Regionen in Nordrhein-Westfalen Band 2 ... - Aschendorff

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26 Ahaus Kreis Borken Äußerlich unverändert: Das Wasserschloss Ahaus, Wahrzeichen des Ortes, wurde nach den schweren Kriegschäden originalgetreu wiederaufgebaut – zumindest äußerlich. Äußerlich gewandelt: Die Hauptkirche St. Mariä Himmelfahrt hat den Krieg überstanden, das neugotische Kirchenschiff war aber brüchig – ab 1963 entstand ein Neubau mit dem Charme eines Beton-Kaufhauses. Geografi sche Lage, Verkehrsanbindung Die Stadt Ahaus liegt im Norden des Kreises Borken. Das Stadtgebiet grenzt im Nordosten an Gronau und Heek, im Südosten an Legden, im Süden an Stadtlohn, im Südwesten an Vreden (alle Kreis Borken). Im Nordwesten grenzt Ahaus an die Niederlande, konkret an Enschede und Haaksbergen in der Region Twente. Das Stadtgebiet ist fl ach, die Höhenunterschiede sind gering – im Südosten an der B 474 liegt mit 70 Metern der höchste Punkt, im Nordwesten an der Ahauser Aa mit 36 Metern der niedrigste. Wichtigstes Gewässer ist die Ahauser Aa, die knapp hinter der Stadtgrenze in Stadtlohn entspringt, durch Ahaus und Alstätte fl ießt und das Stadtgebiet Richtung Haaksbergen verlässt – bei Deventer mündet die Aa als „Buurserbeek“ in die Ijssel. Knapp östlich des Stadtgebietes verläuft in Nord-Süd-Richtung die A 31, im Süden ist die Anschlussstelle Legden, im Norden Heek gut erreichbar. Zwei Bundesstraßen kreuzten bis 2010 in Ahaus: Die B 70 von Rheine über Heek und Ahaus nach Stadtlohn, Borken und Wesel sowie die B 474 von Gronau über Ahaus nach Coesfeld und Dülmen – die B 70 ist zwischen Heek und Oeding nach Westen (über Vreden) verlegt, die B 474 endet heute an der A 31. Auch als Landstraßen bleiben beide Straßen wichtige Verkehrsachsen; weitere Landstraßen führen über Ottenstein nach Vreden und nach Schöppingen. Der Bahnhof Ahaus liegt an der eingleisigen Hauptstrecke von Dortmund über Dülmen und Coesfeld nach Enschede, die im Stundentakt von der Regionalbahn RB 51 bedient wird; die einst nach Burgsteinfurt, Borken und Alstätte führenden Strecken sind stillgelegt und abgebaut. Die Schnellbuslinie S 70 verbindet Ahaus mit Vreden und Münster, der Regionalbus R 76 mit Stadtlohn und Borken, der R 77 mit Heek und Gronau. Der Stadtbus C 87 bildet die Hauptachse zwischen den Ortsteilen Ahaus und Alstätte. Wichtige Daten und Wappen Die Stadt Ahaus besteht in der heutigen Form seit dem 1. Januar 1975, als die Gemeinden Alstätte, Wessum und Ottenstein- Dorf sowie kleine Teile von Heek (Oldenburg) eingemeindet wurden. Zuvor waren am 1. Juli 1969 schon die Gemeinden Ammeln und Wüllen mit Ahaus vereinigt worden. Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 151,24 Quadratkilometern, davon sind 65 Prozent landwirtschaftlich genutzt, 14 Prozent sind Waldfl ächen. Ende 2009 verzeichnete Ahaus 38.759 Einwohner, davon waren 75 Prozent katholisch, 10 Prozent evangelisch, 15 Prozent hatten eine andere oder keine Konfession. Das Wappen ist in vier Felder geteilt, zwei rote und zwei goldene (bzw. gelbe); die goldenen Felder sind mit drei schmalen roten Balken belegt. Das Wappenbild und die Farben lehnen sich an das Wappen der einstigen Edelherren von Ahaus an. Deren seit 1292 belegtes Wappen war in vier rote und goldene Felder geteilt, die Balken wurden offenbar von der Stadt als Unterscheidungsmerkmal eingefügt. Als städtisches Siegel ist dieses Wappenbild bereits seit dem 14. Jahrhundert belegt.

Ahaus Die Hauptkirche St. Mariä Himmelfahrt mit dem ungewöhnlichen, 1966 eingeweihten neuen Kirchenschiff Aus der Ortsgeschichte Im „Haus an der Aa“ (Ahaus) residierte nachweislich seit 1139 eine Adelsfamilie, die das Gebiet um Alstätte, Ammeln, Graes, Wessum und Wüllen kontrollierte. Mit dieser Herrschaft hatte Kaiser Lothar das in Twente ansässige Rittergeschlecht von Diepenheim belehnt. Um 1120 errichtete Bernhard von Diepenheim die Burg Ahaus, 1154 nannte sich sein Sohn Lifhard erstmals „von Ahaus“. Die Ritter von Diepenheim versuchten sich als eigenständige regionale Macht zu etablieren, was den Bischof von Münster veranlasste, die Burgen Ahaus und Diepen heim 1177 in einer günstigen Situation zu zerstören. Zwar wurden beide bald wieder aufgebaut, aber die Orientierung der kleinen Herrschaft Richtung Münster war seither unstrittig. 1241 starb das Geschlecht von Diepenheim aus, die Nachfolge traten die Herren von Horstmar an. Anfang des 14. Jahrhunderts verlieh Johann III. von Ahaus der neben der Burg entstandenen Siedlung das Marktrecht. Erst daraufhin wurde 1333 in Ahaus eine Kirche gebaut – Ausgangspunkte der kirchlichen Entwicklung waren zuvor die schon für 1188 belegten Kirchen in Wessum und Wüllen gewesen. 1389 und 1391 verlieh Ludolf von Ahaus der Marktsiedlung weitere Rechte, sodass sie sich dem Status einer Stadt näherte. 1393 übertrug er, da er ohne Erben war, Ahaus seinem Schwiegersohn Sueder, Herr von Borst und Kappel. Dieser erhob gegenüber dem Bischof Ansprüche auf die Herrschaft Lohn, wurde aber schon bald von den Müns teranern gefangen gesetzt und nur gegen ein hohes Lösegeld freigelassen – die Stadt Ahaus musste zur Aufbringung des Geldes an den Bischof verpfändet werden. Da eine Ablösung der Summe unmöglich erschien, verkaufte Sueder Ahaus 1406 an den Bischof von Münster, zu dessen Herrschaft die 27 Stadt bis 1803 gehören sollte. Bedeutung erlangte Ahaus nun als bischöfl iches Verwaltungszentrum für die Region; das Amt Ahaus erstreckte sich von Alstätte bis zur Lippe. Die Burg wurde bald nach 1406 instand gesetzt und zu einer beliebten Residenz der Bischöfe. Während der münsterischen Stiftsfehde (1450–1458) wurde Ahaus zwölf Wochen lang belagert und musste eine Besetzung des Bischofs von Utrecht akzeptieren. Um 1550 traten die Bürger zum Luthertum über, Ahaus blieb dennoch die bevorzugte Residenz der Bischöfe – erst 1626 konnte der Bischof durchsetzen, dass alle noch verbliebenen Protestanten der Stadt verwiesen wurden. 1633 wurde die Stadt von hessischen Truppen belagert und erobert, die bis 1649 in Ahaus blieben. 1653 veranlasste Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen die Einrichtung einer Manufaktur für Fayence-Keramik, die aber schon 1657 wieder geschlossen wurde. 1688 ließ Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg die Burg abreißen, bis 1690 entstand ein barockes

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Ahaus<br />

Kreis Borken<br />

Äußerlich unverändert: Das Wasserschloss<br />

Ahaus, Wahrzeichen des Ortes, wurde nach<br />

den schweren Kriegschäden orig<strong>in</strong>algetreu<br />

wiederaufgebaut – zum<strong>in</strong>dest äußerlich.<br />

Äußerlich gewandelt: Die Hauptkirche St.<br />

Mariä Himmelfahrt hat den Krieg überstanden,<br />

das neugotische Kirchenschiff war aber<br />

brüchig – ab 1963 entstand e<strong>in</strong> Neubau mit<br />

dem Charme e<strong>in</strong>es Beton-Kaufhauses.<br />

Geografi sche Lage, Verkehrsanb<strong>in</strong>dung<br />

Die Stadt Ahaus liegt im Norden des Kreises<br />

Borken. Das Stadtgebiet grenzt im Nordosten<br />

an Gronau und Heek, im Südosten an<br />

Legden, im Süden an Stadtlohn, im Südwesten<br />

an Vreden (alle Kreis Borken). Im Nordwesten<br />

grenzt Ahaus an die Niederlande,<br />

konkret an Enschede und Haaksbergen <strong>in</strong><br />

der Region Twente. Das Stadtgebiet ist fl ach,<br />

die Höhenunterschiede s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>g – im<br />

Südosten an der B 474 liegt mit 70 Metern<br />

der höchste Punkt, im Nordwesten an der<br />

Ahauser Aa mit 36 Metern der niedrigste.<br />

Wichtigstes Gewässer ist die Ahauser Aa,<br />

die knapp h<strong>in</strong>ter der Stadtgrenze <strong>in</strong> Stadtlohn<br />

entspr<strong>in</strong>gt, durch Ahaus und Alstätte<br />

fl ießt und das Stadtgebiet Richtung Haaksbergen<br />

verlässt – bei Deventer mündet die<br />

Aa als „Buurserbeek“ <strong>in</strong> die Ijssel.<br />

Knapp östlich des Stadtgebietes verläuft<br />

<strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung die A 31, im Süden<br />

ist die Anschlussstelle Legden, im Norden<br />

Heek gut erreichbar. Zwei Bundesstraßen<br />

kreuzten bis 2010 <strong>in</strong> Ahaus: Die B 70 von<br />

Rhe<strong>in</strong>e über Heek und Ahaus nach Stadtlohn,<br />

Borken und Wesel sowie die B 474<br />

von Gronau über Ahaus nach Coesfeld und<br />

Dülmen – die B 70 ist zwischen Heek und<br />

Oed<strong>in</strong>g nach Westen (über Vreden) verlegt,<br />

die B 474 endet heute an der A 31. Auch als<br />

Landstraßen bleiben beide Straßen wichtige<br />

Verkehrsachsen; weitere Landstraßen führen<br />

über Ottenste<strong>in</strong> nach Vreden und nach<br />

Schöpp<strong>in</strong>gen. Der Bahnhof Ahaus liegt an<br />

der e<strong>in</strong>gleisigen Hauptstrecke von Dortmund<br />

über Dülmen und<br />

Coesfeld nach<br />

Enschede, die im<br />

Stundentakt von<br />

der Regionalbahn<br />

RB 51 bedient<br />

wird; die e<strong>in</strong>st<br />

nach Burgste<strong>in</strong>furt,<br />

Borken und Alstätte<br />

führenden Strecken s<strong>in</strong>d<br />

stillgelegt und abgebaut. Die Schnellbusl<strong>in</strong>ie<br />

S 70 verb<strong>in</strong>det Ahaus mit Vreden und Münster,<br />

der Regionalbus R 76 mit Stadtlohn und<br />

Borken, der R 77 mit Heek und Gronau. Der<br />

Stadtbus C 87 bildet die Hauptachse zwischen<br />

den Ortsteilen Ahaus und Alstätte.<br />

Wichtige Daten und Wappen<br />

Die Stadt Ahaus besteht <strong>in</strong> der heutigen<br />

Form seit dem 1. Januar 1975, als die Geme<strong>in</strong>den<br />

Alstätte, Wessum und Ottenste<strong>in</strong>-<br />

Dorf sowie kle<strong>in</strong>e Teile von Heek (Oldenburg)<br />

e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det wurden. Zuvor waren<br />

am 1. Juli 1969 schon die Geme<strong>in</strong>den<br />

Ammeln und Wüllen mit Ahaus vere<strong>in</strong>igt<br />

worden. Das Stadtgebiet umfasst e<strong>in</strong>e Fläche<br />

von 151,24 Quadratkilometern, davon<br />

s<strong>in</strong>d 65 Prozent landwirtschaftlich genutzt,<br />

14 Prozent s<strong>in</strong>d Waldfl ächen. Ende 2009<br />

verzeichnete Ahaus 38.759 E<strong>in</strong>wohner,<br />

davon waren 75 Prozent katholisch, 10 Prozent<br />

evangelisch, 15 Prozent hatten e<strong>in</strong>e<br />

andere oder ke<strong>in</strong>e Konfession.<br />

Das Wappen ist <strong>in</strong> vier Felder geteilt, zwei<br />

rote und zwei goldene (bzw. gelbe); die<br />

goldenen Felder s<strong>in</strong>d mit drei schmalen<br />

roten Balken belegt. Das Wappenbild und<br />

die Farben lehnen sich an das Wappen der<br />

e<strong>in</strong>stigen Edelherren von Ahaus an. Deren<br />

seit 1292 belegtes Wappen war <strong>in</strong> vier rote<br />

und goldene Felder geteilt, die Balken wurden<br />

offenbar von der Stadt als Unterscheidungsmerkmal<br />

e<strong>in</strong>gefügt. Als städtisches<br />

Siegel ist dieses Wappenbild bereits seit<br />

dem 14. Jahrhundert belegt.

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