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Bad Berka und seine Mühlen (Teil 1) - Kurstadt Bad Berka

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1940 wurde sie einschließlich der Nebengebäude von Fritz Oschatz <strong>und</strong> <strong>seine</strong>m<br />

Sohn Hans, der als Mitbesitzer erscheint, an Walter Nitze verkauft. Dieser erwarb sie<br />

sicher aus wirtschaftlichen Gründen. Das Mühlrad drehte sich aber nur noch kurze<br />

Zeit zur Stromerzeugung <strong>und</strong> zum zeitweiligen Schroten von Getreide. Noch<br />

während des Krieges begann Nitze in der alten Mühle Wohnungen einzurichten.<br />

Die Untermühle hatten Emil Nitze <strong>und</strong> <strong>seine</strong> beiden Söhne Helmut <strong>und</strong> Walter<br />

indessen zu einer modernen <strong>und</strong> leistungsfähigen Mühle umfunktioniert. Zunächst<br />

erfolgte 1919/20 der Ausbau des Dampfkraftwerkes, nachfolgend die Anschaffung<br />

von zwei LKW zum Abtransport der Getreideprodukte <strong>und</strong> 1932 der Einbau einer<br />

neuen Francis-Wasserturbine. Ihnen folgten die Erweiterung des Turbinenhauses<br />

<strong>und</strong> die Anschaffung eines Einzylinder-Dieselmotors von 60 PS, eines Elektromotors<br />

mit 30 KW sowie von zwei Gleichstromaggregaten von 110 V zur Energiegewinnung.<br />

Gleichzeitig wurden dabei die beiden Nachbarhäuser der Familien Kaufmann <strong>und</strong><br />

das Haus der Familie Langenberg mit Elektroenergie versorgt, in den nachfolgenden<br />

Jahren über eine Freileitung auch die Heizung der Kirche. Die Erzeugung von<br />

Energie mit Dampfkraft wurde aufgegeben. 1932 erfolgte der Bau eines Silos.<br />

Wurden in den vergangenen Jahren täglich 5t Getreide vermahlen, konnte man nun<br />

mit Motor- <strong>und</strong> Wasserkraft 12t erreichen. Die Einrichtung der Mühle ist in dieser Zeit<br />

mit drei einfachen <strong>und</strong> drei Doppelwalzenstühlen, einem Mahlgang zur<br />

Mehlherstellung <strong>und</strong> einem Schrotgang von je 120m Durchmesser <strong>und</strong> einem<br />

Schrotstuhl angegeben. Seit dieser Zeit erscheint der Kaufmann <strong>und</strong> Müllermeister<br />

Walter Nitze als alleiniger Besitzer der Kunstmühle Emil Nitze. Obwohl <strong>seine</strong> Mühle<br />

nun nicht mehr abhängig von einer ausreichenden Wasserzuführung der Ilm war,<br />

bemühte sich Walter Nitze ständig um die Nutzung der Wasserkraft <strong>und</strong> deren<br />

Erhöhung. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e installierte er auf dem von ihm in Kranichfeld<br />

erworbenen Gr<strong>und</strong>stück eine Pumpe zur Förderung des Wassers vom<br />

„Stubenbrunnen“ zur Ilm. So konnte nun das Wasser verlustloser zur Ilm gebracht<br />

werden. Das Gr<strong>und</strong>stück war einst im Besitz der beiden Brüder Oschatz. Sie hatten<br />

es unter Protest der Kranichfelder 1890 zur Sicherung der Wasserzufuhr zur Ilm<br />

erworben. Zu Beginn des II. Weltkrieges erfolgte der Einzug der beiden<br />

Lastkraftwagen zum Kriegsdienst. Dafür erhielt die Mühle zwei Pferde. 1944 wurden<br />

zwei neue Walzenstühle eingebaut.<br />

Die Kunstmühle Emil Nitze wird enteignet<br />

In den schweren Nachkriegsjahren waren die <strong>Mühlen</strong> wichtige Einrichtungen zur<br />

Versorgung der Menschen, auch die Kunstmühle Emil Nitze in <strong>Bad</strong> <strong>Berka</strong>. Hier war<br />

nicht nur das ablieferungspflichtige Getreide der Landwirte anzuliefern. Auch für den<br />

Eigenbedarf der Bürger wurde Getreide angenommen <strong>und</strong> gegen Mehl eingetauscht.<br />

Das geschah allerdings nur gegen Vorweisen von Mahlscheinen, die von den<br />

Behörden ausgestellt wurden. Auch über Kleinstmengen, erworben durch mühsames<br />

„Ährenlesen“, musste ein Nachweis erbracht werden. Besonders nach der Ernte bis<br />

weit in den Winter hinein war oft Hochbetrieb an der Pfarrgasse. Pferde,- Kuh- <strong>und</strong><br />

Ochsengespanne beladen mit Getreidesäcken reihten sich aneinander. Dazwischen<br />

drängten sich Bürger mit Handwagen, Tragkörben <strong>und</strong> anderen Behältnissen, um<br />

ihre wenigen Pf<strong>und</strong>e Getreide zur Nahrungsaufbesserung in Mehl umzutauschen.<br />

Auch die Mühle hatte in dieser Zeit große Schwierigkeiten zur Aufrechterhaltung ihrer<br />

Tätigkeit. Wegen Mangel an Kraftstoff konnte der Dieselmotor oft nicht eingesetzt<br />

werden. Hatte man auch noch Wassermangel (was oft vorkam), war man auf Energie<br />

aus dem Netz angewiesen. Da diese ebenfalls nur beschränkt zur Verfügung stand,<br />

kam es oft zum Stillstand.

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