Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5°7o. Das eventuell vorhandene Element<br />
Zink liegt immer — per definitionem —<br />
wesentlich unter der Konzentration des<br />
Zinns. Für die Farbe gilt das zu Gruppe 2<br />
Ausgeführte.<br />
Gruppe 4: bleireiche Bronze (16% aller untersuch-<br />
(Abb.23) ten <strong>Löffel</strong>). Hauptlegierungspartner ist<br />
Kupfer; Zinn überwiegt — per definitionem<br />
— vor allenfalls vorhandenem Zink.<br />
Blei ist in Konzentrationen über 5% anwesend.<br />
Für die Farbe gilt das zu Gruppe<br />
2 Ausgeführte.<br />
Gruppe 5: kupferhaltige Zinn-Bleilegierungen (54%<br />
(Abb.24) aller untersuchten <strong>Löffel</strong>). Zinn <strong>und</strong> Blei<br />
machen zusammen über 70% <strong>aus</strong>, Kupfer<br />
ist in der Regel mit weniger als 30%<br />
vertreten. <strong>Die</strong>se, mengenmässig vorherrschende<br />
Gruppe geht mehr oder weniger<br />
fliessend über in Gruppe 4; die Abgrenzung<br />
ist gegeben durch die Häufigkeitsverteilung<br />
der Abb. 19. Für die Farbe gilt<br />
das zu Gruppe 2 Ausgeführte.<br />
Diskussion<br />
Obwohl die Resultate der zerstörungsfreien Analyse<br />
— wie oben angeführt — als qualitativ anzusehen sind<br />
<strong>und</strong> die angegebenen Prozentzahlen nicht zu überspitzten<br />
Interpretationen verleiten dürfen, ergeben<br />
sich einige erwägenswerte Diskussionspunkte:<br />
<strong>Die</strong> Mehrzahl der untersuchten Objekte weist eine<br />
mittlere bis starke Korrosion auf (vgl. Tabelle 1). Da<br />
die EDS/XRF-Methode im Wesentlichen eine Oberflächenanalyse<br />
ergibt — die Tiefe, <strong>aus</strong> der analytische<br />
Informationen stammen können («kritische Dicke»),<br />
muss mit einigen Zehntelsmillimetern angegeben werden<br />
— stellt sich die Frage, inwiefern bei stärker patinierten<br />
Stücken überhaupt noch eine relevante Aussage<br />
über die chemische Zusammensetzung der Legierung<br />
gemacht werden kann.<br />
Zur Abklärung dieser Fragen wurde von acht<br />
Stücken (Nrn. 120, 152, 165, 246, 250, 251, 272, 274)<br />
die Patina in einem kleinen, der Analysenfläche entsprechenden<br />
Bereich weggeschliffen, bis das blanke<br />
Metall zum Vorschein kam. Hierauf erfolgte je eine<br />
Analyse der gereinigten Fläche <strong>und</strong> der benachbarten<br />
patinierten Schicht (Abb. 26). Das für eine Materialbeschreibung<br />
als kritisch anzusehende Verhältnis von<br />
Blei zu Kupfer müsste bei grossen chemischen Unterschieden<br />
zwischen Patina <strong>und</strong> Kern einen von der gestrichelten<br />
Korrelationsgeraden abweichenden Projektionspunkt<br />
aufweisen. Tatsächlich aber liegen alle<br />
acht untersuchten Fälle in deren Nähe. Sei es, dass die<br />
Patina wesentlich dünner ist als die oben erwähnte<br />
Da die Legierungen inhomogen sind — sei es primär,<br />
sei es infolge Bodenlagerung — war zu erwarten, dass<br />
wiederholte Messungen an einem <strong>und</strong> demselben<br />
Stück (<strong>Löffel</strong>schaufel = Ziffer «1» am Schluss der<br />
Inventarnummer, bzw. <strong>Löffel</strong>stiel = Ziffer «2» am<br />
Schluss der Inventarnummer; vgl. Tabelle 1) zu verschiedenen<br />
Analysen führen. Bemerkenswert ist, dass<br />
70% der so untersuchten Stücke eine Bleianreicherung<br />
des <strong>Löffel</strong>stiels erkennen lassen. <strong>Die</strong>ser Sachverhalt<br />
könnte mit der Aufstellung der Gussform zu tun<br />
haben, indem die Einfüllöffnung für die Schmelze<br />
sich am oberen Ende der Schaufel befand — dies zeigen<br />
die Gusszapfen der Halbfabrikate (Abb. 11) <strong>und</strong><br />
die Marmor form (Abb. 12) — <strong>und</strong> sich im tief erliegenden<br />
Stiel die bleireiche Schmelze vor der Erstarrung<br />
ansammeln konnte (Seigerung). Für den Fall der<br />
Materialklasse 5 (kupferhaltige Zinn-Bleilegierungen)<br />
wurden jene <strong>Löffel</strong>, die noch über einen Stiel verfügen,<br />
in einer Dreiecksprojektion dargestellt. Eingetragen<br />
sind jeweils Analysen von Schaufel <strong>und</strong> Stiel eines<br />
<strong>Löffel</strong>s: in der Regel sind die <strong>Löffel</strong>schaufeln reicher<br />
an Kupfer als die Stiele <strong>und</strong> entsprechen damit eher<br />
der Zusammensetzung der richtigen Bronze (Abb.<br />
25).<br />
kritische Dicke, oder dass die Patina in bezug auf die<br />
geprüften Merkmale chemisch ähnlich zusammengesetzt<br />
ist wie die Legierung selbst — jedenfalls scheint<br />
die EDS/XRF-Analyse von korrodierten Metalloberflächen<br />
nicht zu gr<strong>und</strong>sätzlich veränderten Materialbestimmungen<br />
zu führen.<br />
Da andererseits die starke Korrosion zu einer drastischen<br />
Aenderung des spezifischen Gewichtes führt<br />
Abb. 26 Chemismus <strong>und</strong> Patina/Korrosion bei<br />
acht <strong>Löffel</strong>n der Materialklassen 3-5.