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Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica

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Belege dieses Typs sind <strong>aus</strong> Abb. 4 ersichtlich. Das<br />

Verhältnis von Laffe zu Stiel beträgt meist ungefähr<br />

1:2 <strong>und</strong> strebt nur selten (Nrn. 248, 267) gegen 1:3.<br />

Material der ersten Variante: bleireiche Bronze (8 x );<br />

Zinn-Blei-Legierung (18 x ). Material der zweiten Variante:<br />

Zinn-Blei-Legierung (6x).<br />

Auch dieser <strong>Löffel</strong>typ findet sich vereinzelt in verschiedenen<br />

Provinzen des <strong>römischen</strong> Reiches, allerdings<br />

nur die erste Variante mit (meist) unverziertem<br />

Stiel 26 ). Für die andere <strong>Augst</strong>er Variante mit ihrem<br />

höckerförmigen Ansatz habe ich bisher keine Parallelen<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

Ligulae <strong>aus</strong> Metall<br />

(268-272; Taf. 29)<br />

Es ist überraschend, dass in <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> <strong>Kaiseraugst</strong><br />

neben der grossen Zahl von 273 Cochlearia nur gerade<br />

fünf Vertreter der Ligula, des grösseren <strong>Löffel</strong>s, gef<strong>und</strong>en<br />

worden sind, die alle <strong>aus</strong> Metall bestehen. Sie<br />

bilden nur 2°7o des gesamten <strong>Augst</strong>er Bestandes an<br />

<strong>Löffel</strong>n, obwohl wir doch von der zeitgenössischen<br />

Literatur darüber unterrichtet werden, dass sowohl<br />

Cochlearia wie auch Ligulae als Tafelbesteck dienten.<br />

<strong>Die</strong> wenigen, voneinander abweichenden <strong>Augst</strong>er<br />

Exemplare, die noch dazu bis auf die Nrn. 269 <strong>und</strong><br />

272 nur bruchstückhaft erhalten sind, weisen in der<br />

Form der Laffe (Nrn. 270, 271), in deren Absenkung<br />

(Nrn. 268, 270, 272) oder in der Profilierung des Stieles<br />

(Nr. 272) Formelemente auf, die an früh- <strong>und</strong> mittelkaiserzeitlichen<br />

Cochlearia auftreten.<br />

<strong>Die</strong> Unterschiede zu den Cochlearia bestehen in der<br />

Grösse der Laffe <strong>und</strong> im Abschluss des Stieles. Statt<br />

nadeiförmig abzuschliessen trägt der Stiel am Ende<br />

gewöhnlich einen Knopf (Abb. 8) 27 ), einen Huf (Abb.<br />

9,1) 28 ) o. ä. Der Stiel der Nr. 272 entspricht mit seiner<br />

zweifachen Profilierung einigen Ligulae <strong>aus</strong> dem<br />

Schatz von Boscoreale 29 ). Da in <strong>Augst</strong> die Stielenden<br />

der <strong>Löffel</strong> oft fehlen, muss die Grösse der Laffe als<br />

Kriterium dienen.<br />

Laffenlänge der Ligulae <strong>und</strong> einiger grösserer Cochlearia<br />

in <strong>Augst</strong>:<br />

Ligulae Cochlearia<br />

spitzoval bzw. 6,1 cm (Nr. 268) 4,4 cm (Nr. 157)<br />

birnenförmig 5,9 cm (Nr. 272) 4,3 cm (Nr. 159)<br />

4,3 cm (Nr. 233)<br />

4,2 cm (Nr. 146)<br />

4,1 cm (Nr. 166)<br />

beuteiförmig 7,1 cm (Nr. 271)<br />

7,0 cm (Nr. 270)<br />

5.8 cm (Nr. 237)<br />

5,1 cm (Nr. 251)<br />

4.9 cm (Nr. 244)<br />

4,9 cm (Nr. 266)<br />

4,8 cm (Nr. 242)<br />

Material: bleireiche Bronze (2x); Zinn-Blei-Legierung<br />

(2 X ); Nr. 269 nicht analysiert. Durch Mitf<strong>und</strong>e<br />

datiert sind nur die Ligulae Nrn. 269 (mittleres Drittel<br />

des 3. Jhs.) <strong>und</strong> 271 (etwa 2. Hälfte des 3. Jhs.).<br />

<strong>Die</strong> spitzovale Laffe der Nrn. 268 <strong>und</strong> 272 findet<br />

sich an anderen Ligulae der frühen <strong>und</strong> mittleren<br />

Kaiserzeit 30 ). Bei den <strong>Augst</strong>er Cochlearia ist diese<br />

Laffenform hingegen nicht vertreten. <strong>Die</strong> beuteiförmigen<br />

Laffen der Nrn. 270 <strong>und</strong> 271 kehren in gleicher<br />

Ausführung, aber kleiner auch an Cochlearia der<br />

mittleren Kaiserzeit wieder.<br />

26 ) Musée Romain Avenches Inv. 4781 (unsere Abb. 7,3) <strong>und</strong> o.<br />

Nr. (unsere Abb. 7,4). — Vindonissa-Museum Brugg. — Jacobi<br />

454, Abb. 71,11. — ORL B Nr. 8 (Zugmantel) Taf. 11,31. —<br />

ORL B Nr. 22 (Rückingen) Taf. 2,5. — F<strong>und</strong>ber. Baden-<br />

Württemberg 3, 1977, 353, Abb. 12,3. — Deringer 152, Abb.<br />

84,3.<br />

27 ) Vindonissa-Museum Brugg Inv. 43:1. Jahresber. Ges. Pro<br />

Vindonissa 1942/43, 30, Abb. 13.<br />

28 ) Zu dieser Variante gehört auch eine neugef<strong>und</strong>ene Ligula<br />

(Abb. 9,1) <strong>aus</strong> <strong>Augst</strong> Insula 6 (Inv. Nr. 80.2554; F<strong>und</strong>komplex<br />

B 5862, Mitf<strong>und</strong>e Keramik späteres 2. bis mittleres 3. Jahrh<strong>und</strong>ert).<br />

Ganz in ihrer Nähe kam ein anderer ganz erhaltener <strong>Löffel</strong>,<br />

ein Cochlear mit beuteiförmiger Laffe (Inv. Nr. 80.2733;<br />

F<strong>und</strong>komplex B 5878, Mitf<strong>und</strong>e Keramik flavisch bis mittleres<br />

3. Jahrh<strong>und</strong>ert) zum Vorschein (Abb. 9,2), der vielleicht mit<br />

der Ligula zusammen einst ein «Besteck» gebildet hat.<br />

29 ) H. de Villefosse, Mon. Piot 5, 1899, Taf. 28,2.3.<br />

30 ) Vgl. z.B. unsere Abb. 8 <strong>und</strong> 9,1.

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