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Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst - Augusta Raurica

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<strong>Die</strong> <strong>Löffel</strong> der frühen <strong>und</strong> mittleren Kaiserzeit<br />

Aus dieser Periode gibt es in <strong>Augst</strong> zwei Gruppen von<br />

<strong>Löffel</strong>n: eine grosse Gruppe umfasst die Cochlearia<br />

(kleinere <strong>Löffel</strong>), die entweder <strong>aus</strong> Bein (39%) oder<br />

<strong>aus</strong> Metall (59,5 %) hergestellt worden sind; die zweite<br />

Gruppe der spürbar grösseren Ligulae, ist nur mit einigen<br />

wenigen Exemplaren <strong>aus</strong> Metall vertreten<br />

(1,5%),<br />

<strong>Die</strong> <strong>aus</strong> Bein gefertigten <strong>Löffel</strong> sind durchwegs von<br />

ziemlich einheitlicher Form <strong>und</strong> weichen nur in Details<br />

voneinander ab. Bei den <strong>Löffel</strong>n <strong>aus</strong> Metall finden<br />

sich dagegen mehrere Typen, die sich in der Gestaltung<br />

der Laffe <strong>und</strong> im Ansatz des Stieles, von dem<br />

die Laffe abgesenkt oder nicht abgesenkt ist 6 ), unter­<br />

scheiden.<br />

<strong>Die</strong> Beinlöffel mit ihrer stets r<strong>und</strong>en Laffe stehen,<br />

was die Form anbelangt, dem entsprechenden Typ der<br />

<strong>Löffel</strong> <strong>aus</strong> Metall so nahe, dass man von einer Form,<br />

die in verschiedenem Material hergestellt worden ist,<br />

sprechen kann. Demgegenüber kommen die übrigen<br />

Formen der Metallöffel, mit mandelförmiger oder<br />

mit abgesenkter birnenförmiger bzw. beuteiförmiger<br />

Laffe, in <strong>Augst</strong> nie in Bein vor 7 ).<br />

Aus dem bisher gef<strong>und</strong>enen Material ergibt sich für<br />

die <strong>Löffel</strong> der frühen <strong>und</strong> mittleren Kaiserzeit in<br />

<strong>Augst</strong> <strong>und</strong> <strong>Kaiseraugst</strong> folgende Gliederung (vgl.<br />

auch Taf. 33):<br />

Bein Metall<br />

Cochlearia mit r<strong>und</strong>er, nicht abgesenkter Laffe<br />

mit mandelförmiger, nicht abgesenkter<br />

(Nrn.1-141) 107 X 34 X = 52%<br />

Laffe<br />

mit birnenförmiger, abgesenkter Laffe<br />

(Nrn. 142-145) — 4x = 1%<br />

<strong>und</strong> ungeteiltem Stiel (Nrn. 146-160)<br />

mit birnenförmiger, abgesenkter Laffe<br />

<strong>und</strong> geteiltem Stiel (Nrn. 161-202)<br />

—<br />

—<br />

15x )<br />

> + 33x = 33%<br />

42 X ) (Nrn. 203-235)<br />

mit beuteiförmiger, abgesenkter Laffe (Nrn. 236-267) — 32 x = 12%<br />

Ligulae (alle mit abgesenkter Laffe) (Nrn. 268-272) — 5x = 2%<br />

Cochlearia <strong>aus</strong> Bein (1-107; Taf. 1-10)<br />

In <strong>Augst</strong> <strong>und</strong> <strong>Kaiseraugst</strong> sind bis zum Jahre 1976 insgesamt<br />

106 ganz oder fragmentarisch erhaltene Beinlöffel<br />

sowie ein Halbfabrikat <strong>aus</strong> Bein <strong>aus</strong>gegraben<br />

worden. Alle Stücke sind von ziemlich einheitlicher<br />

Form <strong>und</strong> gehören <strong>aus</strong>nahmslos der Gruppe der<br />

Cochlearia mit r<strong>und</strong>er, nicht abgesenkter Laffe an.<br />

Material <strong>und</strong> Herstellung: Zum Herstellen der <strong>Löffel</strong><br />

wurden wohl durchwegs Rinderknochen verwendet.<br />

Wie das Halbfabrikat Nr. 107 (Abb. 3,1) deutlich<br />

zeigt, wurden die <strong>Löffel</strong> zuerst grob geschnitzt <strong>und</strong><br />

danach geschliffen. Laffe <strong>und</strong> Stiel bestehen immer<br />

<strong>aus</strong> einem Stück. Sicher genügten zur Bearbeitung<br />

einfache Werkzeuge (Messer usw.). <strong>Die</strong> Qualität der<br />

Ausführung beruhte auf der Fertigkeit des einzelnen<br />

Beinschnitzers.<br />

Der Gr<strong>und</strong>, dass das <strong>Augst</strong>er Halbfabrikat nicht<br />

fertiggestellt wurde, liegt vielleicht darin, dass der<br />

107 x 165 x<br />

39% 61% =100%<br />

Stiel im jetzigen Zustand zu kurz scheint, sein hinteres<br />

Ende vermutlich beim Bearbeiten abbrach, worauf<br />

das nur noch 9 cm lange Stück weggeworfen wurde.<br />

Das zweifellos in <strong>Augst</strong> entstandene Halbfabrikat<br />

<strong>und</strong> viele weitere, nur roh zugesägte Langknochen<br />

<strong>und</strong> halbbearbeitete Knochen 8 ) <strong>aus</strong> der Koloniestadt<br />

zeigen, dass unsere Beinlöffel in der Regel an Ort <strong>und</strong><br />

Stelle in Beinschnitzereien angefertigt wurden. <strong>Die</strong>s<br />

beweist auch ein bei Vienne gef<strong>und</strong>enes Halbfabrikat<br />

eines Beinlöffels (Abb. 3,2) 9 ).<br />

Form: <strong>Die</strong> einheitliche Form der <strong>Augst</strong>er Beinlöffel<br />

lässt sich wie folgt beschreiben: <strong>Die</strong> mehr oder weni-<br />

6 ) Zum Problem der Absenkung der Laffe vgl. S. 14.35.<br />

7 ) Zu Ausnahmen andernorts vgl. S. 13.<br />

8 ) Zusammenfassend dazu E. Schmid, Beindrechsler, Hornschnitzer<br />

<strong>und</strong> Leimsieder im <strong>römischen</strong> <strong>Augst</strong>, in: Provincialia,<br />

Festschr. f. R. Laur-Belart (1968) 185 ff.<br />

9 ) Dijon Taf. 46, 1. Vassy u. Muller Taf. 6 (unsere Abb. 3,2).

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