Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
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Schichtung der <strong>Löffel</strong>oberflächen mit einer Zinn-<br />
Bleiverbindung in Frage. Deartige Beschichtungen<br />
sind bei den Gruppen 2 bis 4 verhältnismässig häufig<br />
(vgl. Abb. 29), sind aber makroskopisch bei Gruppe 5<br />
seltener feststellbar. <strong>Die</strong> Frage, ob der erhöhte Zinn-<br />
Bleigehalt der gesamten Materialklasse 5 auf solche<br />
Weise gedeutet werden könnte, muss vorderhand offen<br />
bleiben <strong>und</strong> sollte allenfalls zusammen mit der Bearbeitung<br />
des Patina-/Korrosionsproblems behandelt<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Tatsache, dass <strong>Löffel</strong>stiele in 70% der Fälle<br />
bleireicher sind als die zugehörigen Schaufeln (Abb.<br />
25), dürfte mit der Aufstellung der Schmelzform zusammenhängen,<br />
nämlich mit dem Einfüllstutzen für<br />
die Schmelze an der Spitze der <strong>Löffel</strong>schaufel. Während<br />
der Abkühlungsphase sind offenbar spezifisch<br />
schwerere, bleireiche Anteile der Schmelze in der<br />
Form nach unten gesunken <strong>und</strong> haben sich im Stiel<br />
angereichert. Einen zusätzlichen Hinweis auf diese<br />
Art der Aufstellung gibt eine in <strong>Augst</strong> gef<strong>und</strong>ene Marmorform<br />
(Abb. 12; Taf. 32,1), deren Verwendungszweck<br />
wohl nicht völlig klar ist, die aber zur Herstellung<br />
von <strong>Löffel</strong>patrizen gedient haben mag. An dieser<br />
Marmorform befindet sich die Aussparung für den<br />
Einlass der Schmelze ebenfalls an der Schaufelspitze.<br />
Der Marmor weist an dieser Stelle eine braune Verfärbung<br />
auf, die mittels EDS-XRF analysiert <strong>und</strong> mit<br />
dem unverfärbten Marmor der Aussenseite verglichen<br />
worden ist (Abb. 30). Im Bereich des Einfüllstutzens<br />
ist gegenüber der Aussenseite der Form eine Bleianreicherung<br />
feststellbar, die auf die Verwendung dieses<br />
Metalls zur Herstellung von <strong>Löffel</strong>patrizen hinweist.<br />
Aus diesen Beobachtungen ergibt sich implicite, dass<br />
die <strong>Augst</strong>er <strong>Löffel</strong> in der Regel nach einem Gussverfahren<br />
hergestellt worden sind — hierfür spricht auch<br />
ein Halbfabrikat (Abb. 11,1) mit <strong>aus</strong>geprägter Gussnaht.<br />
Freilich bleibt die Frage unbeantwortet, ob es<br />
sich beim Negativ um eine Sandform oder um eine feste,<br />
z.B. zweischalige Form gehandelt hat. <strong>Die</strong> verhältnismässig<br />
einfache Formung der <strong>Löffel</strong> ohne unterfangene<br />
Stellen Hesse einen solchen Schalenguss<br />
durch<strong>aus</strong> als möglich erscheinen; entsprechende Negative<br />
sind bisher in <strong>Augst</strong> aber nicht gef<strong>und</strong>en worden.<br />
Verdankungen<br />
Herrn M. Peter sei für die EDS-Aufnahmen der <strong>Löffel</strong>,<br />
Herrn J. Ballié für die Bestimmungen des spezifischen<br />
Gewichtes <strong>und</strong> Herrn U. Naef für die Reinzeichnungen<br />
verschiedener Abbildungen herzlich gedankt.<br />
Herrn Dr. K. Camenisch, Metallwerke AG<br />
Dornach, sei besonderer Dank <strong>aus</strong>gesprochen für seine<br />
bibliographische Hilfe.<br />
Bibliographie<br />
BERTIN, P. (1978): Introduction to X — Ray Spectrometric<br />
Analysis. Plenum Press, New York and<br />
London.<br />
HAHN-WEINHEIMER, P., HIRNER, A. &<br />
WEBER-DIEFENBACH, K. (1983): Gr<strong>und</strong>lagen<br />
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(RFA). Im Druck.<br />
STERN, W.B. & HÄNNI, H.A. (1982): Energy Dispersive<br />
X — Ray Spectrometry: a Non Destructive<br />
Tool in Gemmology. J. Gemmol. vol. 17. Im Druck.<br />
INCRA: Phase Diagrams and Thermodynamic Properties<br />
of Ternary Copper-Metal Systems, INCRA<br />
Monograph VI (1979). International Copper Research<br />
Association Ine, New York.