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Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica

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Katalognummern : Kategorien:<br />

262-267<br />

(Cochlearia mit beuteiförmiger Laffe<br />

<strong>und</strong> Höcker)<br />

268-272<br />

(Ligulae)<br />

273-278<br />

(spätrömische Cochlearia)<br />

1 2<br />

(Silber) (Messing)<br />

273<br />

275<br />

276<br />

singlegierung mehr benützt wurde.<br />

Als bleiarme Bronze wird Materialklasse 3 bezeichnet.<br />

<strong>Die</strong>se Legierung entspricht etwa dem, was in der<br />

Archäologie generell unter «Bronze» klassifiziert<br />

wird. <strong>Die</strong> sog. klassische Bronze enthält 80-94%<br />

Kupfer <strong>und</strong> 6-20% Zinn. Bei der Untersuchung der<br />

<strong>aus</strong> Bronze hergestellten <strong>Augst</strong>er <strong>Löffel</strong> sieht man,<br />

dass Bronze seit dem 1. Jahrh<strong>und</strong>ert zunehmend seltener<br />

verwendet wird, so dass die jüngste <strong>Löffel</strong>form<br />

mit beuteiförmiger Laffe kein Beispiel <strong>aus</strong> «echter»<br />

Bronze mehr aufweist (vgl. auch die Metalle der datierten<br />

<strong>Löffel</strong> auf Taf. 33).<br />

<strong>Die</strong> Gruppe «bleireiche Bronze» (Materialklasse 4)<br />

umfasst Legierungen, in denen Zinn <strong>und</strong> Blei mit höheren<br />

Prozentsätzen (Zinn durchschnittlich 23%,<br />

Blei durchschnittlich 20 %) 49 ) vertreten sind als bei<br />

bleiarmer Bronze.<br />

Eine nochmals verstärkte Beigabe von Metallen,<br />

die bei niedrigen Temperaturen schmelzen <strong>und</strong> vielleicht<br />

auch billiger waren, weisen die Zinn-Blei-<br />

Legierungen (Materialklasse 5) auf. <strong>Die</strong>se Legierungen<br />

enthalten im «Durchschnitt» 51 % Zinn <strong>und</strong> 24 %<br />

Blei. Man kann darum bei der Materialklasse 5 kaum<br />

noch von Bronze sprechen, obwohl bei einer makroskopischen<br />

Untersuchung kein eigentlicher Unterschied<br />

zu Bronze (Materialklassen 3 <strong>und</strong> 4) auffällt,<br />

auch nicht im Aussehen der Patina bzw. Korrosion.<br />

<strong>Die</strong> «Bronze»löffel dieser Materialklasse 5 stellen<br />

ganze 54% aller Metallöffel in <strong>Augst</strong>!<br />

Es ist anzunehmen, dass auch andere römische<br />

Bronzeerzeugnisse <strong>aus</strong> ähnlichem Material hergestellt<br />

wurden. In der Archäologie verwendet man die Bezeichnung<br />

«Weissmetall» meines Wissens <strong>aus</strong>schliesslich<br />

für Ueberzüge von Bronze, die aber vorwiegend<br />

<strong>aus</strong> Zinn bestehen (Weissmetallüberzug) 50 ). Bei den<br />

<strong>Augst</strong>er <strong>Löffel</strong>n liess sich bisher ein derartiger Ueberzug<br />

nur bei Stücken der Materialklassen 2-4<br />

feststellen 51 ).<br />

<strong>Die</strong> Metallanalysen von 12 Thekenbeschlägen, die<br />

laut ihrer Inschrift <strong>aus</strong> der Fabrik des Gemellianus in<br />

3<br />

(bleiarme<br />

Bronze)<br />

4<br />

(bleireiche<br />

Bronze)<br />

(Zinn-Blei-<br />

Legierungen)<br />

262 263<br />

264 265<br />

266 267<br />

268 270 271 272<br />

274 277 278<br />

Aquae Helveticae (Baden AG) stammen (4x) bzw.<br />

nach ihrem Durchbruchdekor den Arbeiten dieser<br />

Werkstatt verwandt sind (8 x ), ergaben schwankende<br />

Metallanteile (Kupfer 65,2-83%; Zinn 6,6-15,8%;<br />

Blei 2,5-23,4%), wie untenstehende Tabelle zeigt 52 ).<br />

<strong>Die</strong>se Zusammensetzungen entsprechen im Gr<strong>und</strong>e<br />

genommen noch unsrer Materialklasse 3.<br />

<strong>Die</strong> eindeutige Zunahme von Legierungen mit hohem<br />

Zinn- <strong>und</strong> Bleizusatz bei den <strong>Augst</strong>er <strong>Löffel</strong>n des<br />

2./3. Jahrh<strong>und</strong>erts spiegelt die Tendenz einer Abkehr<br />

von edleren zu «billigeren» Metallen. Der Prozentsatz<br />

der <strong>Augst</strong>er <strong>Löffel</strong>, die <strong>aus</strong> Zinn-Blei-Legierungen<br />

hergestellt sind, beträgt bei den typologisch <strong>und</strong> stratigraphisch<br />

ins 1. Jahrh<strong>und</strong>ert datierten <strong>Löffel</strong>n im<br />

Mittel etwa 30%, bei den ins 2./3. Jahrh<strong>und</strong>ert datierten<br />

jedoch fast 90%.<br />

Eine mehr oder weniger parallele Entwicklung lässt<br />

sich auch bei den Legierungen der <strong>römischen</strong> Münzen<br />

feststellen: Wie etwa P. Bastien anhand hier leicht gekürzt<br />

nochmals wiedergegebener Tabellen <strong>aus</strong>geführt<br />

hat, wurden die Messingmünzen (Dupondius, Sesterz)<br />

seit Marc Aurel (161-180) durch Zusatz von<br />

Zinn <strong>und</strong> Blei verschlechtert 53 ).<br />

49 ) <strong>Die</strong>se <strong>und</strong> die folgenden Angaben von Prozenten sind approximativ,<br />

da die einzelnen Analysen an sich nicht auf Prozente genau<br />

fixiert sind; vgl. S. 42ff.<br />

50 ) Vgl. z.B. Jacobi 440.501 f.<br />

51 ) Vgl. dazu die Bemerkungen bei W. B. Stern S. 52f. mit Abb.<br />

29.<br />

52 ) L. Berger, <strong>Die</strong> Thekenbeschläge des Gemellianus von Baden-<br />

Aquae Helveticae, in: Studien zu unserer Fachgeschichte.<br />

Festschr. Oederlin u. Cie. Baden (Baden 1959) 9ff. bes. 21 ff.<br />

(Metallanalysen <strong>und</strong> zugehöriges Exposé von O.H.C. Messner,<br />

Zürich). Ders., Jahrb. Schweiz. Ges. Urgesch. 46, 1957,<br />

24 ff.<br />

53 ) P. Bastien, Le monnayage de Postume. Numismatique Romaine<br />

3 (1967) 22f. 31 f. sowie Tabellen 2 (S. 35) <strong>und</strong> 4 (S. 32).

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