Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
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Abb. 12 Vorform <strong>aus</strong> Marmor, wohl zur Herstellung von <strong>Löffel</strong>patrizen, gef<strong>und</strong>en 1967 in <strong>Augst</strong>, Insula 5.<br />
Massstab 2:3. Vgl. Anm. 38 sowie Abb. 30; Taf. 32,1. Zeichnung O. Garraux.<br />
Fällen sind zum Abdruck Positive, d.h. Modelle, nötig.<br />
Wie die Gussnähte der unfertigen <strong>Löffel</strong> verraten,<br />
wurden zweifellos keine Wachsmodelle verwendet,<br />
auch wenn solche bei der Technik des Wachs<strong>aus</strong>schmelzverfahrens<br />
(fonte à cire perdue) nicht der<br />
Form hätten entnommen werden müssen: «<strong>Die</strong> Gussnähte<br />
solcher Wachsmodelle wären», wie K. Goldmann<br />
bei seiner Erörterung des geschichtlichen Sandgusses<br />
zu Recht schreibt 43 ), «sicher schon beim Wachs<br />
abgearbeitet worden, um sich die viel schwerere Nachbearbeitung<br />
der Bronzestücke zu ersparen». Allerdings<br />
wird dabei vor<strong>aus</strong>gesetzt, dass die Gussnähte<br />
auf das Modell selbst zurückgehen <strong>und</strong> nicht auf ein<br />
Eindringen von flüssigem Metall in die feinen Fugen<br />
zwischen den Formhälften, seien diese nun <strong>aus</strong> Lehm<br />
oder Sand.<br />
So oder so sind Modelle <strong>aus</strong> festerem Material, am<br />
ehesten solche <strong>aus</strong> Zinn oder Blei, wie sie noch heute<br />
zum Abformen im Formsand verwendet werden 44 ),<br />
anzunehmen. <strong>Die</strong>se Modelle — man könnte auch von<br />
Patrizen sprechen — wurden in festen Formen <strong>aus</strong><br />
Metall oder Stein hergestellt, die sich für den Guss von<br />
Blei <strong>und</strong> Zinn gut eignen 45 ). <strong>Die</strong> <strong>Augst</strong>er Schalenform<br />
<strong>aus</strong> Marmor (Abb. 12; Taf. 32,1) ist demnach keine<br />
Gussform, sondern eine Vorform zum Guss von Modellen<br />
(Patrizen), die ihrerseits in Sand (oder Lehm)<br />
abgeformt wurden 46 ). Am Eingusstrichter ist eine<br />
bräunliche Verfärbung sichtbar, die beweist, dass die<br />
Form benützt worden ist. Nach der röntgenfluoreszenzanalytischen<br />
Untersuchung (S. 53) handelt es sich<br />
um Rückstände von Blei (Abb. 30), wohl vom Guss einer<br />
<strong>Löffel</strong>patrize <strong>aus</strong> Blei.<br />
Ein eigenes Problem, das im Rahmen dieser Arbeit<br />
nicht mehr untersucht werden konnte, stellt die Herstellungsweise<br />
der <strong>Löffel</strong> mit dünnwandigen Laffen,<br />
speziell der frühen Stücke der älteren Serie mit r<strong>und</strong>en<br />
(Nrn. 118-141) bzw. mandelförmigen (Nrn.<br />
142-145) Laffen dar. Bei diesen mit einer Ausnahme<br />
(Nr. 124, <strong>aus</strong> bleireicher Bronze) <strong>aus</strong> Messing (10 x)<br />
<strong>und</strong> bleiarmer Bronze (17 x ) bestehenden <strong>Löffel</strong>n besteht<br />
der Verdacht, dass zumindest die Laffe nicht bereits<br />
im Guss d.h. in der Gussform vorhanden war,<br />
sondern in der Regel erst nach dem Guss <strong>aus</strong> einem<br />
stabartigen Rohling <strong>aus</strong>geschmiedet wurde. Es<br />
scheint wenig dafür zu sprechen, dass diese dünnen<br />
Laffen gegossen sind, da Fehlgüsse wie Abb. 11,4<br />
wohl viel zu häufig gewesen wären. Und dickwandigere<br />
gegossene Laffen nachträglich dünn <strong>aus</strong>zufeilen,<br />
ist wenig sinnvoll. Vielleicht war die Laffe im Rohling<br />
als kleine Platte am einen Stabende vorhanden, die<br />
dann <strong>aus</strong>geschmiedet wurde.<br />
Trifft diese Annahme zu, so müsste man, was die<br />
Herstellung der <strong>Augst</strong>er Metallöffel <strong>und</strong> damit wohl<br />
auch anderer Metallsachen betrifft, von einer im Laufe<br />
der Zeit zunehmenden Anwendung des Metallgusses<br />
sprechen 47 ).<br />
43 ) K. Goldmann, Guss in verlorener Sandform — Das Hauptverfahren<br />
alteuropäischer Bronzegiesser ? Arch. Korrbl. 11,1981,<br />
109ff. (Zitat: 116).<br />
44 ) Goldmann (Anm. 43) 112.<br />
45 ) H. Drescher, Frühmittelalterliche Studien 12, 1978, 84ff. —<br />
Vgl. jetzt auch M. Martin, Archäologie der Schweiz 5, 1982,<br />
15 ff. bes. 23 ff.<br />
46 ) <strong>Die</strong> Ausführungen bei Martin 115, die von einer Vorform zur<br />
Gewinnung von Wachsmodellen <strong>aus</strong>gehen, sind zu korrigierren.<br />
47 ) <strong>Die</strong>selbe Entwicklung dürfte sich, worauf M. Martin hinweist,<br />
auch in der Fibelproduktion vollzogen haben, da dort wie bei<br />
den <strong>Löffel</strong>n nur gerade noch im 1. Jahrh<strong>und</strong>ert Rohlinge durch<br />
Ausschmieden weiter bearbeitet <strong>und</strong> formal verändert wurden<br />
(vgl. Riha 36.39f.), wogegen jüngere Fibeln (mit Scharnierkonstruktion)<br />
in der Regel nur noch gegossen <strong>und</strong> gefeilt wurden.<br />
<strong>Die</strong>sem Wandel folgten auch die Dekorationsarten.