Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka
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1948 erfolgte die Verhaftung des <strong>Mühlen</strong>-Besitzers Walter Nitze durch die staatlichen<br />
Organe. Man warf ihm vor, Getreide ohne Mahlscheine gemahlen <strong>und</strong> verteuert<br />
weiter verkauft zu haben. Er war an Schwarzhändler geraten, die Getreide von<br />
sowjetischen Offizieren bezogen <strong>und</strong> es in <strong>seine</strong>r Mühle mahlen ließen. Obwohl er<br />
den Behörden <strong>seine</strong>n Verdacht äußerte, wurde er angewiesen, diese Leute<br />
bevorzugt zu behandeln, da sie in Verbindung mit der Besatzungsmacht ständen. Er<br />
konnte aber nicht ahnen, dass er es bei dem Beamten mit einem Mittäter zu tun<br />
hatte. Als man später die Täter verhaftete, geriet Walter Nitze mit in den Kreis der<br />
Verdächtigen. Um sich selbst zu retten, wurde Nitze schwer verleumdet. Die<br />
Behörden nutzten die Situation zur Enteignung der Mühle <strong>und</strong> <strong>seine</strong>s gesamten<br />
Vermögens. Andere Gründe hatten gegen Nitze nicht vorgelegen. Er war weder<br />
Mitglied der NSDAP noch einer ihrer Organisationen gewesen. Im Gegenteil - bei ihm<br />
eingesetzte ausländische Zwangsarbeiter sowie für Bauarbeiten kurzzeitig<br />
abkommandierte Buchenwaldhäftlinge behandelte er menschlich <strong>und</strong> versorgte sie<br />
heimlich. Ein befre<strong>und</strong>etes jüdisches Ehepaar wurde während des Krieges auf einem<br />
auswärtigen Besitz untergebracht <strong>und</strong> dort längere Zeit versteckt. Auch<br />
Leum<strong>und</strong>szeugnisse, ausgestellt von der Belegschaft der Mühle, der Orts-<br />
Gewerkschaftsleitung, des Orts-Antifa-Blockes <strong>und</strong> der evangelischen<br />
Kirchgemeinde, konnte die Gerichte nicht umstimmen. Selbst der Bürgermeister der<br />
Stadt <strong>Bad</strong> <strong>Berka</strong> hatte ihm ein korrektes Verhalten bescheinigt <strong>und</strong> erwähnt, dass<br />
Walter Nitze mit Mehlspenden dafür sorgte, dass alle Schulkinder in der Pause ein<br />
Roggen-, später sogar ein Weizenbrötchen kostenlos erhielten. Bekannt ist auch,<br />
dass Nitze beim Kleinstumtausch von Getreide der Bürger, bei nicht vorhandenen<br />
Genehmigungen großzügig handelte.<br />
Während der Haft schwer misshandelt, musste er sich 1949 in eine Klinik begeben.<br />
Zur Verwaltung der Mühle wurde ein Treuhänder von staatlichen Stellen eingesetzt.<br />
Vor einer weiteren Verhaftung konnte er sich nur durch die Flucht retten.1952 wurde<br />
Walter Nitze enteignet.<br />
Am 18. Juli 1952 wurde die Untermühle in Volkseigentum überführt. Betriebsleiter<br />
war fortan der Müllermeister <strong>und</strong> <strong>Mühlen</strong>baumeister Karaus.<br />
Schärfen der Mahlsteine in der Untermühle 1955