Tacitus: Prinzipat und Freiheit - Aschendorff
Tacitus: Prinzipat und Freiheit - Aschendorff Tacitus: Prinzipat und Freiheit - Aschendorff
Tacitus: Prinzipat und Freiheit 1
- Seite 3 und 4: ASCHENDORFFS LESEHEFTE Zu Aschendor
- Seite 5 und 6: Inhalt nhalt Einle inle inle inleit
- Seite 7 und 8: Einle inle inleit inle it itung it
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- Seite 17 und 18: Einleitung „Obwohl Agricola seine
- Seite 19 und 20: Agric ic icola, ic ola, 1-3 1-3 1,
- Seite 21: Tacitus: Agricola 3 3,1 3,1 Nunc de
<strong>Tacitus</strong>: <strong>Prinzipat</strong> <strong>und</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
1
ASCHENDORFFS LESEHEFTE<br />
Zu <strong>Aschendorff</strong>s Sammlung lateinischer <strong>und</strong> griechischer Klassiker<br />
TACITUS:<br />
PRINZIPAT<br />
UND FREIHEIT<br />
Auswahl aus Agricola, Annalen <strong>und</strong> Historien<br />
Ausgewählt, eingeleitet<br />
<strong>und</strong> kommentiert von<br />
MICHAEL BRADTKE<br />
ASCHENDORFF MÜNSTER<br />
3
4<br />
In neuer Rechtschreibung<br />
© 2009 <strong>Aschendorff</strong> Verlag GmbH & Co. KG, Münster<br />
Das Werk <strong>und</strong> seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb<br />
der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.<br />
Druck: <strong>Aschendorff</strong> Druck <strong>und</strong> Dienstleistungen GmbH &Co. KG,<br />
Druckhaus <strong>Aschendorff</strong>, Münster<br />
ISBN: 978-3-402-13434-4
Inhalt nhalt<br />
Einle inle inle inleit inle it itung it ung .................................................................................................... 7<br />
Sp Sprachlic Sp hlic hliche hliche<br />
he E EEig<br />
E ig igenhe ig nhe nheit nhe it iten it ............................................................................ 18<br />
Agric ic icola, icola,<br />
ola, 1–3 1–3 ............................................................................................... 19<br />
Annale nnale nnale nnalen nnale n I, I, 1–15 1–15<br />
1–15<br />
Deutung der römischen Geschichte [I, 1, 1] .....................................<br />
Motivation der Themenwahl <strong>und</strong> Darstellungsabsicht<br />
22<br />
[I, 1, 2 <strong>und</strong> 3] ................................................................................. 22<br />
Octavian sichert seine Macht [I, 2, 1–2 <strong>und</strong> I, 3, 1–5]...................... 23<br />
„Pax Augusta“ – Ende der „res publica“ [I, 3, 6–7 <strong>und</strong> I, 4, 1] .........<br />
Reaktionen auf das Ende des Kaisers Augustus<br />
26<br />
[I, 4, 2–5 <strong>und</strong> I, 5, 1–4] .................................................................. 26<br />
Die Ermordung des Postumus Agrippa [I, 6] ................................... 29<br />
Das „Doppelspiel“ des Tiberius [I, 7–8] ...........................................<br />
Allgemeines Gerede über die Regierungszeit des Kaisers Augustus<br />
31<br />
[I, 9, 1–2] ........................................................................................<br />
Der <strong>Prinzipat</strong> des Augustus in der öffentlichen Diskussion<br />
35<br />
[I, 9, 3–5 <strong>und</strong> 10, 1–4] ................................................................... 36<br />
Gerede über das Privatleben des Kaisers Augustus[I, 10, 5–8] ........<br />
Tiberius wird unterwürfig um die Übernahme<br />
38<br />
der Herrschaft gebeten [I, 11] .......................................................<br />
Die Rede des Asinius Gallus <strong>und</strong> ihre Wirkung<br />
39<br />
[I, 12].............................................................................................. 40<br />
Die Rede des L. Arruntius <strong>und</strong> ihre Wirkung [I, 13, 1–3] ................ 42<br />
Die Rede des Q. Haterius <strong>und</strong> ihre Wirkung [I, 13, 4–6] .................<br />
Reaktion des Tiberius auf die Unterwürfigkeit der Senatoren<br />
42<br />
[I, 14].............................................................................................. 43<br />
Das völlige Ende der „libera res publica“ [I, 15, 1] ........................... 44<br />
Annale nnale nnalen nnale n II, II, 82<br />
82<br />
Reaktion in Rom auf den Tod des Germanicus [II, 82, 1–5] ........... 45<br />
Annale nnale nnalen nnale n IV IV, IV IV 6–7<br />
6–7<br />
Würdigung der politischen Leistung des Tiberius [IV, 6–7] ............ 47<br />
5
6<br />
Inhalt<br />
Annale nnale nnalen nnale n VI, VI, 50–51<br />
50–51<br />
Tod <strong>und</strong> zusammenfassende Charakterisierung des Tiberius ......... 50<br />
Annale nnale nnalen nnalen<br />
n X XXV,<br />
X 20–22 20–22<br />
20–22<br />
Verhalten <strong>und</strong> Schicksal eines Stoikers:<br />
Thrasea Paetus vor dem Senat [XV, 20] ............................................ 53<br />
Thrasea Paetus im Senat [XV, 21–22] ............................................... 54<br />
Annale nnale nnale nnalen nnale n X XXVI,<br />
X XVI,<br />
VI, 21–35<br />
21–35<br />
Verhalten <strong>und</strong> Schicksal eines Stoikers:<br />
Der Tod des Thrasea Paetus [XVI, 21–26] ........................................ 56<br />
Das Urteil [XVI, 33] ........................................................................... 59<br />
Die Reaktion auf das Urteil [XVI, 34, 1–2] ....................................... 59<br />
Das Ende des Thrasea Paetus [XVI, 35] ............................................ 60<br />
Annale nnale nnale nnalen nnale n III, III, 65<br />
65<br />
Selbstzeugnis des <strong>Tacitus</strong> über seine Geschichtsschreibung:<br />
Zum <strong>Prinzipat</strong> des Tiberius [III, 65, 1–3] ......................................... 61<br />
Annale nnale nnalen nnale n X XXVI,<br />
X VI, 16<br />
16<br />
Selbstzeugnis des <strong>Tacitus</strong> über seine Geschichtsschreibung:<br />
Allgemein zu den Annalen [XVI, 16, 1–2] ........................................ 62<br />
Hist ist istoria ist ia ia iae iae<br />
e I, I, 1 1 1 ............................................................................................... 63<br />
Begriff iff iffse iff se serklär se klär klärung klär ung ungen ung ................................................................................... 64<br />
Or Or Orts- Or Or ts- <strong>und</strong> <strong>und</strong> N NName<br />
N ame amensv ame nsv nsverz nsv rz rzeic rz ic ichnis ic hnis ................................................................. 69<br />
Zeittaf ittaf ittafel ittaf ....................................................................................................... 79<br />
Abkürzung bkürzung bkürzungen bkürzung n d dder<br />
d r Vorname name namen name .................................................................... 79<br />
Lit Literat Lit at atur at ur urverz ur rz rzeic rz ic ichnis ic hnis hnis................................................................................... hnis<br />
80
Einle inle inleit inle it itung it ung<br />
Die vorliegende Textauswahl orientiert sich an den Vorgaben des niedersächsischen<br />
Kultusministeriums für das Abitur 2010 (Internetquelle siehe Seite 18);<br />
sie beinhaltet darüberhinaus Texte, die das Verhalten des Kaisers Tiberius ausführlicher<br />
darstellen. Ergänzt wird die Auswahl durch die beispielhafte Darstellung<br />
für praktizierte virtus, dargestellt anhand des Schicksals von Thrasea Paetus,<br />
einem Stoiker, der sich gegen Kaiser Nero stellte. Am Ende der Auswahl stehen<br />
zudem zwei Selbstzeugnisse des <strong>Tacitus</strong>, die ihn als Autor seiner Texte charakterisieren.<br />
Die folgenden Informationen sollen den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern einen<br />
kurzen Überblick über Leben <strong>und</strong> Werk des <strong>Tacitus</strong> sowie einleitende Gedanken<br />
zum Thema bieten. Die knappen Ausführungen können <strong>und</strong> wollen nicht<br />
an die Stelle eines wissenschaftlichen Kommentars treten. Auch die Biografien<br />
im Namensverzeichnis sind bewusst kurz gehalten, um mögliche Referate der<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler nicht vorwegzunehmen.<br />
Bio io iografie io afie d ddes<br />
d es CC<br />
Corne C ne neli ne li lius li us T TTacit<br />
T cit citus cit us (55/56 (55/56 b bbis<br />
b bis<br />
is um um 120)<br />
120)<br />
<strong>Tacitus</strong> – der Schweigsame. Man könnte diesen Namen als bezeichnend für die<br />
Person nehmen, denn es ist relativ wenig <strong>und</strong> teilweise nicht einmal direkt Belegbares<br />
zu seinem Leben überliefert.<br />
Als praenomen (Vornamen) werden in den überlieferten Handschriften Gaius<br />
<strong>und</strong> Publius genannt, wobei Publius der wahrscheinlichere ist. Die Vermutungen<br />
gehen dahin, dass <strong>Tacitus</strong> wohl aus einer Ritterfamilie stammt <strong>und</strong> wie Cicero<br />
als homo novus in den Senatorenstand aufgenommen worden ist. Sein Geburtsort<br />
ist ebenfalls unbekannt; man vermutet ihn entweder in der Provincia<br />
Gallia Narbonensis oder Cisalpina.<br />
Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt, allerdings lässt es sich aus Äußerungen<br />
seiner Zeitgenossen zumindest eingrenzen. Er erhielt eine rhetorische Ausbildung<br />
<strong>und</strong> genoss als Redner einen sehr guten Ruf. <strong>Tacitus</strong> unterhielt unter anderem<br />
mit Plinius einen regen Briefwechsel. Die Daten seiner politischen Karriere<br />
sind der Zeittafel am Ende des Bandes zu entnehmen.<br />
Seine Tätigkeit als Schriftsteller fällt zum größten Teil in die Regierungszeit<br />
des Kaisers Traian (98–117). Mit dem Amt als Prokonsul der Provinz Asia endet<br />
seine politische Karriere. <strong>Tacitus</strong> widmet sich danach fast ausschließlich der Geschichtsschreibung<br />
<strong>und</strong> verfasst die Annalen. Sein Todesjahr liegt in den ersten<br />
Jahren der Kaiserzeit des Hadrians (117–138).<br />
7
8<br />
Einleitung<br />
Bele le lege le e e zu zu T TTacit<br />
T cit citus citus<br />
us<br />
Als Hinweis auf das Geburtsjahr kann ein Brief des Plinius an <strong>Tacitus</strong> dienen:<br />
„Es wird etwas Seltenes, Bemerkenswertes sein, dass zwei Männer, an Alter <strong>und</strong><br />
Stand nahezu gleich, in der literarischen Welt nicht ganz unbekannt – ich muss ja<br />
auch von Dir ein wenig bescheidener reden, da ich mich mit einbeziehe –, einander<br />
in ihren Arbeiten gefördert haben. Schon in frühester Jugend, als Du bereits in<br />
Ruhm <strong>und</strong> Ehre standest, wünschte ich Dir zu folgen, Dir ‚der nächste, doch erst<br />
mit beträchtlichem Abstand‘ zu sein <strong>und</strong> dafür zu gelten.“ (Plinius, ep. 7, 20, 3–4) 1<br />
Da Plinius in den Jahre 61 oder 62 geboren ist, muss <strong>Tacitus</strong> demnach um<br />
einige Jahre älter gewesen sein. In einem weiteren Brief preist Plinius <strong>Tacitus</strong> als<br />
erfolgreichen Redner:<br />
„Dieses Mannes 2 Leichenbegräbnis war eine große Ehre für den Prinzeps, für<br />
unsere Zeit wie auch für das Forum <strong>und</strong> die Rostren 3 . Die Leichenrede hielt der<br />
Konsul Cornelius <strong>Tacitus</strong>; denn dies soll der Gipfel all seines Glücks werden: als<br />
Sprecher der beredtste Mann.“ (Plinius: ep. 2, 1, 6)<br />
Über das Verfahren des <strong>Tacitus</strong> gegen Marius Priscus 4 schreibt Plinius:<br />
„Ich <strong>und</strong> Cornelius <strong>Tacitus</strong>, beauftragt, die Provinz zu vertreten, hielten es für<br />
unsere Pflicht, den Senat darauf aufmerksam zu machen, dass Priscus in unmenschlicher<br />
Grausamkeit über die Verbrechen hinausgegangen sei, für die die Kommission<br />
zuständig sei, denn er habe Unschuldige gegen Geld verurteilt <strong>und</strong> sogar hinrichten<br />
lassen.“ (Plinius: ep. 2, 11, 2)<br />
Weiter heißt es:<br />
„Bei diesem Prozess ließ er alle seine Künste spielen. Gegen ihn wandte sich<br />
Cornelius <strong>Tacitus</strong> mit hinreißender Beredsamkeit <strong>und</strong> – was für seine Redeweise<br />
besonders charakteristisch ist – würdevoll.“ (Plinius: ep. 2, 11, 17)<br />
Zu seiner politischen Laufbahn vermerkt <strong>Tacitus</strong> neben einer Passage in den<br />
Historen (I, 1, 3, in dieser Textausgabe enthalten) auch in den Annalen, dass er<br />
sie unter Vespasian begonnen habe:<br />
1 C. Plini Caecili Sec<strong>und</strong>i: Epistulae libri decem – lateinisch-deutsch von Helmut<br />
Kasten, München: Artemis Verlag 1984. Die weiteren Übersetzungen zu Plinius<br />
entstammen diesem Werk.<br />
2 Gemeint ist Lucius Verginius Rufus (siehe Zeittafel).<br />
3 Rednerbühne.<br />
4 Siehe Zeittafel (100 n. Chr.).
Einleitung<br />
„Im gleichen Jahre 5 erlebte man die Säkularspiele, 800 Jahre nach der Gründung<br />
Roms, 64 Jahre, nachdem Augustus sie veranstaltet hatte. Beider Herrscher<br />
Rechnungsweisen übergehe ich, da sie hinreichend in den Büchern behandelt sind,<br />
in denen ich die Geschichte des Kaiser Domitian 6 dargestellt habe. Denn auch dieser<br />
hielt Säkularspiele ab, <strong>und</strong> ich habe mit besonderer Aufmerksamkeit an ihnen<br />
teilgenommen, da ich mit dem Priesteramt der Qindecimvirn beauftragt <strong>und</strong> damals<br />
Prätor war.“ 7 (<strong>Tacitus</strong>: ann. XI, 1, 1)<br />
Zur geplanten Veröffentlichung der Historien schreibt Plinius an <strong>Tacitus</strong>:<br />
„Ich ahne <strong>und</strong> meine Ahnung täuscht mich nicht: Deine Historien werden unsterblich<br />
sein.“ (Plinius: ep. 7, 33, 1)<br />
Tacit cit citus cit us Werke<br />
Agric ic icola ic la – – de de v vvita<br />
v ita e eet<br />
e t mor morib mor ib ibus ib us I IIulii<br />
I Iulii<br />
ulii Agric ic icolae ic lae<br />
In seinem ersten Werk beschreibt <strong>Tacitus</strong> die Lebenszeit seines Schwiegervaters<br />
(40–93 n. Chr.) unter Kaiser Domitian (81–96 n. Chr.), vor allem dessen Zeit in<br />
der Funktion als Feldherrn in Britannien. Neben einer Beschreibung der rein<br />
militärischen Tätigkeit stellt <strong>Tacitus</strong> besonders das kluge, verantwortungsbewusste<br />
Verhalten seines Schwiegervaters bei der Eroberung Britanniens in den<br />
Vordergr<strong>und</strong>. Während seiner Amtszeit eroberte er das heutige Wales <strong>und</strong> drang<br />
bis in das schottische Hochland vor. Er ließ eine Flotte Britannien umr<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> wies so nach, dass Britannien eine Insel ist. Er wurde dann wohl aus Neid<br />
von Domitian abberufen. Vor allem im Proömium dieses Werkes wird das historische<br />
Weltbild des <strong>Tacitus</strong> deutlich, der hier schon andeutet, die Geschichte<br />
der Kaiserzeit beschreiben zu wollen. In diesem Werk ist auch eine geografische<br />
Beschreibung Britanniens zu finden.<br />
5 47 n. Chr.<br />
6 Die Regierungszeit Domitians hat <strong>Tacitus</strong> in einem der verschollenen Teile<br />
seiner Historien beschrieben. Der Hinweis ist ein wichtiger Beleg dafür, dass<br />
die Historien vor den Annalen geschrieben wurden.<br />
7 C. Cornelius <strong>Tacitus</strong>: Annalen – lateinisch-deutsch herausgegeben von Erich<br />
Heller, München: Artemis Verlag 1982. Die weiteren Übersetzungen zu den<br />
Annalen des <strong>Tacitus</strong> entstammen diesem Werk.<br />
9
10<br />
Einleitung<br />
Germania mania – – de de or orig or ig igine ig ine ee<br />
et ee<br />
t sit situ sit u G GGermanor<br />
G manor manorum manor um<br />
Als Kaiser Domitian 83 n. Chr. verkünden ließ, er habe die Germanen rechts des<br />
Rheins unterworfen <strong>und</strong> so das Germanenproblem gelöst, bringt <strong>Tacitus</strong> durch<br />
seine Schrift das Wesen der Germanen den Römern näher. Er beschreibt die<br />
Völker des rechtsrheinischen Gebietes, die trotz der Propaganda des Kaisers<br />
Domitian nicht alle unterworfen sind. Er hält den Römern die Ursprünglichkeit<br />
dieses im Prinzip nicht unterworfenen Volkes als Spiegel vor Augen <strong>und</strong> zeichnet<br />
vor allem ihre moralische Stärke <strong>und</strong> den Drang nach <strong>Freiheit</strong> als Bedrohung<br />
für die Römer. Neben der Geografie Germaniens werden die Ursprünge<br />
der Germanen, ihre wirtschaftlichen Verhältnisse, das öffentliche Leben <strong>und</strong> einzelne<br />
Stämme beschrieben.<br />
Aber auch in dieser Schrift wird unterschwellig die Kritik an der Politik <strong>und</strong><br />
Propaganda des Kaisers Domitian deutlich, wie das folgende Zitat zeigt:<br />
„Es war im Jahre 640 nach der Gründung unserer Stadt, als man zum ersten<br />
Male von den Waffentaten der Kimbern hörte; Konsuln waren damals Caecilius<br />
Metellus <strong>und</strong> Papirius Carbo. Rechnen wir von da an bis zum zweiten Konsulat des<br />
Kaiser Traian, so ergeben sich r<strong>und</strong> 210 Jahre – so lange schon dauert die Besiegung<br />
Germaniens.“ (<strong>Tacitus</strong>: Germ. 37, 1)<br />
Wenige Zeilen weiter schreibt <strong>Tacitus</strong>:<br />
„In dem Laufe dieser langen Zeit hat es auf beiden Seiten erhebliche Verluste<br />
gegeben. [Kein anderes Reich] ist gefährlicher als der <strong>Freiheit</strong>sdrang der Germanen.“<br />
(<strong>Tacitus</strong>: Germ. 37, 2)<br />
Dialogus ialogus de de or orat or at ator at or orib or ib ibus ib us – – üb über üb r de de den de n Verfal fal fall fall<br />
l de de der de de r B BBeredsamk<br />
B dsamk dsamkeit dsamk it<br />
<strong>Tacitus</strong> widmet sich der Analyse des Verfalls der Beredsamkeit vor allem der<br />
nachaugusteischen Zeit. Auch hier übt er Kritik am <strong>Prinzipat</strong>, indem er indirekt<br />
sagt: „Die Monarchie ist kein Nährboden für große Redner“ (<strong>Tacitus</strong>: dial. 41, 3)<br />
Hist ist istor istor<br />
or oriae or iae – – H HHist<br />
H Hist<br />
ist istor ist or orie orie<br />
ie ien ie<br />
Erhalten sind nur die Bücher I bis IV <strong>und</strong> der Anfang des V. Buches, die den<br />
Zeitraum von 68 bis 69 umfassen.<br />
In den Büchern I <strong>und</strong> II wird die Geschichte des Vierkaiserjahres – Galba,<br />
Otho, Vitellius <strong>und</strong> Vespasian – beschrieben. Das Buch III behandelt den Bürgerkrieg<br />
des Jahres 69, das Buch IV die Aufstände in Germanien. Das letzte Buch V
Einleitung<br />
beschreibt die Vorbereitungen für den Angriff <strong>und</strong> die Zerstörung Jerusalems<br />
<strong>und</strong> das Ende der Germanenaufstände, besonders das der Bataver (Volk in den<br />
heutigen Niederlanden).<br />
Einen Hinweis auf die Absicht, eine historische Schrift herauszugeben, bezeugt<br />
<strong>Tacitus</strong> in seinem „Agricola“ (<strong>Tacitus</strong>: agr. 3, 3, in dieser Textausgabe enthalten).<br />
Annales nnales – – Annale nnale nnalen nnale<br />
Erhalten sind die Bücher I bis VI, welche die Jahre 14 bis 37 (vom Tod des Kaiser<br />
Augustus bis zum Tod des Kaisers Tiberius) behandeln. Es fehlen die Bücher VII<br />
bis X, in denen die Regierungszeit des Kaisers Caligula (37–41) <strong>und</strong> die ersten<br />
sechs Jahre der Regierungszeit des Claudius (41–54) behandelt wurden.<br />
In den restlichen überlieferten Büchern XI bis XVI wird die Zeit von 47 bis<br />
66, vor allem die Regierungszeit des Kaisers Nero, beschrieben; besonders ausführlich<br />
werden die Ereignisse des Jahres 66 geschildert – das Jahr, in dem der<br />
Stoiker Publius Clodius Thrasea Paetus auf Befehl Neros in den Freitod ging.<br />
Wir wissen nicht, ob das Werk an dieser Stelle tatsächlich als vollendet gedacht<br />
war oder auch die Zeit über den Tod des Kaisers Nero nach 68 enthalten hat.<br />
Zur Absicht der Annalen schreibt <strong>Tacitus</strong> selbst u.a. in III, 65 <strong>und</strong> XVI, 16;<br />
diese Textstellen sind in der vorliegenden Ausgabe vorhanden.<br />
„P „<strong>Prinzipat</strong> „P inzipat <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> F FFreihe<br />
F ihe iheit“ ihe it“ it“bei it“ i T TTacit<br />
T cit cit citus cit us<br />
Die Merkmale der libera res publica werden durch die Abbildung 1 (Seite 12)<br />
sehr deutlich. Die römischen Bürger, die Plebejer, haben lediglich indirekten<br />
Einfluss auf die Machtorganisation des Staates. Der Senat war das wichtigste<br />
<strong>und</strong> oberste Kontrollorgan.<br />
C. Iulius Caesars hat als Diktator dem Senat diese Funktion mehr <strong>und</strong> mehr<br />
genommen. Sueton lässt Caesar in seinen Biografien sagen:<br />
„Das Staatswesen sei ein Nichts, nur ein Begriff ohne Körper <strong>und</strong> Gestalt.“<br />
(Sueton: Iul. 77)<br />
Nach der Ermordung Caesars hoffte man allgemein auf eine Wiederherstellung<br />
der libera res publica. Cicero sagte im Kampf für die Rettung der Republik,<br />
als er noch Hoffnung für die libera res publica mit Antonius sah:<br />
„Gleichsam ein Licht erschien am Horizont: nicht nur die Königsherrschaft,<br />
die wir hatten ertragen müssen, sondern auch die Furcht vor einer Königsherrschaft<br />
11
12<br />
Senat<br />
(gesetzgebende<br />
Versammlung)<br />
Patrizier werden durch Vererbung<br />
oder Kauf zu Senatoren<br />
Ernennen/<br />
entlassen<br />
Senatoren<br />
Zensoren<br />
wählt alle<br />
5 Jahre<br />
stellt Mitglieder<br />
Veto Veto<br />
Volkstribunen<br />
Pleb. Ädile<br />
wählt<br />
(nur Plebejer)<br />
Patrizier Plebejer<br />
Römische Bürger<br />
Fremde (eingeschränkte Rechte)<br />
Sklaven (ohne Rechte)<br />
Einleitung<br />
Volksversammlung<br />
(nur Männer)<br />
Magistrate<br />
(unbezahlte Ämter,<br />
nur von Senatoren<br />
auszuüben)<br />
2 Konsuln<br />
2 (8) Prätoren<br />
2 (4) Ädilen<br />
8 Quästoren<br />
Abbildung 1: Verfassungsschema der römischen Republik (vereinfacht)<br />
wählt jährlich<br />
In<br />
Notzeiten<br />
für 1/2<br />
Jahr<br />
Diktator<br />
Römisches<br />
Heer<br />
war beseitigt, <strong>und</strong> ein großes Versprechen ist von Antonius dem Staat gegeben worden,<br />
dass er eine freie Bürgerschaft wolle, nachdem er sogar den Begriff ‚Diktator‘,<br />
der früher oft gerecht <strong>und</strong> berechtigt gewesen war, wegen der frischen Erinnerung<br />
an die Diktatur auf Lebenszeit gänzlich aus unserer Verfassung entfernt hatte.“<br />
(Cicero: Phil. 1, 4)<br />
Aber nach Umkehrung der Ereignisse ruft er den Senatoren zu:<br />
„Nichts ist abscheulicher als Ehrlosigkeit, nichts hässlicher als Knechtschaft. Zur<br />
Größe <strong>und</strong> zur <strong>Freiheit</strong> sind wir geboren; lasst uns diese entweder bewahren oder<br />
lasst uns in Würde sterben!“ (Cicero: Phil. 3, 36)<br />
Wesentlich deutlicher <strong>und</strong> dramatischer wirkt er in seinem Aufruf an die<br />
Quiriten:<br />
„Die Sache steht auf Messers Schneide; über unsere <strong>Freiheit</strong> wird entschieden.<br />
Ihr müsst entweder siegen, Quiriten – das werdet ihr mit Sicherheit aufgr<strong>und</strong> eures<br />
Pflichtbewusstseins <strong>und</strong> einer so starken Eintracht schaffen –, oder ihr müsst alles<br />
lieber erleiden wollen als Sklaven zu sein. Andere Völker sind imstande, die Knechtschaft<br />
zu ertragen, ein Wesenszug des römische Volkes aber ist die <strong>Freiheit</strong>.“ (Cicero:<br />
Phil. 6, 19)<br />
Oberbefehl<br />
Oberbefehl
Einleitung<br />
Als einzigen Retter <strong>und</strong> Befreier sah er damals Octavian, den späteren Kaiser<br />
Augustus, an <strong>und</strong> lobte ihn überschwänglich:<br />
„Von diesem Verhängnis hat durch seine private Initiative Caesar (Octavian) –<br />
anders konnte es ja nicht geschehen – unseren Staat befreit. Wäre er nicht in diesem<br />
Staate <strong>und</strong> für diesen Staat geboren worden, dann hätten wir wegen der verbrecherischen<br />
Haltung des Antonius gar keinen Staat mehr. Denn so sehe ich die<br />
Dinge, so urteile ich: wenn nicht dieser eine junge Mann die Angriffe <strong>und</strong> entsetzlichen<br />
Pläne dieses Rasenden vereitelt hätte, dann wäre unser Staat gänzlich zugr<strong>und</strong>e<br />
gegangen.“ (Cicero: Phil. 3, 5)<br />
Aber es kam ganz anders. Unter Octavian bzw. Kaiser Augustus wurde die<br />
libera res publica nicht wiederhergestellt. Nach Beendigung der Bürgerkriege<br />
wurde in Rom ein riesiger Triumphzug abgehalten. Aber das Volk erwartete auch<br />
eine Neuordnung des Staatswesens.<br />
Seit Marius <strong>und</strong> Sulla hatten die Befehlshaber der Legionen praktisch die<br />
Macht im Staate inne; die republikanischen Institutionen waren so lahmgelegt.<br />
Erste <strong>und</strong> vordringlichste Aufgabe des Augustus – am 16. Januar 27 v. Chr. war<br />
ihm dieser Name als Ehrentitel verliehen worden – war es, diese außerordentliche<br />
Macht des Militärs in eine ordnungsgemäße umzuwandeln. Als erstes ordnete<br />
er den Senat neu, indem er fast 200 Mitglieder durch verdiente Personen<br />
aus dem Patrizierstand ersetzte. Dadurch war der Senat faktisch wieder das zentrale<br />
Herrschaftsorgan. Die libera res publica war zwar nicht formal wiederhergestellt;<br />
aber man sprach schon von einer res publica restituta.<br />
Die Wiederherstellung der libera res publica hatte er dabei nicht im Sinn.<br />
Wichtig war ihm, dass das Volk das berechtigte Gefühl der Wiederherstellung<br />
der libertas spürte. Das Verständnis der <strong>Freiheit</strong> bezog sich zum einen auf die<br />
bürgerliche <strong>Freiheit</strong>, die die Ausübung der Rechte <strong>und</strong> Vorteile eines römischen<br />
Bürgers beinhaltete, zu deren Vorteilen z.B. auch das Stimmrecht zählte, als<br />
Gegensatz zur Sklaverei (servitus), zum anderen auf die <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Unabhängigkeit<br />
eines Staatswesens als Selbständigkeit bzw. Autonomie oder Souveränität<br />
im Gegensatz zur dominatus bzw. dominatio.<br />
Wie wichtig den Römern diese Art der <strong>Freiheit</strong> war, zeigt auch die Errichtung<br />
eines Tempels auf dem Forum Romanum bzw. auf dem Aventin für die Göttin<br />
Libertas, die als schön geschmückte Frau z.B. auf Münzen abgebildet war.<br />
Augustus selbst schreibt in seinen Res Gestae über seine Machtübernahme:<br />
„Nachdem ich die Bürgerkriege beendet hatte, habe ich, der ich mit Zustimmung<br />
aller zur höchsten Gewalt gelangt war, in meinem sechsten [28 v. Chr.] <strong>und</strong><br />
meinem siebten Konsulat [27 v. Chr.], den Staat aus meinem Machtbereich wieder<br />
der freien Entscheidung des Senats <strong>und</strong> des römischen Volkes übertragen. Für dieses,<br />
mein Verdienst wurde ich auf Beschluss des Senates Augustus genannt [<strong>und</strong><br />
13
14<br />
Einleitung<br />
mit vielen Ehrenbezeichnungen versehen]. Seit dieser Zeit habe ich zwar alle an<br />
Einfluss <strong>und</strong> Ansehen überragt, an Macht aber habe ich um Nichts mehr besessen<br />
als diejenigen, die auch mir als Kollegen im Amt gewesen sind.“ (Augustus: res<br />
gest. 1, 34)<br />
Octavian bzw. Augustus schuf den <strong>Prinzipat</strong>. Als princeps civitatis in der Rolle<br />
des „ersten Mannes im Staate“ vereinigte er die Macht im Staate faktisch auf<br />
sich allein. Erst gab er die Macht über die Heere der Provinzen wieder in die<br />
Hände des Senates, ließ sich aber die Macht wieder übertragen. So übernahm er<br />
die Fuktion der zwei wichtigsten Ämter auf Lebenszeit: Zum einen die Amtsgewalt<br />
eines Tribun (tribunicia potestas), durch die er das Vetorecht besaß, das<br />
Recht zur Einberufung von Senat <strong>und</strong> Volk zur Beratung von Gesetzen, außerdem<br />
war er damit sacrosanctus (unantastbar). Das zweite wichtige, lebenslang<br />
beanspruchte Amt war das eines Prokonsuls (imperium proconsulare). Diese<br />
Befehlsgewalt erstreckte sich auf die in den Provinzen stehenden Heere; dadurch<br />
hatte er auch das Recht über Krieg <strong>und</strong> Frieden zu entscheiden.<br />
Darüberhinaus hatte er auch das Amt des pontifex maximus inne. Auch als<br />
Prinzeps war er zudem mehrfach Konsul. Geschickt legte Augustus anscheinend<br />
sein Macht ab <strong>und</strong> ließ den Senat an der Macht teilhaben, tatsächlich aber behielt<br />
er die wichtigsten Funktionen im Staat.<br />
Senat<br />
(Bedeutung nur<br />
noch für Rom)<br />
Patrizier werden durch Vererbung<br />
oder Kauf zu Senatoren<br />
Patrizier Plebejer<br />
Römische Bürger<br />
stellt stellt Mitglieder Mitglieder<br />
Volksversammlung<br />
(nur Männer)<br />
Fremde (eingeschränkte Rechte)<br />
Sklaven (ohne Rechte)<br />
Bestätigt Herrschaft<br />
Legt Gesetze zur Zustimmung vor<br />
wählt<br />
(von Tibrius<br />
aufgehoben)<br />
Magistrate (unbezahlte<br />
Ämter, nur<br />
von Senatoren<br />
auszuüben, Bedeutung<br />
nur für Rom)<br />
2 Konsuln<br />
2 (8) Prätoren<br />
2 (4) Ädilen<br />
8 Quästoren<br />
Prinzeps<br />
(Volkstribun auf Lebenszeit)<br />
Zensur, seit Tiberius<br />
auch Berufung<br />
Römisches<br />
Heer<br />
Abbildung 2: Verfassungsschema des <strong>Prinzipat</strong>s unter Augustus (vereinfacht)<br />
Oberbefehl
Einleitung<br />
Die Veränderungen während des <strong>Prinzipat</strong>s zeigt ein Vergleich der Abbildungen<br />
1 <strong>und</strong> 2. Die Abbildung 2 (Seite 14) zeigt deutlich eine Umkehrung;<br />
alles wird vom princeps bestimmt. Das römische Volk hatte zwar unter Augustus<br />
noch das Recht auf eine Volksversammlung; dieses Recht wurde ihm aber<br />
durch Tiberius (Ann.: I, 15, 1) genommen. Aus einer Senatsaristokratie ist ein<br />
Monarchie geworden.<br />
Dass <strong>Tacitus</strong> selbst wohl nicht an die vollkommene Wiederherstellung der<br />
libera res publica geglaubt hat, zeigen die Worte, die er Galba in den M<strong>und</strong> legt:<br />
„Wenn der unermessliche Körper des Reiches ohne einen Lenker alleine stehen<br />
<strong>und</strong> sich im Gleichgewicht halten könnte, so wäre ich würdig, dass die libera res<br />
publica mit mir ihren Anfang nähme.“ (<strong>Tacitus</strong>: hist. I, 16, 1)<br />
Ganz ähnlich formuliert <strong>Tacitus</strong> wenige Zeilen weiter:<br />
„Denn hier handelt es sich nicht, wie bei Völkern, die von Königen beherrscht<br />
werden, um ein bestimmtes Herrscherhaus, in dem die übrigen Sklaven sind, sondern<br />
du wirst über Menschen gebieten, die weder totale Knechtschaft erdulden können<br />
noch totale <strong>Freiheit</strong>.“ (<strong>Tacitus</strong>: hist. I, 16, 4)<br />
Erst nach dem Sturz des Kaisers Domitian hatte <strong>Tacitus</strong> die Gelegenheit,<br />
sich öffentlich über den <strong>Prinzipat</strong> zu äußern. Nerva war zum Kaiser gewählt<br />
worden <strong>und</strong> versuchte den <strong>Prinzipat</strong> <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene <strong>Freiheit</strong> wiederherzustellen,<br />
nachdem der <strong>Prinzipat</strong> angefangen mit Tiberius bis hin zu<br />
Domitian immer mehr Züge einer Tyrannei angenommen hatte. Nerva zeigte<br />
sich als wahrer primus inter pares. Nach den vorausgegangenen <strong>und</strong> selbst erlebten<br />
Schreckensjahren, vor allem unter Nero <strong>und</strong> Domitian, preist <strong>Tacitus</strong> den<br />
neuen Kaiser. Aber eine völlige Umkehr zur libera res publica war nicht Ziel des<br />
neuen Kaisers; man war schon zufrieden mit der Wiederherstellung der Mitbestimmung<br />
des Senates, die unter Tiberius (Ann.: I, 15, 1) völlig zum Erliegen<br />
gekommen war. So können wir zwar <strong>Tacitus</strong> als Kritiker des <strong>Prinzipat</strong>s sehen,<br />
aber nicht als Verfechter der eigentlichen libertas. Seine Kritik am <strong>Prinzipat</strong> galt<br />
vor allem den negativen Begleiterscheinungen, dass sich nämlich die principes<br />
eher wie Tyrannen zeigten, als dass sie dem Wohl des Staates dienten. Der Verfall<br />
der virtus <strong>und</strong> der libertas des Senates waren für ihn das Schlimmste. Geprägt<br />
durch eigene Erlebnisse unter Domitian sah er den Verfall der virtus im <strong>Prinzipat</strong><br />
begründet. Dabei muss berücksichtigt werden, dass <strong>Tacitus</strong> selbst seine politischen<br />
Ämter unter Domitian nicht aufgegeben hat <strong>und</strong> sich vielleicht auch mitschuldig<br />
fühlt. Dazu schreibt er selbst:<br />
„Unsere Hände haben Helvidius in den Kerker gebracht, uns haben die Blicke<br />
des schuldlosen Mauricus <strong>und</strong> Rusticus durchbohrt, uns hat Senecio mit seinem<br />
unschuldigen Blut durchtränkt! Nero hat doch wenigstens die Augen abgewendet;<br />
15
16<br />
Einleitung<br />
er hat die Verbrechen zwar befohlen, sah aber nicht zu. Unter Domitian war dieses<br />
die schlimmste Qual, dass man ihn sah <strong>und</strong> sich von ihm ansehen lassen musste.“<br />
(<strong>Tacitus</strong>: agr. 45, 1)<br />
Weiterhin schreibt er über Agricola, was aber wohl für <strong>Tacitus</strong> selbst galt:<br />
„Die Menschen, die gewohnt sind, Taten gegen tyrannische Willkürakte zu bew<strong>und</strong>ern,<br />
sollen wissen: Auch unter schlechten Herrschern können große Männer<br />
leben, <strong>und</strong> ihre Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> Zurückhaltung, wenn Pflichterfüllung<br />
<strong>und</strong> Arbeitskraft damit verb<strong>und</strong>en sind, können ihnen gleichen Ruhm verschaffen,<br />
wie ihn viele Männer errungen haben durch offenen Widerstand gegen das Regime<br />
<strong>und</strong> einen aufsehenerregenden Tod, ohne dass doch beides von Nutzen gewesen<br />
wäre für den Staat.“ (<strong>Tacitus</strong>: agr. 42, 4)<br />
Völlig resignierend kommentiert er die Haltung des Thrasea Paetus:<br />
„Er hat dann den Senat verlassen <strong>und</strong> brachte sich selbst in Gefahr, aber einen<br />
Weg in die <strong>Freiheit</strong> wies er den anderen nicht.“ (<strong>Tacitus</strong>: ann. XIV, 12, 1)<br />
Wie sehr <strong>Tacitus</strong> unter Domitian gelitten haben muss, zeigt die „frohe Botschaft“:<br />
Nunc demum redit animus (Agr. 3 in dieser Textausgabe). Nur zwischen<br />
den Zeilen lesend können wir erahnen, wie sehr <strong>Tacitus</strong> persönlich betroffen<br />
war, als er seinen Schwiegervater Agricola degradiert sehen musste <strong>und</strong> wie befreit<br />
er nach der Diktatur des Domitian aufatmen konnte. Aus Eifersucht hat<br />
Kaiser Domitian ihn aus Britannien abberufen <strong>und</strong> ihm die seiner Leistung zustehenden<br />
Ehrungen versagt. <strong>Tacitus</strong> hat in Agricola den immer für das Wohl<br />
des Staates eintretenden <strong>und</strong> arbeitenden Politiker gesehen, eben ein Vorbild,<br />
das durch die gelebte virtus zu unsterblichem Ansehen <strong>und</strong> Ruhm gelangen<br />
konnte. Dieser Traum war von Domitian zerstört worden. Direkt davon betroffen<br />
musste <strong>Tacitus</strong> erkennen, dass die virtus als „persönliche Bewährung der<br />
Senatsaristokratie in Krieg <strong>und</strong> Frieden zum Wohle <strong>und</strong> Ruhme des römischen<br />
Staates“ sich während des <strong>Prinzipat</strong>s – vor allem des Domitian – nicht verwirklichen<br />
konnte. Sicherlich hat er selbst auch ehrenwerte Ziele verfolgen wollen.<br />
aber unter Domitian resigniert.<br />
Diese Resignation zeigt sich beispielsweise in folgenden Zitaten:<br />
„Sein [= Agricolas] Vater Iulius Graecinus, ein Mann von Senatorenrang, bekannt<br />
wegen seiner Beschäftigung mit der Beredsamkeit <strong>und</strong> Philosophie zog sich<br />
gerade wegen dieser Tugend (Fähigkeiten) den Zorn des Kaiser Gaius Caesar Caligula<br />
zu: befohlen war ihm, den Marcus Silanus anzuklagen; <strong>und</strong> weil er abgelehnt<br />
hatte, ist er getötet worden.“ (<strong>Tacitus</strong>: agr. 4, 1)
Einleitung<br />
„Obwohl Agricola seinem Bericht keinerlei prahlende Worte hinzugefügt hatte,<br />
nahm Domitian diese Ereignisse [die Unterwerfung Britanniens] mit froher Miene<br />
aber mit beklommenem Herzen – so wie er es gewöhnlich tat. Denn er wusste<br />
genau, dass er zum Gespött werde, da sein Triumph über die Germanen gelogen<br />
sei, weil er Sklaven gekauft <strong>und</strong> diese mit Kleidung <strong>und</strong> Veränderung ihres Aussehens<br />
zu Kriegsgefangenen gemacht habe: Nun aber werde ein wirklicher <strong>und</strong> großartiger<br />
Sieg mit so vielen tausend getöteten Feinden gefeiert. Besonders kränkend<br />
erschien es ihm, dass der Name eines Privatmannes über den des Kaisers erhoben<br />
würde. Vergeblich hätte er dann die Bemühungen um öffentliche Beredsamkeit <strong>und</strong><br />
ehrenvolles politischen Engagement zum Schweigen gebracht, wenn ein anderer<br />
sogar Kriegsruhm erringe. Alles andere könne man noch ignorieren, aber die Eigenschaft,<br />
ein guter Heerführer zu sein, dürfe nur dem Kaiser zukommen.“ (<strong>Tacitus</strong>:<br />
agr. 39, 1–2)<br />
„Häufig wurde er [= Agricola] in seiner Abwesenheit in diesen Tagen bei<br />
Domitian angeklagt <strong>und</strong> dann wieder in seiner Abwesenheit freigesprochen. Der<br />
Gr<strong>und</strong> für diese Gefahr war kein Verbrechen oder die Klage eines, der sich verletzt<br />
fühlte, sondern einerseits der Kaiser, der wirklicher Leistung <strong>und</strong> dem Ruhm dieses<br />
Mannes feindlich gegenüberstand, sowie die Lobredner, die übelste Sorte persönlicher<br />
Feinde.“ (<strong>Tacitus</strong>: agr. 41, 1)<br />
„Noch grausamer war das Wüten in Rom: Adel, Besitz, abgelehnte oder bekleidete<br />
Ehrenämter galten als Verbrechen <strong>und</strong> wahre virtus bedeutete ganz sicher den<br />
Tod.“ (<strong>Tacitus</strong>: hist. I, 2, 3)<br />
<strong>Tacitus</strong> zeigt in seinen Schriften wohl nicht immer ganz objektiv die Schwächen<br />
<strong>und</strong> Stärken einzelner Persönlichkeiten <strong>und</strong> Charakteren auf, wobei sich<br />
historische Wahrheit dem Bestreben, die Erinnerung an die frühere Knechtschaft<br />
(<strong>Tacitus</strong>: Agr. 3 – memoria prioris servitutis) wachzuhalten <strong>und</strong> so vor<br />
einer Wiederkehr dieser Verhältnisse zu warnen, unterordnet. Sein nicht ganz<br />
objektives Geschichtsbild zeigt sich auch in der vorliegenden Textauswahl, in<br />
der z.B. Tiberius fast nur negativ dargestellt wird, während Germanicus wohl<br />
nur positiv beurteilt wird – wie das in die Ausgabe aufgenommene Kapitel über<br />
die Reaktion auf dessen Tod belegt.<br />
Eines ist ihm aber überzeugend gelungen: Die Zeit der Diktatur <strong>und</strong> des<br />
Terrors, die Angst, die Unterwürfigkeit <strong>und</strong> die dennoch zur Schau getragene<br />
Normalität der Unterdrückten lebendig werden zu lassen.<br />
17
18<br />
1. 1. Kürz Kürze Kürz e dd<br />
des dd<br />
es Ausdr usdr usdr usdruc usdr uc ucks uc ks (b (b (brevitas/B<br />
(b (b itas/B itas/B itas/Brachylo<br />
itas/B lo logie) lo ie)<br />
a) prägnante, sentenziöse Sätze (keine langen Perioden)<br />
b) Ellipse (insbesondere aller Formen von esse)<br />
c) verkürzter Ablativus absolutus (Fehlen des Nominalbegriffs)<br />
d)<br />
e)<br />
quamquam beim Partizip <strong>und</strong> Adjektiv<br />
3. Person Plural Indikativ Perfekt Aktiv auf -e- re statt -e- f)<br />
runt<br />
Akkusativ Plural der 3. Deklination auf -i -s statt -e- s<br />
g) präpositionaler Ausdruck statt Nebensatz<br />
2.<br />
2.<br />
Sp Sp Sprachlic Sp hlic hliche hlic he B BBeso<br />
B Beso<br />
eso esond eso nd nderhe nd he heit he it iten<br />
it<br />
Wechse hse hsel hse l im im Ausdr usdr usdruc usdr uc uck uck<br />
k (v (var (v ar arie ar ie ietas) ie tas)<br />
a) Inkonzinnität<br />
b) Abstraktum statt Konkretum<br />
c) Substantivierung von Partizipien <strong>und</strong> Adjektiven<br />
(mit Substantiv im Genitiv)<br />
d) Kollektiver Singular statt Plural<br />
e) Adjektive im neutr. Pl. als Substantiv<br />
f) Häufung von verba intensiva<br />
g) Gebrauch des verbum simplex statt des verbum compositum<br />
3. 3. Ge Gewählt Ge wählt wählte, wählt e, unüb unüblic unüb lic liche lic he Ausdr usdr usdruc usdr uc ucksw uc ksw ksweise ksw ise<br />
a) Dativus auctoris statt a/ab mit Ablativ<br />
b) postquam mit Imperfekt oder Plusquamperfekt<br />
c) Infinitivus historicus<br />
d) Genitiv <strong>und</strong> Dativ des Ger<strong>und</strong>iums <strong>und</strong> Ger<strong>und</strong>ivums<br />
statt eines Finalsatzes<br />
e)<br />
f)<br />
iubere mit Konjunktiv oder ut-Satz (statt AcI)<br />
qui -s = quibus im Dativ <strong>und</strong> Ablativ des Relativpronomens<br />
g) Ablativ auch als locativus <strong>und</strong> separativus ohne Präposition<br />
h) AcI bei monere (ermahnen), orare, exposcere<br />
(statt eines ut-Satzes)<br />
Diese Übersicht der sprachlichen Besonderheiten bei <strong>Tacitus</strong> beinhaltet die<br />
sprachlichen Vorgaben des Kultusministeriums; sie ist aber durch Zusätze erweitert<br />
worden. Die Angaben 1 a) bis e), 2 a) bis c) <strong>und</strong> 3 a) bis f) enstammen<br />
den Vorgaben des niedersächschischen Kultusministeriums für das Abitur 2010,<br />
zweites Semester (http://www.nibis.de/nli1/gohrgs/zentralabitur/zentralabitur_2010/<br />
05latein2010.pdf)
Agric ic icola, ic ola, 1–3<br />
1–3<br />
1, 1, 1 1 Clarorum virorum facta moresque posteris tradere, antiquitus<br />
usitatum , ne nostris quidem temporibus quamquam incuriosa<br />
suorum aetas omisit, quotiens magna aliqua ac nobilis virtus vicit<br />
ac supergressa est vitium parvis magnisque civitatibus commune,<br />
ignorantiam recti et invidiam.<br />
1, 1, 2 2 Sed apud priores ut agere digna memoratu pronum magisque<br />
in aperto erat, ita celeberrimus quisque ingenio ad prodendam virtutis<br />
memoriam sine gratia aut ambitione bonae tantum conscientiae<br />
pretio ducebantur.<br />
1, 1, 3 3 Ac plerique suam ipsi vitam narrare fiduciam potius morum<br />
quam adrogantiam arbitrati sunt, nec id Rutilio et Scauro citra<br />
fidem aut obtrectationi fuit: adeo virtutes isdem temporibus optime<br />
aestimantur, quibus facillime gignuntur.<br />
1, 1 antiquitus (Adv.): von altersher; usitatus, -a, -um: gebräuchlich; quamquam<br />
im selbstständigen Satz: indessen, doch, jedoch; incuriosus, -a, -um (+ Gen.):<br />
sorglos, gleichgültig, nachlässig (mit); aetas, -tatis, f., hier: die jetzige Generation;<br />
omittere, -o, -misi, -missum: aufgeben; supergredi, -ior, -gressus sum: überwinden.<br />
1, 2 digna memoratu: Denkwürdiges; pronus, -a, -um, hier: leicht; ungehindert,<br />
sc.: erat; in aperto esse: freien Spielraum haben; freie Bahn haben (übersetze<br />
unpersönlich mit: man); celeberrimus quisque: gerade die Berühmtesten; gratia,<br />
-ae, f., hier: Parteilichkeit; ambitio, -onis, f.: Ehrgeiz; hier: Liebedienerei; Rücksichtnahme.<br />
1, 3 fiducia, -ae, f., + morum (mos, moris, f.: Sitte): Selbstvertrauen; nec …<br />
fuit, übersetze: <strong>und</strong> dies kostete Rutilius <strong>und</strong> Scaurus nicht ihre Glaubwürdigkeit,<br />
noch brachte es ihnen Missgunst ein; citra, hier: ohne; fides, -ei, f, hier:<br />
Glaubwürdigkeit; obtrectatio, -onis, f.: Missgunst, missgünstiger Tadel; quibus:<br />
Bezug zu temporibus.<br />
19
20<br />
<strong>Tacitus</strong>: Agricola 1–2<br />
1, 1, 4 4 At nunc narraturo mihi vitam defuncti hominis venia opus<br />
fuit, quam non petissem incusaturus: tam saeva et infesta virtutibus<br />
tempora.<br />
2, 2, 1 1 Legimus, cum Aruleno Rustico Paetus Thrasea, Herennio<br />
Senecioni Priscus Helvidius laudati essent, capitale fuisse, neque<br />
in ipsos modo auctores, sed in libros quoque eorum saevitum,<br />
delegato triumviris ministerio, ut monumenta clarissimorum<br />
ingeniorum in comitio ac foro urerentur.<br />
2, 2, 2 2 Scilicet illo igne vocem populi Romani et libertatem senatus<br />
et conscientiam generis humani aboleri arbitrabantur, expulsis<br />
insuper sapientiae professoribus atque omni bona arte in exilium<br />
acta, ne quid usquam honestum occurreret.<br />
2, 2, 3 3 Dedimus profecto grande patientiae documentum; et sicut<br />
vetus aetas vidit, quid ultimum in libertate esset, ita nos, quid in<br />
servitute, adempto per inquisitiones etiam loquendi audiendique<br />
commercio. Memoriam quoque ipsam cum voce perdidissemus,<br />
si tam in nostra potestate esset oblivisci quam tacere.<br />
1, 4 nunc: heutzutage; defungi, -or, -functus sum: völlig fertig werden, davonkommen,<br />
sterben; venia, -ae, f., hier: Entschuldigung; incusaturus = accusaturus;<br />
infestus, -a, -um: feindlich.<br />
2, 1 capitalis, -is, e: den Kopf betreffend, gefährlich, sc.: facinus: Kapitalverbrechen;<br />
delegare, -o, -vi, -tum: übertragen, zuweisen; triumviri, -orum m.: die<br />
Triumvirn (Mitglieder einer Behörde, die den polizeilichen Ordnungsdienst <strong>und</strong><br />
den Strafvollzug ausübte); ministerium, -i, n: Dienst, Aufgabe; comitium, -i, n:<br />
Comitium.<br />
2, 2 libertas, -tatis, f., hier: <strong>Freiheit</strong>ssinn; abolere, -eo, -vi, -tum: vernichten,<br />
beseitigen; occurrere, -o, -curri, -cursum: entgegenlaufen, hier: auftauchen,<br />
erscheinen.<br />
2, 3 grandis, -is, -e: großartig; adimere, -o, -emi, -emptum: wegnehmen,<br />
rauben;inquisitio, -onis, f., hier: ständige Überwachung; commercium, -i, n.:<br />
Handel, Verkehr, Umgang (mit loquendi audiendique: Gedankenaustausch).
<strong>Tacitus</strong>: Agricola 3<br />
3,1 3,1 Nunc demum redit animus; et quamquam primo statim beatissimi<br />
saeculi ortu Nerva Caesar res olim dissociabilis miscuerit,<br />
principatum ac libertatem, augeatque cotidie felicitatem temporum<br />
Nerva Traianus, nec spem modo ac votum securitas publica, sed<br />
ipsius voti fiduciam ac robur adsumpserit, natura tamen infirmitatis<br />
humanae tardiora sunt remedia quam mala; et ut corpora nostra<br />
lente augescunt, cito extinguuntur, sic ingenia studiaque oppresseris<br />
facilius quam revocaveris: subit quippe etiam ipsius inertiae dulcedo,<br />
et invisa primo desidia postremo amatur.<br />
3, 3, 2 2 Quid, si per quindecim annos, grande mortalis aevi spatium,<br />
multi fortuitis casibus, promptissimus quisque saevitia principis<br />
interciderunt, pauci et, ut ita dixerim, non modo aliorum, sed etiam<br />
nostri superstites sumus, exemptis e media vita tot annis, quibus<br />
iuvenes ad senectutem, senes prope ad ipsos exactae aetatis terminos<br />
per silentium venimus?<br />
3, 3, 3 3 Non tamen pigebit vel incondita ac rudi voce memoriam<br />
prioris servitutis ac testimonium praesentium bonorum composuisse.<br />
Hic interim liber honori Agricolae soceri mei destinatus,<br />
professione pietatis aut laudatus erit aut excusatus.<br />
3, 1 animus, -i, m., hier: Lebensmut; dissociabilis, -is, -e: unvereinbar; votum,<br />
-i, n., hier: Versprechen, Wunschbild; adsumere, -o, -sumpsi, -sumptum: hinzunehmen;<br />
tardus, -a, -um: langsam; malum, -i, n.: das Schlechte, das Leiden;<br />
lente (Adv.): langsam; augescere, -o, auxi: zu wachsen anfangen; extinguere,<br />
-o, -tinxi, -tinctum: auslöschen, vernichten; subire, -eo, -ii, -itum, hier: aufrücken,<br />
aufsteigen, emporsteigen; quippe: allerdings; inertia, -ae, f.: Untätigkeit,<br />
Trägheit; dulcedo, -dinis, f.: Süße, Wonne; desidia, -ae, f.: Trägheit, Müßiggang.<br />
3, 2 quid, hier: was bedeutet es; promptus, -a, -um: fertig, bereit, entschlossen,<br />
geneigt; intercidere, -o, -cidi: untergehen, umkommen; superstes, -itis<br />
m./f.: Überlebender; eximere, -o, -emi, -emptum: herausnehmen, wegnehmen.<br />
3, 3 pigere, piget, piguit: es ist verdrießlich, es erregt Widerwillen; vel, hier:<br />
wenn auch; inconditus, -a, -um, hier: formlos, kunstlos; rudis, -is, -e, hier: unbeholfen;<br />
componere, -o, -posui, -positum, hier: in Worte fassen, aufschreiben;<br />
interim: vorerst.<br />
21