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MiriamFischer Publikation Philosophie des Tanzes - Andrea von ...

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Aus diesem und anderen Ratschlägen in den Briefen leite ich die These ab, dass Heilung<br />

<strong>von</strong> Krankheit für Descartes (wie bereits oben angeführt) eben nicht der „Reparatur<br />

mechanischer Automaten“ 120 entspricht, sondern auf dem Spüren psychosomatischer<br />

Zusammenhänge beruht. Durch bestimmte Verhaltensweisen (Enthaltung <strong>von</strong><br />

anstrengender Denkarbeit; Muße; fröhliche Gedanken) kann der Heilungsprozess dann<br />

gefördert werden.<br />

Descartes betont, dass <strong>Philosophie</strong>, soll sie nicht schädlich für das Wohlbefinden der<br />

philosophierenden Person sein, nur wenige Stunden jährlich betrieben werden darf:<br />

Und ich kann wahrhaftig sagen, dass die Hauptregel, die ich immer in meinen Studien<br />

beobachtet habe und der ich mich , wie ich glaube, am meisten bediente, um irgendeine<br />

Kenntnis zu erwerben, die gewesen ist, immer nur sehr wenige Stunden täglich auf die<br />

Gedanken zu verwenden, die die Vorstellungskraft beschäftigen, und sehr wenige Stunden<br />

jährlich auf die, die das reine Begriffsvermögen beschäftigen, und dass ich meine gesamte<br />

übrige Zeit der Erholung der Sinne und der Ruhe <strong>des</strong> Geistes widmete; ich rechne zu den<br />

Übungen der Vorstellungskraft sogar alle ernsthaften Gespräche und alles, wofür man<br />

Aufmerksamkeit haben muss. 121<br />

Im Hintergrund steht der Gedanke, dass, sobald ich zu philosophieren beginne, ich die<br />

selbstverständlich gespürte Einheit <strong>von</strong> Körper und Seele verliere, die Verschiedenheit<br />

<strong>von</strong> Körper und Seele begreife und bei<strong>des</strong> schwerlich zusammendenken kann. Der Verlust<br />

dieser selbstverständlichen Einheit im wissenschaftlichen Erkennen <strong>des</strong> Dualismus ist laut<br />

Descartes der Gesundheit eines Menschen nicht zuträglich und soll sich <strong>des</strong>halb auf<br />

wenige Stunden jährlich beschränken. Er empfiehlt, die einmal im Begriffsvermögen<br />

erkannten Schlüsse „in seinem Gedächtnis und in seinem Glauben zu bewahren und dann<br />

die übrige verfügbare Zeit für das Studium und die Gedanken zu verwenden, bei denen<br />

das Begriffsvermögen mit dem Vorstellungsvermögen und den Sinnen<br />

zusammenwirkt“ 122 . Descartes schreibt dem selbstverständlichen, sinnlichen Spüren <strong>des</strong><br />

Menschen damit einen hohen Stellenwert zu. Er anerkennt, dass der Mensch nicht ohne<br />

Schaden da<strong>von</strong> kommt, wenn er sich allein auf das reine Denken (vgl. das „Ego cogitans“<br />

der Meditationes), d.h. auf das tätige Begriffsvermögen, konzentriert bzw. reduziert.<br />

e) Körper-Denken als Tanz: Die Geburt <strong>des</strong> Friedens oder das Ballett <strong>des</strong> Descartes<br />

120 Historisches Wörterbuch der <strong>Philosophie</strong>, S.191<br />

121 Briefe, S.272<br />

122 Ebd. S.273/74<br />

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