Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
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Einleitung<br />
<strong>Die</strong> naturwissenschaftliche Beschreibung, Erfassung<br />
<strong>und</strong> Klassifizierung von archäologischem F<strong>und</strong>material<br />
ist eine selten geübte Praxis. <strong>Die</strong> Ursachen hierfür<br />
sind verschiedenartig — einmal fehlt eine entsprechende<br />
Tradition, zum anderen war früher z.B. eine<br />
chemische oder mineralogische Analyse von Gesteinen<br />
oder Metallen nicht nur mit grossem Aufwand<br />
verb<strong>und</strong>en, sondern auch Material zerstörend. Sei es,<br />
dass ein Untersuchungsobjekt anpoliert, oder dass<br />
ihm ein Stück entnommen werden musste, in jedem<br />
Fall war es nach der Durchführung einer Analyse<br />
nicht mehr dasselbe wie vorher.<br />
Soll die Analyse im engeren Sinne des Wortes zerstörungsfrei<br />
sein, so kommen im Falle von Legierungen<br />
nicht viele Methoden in Frage.<br />
Wenn eine Angabe über die durchschnittliche Zusammensetzung<br />
erwünscht ist <strong>und</strong> das Objekt <strong>aus</strong> nur<br />
zwei Legierungspartnern besteht (wie etwa bei man<br />
Analysenverfahren<br />
Spezifisches Gewicht<br />
Jeder <strong>Löffel</strong> wurde zunächst auf einer elektronischen<br />
Waage (Ablesegenauigkeit 10 mg) gewogen (Tabelle<br />
1) <strong>und</strong> sodann durch Eintauchen in Wasser der Auftrieb<br />
bzw. das Gewicht der verdrängten Flüssigkeitsmenge<br />
<strong>und</strong> damit das <strong>Löffel</strong>volumen bestimmt. Anhand<br />
von Reinsilberplatten <strong>und</strong> zwei Buntmetallstandards<br />
konnte die Methode überprüft <strong>und</strong> der Messfehler<br />
mit r<strong>und</strong> ± 0.02 g/cm 3 bestimmt werden. Es<br />
zeigte sich, dass die Dichte der untersuchten <strong>Löffel</strong> in<br />
weiten Grenzen variiert, nämlich von r<strong>und</strong> 4.5 bis<br />
10.1, während die Bandbreite für Buntmetall (Bronze,<br />
Messing) eng ist <strong>und</strong> nur von ca. 8.4 bis 8.8 g/cm 3<br />
reicht. <strong>Die</strong> Mehrzahl der <strong>Löffel</strong> weist ein zu tiefes spezifisches<br />
Gewicht auf (Abb. 18) <strong>und</strong> es liegt nahe, dieses<br />
abweichende Verhalten mit dem Erhaltungszustand<br />
bzw. mit der Patina in Verbindung zu bringen.<br />
Der Wortgebrauch der Termini «Patina» <strong>und</strong><br />
«Korrosion» ist je nach Benutzerkreis — Naturwissenschaf<br />
ter oder Archäologen — etwas verschieden.<br />
Wir folgen hier den Definitionen der «Enzyklopädie<br />
Naturwissenschaft & Technik» (München 1980). Unter<br />
Korrosion wird die von der Oberfläche <strong>aus</strong>gehende<br />
Schädigung von Werkstoffen durch chemische Reaktionen<br />
mit Bestandteilen ihrer Umgebung (Atmosphäre,<br />
Boden) verstanden. Ein spezieller Fall von<br />
Korrosion ist die Patina, ein Ueberzug auf Kupfer<br />
<strong>und</strong> Kupferlegierungen, die den Atmosphärilien <strong>aus</strong>gesetzt<br />
sind. Es handelt sich meist um eine grüne Kruste<br />
von Malachit (einem Kupferkarbonat), um Kup<br />
chen neuzeitlichen Goldmünzen), so kann das spezifische<br />
Gewicht (Dichte, Gewicht pro Volumeneinheit,<br />
g/cm 3 ) ein brauchbares Hilfsmittel sein. Besteht hingegen<br />
eine Legierung <strong>aus</strong> drei oder mehr Partnern<br />
wechselnder Konzentration, so versagt dieses Verfahren.<br />
Für die direkte Erfassung der chemischen Zusammensetzung<br />
gab es bis vor kurzem keine zerstörungsfreie<br />
Methode, <strong>und</strong> so sind bis heute Serienuntersuchungen<br />
an archäologischem Metallmaterial verhältnismässig<br />
selten geblieben. Von den beiden heute zur<br />
Verfügung stehenden Analysentechniken, nämlich<br />
Röntgenspektroskopie <strong>und</strong> Neutronenaktivierung,<br />
wird letztere besonders bei der Analyse von Spurenelementen<br />
eingesetzt, während sich erstere für die Bestimmung<br />
der chemischen Hauptkomponenten eignet. <br />
fersulfat, oder — in Meeresnähe — um Kupferchlorid.<br />
Tatsächlich zeigen stark korrodierte Stücke eine<br />
zu geringe Dichte, während unpatinierte <strong>Löffel</strong> im Bereich<br />
der Sollwerte für Buntmetalle liegen. Offenbar<br />
nimmt die (poröse) Patina am Gesamtvolumen einen<br />
so hohen Anteil ein, dass die gef<strong>und</strong>ene mittlere Dichte<br />
zu gering <strong>aus</strong>fällt. Somit dürfte das spezifische Gewicht<br />
bei kleinen, patinierten archäologischen Objekten<br />
ein völlig ungeeignetes Mittel zur Materialklassierung<br />
sein.<br />
Röntgenspektralanalyse mittels energiedispersiver<br />
Röntgenfluoreszenz<br />
Während die klassische, wellenlängendispersive<br />
Röntgenfluoreszenzanalyse (WDS-XRF) seit r<strong>und</strong><br />
50-60 Jahren im Einsatz steht, wird die energiedispersive<br />
Analyse (EDS-XRF) erst seit etwa zehn Jahren<br />
verwendet, wobei dieser Methode heute einerseits die<br />
Miniaturisierung <strong>und</strong> Verbesserung der Rechenhilfsmittel<br />
(Kleincomputer) zustatten kommt, andererseits<br />
— <strong>und</strong> als Folge davon — die Entwicklung guter Programmsoftware<br />
für die Aufarbeitung der ermittelten<br />
Röntgenspektren. Tatsächlich wäre eine routinemässige<br />
Analyse von Probenserien (wie im vorliegenden<br />
Fall) ohne entsprechende Computerprogramme <strong>und</strong>enkbar.<br />
Da die technische Entwicklung auf diesem<br />
Gebiet noch im Gange ist, erscheinen Veröffentlichungen<br />
erst zögernd.