Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka

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09.10.2013 Aufrufe

Klein Venedig um 1900 Mühlen als erste technische Einrichtungen Die Erfindung der Mühlen war ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung der Menschheit. Vom einfachen Reibstein bis zur von Wasser oder Wind angetriebenen Mühle vergingen Jahrtausende. Ehrfurchtsvoll begegneten die Menschen den ersten Maschinen. Für die damalige Zeit waren sie in stattlichen Bauten errichtet und zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Sie gaben Tag und Nacht keine Ruhe, ihre hölzernen Getriebe klapperten, ächzten und stöhnten. Deshalb waren Mühlen und ihre Umgebung oft als unheimlich verschrien. Man sah sie als Aufenthaltsort von Geistern an und brachte sie nicht selten mit Bluttaten in Verbindung. In kriegerischen Zeiten wurden sie wegen des vermuteten Reichtums ihrer Besitzer oft als erste aufgesucht. Überdies waren Müller und Müllerin häufig als „unehrlich“ verschrien. Das hatte seinen Grund darin, dass Korn und Mehl in der Mühle nicht gewogen wurden. Der Müller benutzte bei der Annahme des Getreides und Abgabe des Mehls die „Metze“, ein Behältnis, mit dem er beides schöpfte. Als Mahllohn erhielt er kein Geld, sondern er nahm sich diesen mit der „Metze“ vom Getreide des Mahlgastes. Dabei wurde ihm oft unterstellt, er betrüge, indem er am Behältnis bzw. am Beutelsystem seiner Mühle und anderen Geräten manipuliere. Erst mit dem Voranschreiten der Technik im Mühlenwesen konnte man diese Unterstellungen zurückweisen. Zisterzienserinnen als Mühlenbesitzer Die Existenz einer Mühle in Berka wurde erstmals 1280 in einer Urkunde im Kopialbuch des ehemaligen Berkaer Zisterzienserinnenklosters erwähnt. Aus ihr geht hervor, dass Gräfin Elsa von Rabenswald als Besitzerin von Berka auf die Lehensherrlichkeit, d.h. auf ihr Obereigentum der von den Klosterfrauen erworbenen und geschenkten Güter und Grundstücke, verzichtete. Sie überließ diese den Nonnen zum alleinigen Besitz. Unter den erwähnten Gütern befand sich die Mühle. In der Urkunde heißt es: „.....daß wir die Mühle zu Berka, gelegen bei dem Kirchhofe, welche Mühle der Convent der heiligen Klosterfrauen, die sie um ihre Pfennige kauft haben, in Besitz bekommen hat, die dann alle Jahre jährlichen Zins gibt: Zehen Malter und 4 Speckschweine....“

Aus der Urkunde ist zu entnehmen, dass sich die benannte Mühle an der Stelle der Untermühle an der Pfarrgasse befand, das südlich vor der Kirche gelegene Gärtchen wurde nach der Klostergründung als Kirchhof (Friedhof) genutzt. Weiter erfahren wir, dass die Klosterfrauen die Mühle nicht selbst betrieben, sondern verpachtet hatten. Auch die jährliche Einnahme von zehn Maltern Getreide und vier fetten Speckschweinen wurde mit der Urkunde von der Fürstin bestätigt. Es war damals üblich, Pachtbeträge in Naturalien zu zahlen. Wer die Mühle kaufte, erbaute oder wie sie ausgesehen haben mag, wissen wir nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, warum sie nicht direkt am Wasserlauf der Ilm stand, sondern an der abseits gelegenen Stelle. Eine Ursache könnte darin bestehen, dass die Ilm einstmals viel mächtiger und höher war. Wir wissen, dass sie sich an der gegenüberliegenden Stelle teilte und ein Arm in Richtung Lindenplatz und Harlache floss. Für eine Mühle an der Ilm wären in der damaligen Zeit große Bauwerke notwendig gewesen. Doch davor scheute man sich. Erst in den späteren Jahrhunderten gab es dazu die technischen Möglichkeiten. So errichtete man eine Mühle lieber an einem kleineren, beherrschbaren Wasserlauf. Das waren in Berka ein Nebenarm der Ilm an Stelle des heutigen oberen Mühlgrabens sowie der Steingraben und der Hungerbach, die sich am heutigen Klein Venedig vereinigten und der Mühle zuflossen. Das Gewässer wurde gleichzeitig zur Wasserversorgung des in diesem Bereich entstehenden Ortes genutzt. Außerdem errichteten die Nonnen ein Brauhaus, das die Bierversorgung für sie und die Bürger über Jahrhunderte sicherte. 1414 wurde Berka erstmalig als Stadt bezeichnet. Dazu waren schon damals Bedingungen zu erfüllen. So musste sich die Stadt wirtschaftlich und verfassungsrechtlich vom Dorf abheben, eine städtische Regierung, ein Rathaus und eine Stadtbefestigung vorweisen, ebenso Marktrecht, Handel und Handwerk. Die Einwohnerzahl dürfte damals auf mehrere Hundert angestiegen sein. Der Ort hatte sich vom Kloster über die heutige Stadtmitte in westlicher Richtung ausgedehnt. Irgendwann in dieser Zeit mag auch die Kapazität der kleinen Mühle nicht mehr gereicht haben. Zu einer Vergrößerung brauchte man aber mehr Wasser und eine erhöhte Wasserkraft. Vermutlich wurden in dieser Zeit der Mühlgraben ausgebaut, Wehre und Schleusen geschaffen sowie ein Ablaufgraben, der heutige Schleusengraben, errichtet. All das erforderte einen großen Bauaufwand mit vielen Arbeitskräften. Derartige Tätigkeiten mussten die Berkaer im Auftrag der Fürsten als Fronepflichten erfüllen. Die Mühle - ein Opfer von Feuer und Wasser Mehr als 300 Jahre später berichtet ein Dokument, und zwar eine „Kaufberedung“ vom 14. Februar 1611, über das weitere Schicksal der Berkaer Mühle. In diesem Schriftstück wurde vereinbart, dass die Witwe und die Töchter des verstorbenen Besitzers von Berka, Georg Albrecht von Witzleben, ihren erblichen Besitz in Berka verkaufen. Käufer war die „Fürstl. S. junge Herrschaft zu Weimar“. Gemeint sind damit die neun unmündigen Söhne des verstorbenen Herzogs Johann. Die Kaufsumme betrug 4000 Gulden. Verkaufsobjekte waren der Beulwitzer Hof mit allen „Zubehörungen“ (ein Freihof auf dem Gelände des heutigen Thüringer Forstamtes Bad Berka in der Ilmstraße). Weiterhin erwarben die Weimarer Fürsten die Brandstätte der 1608 beim großen Stadtbrand abgebrannten Mühle. Im Dokument heißt es: „…eine Mahlmühle, welche sindermahls abgebrennet“ auch „den bei der Mühle vorhandenen Vorrat an Steinen und in Brand übrig gebliebenen Eisenwerg“. Von der Mühle war also nach dem Brand nur noch eine Ruine übrig geblieben. Über die „Zubehörungen“ zum Kaufobjekt Mühle schrieb man: „Der

Klein Venedig um 1900<br />

<strong>Mühlen</strong> als erste technische Einrichtungen<br />

Die Erfindung der <strong>Mühlen</strong> war ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung der<br />

Menschheit. Vom einfachen Reibstein bis zur von Wasser oder Wind angetriebenen<br />

Mühle vergingen Jahrtausende. Ehrfurchtsvoll begegneten die Menschen den ersten<br />

Maschinen. Für die damalige Zeit waren sie in stattlichen Bauten errichtet <strong>und</strong> zogen<br />

die Aufmerksamkeit auf sich. Sie gaben Tag <strong>und</strong> Nacht keine Ruhe, ihre hölzernen<br />

Getriebe klapperten, ächzten <strong>und</strong> stöhnten. Deshalb waren <strong>Mühlen</strong> <strong>und</strong> ihre<br />

Umgebung oft als unheimlich verschrien. Man sah sie als Aufenthaltsort von Geistern<br />

an <strong>und</strong> brachte sie nicht selten mit Bluttaten in Verbindung. In kriegerischen Zeiten<br />

wurden sie wegen des vermuteten Reichtums ihrer Besitzer oft als erste aufgesucht.<br />

Überdies waren Müller <strong>und</strong> Müllerin häufig als „unehrlich“ verschrien. Das hatte<br />

<strong>seine</strong>n Gr<strong>und</strong> darin, dass Korn <strong>und</strong> Mehl in der Mühle nicht gewogen wurden. Der<br />

Müller benutzte bei der Annahme des Getreides <strong>und</strong> Abgabe des Mehls die „Metze“,<br />

ein Behältnis, mit dem er beides schöpfte. Als Mahllohn erhielt er kein Geld, sondern<br />

er nahm sich diesen mit der „Metze“ vom Getreide des Mahlgastes. Dabei wurde ihm<br />

oft unterstellt, er betrüge, indem er am Behältnis bzw. am Beutelsystem <strong>seine</strong>r Mühle<br />

<strong>und</strong> anderen Geräten manipuliere. Erst mit dem Voranschreiten der Technik im<br />

<strong>Mühlen</strong>wesen konnte man diese Unterstellungen zurückweisen.<br />

Zisterzienserinnen als <strong>Mühlen</strong>besitzer<br />

Die Existenz einer Mühle in <strong>Berka</strong> wurde erstmals 1280 in einer Urk<strong>und</strong>e im<br />

Kopialbuch des ehemaligen <strong>Berka</strong>er Zisterzienserinnenklosters erwähnt. Aus ihr geht<br />

hervor, dass Gräfin Elsa von Rabenswald als Besitzerin von <strong>Berka</strong> auf die<br />

Lehensherrlichkeit, d.h. auf ihr Obereigentum der von den Klosterfrauen erworbenen<br />

<strong>und</strong> geschenkten Güter <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücke, verzichtete. Sie überließ diese den<br />

Nonnen zum alleinigen Besitz. Unter den erwähnten Gütern befand sich die Mühle.<br />

In der Urk<strong>und</strong>e heißt es: „.....daß wir die Mühle zu <strong>Berka</strong>, gelegen bei dem Kirchhofe,<br />

welche Mühle der Convent der heiligen Klosterfrauen, die sie um ihre Pfennige kauft<br />

haben, in Besitz bekommen hat, die dann alle Jahre jährlichen Zins gibt: Zehen<br />

Malter <strong>und</strong> 4 Speckschweine....“

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