09.10.2013 Aufrufe

Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica

Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica

Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zusammenfassung / Résumé<br />

<strong>Die</strong> in diesem Katalog bearbeiteten 278 <strong>Löffel</strong> stellen<br />

Einzelstücke dar, die bei systematischen Ausgrabungen<br />

in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> <strong>Kaiseraugst</strong> zum Vorschein gekommen<br />

sind, vereinzelt auch <strong>aus</strong> alten Sammlungen<br />

stammen. Von diesen 278 <strong>Löffel</strong>n bestehen 107 (38 %)<br />

<strong>aus</strong> Bein <strong>und</strong> 171 (62 %) <strong>aus</strong> Metall. 98 % aller <strong>Löffel</strong><br />

gehören zum Typ der Cochlearia, d. h. der <strong>Löffel</strong> mit<br />

kleiner Laffe <strong>und</strong> spitzzulaufendem Stiel (Taf.<br />

1-28.30). Demgegenüber ist die Anzahl der Ligulae,<br />

d.h. der <strong>Löffel</strong> mit grösserer Laffe <strong>und</strong> stumpfem,<br />

meist knöpf artig gestaltetem Stielende (Taf. 29), sehr<br />

klein (2%).<br />

Etwa 36% aller katalogisierten <strong>Löffel</strong> konnten<br />

durch die in der gleichen F<strong>und</strong>schicht bzw. im F<strong>und</strong>komplex<br />

mitgef<strong>und</strong>ene Keramik datiert werden (vgl.<br />

Tabelle Taf. 33).<br />

<strong>Die</strong> in der Laffe eines Cochlears erhaltenen Eierschalenreste<br />

(S. lOf. <strong>und</strong> Abb. 2; Taf. 32,7) sind ein<br />

singulärer archäologischer Beleg für die literarisch<br />

<strong>und</strong> bildlich bezeugte Verwendung dieser <strong>Löffel</strong> beim<br />

Essen der als Vorspeise beliebten weich gekochten<br />

Eier.<br />

Gliederung<br />

Anhand typologischer Merkmale wurden die <strong>Löffel</strong><br />

in früh- <strong>und</strong> mittelkaiserzeitliche (Taf. 1-29) <strong>und</strong><br />

spätrömische (Taf. 30) unterteilt.<br />

<strong>Die</strong> früh- <strong>und</strong> mittelkaiserzeitlichen Cochlearia konnten<br />

dank den in <strong>Augst</strong> vorhandenen grossen Serien in<br />

geschlossene, einheitliche Gruppen aufgegliedert werden.<br />

Nach der Verbindung der Laffe mit dem Stiel lassen<br />

sich zwei Hauptgruppen unterscheiden:<br />

<strong>Löffel</strong> mit durchgehender Achse (Taf. 1-14) <strong>und</strong><br />

<strong>Löffel</strong> mit abgesenkter Achse, d.h. mit einer nicht<br />

durchgehend, sondern abgesenkt am Stiel ansetzenden<br />

Laffe (Taf. 15-28). Im weiteren wird zur Gliederung<br />

die Form der Laffe (r<strong>und</strong>, mandel-, birnen- oder<br />

beuteiförmig) herangezogen. Von Bedeutung ist<br />

auch, ob der Stielvorderteil als Zwischenstück (Taf.<br />

17-21) <strong>aus</strong>gestaltet ist oder nicht.<br />

Bei den Cochlearia <strong>aus</strong> Bein kommt in <strong>Augst</strong> nur<br />

der Typ mit r<strong>und</strong>er, nicht abgesenkter Laffe vor (Taf.<br />

1-10).<br />

Bei den Cochlearia <strong>aus</strong> Metall zeigen die Stücke mit<br />

nicht abgesenkter Laffe (Taf. 11-14) bis auf wenige<br />

Exemplare, deren Laffen mandelförmig sind (Taf.<br />

14, 142-145), dieselbe Form wie die Beinlöffel. <strong>Die</strong><br />

zweite Hauptgruppe, die metallenen Cochlearia mit<br />

abgesenkter Laffe, ist mit 122 Exemplaren (=45%<br />

aller früh- <strong>und</strong> mittelkaiserzeitlichen Stücke) die in<br />

<strong>Augst</strong> am besten vertretene Serie (Taf. 15-28). Sie<br />

gliedert sich in <strong>Löffel</strong> mit birnenförmiger (Taf.<br />

15-24) <strong>und</strong> beuteiförmiger Laffe (Taf. 25-28). Weitere<br />

Unterteilungen ergeben sich durch das Vorhandensein<br />

oder Fehlen eines Zwischenstücks am Vorderteil<br />

des Stiels.<br />

Bei den wenigen Ligulae (Taf. 29), die wohl meist der<br />

mittleren Kaiserzeit angehören dürften, war keine eigene<br />

Gliederung möglich. Zur Unterscheidung von<br />

Ligula <strong>und</strong> Cochlear vgl. S. 10.<br />

<strong>Die</strong> spät<strong>römischen</strong> Cochlearia (Taf. 30) konnten<br />

durch Vergleich mit <strong>aus</strong>wärtigen F<strong>und</strong>en <strong>aus</strong> dem Gesamtbestand<br />

der <strong>Augst</strong>er <strong>Löffel</strong> <strong>aus</strong>gesondert werden.<br />

Zur Entwicklung der Cochlearia im 1.-3. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Da von den zahlreichen <strong>Augst</strong>er Cochlearia eine grosse<br />

Zahl anhand von Mitf<strong>und</strong>en, vor allem Keramik,<br />

datiert werden konnte (Taf. 33), Hessen sich zur<br />

Formentwicklung dieses Essgeräts neue Anhaltspunkte<br />

gewinnen:<br />

Cochlearia mit nicht abgesenkter Laffe:<br />

<strong>Die</strong> Cochlearia <strong>aus</strong> Bein (Taf. 1-10) waren vor allem<br />

etwa von der Mitte des 1. an bis ins frühere 2. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

üblich <strong>und</strong> kommen bereits nach etwa 150<br />

kaum mehr vor. Von den metallenen Cochlearia gleicher<br />

Form beginnt eine leichtere Serie (Nrn. 118-141<br />

der Taf. 12-14) noch im frühen 1. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong><br />

endet mit den Gegenstücken <strong>aus</strong> Bein im früheren 2.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert; eine massivere Serie gleicher Form<br />

(Nrn. 108-117 der Taf. 11 <strong>und</strong> 12) scheint hingegen<br />

erst dem 2. Jahrh<strong>und</strong>ert anzugehören.<br />

Vier <strong>Löffel</strong> mit mandelförmigen Laffen (Nrn.<br />

142-145 der Taf. 14) sind in der Machart gut mit der<br />

leichten Serie der r<strong>und</strong>en Cochlearia zu vergleichen<br />

<strong>und</strong> werden nach der einzigen vorliegenden Datierung<br />

(Nr. 144) ins 1. Jahrh<strong>und</strong>ert zu setzen sein.<br />

Cochlearia mit abgesenkter Laffe:<br />

Bei den <strong>Augst</strong>er Cochlearia erscheint im späten 1. <strong>und</strong><br />

früheren 2. Jahrh<strong>und</strong>ert das in der Folge sich ganz<br />

durchsetzende Prinzip der abgesenkten Laffe (S. 17);<br />

älteste schichtdatierte Stücke sind die Nrn. 153, 174<br />

<strong>und</strong> 194 (Tabelle Taf. 33).<br />

Unter der Gruppe der Cochlearia mit birnenförmiger<br />

Laffe <strong>und</strong> glattem, nadeiförmigem Stiel (Taf.<br />

15-16) befinden sich noch Stücke (Nrn. 152-154) mit<br />

sehr niedriger Absetzung, die auch in ihrer wenig massiven<br />

Machart den Cochlearia des 1. Jahrh<strong>und</strong>erts mit<br />

nicht abgesenkter Laffe noch nahestehen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!