Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
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Apparatur :<br />
Anregung :<br />
Aufnahme :<br />
Proben:<br />
Auswertung :<br />
Analysenlinien :<br />
Energiedispersiver Röntgenfluoreszenzspektrometer TN 1710, Vielkanalanalysator mit<br />
2048 Kanälen, Doppel-Magnetplattenleser TN 1117<br />
LSI Kleinkomputer mit 28 K, Programmsoftware von TRACOR Northern<br />
Ag-Röhre 40 KV, 0.10 mA<br />
Al-Primärfilter<br />
Brennfleck ca. 30 mm 2<br />
kein Vakuum<br />
Kollimator «3»<br />
200 See. Integr.zeit<br />
Spektren mit 20 e V/Kanal auf Magnetplatten 27-32, Rekalibrierung<br />
Direkte Anregung der Untersuchungsobjekte, meist Doppelanalyse an verschiedenen Stellen<br />
(Schaufel, Stiel)<br />
Als Vergleichsproben dienten Buntmetallstandards <strong>und</strong> Reinmetalle sowie als Hilfsreferenzen<br />
Pulverpresslinge von Reinmetallen (Vielkomponent-Proben)<br />
Auswertung der Spektren aufgr<strong>und</strong> von Referenzspektren reiner Elemente, Spektrenentflechtung.<br />
Off-line Verarbeitung der gef<strong>und</strong>enen Peak-Intensitäten mittels Referenz- <strong>und</strong><br />
Standardproben. Ausgabe der Ergebnisse als qualitative, summennormierte Hauptkomponentenanalysen<br />
(vgl. Tab. 1)<br />
Cu Ka + ß<br />
Zn Ka + ß<br />
Sn Ka<br />
Tabelle 2: Analysenbedingungen<br />
Ag<br />
Pb<br />
Ka + ß<br />
L-Serie Fe, Ni, As<br />
Au, Hg, Bi<br />
Zusammenfassung / Résumé / Summary<br />
<strong>Die</strong> energiedispersive Röntgenfluoreszenzanalyse<br />
(EDS-XRF) ist eine zerstörungsfreie Möglichkeit der<br />
in-situ-Materialanalyse (Analyse ohne Probenahme<br />
am unbehandelten Objekt). Eine primäre Röntgenstrahlung<br />
regt einen entsprechend <strong>aus</strong>geblendeten<br />
Teil der Probenoberfläche zu einer charakteristischen,<br />
sek<strong>und</strong>ären Fluoreszenzstrahlung an, die spektral<br />
zerlegt, auf Datenträgern elektronisch festgehalten<br />
wird <strong>und</strong> Informationen liefert über die in der<br />
Probe anwesenden chemischen Hauptkomponenten<br />
<strong>und</strong> deren Mengenanteile. <strong>Die</strong> Morphologie der analysierten<br />
Probenoberfläche sowie die Homogenität<br />
des Untersuchungsobjektes definieren im Wesentlichen<br />
die Qualität der Materialanalyse bzw. ihre Repräsentativität.<br />
Im Falle der untersuchten <strong>Löffel</strong> zeigt<br />
die Dichtebestimmung, dass die Mehrzahl stark korrodiert<br />
ist (zu geringes spez. Gewicht), so dass jede<br />
Analyse, die nicht das ganze Stück erfasst, einen gewissen<br />
Zufallscharakter hat <strong>und</strong> als qualitativ anzusprechen<br />
ist. Zur Prüfung der Homogenitätsverhältnisse<br />
wurden in der Regel zwei Spektren von jedem<br />
Stück aufgenommen, je eines von <strong>Löffel</strong>schaufel <strong>und</strong><br />
-stiel.<br />
Auf diese Weise wurden 169 <strong>Löffel</strong> analysiert, wobei<br />
fünf Haupt-Materialklassen unterschieden wer<br />
Ka + ß<br />
L-Serie<br />
den konnten, nämlich: 1. Silber (r<strong>und</strong> 5°7o aller <strong>Löffel</strong>,<br />
Silbergehalt r<strong>und</strong> 90% oder darüber, Legierungspartner<br />
Kupfer, daneben Blei, Zinn <strong>und</strong> Gold), 2.<br />
Messing (r<strong>und</strong> 6 °7o aller <strong>Löffel</strong>, Hauptlegierungspartner<br />
sind Kupfer <strong>und</strong> Zink, daneben Zinn <strong>und</strong> Blei), 3.<br />
blei-arme Bronze (r<strong>und</strong> 19 °7o aller <strong>Löffel</strong>, Hauptlegierungspartner<br />
sind Kupfer <strong>und</strong> Zinn, daneben Zink<br />
<strong>und</strong> Blei, wobei Pb in der Regel < 5 %), 4. bleireiche<br />
Bronze (r<strong>und</strong> 16% aller <strong>Löffel</strong>, wie Gruppe 3, aber<br />
mit Pb > 5 %), 5. kupferhaltige Zinn-Blei-Legierungen<br />
(r<strong>und</strong> 54 % aller <strong>Löffel</strong>). <strong>Die</strong> Gruppen 2 bis 5 weisen<br />
eine sehr ähnliche Patinafarbe auf.<br />
Das zeitliche Auftreten der bleireichen Legierungen<br />
im zweiten <strong>und</strong> dritten Jahrh<strong>und</strong>ert ist auffällig: offenbar<br />
werden die «guten» Kupferlegierungen Bronze<br />
<strong>und</strong> Messing allmählich durch zinn- <strong>und</strong> bleireiche<br />
Legierungen ersetzt. <strong>Die</strong>s kann mit Aenderungen von<br />
Angebot <strong>und</strong> Nachfrage zu tun haben oder eventuell<br />
mit einer technologischen Vereinfachung (Reduktion<br />
der Schmelztemperatur), möglicherweise auf Kosten<br />
der Materialqualität. Ob allenfalls Spuren einer Verzinnung<br />
den diagnostizierten Legierungscharakter<br />
beeinflussen würden, kann aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden<br />
Bef<strong>und</strong>e nicht entschieden werden.