MiriamFischer Publikation Philosophie des Tanzes - Andrea von ...
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auch “unabhängig” vom Denken Sensibilität für diese körpereigene Intelligenz zu entwickeln.<br />
Das macht das Denken an sich aber noch nicht unvereinbar mit dem Tanz.<br />
“ … die Vorstellungen, die Sie in ihrem Geist bilden, signalisieren dem Organismus immer<br />
die eigene Beteiligung am Zustandekommen der Vorstellungen und rufen emotionale<br />
Reaktionen hervor. Sie können der Beteiligung Ihres Organismus einfach nicht entkommen,<br />
vor allem der motorischen und emotionalen nicht, da sie untrennbar zu Ihrem Geist gehört.” 13<br />
Denken ist ein spezifisches Werkzeug, das dem Menschen zur Verfügung steht. Leider wird<br />
es (nicht nur im Tanz sonder auch im “wirklichem” Leben) häufiger für wichtiger genommen<br />
als die Realität selbst. In der Aktion (Tanz, Bewegung, Improvisation) ist Denken immer<br />
langsamer als das physische Geschehen. So wird es zum Hindernis, wenn der Tänzer die<br />
Lösungen und Vorschläge, die das Denken findet, wichtiger nimmt als die <strong>des</strong> Körpers.<br />
Exkurs:<br />
Allgemein hin wird nach wie vor angenommen, dass Denken, Rationalität,<br />
Entscheidungsfindung Prozesse sind, die getrennt und geradezu gegensätzlich zum Fühlen<br />
sind. Rationalität, so wird gedacht, hat ihre eigenen separaten Zentren im Gehirn. Das ist ein<br />
schwerwiegender Irrtum, wie inzwischen gar wissenschaftlich nachzulesen ist 14 . Diese<br />
Annahme und die Sehnsucht nach Objektivierbarkeit sieht Denken und Fühlen als<br />
Widersacher und hat in unserer Zeit dem Denken den Platz <strong>des</strong>sen zugewiesen, der alles<br />
führen und managen soll, wenn wir nicht in einem Gefühlschaos untergehen wollen. Das<br />
färbt sich noch heute auf den Tanz ab, dem nach wie vor gemeinhin der Gefühlspart<br />
zugeschrieben wird. Nun ist es so, dass Entscheidungsfindung, Rationalität und<br />
Gefühlswahrnehmung sich zu einem Teil in den selben Gehirnabschnitten lokalisiert.<br />
Was bedeutet das in diesem Zusammenhang: Diese unnatürliche Trennung <strong>von</strong> Denken und<br />
Fühlen versucht Dinge <strong>von</strong>einander zu trennen, die nicht zu trennen sind, die ineinander<br />
verwoben sind. So wird unsere Rationalität beeinträchtigt, gar kastriert in dem Versuch einen<br />
Teil, die Gefühlswahrnehmung, die mit ihr untrennbar im Gehirn verwoben ist (oder gar mit<br />
ihr eins ist), abzutrennen.<br />
Denken im Tanz:<br />
Im Schauspiel arbeitet man mit Subtexten. Das ist der innere Monolog der sich im<br />
Schauspieler entwickelt, oft im Gegensatz zu dem gesprochenen Text und der äußeren<br />
13 A. Damasio: Descartes’ Irrtum: „Ich fühle also ich bin“, S.<br />
14 Vgl. u.a. A. Damasio: Descartes’ Irrtum”: “Ich fühle also bin ich”, Rita Carter: Mapping the Mind<br />
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