Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
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Probe identisch wären. <strong>Die</strong>s ist bei archäologischem<br />
Material indessen kaum je der Fall, so dass zur Verminderung<br />
der analytischen Fehler gewisse Massnahmen<br />
getroffen werden müssen. So können Einflüsse<br />
der Oberflächenbeschaffenheit durch Reduktion der<br />
angeregten Probenfläche auf kleinste Teilbereiche,<br />
sowie durch geeignete Geometrie des Spektrometers<br />
(Abnahmewinkel = 90°) reduziert werden.<br />
<strong>Die</strong>se gr<strong>und</strong>sätzlichen Schwierigkeiten der Oberflächenanalyse<br />
sowie der Umstand, dass Eichproben mit<br />
Zusammensetzungen, die dem Gros der Untersuchungsproben<br />
entsprechen, nicht verfügbar waren,<br />
müssen sich in der Qualität der Analysenergebnisse<br />
äussern: obwohl die zählstatistischen Fehler gering<br />
sind, müssen die Analysen als qualitativ bewertet werden,<br />
da sie mit nicht abschätzbarem Absolutfehler behaftet<br />
sein können. Glücklicherweise genügt für eine<br />
Klassierung von Objekten die qualitative Analyse in<br />
den meisten Fällen. Ebenso ist der chemische Vergleich<br />
einzelner Stücke untereinander möglich, da der<br />
zu erwartende analytische Fehler für alle mit derselben<br />
Methode untersuchten Stücke in einem ähnlichen<br />
Rahmen liegen dürfte. Hingegen ist der Vergleich mit<br />
Analysen <strong>aus</strong> der Literatur angesichts der erwähnten<br />
Ergebnisse<br />
<strong>Die</strong> Projektion der qualitativen Analysen in ein Dreieck<br />
mit Blei, Zinn <strong>und</strong> Kupfer bzw. Zink als Eckpunkte<br />
zeigt, dass ein Teil des Untersuchungsmaterials chemisch<br />
Bronze <strong>und</strong> Messing entspricht (Abb. 19). Ein<br />
grosser Teil weist jedoch einen wesentlichen Anteil an<br />
Blei auf, so dass von bleireichen Bronzen bzw. von eigentlichen<br />
kupferhaltigen Zinn-Bleilegierungen gesprochen<br />
werden muss, obwohl derartige schematische<br />
Klassierungen den natürlichen Gegebenheiten<br />
nur bedingt Rechnung tragen, indem die Uebergänge<br />
zwischen diesen Stoffklassen mehr oder weniger fliessend<br />
sind <strong>und</strong> es gelegentlich sogar vorkommt, dass<br />
von einem Stück z.B. die <strong>Löffel</strong>schaufel in die Klasse<br />
«bleireiche Bronze» fällt, der Stiel jedoch eher der<br />
Gruppe «Zinn-Bleilegierung» angehört.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der beobachteten Chemismen scheint jedoch<br />
zum mindesten die folgende, grobe Klassierung<br />
sinnvoll (vgl. auch Tabelle 1):<br />
Gruppe 1: Silber (5% aller untersuchten <strong>Löffel</strong>).<br />
(Abb.20) <strong>Die</strong> Mehrzahl weist einen Silbergehalt<br />
von 90% oder mehr auf; Legierungspartner<br />
sind — wie bei modernen Silberlegierungen<br />
— in erster Linie Kupfer, sowie<br />
meist auch als Nebenkomponenten Blei,<br />
sowie eventuell Zinn, Zink, Gold. <strong>Die</strong><br />
meisten Silber-<strong>Löffel</strong> sind nach erfolgter<br />
Reinigung leicht als solche zu erkennen;<br />
Probeninhomogenität <strong>und</strong> der Analysenfehler nur bedingt<br />
möglich.<br />
Im Falle von antiken Legierungen kommt ein Umstand<br />
erschwerend hinzu: Buntmetalle sind oft primär<br />
inhomogen, d.h. die chemische Zusammensetzung<br />
von z.B. <strong>Löffel</strong>schaufel <strong>und</strong> -stiel kann schon beim<br />
Giessen verschieden <strong>aus</strong>fallen. Durch die jahrh<strong>und</strong>ertelange<br />
Lagerung im Boden mag zusätzlich eine<br />
Veränderung/Auslaugung der Metalloberfläche eintreten,<br />
so dass Oberfläche <strong>und</strong> Kern verschieden zusammengesetzt<br />
sein können. Solange also eine wie<br />
auch immer geartete Analyse nur einen Teilbereich erfasst<br />
<strong>und</strong> nicht das gesamte Stück, haftet der analytischen<br />
Einzel<strong>aus</strong>sage bei inhomogenem Untersuchungsmaterial<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich etwas Zufälliges an —<br />
die technische Perfektionierung der Methodik in<br />
Richtung auf quantitative Analyse ist möglich, aber<br />
nicht sinnvoll. Allenfalls kann durch Analysen verschiedener<br />
Oberflächenbereiche eines <strong>und</strong> desselben<br />
Stückes die chemische Variationsbreite abgeschätzt<br />
werden; im vorliegenden Fall wurden von jedem <strong>Löffel</strong><br />
meist zwei Analysen vorgenommen, eine auf der<br />
konvexen Seite der <strong>Löffel</strong>schaufel, sowie eine an einer<br />
ebenen Stelle des Stiels.<br />
in einem Fall jedoch erwies sich ein makroskopisch<br />
infolge seiner Patina als<br />
«Bronzelöffel» bezeichneter <strong>Löffel</strong> als<br />
Silberlöffel (Nr. 235).<br />
Gruppe 2: Messing (6% aller untersuchten <strong>Löffel</strong>).<br />
(Abb.21) Eine allseits akzeptierte Definition für<br />
Messing scheint bislang nicht zu existieren,<br />
wichtig ist jedenfalls, dass der<br />
Hauptlegierungspartner des Kupfers (im<br />
Gegensatz zu Bronze) das Element Zink<br />
ist. In der vorliegenden Arbeit wird Messing<br />
verstanden als eine Legierung, die<br />
vorwiegend besteht <strong>aus</strong> Kupfer <strong>und</strong> Zink,<br />
wobei der Anteil an Zink wesentlich höher<br />
ist als jener des eventuell vorhandenen<br />
Zinns. Der Bleigehalt ist in der Regel<br />
gering <strong>und</strong> liegt meist unter 1%. Unbehandelte,<br />
patinierte Messingobjekte lassen<br />
sich makroskopisch kaum von Bronze<br />
unterscheiden. Elektrolytisch behandelte<br />
oder angeschliffene Stücke zeigen<br />
oft einen helleren (Gold-) Farbton als<br />
entsprechende Bronzen.<br />
Gruppe 3: Bronze, bleiarm (19% aller untersuchten<br />
(Abb.22) <strong>Löffel</strong>). Als Bronze wird hier eine Legierung<br />
<strong>aus</strong> Kupfer <strong>und</strong> Zinn verstanden;<br />
der Bleigehalt ist in der Regel geringer als