Er selbst musste beim Fischen helfen. Auch hatte<br />

er die schriftliche Einwilligung <strong>seine</strong>s Gerichtsherren, des Herrn Rudolf von Bünau in<br />

Tannroda, zur Pacht der <strong>Berka</strong>er Mühle zu erbringen.<br />

Sicher war die <strong>Berka</strong>er Amtsmühle kein gutes Pachtobjekt. In den nachfolgenden<br />

Jahrzehnten wechselten die Müller immer wieder.1654 erschien Nicol Geyer als<br />

Pachtmüller, schon 2 Jahre später Hironimus Weiße. Letzterer beschwerte sich 1662<br />

in einem Schreiben beim Landesherren über den Schneidemüller, der ihm oft das<br />

Wasser zum Mahlen entzog.<br />

In diesem Dokument ist erstmals von einer weiteren Mühle in <strong>Berka</strong> die Rede. Es war<br />

eine Sägemühle, in der man Bretter <strong>und</strong> Balken sägte. Betrieben wurde sie vom<br />

Schneidemüller Nicol Kühne. War er Eigentümer dieser Mühle oder auch nur<br />

Pächter? Wann war sie entstanden? Wo befand sie sich? Die ersten beiden Fragen<br />

können wir nicht beantworten, die letztere nur vermuten. Sicher lag die<br />

Schneidemühle des Kühne oberhalb des Mühlgrabens am Standort der späteren<br />

Obermühle. Behauptete Weiße doch, Kühne entziehe ihm das Wasser „<strong>und</strong> solches<br />

nach <strong>seine</strong>n gefallen braucht <strong>und</strong> wenn er viel Bretter <strong>und</strong> Bloche schneidet“. In<br />

<strong>seine</strong>r Beschwerde führte Weiße weiterhin an, dass auch das Wehr sehr baufällig<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong>icht sei <strong>und</strong> er wegen Wassermangel oft nicht mahlen könne <strong>und</strong> <strong>seine</strong><br />

K<strong>und</strong>schaft verliere. Sich selbst bezeichnete er als armen Mehlmüller, der aus den<br />

angeführten Gründen <strong>seine</strong>n jährlichen Zins (Pacht) von 12 Malter Korn <strong>und</strong> 2<br />

Speckschweinen nicht zahlen kann.<br />

1673 folgen der Mehlmüller Hans Schmid <strong>und</strong> der Schneidemüller Leonhard Trübel.<br />

Aber schon 1679 der Mahlmüller Fischer, 1699 Georg Gensen <strong>und</strong> 1701 Meister<br />

Georg Paul Eberhardt. Sie alle bezeichneten sich als Fürstliche Pachtmüller.<br />

1713 kam es zum Streit zwischen <strong>Berka</strong>er <strong>und</strong> Hetschburger Müllern. Der <strong>Berka</strong>er<br />

Pachtmüller Joh. David Koch behauptete in einem Schreiben an den Landesfürsten,<br />

dass ihm der Müller Haans Christian Kühn in Hetschburg <strong>seine</strong> K<strong>und</strong>en aus den<br />

„Erfurter Dörfern“ (Gutendorf, Meckfeld, Troistedt) abgeworben habe. Er bat um<br />

Festlegung, wer wo mahlen müsste <strong>und</strong> damit um Wiedereinführung des<br />

„Mahlzwangs“. Damit sollte <strong>seine</strong> ehemalige K<strong>und</strong>schaft zu ihm zurück gezwungen<br />

werden. Der Pachtmüller in Hetschburg wies die Anschuldigung zurück <strong>und</strong><br />

protestierte gegen die Wiedereinführung des „Mahlzwanges“. Er war der Meinung,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!