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MiriamFischer Publikation Philosophie des Tanzes - Andrea von ...

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estimmt, aber was er bestimmt, ist zugleich ein Unbestimmbares, eine unbestimmbare, ihm<br />

vorgegebene Struktur. Oder: Es ist vom Erleben ein beherrschter Körper, den wir im<br />

Deutschen, und im Tanzdiskurs tun wir das, häufig Leib nennen. Die andere Seite <strong>von</strong><br />

diesem Leib, die ja nicht nachträglich, sondern wiederum zugleich ist, ist, dass er ein<br />

Naturding ist. So haben wir zwei Einheiten: die Einheit <strong>von</strong> Erleben, dem unterscheidenden<br />

Haben bis hinauf zum Denken, dem Erleben und dem Körper, der Körper selber<br />

unterschieden in zwei Momente, einmal beherrschter, beherrschbarer Organismus mit einer<br />

unbeherrschbaren Seite, das Naturding. Und dieses Natürliche erlaubt uns, dass wir<br />

wahrnehmen, erlaubt uns, dass wir agieren in den Raum hinaus, erlaubt uns, dass wir<br />

tanzen.<br />

Ka:<br />

Sie haben gerade ein Stichwort gegeben: Raum. (...) Außerdem habe ich so Begriffe gehört.<br />

Also, wir haben uns ja auch vorher ein bisschen unterhalten. Ich denke, dem Philosophen<br />

stehen Begriffe wie Leib, Körper, Leibkörper, beherrschter Leib oder beherrschter Körper<br />

usw. viel näher. All das war mir als Tänzer zunächst etwas fremd. Deswegen, wenn wir<br />

Tänzer <strong>von</strong> Raum sprechen, haben wir eine klare Idee, was da gemeint ist. Was können Sie<br />

aus Ihrer Perspektive zum Raum, zum Umgang mit Raum sagen?<br />

Uehlein:<br />

Raum ist für uns zunächst <strong>von</strong> der Naturwissenschaft her: wie viel Kubikmeter hat die Bühne<br />

hier? Das ist der Raum. Da kann man dann ein Koordinatensystem aufstellen, mit Höhe,<br />

Breite, Tiefe. Scheint alles geklärt zu sein. Aber was ich Ihnen eigentlich zeigen will, ist, das<br />

können Sie wiederum am Tanz erkennen, dass dieser Raum, dieser metrische Raum, ein<br />

Späteres ist. Was wir erleben, was wir sehen, ist ein Raum, der ganz andere Strukturen hat.<br />

Ein Raum, den wir wohl nachträglich vermessen können, aber ursprünglich ist der Raum der,<br />

den Frau Stahl jeweils geöffnet hat, wenn sie hier und dort im Kreis gegangen ist, oder am<br />

Anfang, wie sie hier mit kleinen Schritten entlanggegangen ist, den Raum einmal nach oben<br />

oder nach hinten geöffnet hat usw. [macht zur Veranschaulichung Bewegungen im Raum].<br />

Für uns wiederum, für Sie vielleicht auch, ist interessant, dass Sie bei Raum nicht sofort<br />

einhaken und sagen: „3 Kubikmeter“ oder „Höhe-Breite-Länge-Tiefe“, das ist eine<br />

Abstraktion, die wir nachher machen, in der wir den Erlebnisraum neutralisieren. Das ist gar<br />

nicht mehr der enge Raum <strong>des</strong> Scheinwerfers, der weite Raum, den Sie mir hier eröffnen,<br />

wenn Sie auf der Bühne vorgehen, ist nicht mehr der weite enge Raum, ist ein völlig<br />

neutraler Raum. Deshalb können Sie mit dem metrischen Raum einen jeden Raum<br />

vermessen, aber erleben können Sie ihn nicht. Erleben können Sie nur die <strong>von</strong> den<br />

„Leibern“, ich muss sagen, <strong>von</strong> den „Leibkörpern“, oder wenn Sie so wollen, sagen wir<br />

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