Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica
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Herstellung <strong>und</strong> Materialzusammensetzung der Metallöffel<br />
Herstellung<br />
<strong>Die</strong> <strong>römischen</strong> <strong>Löffel</strong> <strong>aus</strong> Metall 36 ) wurden im Gussverfahren<br />
hergestellt. Vier Halbfabrikate (Abb. 11,1-<br />
4; Taf. 32,2-5) 37 ) <strong>und</strong> eine Marmorform (Abb. 12;<br />
Taf. 32,l) 38 ) <strong>aus</strong> <strong>Augst</strong> liefern zudem den Nachweis,<br />
dass die Fabrikation von Esslöffeln in den Bronzegiessereien<br />
der <strong>Augst</strong>er Koloniestadt geläufig war 39 ).<br />
Unfertige <strong>Löffel</strong> gleicher Art wie die <strong>Augst</strong>er<br />
Stücke kennen wir beispielsweise auch <strong>aus</strong> einer <strong>römischen</strong><br />
Siedlung bei Beaujeu (Dép. Haute-Saône), keine<br />
10 km vom antiken Segobodium (heute Seveux)<br />
entfernt, einem am Oberlauf der Saône gelegenen<br />
Etappenort an der <strong>römischen</strong> Fernstrasse Besançon-<br />
Langres (Abb. 13) 40 ).<br />
Beim Halbfabrikat Nr. 237 (Abb. 11,1) sind noch<br />
ein Rest des Eingusszapfens <strong>und</strong> die seitlichen Gussnähte<br />
an Laffe <strong>und</strong> Stiel vorhanden; denselben unfertigen<br />
Zustand weist einer der <strong>Löffel</strong> <strong>aus</strong> Beaujeu auf<br />
(Abb. 13,1). Einen Gusszapfen zeigen auch die<br />
Laffenenden der zerbrochenen <strong>Löffel</strong> Nrn. 161 <strong>und</strong><br />
203 (Abb. 11,2.3), vermutlich auch die 1978 in Insula<br />
31 gef<strong>und</strong>ene <strong>Löffel</strong>laffe (Abb. 11,4), an der <strong>aus</strong>ser<br />
Gussnahtresten auch eine typische Fehlstelle im hinteren<br />
Teil der Laffe erkennbar ist: Hier floss das Gussmaterial<br />
nicht in der ganzen Fläche, sondern teilte sich<br />
(wegen eines schwärzlichen Fremdkörpers?) <strong>und</strong> Hess<br />
dahinter eine kleine Partie in Form einer tropfenförmigen<br />
Blase frei 41 ).<br />
Nach den Halbfabrikaten (Abb. 11.13) mit ihren<br />
umlaufenden Gussnähten darf man auf Guss in zweischaliger<br />
Form schliessen. Denkbar wäre der Guss in<br />
Formhälften <strong>aus</strong> Lehm, die nach dem Giessen zerschlagen<br />
wurden. Wahrscheinlicher ist aber die Verwendung<br />
von Formsand in festen Kästen 42 ). In beiden<br />
36 ) Auf die wenigen <strong>aus</strong> Silber bestehenden Stücke wird im folgenden<br />
nicht eingegangen; vgl. zur Herstellung von Silberlöffeln<br />
demnächst E. Foltz, in: H.A. Cahn (Anm. 3).<br />
37 ) Von den vier Halbfabrikaten bzw. missratenen Stücken stammen<br />
Abb. 11,3 <strong>und</strong> Abb. 11,4 sicher <strong>aus</strong> Giessereien der Insula<br />
18 <strong>und</strong> 31, wogegen für Reg. 5 B, in der Abb. 11,2 gef<strong>und</strong>en<br />
wurde, (noch) keine Giesserei nachgewiesen ist.<br />
38 ) Inv. 1967.1. Länge 16,9 cm. Material: italischer Marmor. Gef<strong>und</strong>en<br />
1967 in Insula 5, in der Schuttauffüllung des Treppenh<strong>aus</strong>es<br />
bei der Taberne; die mitgef<strong>und</strong>ene (vermischte) Keramik<br />
datiert vom frühen 1. Jahrh<strong>und</strong>ert bis ins 3. Viertel des 3.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts. — Lit.: Steiger 38ff. A. Lipinsky, Oro, argento,<br />
gemme e smalti, in: Tecnologia delle arti dalle origini alla fine<br />
del medioevo (Florenz 1975) 170f. mit Abb. — Zur Röntgen -<br />
fluoreszenzanalyse vgl. S. 53 <strong>und</strong> Abb. 30.<br />
39 ) Zu den <strong>Augst</strong>er Giessereien vgl. Martin 117ff. <strong>und</strong> Abb.<br />
1.20-22.<br />
40 ) <strong>Die</strong> beiden unfertigen Bronzelöffel, auf die mich M. Martin<br />
fre<strong>und</strong>licherweise hinwies, werden im Museum Vesoul (Inv.<br />
Nrn. D 962.9.35 <strong>und</strong> D 962.2.37) aufbewahrt. Für Auskünfte<br />
danken wir H. Gaillard de Semainville, Besançon, für frdl.<br />
Hilfe beim Zeichnen Herrn Jacob, Vesoul.<br />
41 ) Inv. 1978.414, F<strong>und</strong>komplex B 1716. Aus Insula 31.<br />
42 ) Giessersand ist in <strong>Augst</strong>er Giessereien nachgewiesen: Martin<br />
118 <strong>und</strong> Abb. 1.