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MiriamFischer Publikation Philosophie des Tanzes - Andrea von ...

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<strong>von</strong> Gewohnheiten: das Zusammengefaltete da sind zarte Äderchen, ist ein feines Netz aus<br />

Fäden und Flüssen. Es ist ein gefaltetes, gefälteltes Gewebe, durchlaufen <strong>von</strong> Pulsschlägen<br />

und vom Herzklopfen seines Gefaltetseins selbst, vereinnahmt vom Drücken seines eigenen<br />

Gewichts, das es auf sich selbst ausübt, oder vielmehr, das es am Platz ausübt, es selbst nichts<br />

anderes seiend als der Platz: letztendlich nichts anderes seiend als der Platz, der sich <strong>von</strong> sich<br />

selbst unterscheidet, der sich trennt und sich deplaziert in sich selbst, der entfaltete<br />

vervielfältigte Körper.<br />

Lediglich eine Anhebung <strong>des</strong> Platzes am Platz, ein unendlich kleines Abheben, jedoch<br />

gleichzeitig das Weggleiten, die Trennung und mit ihr das Schleudern oder der Wurf in<br />

Richtung naher und ferner Gliedmaßen, fern und doch nah.<br />

So die Falte und die Aufrichtung <strong>des</strong> Menschen, sein Sicherheben eines Morgens in der<br />

großen Spalte Afrikas: weder Werkzeug noch Rede, aber vor dem Körper eines Toten ein<br />

Wiegen der Anderen am Platz, die um ihn kauern, wie, um seiner Flucht zu entfliehen, oder<br />

aber im Gegenteil, um ihn zu begleiten, ein Strecken all ihrer Sehnen und der erhobenen<br />

Arme, das bis zu den Fersen zieht.<br />

Ich stelle mir einen Tänzer vor, - ja, ich erinnere mich an dieses uralte Schauspiel –<br />

zuallererst ist er aufgewühlt durch den Tod, den er vor sich hat: beim letzten Zucken eines<br />

Lebewesens, menschlich oder nicht menschlich, unmenschlich, antwortet er mit einem<br />

Aufsprung, einem verknoteten Bauch, einem gekrümmten Kopf, er setzt die<br />

Empfindungslosigkeit, die er plötzlich beim Toten spürt, in Bewegung um.<br />

Oder aber (er wird) bewegt durch eine Geburt – es handelt sich hier um Nuancen –, durch ein<br />

zusammengekrampftes Neugeborenes: jedoch immer ist es ein Trennungsschock. Aufspringen<br />

oder Abreißen <strong>des</strong> einen mit dem anderen, der Luft mit der Erde und <strong>des</strong> Körpers mit dem<br />

Körper: dies ist es, was ihn faltet und entfaltet, was ihn zusammenfügt und auseinander<br />

nimmt.<br />

Was ihn da<strong>von</strong> trennt, was die Erde war und was ein Gott war.<br />

Ein <strong>von</strong> der Trennung vereinnahmter Körper: hier haben wir die Seele und den Tanz, den<br />

Trancezustand und die Kadenz eines Abstands.<br />

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