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MiriamFischer Publikation Philosophie des Tanzes - Andrea von ...

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Das Problem, das entstanden ist, scheint mir durchaus lösbar. Wenn die zehn Blicke<br />

unterscheidbare Blicke sind, dann gibt es Bestimmtheiten. Und darum ging es, Herr Schmitz,<br />

um Bestimmtheiten. Dass diese Bestimmtheiten aber nicht fixiert werden, ist eine ganz andere<br />

Frage. Also, wir dürfen Sinn nicht so fluid nehmen, dass er uns in allem quallenhaft verläuft,<br />

sondern er lässt sich dauernd artikulieren, und er muss artikuliert werden und er wird<br />

artikuliert. In jeder Geste, aber auch in jedem vernünftig gesprochenen Wort. Und <strong>des</strong>wegen<br />

können wir über das Wort auch streiten. Über die qualligen Wörter können wir eben nicht<br />

streiten. Die Balance ist das Entscheidende. Ich glaube nicht, dass es ein ausschließender<br />

Gedanke war, den Sinn als ein Geschehen zu sehen, artikuliert durch durchaus feststellbare<br />

Bedeutungen.<br />

Zur Lippe:<br />

Die Grundeinsicht der Hermeneutik beharrt immer auf dem konstitutiven Nicht-Verstehen für<br />

alles Verstehen. Natürlich ist der Blick erst dann überhaupt wirklich als dieser Blick<br />

angekommen, wenn ich mich frage, was er meint. Ich glaube, vielleicht zu wissen, aber ich<br />

werde immer auch noch Fragen haben. Der Sinn wird, wenn wir da<strong>von</strong> sprechen wollen,<br />

immer hin- und herfließen, und bestimmter, aber auch unbestimmter werden. In einem<br />

Vorgang, es geht darum, man sagt zu so etwas heute gerne Prozess, dass es nicht ein Einrasten<br />

auf ein Signal ist. Ich glaube, das ist das Entscheidende bei diesem, worauf Sie, Frau Fischer,<br />

bestehen, und ich denke an eine Figur, eben eine Form im klassischen Ballett: Eine Pirouette<br />

in Schwanensee verstehe ich als idealiter immer gleich, und die Abweichungen sind eben<br />

Defizienzen. Mal sind sie besser gelungen, mal eben leider nicht ganz so gut. Während in<br />

einer Aufführung <strong>von</strong> sicher auch schon Cunningham, aber ich glaube vielmehr dem, was wir<br />

heute etwa gesehen haben, miterlebt haben [Lecture Performance: Alliterationen], es um<br />

etwas vollkommen anderes geht.<br />

Schmitz:<br />

Ich wollte nur sagen, dieses ganze Problem der Dauer im Wechsel, da gibt es ja zwei Typen<br />

<strong>des</strong> Dauern: Das eine ist, das die aktuellen Situationen immer in zuständlichen Situationen<br />

eingebettet sind. Diese sind konstant. Das ist schon bei den Tieren so, die Sitten z.B. oder bei<br />

uns die Sprache, die ganzen Regelmäßigkeiten <strong>des</strong> Lebens sozusagen, das sind<br />

Zuständlichkeiten. Und das zweite ist eben, was wir Menschen können und nicht die Tiere,<br />

dass wir einzelne Bestimmtheiten, einzelne Bestimmungen, einzelne Gattungen, einzelne<br />

Sachverhalte herausholen können und fixieren können. Worum es eigentlich geht, können wir<br />

einzeln sagen und das können wir dann auch festhalten. Und das ist nicht nur notwendig<br />

irgendeine verschrobene Idee wie in der abendländischen Kultur, dass man alles zu sehr<br />

fixiert, das wollte man auch, das ist ein großes Verhängnis, aber dahinter, da ist eine große<br />

Chance für das Flüssige, dass es sich an etwas Festgestelltem, etwas Einzelnem<br />

gewissermaßen, will nicht sagen, brechen kann, aber dass es eine neue Gestalt annehmen<br />

kann. Es wird uns Menschen ungeheuer viel möglich dadurch, dass wir als einzelne Subjekte<br />

aus bestimmten Standpunkten Stellung nehmen können zu allem, was fließt. Das, was bei den<br />

Tieren auch schon da ist an Gefühlen, an Impulsen, wird ungeheuer verfeinert und<br />

vervielfältigt durch unser menschliches Vermögen, den Impulsen auch Widerstand zu leisten,<br />

aus einer ganz bestimmten Position, <strong>von</strong> einem Standpunkt aus. Und alles das ist unter<br />

Umständen äußerst fruchtbar, und nicht nur im Umgang mit dem ganzen<br />

Platonismus, den Herr Uehlein anders sieht als ich.<br />

Eva Wagner:<br />

Ich wollte noch einmal zuspitzen, das konstitutive Nicht-Verstehen ist meines Erachtens<br />

Motor für Sinnsuche. Ich werde mich nicht mit gleichbleibender Offenheit dem Nicht-Sinn<br />

irgendwie hingeben.<br />

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